Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Esslingen StadtA, Reichsstadt Fasz. 283, RTA 1543, fol. 1r–18v (Berichtsprotok.); AS: Reichstagshandlung zu Nürnberg anno 1542. ÜS fol. 1r: Sumarische vertzaichnuß geupter handlung uff dem reichstag zu Nurnberg, den 14. Decembris anno etc. 42 gehalten.

Der Esslinger Gesandte kam am 21. Jan. in Nürnberg an und berichtete in den ersten Wochen seines Aufenthalts vor allem über die internen Beratungen der Schmalkaldischen Bundesstände und ihre Eingaben zu Friede und Recht bei Kg. Ferdinand. Da andere Protokollanten über die Verhandlungen der Schmalkaldener (Nr. 86c) und über die Beratungen im Städterat (Nr. 89a) ausführlicher berichteten als Machtolf, wird auf den Abdruck dieser Teile des Esslinger Protokolls ohne weiterführende Hinweise verzichtet. Die Textauslassungen sind mit [...] gekennzeichnet. Im Volltext ediert werden nur jene Protokollpassagen, deren inhaltliche Information über andere Protokolle hinausgeht. Das betrifft vor allem den Konflikt Esslingens mit dem Hg. von Württemberg1, von welchem die Stadt fundamental betroffen war, sowie die Beratungen der schwäbischen Kreisstände während des Reichstags.

[...]. [3v] Uff Freitag nach Pauls bekherung [26. Jan.] bin ich bey den Hn. Weiprecht Ehinger Bgm. und Martin Weickman, als der statt Ulm gesanten, erschinen und empfangenem bevelch nach mich bey inen erkhundigt, wie sie es der forstlichen gerechtsam halben gegen irn nachpaurn halten. Drauf sie mir zü erkhennen geben, obgleich wol ire herrn befrembdens empfangen, das Hg. Ulrich sich derhalben uff sie getzogen, in ansehung, das ir, der von Ulm, forst mit seinen fstl. Gn. und derselbigen forst nit zu vergleichen, noch dannocht hetten sie von irn hern bevelch empfangen, den gesanten der statt Esselingen uff ir ansuchen derhalben guten bericht zu thon: Ulm sei von Besitzungen des Hauses Österreich umgeben und stehe vertraglich unter dessen Schutz. Gelegentliche Eingriffe in die Forstrechte Ulms durch angrenzende Adelige (z.B. die Fugger), Reichsstädte, die Fürstpropstei Ellwangen oder Untertanen des Hg. von Württemberg seien bisher immer durch Gefangennahme der Übeltäter und Wilderer geahndet worden. Disen bericht hab ich zu danckparlichem gefallen angenomen und daneben antzeigung gethon, das es nit also ein gestalt mit Hg. Ulrichen. Zweifelsfrei, wo es seine fstl. Gn. gegen Esselingen auch also nachparlichen hielte, wir wollten uns mit seinen fstl. Gn. leichtlichen nit zancken. Wie es aber seine fstl. Gn. gegen Esselingen zu halten im vorhaben stunde, das were einem erbarn rath nit leidenlich oder treglichen etc., deß verhoffens, es solte jetzo alhie gepurlichs insehen beschehen etc. [...]

[9r] Sontags Reminiscere [18. Febr.] nach essens haben wir unsere beschwerden gemeinen ainigungsverwandten stenden muntlich und schriftlich furtragen2, die es zu bedencken getzogen etc. [...].

[9v] Sontags Letare [4. März] hat die kgl. Mt. und ksl. comissarien disen stenden die ander antwurt geben [Nr. 158]. Drauf dem außschuß befolhen, sich einer entlichen antwurt zu entschliessen. Neben disen handlungen seind auch abgehort deß schwebischen kreiß rechnungen von derselben gemeinen einemern und zalmeistern; sie, auch die innemer, mit urkhunt gethoner rechnung biß uff ein khunftigen kreißtag versichert, daneben dem zalmeister fur verehrung 443 fl. sampt ainer eisendruchen, wagen und sechs stuck [10r] doppelzendel3 zu einem fendlin zugestelt und denen gegeben; schreiber 163 fl. gegeben worden. Es ist auch antzeigt, was der schwebisch kreiß in einer summe zu disem zug außgeben, nemlich 180 323 fl. 22 kr.[...].

[10v] Mitwochen nach Judica [14. März] bin ich bey dem hern vicecantzler röm. kgl. Mt., Dr. Gergen Genger [= Georg Gienger], erschinen. [...] [11r] Das ich auch ime, dem cantzler, antzeigung gethon, wie die sachen mit Wirtenberg geschaffen und also sonsten in alle weg vil reden mit ime, dem hern vicecantzler, gepflogen, auch zu erkhennen geben den beschwerlichen vertrag und sein, Hg. Ulrichs, verachtlich gemuet gegen ksl. und kgl. Mtt., do er gesagt, wo Esselingen den vertrag nit annemen, sollen weder kayser und konig vermogen, das er hinfuro denselbigen eingeen welle.[...]. Das aber die sachen gegen Wirtemberg also stuende, triege er [= Gienger] mit gemeiner statt ein sonder getreues mitleiden, khonte aber daneben nit gedencken, wie jetzo diser zeit den sachen zu helfen were, und hielte es darfur, es were diser zeit den sachen mit gedult abzuwarten, biß die sachen in ein bessser und fridlicher wesen gerathen und die ksl. Mt. selbs ins Reich kheme. Versprechen Giengers, Esslingen weiterhin zu unterstützen.

[11v] Nach essens bin ich erschinen bey dem Bf. von Augspurg und sein fstl. Gn. der sachen4 sumarie thon berichten. Und als sein fstl. Gn. hinauf zu kgl. Mt. must reiten, gab mir sein fstl. Gn. zu erkhennen, das ich zu anderer zeit seine fstl. Gn. weither mochte ansprechen, wolte mich seine fstl. Gn. gern gnedigklichen horen. [...]

[12r] Neben disem allem seind meiner hern sachen von Palmtag [= Palmsonntag, 18. März] an biß Sontag Misericordia Domini [8. April] mit und neben andern handlungen beratschlagt und mir der ainungsverwanten bedencken5 allererst sontags Misericordia Domini morgens zugestelt worden. Drauf ich mich meiner hern noturft nach weither vernemen lassen, wie solichs die vertzeichnuß außweisen, und dieselbigen alsbald montags [9. April] den sechsischen und hessischen rethen uberantwort. Und bin also ferner beschaids zu gewarten.

Und als neben dem freitags nach Quasimodo [6. April] der stett bedencken6 mir zugestelt, hab ich gleicher gestalt meiner hern noturft montags nach Misericordie Domini [9. April] ferner zu erkhennen geben vermog habender verzeichnus7. [12v] Und das weither daneben vermeldet, im fall do alhie khein botschaft zu verordnen und abzufertigen sein mochte, sobald dann die röm. ksl. Mt. im Hl. Reich werde ankhomen, das alsbald ein stetttag außgeschriben, daselbsten geschlossen, wie und welchermassen der statt Esselingen beschwerden neben andern obligen der erbern stett röm. ksl. Mt. antzubringen sein solten. Und dweil ein ersamer rath durch langwirige erlittene beschwerden sich an irem vorrath im gewand und gelt mercklichen entplosen und, wo disen beschwerden uffs furderlichst nit abgeholfen, das sie sich lenger und one hilf und furschub der erbern stett lenger nit mochten erhalten. Wo dann ire hern und obern sampt und sonder derhalben wurden angelangt mit etwas anlehnung, das sie sich in demselbigen freuntlichen und gutwillig ertzeigen wolten etc. Drauf mir widerumb mit antwurt begegnet, wie solichs zugestelte schriften ausweisen, des ich mich diser zeit mussen settigen lassen und auß mangel bevelchs der gesanten die sachen weithers nit mogen bringen8.

Uff Mitwoch nach Misericordia Domini [11. April] bin ich bey dem H. von Naves, ksl. Mt. orator, erschinen und denselbigen meiner hern beschwerden nach noturft bericht und [13r] gepetten, dieselbigen bey der röm. ksl. Mt. oratorn, auch irer [ksl.], auch der kgl. Mt. selbs dermassen fur- und an[zu]tragen, damit gemeiner stat derselben abgeholfen [und] bey frid und recht erhalten werde.

Naves antwortete, dass sich der Kaiser bereits in Regensburg 1541 um eine für Esslingen günstige Lösung im Konflikt mit dem Hg. von Württemberg bemüht habe9. Und so ir Mt. im Reich ankhomen, welchs gar bald solle geschehen, werde ir Mt. uff die mittel und weg trachten, wie der statt Esselingen solicher beschwerden abgeholfen werde. Darzu [13v] welle er sich gantz willig erpotten haben, die sachen Esselingen halben mit allem getreuem vleis bey der ksl. Mt. zu furdern, dan er wuste, das ire[r] Mt. gnedigst gemiet dahin gerich[t], die erbern stett bey irem alten herkhomen, irer Mt. und dem Hl. Reich zu erhalten, vor thetlichem gewalt zu schutzen und zu schirmen, wie man dan ein solichs gar bald im werck spuren werde, dan ir Mt. habe die sachen in Hispanien und andern konigreichen also angeschickt und seinem sone dieselbigen ein- und ubergeben, die ime mith geschworn, und [der Sohn] algereid verheirat seie und werde die hochzeit im Septembri gehalten10, das ir Mt. bedacht, seine wonungen im Reich theutscher nation zu haben, also das die beschwerten stett jederzeit ire Mt. bei der hand haben und des ein gute erledigung erlangen mogen. Welchs ich von wegen gemeiner stett mit underthenigster gepurlicher danksagung mit freuden angehort und ine gepetten, wo mitteler zeit ksl. Mt. ankhunft die sachen, anderer gestalt dan durch mich beschehen, an ine oder andere gelangen, demselbigen kheinen glauben zu stellen. Die Darstellung Esslingens entspreche der Wahrheit und sei dem Kaiser zu übermitteln. [14r] Deß sich der H. von Naves zu thon gutwillig erpotten.

Darüber hinaus ersuchte Naves den Esslinger Gesandten Machtolf ebenso wie andere Städtegesandte im Namen des Kaisers um Pulverlieferungen für den geldrischen Krieg. Dieses Ansuchen des Kaisers solle durch Machtolf auch den Städten Reutlingen und Weil der Stadt mitgeteilt werden. Versprechen Machtolfs, sich bei seinen Auftraggebern für die Wünsche des Kaisers einzusetzen. [15r] Und wiewol ein ersamer rath diser zeit dermassen gegen und neben irem ungnedigen nachpaurn11 gesessen, das sie sich alle tag des ubertzugs zu befaren, noch dannocht wolte sich ein ersamer rath gegen irer ksl. und auch der kgl. Mt. also getrosten, das ire Mtt. ein solichs einsehens wurden haben, damit gemeine statt vor thetlichem gewalt geschutzt, geschirmpt, bey dem Hl. Reich und recht mochte erhalten werden.

Dinstag [10. April] nach essens seind die stend des schwebischen kraiß beysamenkhomen und von den verordenten zu den kraißrechnungen relation empfangen der rechnung halben baider kraißen, Bayern und rheinisch. Bericht über die Einnahmen des Bayerischen und Oberrheinischen Kreises aus dem Gemeinen Pfennig. Dweil dann die stende des schwebischen kreiß befunden, das mit uffrichtung der kraißdruchen dem speirischen abschid nit gelept und sonsten allenthalben untreulicher weyß gehandelt, ist bedacht, das der schwebisch krayß sein rechnung nit thue, besonder das zuvor von andern obern kreißen reitung gehort werde.

[15v] Donstag nach Misericordia [12. April] hab ich wider angehalten bey den ainigungsverwanten stenden umb furderliche abfertigung. Nach demselbigen ist antzeigung geschehen, wie die stende der alten religion den abschid gefertigt, dweil dann dieselbigen es dafur achten, was sie beschlossen, das mir [= wir] ein solichs auch solten volntziehen, und aber disen unsers theils stenden nit gemeint, demselbigen zu geleben. Das man alsdann sich solte alhie vergleichen, wo einichem stand hierauß etwas nachteiligs solte oder wurde volgen, das man denselbigen nit lassen, besonder mit hilf und rettung ersprießlichen sein, auch sich niemants in einiche particular hilf einlassen solte etc. [...].

[16r] Neben disen abgehandelten sachen ist auch furgefallen, wie die leitnant und deren oberempter zu jungster hungerischer expedition von wegen irer außstenden besoldung abzufertigen seien, und dahin geschlossen, das Conrat von Bemelburg und Wolff Dieterich von Pfirt neben Johann Hilche[n] sollen das gelt darleihen umb gepurliche verzinsung, von jedem hundert des jars funf. Dagegen sollen sich die funf Kff. Mentz, Trier, Pfaltz, Sachsen und Brandenburg obligiern in bester form und volgents gemeine reichstende inen widerumb gute versicherung thon, sie in demselbigen schadloß zu halten [Nr. 132]. Und soll soliche summa irs außstands von den ungehorsamen stenden eingeprachten rest oder von khunftiger anlagen innenbehalten und betzalt werden. Und ist die summa 25 542 fl.12

Dagegen ich mich vernemen lassen, ich hette von wegen meiner herrn kheinen bevelch, mich in einiche weitere außgab zu begeben, es werde dann der jungst speirisch abschid in allen puncten gentzlichen volntzogen, die profiant geoffent, gemeine handel und wandel frei gelassen und Esselingen irem vermugen gemeß geringert und angelegt werde.

Sovil dann meiner herrn beschwerden wider Wirtenberg thüt belangen, haben gesante rethe und botschaften der verain dieselbigen für handen genomen, die hin und wider bewogen und nach langem anhalten und nachlauffen uff Mitwochen nach Quasimodo [4. April] mir zu erkhennen geben, wie sie uff beschehen furbringen sich irs bedenckens entschlossen. Das soll mir furderlich zugestelt [16v] werden, mich darinnen zu ersehen haben und vor iren rethen mich drauf ferner zu vernemen lassen, dann je so wern sie mit gantzem willen geneigt, wisten auch, das sie irn gnedigsten, gnedigen, gunstigen hern und obern ein sonders gefallen bewisen, hierinn alle furderung zu thon, damit der statt Esselingen solicher beschwerden mocht abgeholfen werden. Und als mir allererst Sontag Misericordia [8. April] solich bedencken13 in schriften mir zugestelt, hab ich mich alsbald darinnen nach noturft ersehen und meiner hern notturft inen, den hern deß verordenten außschuß, ferner zu erkhennen geben, wie solichs meine vertzeichnus14 ferner außweist, und gepetten, die sachen unverzugenlichen dahin[zu] richten, damit ein ersamer rath solicher mercklicher beschwerden einmal mocht erledigt werden etc.15

Also haben die hern deß verordenten außschus widerumben von solichen beschwerden undered gepflogen und uff Freitag morgens nach Misericordia Domini [13. April] mich fur sie beschiden. Zu erkhennen geben, mit waß zeitiger vurbetrachtung sie die sachen bewogen und khunden bey inen nit finden, wie Hg. Ulrich einen kopf16, wogleich die sachen also meinem suchen nach durch Sachsen und Hessen an Wirtenberg gelangt, das solichs etwas mochte fruchtbarn oder lindern, besonder vil meher ine zu erhitzen. Darumben so bedechten sie, die sachen nochmalig im besten dahin zu richten, das Sachsen und Hessen nochmalns und uffs furderlichst bey Hg. Ulrichen solten anhalten17, das seine fstl. Gn.[17r] die profiant und gemeine hantierungen offnen und frei sein lassen und neben solichem die hauptsachen anfangs uff guetliche verhor und hinlegung und, wo die nichts fruchtbarn, uff entliche erkhantnus baider chur- und fursten khomen lassen wolte. Do aber die profiantsperrung und gemeinsamer gemeiner handel auch neben der hauptsachen zu guetlicher underhandlung oder rechtlicher erkhantnus sollten gestelt werden, das sich ein ersamer rath des nit beschwerte, dan so die sachen zu guetlicher underhandlung oder rechtlichem außtrag solte khomen, wurde gewißlich uff deren von Esselingen anhalten der punct der profiantsperrung erstlichs fur die hand genomen und in demselbigen als in einer offenbaren, unzweifelichen sachen einem ersamen rath geholfen.

Do man dann in der hauptsachen angemaster fstl. oberkheit wurde furtschreiten, solte sich ein ersamer rath getrosten, das ire gerechtsame noturftigklichen gehort und darinnen also gehandelt und gesprochen werden solte, das sich khein theil seiner habenden gerechtsame zu beschweren noch etwas nachteiligs, in dem er befragt, zu beschwern oder zu beclagen hette. Wolte dann Wirtenberg in soliche guetlicheit oder rechtliche erkhantnuß sich nit einlassen, so soll alsdann uff nester zusamenkhunft, deren man sich villeicht jetzo alhie zu vergleichen hette, oder aber die uffs allerfurderlichst an gelegene malstat soll außgeschrieben werden, hierinnen entliche erclerung und erkhantnuß [17v] von den stenden beschehen, ob der erbern statt Esselingen vermog der verainigung verfassung und gemachten abschiden zu helfen sein solle oder nit, des verhoffens, so es zu solicher erclerung khomen, man werde sich in demselbigen also erzeigen und zu halten wissen, darob sich die statt Esselingen billichen nit zu beschwern habe.

Uff solich beschehen furhalten hab ich widerumb nach lengs meiner hern notturft furtragen und in ansehung so offenbaren, mercklichen, hohen, untragbaren beschwerden und das Esselingen dieser zeit durch beschehene recusation von irem recht getrungen und sich diser zeit irer beschwerden halben niendert anderswo dan disen stenden zu erheben weist, noch versehen, es solte Wirtenberg jetzo alhie durch die gesante rethe und botschaften dahin gewisen sein, ein ersamen rath und gemeine stat burgerschaft bey recht und erbarer billicheit beleiben zu lassen. Dann wie beschwerlich es den von Esselingen, auch diser verstentnus bei dem gegentheil verachtlichen, das were leichtlich zu bedencken. Aber wie dem allem, dweil die sachen diser zeit nit anderst mochten gehandelt noch auch zu der declaration und erkhantnus khomen, uß mangel gewalts der anwesenden botschaften, so mieste ich es diser zeit bei demselbigen lassen beruwen, mit dienstlicher bitt, sie wolten die sachen zum allerbesten und [18r] dermassen furdern, damit meine hern, ein ersamer rath, lenger nit uffgehalten. Und im fall do Wirtenberg, wie bei mir gewißlich zu besorgen, vorhabende guetlicheit nit wolte furhaben, das man[sich] alsdann one ferner aufhalten mit entlicher declaration und vertroster hilf und rettung dermassen wolte vernemen lassen, damit ein ersamer rath und gemeine statt bey recht, erbarer billicheit, dem Hl. Reich und diser cristenlichen verstentnus mochte erhalten und vor unrechtmessigem gewalt geschutzt und geschirmpt werden.

Daruff mir die vertrostung geschehen, das die sachen eylends gefurdert und einem ersamen rath solicher beschwerden durch guetliche oder furderliche rechtliche weg solle abgeholfen oder sonsten die sachen also bedacht werden, damit sie einmal zu frid, ruwe und einigkheit mogen khomen.

Neben dem ist auch mit mir allerlei red ad partem beschehen, wie man je gern wolte Esselingen helfen. Es weren aber die leiff diser zeit dermassen geschaffen im Hl. Reich, das man jetzo nit woll zu solicher hilf khomen khunte oder mochte, besonder mieste auch diser zeit mit gedult abwarten. So were es an dem, das uffs allerfurderlichst wurde ein tag durch dise stend außgeschriben werden und an ein gelegene stat, alda villeicht die Ff. von Beyern und auch Wirtenberg von wegen Hg. Heinrichs mochten zusamenkhomen, alda mochte den sachen auch abgeholfen werden, es were guetlichen oder durch erclerung und erkhantnus. [18v] Darumb solte ich von wegen meiner hern ein soliche zeit lang abzuwarten unbeschwert sein. So solte auch verhoffenlich jetzo alhie die fursehung beschehen, damit sich ein ersamer rath thatlicher oder anderer gewaltsam und beschwerden nit zu befarn hette. In summa es seind gute wort; wo dieselbigen mochten ins werck khomen, were den sachen dester baß geholfen. Got gebe sein gnad. Amen.

Anmerkungen

1
Zum Verlauf des Konflikts zwischen Hg. Ulrich von Württemberg und der Reichsstadt Esslingen 1542/1543 und der von den Bundeshauptleuten erfolglos versuchten Vermittlung siehe: G. Schmidt, Der Städtetag, S. 218–220; G. Schmidt, Reichsstadt und Territorialstaat, S. 71–104, hier S. 86–88.
2
Die schriftliche und mündliche Werbung Machtolfs vom 18. Febr. 1543 vor den Schmalkaldenern beruhte auf seiner Instruktion vom 2. Jan. 1543 (Nr. 72a). Sein Vortrag im Städterat erfolgte am 24. Febr. und basierte auf seiner zweiten Instruktion (Nr. 72b), die ebenso vom 2. Jan. datiert. Siehe den reichsstädtischen Bericht über den Auftritt Machtolfs im Städterat am 24. Febr. 1543, in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 63r–66v (Konz.); DV fol. 66v: Verzaichnus, waß uff Sambstag 24. Februarij bey den erbern stetten von wegen der statt Eßlingen gehandelt worden 1543. Eßlingen contra Wirtemberg. Siehe dazu auch das Nürnberger Städteratsprotokoll zum 24. Febr. 1543: (Nr. 89a, fol. 16v, Anm. 9). Auch beim kgl. Vizekanzler Dr. Gienger und bei den ksl. Kommissaren Bf. Christoph von Augsburg und Johann von Naves sprach der Esslinger Gesandte in seiner Angelegenheit vor: siehe unten die Einträge zum 14. März und zum 11. April.
3
Zendel = leichter Seidenstoff für eine Fahne.
4
Konflikt mit dem Hg. von Württemberg.
5
Der Esslinger Gesandte hatte sich am 8. Febr. 1543 mit Klagen über das Vorgehen des RKG an die Schmalkaldener gewandt und um deren Unterstützung gegen das rekusierte Gericht gebeten. Die Stadt hatte zwei Causen beim RKG anhängig (säumige Unterhaltszahlungen an das RKG, Prozess Esslingens gegen Wilhelm Rauschers Witwe): siehe das CA-Protokoll Lambs zum 8. Febr. 1543 (Nr. 86c, fol. 221r). Ein Gutachten der Schmalkaldener auf das Esslinger Ansuchen ist nicht auffindbar. Der Schmalkaldische Bundesabschied gibt jedoch Aufschluss über die Antwort der Schmalkaldener: Nr. 418, Art. 30.
6
Gutachten des Städteausschusses zur Supplikation des Esslinger Gesandten Lic. Machtolf vom 24. Febr. 1543 im Städterat, o.D. (1543 April 6), in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 74r–76v (Konz. mit zahlreichen Korr. und Erg.); DV fol. 76v: Bedencken der stetgesandten außschuss auf der stat Eßlingen fürprachte beschwerden contra Wirtemberg. Auf Basis dieses Gutachtens wurde die Antwort der Reichsstädte an den Esslinger Gesandten abgefasst, actum Nürnberg, 1543 April 6, in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 71r–72v (Konz.); DV fol. 72v: Antwurt der erbarn frey- und reichstet gesandten, den gesandten von Eßlingen auf ir werbung und anprachte beschwerden contra Wirtenberg gegeben in schriften, 6. Aprilen 1543.
7
Zusammenfassung der Verhandlungen Esslingens mit den Gesandten der Reichsstädte von 24. Febr. bis 9. April 1543, actum Nürnberg, 1543 April 9, in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 67r–68v (Konz.); DV fol. 68v: Sumarische verzeichnus, was bey der erbarn frey- und reichstett gesanten potschaften von der erbarn stat Eßlingen wegen auf dem reichstag zu Nürmperg 1543 furpracht und wider zu antwort darauf gefallen. Nota: Ist den 4 außschreibenden stetten also zugestellt, den andern neben außschreibung des kunftigen stettags zu überschicken.
8
Replik des Esslinger Gesandten auf die Antwort der Reichsstädte vom 6. April 1543 (siehe oben Anm. 6) und Duplik des Städtecorpus, actum Nürnberg, 1543 April 9, in: Nürnberg StA, Reichsstadt Nürnberg, RTA 17a, fol. 69r–70v (Konz.); DV fol. 70v: Deß eßlingischen gesandten ferner anpringen auf di jungst ime schriftlich gegeben antwurt. Item, was ime von den stettgsandten zu weiterer antwort schriftlich zugestellt worden. Nota: Dermassen ists dem gsanten von Eßlingen schriftlich zugestellt worden.
9
Protokoll der Gesandten der Stadt Esslingen, Regensburg, 1541 März 13 bis Aug. 2, in: RTA JR Bd. XI, Nr. 71, S. 668–680.
10
Vor seiner Reise nach Italien und Deutschland im Mai 1543 setzte Karl V. seinen 16-jährigen Sohn Philipp im März 1543 als seinen Stellvertreter in Spanien ein. Prinz Philipp wurde mit der Tochter Kg. Johanns III. von Portugal, Prinzessin Maria Manuela, am 12. Mai 1543 „per procuratorem“ verheiratet, die Hochzeitsfeierlichkeiten in Anwesenheit beider Eheleute fanden in Salamanca am 15. Nov. 1543 statt. Siehe dazu: F. Edelmayer, Philipp II., S. 50–57.
11
Hg. Ulrich von Württemberg.
12
Siehe ergänzend dazu das RT-Protokoll Lambs zum 9. April: Nr. 86a, fol. 284v.
13
Siehe oben Anm. 5.
14
Siehe oben Anm. 2.
15
Siehe oben Anm. 9.
16
Im Sinne von: wie Hg. Ulrich geartet ist.
17
Die Gesandten der Schmalkaldischen Bundesstände forderten Kursachsen und Hessen auf, Hg. Ulrich zu veranlassen, die Causa Esslingen gegen Württemberg der gütlichen oder rechtlichen Entscheidung der Bundeshauptleute zu übertragen. Im Falle einer Ablehnung Hg. Ulrichs, sollte man beraten, ob die von Esslingen erbetene Unterstützung zu leisten sei. Siehe dazu das Schreiben der Schmalkaldener an Kf. Johann Friedrich und Lgf. Philipp, Nürnberg, 1543 April 15, in: Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 401–403, Nr. 150, unfol. (Ausf.).