Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Die Eroberung des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel durch die Schmalkaldischen Bundeshauptleute und die Vertreibung Hg. Heinrichs d. J. im Aug. 1542 hatten eine Situation im Reich geschaffen, die nach Klärung verlangte. Das Fürstentum stand seit Sommer 1542 unter der einstweiligen Verwaltung durch die von Kursachsen und Hessen eingesetzten Statthalter und Räte zu Wolfenbüttel. Im Vorfeld des Reichstags und währenddessen beschäftigten sich mehrere Reichsstände wie Kursachsen, Hessen, Bayern, Württemberg, Straßburg und Frankfurt mit der Frage einer endgültigen Regelung der Verhältnisse im Herzogtum. Die Hgg. von Bayern boten sich als Vermittler zwischen den Schmalkaldenern und Hg. Heinrich in der Causa Braunschweig an1, wobei sich der Ausschuss der Schmalkaldener unter bestimmten Voraussetzungen zu gütlichen Verhandlungen am Reichstag bereit erklärte (Nr. 243). Wie das von 21. Febr. bis 10. März 1543 geführte Ausschussprotokoll (Nr. 244) zeigt, endeten die Verhandlungen ergebnislos, da die kursächsischen und hessischen Räte lediglich die Rückkehr der Kinder Heinrichs unter gewissen Bedingungen akzeptierten, nicht jedoch die von Bayern ins Spiel gebrachte Restitution des Herzogs (Nr. 245). Die Meinungen in dieser Frage waren innerhalb des Schmalkaldischen Bundes keineswegs einhellig, wie das Straßburger (Nr. 246) und Frankfurter Gutachten (Nr. 256) zeigen.

Die Folgen der Eroberung Braunschweigs durch die Schmalkaldener sind Gegenstand mehrerer Supplikationen, die den Reichsständen oder den Schmalkaldenern vorgelegt wurden. Der braunschweigische Kanzler Dr. Stopler versuchte, den König und die Reichsstände, wie schon auf dem Nürnberger Reichstag von 1542, von der Unschuld seines Herrn zu überzeugen und verlangte dessen Restitution (Nr. 247). Bf. Valentin von Tetleben bemühte sich um Restitution der Hildesheimer Stiftsgüter, soweit diese nun in den Händen der Schmalkaldener lagen. Außerdem beklagte er sich über die in der Stadt Hildesheim nach der Eroberung gewaltsam eingeführte Reformation und die Vorenthaltung von geistlichen Einkünften (Nr. 248). Die altgläubigen Reichsstände und Kg. Ferdinand nahmen zur Supplikation Tetlebens Stellung (Nr. 249). Hg. Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Bruder Hg. Heinrichs und Dompropst von Köln und Bremen, fühlte sich durch die Eroberung Braunschweigs um seine erblichen Ansprüche auf das Fürstentum gebracht und drängte sowohl bei den Schmalkaldenern (Nr. 56) als auch bei den Reichsständen (Nr. 257) auf die Einbeziehung seiner Person in alle Verhandlungen über das weitere Schicksal des Landes Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Schmalkaldener machten in ihrer Antwort mit Hinweis auf die nicht beendeten Verhandlungen keine Zusagen, erklärten sich aber bereit, ihre Räte und Statthalter in Wolfenbüttel zur Ausfolgung der geistlichen Gefälle an Hg. Georg anzuhalten (Nr. 252–253).

Als die unter Vermittlung Bayerns stattfindenden Verhandlungen am 10. März 1543 wegen Rückfragen der kursächsisch-hessischen Räte bei den Bundeshauptleuten unterbrochen wurden, schaltete sich Kg. Ferdinand ein. Er schrieb für den 1. April 1543 eine Tagsatzung nach Nürnberg aus, bei der die gütlichen Verhandlungen fortgesetzt werden sollten (Nr. 249). Hg. Heinrich war damit einverstanden und sicherte die Suspension der Kammergerichtsprozesse für die Dauer der Verhandlungen zu (Nr. 251). Ein kgl. Mandat an das Reichskammergericht ordnete die Suspension der Prozesse an (Nr. 254). Als die Tagsatzung beginnen sollte, wandten sich die kursächsischen und hessischen Räte an den König und verweigerten die Teilnahme im Namen ihrer Herren, da das Ausschreiben zu spät erfolgt sei, um vorherige Beratungen der Schmalkaldener zu ermöglichen. Sie ersuchten um Aufschub der Verhandlungen bis zur Ankunft des Kaisers im Reich (Nr. 255). Kg. Ferdinand war damit einverstanden und wies seinen Rat Lorenz von Streitberg an, den Hgg. von Bayern und Hg. Heinrich den Aufschub der Verhandlungen bekannt zu geben. Sollten die gütlichen Verhandlungen unter Leitung des Kaisers scheitern, würde die Angelegenheit wieder dem Reichskammergericht übertragen werden (Nr. 258).

Nr. 243 Vorschlag des Ausschusses der Schmalkaldener für eine Antwort an die württembergischen Räte betr. Unterhandlung in der Causa Braunschweig – Nürnberg, 1543 Febr. 19

Nr. 244 Protokoll der Verhandlungen des Ausschusses der Schmalkaldener mit den bayerischen Unterhändlern über die Causa Braunschweig – Nürnberg, 1543 Febr. 21 bis März 10

Nr. 245 Gutachten des Ausschusses der Schmalkaldener zum Vermittlungsvorschlag der bayerischen Unterhändler vom 1. März 1543 – o.O., o.D. (Nürnberg, 1543 zwischen März 1 und März 10)

Nr. 246 Gutachten der Straßburger Gesandten Jakob Sturm und Michel Han zum Vermittlungsvorschlag der bayerischen Unterhändler vom 1. März 1543 – o.O., o.D. (Nürnberg, 1543 zwischen März 1 und März 10)

Nr. 247 Supplikation des braunschweigischen Kanzlers Dr. Johann Stopler an Kg. Ferdinand und die ksl. Kommissare wegen Restitution Hg. Heinrichs von Braunschweig – verlesen Nürnberg, 1543 Febr. 27/März 3

Nr. 248 Supplikation Bf. Valentin Tetlebens von Hildesheim an Kg. Ferdinand und die ksl. Kommissare – dem König übergeben Nürnberg, 1543 Febr. 25/verlesen im Reichsrat Febr. 27/abgeschrieben Febr. 28/März 1

Nr. 249 Gutachten der katholischen Reichsstände und Stellungnahme Kg. Ferdinands zur Supplikation Bf. Valentin Tetlebens von Hildesheim (Nr. ) – actum Nürnberg, 1543 März 9

Nr. 250 Kg. Ferdinand an Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Lgf. Philipp von Hessen: Suspension der Reichskammergerichtsprozesse und Ausschreiben einer Tagsatzung nach Nürnberg in der Causa Braunschweig – Nürnberg, 1543 März 10

Nr. 251 Antwort Hg. Heinrichs von Braunschweig auf das Ausschreiben Kg. Ferdinands zur Tagsatzung nach Nürnberg am 1. April 1543 (ad Nr. ) – o.O., 1543 März 15

Nr. 252 Antwort der Schmalkaldischen Bundesstände auf die Werbung Dr. Ludwig Falkenbergs (Nr. ), des Gesandten Hg. Georgs von Braunschweig-Wolfenbüttel – actum Nürnberg, 1543 Mitwochen nach Judica (März 14)/verlesen 1543 März 15

Nr. 253 Die Schmalkaldischen Bundesstände an Statthalter und Räte zu Wolfenbüttel betr. die Werbung Dr. Ludwig Falkenbergs (Nr. ) – Nürnberg, 1543 März 14/verlesen 1543 März 15

Nr. 254 Mandat Kg. Ferdinands an das Reichskammergericht wegen Suspension der Reichskammergerichtsprozesse in der Causa Braunschweig – Nürnberg, 1543 März 25

Nr. 255 Antwort der kursächsischen und hessischen Räte auf das Ausschreiben Kg. Ferdinands zu einer Tagsatzung in der Causa Braunschweig (ad Nr. ) – Nürnberg, 1543 April 1

Nr. 256 Gutachten des Frankfurter Rechtsgelehrten Dr. Johann Fichard zur Restitution Hg. Heinrichs von Braunschweig – (Frankfurt), o.D. (nach 1543 März 18)/empfangen Nürnberg, 1543 April 3

Nr. 257 Supplikation Hg. Georgs von Braunschweig-Wolfenbüttel, Dompropst zu Köln und Bremen, an Kg. Ferdinand und die Reichsstände wegen seines erbrechtlichen Anspruchs auf die braunschweigischen Besitzungen – reg. Nürnberg, 1543 April 11

Nr. 258 Instruktion Kg. Ferdinands für eine Werbung Lorenz von Streitbergs bei den Hgg. von Bayern und Hg. Heinrich von Braunschweig wegen des Aufschubs der Verhandlungen in der Causa Braunschweig bis zur Ankunft des Kaisers – o.O., o.D. (Nürnberg, 1543 vor April 23)

Anmerkungen

1
Hg. Wilhelm beauftragte Dr. Leonhard von Eck und seine anderen Räte, in Nürnberg die Vermittlungsverhandlungen zu führen, Wasserburg, 1543 Febr. 11: [...] Zudeme mogen wir auch leiden, dieweil wir uns hievor gegen Sachssen und Hessen angebotten, zwischen inen und unserm vettern, dem von Braunschweigg, und seinen kindern der underhandlung zu beladen, das durch dich und die andern unsere rete solhe handlung, wie dein bedengkhen stet, fur die hand genomen und der sachen ain anfang gemacht. Besorgen gleichwol, es werde bey dem gegentail wenig zu erheben noch außzerichten sein, yedoch kan zum wenigist sovil damit geschafft werden, das man sich ires gemuts dardurch erlernen mag. [...]. In: München HStA, KBÄA 2094, fol. 145r–146v, hier fol. 145v–146r (Ausf.).
1
Ansuchen der württembergischen Räte an die Schmalkaldener um Restitution der Kinder Hg. Heinrichs am 1. und 5. Febr. 1543: siehe das CA-Protokoll Württembergs (Nr. 84b, fol. 6r, fol. 7v–8r und Anm. 7) und das Heilbronner Protokoll zum 5. Febr. (Nr. 88). Hg. Ulrich von Württemberg setzte sich für die Ansprüche der Kinder Hg. Heinrichs auf ihr väterliches Erbe ein. Die Mutter der Kinder war die am 28. Dez. 1541 verstorbene Gemahlin Hg. Heinrichs, Maria von Württemberg (Halbschwester Hg. Ulrichs). Im Zuge der Annäherung zwischen Hg. Ulrich von Württemberg und seinen alten Gegnern, den Hgg. von Bayern, im Januar 1543 (Werbung des bayerischen Kammermeisters Kaspar Perndorfer bei Hg. Ulrich, in: München HStA, KBÄA 3159, fol. 513r–516r) erklärte sich der württembergische Herzog auf Bitten Bayerns bereit, zwischen der bayerischen Position und jener der Schmalkaldener in der Causa Braunschweig zu vermitteln. Siehe dazu: L. F. Heyd, Ulrich, Hg. zu Württemberg, Bd. 3, S. 264–267; M. Lenz, Briefwechsel Lgf. Philipps von Hessen, Teil 3, S. 269f.
2
Bgmm. und Rat von Augsburg bezogen in einem Brief an ihre Gesandten vom 10. Febr. 1543 Stellung zu den württembergischen Vorschlägen: [...] Unsers genedigen herrn Hg. Ulrichs zu Wirtenberg vertragsfurschlag mit Hg. Heinrichs von Brunschweig kyndern belangend, bedunckht uns etwas weit vom ziel sein, den kyndern das land so zeitlich und bald wider einzeraumen uß viel beweglichen ursachen. Aber ye eh ain vertrag und frieden in dieser sach gemacht, ye besser es were, sonderlich wan man gewieß sein mocht, wie es mit dem vatter, als Hg. Hainrichen selber, beschehn sollt. Es gescheeh, daß man ime ain jerliche provision, usserhalb land ze pleiben, gebe oder in ander weg vergnugte. Daruff wer ze handlen. Wir hielten auch fur gut, ob sich ain bericht und vertrag des lands halb sollt zutragen, das derselb nit allain uff des von Wirttenberg underhandlung, sonder ye mehr stende – als die kgl. Mt., ksl. orator, die Ff. von Bairn etc. – sich darein schlugen, ye fürstendiger es sein möcht, vertrag ze machen. Dann wa Hg. Heinrichs aigne freund und goner zum vertrag helfen, wurd er, Hg. Heinrich, destweniger darwider ze handlen oder ichzit thetlichs furzenemen platz und fug haben. Darneben söllt ir bei andern erbern stetten der verain handlen und treulich fürbringen, was den erbarn stetten an fried und rue gelegen. Darumb möcht mit den kindern ain vertrag ze treffen sein uff mittl, das ine mit der zeit das land wider wurd. Item dem alten hertzogen järlich ain geldt zu underhaltung ze geben. Item daß evangelium im land ze predigen und dasselb in der verstentnus ze lassen. Item daß Goßlar und Brunschwig wol fursehen und irer spen verglichen werden. Item daß Hg. Heinrich personlich nit wider in das land kumme etc. Darnach wisst ir euch in eur stim von unsern wegen in raten ze richten. [...] In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Konz.)
3
Siehe den Abschied des Schmalkaldischen Bundestages zu Braunschweig, der sich mit der Verwaltung des von den Schmalkaldenern eroberten Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel beschäftigte, 1542 dinstags nach Nativitatis Marie (Sept. 12), in: Straßburg AM, AA 500, fol. 3r–35v (Kop.).
4
Gemeint sind die Gesandten der Schmalkaldischen Bundesstände.
5
Bergbaustadt und -region im Oberharz südlich von Goslar.
1
Die Teilnehmer an den Verhandlungen in der Causa Braunschweig sind in Überlieferung C in einem marg. AV (fol. 16r) aufgelistet: Baierische rathe: Dr. Eckhe, Dr. Stockhammer, Dr. Selde. Der protestierenden ausschuß: M[ag.] Frantz Burchart, sechsisch; Rudolf Schenck, hessisch; Jacob Sturm [Stadt Straßburg] und Dietrich Preuß, braunschwygischer secretari [Stadt Braunschweig]. Lgf. Philipp gab den hessischen Räten eine summarische Instruktion nach Nürnberg mit, falls es zu Verhandlungen in der Causar Braunschweig kommen sollte, o.O., o.D. (Fürstenberg, 1542 Dez. 6), in: Marburg StA, PA 650, fol. 17r–18a. Auch in seiner Hauptinstruktion für den Schmalkaldischen Bundestag in Schweinfurt bzw. für den RT in Nürnberg behandelte Lgf. Philipp das Thema Braunschweig ausführlich: Nr. 57a, Punkt 3. Bereits auf dem Nürnberger RT 1542 stand fest, dass die Hgg. von Bayern bzw. ihre Räte die Vermittlungsfunktion in etwaigen Verhandlungen übernehmen würden: RTA JR Bd. XIII, Nr. 138, S. 723f.
2
Dr. Leonhard von Eck berichtete am 20. Febr. 1543 an Hg. Wilhelm über den Beginn der Verhandlungen: [...] An heut solle die praunschweyckisch handlung angefangen werden, darinen wir khainen vleys sparen wollen, auf das wenigist das landt auß diser leut handen zu prengen. Und ist dannoch allerley gute hoffnung, etwas zu verrichten und zu erlangen, und sonderlich diewyl die widerparthey genugsamlich bericht werden soll, das sich ire handlung in den rechten auf den angenomen landt- und gemeynen friden, auch wider ksl. Mt. als den lehnshern nit verantworten oder bestendig sein mag. So sein die stete zum theyl auch nit willig, ir vermugen darzusezten. Allein muessen eur Gn. und derselben pruder, mein gnediger herr Hg. Ludwig, bedacht sein, Hg. Heinrichen mit guten persuasionen dahin zu bringen, das sich sein fstl. Gn. auch nach gelegenheyt der zeyt in die sachen schicken wolle. [...]. In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 180r–181v, hier fol. 180r (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
3
Die Verhandlungen der Schmalkaldener mit den bayerischen Räten in der Causa Braunschweig standen in engem Zusammenhang mit den parallel zu den RT-Verhandlungen geführten „geheimen“ Gesprächen Dr. Ecks mit Kursachsen und Hessen zur Errichtung eines Bündnisvertrags: siehe Kap. XI Varia, Nr. 306. Die bayerischen Herzöge waren in der Frage des Vorgehens gegenüber dem aus Wolfenbüttel geflüchteten Hg. Heinrich uneins. Während Hg. Ludwig, beeinflusst von seinem Rat Dr. Johann Weissenfelder, den katholischen Fürsten aus dem Norden unterstützte und ihn in Landshut aufnahm, lehnten Hg. Wilhelm und sein die bayerische Politik dominierender Rat Dr. Leonhard von Eck eine Unterstützung Heinrichs bei der Rückgewinnung von Braunschweig-Wolfenbüttel ab. Im Interesse eines Bündnisses mit Kursachsen und Hessen war Eck bestrebt, Konfliktpunkte in Zusammenhang mit der Causa Braunschweig zu vermeiden. Eine Ausweitung der Auseinandersetzung um Braunschweig bedeutete in seinen Augen eine Gefährdung des inneren Friedens und das größte Hindernis für einen wirksamen Widerstand gegen die türkische Bedrohung. Zu den Verhandlungen zwischen Bayern und den kursächsisch-hessischen Verbündeten in Nürnberg, zur dominierenden Rolle Ecks in der bayerischen Politik und zu seiner zwiespältigen Haltung gegenüber Hg. Heinrich von Braunschweig siehe: M. Lenz, Briefwechsel Lgf. Philipps von Hessen, Teil 3, S. 235f. (Dr. Gereon Sailer an Lgf. Philipp, 1542 Dez. 29), S. 241–245; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 233–235, S. 245–248, S. 252f.; E. Metzger, Leonhard von Eck, S. 270–275.
4
Die Position Kursachsens und Hessens in der Causa Braunschweig erhellt u.a. aus ihren jeweiligen Instruktionen (Kursachsen Nr. 47c, passim, und Hessen Nr. 57a, Punkt 3), ferner aus einem Schreiben Lgf. Philipps an Georg von Carlowitz, 1542 Dez. 15, gedr. bei: E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 413, S. 516f., sowie aus einem Schreiben Kf. Johann Friedrichs an die Räte in Nürnberg, Altenburg, 1543 Jan. 19, in: Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 421–434, Nr. 154/3, fol. 49r–66v, bes. fol. 49r–51v. Zur Haltung Kf. Johann Friedrichs bzw. Lgf. Philipps gegenüber Hg. Heinrich d. J. siehe auch: G. Mentz, Johann Friedrich, Teil 2, S. 335f., S. 361–364; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 242–245. Der braunschweigische Feldzug und die sich daraus ergebende Frage, wie in dem eroberten Fürstentum weiter vorzugehen sei, barg erhebliches Konfliktpotential innerhalb des Schmalkaldischen Bundes: siehe G. Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 237–246. So differierte etwa die Haltung der Stadt Straßburg in der Causa Braunschweig eindeutig von jener Kursachsens und Hessens, wie aus dem Straßburger Gutachten von März 1543 hervorgeht (Nr. 246).
a
Aus A, in BCD: die verordneten des grossen ausschuss [der Schmalkaldener].
5
Vertragsentwurf für ein kursächsich-hessisch-bayerisches Bündnis, gedr. bei M. Lenz, Briefwechsel Lgf. Philipps von Hessen, Teil 3, S. 245f., Dieser Entwurf wurde von Eck in Nürnberg ausgearbeitet.
6
Am 28. Febr. 1543 berichtete Dr. Eck aus Nürnberg an Hg. Wilhelm von Bayern über die Verhandlungen mit Kursachsen und Hessen in Bezug auf eine zukünftige Lösung für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel: [...] Die praunschweygisch handlung und bericht will nit vonstat geen; sten allain darauf, das den kindern das landt gegeben. [...] muessen und wollen uf andere mittl underdessem trachten, das die protestierenden das land von inen in ksl. Mt. hende stellen. Mocht das beschehen und das ir Mt. in einem jar den nechsten zwischen allen theyln guetliche handlung furnemen oder rechtlichen erkhenen solt oder das pede theyl yeder einen oder zwei fursten furschlagen und denselben das landt einantworten und sich entlichs entschids von denselben gewarten sollen. Vermeynen im ernsten, das Hg. Heinrich dahin zu bewegen sei, sich des lands zu verzyhen in ewig zeyt und ain pension zu nemen so wurde die sachen wol gericht. [...]. In. München HStA, KBÄA 2094, fol. 149r–151v, hier fol. 149r (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
b
–bMarg. hinzugefügt. 
7
Zu den folgenden Vorschlägen Ecks siehe: E. Metzger, Leonhard von Eck, S. 275; J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 253.
8
Christoph von Carlowitz betrachtete in einem nicht datierten Schreiben an Hg. Moritz (Ende Febr./Anfang März 1543) die Chancen für einen Erfolg der bayerischen Vermittlungsaktion bei den Schmalkaldenern als äußerst gering: [...] Die ausgegebne uneinikeit der zweier bruder von Baiern des von Brunswig halben sol nur zum schein von etlichen also ausgebreitet werden. Und es stehen Hg. Wilhelms gesanten, als Eck, Stockheimer und Seld, alle drey doctores, itzo alhier in gutlicher handlung zwischen den einigungsverwanten und gemeltem von Brunswig. Mich sehet es aber nit dafur an, das es des einen teils ernst sey, die sache durch diese underhendler vertragen zu lassen, sonder solche underhandlung wirt villeicht von inen darumb eingeraumbt, das sie sich gegen die kgl. Mt. und ksl. commissarien weiterer verhor und handlung, dazu sich sunst ire Mt. und sie erbotten, mit desto besserm schein ze schutzen vermeinen. [...]. In: Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/5, fol. 61rv (
9
Das Datum dieser letzten Antwort des Ausschusses der Schmalkaldener an die bayerischen Unterhändler ergibt sich aus einem eighd. AV von Dr. Hieronymus zum Lamb (Überlieferung B, fol. 159r): 10. Martij ist uff obgemelten abschiedt den bayerischen rhetten antwurt gegeben worden, wie die in beiligender schrift, Nr. 28gemerckt, zu end angehenckt. Uff welche antwurt die bayerischen rhet sich vernemen lassen, sie weren der zufriden, wolten die an ire herren gelangen lassen und ferner handlung gewertig sein, sich auch versehen, disse stende wurden sich in die sachen dermassen schicken, daß man möchte spuren, daß sie zu ruhe, fried und einigkheit lust etc.
10
Die Schmalkaldischen Bundesstände, vor allem auch die Städte, berieten eifrig, welche Lösung für das eroberte Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel anzustreben sei. Beobachtungen dazu finden sich in einem Bericht der Augsburger Gesandten Jörg von Stetten und Sebastian Seitz an Bgmm. und Rat von Augsburg vom 6. März 1543: [...] Darbey ist es zu disem mal bliben und unsers kleinfuegigen verstands ist diser punct seer hochwichtig mit grossem ernst und vleyß zu bedencken, was gemeynen stenden zu thuen oder nit. Dann einmal das landt in die harr [= auf die Dauer] zu erhalten, das wurdt mit grosser mue, arbeit, kosten, gefar und sorgen muessen geschehen. Am andern, so haben die stendt, bevorab die stett, desselben khain nutz, auch unsers erachtens und sovil wir bißher noch in der sachen befunden, alledieweyl man das land in sorgen und verwarung halten mues, ist sich kheines uberschuß zu versehen. Am dritten ist zue zweiveln, ob man auch befuegt sein werdt, der ksl. Mt. und des Reichs lehen, on ir wort und wissen und vorgeendt recht mit der gethat eingenommen, in die leng also dasselb dem lehenherren und lehenserben vorzuhalten, auf den val, wa dise stendt mit iren spruch und forderungen, dieweyl auch nun Hg. Heinrich aus dem land ist, sollten an das ordenlich recht gewisen werden. Am vierten, ob und so sondere stendt weren, denen aus ainer oder den andern ursachen aller vertrag entlegen, sonder vil lieber die sachen also anhangen und unverricht sehen wolten, was dennocht den erbarn stetten hierinn zu bedencken, zu thuen oder zu lassen sein wolt, auf den fallen, da Goßlar und Braunschweick der beschwarden, darumb sich diser krieg erhebt, erledigt, diß kriegskosten versicherung und der sachen halben alles auf erbare und leidenliche mittel gebracht werden möchten. Und wann sollichs alles abgeschlagen und nit angenommen werden wollt, ob es nit allerlei unglimpf, nachred und gedencken diser stendt halben geperen mocht, bevorab der stett halben, so es an der pillicheit zu fridlicher hinlegung diser sachen an disen stenden erwunden haben sollt. Wir wissen auch euer Ft. nit zu bergen, das die wirtenbergischen, so sich hievor vernemmen lassen, ain mittel zu finden, das land den sonen einzureumen und sy in die verstandtnus zu nemmen etc., auch davon gefallen und jetzo sagen, das nit anderst dann mit Hg. Heinrichs person selber zu handlen sein woll, also das wir darfur halten, das sider gehaltenem tag der fursten zu Dillingen diß alles erst in das werck gebracht. Was nun des braunschweickischen vertrags und des angesetzten tag halben [1543 April 1] bey den einigungsstenden ferrers gehandlet und beschlossen wurdt, das bleibt euer Ft. unverhalten. Diß haben wir furgeschriben, euer Ft. sich desto zeitlicher und statlichen haben daruber zu bedencken. [...]In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, (Ausf.).
1
Am 1. März erfolgte der letzte Vorschlag der bayerischen Unterhändler zur Regelung der Verhältnisse in Braunschweig-Wolfenbüttel: siehe Nr. 244zum 1. März, fol. 213r–215v. Eine Antwort auf den bayerischen Vorschlag, die auf Rückfragen und Verzögerung hinauslief, wurde vom Ausschuss der Schmalkaldener auf Basis des hier abgedruckten Gutachtens (Nr. 245) beraten und den bayerischen Räten am 10. März 1543 mitgeteilt (Nr. 244, fol. 217rv).
a
–aIn BCD: maximis.
b
In BCD: seidther.
2
Die Stadt Goslar führte seit Sommer 1539 mit Unterstützung des Lgf. von Hessen einen Prozess gegen Hg. Heinrich d. J. in der Causa Dellinghausen, dem RT-Gesandten Goslars in Augsburg 1530. Er war auf der Heimreise von Augsburg im Auftrag Hg. Heinrichs gefangen genommen und in der Gefangenschaft ermordet worden. Dr. Friedrich Reifsteck und der hessische Rat Dr. Johann Fischer vertraten die Interessen Goslars in diesem Prozeß am RKG. In Folge der Goslarer Klage erhielt Hg. Heinrich Ende 1539 ein Purgationsmandat des RKG, dem er nicht nachkam. Am 25. Okt. 1540 wurde Goslar vom RKG in die Acht erklärt; diese wurde jedoch – ebenso wie die Acht gegen Minden – vom Kaiser am 28. Jan. 1541 in Regensburg suspendiert und diese Suspension am 28. Juli 1541 vorläufig verlängert. Zur Causa Dellinghausen und ihren Folgen am RKG siehe: G. Blume, Goslar und der Schmalkaldische Bund, S. 17f und S. 60–75; O. Heinemann, Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 2, S. 346. Zum Stellenwert der Auseinandersetzung zwischen Hg. Heinrich von Braunschweig und den Städten Goslar und Braunschweig für den Schmalkaldischen Bund siehe: G. Haug-Moritz, Der Schmalkaldische Bund, S. 200–202; G. Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 179–181, S. 199–236; F. Petri, Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel, S. 143–147; S. Ißleib, Philipp von Hessen, Heinrich von Braunschweig und Moritz von Sachsen, S. 1–6.
3
Zu der mit publizistischen Mitteln (Flugschriften) ausgetragenen Fehde der Kontrahenten, welche dem braunschweigischen Feldzug voranging und ihn begleitete, siehe: G. Blume, Goslar und der Schmalkaldische Bund, S. 69–71; G. Haug-Moritz, Der Wolfenbütteler Krieg des Schmalkaldischen Bundes, passim; O. Heinemann, Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 2, S. 353–358.
4
Es handelt sich um die sogenannte „Schmalkaldische oder braunschweigische Aktenbeute“, welche den Eroberern Einsicht in die geheimsten Pläne des braunschweigischen Herzogs bot und die Intrigen zahlreicher Fürsten, Diplomaten und Politiker (z.B. Hgg. von Bayern, bayerischer Rat Dr. Johann Weissenfelder, Nicolas de Granvelle, Matthias Held) aufdeckte und sie moralisch kompromittierte. Siehe: J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 245f. Dr. Leonhard von Eck war empört, als er nach seiner Ankunft in Nürnberg erfuhr, welche brisanten Informationen den Schmalkaldenern in die Hände gefallen waren. So schrieb er am 24. Jan. 1543 an Hg. Wilhelm von Bayern: [...] In summa alle oder die meysten anschleg und handlungen, so wider sy [= die Schmalkaldener] gehandelt worden sein, haben sy durch Wyssenfelders und Dr. Helden schriften in iren henden. Und ist thorlich gehandlet, dergestalt zu sehen, und das er solch schriften nit abgethan oder in seinem abziehen zerrissen hat. [...] In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 174r–175v, hier fol. 175r (Ausf. v.d.Hd. Ecks). Am 28. Jan. 1543 ereiferte sich Dr. Eck nochmals gegenüber Hg. Wilhelm: [...] Was ye in dieser pundtnus [= Nürnberger Katholischer Bund] gehandlet und gerathschlagt worden, ist in dieser leut hende, und sonderlich hat sich Hg. Heinrich pei dem kayser angepotten, das ime der kayser gelt furstrecke, welle er den churfursten [von Sachsen] verjagen. [...]. In: München HStA, KBÄA 2030, fol. 172r–173v, hier fol. 172r (Ausf. v.d.Hd. Ecks).
5
Bgmm. und Rat von Augsburg bezogen am 8. März 1543 in ihrem Schreiben an Jörg von Stetten, Sebastian Seitz und Dr. Claudius Pius Peutinger Stellung zum bayerischen Vorschlag vom 1. März und wiederholten ihre Aufforderung an die Gesandten, sich nicht von den anderen Schmalkaldischen Bundesverwandten abzusondern: [...] Der bairischen und wirtenbergischen furschlege, uff Hg. Heinrichs von Brunschwig aigner person einkumens in das land gestellt, haben wir uns nit versehen, dann wir hievor anders darvon gehört, darumb es auch die sachsischen und hessischen räte befrembden mag. Will uns die vertragshandlung fast fur weitleuffig ansehen. Und ob sich gleich die sach bis uff Quasimodogeniti [1543 April 1] zu der kgl. Mt. selbs underhandlung verzeucht, so synd doch die mittel der vergleichung also geschaffen, das sich der fursten halb schwerlich aines ußtrags zu verhoffen, ob es gleich den stetten not und gut, wie es dann gewießlich were, daß die sach iren ußtrag het. Gott gebe, er keme in das land oder plieb drussen, einmal wollten wir gern einen vertrag sehen, doch mit ainhellikait oder mit dem mehrer unsers tails willen, darvon wir uns nit sondern werden. Und mysen die erbern stet diser bintnus selb, auch ir und gemeiner stent notorft bedencken, aber keynswegs von andren sondern[letzter Satz v.a.Hd.]. [...] In: Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Konz.).
1
Die Straßburger Gesandten kamen zu einer vom Ausschuss der Schmalkaldener abweichenden Meinung, wie den bayerischen Vermittlern in Bezug auf die Restitution Hg. Heinrichs zu antworten sei. Zur Datierung des Gutachtens siehe Nr. 245, Anm. 1. Ähnlich wie die Straßburger Räte argumentierte der Frankfurter Stadtadvokat Dr. Johann Fichard in seinem Gutachten (Nr. 256). Die RT-Gesandten Frankfurts wiesen in ihrem Schreiben an Bgm. und Rat vom 18. März 1543 (in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol., Ausf.) deutlich auf die Unterschiede zwischen der kursächsisch-hessischen Argumentation (Nr. 245) und jener der oberländischen Städte (z.B. Straßburgs: Nr. 246) hin.
2
Dieses Argument findet sich im Gutachten der Schmalkaldener (Nr. 244). Nach der Eroberung von Braunschweig-Wolfenbüttel hatten Kursachsen und Hessen sofort mit der Einführung der Reformation im Herzogtum begonnen. Siehe dazu: E. Wolgast, Die Einführung der Reformation, S. 163–171.
1
Am 27. Febr. 1543 wurde die Supplikation Stoplers vor den katholischen Reichsständen verlesen, am 3. März 1543 erfolgte die nochmalige Verlesung des Aktenstücks zum Zweck der Abschrift durch alle Reichsstände. Siehe das Würzburger Protokoll zum 27. Febr. und zum 3. März 1543 (Nr. 81, fol. 10r, fol. 11r).
2
Zum Flugschriftenkrieg zwischen Hg. Heinrich und den Bundeshauptleuten des Schmalkaldischen Bundes siehe Nr. 245, Anm. 3.
3
Nürnberger Bund, am 10. Juni 1538 als Bündnis katholischer Stände im Gegensatz zum protestantischen Schmalkaldischen Bund gegründet. Siehe dazu: J. Lauchs, Bayern und die deutschen Protestanten, S. 104–156, S. 232–235; , Die Bundespläne Kaiser Karls V., S. 69f.
4
Suspendierung der Acht gegen Goslar und Minden durch Karl V. auf dem Regensburger RT 1541.
a
–aIn DE: ein jeglichem.
1
Da Valentin von Tetleben auf seine den Schmalkaldischen Bundesständen am 27. Jan. 1543 übergebene Supplikation (siehe unten Anm. 5) keine Antwort erhielt, wandte er sich mit dem hier abgedruckten Ansuchen am 25. Febr. an Kg. Ferdinand und die ksl. Kommissare, welche die Supplikation am 27. Febr. vor den katholischen Ständen im Reichsrat verlesen ließen. Am 28. Febr. und am 1. März kam es zur Abschrift des umfangreichen Aktenstücks durch die Reichsstände.
2
Zum Werdegang Dr. Valentins von Tetleben (Bf. von Hildesheim 1538–1551), zu seinen Bemühungen um die Restitution der in der Stiftsfehde von 1519–1523 verloren gegangenen Stiftsgüter und zu seinem beharrlichen Kampf gegen die Einführung der Reformation in den von ihm beanspruchten Gebieten siehe: H. Grundmann, Valentin von Tetleben, Einleitung S. 9–51; E. Wolgast, Hochstift und Reformation, S. 125f.; E. Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches, S. 690–692 (Beitrag von H. G. Aschoff ).
3
Kgl. Kommission an Kf Albrecht von Mainz und Kf. Ludwig von der Pfalz für eine gütliche Vermittlung zwischen dem Bf. von Hildesheim und den Hgg. von Braunschweig, Speyer, 1542 März 31, in: Hannover NLA, Hild. Br. 1, Nr. 79, fol. 600r–601r (Kop.).
4
Päpstl. Urteil von 1540 Aug. 27, durch welches dem Bf. von Hildesheim die von den Hgg. von Braunschweig zu Unrecht entfremdeten Besitzungen zugesprochen wurden.
5
Auf Grund der Eroberung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel im Sommer 1542 durch die Schmalkaldener war für Bf. Tetleben eine neue Situation entstanden. Das entfremdete Hildesheimer Stiftsgut hatte seinen Besitzer gewechselt und Tetlebens Widersacher im Kampf um die Restitution der Stiftsgüter waren nun nicht mehr die Hgg. von Braunschweig, sondern die Bundeshauptleute des Schmalkaldischen Bundes. Deshalb trug Tetleben den versammelten Schmalkaldischen Bundesständen am 27. Jan. 1543 – also noch vor Eröffnung des RT – seine Supplikation persönlich vor, erhielt aber keine Antwort. Siehe dazu das Esslinger Protokoll (Nr. 85, fol. 5v) und das CA-Protokoll Lambs vom 27. Jan. (Nr. 86c, fol. 214rv). Die kursächsischen Gesandten berichteten darüber am 30. Jan. 1543 an Kf. Johann Friedrich: [...] So hat auch der Bf. von Hildesheim bei diesen stenden umb verhör angesucht und ein antzeig gethann, die darnach auch schriftlich ubergeben und wir eurn kfl. Gn. davon copeien ubersenden wollen. Darauf ime die antwort gegeben, mann wolle die ubergeben schriften ubersehen und sich gegen ime mit antwort vernehmen lassen. Und ist volgends durch die stende beratschlagt, einen ausschus zu machen, di davon reden sollen, was beide[n], den pommerischen rethen und dem bischoff, zu antwort gegeben solt werden. [...]. In: Weimar HStA, EGA, Reg. E 150, fol. 203r–210v, hier fol. 205v (Ausf.).
6
Zur Einführung der Reformation in der Stadt Hildesheim Ende Aug. 1542 nach dem Eroberungszug der Schmalkaldener und zu den sich daraus ergebenden Folgen für Bf. Valentin von Hildesheim siehe A. Sprenger-Ruppenthal, Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, Bd. 7, II. Hälfte, 2. Halbbd.:1. Teil, S. 801–812. Bf. Valentin Tetleben traf im Oktober 1542 nach längerer Abwesenheit wieder in Hildesheim ein, in der Hoffnung, die Reformation rückgängig machen zu können. Er sprach der landsässigen Stadt die Berechtigung zur eigenmächtigen Neuordnung ihres Kirchenwesens ab, doch alle Verhandlungen mit der Stadtverwaltung schlugen fehl und die Sicherheit des Bischofs wurde durch Aufläufe bewaffneter Bürger gefährdet. Deshalb verließ Tetleben am 10. Nov. 1542 seine Hildesheimer Residenz und erhob Klage gegen die Stadt am RKG. Dieses erließ am 19. Dez. 1542 ein Mandat an den Rat mit der Forderung nach Wiederherstellung des katholischen Kultus und Schonung der Stifte und Klöster. Die Stadt war jedoch nicht bereit, sich dem Mandat des RKG zu fügen und entsandte Abgeordnete zum RT nach Nürnberg (siehe die Kredenz für die Hildesheimer Gesandten Nr. 74), um den Schmalkaldenern einen Gegenbericht auf die von Tetleben vorgebrachten Anschuldigungen zu übergeben und sie um Schutz vor beschwerlichen Mandaten des RKG zu bitten. Diverse Schreiben von Bgm. und Rat von Hildesheim (dat. Hildesheim 1543 März 13, April 1, April 14) an die kursächsischen Räte bzw. an die Schmalkaldener, in: Hildesheim StadtA, Bestand 50, Bd. 75, fol. 376v–393v.
7
Diese Darstellung der Entwicklung in Hildesheim entspricht der Sicht Tetlebens, der den erzwungenen Übertritt der Stadt zur Reformation unterstreicht. Zu der durch die Eroberer eingeführten Reformation in Braunschweig-Wolfenbüttel, das damals über eine intakte altkirchliche Struktur verfügte und nach dem Ende der fünfjährigen Besatzung durch Kursachsen und Hessen von Hg. Heinrich wieder rekatholisiert wurde, siehe: E. Wolgast, Die Einführung der Refomation, S. 163–171.
8
Das folgende kurze Ansuchen folgt in allen Überlieferungen in Form eines PS auf die Hauptsupplikation. Es betrifft die von Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg in der Hildesheimer Stiftsfehde okkupierten Güter, um deren Restitution Tetleben ebenfalls kämpfte. Die nach dem Tod Hg. Erichs I. von 1540 bis 1546 als Witwe und Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich II. regierende Hgn. Elisabeth von Brandenburg (Schwester Kf. Joachims II.) war entschlossen, die Reformation im Fürstentum einzuführen, stieß dabei jedoch auf den Widerstand ihres mächtigen Nachbarn Hg. Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel und des territorialen Adels. Zur Reformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen und zur Vormundschaftsregierung Hgn. Elisabeths siehe: E. Wolgast, Die Einführung der Reformation, S. 154–163.
1
Das Ausschreiben erging in abgeänderter Form auch an Hg. Heinrich von Braunschweig.
2
Am Sonntag Quasimodogeniti sollten die Gesandten in Nürnberg ankommen, um am Montag Quasimodogeniti mit den Beratungen zu beginnen. Siehe auch das Mandat Kg. Ferdinands an das RKG von 1543 März 25 (Nr. 254).
1
Laut dem CA-Protokoll Lambs trug Falkenberg den Schmalkaldenern das Ansuchen Hg. Georgs am 3. März 1543 vor (Nr. 86c, fol. 230v) und erhielt von ihnen am 15. März 1543 Antwort (Nr. 86c, fol. 234v). Zur Instruktion Falkenbergs für seine Werbung bei den Schmalkaldenern siehe Nr. 56b und Nr. 56c.
2
Zu den Reichsständen, die an den Verhandlungen über Braunschweig teilnahmen, siehe Nr. 244, Anm. 1.
3
Die Schmalkaldener verwiesen Hg. Georg nicht nur an die Räte in Wolfenbüttel, sondern sie forderten die Räte ihrerseits dazu auf, dem Anliegen Hg. Georgs von Braunschweig nachzukommen (Nr. 253).
1
Erwähnt im CA-Protokoll Lambs zum 15. März 1543 (Nr. 86c, fol. 234v).
2
Zu den drei Kollegiatstiften siehe Nr. 56c, Anm. 5 bis 7.
1
Zu den Erörterungen zwischen Kf. Johann Friedrich und Lgf. Philipp über die Formulierung der Antwort an den König siehe: G. Mentz, Johann Friedrich der Grossmütige, Teil 2, S. 364.
2
Siehe die bayerischen Vorschläge vom 23. und 27. Febr. und vom 1. März im Verhandlungsprotokoll (Nr. 244).
3
Kursachsen und Hessen fürchteten, dass die Hgg. von Bayern dem Braunschweiger Herzog zur Wiedergewinnung seines Fürstentums verhelfen könnten. Sie misstrauten Dr. Eck, da er entgegen vorheriger Abmachungen die Person Hg. Heinrichs bei den Verhandlungen ins Spiel brachte: [...] Nu het es, wie er [= Eck] selbst erachten kunte, bei uns ein seltzames ansehen, das seine hern uffgenommen [= auf sich genommen], zwuschen des von Braunschwigs kindern, uns und unsern verwanten gutlich zu handeln, aber hernachmals hetten ire Ll. solche handlung fallen lassen, dieweil wier uns beschwert, dieselbe mit des von Braunschwig selbst person pflegen zu lassen. Und wiewol wier uns zu gedachten unsern vettern [= Hgg. von Bayern], seinen hern, und irer personen halben nit versehgen, das der von Braunschweig solche practicken aus irer Ll. landen triebe, so hetten wier dannoch nit unterlassen mugen, ime, Dr. Eck, solchs antzuzeigen und seinen bericht dorumb zu horen lassen. Dann solt es die meynung und der von Braunschweig zu solchen practicken bei im auch furderung haben, so wurden wier unser und unser mitverwanten bestes dargegen auch betrachten mussen. [...]. Zitiert aus einem Schreiben Kf. Johann Friedrichs von Sachsen und Lgf. Philipps von Hessen an ihre Räte in Nürnberg, o.O., 1543 (Montag nach Quasimodogeniti (April 3), in: Weimar HStA, EGA, Reg E 150, fol. 371r–372v (Ausf.).
4
Mandat Karls V. an den ksl. Kommissar Christoph von Seiseneck, in Goslar und Braunschweig die steitenden Parteien zu verhören, 1541 April 12. Siehe dazu: G. Blume, Goslar und der Schmalkaldische Bund, S. 90f.
1
Johann von Fichard (1512–1581): 1531 Promotion zum Dr. utriusque iuris, 1531–1533 Advokat und Prokurator am RKG, 1533–1536 und 1538 Syndikus der Stadt Frankfurt, 1536 bis 1538 Aufenthalt in Italien (Arbeit in der Kanzlei Karls V.), juristischer Ratgeber von Fürsten und Städten in ganz Deutschland. Siehe: R. von Stintzing, Johann von Fichard, in: ADB 6 (1877), S. 757–759; H. F. Friederichs, Johann von Fichard, in: NDB 5 (1961), S. 120f.; H. O. Schembs, Johann von Fichard, in: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe); R. Jung, Biographischer Abriss über Dr. Johann Fichard, in: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, 3. Folge, 2. Bd. (1889), S. 209–259 (bzw. Elektronische Edition Speer 2016).
2
Das nicht datierte Gutachten ist als Reaktion auf einen Bericht der Frankfurter Räte aus Nürnberg vom 18. März 1543 (in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 962, unfol., Ausf.) entstanden, in welchem die Gesandten auf die unterschiedliche Position der kursächsisch-hessischen Räte und der oberländischen Städte zur Restitution Hg. Heinrichs hinwiesen. Die Verhandlungen in der Causa Braunschweig waren damals wegen der bayerischen Forderung nach Restitution Hg. Heinrichs ins Stocken geraten und die Schmalkaldener mussten sich über die im weiteren einzuschlagende Verhandlungstaktik einigen. Bgm. und Rat von Frankfurt legten das Gutachten Fichards ihrem Schreiben vom 29. März 1543 bei (in: Frankfurt ISG, Reichssachen II 963, unfol., Ausf.); dieses Schreiben samt Gutachten erhielten die Frankfurter Gesandten in Nürnberg laut einem AV Lambs am 3. April 1543. Zu den unterschiedlichen Positionen Kursachsens und Hessens (Nr. 245) sowie der Städte Straßburg (Nr. 246) und Frankfurt (Nr. 256) in der Frage der Restitution Hg. Heinrichs siehe: I. Haas, Reformation – Konfession – Tradition, S. 205f.
3
Bezugnahme auf das Straßburger Gutachten (Nr. 246), das früher entstand und Fichard offensichtlich bereits bekannt war.
1
Die Supplikation wurde von Dr. Ludwig Falkenberg, dem Gesandten Hg. Georgs, in der Mainzer Kanzlei übergeben. Vgl. die ähnlich lautende Werbung Falkenbergs im Auftrag seines Herrn an die Schmalkaldener (Nr. 56b) und deren Antwort darauf (Nr. 252).
a
In der Vorlage irrtümlich: genomen.
1
Die Instruktion wurde wahrscheinlich knapp vor Ende des RT ausgefertigt. Sie stellt eine Antwort auf die Weigerung Kursachsens und Hessens dar, den von Kg. Ferdinand für 1. April angesetzten Versammlungstag zu beschicken (Nr. 249).
2
Siehe die Antwort Hg. Heinrichs auf die Werbung Streitbergs, Landshut, 1543 Mai 4, in: Wien HHStA, RTA 10/Konv. 2, fol. 288r–291r (Kop.): Heinrich betont, dass er zu den von Kg. Ferdinand für 1. April 1543 angesetzten gütlichen Verhandlungen in Nürnberg seine Räte abgefertigt und den Stillstand der Kammergerichtsprozesse befohlen habe. Wegen der Weigerung der Schmalkaldener hätten die Verhandlungen allerdings nicht stattgefunden. Da Heinrich schon fast ein Jahr unrechtmäßig seines Landes beraubt sei, könne er der im Nürnberger RAb von 1543 verankerten Suspension der Prozesse (Nr. 404, § 37) nicht zustimmen und protestiere dagegen. Gleich nach der Ankunft des Kaisers im Reich werde er diesem seine Bitte um Restitution vortragen.