Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Hannover NLA, Celle Br. 1, Nr. 22, fol. 281r–283r (Kop.).

B Esslingen StadtA, Reichsstadt Fasz. 283, RTA 1543, unfol. (Ko p.).

C Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 17r–19v (Kop.); AS fol. 17r: Der christlichen einigungsverwandten stendt antwort, Hg. Georgen von Braunschweig zu Nurenberg den 15. Martij gegeben 1543.

Die Gesandten der Schmalkaldischen Bundesstände haben die von Dr. Ludwig Falkenberg im Namen Hg. Georgs von Braunschweig übergebene Kredenz (Nr. 56a) und die Instruktion (Nr. 56b) samt dem Memorial (Nr. 56c) erhalten und danken dafür.

Nachdem Hg. Georg als Miterbe in Braunschweig-Wolfenbüttel einen Anspruch auf seinen ihm gemäß Erbrecht zustehenden Anteil am Fürstentum erhebt, in der Hoffnung auf Unterstützung durch die Schmalkaldener, als zweiffeln sie nicht, sein fstl. Gn. wusten sich zu erinnern, aus was unleidlichen, hochbedrengten bewegungen hochgemelte ire gnedigst, gnedig hern und obern verursacht und gedrungen, die beschehene defension zu errettung beider stette Goslar und Braunschweig wider sein fstl. Gn. bruder, Hg. Heinrichen, furtzunhemen. Und dieweil inen Gott der Almechtig solche defension zum sieg und dahin geschickt, das sie bemelts herzogen land eingenhomen und dasselb allein in seinen, Hg. Heinrichs, und nicht seiner fstl. Gn.[= Hg. Georgs] handen gefunden, so were sein fstl. Gn. damit nicht[s] genhomen, wie es auch hochgemelter unser gnedigsten und gnedigen hern und mitverwanten stende gemueth nicht gewesen noch were, sein fstl. Gn. oder imants anders, so Hg. Heinrichen nicht anhengig, ichtes mit solcher defension zu entziehen.

Die Bundeshauptleute Kursachsen und Hessen erklärten sich noch während des Feldzuges von 1542 bereit, sich für das Kriegsunternehmen vor König und Reichsständen zu verantworten und über das Vorgehen gegenüber den Kindern Hg. Heinrichs unter Vermittlung der Hgg. von Bayern zu verhandeln (RTA JR Bd. XIII, Nr. 138, S. 723f.), welche handlung dan uff beschehene bewilligung von den beirischen rethen und einen [!] ausschus, den diese stende dartzu verordnet, alhie furgenhomen2. Dieweil aber dieselbig noch nicht zu ende gelauffen, sonder uff ferner bescheid beruhet und man sich auch noch nicht entschlossen, wie es mit dem land soll gehalten werden, so konten sich die rethe und gesanthen von irer hern und obern wegen jegen seiner fstl. Gn. in dem nichts entlichs vernhemen lassen.

Das aber seine fstl. Gn. des verschienen 42. jars etlich gelt von irem bruder, Hg. Heinrichen, zu behueff [= wegen] irer noth und schulden gewertig gewesen etc. Konnen ire hern und obern nicht wissen, wie es umb solch gelt gewant, zudem sie auch des lands halber, wie gemelt, noch in guetlich underhandlung stunden, auch uff dies jar zu underhaltung des lands meher uffgehen, dann nutzung darvon zu gewarten sein. So konten sie sein fstl. Gn. in dem nicht wilfaren.

Aber die arrestierung seiner fstl. Gn. gefelle, die nach einnhemung des lands zu Braunschweig an den dreien probsteien St. Blasii zu Braunschweig, in Hl. Creutz und Uff dem Berge in- und ausserhalb Hildensheim beschehen sein soll, belangende, darvon hetten rethe und gesanthen keinen bericht, zweiffelten aber nicht, da seine fstl. Gn. bei den verordenten stathaltern und rethen zu Wollfenbuttel ansuchen, sie werden sich jegen iren fstl. Gn. mit geburlicher verschaffung unverweislich zu halten wissen. Dergleichen mogen sein fstl. Gn. umb das gesucht gleid bei denselben auch anregen, die werden sich one zweiffel jegen seinen fstl. Gn. in dem auch aller pilligkeit betzeigen3.

Aber darneben wolten seinen fstl. Gn. die obberurten der cristlichen einigungsverwante rethe, gesanthen und potschaften etc. nicht pergen, das sie ire miteinungsverwante eins erbarn raths der stat Braunschweig anher verordente bericht hetten, wie daß sein fstl. Gn. ire hern und obern etlicher sachen halben, auf Hg. Heinrichs anreitzung mit dem ksl. camergerichts furgenhomen und des orts wider sie procediren liesse, mit angehengter bitt, bei seinen fstl. Gn. zu fleissigen, von solchen processen gutwillig und gnediglich abzustehen, weil es dann an deme, das die stend und ire mitverwanten mit seinen fstl. Gn. in ungutem nichts zu thun, sich auch jegen sein fstl. Gn. die von Braunschweig aller pilligkeit erbieten. So wollen sie sich von wegen irer hern und obern versehen, sein fstl. Gn. werden von solcher rechtfertigung abstehen, wie sie auch hiemit sein fstl. Gn., in namen wie gemelt, freuntlich und dienstlich wollen gebetten haben. Do aber sein fstl. Gn. einiche beschwerung oder spruch jegen denen von Braunschweig zu haben vermeinten, thun sie sich in pillicher verhor und handlung vor diesen stenden erpieten, daran auch sein fstl. Gn. auf solchen fall nit solte mangel sein, welchs hochgemelts fursten gesanthen in namen und von wegen der ainungsverwanten stende auf seine werbung und ubergebene schriften zur antwort gegeben worden.

Anmerkungen

1
Laut dem CA-Protokoll Lambs trug Falkenberg den Schmalkaldenern das Ansuchen Hg. Georgs am 3. März 1543 vor (Nr. 86c, fol. 230v) und erhielt von ihnen am 15. März 1543 Antwort (Nr. 86c, fol. 234v). Zur Instruktion Falkenbergs für seine Werbung bei den Schmalkaldenern siehe Nr. 56b und Nr. 56c.
2
Zu den Reichsständen, die an den Verhandlungen über Braunschweig teilnahmen, siehe Nr. 244, Anm. 1.
3
Die Schmalkaldener verwiesen Hg. Georg nicht nur an die Räte in Wolfenbüttel, sondern sie forderten die Räte ihrerseits dazu auf, dem Anliegen Hg. Georgs von Braunschweig nachzukommen (Nr. 253).