Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBH Ha (= Kasten 867), fol. 1r–44r (Konz. v.d.Hd. Brandts).

B Berlin GStAPK, Ostpr. Fol. 80, S. 202–275 (Kop.).

Druck: A. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 13, S. 29–53.

Es werden nur jene Teile von Brandts Bericht abgedruckt, die sich auf seine Mission in Nürnberg beziehen2. Seine Bemühungen während der Reichsversammlung richteten sich gemäß seiner Instruktion (Nr. 64) vor allem darauf, die Gesandten einflussreicher evangelischer Reichsstände (vor allem Kursachsen, Hessen, Sachsen, Brandenburg-Ansbach) im persönlichen Gespräch für die Unterstützung seines Anliegens, d.h. für die Aufhebung bzw. Suspension der preußischen Acht, zu gewinnen3. Brandt beschreibt die misstrauische Stimmung zwischen den alt- und neugläubigen Reichsständen und die ständische Kommunikation abseits der allgemeinen Beratungen, an denen er nicht teilnahm. Seine Informationen aus zweiter Hand über die Reichsversammlung werden beim Abdruck nicht berücksichtigt bzw. nur kurz regestiert. Alle regestierten Textpassagen sind bei A. Bezzenberger im vollen Wortlaut ediert.

[21r] Was zu Nurnbergk beschehen und furgelauffen, auch was von fstl. Dtt., Mgff. Jorgen und Albrechten, geantwort:

Im andren Februarij zu nacht bin ich zu Nurnbergk ankommen.

Im dritten [Febr.] mit Hieronimo Schirschtaben4 etc. underredung gehalten, nichts neues funden, wes fstl. Dt. zu disem handel dinstlich, ausserhalb wes eur fstl. Dt. sunst durch Jorgen Schultissen zugeschriben. Datzu den befellich fstl. Dt. bey dem legaten kfl. Dt. zu Brandenburgk ausgericht, gutwilligen beschaidt vom tumprobst von Havelsburgk5 und vil hoes, underthaniges erbitten, ausserhalb des genedigen bevellichs kfl. Dt. undertanen gehorsam zu gelaisten wegen fstl. Dt. zu Preussen, erlanget. Das ich mit dancksagung angenomen, doneben erbotten, solchs fstl. Dt. fuerzutragen.

Im 4. [Febr.] beym H. Leoni Schirschtaben das mittagesmal gessen und nach essens mit im zum H. Baumgartner mit Hieronimo Schirschtaben, dem secretario, gangen, auch das ausgericht, was vonnoten. Aldo von wegen der begrüssung hoe dancksagung wegen der genedigen beger vil dinstlichs, underthaniges erbitten, nicht allein von irer person wegen, bsunder eins gantzen erbarn rhats, wie gewogen und zu dinen derselbe fstl. Dt. were, angehört, und das ein erbar rhat ungern sehen, das fstl. Dt. dergeschtalt angefochten. Nach meinem abdancken und erbiten, solchs fstl. Dt. zu schreiben und antzutragen, in andere rede gefallen, do dan gefolget, das sie nicht dise widderwertighait allein fstl. Dt. nicht gonneten, bsunder fstl. Dt. zu irem gnedigen [21v] herren und nachpern leiden mochten. Achten fstl. Dt. fuer einen cristlichen, fridlibenden fursten und herren und wan allein fstl. Dtt., die marggraffen, meines gnedigen herrn rhat gefolget, so hülfe es meine gnedige herrn, die marggraffen, um 200 000 fl. und die schtat von Nurnbergk umb 100 000 fl. Ist auch gebeten, wo etwas neues vorhanden, mitzutailen. Geantwort, es were noch nichts vorhanden; wo etwas were, solts fstl. Dt. unverhalten sein und alles, wes fstl. Dt. zum besten geraichen mocht.

Des tages seint die kfl. sechsischen rhete auch besucht worden durch Schirschtaben und mich, aber gefunden, das sie nicht müssig. Mit kurtze allein Mag. Francisco angetzeigt, das es nichts neues, allein wes zuvor Schirschtab gesuchet. Gefraget, ob der kfl. bevellich an sie gelanget. Das man neben verholung desselben, mit wasem genedigem ernst solchs bevolen, geschtanden, sich nicht weniger dan alle andere fstl. Dt. in underthanighait zu dinen erbotten. Doneben angetzeigt, das es mit dem handel noch zu frue, doch nichtsdesterminner so welt man mich gerne zu gelegener tzeit hören und von der sachen reden.

Am 5. [Febr.] hette ich die hessischen rhete gerne ersuchet, aber sint des tages nicht müssig funden; vormittags im rate gewesen, nach essens andere geschefte gehabt.

Des tages het der cayserisch legat Granvela in lateinischer ctzungen von dem gantzen Reich mit vilen getzirten worten, wie die copey [22r] ausweiset [Nr. 197], hulf begeret widder den Frantzosen und den von Julich. In diser peticion seint seltzame zusammentrettung und ratschlege gehalten wuorden von den bebstischen, sunderlich von den schmalkaldischen, item die widder [= weder] böbstisch noch schmalkaldisch gewesen. Entlich aber zur antwort geben, das der handel wichtig, eine deliberation gebeten, dabey mans den tagk hat beruen lassen.

Reise Brandts nach Cadolzburg zu Mgf. Georg von Brandenburg (6. bis 8. Febr. 1543) und nach Kulmbach zu Mgf. Albrecht von Brandenburg (9. bis 10. Febr. 1543)6.

[25v] Am 11. Februarij bin ich 9 meil und zu Nurnberg eingeritten. Gefunden, das nichts in gemainem rhate in meim abwesen gehandelt, nie zu rhate gewesen. Des volgenden tages aber weren die fursten und gesanten zu rate gefodert zu erscheinen.

Am 12. [Febr.] hat H. Wolff Diterich von Pfirten eine supplication [Nr. 127] von wegen grosser hinderschtelliger schulde, so im das Reich zu thun wegen des ungerischen tzuges, zu fruer tzeit geantwort. Und ist des tages vil mit dem H. Leoni Schirschtab geredet wuorden. Gefraget, wie in die braunswigsche und alle andere handlungen ansehen. Darauf ist geantwortet, das ers noch die herren von Nurnbergk sich mitnichte gefallen lissen, und er besorget, es wurde ein anfangk des vorderbens deutscher nation sein, wo es von Got nicht sunderlich behut. Dan die im cammergerichte lissen nicht ab mit iren processen und ungetzweiffelt mit vorwissen röm. ksl. und kgl. Mtt. wurden den von Sachsen und Hessen mit dem anhangk des braunsweigschen handels in die acht thun. Und wo das geschee, so seint die dermassen gefasset, das sie die personen, die sie echten, angreiffen, und wurt daruber – das schpil gehende – die bischoffe und röm. kgl. Mt. daruber vortriben werden; indes wurde der Turck seinen willen in Osterreich und Bayern auch schaffen und fride nehmen.

Zudem so ist eine engelische botschaft7 hie gewesen, der nicht ans Reich [26r] werbung und bevellich gehabt; nichts anders hie gethan, dan leute beschtellen und annehmen wellen, seinem herren zum besten, man wais aber nicht widder wen. Ist aber leichtlich zu ermessen, das es mit vorwissen röm. ksl. und kgl. Mtt. beschee. Es haben aber die hern diser schtat im nicht vorgunnen wellen, hie leute antzunehmen, hets aber sunst in anderen schtetten than. Und ist die sage, das H. Jorge von Hedeck [!] sich solle beschtallen haben lassen, und das röm. ksl. Mt. zu dem von Engelandt heuraten [= sich verbünden] welle8.

Disen tag [12. Febr.] hat Schirschtab von den hessischen gesanten beschaid erlangt, das wir volgendes des 13. Februarij umb 12 zu inen kommen mochten.

Am 13. seint die hessischen und fstl. Dt. Mgf. Albrechtens gesanten ersücht worden: Do dan allenthalben auf fstl. Dt. zu Preussen begeren gutter beschaidt erhalten worden, das sie solchs nicht allein aus underthaniger pflicht und befellich irer gnedigen herren, bsunder auch von wegen fstl. Dt. als des cristlichen religionsvorwanten fursten fur ir personen den handel aufs treulichst und fleissigist vortzuschtellen nicht weniger dan irer fursten und herren sachen, wie in das auch dergeschtalt auferlegt, gantz undertheniglich zu thun berait, sich auch auf unser bit, wo eine zusamenkonft derhalben bey den andern cur- und fursten, blutvorwanten freunden und wolmaynenden vonnoten bfunden, gantz willig erbotten. [26v] Under anderm hat meines gnedigen herrn Mgf. Albrechtens gesanter, Wilbolt von Wirsberg, sich sunderlich aus underthaniger pflicht und genediger wolthat, die seim vattern von fstl. Dt. zu Preussen bescheen, ins sechste jar seiner fstl. Dt. dinende, des zu thun schuldigk erkant und erbotten.

Gespräch Brandts mit dem pommerschen Gesandten9über das weitere Vorgehen in Braunschweig und über die kriegerischen Ereignisse in Jülich-Kleve.

Am 14. [Febr.] habe ich zu nacht mit dem pomerschen gesanten gessen. Ist nichts sunderlichs geredet wuorden, alleine das die bebstischen nicht ains konten werden ober der antwort [Nr. 154], die sie den protestirenden schtenden auf ire supplication des fridenschtandts und gleichen rechtens geben sollten. Hetten sich in 3 tail getailet, bsorgten ein bose antwort und das ein iderer aufsitzen wurde mogen und davon reiten.

[27r] Am 15. Februarij bin ich bey dem kfl. gesanten zu Brandenburgk10 gewesen. Derselbe hat getröstet, es werde eine gutte antwort gefallen und die fstl. Dt. zu Preussen zum besten geraichen solle; das ich dan fstl. Dt. neben anderm durch kfl. Dt. botten zugeschriben. Item kfl. Dt. zu Brandenburg solle abermals auf disen reichstag gefodert werden11.

Zu nacht habe ich mit beder marggraffen gesanten12 gessen. Do dan nichts geredet, alleine das es nicht gut, das wir vil sachen, die nicht töchtena, in die religionshandlung mischen thetten. Item, das es nicht wol muglich zu treffen einen beschtendigen fryden und gleichmessig recht zu setzen. Item, das vor etlichen tagen im reichsrat der braunsweigisch cantzler mit inn[en], als den marggräffischen, sich umb die session getzancket; der braunsweigisch cantzler uber sie hat sitzen wellen, und solle der Wirsberger zum cantzler gesaget haben under anderem: Sein her finge es so ungeraimt an, und wan er noch ein landt het, so muste es verloren werden. Des sollen alle schtende vast [= sehr] gelachet haben.

Disen tag ist die antwort von den schtenden des Reichs [Nr. 155] auf der protestirenden schtende supplication eroffnet. Ist kein marggraffischer gesanter dartzu gefodert wuorden und, wie ich vernumen, so solle nurt der ausschus dartzu erfordert sein.

Item disen tag ist der von Hedeck [!] hie ankommen. Zu nacht habe ich mit dem kfl.[27v] gesanten zu Brandenburgk gessen, der mir abermals vertreulich vormelt, er schpuret gnadt und gunst bey den hoen hauptern gegen meinen gnedigen herrn zu Preussen und hoffet, es solle seiner fstl. Gn. sachen gut werden.

Am 16. Februarij habe ich gehort oder erfaren, das alle welt zu disem reichstage ubel trostet, das sie eins tails auf die gegebene antwort nicht lange hie hausen wurden, gros blutvorgissen auf den summer zu besorgen. Dem von Haideck habe ich auch sein brifflein uberraicht, die begrussung neben anderen geworben, underthanigen, freundlichen beschaid mit hoher erbittung erlangt.

17. Febr.: Frühstück Brandts mit Hieronymus Schürstab bei den Gesandten des Kf. von Sachsen: Gespräch über Neue Zeitungen.

[28r] Nach tische habe ich die beden cantzler13 mitsampt dem von der Tanne auf ein wort zu verhor freundlich gebeten, das mir williglichen gelaistet. Aldo ire personen in anmerckung irer vilfeltigen und wichtigen gescheften, die sie aus der antwort kgl. Mt. und der schtende bekommen und sie mit dem gantzen anhang der braunswigschen handlung vast in die acht deutet, nicht mit vilen worten oder erwidderung des gantzen handels beschweren wellen, allein gemelt, das ich weste, ire personen aus dem schreiben kfl. Dt. zu Sachsen, meines gnedigen herrn, vornummen hetten, das fstl. Dt. zu Preussen irem secretarien Hieronimo Schirschtaben und mir in bevellich auferlegt, etliche cur- und fursten, in sunderhait kfl. Dt. zu Sachsen neben anderen blutvorwanten freunden und wolmainenden schtenden des Hl. Röm. Reichs in fstl. Dt. sachen zu ersuchen und, wo ire cur- und fstl. Dtt. nicht eigener person zur schtelle kemen, bey derselbigen gesanten und hochvorschtendigen rheten das auszurichten, wes meines gnedigen herrn notdurft und bevellich erfodert. So tzwiffelet ich auch nicht, ire personen weren in meines gnedigen herrn handlung und wes meinen gnedigen herrn zu disem solicitiren bewogen, nicht allein durch kfl. Dt. zu Sachsen etc. und von Hieronimo Schirschtaben vor meiner ankunft genugsam bericht, bsunder wurden des aus den handlungen des Reichs, dorin innen nichts verborgen, gutten grundt haben und allen beschaid wissen, das also hie etwas zu erwiddern und [28v] sie lange aufzuhalten vor unnötig von mir geacht. Wo sie aber des begerten und vor nötig achten, were Schirschtab und ich des zu thun in alle wege berait. Betten allein dismal, diweil Schirschtaben und mir des Reichs handlung vorborgen, nicht wissen konten, wan es antzuhalten [und] meins gnedigen herrn sachen zu forderen rechte tzeit sein mochte, sie, als denen alle ding offen, welten sich fstl. Dt. zu Preussen, als des blut- und religionsvorwanten, obligen mit fleisse lassen bevolen sein, uns freundlich verschtendigen, wan es tzeit, sie und andere, die etwas merers zu gedenken, des handels zu erinneren. Und welten auch doneben freundlich bedenken, ob auch ein zusammenkommen der anderen cur- und fstl. gesanten der blutvorwanten und wolmainenden vonnöten, zu beratschlagen, wie man am bequemesten fstl. Dt. obligen auf die ban bringen, dardurch dasselbe gefodert und nicht gehindert wurde. Wo solchs von innen vor nutz und gut angesehen, weren die anderen cur- und fstl. gesanten entweder zu innen oder aber an einen anderen bequemen ort sich zu vorfugen, underredung derhalb mit inen zu halten, erbüttig und unbeschwert. Ist von dem von Ossa, dem cantzler, nach einer kurtzen underredung mit vilem underthanigem erbitten geantwort, man solt sie uber 5 oder 6 tage widderumb anschprechen; sollte, was bey innen, nichts geschpart werden. Dorauf ist geburliche dancksagung gescheen und von innen geschaiden.

[29r] Nachtmahl Brandts mit Knobelsdorff und den Gesandten der Mgff. von Brandenburg. Gespräch über den Konflikt zwischen den Mgff. von Brandenburg wegen der Forderung Mgf. Albrechts nach Ende der Vormundschaft seines Onkels Mgf. Georg. Weitere Verhandlungen über dieses Thema geplant unter Vermittlung Hg. Albrechts von Preußen und Kg. Sigismunds I. von Polen anläßlich der Hochzeit von Kg. Ferdinands Tochter Elisabeth mit dem polnischen Thronfolger Sigismund II. August14.

[30v] Under anderen so haben wir auch von meines gnedigen herrn handlung geredet15. Do ich dan gefraget, welche cur- und fursten oder schtende sich am freundlichsten und treulichsten in derselben ertzeiget und zu welchen sich am maisten zu vorsehen, ist gesagt, das sich die[kur]sechsischen reth, hessischen, Hg. Moritzschen wie treue freunde zu Regenspurg ertzeiget, aber kfl. Dt. zu Brandenburg were in vordacht, were auch in der handlung geschpuret, das er fstl. Dt. handlung nicht gerne gefordert gesehen. Ist gefraget, was in dartzu ursachen mocht. Es lautetten je die wort anderst. Antwort, das dis die ursach sein solt, das kfl. Dt. gehoffet und vileicht noch, mein gnediger herr, Mgf. Jorge, wurde kfl. Dt. ire gerechtig[keit], so diselbe zu landen Preussen hetten, auftragen. Alsdan welt ers fuer sich von röm. ksl. und kgl. Mtt. wol erhalten.

[31r] Keine Verhandlungen im Reichsrat am Sonntag, den 18. Febr.; Aufzählung der in den Reichsratssitzungen des 19. und 20. Febr. verlesenen bzw. abgeschriebenen Aktenstücke.

Am 21. [Febr.] zu fruer tzeit bin ich zum Knobelsdorff gangen und, wiwol ich in mit vilen gescheften beladen funden, so het er nu dennoch, diweil er widderumb zu vorraysen gegen Carlsburg bedacht gewesen, allerley auf das schreiben fstl. Dt. vertreulich mit mir geredet. [31v] Gespräche über die Erbfolgeregelung in Preußen. Hg. Albrecht gelang es nicht, die angestrebte Erbfolge in den Markgraftümern zu erreichen. Regelung der zwischen Mgf. Georg und Mgf. Albrecht strittigen Fragen durch Vermittlung des Bf. von Augsburg16.

[33r] Es ist auch den tagk mit Knobelsdorff auf mein anregen beschlossen, durch wen meines gnedigen herrn des hertzogen etc. [33v] handlunge17 solle vorgeschtelt werden, dan es mecht vom vormainten administrator nimmermer das einbringen, so auf nestgehaltenem reichstage durch in bewilliget, gedacht oder, bis er seinen vortail ersehe, gedacht werden. Meiner gnedigen herrn Mgff. Jorgen und Albrechten rhete, als die der handel mit angehet und sunst vordechtig, solten durch eine supplicatio der kgl. Mt., ksl. commissarien und schtenden des Reichs den handel zu gemüt furen und undertheniglich, freundlich bitten, das das, wes zuvor röm. ksl. und kgl. Mtt. mitsampt den schtenden des Reichs bewilliget etc., einen vorgangk gewinnen, die acht etc. abgethan werden mocht. So behilte fstl. Dt. röm. kgl. Mt., die disem handel nicht ungewogen (die Knobelsdorff neben mir in sunderhait zu ersuchen, wie auch den Granvellen, ksl. commissarien, bewilliget), die anderen cur- und fursten, blutvorwanten und wolmainenden im rhate, da sie dan unsers erachtens fstl. Dt.[nirgends] nutzer dan an disem ort sein mugen. Sunst bliben allein die widderwertigen im rhate, daraus widderwertige antwort folgen mocht.

Item Hg. Moritz soll durch die post ersüchet werden, seiner fstl. Gn. rheten zu bevelen, neben anderen zu thun, wes fstl. Dt. sachen dinstlich.

Aufgaben und Besoldung von Friedrich von Knobelsdorff, dem obersten Statthalter Mgf. Georgs von Brandenburg in Franken.

[34r] Von Mag. Vito, dem predicanten, habe ich heute erlernet, aus waser ursachen kfl. Dt. zu Sachsen und wie weit sich diselbe mit Julich eingelassen. Ich forchte aber, es werde dabey nicht bleiben und weiter einreissen. Die ursach ist dis, diweils kein religionsachen oder verwanter, das das landt Jülich und Bergen ane mittel sowol an die freuchen [= adeliges Fräulein] und furstinnen als die herren und fursten erbe, wan der von Julich ane erben, wie er noch keine hat, mit tod abginge, ane mittel an kfl. Dt. zu Sachsen gelanget. Demnach het sich kfl. Dt. so weit in den handel einzulassen vorpflichtet, bis der von Jülich seine lande widder erobriget. Got gebe, das es dabey bleibe. Der handel ist sunst bey aller welt gehessig.

Die kfl. entschuldigung des von Brandenburg [Nr. 128] hat auch bey den marggraffischen kein ansehen.

21. bis 26. Febr.: Keine Verhandlungen im Reichsrat, Anhörung verschiedener Abrechnungen der Kreise über den Türkenzug 1542.

[34v] Die protestirenden seint in den tagen mit irer replica auf die kgl. antwort [Nr. 157] umbgangen.

Am 25. [Febr.] habe ich zu nacht mit den hessischen gesanten gessen. Ist da gewesen Dr. Eck, nicht der theologus, dan derselbe ist am 10. Februarij zu Ingolschtat geschtorben. Ist nichts sunderlichs geredet worden, allein das mir H. Rudolf Schenck vil von dem freundlichen willen meines gnedigen herrn, des Lgf. zu Hessen, gegen fstl. Dt. zu Preussen gesagt. Angetzeigt, das der protestirenden replica [Nr. 157] fertig und das es noch darauf geschtanden, das mein gnediger herr, der landgraff, ins Niderlandt sich begeben solten, denselben niderlendischen handel zu vortragen. Item, das 8000 knechte zu Worms und Schpeier gemustert, ins Niderlandt von wegen ksl. Mt. geschicket und das ummer [= umher] vil knechte im nahmen ksl. Mt. angenommen, man weste aber nicht, ob die papisten mit dran hingen.

Am 26. [Febr.] ist der protestirenden schtende replica [Nr. 157]kgl. Mt. uberantwortet. Es haben aber nicht alle schtende, so sich sunst die protestirenden nennen, dorein willigen wellen, als die marggraffischen, nurnbergischen etc., die mit den braunswigschen, clevischen handlungen nichts zu thun haben wellen; achtens vor sunderlich hendel.

[35r] An disem 26. Februarij habe ich durch meines gnedigen herrn Mgf. Jorgen botten fstl. Dt. geschriben, desgleichen Hieronimus Schirschtab. Seiner fstl. Dt. allerley, wes ich mit Knobelsdorff geredet und wes ich sunst von keyser, Frantzosen, clevischen, braunswigschen und marggreffischen handlungen gewust und erfaren, in underthanighait zu erkennen geben.

Am 27. [Febr.] were ich gerne zu den hessischen gangen, wais aber nicht, ob es schtoltz oder geschefte behindert, habe nicht zu inen kommen mogen. Ich glaube aber, die hochwichtigen geschefte dringen sie hart, wiwol man zu nachte, auch mittage essen mus.

Verhandlungen im Reichsrat vom 28. Febr. bis zum 2. März.

Am 3. [März] bin ich bey dem pomerischen gesanten gewesen, der mir under vilem anderen vormelt, das des deutschen maisters gesanter hat uber einen bischoff sich setzen wollen, derselbe hat im als eim deutschen und wellischen maister nicht weichen wellen. So er sich aber der schtellen als ein hoer maister zu Preussen angemast, mit bekentnus, das er west, diselbe im von der anderen amter wegen nicht gebüret, ist im der bischoff gewichen18. Zudem ist mir vortraut, man weste, was röm. kgl. Mt. auf der protestirenden schtende replica antworten wurde. Dieselbe beharreten auf voriger antwort. Nu konten die protestirenden schtende von irer mainung auch nicht weichen, man wurde noch bitten. Wo sie nicht erhoret, so hetten sie bevellich, sich verner in keine handlung einzulassen und sich zu iren herren widder zu vorfugen, welchs von dem merden [= meisten] taile gescheen wurde. Dis hat mich nicht vast erfreuet, dan wan andere hendel ligen wurden, kont mein gnediger herr auch nicht bequemlich gefodert werden. Die papisten wurden nicht vor fstl. Dt. schtimmen. [36r] Item hat mir angetzeigt eine spalte [= Konflikt], die das Reich mit denen von Pomern haben. Die schtende des Reichs haben dem Bf. von Camin ane ainige gerechtighait eine schtelle im rate zu Regenspurg [RT 1541] geben, darumb haben die von Pomern in die turckenhulfe zunechst nicht bewilligen wellen, aber dennoch ire leute geschickt, aber mit bedingung, das sie in nichts gewilliget haben wollen, es werden in dann ire gerechtighait restituirt und mitnichte turbirt. Merke auch wol so vil, wo die schtende auf ire emsige bit nicht ablassen, so werden sich die von Pomern iren bischoff zum gehorsam zu bringen underschteen, es folge daraus, was do welle.

Am 4. [März] ist kgl. Mt. antwort [Nr. 158]gefallen, die noch den protestirenden nicht sunderlich gefallen; seint etliche voces ambiguae darinne geschtanden, die innen zu nachtail geraichen mochten.

6. März19: Verhandlungen im Reichsrat und Verlesung von abgefangenen Korrespondenzen zum Beweis der Kooperation des franz. Königs mit dem Sultan.

[36v] Am 6. und 7. [März] ist Knobelsdorff hinne gewesen von wegen meines gnedigen herrn Mgf. Jorgen auf ansuchen röm. kgl. Mt., und dy ksl. legation angenommen, die junge röm. konigin20 in Polen zu furen, und dartzu haben seine fstl. Gn. die preusche sachen bewogen, wie seine fstl. Gn. melden. Mit Knobelsdorff und dem Rechenberger ist vil geredet und manichfeltiglichen bewogen abermals, wie fstl. Dt. handlung gefoderet mocht werden. Ist nichts mer im wege geschtanden, dan das kgl. Mt. zu Polen nicht geschickt noch geschriben. Ist dennoch vor gut angesehen, mit H. Hansen Hoffman zu reden und zu bitten, in diser sachen bey kgl. Mt. antzuhalten, mit allerley umbschtenden und occasionen. Und hat H. Hans Hoffman allen fleis vorhaischen.

Knobelsdorff hat abermals vil vortreulich von den preuschen und frenckischen hendeln mit mir geredet. Vormelt, die Francken mogen sich schtellen, wie sie wellen, mit freundlichem erbitten und anderem, so sein sie der preuschen handlungen nicht von hertzen genaigt, und wan es glich in allem mangelet, das der maister die sune nicht annemen, dartzu in nimantz tzwingen magk, so konne man die sache noch wol 20 jar aufschiben. Indes schtirbt der esel oder künigk.

[37r] Knobelsdorff erzählt von Mgf. Georgs Plänen zur Verheiratung seiner Tochter.

8. März: Übergabe der Quadruplik Kg. Ferdinands betr. Friede und Recht an die evangelischen Stände (Nr. 160).

Von dem von Rechenberg ist mir von wegen des Knobelsdorffers angetzaigt, das er eylendes sich zu meinem gnedigen herrn Mgf. Jorgen begeben mussen, und im abscheid bey H. Hansen Hoffman vorschtanden, das röm. kgl.[Mt.] von kgl. Mt. Polen kein schreiben noch etwas in der preuschen handlung bekommen, aber dennoch von röm. kgl. Mt. dem H. Hoffman auferlegt, mit dem cantzler Dr. Gengern zu reden, ob bey dem etwas were und, wie diselbe handlung schtunde, zu erforschen und, was ferner dartzu zu thun, röm. kgl. Mt. zu berichten. Das H. Hans Hoffman zu thun vorhaischen. Doneben vormelt, das kgl. Mt. auf den 12. dises monats mitsampt dem Granvelen zu Carlesburgk zu pirschen, das mittagesmal mit meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, zu essen sein wurden. Da dan der Granvela von wegen röm. ksl. Mt. meinen gnedigen herrn bitten wurden, wie obgemelt, die junge königin gegen Polen etc. zu füren.

[37v] 9. März: Übergabe einer Antwort der evangelischen Stände an Kg. Ferdinand (Nr. 162).

10. März: Mündliche Antwort des Königs an die Protestanten und deren mündliche Entgegnung (Nr. 163).

Disen tag ist vil disputirt mit dem von Rechenbergk von der preuschen sachen, wie man[dar]in thet, das man recht thet. Finde aber bey im und anderen, auch den wolmaynenden, wenig grundts der preuschen handlung und were wol vonnoten, das ainer zu solchen reichstagen geschickt, der des handels gutten grundt hett und wol bericht were, der die wolmainenden [38r] underrichten kont, womit die widderwertigen schtende mitsampt dem administrator zu bewegen, das sie auch in die suspension der acht und sunliche, freundliche handlung willigten. Dan die schtende haben sich im rhate vernehmen lassen, sie westen widder [= weder] von der bewilligten süne noch der suspension der[acht], konten auch widder des ksl. kammergerichts urtail den administrator zu nichte anderst dringen. Was ich gesagt: Das fstl. Dt. nur einmal etc. citirt, das Hl. Röm. Reich nicht fuer iren oberhern erkennet, dem bevellich kgl. Mt. Polen het genugthun mussen und nicht erscheinen; item das die richter wegen der religion vordechtig, und das vierde ausserhalb bevellich fstl. Dt. dartzu gebraucht, das sie widder kgl. Mt. Polen nicht kleger und tail zugleich mogen sein. Ist alles bey in[en] nichts, ich solts innen sagen. Dan tzeigen [sie] an: Die citation sey peremptoria gewesen, drey termini gehabt, und solt zum wenigsten fstl. Dt. fur sich selbs oder durch den Kg. von Polen declinatoriam exceptionem haben furtragen lassen. Wan es gleich in der ersten rechtfertigung nicht bescheen, so solt es doch nachmals, so man fstl. Dt. het in die acht declariren wellen, nicht underlassen sein wuorden, dan in derselben citation ist auch dran gehenckt, das er erscheinen solt, sich in die acht zu declariren oder ursachen fuerwenden, darumb es nicht bescheen kont. Das kgl. Mt. zu Polen [38v] des landes ein her sey und das Reich auf des maisters anklag nicht geburlichs richter, das wollen sie nicht dispu[ti]ren lassen. Darin mus ein iderer reichsrath, vor dem er geschworen, reden. Ob ich wol gefraget, obs in unbillichen sachen auch so zugehe, darauf schweigt man oder gibt ein lachen daran.

Am 11. [März] dises monats, diweil ich besorget, es mocht vorgessen werden und röm. kgl. Mt. wolt gegen Carlsburg [= Cadolzburg], habe ich den Rechenberger vormocht, der sich gantz willig ertzeigt, das er sich mit mir zum röm. kgl. Mt. vicecancellario Dr. Gengern verfuget, zu erlernen, ob kgl. Mt. zu Polen ainige forderung in der preuschen sachen dismal gebeten, des wir nicht hoffen verbliben were, und wo es ye bescheen, muste es aus verhinderung anderer geschefte gescheen[sein]. Es het aber mein gnediger herr, Mgf. Jorge, durch Knobelsdorff und den Rechenberger bey röm. kgl. Mt. und H. Hansen Hoffman anregung thun lassen, do dan kgl. Mt. sich gantz genedigest erbotten, dergleichen H. Hans Hoffman, seinen fleis mit anhalten nicht zu schparen. Das allein bey Dr. Gengern gesucht, kgl. Mt. zu berichten, wie und worauf der handel schtunde. Derwegen innen gebeten, des zu thun unbeschwert zu sein, welchs er verhaischen, und in weytlauftiger underredung hat er getrostet, obgleich die schtende schwerlich willigen wurden oder sich weren, so hoffte er dennoch, es wurde die acht ferner suspendirt und die süne fuergenommen werden mögen.

[39r] Am 12. [März] zu fruer tzeit bin ich gegen Carlsburg geritten. Bey meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, und Knobelsdorff angehalten, fstl. Dt. sachen bey röm. kgl. Mt. und dem ksl. commissarien Granvela, wo es sich also fugen, diweil sie des tages aldo sein wurden, nicht zu vorgessen. Bey dem Granvelen ist anregung bescheen, der seinen fleis verhaischen. Bey röm. kgl. Mt. hat es sich in der eil nicht schicken wellen, dan ir Mt. nicht mer dan zum essen geseumet, eine kurtze underredung mit meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, gehalten und widderumb nach Nurnberg geritten. Ist aber nichtsdesterminner von meinem gnedigen herrn, dem marggraffen, beratschlaget auf mein ansinnen, wie man der sachen nachginge, dadurch das erhalten, wes fstl. Dt. notdorft erfoderet. Ist entlich beschlossen und dem Rechenberger bevolen, bey kgl. Mt. antzuhalten, die sachen dermassen zu fordern, als ob die röm.[Mt.] von kgl. Mt. Polen ersuchet. Und diweil man vormerket, das röm. kgl. Mt. disem handel gewogen,ist gehoffet, solchs zu erhalten. Der jungen herrn und kunige21 seint tzwine mit zu Carlsburgk gewesen.

Am 13. [März] habe ich mich widderumb gegen Nurnbergk begeben. An disem tage sein Hg. Ludwig von Bayern mit dem vortribenen von Braunswigk eingeritten. Und haben sich handlung aus reden und antwort der kgl. Mt. und protestirenden schtende abermals den tag also ansehen lassen, als wurden sie nimmer zusammen schtimmen, die protestirenden [39v] balt von hinnen vorraisen, welchs mich nicht wenig bekummert. Wan dis geschehe, was in fstl. Dt. sachen furzunehmen, mit dem von Rechenberg beschlossen. Wo die kgl. Mt. nicht aus aigenem kgl. gewalt die acht suspendiren kont oder wolt, den handel schtille schteen und an die schtende des Reichs, die fstl. Dt. widderlich, nicht langen zu lassen. Die kfl. sechsischen und brandenburgischen het ich gerne ersuchet, habe aber umb anderer geschefte willen, die sie fuergehabt, nicht zu in kommen mogen.

14. und 15. März: Keine gemeinsamen Verhandlungen im Reichsrat, sondern getrennte Beratungen von alt- und neugläubigen Reichsständen. Anhörung der Abrechnungen der während des Türkenzuges 1542 in Ungarn dienenden Befehlshaber.

Disen 15. [März] bin ich mit Hieronimo Schürschtaben bey beden curfurstischen, den wolmainenden, gesanten gewesen. Mit den sechischen zu mittage gessen, rat zu fragen, was in irer und fstl. Dt. handlungen zu hoffen, mit weitlaufftiger antzeigung, was von meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, und derselben rhete vor gut angesehen und auch schon, diweil sie so vast mit gescheften beladen, dartzu gethan; gebetten, ir gutbeduncken mitzutailen, wie und waser geschtalt fstl. Dt. sachen mocht gefodert werden; ob in auch das fuernehmen gefile, wie mein gnediger herr, Mgf. Jorge, geraten, oder ob sie etwan einen besseren und bequemeren wegk westen, dan fstl. Dt. het mir keyn mas mitgegeben, [40r] den cur- und fursten oder derselben gesanten und vorwanten kein tzil geschteckt, wie die sach zu foderen were. Das alles innen als den hochvorschtendigen, die die gemütter und gelegenheit der schtende kenneten, freundlich, genediglich haimschtellet. Und im val, wo sichs zutrüge, das die protestirenden mit anderen schtenden unvorainiget von hinne vorrayseten, obs auch geraten, in der sachen etwas fuerzunehmen.

Von den kfl. brandenburgischen ist gesagt, das es inen, wie davon geredet, wol gefille; westen von dem aufbrechen der protestirenden nicht; wo sie aber etwas erfüren, wolten sie michs wissen lassen.

Die kfl. sechsischen haben iren fleis verhaischen, mit vermeldung, das sie in[d]er eil sich nicht entschlissen konten, was am besten; geraten, die sach einen tagk drey beruen zu lassen, dan sie forchten, wan gleich die wolmainenden fstl. Dt. im rathe bliben, so weren sie der wenigere tail. In den tagen wurde man sehen, wie sich der schtende handelung anlassen wurden; sie schtunden noch in handlungen; das sie hofften, ainig zu werden; weren nicht gesinnet, sich von hinne zu begeben; welten zu gelegener tzeit einen tag beschtimmen, mit uns zusamen kommen und von der sachen fstl. Dt. reden.

[40v] 16. und 17. März: Abrechnung der Kriegsleute vom Türkenzug in Ungarn.

H. Leo Schurschtaben habe ich zum oftermal gebeten, mit H. Hieronimo Baumgarttnern, auch anderen meinem gnedigen herrn zugethanen, zu reden, was in fstl. Dt. sachen fuertzunehmen etc. und in waser geschtalt. Ist mir zu antwort wuorden, das nichts kunne fuergenomen noch geraten werden, bis man sehe, wie sich die reichshandlung anlassen. Das nun augenscheinlich gewesen, darumb mich auch zufride geben müssen. Zudem hot mir H. Hieronimus Baumgartner zuentbotten, ungeladen bey mir zu sein, mich zu besuchen, mit mir zu essen und von der sachen zu reden. Aber domit ich nicht zuschanden wurde, habe ich in mitsampt H. Bernarten, seinem brudern, auf den 18. zu mir geladen zu abentmal. So mir dan gleichfals der Rechenberger und pomerische gesante auch gedreuet, habe ich die beden dartzu gebeten. Und hat der Rechenberger den N. Rabenschtainer mit sich bracht, des bruder marschalck fstl. Dt. gewesen, sich gut preusch zu sein mit vilen worten vornehmen lassen, vil underthaniger, schuldiger dinst fstl. Dt. zuentbotten. Uber essens ist ausserhalb schertz nicht geredet; haben woll in etlichen puncten wegen der reichshändlung einander geubet [= sich hervortun], der krigsleut rechnung vorlachet.

[41r] Am 20. [März] zu nacht ist Wolff von Creutzen mitsampt seim brudern Bonaventuren, auch einem kumen, der meines gnedigen herrn diner gewesen; bey mir gewesen, mit mir gessen. Ist innen die frantzosch lust [= Syphilis] gebusset und vorgangen.

Von 20. bis 29. März Verhandlungen zwischen Altgläubigen und Protestanten zu Friede und Recht ohne Einigung der Steitparteien.

[41v] Hie hat mirs auch gemangelt, das ich nicht gewust, was in meines gnedigen herrn sachen zu thun. Zu den sechischen und heßischen habe ich vor iren gescheften nicht kommen mogen, die Mgf. Jorgischen seint nicht zu Nuerenberg gewesen, zu irem herren vorraiset. Doch so ist in omnem eventum, [42r] es ginge mit den protestirenden wie es wölt, mit rhat meines gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, beschlossen gewesen, das röm. kgl. Mt. ersucht wurde, das diselbe von wegen kgl. Mt. zu Polen anregung thet, domit man erlernet, was der administrator mit seim hauffen im willen. Mangelt mir an nichte, dan das es ein gemain schprichwort, zu rechter tzeit einen handel zu forderen, sey das hoest und best. So kont ich auch ane fuerwissen Sachsen, Hessen und anderer nichts sunderlich, so der Rechenberger nicht gegenwertig, der es an kgl. Mt. bringen solt, fuernehmen.

Aus oben gegebener antwort der bobstischen [Nr. 169] hat sich der reichstag mit den protestirenden disen tag geendet, und fecht folgendes tages mit den bobstischen an.

Am 30. [März] dises monats ist mir ein schreiben fstl. Dt. zukommen, am 12. dises monats zu Osterrode geben, dorinnen mich mein gnediger herr von hinnen abgefodert etc. Disen tag habe ich einen lauffenden botten nach Anschpach geschickt, solchs meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, underthaniglich durch Knobelsdorff zu erkennen geben, ob seiner fstl. Dt. etwas zu schreiben etc. Ist mir geantwort, das nichts anderst sey, dan das sein fst. Gn. auf die freuden [= Hochzeit] gewislich kommen. Was im reichstage gehandelt, referirt man auf mich.

[42v] Item disen tagk habe ich die gesanten kfl. Dt. zu Brandenburg ersuchet, innen die gelegenhait in fstl. Dt. handlung mit kurtzen worten erwidderet und, was mein gnediger herr, Mgf. Jorgen, auf mein underthaniges ansuchen irer und anderer meines gnedigen herrn vorwanten und zugethanen vorbesseren, vor gut angesehen. Und seint die gesanten meines gnedigen herrn Mgf. Jorgen rhat zugefallen, das man anregung thun solt, unangesehen das die schtende zurtrennet, in reichshandlungen nichts vorricht etc.

Am 31. [März] habe ich die sechischen und hessischen auch dergeschtalt ersuchet, innen nicht allein muntlich den handel von anfangk vorholet, bsunder denselben, mit A getzeichnet, solchs schriftlich [Nr. 301d–e] behendiget neben der copey des nesten reichstages abschid [RTA JR Bd. XIII, Nr. 198]. In fstl. Dt. sachen fleissig gebeten, sie welten sich einer schtunden vorgleichen mitsampt dem Rechenberger und iren rhat meinem gnedigen herrn zum besten mittailen. Des so haben sie alle ein zusamenkommen gewilliget, aber des tages umb anderer geschefte willen nicht zuwege bringen mogen. Das morgenmal habe ich mit den sechischen gessen.

Folget der April.

[43r] Am 1. Aprilis habe ich zu fruer tzeit abermals bey den sechischen anregung than, haben aber den morgen bey röm. kgl. Mt. aufwarten mussen, nicht zusammenkommen mogen. Nach essens seint sie zusammenbracht, da sie dan mit verholung des bevellichs und erbittens irer herren, auch was sie vor ire person zu thun undertheniglich genaigt, ainhelliglich beschlossen und geraten – mit vilen umbschtenden, auch etlichen fuerschlegen, die ich in widderlegt, daran sie auch gesettiget – das bey röm. kgl. Mt., wie auch mein gnediger herr, Mgf. Jorge, geraten, aufs forderlichst angehalten werde, den handel fur die schtende in der tzwischpalt nicht gelangen lasse, und solchs durch meines gnedigen herrn Mgf. Jorgen gesanten, den Rechenberger, beschehe. Es wurden ungetzweiffelt die röm. kgl. Mt. genaigt sein, zu disem beylager gutte fridliche antwort meinem gnedigen herrn, Mgf. Jorgen, zu geben. Darauf habe ich nach geburlicher dancksagung fstl. Dt. bevellich nach den handel Hieronimo Schirschtaben bevolen, mit fleiss bey dem Rechenberger antzuhalten, auf das fernere suspension der acht [43v] erhalten werden mocht; selbs auch nicht underlassen, bey dem Rechenberger antzuhalten, das er noch des tages bey kgl. Mt. solt anregung thun. Hot aber nicht fuerkommen mogen.

Am 2. April bestellte Kg. Ferdinand auf Ersuchen der Altgläubigen die Protestanten abermals zu sich, um eine Einigung in den strittigen Fragen von Friede und Recht zu erreichen. Und obwol von den protestirenden, die nicht so hart dringen solten auf ire declaration, noch kain antwort geben war, so wais ich doch, [44r] das sie das ungewis fur das gewis nicht annemen, werden von irer declaration nicht weichen.

Am 3. Aprilis bin ich zu Nurnbergk vorrayset auf befellich fstl. Dt. Zu derselben kommen am 21. Aprilis zu Suchotzoff in Polen und fort mit nach Krakau und herwider geraiset.

Anmerkungen

1
Ahasver von Brandt stand etwa 20 Jahre lang im Dienste Hg. Albrechts von Preußen und war in verschiedensten Aufträgen und Sendungen an europäischen Hofen tätig. Siehe dazu: E. Sprengel, Biographische Skizze des Asverus von Brandt, 5. Lieferung, S. 771–778.
2
Zur Mission Brandts bei Kf. Joachim von Brandenburg (11. bis 21. Jan. 1543) und bei Kf. Johann Friedrich von Sachsen (24. Jan. bis 26. Jan. 1543) siehe A. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 13, S. 29–39.
3
Zu den Verhandlungen betr. die Suspension der Acht gegen Hg. Albrecht von Preußen und dessen Konflikt mit dem Deutschmeister siehe Kap. IX.C, Nr. 301.
4
Beauftragter Hg. Albrechts von Preußen in Nürnberg, Sohn des Nürnberger Bgm. Leo Schürstab.
5
Leonhard Kellner, Gesandter Kf. Joachims von Brandenburg.
6
Siehe A. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 13, S. 40–42.
7
Beim englischen Gessandte handelte es sich um Christopher Mont, der in zwei Schreiben (1543 Febr. 24 und März 4) an Kg. Heinrich VIII. über die Geschehnisse in Nürnberg berichtete; in: State Papers, vol. IX, part V continued, Nr. 817, Nr. 820.
8
Angesichts der Bedrohung durch Frankreich schloss Karl V. am 11. Febr. 1543 mit Kg. Heinrich VIII. von England einen Geheimvertrag über gegenseitige Hilfe gegen Frankreich ab. Siehe dazu: A. Kohler, Karl V., S. 279.
9
Zwei Gesandte der Hgg. von Pommern befanden sich seit Anfang Febr. 1543 in Nürnberg, nämlich Dr. Jakob Philipp Ösler und Jakob Zitzewitz. Es ist unklar, welcher der beiden hier gemeint ist.
10
Leonhard Keller und Jakob Schilling waren die Gesandten des Kf. von Brandenburg. Es ist unklar, welcher von beiden gemeint ist.
11
Kf. Joachim von Brandenburg besuchte den RT 1543 nicht persönlich.
12
Wilbold von Wirsberg und die Gesandten Mgf. Georgs von Brandenburg.
a
Alte Konjunktivform von „taugen“.
13
Mag. Franz Burkhard (kursächsischer Kanzler in Wolfenbüttel) und der kursächsischer Kanzler Dr. Melchior von Ossa.
14
Siehe A. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 13, S. 44f.
15
Bemühen Hg. Albrechts von Preußen um die Verlängerung der Suspension der Acht.
16
SieheA. Bezzenberger, Berichte und Briefe des Asverus von Brandt, 1. Heft, Nr. 13, S. 45–47.
17
Verhandlungen in der Frage der Suspension der preußischen Acht.
18
Der im Sessionsstreit mit dem Gesandten des Hoch- und Deutschmeisters unterlegene Bf. von Bamberg war Weigand Redwitz, der sich zeitweise persönlich in der Reichstagsstadt aufhielt. Zum Zeitpunkt des RAb war offensichtlich kein bambergischer Vertreter in Nürnberg anwesend, weshalb eine entsprechende Erwähnung Bambergs im RAb fehlt.
19
Von Brandt irrtümlich mit 5. März datiert.
20
Ehgn. Elisabeth, die Tochter Kg. Ferdinands, Braut des polnischen Thronfolgers Sigismund II. August.
21
Die beiden Söhne Kg. Ferdinands, die Ehgg. Maximilian und Ferdinand.