Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

5.1.1. Vorakten

Nr. 1057 EB Uriel von Mainz an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)

Seine Probleme mit dem Besuch des Augsburger Reichstags angesichts der gegenwärtigen Übergriffe der Hgg. von Sachsen, Bitte um ksl. Unterstützung.

Aschaffenburg, 15. Dezember 1511 (montag nach Lucie)

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1511, fol. 371a u. b, Konz.

Der Kurmainzer Kanzler Dr. Johann Engellender hat bei seiner Heimkehr berichtet, daß Liechtenstein seine Werbung bzgl. seines (des EB) Erscheinen auf dem Augsburger Reichstag bereitwillig angehört und einen Rat dazu erteilt hat. Dankt ihm dafür. Und wiewol ye und allweg unser maynung und begirlich gemüt gewesen ist und noch, unserm allergnst. H., röm. ksl. Mt., mit allem unserm vermögen underteniglich zu wilfarn, werden wir doch – zuversichtlich, dir unser canzler angezeigt hat – durch der Ff. von Sachsen handlung gegen den unsern von Erfort und den iren mit tatlicher handlung, fürschub der widerwertigen, auspechung [= Auskundschaftung] der dörfer, vahung und beschedigung etc. der unsern also verhindert. Daz wir on sondern nachtail und schaden, es sey dann, daz unser allergnst. H., der röm. Ks., ernstlicher, dann bisher bescheen, in dise sachen mit gnaden oder rechtlicher hilf sehen werd, nit wol ervolgen mögen, als du selbst bedenken und ermessen magst. Da Liechtenstein mehr als jeder andere sein Vertrauen genießt, bittet er diesen, ihn unverzüglich durch einen eigenen Boten zu informieren, wenn der Ks. sich nach Augsburg begibt. Wellen wir uns nach unserm vermögen schicken und beraiten, ksl. Mt. zu wilfarn, ganzer zuversicht, sein ksl. Mt. werde unser undertanig gemuet und dienst dermassen bedenken und verfuegen mit ernst, daz wir wider recht und pillichait von den Ff. von Sachsen mitler zeit und furan unbelestigt beleiben.

Nr. 1058 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Durch Krankheit verhinderte Vermittlung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern im Erfurter Streitfall; [2.] Geplante Behandlung dieses Konflikts auf dem Augsburger Reichstag, dringendes Ersuchen um persönliche Teilnahme, Beeinträchtigung der ksl. Belange bei Fernbleiben des EB von Mainz und der Hgg. von Sachsen.

Linz, 26. Dezember 1511

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 1-2, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).

[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben dein schreiben, uns mit aigner hand getan [liegt nicht vor], und daneben die antwurt, so dein lieb unsern reten, die wir bey dir gehabt, gegeben hat, auch Gf. Hoyers von Mansfeld und Johannsen Renners werbung, von deinen wegen an uns beschehn, vernomen und darinnen verstanden die ursachen und entschuldigung, warumb dein lieb auf unsern ausgeschribn reichstag gen Augspurg persondlich nit komen moge, und sonderlich der von Erfurt beswerung halb, so sy dir, deinem brueder [Hg. Johann] und euern landen und leuten zufuegen, mit beger, nochmals dareinzusehen, damit die von Erfurt unsern ausgegangn mandaten [Nr. 172, 174] und dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen oder, wo sy das nit teten, in die acht denunciert würden laut des abschids, so wir vormals deinen reten gegeben. Darauf verkünden wir deiner lieb, das wir zu mermalen und ytzt kürzlich von Insprugg aus unserm hofmaister, Gf. Eytlfridrichen von Zollern, ernstlich geschriben und bevolhen, sich mitsambt Dr. Johannsen Schade nachend bey Erfurt an ain gelegen platz zu fuegen und laut unsers bevelhs zu handlen, damit die obgemelt sachen ausgericht und volzogen würden. Das er erstlich und längst ainmal abgeslagen und sich darnach zu zwaymaln erpoten hat, das er demselben unserm bevelh gehorsamlich nachkomen wolle. Aber ytzt hat uns der gemelt von Zollern geschriben, wie er in merglich krankhait gefallen und ime deshalben unmoglichen sey, dismals zu verreyten und solhen bevelh zu volenden.

[2.] Und dieweil wir nu ermessen, das der reichstag etwas nachend ist und, wo wir ander comissarien zu volziehung derselben sachen verordnen, das unser neve, der EB von Menz, sein entschuldigung nemen und auf solichen reichstag nit komen, dardurch der nit sein fürgang haben, sonder genzlichn verhindert würde, und aber uns und dem hl. Reiche an demselben reichstag merglichs und vil gelegen ist, begern wir an dein lieb mit besonderm vleiss und ernst, du wellest ansehen und betrachten unser und des Reichs obligende not und deshalben bey uns auf dem obgemelten reichstag persondlich erscheinen und nit aussenbeleiben, auch dich daran nichts iren lassen und dabey uns zu gefallen bewilligen, das wir die sachen mit Erfurt auf den gemelten reichstag ervordern. Damit wirdet der von Menz bewegt, auch daselbs zu erscheinen. So wellen wir alsdann soliche sachen vor allen hendln furnemen und dermassen dareinsehen, damit die laut des abschids, deinen reten gegeben, on ainichen lengern verzug und furderlicher und tapferlicher, dann durch comissarien beschehen mochte, ausgericht und volzogen werden. Wir wellen dir auch bey guter zeit verkonden, auf welhen tag wir ungeverlich gen Augspurg komen, damit du alsdan auch daselbs erscheinest, dann wir etlich tag noch in disen unsern erblichen landen zu schaffen haben von ainer hilf wegen, die wir verhoffen, von inen wider unser veind in kurzem zu erlangen, und wolten nit, wo wir persondlich gen Augspurg nit kemen, das du dahin ziehen oder vergebens dasein solltest. Und das du solich unser begern ye nit abslahest, sonder dich darin gutwillig beweisest, als wir ain besonder vertrauen zu dir haben. Dann dein lieb selbst ermessen kan, wo du und der von Menz auf den reichstag nit komen solten, das dardurch derselb reichstag und alle unser obligende hendl zurückgestellt würden, des du ungezweifelt zu verhueten genaigt bist. Daran erzaigt uns dein lieb sonder wolgefallen, gnediglich und fruntlich gegen derselben zu erkennen. Und begern deshalben deiner antwurt, uns die fürderlich bey disem unserm poten wissen zu lassen, damit wir uns darnach haben zu richten. Geben zu Lynz am 26. tag Decembris Ao. etc. im 12., unsers reichs im 26. jaren.

Nr. 1059 Erfurt an EB Uriel von Mainz

Erfurt, 29. Dezember 1511

Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 1b-2a, Kop.

Nach Aussage des Kurmainzer Marschalls (Frowein von Hutten) und Dr. Küchenmeisters empfiehlt EB Uriel, die geplante Supplikation Erfurts an den Ks. durch eine Delegation zum Reichstag zu schicken. Demgemäß hat Erfurt die vom EB geprüfte Supplikation fertiggestellt und wäre bereit, sie durch Abgesandte auf den Reichstag bringen zu lassen, ist jedoch zum einen in Sorge, ob diese sicher dorthin und wieder nach Hause kommen können, weiß zum anderen nicht, wann und wo der Reichstag stattfinden wird. Bittet deshalb EB Uriel um Mitteilung, wann sich die Erfurter Delegierten wohin begeben sollen. Auch möge er sich beim Ks. um sicheres Geleit für die Abgesandten verwenden und sich im übrigen dafür einsetzen, daß die ganze Angelegenheit einen guten Ausgang für Erfurt nimmt.

Nr. 1060 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Erfolgte Übersendung seines Ratschlags in Sachen Reichstagsbesuch und Erfurter Streitfall; [2.] Empfehlung zur Teilnahme am Reichstag; [3.] Festhalten des Ks. am Augsburger Abschied (von 1510) in der Erfurter Angelegenheit; [4.] Sondierungen Renners beim Ks. in der Jülicher Erbsache; [5.] Hoffen auf Frieden und einen angenehmen Aufenthalt in Augsburg; [6.] Dank für geliehenen Geldbetrag; [7.] Übersendung eines eigenhändigen Schreibens des Ks. an Kf. Friedrich.

Linz, 30. Dezember 1511

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 3-4, Orig. Pap. m. S.

[1.] Hat das an ihn und Gf. Hoyer von Mansfeld gerichtete (nicht vorliegende) Schreiben Kf. Friedrichs erhalten und vor einigen Tagen von Innsbruck aus sein gutbedunken eur Gn. zukunft halb auf den reichstag, auch, was bisher mit dem von Zolr der erfurdischen sachen halben zu handlen verschaft were, angezaigt. Geht davon aus, daß der Kf. diesen Brief erhalten hat. [...]

[2.] Und alsbald ich zu ksl. Mt. kommen bin, haben Gf. Hoyer und ich seiner ksl. Mt. euer ftl. Gn. brief, mit irer hand geschriben [liegt nicht vor], uberantwurt und darauf dasjen, so euer ftl. Gn. uns bevolhen hat, seiner Mt. auch angezaigt. Hat ir ksl. Mt. sich in allen sachen gegen euer ftl. Gn. ganz gnediclich und fruntlich gehalten und sich merken lassen, das an ir Mt. nie kain mangl gewesen, das die erdfurdisch sach nit ausgericht sey. Ir Mt. hab die zu mer maln bevolhen zu volenden, aber es sey nit beschehen. Und yetz hab der von Zolr sich von neuem entschuldigt, das er krankhait halb seins leibs darin nichtz handlen mog. Des warlich sein Mt. nit wol zufriden ist. So nu die sachen wider seiner Mt. willen also steen, bedunkt sein Mt., sy werden nit ausgericht oder volendt, dan durch ir Mt. Darumb sein Mt. euer ftl. Gn. hiemit schreibt von desselben reichstags wegen, auch der erdfurdischen sach halb, als euer ftl. Gn. in dem schreiben [Nr. 1058] vernemen wirdet. Und dieweil ich ksl. Mt. ganz gut und gnaigt find gegen euer ftl. Gn. und diß begern allain allen sachen zu gut beschicht und sonderlich, damit euer Gn. von Erfurt wegen geholfen werde, rat ich underteniglich, euer ftl. Gn. wolle aus den und andern beweglichen ursachen und nemlich Guilch halb zu ksl. Mt. kommen und seiner Mt. begern wilfarn.

[3.] Ich hab des von Zolr instruction ubersehen und darin funden, das er nichtz anders bevelh hat, dann darob zu sein, damit die von Erfurt dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandaten [Nr. 172, 174] nachkemen, und wo sy das nit teten, das die acht wider sy publiciert würde, doch das euer ftl. Gn. demselben abschid, sovil der euer Gn. betrifft, auch nachkom.

[4.] Der gulchischen sach halb hab ich mit ksl. Mt. in gehaim und vil disputiert. Sagt ir Mt. wie vor, was sein Mt. euer ftl. Gn. darin zu gnaden und furdrung tun mog, das sey ir Mt. gnaigt. Dabey hab ich mich laut euer Gn. begern erkundt, ab der widertail ichtz erlangt hette oder das sein Mt. vermainte, das der ainich gerechtickait darzu haben mochte. Hat mir ksl. Mt. angezaigt, der widertail hab zu mer maln deshalben begerung getan, aber nie nichtz auslegen lassen, dann vor etlichen jaren auf anlangen Hg. Wilhelms von Guilch und auf sein narration im ain brief gegeben, nemlich wie Guilch ain freyhait habe, das tochter, wo mandlicher stam nit vorhanden sey, erben sollen [vgl. Nr. 1132 Anm. 1]. Sofer dem also sey, so bestet es sein Mt. Aber sein Mt. vermaint, der widertail werde den nit prauchen, dann er mer wider dann fur sy sey. Sy suchen yetz von neuem ain solhe freyhait, und wo sy die vor gehapt hetten, sy wurden die yetz nit begern. Und gibt ir Mt. genzlich dafur, euer Gn. werde das mit recht gewynnen. Sy haben die lehenschaft auch begert, aber sein Mt. hat die abgeslagen und kan deshalben euer ftl. Gn. auch nit leyhen, dann sich sein Mt. sust argwonig machet. Das alles hat mir sein Mt. angezaigt, doch das es euer ftl. Gn. in gehaim halt und sein Mt. darin nit melde, dann er der richter sey und im nit gepure, solhs zu eroffnen. [...]

[5.] Ich wolt, das wir frid hetten und gen Augspurg ziehen und ainmal gut leben haben mochten. Es sein so vil geswinde, sel[t]same practica vorhanden, das uber land nit zu schreiben ist. Aber so ich zu euer ftl. Gn. kom, wirdet euer Gn. vil hören und vernemen, wie ich euer ftl. Gn. vormals auch angezaigt hab.

[6.] Ich dank euer ftl. Gn. in aller undertenikait des gn. willens, so mir euer ftl. Gn. beweist mit leyhung der 1000 fl., wie mir Pfeffinger geschriben hat.

[7.] Ksl. Mt. schreibt hiemit euer ftl. Gn. ain briefl mit aigner hand [liegt nicht vor], als euer Gn. sehen wirdet. [...] Hiemit bevilh ich mich euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Lynz am 30. tag Decembris Ao. etc. 12.

Nr. 1061 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Ks. Maximilian

Lochau, 13. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 6a u. b, Konz.

Dankt für das Antwortschreiben des Ks. (Nr. 1058) mit der Aufforderung, persönlich zum Reichstag zu kommen. aDa er jedoch nicht weiß, was mein bruder [Hg. Johann] und ich uns zu den von Erfurt und yrem anhang fur manchfeltig beswerlich furnemen versehen solten, auch Gf. Eitelfriedrich von Zollern trotz Ankündigung nicht gekommen ist, kann der Ks. wohl ermessen, wie ich den reichstag so eylends besuchen mocht. Und wiewol dieselbn sachen noch nit abgewendt, so wil ich doch, ob Got wil, wenn eur ksl. Mt. mir weiter verkunden wird, bey euer Mt. zu komen, als der gehorsam halten, dann mein gemüt ist nye gewest, auch noch nit, meins bruders und mein sachen mer dann eur ksl. Mt. sachen zu achten.–a Hat darüber hinaus Gf. Hoyer von Mansfeld und Johann Renner um weitere Werbung beim Ks. ersucht (Nr. 1062). Bittet, beiden Glauben zu schenken.

Nr. 1062 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Sekretär)

[1.] Bedauern über die nicht zustande gekommene Vermittlung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern in der Erfurter Streitsache; [2.] Bedenken gegen einen raschen Besuch des Reichstags angesichts neuerlicher Übergriffe in Erfurt; [3.] Argumente gegen eine Behandlung des Erfurter Streitfalls auf dem Reichstag; [4.] Bitte um Festhalten des Ks. an seinem Abschied in der hessischen Angelegenheit.

Lochau, 13. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 8a-12a, Konz.

[1.] Gruß. Übersendet abschriftlich sein Schreiben an den Ks. (Nr. 1061) und bittet, diesem Folgendes vorzutragen:

Nachdem ksl. Mt. uns angezaigt, das ir Mt. dem von Zoller bevolhen, mit Dr. Johansen Schaden in der erfurtischen sachen zu handeln, das der von Zoller erstlich irer Mt. zugeschriben und volgent abgeslagen etc., solichs hetten wir mit beswerung gehort, das dy sach also solt verzogen werden aus dem, das wir irer Mt. zu mermaln hetten anzaigen lassen, das uns der verzug nachtailig und beswerlich were.

[2.] Und nachdem ir Mt. an uns begert het, das wir auf dem reichstag personlich erscheinen sollten etc., zweivelt uns nit, irer Mt. sey unverborgen, was beschwerung unserm bruder [Hg. Johann] und uns von den von Erfurt irer Mt. zu ungehorsam und verachtung und uns zu verunrechtung wider irer Mt. abschid [Nr. 158] und mandaten [Nr. 172, 174] begegent sind, wie wir dan die ir Mt. zugeschriben, auch durch euch und sonderlich nagst hetten anzaigen lassen. Darynnen wir doch irer Mt. zu undertenigem gefallen bisher gedult gehabt. Zudem werd ytzo noch weyter gesucht, mer leut in Erfurt zu bringen, auch die armen, ausgetriben burger, uber das sie von ere und gut gejagt, aus unsern, auch andern stetten und flecken, darynnen sie sich in grossem armut enthalten, mit geistlichem pann zu treiben. So haben die in Erfurt auch in kurz einen, der auf irer Mt. abschid in Erfurt gezogen und sich vertrost, es sol nit not haben, den Fridrich Thun hivor in ksl. Mt. hand gestalt, als wir glaublich bericht werden, gefenglich angenomen und mit dem scharfrichter ufs höchst gefraget und gepeynigt. Und wiewol wir irer Mt. hivor auch underteniglich hetten anzaigen lassen, weil wir nit wüsten, wes unser bruder und wir uns zu den in Erfurt und irem anhang auf ir manigfeldig beschwerlich furnemen versehen solten, der von Zoller auch nit keme, der uns doch geschriben, das er von irer Mt. bevelh hette und uns darauf stilstand geboten, und der von Otting1 und der kamermeister [Balthasar Wolf] auch ungehandelt in der erfurtischen sachen abgeschiden, wurd ir Mt. gnediglich ermessen, wie wir den reichstag so eylends besuchen mochten etc. Und wiewol dieselbn ursachen noch nit abgewend, so wollen wir doch, ob Got wil, wan ir Mt. uns weiter erfordern werd, bey irer Mt. zu komen, uns als der gehorsam halten, dan unser gemüt were nie gewest, auch noch nit, das wir aunser sachen mer dann ksl. Mt. sachen achten oder die denselben fursetzen wolten–a.

[3.] Das aber ir Mt. auch begert, das wir willigen solten, das ir Mt. dy sach mit Erfurt auf den reichstag erforder, domit wurd der von Menz bewegt, auch alda zu erscheinen etc., derhalbn wellet irer Mt. underteniglich anzaigen, das wir ganz willig, irer Mt. undertenigs gefallen zu erzaigen in dem, das sonder unser beswerung bescheen möchte. Ir Mt. hab aber gnediglich zu ermessen, weil ir Mt. hivor abschid und mandata het ausgehn lassen, ire Mt. zu Sletstat auch umb handlung in diser sachen an uns begert, alda wir ir Mt. mit anzaigenden ursachen darfur gebeten. Darauf ir Mt. in ansehung derselbn ursachen uns der handlung genediglich erlassen und ain citation den in Erfurt zugeschickt. Solten wir nu uber das alles in weyter handlung willigen, zudem, das die in Erfurt nit stilhalten, wir auch der schuldiger nit lenger aufzuhalten wissen, wie wir irer Mt. hivor auch geschriben und durch euch hetten anzaigen lassen, so werde es bey unsern misgonnern darfur geacht, als hetten wir voriger handlung, in diser sachen ergangen, nit fug gehabt. Wie beschwerlich das were, het ir Mt. gnediglich zu ermessen. So were auch zu bedenken, ob durch die schuldiger oder sonst durch verursachen, zu erhalten, das ir Mt. durch abschid und mandata geschafft und geboten, furgenomen wurd, das wir doch nit zu furkomen wusten, das uns mocht zugemessen und aufgelegt werden, als were es wider unser bewilligung gehandelt. Und ob Menz sich understehn wurd, derhalb entschuldigung zu nemen, auf den reichstag nit zu komen, so het er des unsers versehens nit fug, dan solten irer Mt. und des hl. Reichs sachen bey Menz nit hoer dan die ungegründte hendl seins furnemens geacht werden, were befrömbdlich. So hetten wir auch der ursachen mer, die offentlich und am tag, dan Menz furzuwenden. So begern wir auch nit mer dan ksl. Mt. geschrift und geboten. Des sich Menz billich nit besweren solt und die in Erfurt dem zu entgegen nit sterken solt. Darumb wellet ksl. Mt. darauf von unsert wegen underteniglich bitten, den abslag nit ungnediglich zu vermerken, sondern uns aus den angezaigten ursachen gnediglich entschuldigt zu haben.

[4.] Wir begern auch an euch gutlich, ir wellet von wegen der hessischen sachen ksl. Mt. underteniglich erynnern, das ir Mt. verfugen wolt, das in denselben sachen dem abschid nach, den uns ir Mt. gnediglich gegeben,2 gehandelt [werde], dan es werd mancherley gesucht, dardurch aufrur mocht erhaben werden, dan der Landgf. [Wilhelm d. Ä.] hat ytzo ain schreiben ausgeen lassen, wie ir ab inligender copien [liegt nicht vor] vernemen werd. Solten nu dy sachen zu weyterung geraichen, so habt ir wol zu achten, was davon entstehn wurd. Es mochten dan auch dy regenten von wegen des Ft. Hessen ksl. Mt. kain statlich hilf tun, darynnen sie sich dan bisher underteniglich und gehorsamlich gehalten hetten. Derhalb wellet ksl. Mt. underteniglich bitten, mit Landgf. Wilhelm zu verfugen, das wider irer Mt. gegeben abschid nichts furgenomen werd, dan wir allemal urbutig gewest und noch, das an aufrichtung desselbn bey unsrem bruder, vettern [Hgg. Georg und Heinrich] und uns nit mangel sein solte, und das sich ir Mt. gnediglich darynnen gegen uns wolt erzaigen, damit sorgfeldige, nachtailige entstehung, die erfolgen mocht, furkomen werd. [...] Datum zu Lochau am 13. tag des monats January Ao. domini 1512.

Nr. 1063 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner

[1.] Seine erheblichen Nachteile aufgrund der verzögerten Behandlung des Erfurter Streitfalls und der hessischen Angelegenheit; [2.] Daraus resultierende mögliche Auswirkungen auf die ksl. Belange; [3.] Widerstand gegen eine Behandlung der Erfurter Streitsache auf dem Reichstag, Wunsch nach Bewahrung des Besitzstandes seines Vaters in Erfurt; [4.] Hoffen auf eine günstige Haltung des Ks. im Jülicher Erbstreit; [5.] Freude über Aussichten auf Frieden mit Venedig.

Lochau, 14. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 13a-14b, Kop.

[1.] Hat Renners Schreiben vom 30. Dezember 1511 (Nr. 1060) erhalten. Bittet ihn, zusammen mit Gf. Hoyer von Mansfeld dem Ks. die beigefügte Werbung (Nr. 1062) vorzutragen.

Und wellen euch sunderlichen und vortreulichen nit bergen, das wir warlichen hoch beschwert sein, das die erfordische, auch heßische sachen uns zu merklichem nachtaile und vorachtung also vorzogen werden, unsers vorhoffens, solchs umb ksl. Mt., auch ksl. Mt. rete und dyner nit vordynet haben. Wir wellen es aber Got dem almechtigen befelhen und, ob Got wil, ayner bessern zeit erwarten, auch unser sachen des hl. Reichs obligen und gescheft uns nit mehr dan dieselbigen geliben lassen, dan, wan uns sein Mt. erfordert, wil Got, alsdan gehorsamlich bey seyner Mt. erscheynen.

[2.] Warlichen entstet uns aus disem verzug merklicher nachtail, wan wie es in der erfordischen sachen gestalt hat, ist euch zu mer malen geschriben. So ist es in der heßischen sachen ganz irrick, wy ir hiebey aus disen schriften vornemen werdet. Hat sich dieselbige handlung ober manigfaldigs, gn. vortrosten, von ksl. Mt. uns beschen, des von Zorns halben vorzogen. Ob solchs gut, auch ksl. Mt. in seynen sachen forderlichen, habent ir als der weyser selber wol zu bedenken. Es machet ye zum wenigsten dy leute unwillig, zudem, das unser aller fermugen tegelichen gemindert. Ab nuhe zuletzt ksl. Mt. und dem hl. Reich mag statlichen gedynet und gehulfen werden, ist leichtlichen zu achten.

[3.] Wir wellen euch auch ganz guter maynung nit bergen, das wir nit uns genuck entsinen mugen, das ksl. Mt. begert, das wir seyner Mt. zu gefallen bewilligen, das sein Mt. die sache mit Erfort auf den reichstage erfordere, damit worde der von Mainz beweget, den reichstag zu besuchen etc., aus was orsachen solchs beschicht. Dan wir ye des vortrauen zu seyner Mt. haben, das seyner Mt. maynung nit sey, uns mit dem von Mainz in aynige handelung, auch mit Erfort zu fürhen lassen. Dan sein Mt. wais und ir habet das selber zu ermessen, wy nachtailig uns solchs sein weldt, uns mit inen in aynige handelung ober die gegeben abschaid [Nr. 158] und mandata, von ksl. Mt. ausgangen [Nr. 172, 174], zu begeben. Es werde auch sunder zweifel darfor bey unsern mißgunnern gericht, als hetten wir foriger handelung, in disen sachen ergangen, gar kainen fug. Es were auch ganz befremdlich zu horen, wo Mainz zu besuchung des reichstags mit disem vornemen solt vororsacht werden, dan sunder zweifel, so er ksl. Mt. sachen und des Reichs nit hoher wegen [= einschätzen] wil dan disen ungegrünten handel seynes vornemen, ist leichtlich zu achten, wes ksl. Mt. sich bey ime seyner Mt. und dem Reich zu gut vorsehen sol. Dan sollen orsachen vorgewendt werden, darumb der tag nit solt besucht werden, hetten wir dy gar fil statlicher vorzuwenden und die offentlichen und am tage sein dan Mainz. So begeren wir auch, nichts dem von Mainz zu entwenden, allain das zu haben, das ksl. Mt. den von Erfort zu tun geboten, domit wir das bekomen mugen, das unser vater seliger [Kf. Ernst], auch wir an Erfurt gehabt etc. Mit was billikait aber sich Mainz widerstet, denselbigen zu entgegen zu handeln und das bose folk zu irem fornemen zu sterken, ist wol zu achten.

[4.] In der gulchischen sachen wellen wir uns je vorsehen, ksl. Mt. werde sich genediglichen gegen uns aller halden und erzeigen. Und ir wollet je daransein, so ksl. Mt. uns schreiben wird und uns erfordern, das sein Mt. uns in der gulchischen sachen sunderlichen aynen gn. brif schreibe, damit wir von unserm bruder [Hg. Johann], auch unser lantschaft mit gutem fug, wil Got, abschayden mugen. Und, weld Got, ksl. Mt. woste, wie und mit was beschwerung wir abkomen mugen, sein Mt., dy worde ye ain gn. bedenken darinnen haben. Ksl. Mt. kan uns allen in disen sachen genad erzeigen an seyner Mt. schaden.

[5.] Nit mit wenig froiden weren wir begirick zu erfarhen, das ksl. Mt. aynen statlichen und erlichen frid erlangen mochte. Wir glauben auch wol, das gar fil seltzsamer hendel vorhanden sein. Der almechtig Got gebe zu glück. [...] Fast eilent am mitwoch nach Erhardi zu Lochau 1512.

Nr. 1064 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Aufforderung zu einem Treffen in Regensburg und anschließender gemeinsamer Weiterreise zum Augsburger Reichstag; [2.] Verzögerung der laufenden Friedensverhandlungen durch Venedig; [3.] Ersuchen um ein Darlehen von 4000 fl.; [4.] Warten auf Kf. Friedrichs Antwort in Passau.

Linz, 18. Januar 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): A) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 15.

Kop.: B) Ebd., Reg. E Nr. 58, fol. 193a u. b.

[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben dir kurzlich von hie aus geschriben [Nr. 1058] und begert, zu verwilligen, das wir in der sach mit Erfurd selbs handlen, angesehen, das wir solhs furderlicher und tapferlicher, dann durch commissarien beschehe, tun mochten, und das du deshalben auf den reichstag, wann wir dich weiter wissen liessen, kommen soltest. Darauf fuegen wir deiner lieb zu vernemen, das wir auf dem weg gewesen sein, gen Gretz [= Graz] zu ziehen. Aber wir haben uns aus etlichen ursachen, die wir dich zu unser zusamenkunft berichten wellen, wider gewendt und allen unsern sachen in disen unsern niderösterreichischen landen ordnung geben und fursehung getan, dermassen, das wir furderlich auf unsern ausgeschriben reichstag ziehen werden. Und dieweil aber die stend des Reichs etwas lang ankommen mochten und wir dann nit vergebens die zeit verlieren, wolten wir gern zuvor zu deiner lieb gen Regenspurg, da wir dan sust auch etwas zu schaffen haben, kommen und uns mit dir des reichstag, auch ander grossen sachen halb, so wir allain mit deiner person zu handeln haben, underreden, desgleichen dir unsern getreuen rat in der gulchischen und erdfurdischen sachen mittailen. Demnach begern wir an dein lieb mit besonderm vleiss, du wellest dich auf das furderlichest und von stund erheben und den nesten zu uns daselbsthin gen Regenspurg und von dannen mit uns gen Augspurg ziehen und uns under augen eylends bey disem posten berichten, wann du zu Regenspurg zu sein verhoffest, damit wir auf denselben tag auch dahin kommen und uns mit dir, wie vorsteet, underreden. Wir haben auch unsern neven, den EB zu Meinz, mitsampt den von Erfurd zu uns beschriben, damit wir in denselben sachen handlen, das die zu end gepracht werden. Mitler zeit mogen des Reichs stend auch ankommen, und das wir alsdann mitainander zu inen ziehen und demselben reichstag auswarten.

[2.] Wir haben teglichs des frids von Rom gewart, aber die Venediger verziehen den aus irem bösen willen, wie wir dich zu unser zusammenkunft berichten wellen.

[3.] Und nachdem wir alles gelt, so wir aufbringen mögen, auf underhaltung unsers kriegsvolk, des wir in grosser anzal haben, wenden muessen, begern wir an dein lieb, mit vleiss pittend, du wellest uns 4000 fl. leyhen und dich der von dem anslag, so auf dem reichstag aufgelegt werden möchte, wider bezalen und uns solhs alles ye nit abslahen, sonder dich darin so gutwillig und dermassen halten und beweisen, als wir uns zu dir ungezweyfelt versehen und verlassen. Daran aerzaigt uns dein lieb sonder danknem wolgefallen, gnediclich und fruntlich gegen derselben zu erkennen.

[4.] Wir werden auch in 4 oder 5 tagen von hynnen aufwertz ziehen und zu Passau deiner antwurt bey disem poten erwarten. Geben zu Lynz am 18. tag January Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 26. jaren.–a

Nr. 1065 Johann Renner an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Nachdrückliche Empfehlung zur Gewährung des vom Ks. gewünschten Darlehens, Aussicht auf ein persönliches Gespräch mit dem Ks. in Nürnberg über den Erfurter Streitfall; [2.] Weiteres Warten auf den Frieden mit Venedig; [3.] Geheimhaltung dieses Schreibens; [4.] Erheblicher Nutzen besagten Darlehens für die Behandlung der Erfurter und der Jülicher Streitsache.

Linz, 18. Januar 1512

Orig. Pap. m. S.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 19.

Kop.: B) Ebd., Reg. E Nr. 58, fol. 192a u. b.

[1.] Gruß. Die ksl. Mt. vordert hiemit [Nr. 1064] eur ftl. Gn., zu ir gen Rege[n]spurg furderlich zu komen, dann ir Mt. allerlay mit eur Gn. zu reden hab, und sonderlich, das sein Mt. wolt die sachen mit Erfurt ab dem weg richten. Nu waist eur ftl. Gn., mit was ausgaben ksl. Mt. bisher in disen gegenwirtigen kriegsleufen beladen gewesen und noch. Deshalben sein Mt. an gelt ganz bloß ist. Demnach lat sein Mt. eur ftl. Gn. bitten, seiner ksl. Mt. 4000 fl. zu leyhen und furzusetzen, und das sich der eur Gn. von dem negsten anslag wider bezal. Und dieweil ich ksl. Mt. mangl in disem fal waiß und auch, das sein Mt. eur ftl. Gn. aus ainem sondern vertrauen in allen iren obligenden sachen vor andern anlanget und ersuchet, rat ich eur ftl. Gn. underteniger, getreuer maynung, eur ftl. Gn. wolle seiner Mt. hiryn willfarn und gefast sein, wann eur Gn. yetz zu ksl. Mt. kompt, das eur ftl. Gn. seiner Mt. solh 4000 fl. leyhen mög, und eur Gn. slach solhs nit ab, dann es nu ain fursetzung ist desjenen, das auf dem reichstag eur ftl. Gn. aufgelegt werden mag. Und eur Gn. wirdet sich des selbs wider bezalen, also das eur ftl. Gn. des kain nachtail oder abgang leiden darf. Und wo eur ftl. Gn. gemaint ist, solh 4000 fl. irer Mt. zu leyhen, so laß mich es eur Gn. bey disem poten eylends wissen, dann wan ich des gewiß were und sein Mt. darauf vertrosten möcht, verhofte ich, sein Mt. zu bewegen, zu eur Gn. gein Nurmberg zu ziehen, dan sein Mt. auch wol da zu schaffen hette, und wer eur ftl. Gn. zu aller handlung gelegner und neher dann zu Regenspurg. Ir Mt. wurde auch den von Menz dahin oder in die nehe beschaiden und in den sachen mit Erfurt laut seiner Mt. schreiben handlen. Und on das anlehen besorg ich, das ir Mt. nit sovil zerung hett, eur ftl. Gn. under augen zu ziehen. Darumb welle mich eur Gn. von stund hirauf antwurt wissen lassen.

[2.] aWir haben am hof gar nichtz neus, weder guts noch bös. Wir warten stets des frids, und sein vil sel[t]samer practiquen in der welt, der ich eur ftl. Gn. zu eur ftl. Gn. zukunft montlich berichten will und davon uber land nit zu schreiben ist.

[3.] Der post, den ich eur Gn. am jungsten geschickt hab, ist noch nit widerkomen, und wart des teglichs. Dise post hab ich in gehaim gefertigt, das weder Mansfeld noch nyemands davon waist. Darumb Mansfeld gar nichtz schreibt.

[4.] Ich rat in alweg, eur ftl. Gn. well ksl. Mt. mit den 4000 fl. dismals zu willen werden, dieweil es doch on eur Gn. nachtail beschicht. Es mag eur Gn. in vil grosserm zu nutz komen als mit Gulch und Erfurt. Und ich bitt underteniglich, eur ftl. Gn. welle das alles von mir gnediclich versten und mich als eur Gn. undertenigen diener in gnaden bevolhen haben. Datum Lynz am 18. tag Januarii Ao. etc. 12.–a

Nr. 1066 Erfurt an Ks. Maximilian

Erfurt, 19. Januar 1512 (montags nach Antonii)

Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 9b-10a, Konz.

Erfährt täglich vom Hörensagen, daß die Hgg. Friedrich, Johann und Georg von Sachsen sich hinterrücks beim Ks. beklagen und versuchen, ihn gegen Erfurt aufzubringen. Dies geschieht zusätzlich zu den großen Problemen, die es ohnehin schon hat, und zu den fortwährenden gewaltsamen Beschädigungen, die es im Herrschaftsbereich der Hgg. erleiden muß. Einer Gesandtschaft, die dem Ks. die Beschwerden und Anliegen Erfurts vorgetragen hat, hat dieser erwidert, es solle die Einhaltung des Augsburger Abschieds (den er in Abwesenheit der Stadt und ohne ihre Mitsprachemöglichkeit erlassen hat, Nr. 158) geloben. Um ihn über die Beschwerungen durch die Ff. von Sachsen zu informieren, übergibt Erfurt ihm die (nicht vorliegende) Supplikation mit der Bitte, den Ff. von Sachsen Stillstand zu gebieten, ihren Anschuldigungen kein Gehör mehr zu schenken und beiden Parteien den Rechtsweg zu eröffnen. Im Rahmen einer Tagsatzung wird Erfurt dann auch aufzeigen, wie kürzlich zwei seiner Dörfer von den sächsischen Ff. eingenommen und ausgeplündert worden sind. In diesem Sinne möge der Ks. sich gegenüber Erfurt gnädig erweisen. 1

Nr. 1067 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Braunau, 26. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 21, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).

Hat das eigenhändige Schreiben Kf. Friedrichs (Nr. 1061) erhalten und nimmt mit Wohlgefallen zur Kenntnis, daß dieser zu ihm kommen wird. Schon zuvor hat er den Kf. durch einen besonderen Boten zum Erscheinen aufgefordert (Nr. 1064). Ersucht ihn, dies baldmöglichst zu tun. Seine Antwort auf die Werbung Gf. Hoyers von Mansfeld und Johann Renners in der Erfurter und der hessischen Angelegenheit wird der Kf. von beiden erfahren (vgl. Nr. 1068).

Nr. 1068 Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Seketär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Antwort des Ks. auf ihre Werbung in der Erfurter Angelegenheit; [2.] Antwort des Ks. in der hessischen Angelegenheit.

Braunau, 26. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 22, Orig. Pap. m. S. und eigenhändigen Unterschriften.

[1.] Gruß. Haben den Ks. weisungsgemäß (vgl. Nr. 1062) informiert über die beswerungn, so eur ftl. Gn. ab dem verzug der erfurdischn sachn hat, das auch eur ftl. Gn. sich mit dem EB von Menz oder den von Erfurt in kain weiter handlung begebn moge. Darauf hat uns ir ksl. Mt. dise antwurt gebn, das an irer Mt. kain mangl gewesen, das die sachn also verzogen worden sey, wie dann eur ftl. Gn. aus irer Mt. vorign schreiben [Nr. 1058] vernomen hab. Und ir ksl. Mt. beger auch nit, das sich eur ftl. Gn. in weiter handlung vor seiner ksl. Mt. einlassen solle, dann allain, das sein Mt. in disen sachn handln welle, wie dann die comissarien getan sollten haben, nemlich daran zu sein, das die von Erfurt dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] gelebn und nachkomen oder, wo sy das nit teten, ferrer mit der acht gegen inen zu handln, wie dann solichs der abschid, eur ftl. Gn. retn deshalben gegeben, vermag und inhalt. Darumb bedunk sein ksl. Mt., das eur Gn. ab diser handlung, so ir Mt. tun welle, kainen nachtail leiden noch eur Gn. sich in weiter handlung begebn durfe. Und der von Menz werde allain darumb darzu ervordert, das er sich der von Erfurt anneme und die von Erfurt an sein Gn. nichts handln.

[2.] Dann von wegn des hessischn handls ist seiner Mt. maynung nit anderst, dann das regiment zu Hessen bey dem abschid, eur ftl. Gn. deshalbn gegeben, gnediglich zu handhabn und beleibn zu lassen. Und sein ksl. Mt. welle deshalbn ytzo, wann eur ftl. Gn. zu irer Mt. kompt, mit eur Gn. rat darin handln, damit darin fursehung getan und dem Ft. Hessen nichts widerwertigs zugefügt werde. Das alles habn wir eur ftl. Gn. als unserm gnst. H. unverkündt nit welln lassen. Gebn zu Braunau am 26. tag des monets Januari Ao. etc. im 12.

Nr. 1069 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Ks. Maximilian

Weimar, 27. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 16a u. b, Konz.

Dankt ihm für sein Angebot in der Jülicher und der Erfurter Angelegenheit (Nr. 1064), hofft allerdings gleichzeitig, daß der Ks. in der Erfurter Sache nichts gegen den ergangenen (Augsburger) Abschied (Nr. 158) und die von ihm erlassenen Mandate (Nr. 172, 174) unternehmen wird. Das von den ksl. Räten Gf. Hoyer von Mansfeld und Johann Renner übermittelte ksl. Angebot einer Handlung mit dem EB von Mainz ist ihm und seinem Bruder (Hg. Johann) beschwerlich. Hofft, daß der Ks. dies akzeptiert. Was das Treffen in Regensburg betrifft, so wird er sich untertänig zeigen, wenn der Ks. ihm diesbezüglich weiter schreibt.

Nr. 1070 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner

[1.] Erfüllung des Augsburger Abschieds (von 1510) durch Erfurt als Voraussetzung für seine Teilnahme an Schiedsverhandlungen im Erfurter Streitfall; [2.] Bereitschaft zur Übergabe des vom Ks. gewünschten Darlehens in Nürnberg.

Weimar, 28. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 24a-27a, Konz.

[1.] Hat die Schreiben des Ks. (Nr. 1064) und Renners (Nr. 1065) erhalten. Geht davon aus, daß der am 14. Januar in Lochau abgefertigte ksl. Bote Klaus mittlerweile am ksl. Hof eingetroffen ist. Us den schreiben [Nr. 1061, 1062], so wir bey demselben boten und sonderlich mit aigener hant getan, hat ksl. Mt., auch ir unsern undertenigen willen vermarkt, auch wie beswerlich uns sein wolt, mit Menz oder den in Erfurt in einige weyter handlung zu begeben, dann wir sein ye des verhoffens, ksl. Mt. sey nicht des willens, das ichts wider die ausgegangen abschid [Nr. 158] und mandata [Nr. 172, 174] sol gehandelt oder furgenomen werden. Aus was ursachen aber und womit wir verschuldt haben, das uns diser handel ober manigfaldigs gn. vertrosten und zusagen so lange verzogen ist, mogen wir nit bedenken, hoffen doch ye zu Got dem almechtigen, das wir solchs mit unsern manichfeldigen, undertenigen dinsten nit verursacht haben, und gedenken, uns mit Meinz zu diser zeyt in kein tagleistung zu begeben. Wo aber die in Erfurt ksl. Mt. abschid und mandaten gelebt, alsdann sein wir alweg urbutig gewest, so uns Meinz umb ichtes, es belange Erfurt oder anders, ansprach nit erlassen, daz wir ime fur ksl. Mt. oder andern geburenden enden des rechten und aller pillickait zu pflegen nit fur sein wollen, wie dann forige unser erbieten das clerlich vermogen. Derhalben wir uns genzlich vertrosten wellen, ksl. Mt. werde nit begeren, daz wir uns on daz mit Menz in handlung begeben sollen. Dafur wir auch ire Mt. ufs undertenigst bitten, wie ir dann aus der schrift, so wir hiebey an ksl. Mt. tun [Nr. 1069], vernemen werdt.

[2.] Nachdem ksl. Mt. auch begert, ir ein anlehen mit 4000 fl. zu tun, und ir treulich rat, solchs irer Mt. nit abzuslagen etc., so geben wir euch zu erkennen, das wir solchs zu Regenspurg nit zu tun wissen, dann aus disen landen nit hendel sind an die end, das wir es durch wexel vermachen konnten, wie wir euch hievor auch geschriben. Und ob wir das gelt mit uns brengen wolten, so ist doch alhie swerlich zu gutem gold zu komen. Deshalb wir ksl. Mt. an dem ort nit wol wilfarung erzeigen mogen. Weyl ir aber in eurm schreyben berurt habt, daz ir verhoft, ksl. Mt. zu bewegen, gein Nuremberg zu ziehen, da ir Mt. wol zu schaffen het etc., wu nu irer Mt. gefellig, yrer Mt. gescheften nach dohyn zu komen, daz on beswerung sein mocht und ksl. Mt. es nit dafur hielt, als wolten wir yrer Mt. den weg zu gefallen nit reyten, were uns die malstat dohyn fast wol gelegen, weren auch des verhoffens, glauben aldo zu haben, berurte sum auszurichten und ksl. Mt. wilfarung domit zu erzeigen, wiewol wir yrer Mt. am nechsten zu Straßburg auch 4000 fl. furgestrackt, der wir noch unbezalt, zudem, daz wir sonst ein merkliche summ bey irer Mt. aussen steen haben. Daz aber die ytzige ausrichtung auf die hilf oder anslag des Reichs bescheen solt, habt ir wol zu achten, wie solchs zu tun sein wolt. Was wir aber yrer Mt. in dem oder anderm undertenigkeit erzeigen, geschicht yrer Mt. zu gefallen und aus treuen, so wir zu yrer Mt. tragen. Das werdet ir ksl. Mt. wol fuglich zu berichten widerumb erstaten. Und was in dem allem yrer Mt. meynung und gefallen sein wird, das wellet uns furderlich wider wissen lassen. Dann solch vertrosten ksl. Mt. antreffend, habt ir zu bedenken, wie beswerlich uns were, also vergeblich umbzuziehen. Darumb wellet vleis haben, das uns ein aigentlicher beschid werd. Daran tut ir uns zu gefallen, das wir mit gnaden zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 28. tag Januarii Ao. domini 1512.

Nr. 1071 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Regensburg, 31. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 29-30, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).

Hat das eigenhändige Schreiben des Kf. (Nr. 1061) erhalten und dessen durch Johann Renner vorgetragene Werbung (Nr. 1062) gehört. Und mag uns dein lieb glauben, das wir die erdfurdisch sachen mit kainer geverlichait verzogen haben und sein noch des gn. willens, dir solher sachen zu end zu helfen, wie wir dann deiner lieb solhs alles am letsten durch Gf. Hoyern von Mansfeld und denselben Renner verkundt haben und wir dich zu unser zusammenkunft berichten wellen. Wird morgen in Regensburg aufbrechen und voraussichtlich am 3. Februar (mitwoch nestkunftig) in Nürnberg eintreffen. Kf. Friedrich möge unverzüglich zu ihm kommen.

Eigenhändiger Zettel: Hochgeborner F., freuntlicher, lb. ohaem, eur liebe fuder sich zu und gen Nuerenberg, anderst wir mochten eur liebe durch unser zotterte rott [= unordentlichen Haufen] nachtael tuen in eurem regiment der schonen frauen van derselben. P. m. p. M[aximilian], röm. Kg. etc.

Nr. 1072 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Empfehlung zu rascher Reise nach Nürnberg zum Treffen mit dem Ks.; [2.] Dessen Entschlossenheit zur Weiterbehandlung der Erfurter Streitsache auf der Grundlage des Augsburger Abschieds; [3.] Drohungen der Hgg. von Kleve im Zusammenhang mit dem Jülicher Erbstreit.

Regensburg, 1. Februar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 31, Orig. Pap. m. S.

[1.] Hat Kf. Friedrich schon vor dem Eintreffen seines durch den Boten Stefan überbrachten Schreibens (wohl Nr. 1070) mitgeteilt, daß der Ks. am 31. Januar (gestern) in Regensburg eingetroffen ist und die Antwort des Kf. erwartet. Nu ist ksl. Mt. ganz des willens gewesen, acht oder zehen tag hie zu bleiben. Aber sobald ir Mt. eur ftl. Gn. antwurt und erpiten [Nr. 1070 [2.]] gehört, hat ir Mt. von stund die sachen verendert und wirdet morgen [2.2.12] aufsein und den nesten gen Nurmberg ziehen und daselbs eur Gn. erwarten. Und nachdem sein ksl. Mt. auf mitwochen [3.2.12] zu Nürmberg sein wirdet, rat ich, eur ftl. Gn. welle sich furdern und von stund auch dahin kommen. Ich hoff, eur Gn. werde die alt kuntschaft wol wider finden und ain frowliche vaßnacht da halten.

[2.] Mit der erdfurdischen sach hab ich eur ftl. Gn. am jungsten bey Clausen geschriben, das ksl. Mt. maynung nit sey, das eur ftl. Gn. mit Menz oder Erdfurt kain neue handlung anfahen solle, sonder welle sein Mt. allain darin handln, das es bey dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] bleib, wie dan eur Gn. yetz zu unser zusamenkunft bericht wirdet. Der verzug ist an ksl. Mt. nit gewesen und ist etwas sel[t]samlich zugangen, als ich eur ftl. Gn. wol anzaigen will.

[3.] Der gulchischen sach halb ist sein Mt. noch des erpitens, eur ftl. Gn. getreulich darin zu helfen und zu raten. [Friedrich von] Brunbach [= Brambach] bitt umb die belehnung und regalia, aber ksl. Mt. wirdet nichtz darin tun, sonder sich [mit] eur Gn. davor underreden. Sy [die Hgg. von Kleve] drowen ser, wo inen nit gelihen werd, so muessen sy sehen, das sy dannocht bleiben, und vast auf die maynung, als ob sy pundnus mit Frankreich machen wellen. Hiemit vevilch ich mich euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Regenspurg am ersten tag Februarii Ao. domini etc. XII.

Nr. 1073 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner und Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat)

[1.] Bereitschaft zum Treffen mit dem Ks. in Nürnberg; [2.] Hoffen auf den Ks. im Erfurter Streitfall; [3.] Ebenso in der hessischen und der Jülicher Angelegenheit.

Weimar, 4. Februar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 32a-33a, Konz.

[1.] Hat gestern ihre Schreiben (Nr. 1068, 1072) erhalten. Und weyl wir ksl. Mt. hievor geschrieben, auch durch euch haben anzeigen lassen, daz wir, auf den reichstag gein Augspurg oder gein Regenspurg zu komen, uf weyter verkunden uns als der gehorsam halten wolten, weyl aber ire Mt. uns gein Nuremberg erfordert und anzeigt, daz ir Mt. mit uns zu reden habe, so wellen wir uns furderlich erheben, bey yrer Mt. aldo zu erscheynen, wiewol es uns diser zeit fast beswerlich, aus ursachen, die wir euch, ab Got wil, berichten wellen. So wir auch in unserer einfalt ksl. Mt. was nutzlich ader erschißlich sein mochten, darinnen wolten wir uns underteniglich erzeigen, sind auch des verhoffens, ire Mt. werd uns in ansehen unser obligen, wie ir die vernemen werdet, nit lange aufhalten.

[2.] Und daz ksl. Mt. nit begert, das wir uns in weyter handlung vor yrer Mt. einlassen sollen, dann der abschid, so unsern reten geben, vermerk und inhalt etc., des bedanken wir uns gegen irer Mt. underteniglich. Daz aber Meinz darumb erfordert, das er sich der in Erfurt anneme etc., das ist eben unser beswerung, daz sich Meinz understanden, die in Erfurt wider die gegeben abschid [Nr. 158] und mandata [Nr. 172, 174] zu hanthaben. Dann het sich Meinz umb die in Erfurt nit angenomen, so wern wir ganz des versehens, sie wurden sich vorlangst ksl. Mt. abschid und mandata gehorsamlich gehalten. Sind aber des verhoffens, ksl. Mt. werd sich gnediglich darinnen erzeigen, domit vermerkt, daz ir Mt. des nit gefallen habe. Deshalb wir es bei forigen unsern schreyben beruhen lassen.

[3.] Der hessischen und gulchischen sachen halben bedanken wir uns ksl. Mt. gn. erbietens auch underteniglich und sind ungezweivelt, ir Mt. werd unsere bruder [Hg. Johann], vettern [Hg. Georg und Hg. Heinrich] und uns gnediglich darinnen bedenken, des wir auch underteniglich umb ire Mt. verdienen wellen. Und begern, daz ir ksl. Mt. solchs alles underteniglich von unsern wegen anzeigt. Daran tut ir uns zu gefallen, daz wir mit gnaden zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 4. tag des monats Februari Ao. domini 1512.

Nr. 1074 Instruktion Ks. Maximilians für seinen Rat Wilhelm von Wolfstein und seinen Sekretär Georg Kirchmüller zu einer Werbung bei Kf. Friedrich III., Hg. Johann, Hg. Georg und Hg. Heinrich von Sachsen

[1.] Gefährdung des geplanten Reichstags und der Reichshilfe für den Krieg gegen Venedig durch den Erfurter Streitfall; [2.] Aufforderung des Ks. an Kf. Friedrich zum Stillhalten gegen Erfurt bis 25. Juli; [3.] Wiederholung des ksl. Ersuchens an die Hgg.; [4.] Verbleib der ksl. Gesandten bei den Hgg. bis zu deren Zusage; [5.] Bei Weigerung Frage nach dem vorgesehenen Beginn ihres militärischen Vorgehens gegen Erfurt.

Würzburg, 24. Februar 1512

Orig. Pap. (p.r.p.; c.d.i.p.): Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 51a-53a.

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 81a-82a.

Instrucion, was unser getreuer, lb. Wilhalm von Wolfstein, unser rat, pfleger zu Wolkersdorf, und Georg Kierchmüller, unser secretari, bey den hochgebornen Friderichen, des hl. röm. Reichs erzmarschal, und Johannsen, auch Georgen, unserm und des hl. röm. Reichs ewigen gubernator der Friesland, und Heinrichen, gebrüdern, Hgg. zu Sachsen, Landgff. in Doringen und Mgff. zu Meissen, unsern lb. ohmen, Kf., Ff., stathalter und reten, von unsern wegen werben und handeln sollen.

[1.] Anfenglichen sollen sye inen nach uberantwortung unsers credenzbrief1 unser gnad und alles gut sagen und darnach erzelen: Als sich zwischen ytztgemelts unsers lb. oheimen, Kf., stathalter und rat Hg. Friderichen an einem und der stadt Erfurt anderstails merklich irrung und zwitracht halten, also, wo die nit abgestelt, mochten gross krieg daraus erwachsen und entsteen. Dieweil wir nu dieselben zwitrecht gern hinlegen wollten und darauf mit seiner lieb, als die nechst bey uns an unserm ksl. hof gewest ist, so vil gehandelt, wa die von Erfurt auf unser ausgegangen mandat, so wir inen deshalben zugeschigkt haben, die ausgeboten bürgern, so in seiner lieb schutz und schirm sein, widerumb zu iren guten einlassen, so wollt alsdenn sein lieb solh irrung und zwitrecht auch abstellen und fallen lassen. Sover aber die von Erfurt auf solich unser ausgangen gebotbrief derselben ausgepoten bürgern keinen einlassen werden, sey er endlichen des willens, sye mit gewalt anzugreifen und zu bekriegen. Das uns an unsern und des Reichs furnemen zu grosser zerrüttung und nachtail erdeyen, nemlichen, wo sein lieb yzt solhen krieg anfahen, so möchten wir unsern furgenommen reichstag nit halten, uns würden auch dadurch die hilf von den stenden des Reichs wider unser veynd, die Venediger, entzogen. So haben wir unsere erbland derselben langwerenden krieg [wegen] merklichen erschöpft und entplosset, wie meniglich wissend ist, und möchten denselben krieg ausserhalb des Reichs hilf weyter nit wol underhalten.

[2.] Aus disen erzelten ursachen haben wir an sein lieb weyter begert, obgleich die von Erfurt auf unser gebotbrief die ausgeboten bürger nit einlassen, das er nichtdestmynder unz auf St. Jacobstag nechstkünftig [25.7.12] stillstehn wolle. Aber er hat uns solh unser begeren nit zugesagt, auch nit abgeslagen, sonder sich zuvor mit obgemelten unsern lb. oheimen, Ff. und reten, seinen gebrüdern [Hg. Johann] und vedtern [Hgg. Georg ud Heinrich], wollen besprechen.

[3.] Nu mögen ire lieb aus oberzelten ursachen und artikeln unsern nottorften nach wol erwegen, wo gedachter unser lb. oheim, Kf., stadthalter und rat auf seinem furnemen wider die von Erfurt vorharren, was zurüttung, nachtayl und schaden das uns und dem Reich bringen würde. Demnach so ist nochmals unser gn., freundlich und vleissig begeren an sye, das sye uns hirinnen willfaren und solh furnemen des kriegs unz auf St. Jacobstag schirst anstellen und uns das in ansehen der grossen unser und des Reichs nottorft ye nit vorzeihen noch abslagen. Des wollen wir uns also zu iren lieben entlichen und unabgeslagen vorsehen, vorlassen, auch umb ire lieb gnediglichen und freundlichen beschulden.

[4.] Es sollen auch unsere rat und secretari von inen nit verrücken, sye haben dann auf unser gn. und vleissig begeren ein zusag und vertröstung.

[5.] Wo aber gemelte unser lb. ohmen, Kf., Ff., stadthalter und rete, solh unser zimlich und gn. begern ye vorzeihen und abslahen würden, des wir uns doch in keinen weg zu inen vorsehen, so sollen sich unser rat und secretari an inen aigentlichen erkunden, auf welh zeit, auch in was gestalt und wie der krieg angeen werde, damit wir uns ferner darnach haben zu richten. Das ist ganz unser ernstlich maynung. Geben zu Würzburg, den 24. tag des monats Februarii Ao. etc. 12, unsers reichs im 27. jaren.

Nr. 1075 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Unterredung des Ks. mit dem EB von Mainz über den Erfurter Streitfall, Empfehlung zum Stillhalten in dieser Angelegenheit mit Rücksicht auf die Jülicher Erbangelegenheit; [2.] Vermutungen über die Reise des Ks. nach Koblenz, dessen beabsichtigte Verhandlungen mit dem hessischen Regiment über den Weinzoll, Bemühen des Ks. um Konfliktlösungen.

Gelnhausen, 27. Februar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 84, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Die ksl. Mt. hat yetz hie bey dem EB von Menz sovil gehandlt mit guten und bösen worten, das dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen und gelept werden sol, wie dann eur ftl. Gn. durch H. Albrechten [recte: Wilhelm] von Wolfstein bericht wirdet, dem sein Mt. deshalben hiemit schreibt [Nr. 1076]. Und dieweil nu eur ftl. Gn. iren willen hiryn hat, kan ich aus meiner torhait in rat nit finden, das eur ftl. Gn. kain krieg darumb anfah, sonder der gulchischen sachen auswarte. Daran eur ftl. Gn. als dem vorgeer und dem haus von Sachsen merglichs gelegen ist. Darzu sein die krieg sinwell [= unbeständig] und glücklich und waist nyemands, wie die geendt werden. Und ich bitt eur ftl. Gn. underteniglich, eur Gn. welle solh mein torhait bedenken gnediclich von mir versten, dann wo ich es besser wiste, wolt ich es eur ftl. Gn. aus getreuer naygung auch nit verhalten.

[2.] Wir ziehen heut [27.2.12] gen Frankfurt, und ich versich mich entlich, wir werden ziehen durch das land zu Hessen und gen Cobelenz, und ksl. Mt. werde mit den regenten zu Hessen selbs handlen. Menz mitsampt den Gff. haben ksl. Mt. clagt uber das regiment von wegen des zols, wie sy uber die declaration [Nr. 259] solhen zol zu nemen understen. Darauf hat inen ir Mt. disen beschaid geben, das Menz und die Gff. zwen mit irer Mt. ziehen lassen. So woll ir Mt. yetz mit dem regiment und am furziehen darin handlen, was sich gepürt. Und bedunkt mich, sein Mt. sey darin ganz gerecht und auch guter zuversicht, das kain krieg zwischen eur ftl. Gn. und Menz werde, damit ir Mt. all ir sachen und auch Guilch berurnd des bas ausrichten mög. Hiemit bevilch ich mich eur ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Gailhausen am freitag nach dem sontag estomichi Ao. etc. 12.

Nr. 1076 Ks. Maximilian an Wilhelm von Wolfstein (ksl. Rat) und Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär)

[1.] Erzielte Überkunft mit dem EB von Mainz in Sachen Rückgabe der Güter der ausgetretenen Erfurter Bürger; [2.] Weisung, die Hgg. von Sachsen zu friedlichem Verhalten in der Erfurter Streitsache und persönlichem Erscheinen auf dem Reichstag zu bewegen; [3.] Inhalt der Vereinbarungen mit EB Uriel.

Gelnhausen, 28. Februar 1512

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 53b-56b (Vermerk: Durch ksl. Mt. und Johann Renner underschriben); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 87a u. b.

[1.] Getreuen lieben, wir verkunden euch, das unser lb. neve und Kf., der EB von Meinz, hie bey uns gewest ist. Mit dem wir der erfurdischen sach halb mit ganzem ernst gehandelt haben dermassen, das sein lieb bewilligt und sich auch der von Erfurt gemechtigt hat, die bürger, so aus der stadt Erfurt sein, auf unser vor ausgangen glait und gebot frey [und] sicher wider zu iren guetern einkomen und sye der an irrung geprauchen und geniessen zu lassen und sust alles das zu tuen, das der abschid zu Augspurg [Nr. 158] inhalt und vermag nach laut des zettels, so wir euch hierin verslossen zusenden [siehe [3.]].

[2.] Und dieweil nu demselben abschid laut unsers lb. ohmen und Kf. Hg. Friderichen von Sachsen begeren ein volligs benuegen beschit und uns in vil weg bedünkt, das solichs seiner lieb und andern unsern oheimen von Sachsen angenemer und besser sey, in der güte zu haben dann mit dem krieg zu erlangen, wir auch in allem unserm furnemen, wo solicher krieg also verhuet, gefürdert und der reichstag seinen furgang gewynnen würd, daselbs dann die gülchisch sachen, daran dem haus zu Sachsen merklichs gelegen ist, auch ausgericht werden mocht, demnach befelhen wir euch mit ganzem ernst und wollen, das ir solichs alles dem gemelten unserm oheim Hg. Friderichen, auch Hg. Johansen und Hg. Georgen von Sachsen anzaiget und an sy von unsern wegen begert, das sye aus erzelten ursachen solhs auch annemen und dem abschid, sovil sye der irs tails berürt, auch nachkomen und deshalben keinen krieg anfahen noch mit der tat ader unfreundlichs nichts handeln noch furnemen, und das dieselben Hg. Friderich und Hg. Georg von stund aufsein und mitsambt euch auf den reichstag zu uns ziehen, den wir dann zu Coblenz oder Trier halten werden, wie wir bey Kff. und Ff. am Rein, die sich all verwilligt haben, zu uns zu komen, in rat erfinden, das solhs des sterbens, auch aller sachen gelegenheit nach zu halten am besten sey, damit wir unser und des Reichs nottorft ausrichten, auch in der gülchischen sach handeln mögen, wie wir dann den abschid von gemeltem unserm oheim Hg. Friderichen genomen haben, und [daß ihr] hierin allen vleis gepraucht und was euch zu antwort begegent, uns dasselb bey diser post wider berichtet. Daran tuet ir unser ernstliche maynung. Geben zu Gailhausen am 28. tag Februarii Ao. etc. im 12., unsers reichs im 27. jarn.

[3.] Zettel: Item was gefangen zu ksl. Mt. handen nit gestellt sein, das die nochmals von beyden tailen dareingestellt werden.

Item das die bürger, so aus der stat Erfurt sein, auf ksl. Mt. glait und gebot widerumb in die stadt zu iren haben und guetern komen, daselbs frey [und] sicher sein und sich derselben nach iren nottorften geprauchen und geniessen sollen und mögen, von den bürgern und sunst meniglich unverhindert. Und solh einkomen derselben auswendigen bürger soll geschehn auf den hl. palmabent nechstkünftig [3.4.12] und soll ksl. Mt. ire rete dabeyhaben, die darobsein, damit dasselb einkomen, wie vorste, an irrung beschehe.

Item so will ksl. Mt., das mein gnst. H. von Meinz und die von Erfurt mit volkomenem gewalt, desgleichen Hg. Friederich und ander Hgg. von Sachsen, auch die bürger, so aus der stadt sein, von irer Mt. von stund nach solhem einkomen auf dem reichstag, so ytzo vor augen ist, erscheinen, und was yeder tail deshalben zu dem andern zu clagen hat, es sey, umb was sachen es welle, das soll ir Mt. horen und sy darin guetlich oder rechtlich entschaiden.

Was aber sein Mt. auf demselben reichstag guetlich oder rechtlich nit entschaiden mochte, sol ir Mt. ander treffenliche rete und commissari dahin gein Erfurt verordnen, die solh unentschaiden artikel ferrer guetlich oder rechtlich entschaiden.

Wo aber der reichstag innerhalben dreyen monaten ungeferlich nit gehalten, so soll und will ksl. Mt. treffenlich commissari darzu verordnen, die solhs alles handeln und volziehen, wie obsteet.

Sunst soll es in allen artikeln gehalten werden, wie das der abschid zu Augspurg inhalt und vermag.

Nr. 1077 Aufzeichnung über die Beratungen Kf. Friedrichs III., Hg. Johanns und Hg. Georgs von Sachsen untereinander sowie über deren Verhandlungen mit den ksl. Gesandten Wilhelm von Wolfstein und Georg Kirchmüller zum Erfurter Streitfall

[1.] Treffen Kf. Friedrichs mit dem Ks. in Nürnberg, anschließende Zusammenkunft mit Hg. Johann und Hg. Georg in Zeitz; [2.] Entschuldigung des Kf. für seine kurzfristige Reise nach Nürnberg; [3.] Bericht über seine Unterredung mit dem Ks.; [4.] Sein Gespräch mit den ksl. Gesandten Wilhelm von Wolfstein und Georg Kirchmüller; [5.] Bitte an Hg. Johann und Hg. Georg um deren Vorschläge für eine Antwort an den Ks.; [6.] Ausarbeitung einer Stellungnahme durch die sächsischen Räte; [7.] Eintreffen der beiden ksl. Gesandten; [8.] Vorbringen ihrer Werbung; [9.] Formulierung einer Antwort durch die Räte; [10.] Weitere Stellungnahme zum Vorbringen der ksl. Räte; [11.] Ergänzende Bemerkungen dazu.

Zeitz, 5. - 9. März 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 47a-50a, 56b-64b, Kop.

[1.] Zu merken: Nachdem mein gnst. H. Hg. Friderich von Sachsen etc. kürzlich vor fastnacht Ao. etc. 12 [24.2.12] von röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., durch eylende post, zu seiner Mt. zu komen, erfordert ist [Nr. 1071], hat sein kftl. Gn. sich von stund erhebt und zu seiner Mt. gein Nürmberg gefuegt. Und als sein kftl. Gn. seiner Gn. abschid in seiner Gn. sachen von ksl. Mt. erlangt, hat sich sein Gn. widerumb anheyms begeben. Und als sein kftl. Gn. ins land komen, hat sein Gn. meinem gn. H. Hg. Georgen von Sachsen geschriben [Schreiben liegt nicht vor] mit freuntlicher bitt, auf freytag nach dem sonntag invocavit [5.3.12] zu seinen kftl. Gn. gein Zeytz zu komen. Darauf mein gn. H. Hg. Georg sich auf bestimbte zeit gein Zeytz gefuegt. Daselbsthin mein gnst. und gn. Hh. Hg. Friderich und Hg. Johans auch komen. Und ist dise nachvolgende handlung geschehn:

[2.] Erstlich hat mein gnst. H. Hg. Friderich am sonnabend nach invocavit Ao. etc. 12 [6.3.12] durch Friderichen Dhunen beyden meinen gn. Hh. Hg. Johannsen und Hg. Georgen nachvolgende maynung furtragen lassen: Und anfenglich sich gegen irer bayder Gn. freuntlich bedankt, das ire Gn. auf seiner kftl. Gn. schriftlichs ansuechen seiner kftl. Gn. zu gefallen sich dohin gein Zeitz gefuegt, darneben auch sein kftl. Gn. Hg. Georgen in sonderheit anzaigen und sich entschuldigen lassen, das sein kftl. Gn. seiner Gn. abreysen zu ksl. Mt. gemeltem Hg. Georgen nicht zeytlich zuvorn verkündigt oder sein Gn. zu seinen kftl. Gn. beschieden habe, dann solichs die grosse eyle seiner kftl. Gn. wegraysens nicht habe leyden wollen. Aber sein kftl. Gn. sey des gemuets gewest, wo sein kftl. Gn. verstanden, das ksl. Mt. sich ein zeit zu Nürmberg ader an enden, do sein Mt. bequemlich were zu erreichen gewest, enthalten hette, wollte sein ftl. Gn., solichs meinem gn. H. Hg. Georgen zu schreiben, nicht unterlassen und seinen Gn., personlich zu seiner Mt. zu komen, geschriben haben. Dieweil aber sein kftl. Gn. des kein gründlichs wissen empfahen mogen, hette sein Gn. solh schreiben enthalten und meinen gn. H. zu solicher rayse nicht vergebens mühen wollen, mit weiter erzelung, nachdem sein kftl. Gn. allezeit begirig, des hauses zu Sachsen ere, nutz und wolfart treulich zu furdern helfen, hette sein kftl. Gn. inen allen und dem haus zu Sachsen zu gut etliche irer aller obligende sachen bey ksl. Mt. gevleissigt und angeregt, sovil sich in solicher eyle hette wollen tuen lassen.

[3.] Und sonderlich angezaigt, das sein kftl. Gn. ksl. Mt. furgetragen, was beschwerung seinen kftl. Gn., auch seiner Gn. bruder und vedtern von den von Erfurt begegenten und wie sye seiner Mt. abschied, zu Augspurg gegeben [Nr. 158], auch nachvolgende seiner Mt. mandaten [Nr. 172, 174] seiner Mt. zu verachtung nicht gehorsamlich lebten noch volge teten etc., mit bit, das sein Mt. dieselbigen von Erfurt in die achte declariren und seinen kftl. Gn. solhe declaracion gnediglich wollten widerfaren lassen, mit erbietung, dasselbig underteniglich zu vordienen. Welche declaracion auch sein kftl. Gn. von ksl. Mt. also erlangt,1 in massen solhe handlung, wie die zwischen ksl. Mt. und Hg. Friderichen ergangen und was von seiner Mt. widerumb antwort darauf gegeben, durch Friderichen Thunen mit vil geschmückten, langen reden allenthalben erzelt und furgetragen worden.

Es hat auch mein gnst. H. Hg. Friderich weiter anzaigen lassen, wie ksl. Mt. bey seinen kftl. Gn. gesonnen, mit der erclerung der acht und tetlichem begynnen gegen die von Erfurt bis auf Jacobi schirsten [25.7.12] stillzustehn, mit erzelung vil merglicher verhinderung, die sust seiner Mt. und dem hl. Reich an irer Mt. furgenomen reichstag und anderm durch solch furnemen erfolgen möchten. Derhalben sein Mt. darauf gestanden, seiner Mt. dieselbig begerung nit abzuslahen. Und wiewol mein gnst. H. Hg. Friderich vil ursachen furgewendet, das seinen kftl. Gn. beschwerlich sein wollte, seiner Mt. darinne zu willfaren, mit underteniger bitt, zu gestatten, solhe declaracion der acht wider die von Erfurt ausgehn und declariren zu lassen, dieweil aber über vil handlung, darunder ergangen, ksl. Mt. auf seiner Mt. begere beruhen bleiben, die declaracion der acht bis auf Jacobi anzustellen, hat Hg. Friderich under anderm seinen abschid genomen, solhen handl und ksl. Mt. begern an seiner lieben bruder und vedtern, nachdem es ire liebden mitbetrefe, gelangen zu lassen, sich derhalben miteinander zu vereinigen, seiner Mt. aufs furderlichst antwort zu geben.

[4.] Darneben hat auch sein kftl. Gn. gemeltn seiner Gn. bruder und vedtern, Hg. Johansen und Hg. Georgen, vermelden lassen, wie das ksl. Mt. geschigkten rete, nemlich H. Wilhelm von Wolfstein, riter, und Georg Kirchmüller, seiner Mt. secretari, gein Wymar komen und hetten sich ansagen lassen, das sye von ksl. Mt. mit einer instrucion und werbung an alle Hh. von Sachsen etc. [Nr. 1074] abgefertigt wern, gepeten, sye zu hören. Dieweil aber mein gnst. H. Hg. Friderich vermarkt, das ir credenz an alle Hgg. von Sachsen zugleich hielten, hette sein kftl. Gn. dieselbig ir werbung bis auf irer aller Gn. zusamenkomen zu horen abgeslagen. Nachdem aber ksl. Mt. rete angezaigt, das sye auch in sonderheit werbung an sein kftl. Gn. zu tuen hetten, sein kftl. Gn. ine verhörung nicht zu weygern wissen. Und was ir antragen gewest, hab sein kftl. Gn. derselbigen irer instrucion und ksl. Mt. nachgeschigkten schriftlichen befelhs abschrift von inen erlangt, die sein kftl. Gn. seiner Gn. bruder und vedtern hat vorlesen lassen.

[5.] Auf dis alles hat mein gnst. H. Hg. Friderich, Kf. etc., seiner Gn. brueder und vedtern bittlich angesuecht, irer Gn. bedenken und wolmaynung, was darinne furzunemen sey, seinen kftl. Gn. zu vermelden und anzuzeigen.

[6.] Darauf beyde meine gn. Hh. Hg. Johanns und Hg. Georg irer Gn. rete zusamengeschigkt. Die auf solhe furgetragne artikel ir bedenken, wie ksl. Mt. auf irer Mt. furhalten und begeren der von Erfurt halben mit antwort solte zu begegnen sein, schriftlich aufgezeichent, welh verzeichnis beyden meinen gn. Hh. furgetragen und doch nachfolgend geandert worden.

[7.] Nachdem aber mitler zeit, ehe sich gemelte meine gn. Hh. Hg. Johanns und Hg. Georg mit irer Gn. bruder und vedtern, meinem gnst. H. Hg. Friderichen, derselbigen begriffenen antwort endlich entslossen haben, seint berürte ksl. Mt. geschigkten rete am sonnabend nach invocavit [6.3.12] auch gein Zeytz komen und des nachvolgenden sonntags reminiscere [7.3.12] irs werbenden antragens gehört worden.

[8.] Sonntags oculi [14.3.12, recte: reminiscere = 7.3.12] haben dieselbigen ksl. Mt. geschigkten rete auf ein credenz iren befelh meinen gnst. und gn. Hh. Hg. Friderichen, Kf., und Hg. Johannsen und Hg. Georgen furgetragen und nachvolgend auf irer kftl. und ftl. Gn. begern derselben irer instrucion und des nachgeschickten ksl. befelhbriefs und eingelegter artikel irn kftl. und ftl. Gn. copeyen und abschriften uberraicht, wie hernachvolgend geschriben stehn: [Folgen Nr. 1074, 1076].

[9.] Auf dasselbig der ksl. Mt. geschigkten rete antragen haben mein gnst. und gn. Hh. irer allerseits Gn. rete zusamengeschigkt, sich einer antwort zu underreden. Darauf die rete sich einer maynung vereynigt, wie ksl. Mt. geschigkten auf solh ir antragen antwort soll zu geben sein. Aber dieselbig maynung ist verandert, wie hernachvolget:

aErstlich des gn. zuempietens halben undertenigen dank zu sagen und volgend zu reden: Nachdem ir auf ein credenzbrief aus befelh röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., werbung an die durchleuchtigisten, durchleuchtigen, hochgebornen Ff. und Hh. etc., unser gnst. und gn. Hh., von Sachsen getragen, darinnen besliesslich begert wird, das gedachte unser gnst. und gn. Hh. irer ksl. Mt. hierinnen willfaren und furnemen des kriegs unz auf St. Jacobstag schirsten anstellen und irer Mt. das in ansehen der grosen irer Mt. und des Reichs nottorft ye nicht vorzeihen noch abslahen wollten etc., wie dann euer instrucion das mit mehr worten meldet. Weyl dann in euer instrucion bericht wirt, das ksl. Mt. mit unserm gnst. H. Hg. Friderichen gehandelt, darauf hat sein ftl. Gn. befolhen, euch dise anzaig zu tuen:

Sein ftl. Gn. fecht nicht an, was von ksl. Mt. euch zu werben befolhen. Sein ftl. Gn. ist aber wol eindenk, was ksl. Mt. in diser sachen mit seinen ftl. Gn. gehandelt, auch durch ander hat handeln lassen, des sein ftl. Gn. seiner Gn. bruder und vettern, unsern gn. Hh., auch bericht getan. Und sonderlich hat under anderm röm. ksl. Mt. an unser gnst. H. endlich genediglich begert, sich der declaracion der acht, die ir Mt. seinen ftl. Gn. über die in Erfurt umb iren ungehorsam, verachtung und verhandlung geben hat, zwischen hie und St. Jacobstag [25.7.12] nit publiciren oder ausgehn zu lassen, sondern die zeit domit stillzuhalten, mit anzaig etlicher ursach, ader den krieg furderlich gegen den in Erfurt zu üben etc. Darauf sich sein ftl. Gn. habe hören lassen, weil solichs in seiner ftl. Gn. gefallen gestalt und dise sach gros, sein Gn. auch nicht allein belangend, sey seine ftl. Gn. schwer, den anstand oder krieg zu willigen. Derhalben gebeten, seinen ftl. Gn. zu vergönnen, solichs an seiner Gn. bruder und vetter gelangen zu lassen. Sollt alsdann in dem irer aller ftl. Gn. willen unverhalten bleiben. Das ksl. Mt. also genediglich zugelassen. Weyl aber ksl. Mt. euch mit einer werbung seinen ftl. Gn. nachgeschigt, ehe dann ir ftl. Gn. zusamenkomen und dem abschid nach antwort entslossen und ksl. Mt. begeren nach auf dem stillstand bis auf St. Jacobstag steht, so haben sich unser gnst. und gn. Hh. darinnen vereinigt, euch auf angezaigten abschid und euer beschehn werbung dise antwort zu geben, die sye auch, furder ksl. Mt. mit undertenigkeit anzutragen, an euer person guetlich begeren, als nemlich, das solich ksl. Mt., unsers allergnst. H., gesynnen und begeren des stillstands ir ftl. Gn. nicht wenig beschwerlich. Dann ksl. Mt. unverborgen, wie gar ungehorsamlich und verechtlich sich die in Erfurt gegen ksl. Mt. auf irer Mt. ausgegangen abschid und mandata erzaigt und gehalten haben, unsern gnst. und gn. Hh. zu verunrechtung und beschwerung, wie dann unser gnst. H. Hg. Friderich solich beschwerung ksl. Mt. in schriften und werbung hievor hat anzaigen lassen. Das doch ir ftl. Gn. nu zwey jar ksl. Mt. zu undertenigem gefallen auf irer Mt. manichfaltigs begeren in ansehen irer Mt. obligen und gescheft geduldet, iren ftl. Gn. und derselben landen und leuten zu merklichem nachtail und beschwerung. Sollte nu ir ftl. Gn. abermals anstand der acht zu geprauchen willigen, so habt ir wol zu achten, wie beschwerlich solichs iren ftl. Gn., auch landen und leuten sein würde und sonderlich, wo der in Erfurt gleuber [= Gläubiger] nach vermög irer brief und sigel ader diejenigen, so ire veind seind, gegen inen furnemen würden, wie solichs ksl. Mt. vormals mit undertenigkeit auch angezaigt ist. Und möcht unsern gnst. und gn. Hh. zu beschwerung bey ksl. Mt. raichen und zugemessen werden, als hetten ir ftl. Gn. irem erbieten nicht genug getan. So möchten sich auch die in Erfurt understehn, frembde leut zu in in die stat zu bringen ader anders beschwerlichs furnemen, als sy dann bisher mit irem anhang nit underlassen, unser gnst. und gn. Hh. und derselben landen und leuten zu nachtail und beschwerung. Darumb ksl. Mt. genediglich ermessen möge, wie unser gnst. und gn. Hh. wol anstand der declaracion willigen mögen. Und ist darauf an ksl. Mt. unser gnst. und gn. Hh. undertenigs und vleissigs bitten, ir Mt. wollt genediglich vergönnen und nachlassen, das unser gnst. und gn. Hh. sich der declaracion gegen den in Erfurt geprauchen mögen und des kein ungenedigs gefallen haben, domit unsern gnst. und gn. Hh., auch irer Gn. undertanen, lande und leut diser last und beschwerung mögen abkomen und entladen werden, in gn. betrachtung, wiewol unsern gnst. und gn. Hh. dise last nu lange zeit obgelegen, das doch ir ftl. Gn. nicht underlassen haben, mit besuechung der reichstag und ausrichtung hilf und anders allemal als die gehorsamen sich gegen ksl. Mt. zu erzaigen und halten, zudem, das auch unser gnst. und gn. Hh. nie mehr begert, an Erfurt zu haben, dann irer ftl. Gn. eldern seliger und loblicher gedechtnis und ire ftl. Gn. vor der aufrur daran gehabt, wie dann mein gnst. H. Hg. Friderich solichs ksl. Mt. zu mehr mal angezaigt hat.

Wo aber ksl. Mt. an diser unser gnst. und gn. Hh. bericht nicht gesettigt und ye vermaint, das es irer Mt. an irer Mt. und des hl. Reichs gescheften und obligende beschwerung nachtail oder zuruttung bringen sollt, so wollten unser gnst. und gn. Hh. ye nicht gern darzu ursach geben, dann irer ftl. Gn. eldern seliger und loblicher gedechtnis, auch ire ftl. Gn. haben bisher allezeit ksl. Mt. und des hl. Reichs ere und wolfart, sonder rum zu reden, treulich und vleissig gefurdert und wollten auch noch ungern anderst befunden werden. Darumb, so es ksl. Mt. und dem hl. Reich furtreglich und erschieslich sein soll, so wollen unser gnst. und gn. Hh. ksl. Mt. zu undertenigem gefallen irer Mt. und des hl. Reichs sachen fur ire eygne beschwerung und obligen diser zeit achten und ansehen und, zwischen hier und St. Jacobitag die declaracion der acht nicht zu publiciren noch geprauchen, underteniglich willigen, des verhoffens, ir Mt. werde solichs genediglich vormerken und irer ftl. Gn. gn. H. und Ks. sein und bleiben, ir ftl. Gn. auch in disen und ander irer Gn. obligen in gn. befelh haben. Das wollen umb ksl. Mt. ir ftl. Gn. underteniglich vordinen.

Dise antwurt ist des Ks. reten gegeben zu Zeytz am montag nach reminiscere Ao. etc. 12 [8.3.12].–a

[10.] Und nachdem die ksl. ret dise gegebne antwort etlichermaß angefochten und der nit gesettigt gewest, ist inen widerumb ein ander maynung angezaigt worden, wie hernach volgt, und auch ein artikl mit angehangen, wie auch nachvolgende maynung ausweist:

Nachdem ir euch, unser gnst. und gn. Hh. gegeben antwort als beschwerd an ksl. Mt. zu tragen, habt vornemen lassen etc., darauf haben unser gnst. und gn. Hh. befolhen, euch anzuzaigen, das euch auf euer antragen antwort geben, die ir ftl. Gn. bedenkens dem abschied, so unser gnst. H. Hg. Friderich bey röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., genomen, gemeß und nit entgegen, dann in euer instrucion auch angezaigt, das sein ftl. Gn. ksl. Mt. begeren nit hab ab- ader zugesagt, sonder solichs an seiner Gn. bruder und vetter zu gelangen bewilligt. Welhe antwort ksl. Mt. unser gnst. und gn. Hh. verhoffens von irer ftl. Gn. zu gefallen entpfahen und genediglich vormerken wirdet.

Das ir euch aber beschwert, als sollt euch auf euer werbung nit antwort würden sein, weil ir gebeten, mit dem krieg stillzustehn, dann unser gnst. H. Hg. Friderich sollt sich bewilligt haben, wo die ausgeboten bürger, so in seiner ftl. Gn. schutz und schirm weren, widerumb zu iren guetern eingelassen, so wollt alsdann sein ftl. Gn. die irrung und zwitracht abstellen und fallen lassen, und auf die schrift, die euch nachgeschigkt, darinnen berürt, das ksl. Mt. sovil mit dem von Meinz gehandelt, das er gewilligt und sich der von Erfurt gemechtigt, die bürger, so aus der stadt Erfurt sein, auf ksl. Mt. vor ausgegangen gebot frey [und] sicher wider zu iren guetern einkomen und sye der ane irrung geprauchen und geniessen lassen und sust alles daz zu tuen, das der abschied zu Augspurg vermocht nach laut des zettels. Weyl dann nun unsers gnst. H. Hg. Friderichs begern benuegen beschehn, habt ir auf solhs weiter antwort gebeten etc.

Darauf befelhen unser gnst. und gn. Hh., euch dise anzaig zu tuen, das auf solichs nit antwurt [zu] geben, sey ksl. Mt. zu undertenigkeit und im besten underlassen. Dann unser gnst. H. Hg. Friderich mag sich nit erinnern, das solichs, wie obvermelt, von ksl. Mt. oder durch sunst yemands von irer Mt. wegen bey sein ftl. Gn. gesuecht. Sein ftl. Gn. hat auch solichs von im selbs nit bewilligt. Darumb habt ir wol zu achten, wie unser gnst. und gn. Hh. ander antwort geben mögen, dann unser gnst. H. Hg. Friderich den abschied bey ksl. Mt. genomen und den gewilligt, darauf sein ftl. Gn. auch seiner Gn. bruder und vedter bericht getan.

Ksl. Mt. hat auch unserm gnst. H. auf seiner Gn. bit und underricht genediglich erlassen, sich der sach halb mit Meinz in handlung zu begeben, ehe dann irer Mt. abschied und mandata von den in Erfurt gelebt, weyl dann die schrift nit vermag, das solichs beschehn sey. Und die ursachen in der declaracion nit allein der ausgetrieben bürger, sonder das die in Erfurt ksl. Mt. abschied und mandata nit gelebt, angezaigt worden, derhalb es nit allein auf den ausgetrieben bürgern, sonder auf ksl. Mt. abschied und mandata steet. Derhalb unser gnst. und gn. Hh., auf den brief antwort zu geben, im besten underlassen und die on not geacht. Wo aber ksl. Mt. schrift ader euer werbung vermöcht, das die in Erfurt ksl. Mt. abschied und mandata gelebt ader furderlich leben sollten, wollten unser gnst. und gn. Hh. sich auf dasselb gegen ksl. Mt. auch mit underteniger und gehorsamer antwort haben vernemen lassen. Und begeren unser gnst. und gn. Hh. an euer person guetlich, die gegeben antwort sambt diser bericht ksl. Mt. mit undertenigkeit anzutragen, irer Mt. auch irer ftl. Gn. undertenig und willig dienst zu sagen und underteniglich zu bitten, irer ftl. Gn. allergnst. H. und Ks. zu sein. Das wollen ir ftl. Gn. genediglich gegen euch erkennen.

Dise antwort ist des Ks. reten gegeben auf dinstag nach reminiscere Ao. etc. 12 [9.3.12].

[11.] Und als ir euch auf meiner gnst. und gn. Hh. gegeben antwort habt vernemen lassen, daz ir derselben antwort ksl. Mt. furderlichen durch die post berichten wollt, und so ir selbs zu ksl. Mt. komen würdt, alsdann irer Mt. auch bericht zu tuen, dann das ir auf irer ftl. Gn. gegeben antwort weyter suechung getan hett, wer aus dem beschehn, das ir des abschids, den mein gnst. H. Hg. Friderich von ksl. Mt. genomen, nit bericht, darumb ir es nu auch bey der gegeben antwort bleiben ließt. Ir hett aber einen artikel in euer instrucion, der meldet, das ir von iren ftl. Gn. nit solt verrücken, ir hettet dann auf ksl. Mt. gn. begeren ein zusag und vertröstung. Denselben artikel wollet ir übersehen und alsdann euch ferrer euer nottorft nach darin halten etc.

Und folgend irn ftl. Gn. allen bericht und angezaigt, das ir in euer instrucion noch einen artikel hettet, als lautend, wo ir ftl. Gn. ksl. Mt. gn. begern ye verzeihen und abslahen würden, so sollt ir euch eigentlich an irn ftl. Gn. erkunden, auf welhe zeit, auch in was gestalt und wie der krieg angehn werd, damit ksl. Mt. sich ferrer darnach hab zu richten etc. Das hett ir irn ftl. Gn. anzuzaigen auch nit verhalten wollen, mit beger, euch darauf auch antwurt zu geben.

Darauf haben mir mein gnst. und gn. Hh. befolhen, euch zu sagen, das ir ftl. Gn. keinen zweifel haben, ir habt aus irer Gn. antwort und underricht vermarkt, das ir ftl. Gn. auf den abschid, so von ksl. Mt. mein gnst. H. Hg. Friderich genomen, und auf das zulassen, so von ksl. Mt. irn ftl. Gn. beschehn, irer Gn. bedenken gar underteniger maynung angezeigt haben. Sein ir ftl. Gn. der hoffnung, ksl. Mt. werde solichs alles genediglich vermerken. Darbey es auch ir ftl. Gn. nochmals beruhen lassen, mit underteniger bit, ksl. Mt. wolle ir ftl. Gn. in gn. befelh haben und irer Gn. gnst. H. und Ks. sein und bleiben, als sye sich der und aller gnaden bey seiner Mt. vertrösten. Das wollen umb ir ksl. Mt. mein gnst. und gn. Hh. underteniglich vordinen.

5.1.2. Verhandlungen und Korrespondenzen während des Reichstags

Nr. 1078 EB Uriel von Mainz an seinen Rat Ulrich von Schechingen und seinen Kanzler Dr. Johann Engellender

Weisung, Erfurt zur Annahme der ksl. Vermittlungsvorschläge zu bewegen.

St. Martinsburg in Mainz, 24. März 1512 (mitwochs nach dem sontag letare)

Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, II XV Nr. 35, fol. 164, Orig. Pap. m. S.

Ist, wie aus der beigefügten (nicht vorliegenden) Kopie hervorgeht, vom Ks. aufgefordert worden, zum Reichstag nach Trier zu kommen. Beabsichtigt, sich unverzüglich dorthin zu begeben. Und nachdem die Hgg. von Sachsen, ir antwort uf die furgeslagen mittel zu Gelnhausen [Nr. 1076] bis auf den furgenomen reichstag zu geben, verhalten, so haben wir wol dafür, das seiner Mt. commissarien, uf palmarum [4.4.12] die furgeslagen mittel zu volnziehen, gen Erfurt nit komen werden. So versehen wir uns auch, das villeicht die Hgg. von Sachsen die obgemelten furgeslagen mittel nit so stracks annemen werden. Damit dan der unsern von Erfurt halber kein mangel sey, so begern wir, dieweil dieselben mittel unsers ansehens den unsern von Erfurt nit nachteilig sein, ir wollet by dem rat und vormundern allen moglichen vleiß ankeren, dieselben mittel anzunemen und darauf beharren. Ob aber das ye nit volge haben wolt, des wir uns doch nit versehen nach gestalt und herkomen der sachen, so wollent dannoch so vil daran sein und verfugen, das dieselben mittel durch sie nit ganz abgeslagen, sonder zum minsten anhengig antwort geben werde. Versehen wir uns, werde inen und gemeiner stat zu gutem erspriessen. Anschließend soll Dr. Engellender unverzüglich zu ihm auf den Trierer Reichstag kommen.1

Nr. 1079 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Sekretär)

Wittenberg, 6. April 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 112a u. b, Kop.

Die ksl. Gesandten Wilhelm von Wolfstein und Georg Kirchmüller haben kürzlich gemäß einer Weisung des Ks. von ihm verlangt, mit der Deklaration der Acht und dem Krieg (gegen Erfurt) bis zum 25. Juli (Jacobi) stillzustehen, ihn zudem gebeten, zum Ks. auf den Reichstag nach Trier zu kommen, mit weyter erzelung, das ksl. Mt. nit anders gemeynt noch verstanden habe, dann wo dem abschied zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen würd, das wir damit zufryden weren. Darzu hette sich der EB von Meynz und die von Erfurt hoer dann wir beclagt, das inen mitler zeit vil beschwerung und schadens durch uns zugefügt sein sollten. Nun hat er, wie sie wissen, immer den Standpunkt vertreten, dann zufrieden zu sein, wenn die Erfurter dem Augsburger Abschied und den nachfolgenden Mandaten (Nr. 172, 174) Folge leisten und er dadurch zu dem kommt, was sein Vater (Kf. Ernst) und er selbst bis zum Aufruhr an und in Erfurt besessen haben. Das auch von ksl. Mt. für billich angesehen, desgleichen von irer Mt. reten den unsern zu Inspruk zu abschied geben, das es gescheen soll, wu nit, das ksl. Mt. die acht wider die in Erfurt wollt ausgeen lassen. Darauf wir auch die declaration erlangt haben, wie ir wist. Das aber solchs auf des von Meinz und der in Erfurt ungegründts clagen, des doch kein bestendiger scheyn mag angezeigt, nu soll gestopft und verhindert werden, sein unser bruder [Hg. Johann] und wir nit wenig beschwert. Hat deshalb den ksl. Abgesandten die abschriftlich beiliegende Antwort (Nr. 1077 [9.]) erteilt. Bittet darum, dafür zu sorgen, daß sie dem Ks. nicht mißfällt. Sollen sich auch sonst für seine Belange einsetzen.

Nr. 1080 Erfurt an EB Uriel von Mainz

Erfurt, 16. April 1512

Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III 7a, fol. 113b-115a, Kop.

Vor kurzem trugen die ebfl. Räte Ulrich von Schechingen und Dr. Johann Engellender in Erfurt verschiedene ksl. Vermittlungsvorschläge vor, gegen deren Annahme die Stadt zunächst deutliche Bedenken hatte, die sie aber nach entsprechender Erläuterung durch die beiden Räte schließlich doch akzeptierte. Zu besagten Artikeln gehörte auch die Forderung des Ks., EB Uriel, Erfurt, die Ff. von Sachsen und die aus Erfurt entwichenen Bürger sollten baldmöglichst auf dem Reichstag erscheinen. Hierzu erklärten die ebfl. Räte, es sei zu vermuten, daß wegen wichtiger Reichsgeschäfte über die Erfurter Angelegenheiten auf dem Reichstag gar nicht verhandelt werde, sondern sie Kommissaren zur Behandlung in Erfurt übertragen würden. Da nun dem Vernehmen nach mit dem Beginn des Reichstags, der in Trier stattfindet, täglich zu rechnen ist, hält Erfurt es für notwendig, diesen zu beschicken. Etliche Viertel und Handwerke wollen allerdings keine Vollmacht erteilen, sondern in wichtigen Dingen auf Hintersichbringen verhandeln. Zudem ist angesichts neuerlicher Übergriffe und Gewaltakte gegen Erfurter Bürger auf dem Gebiet der Ff. von Sachsen zu befürchten, daß die Erfurter Gesandten nicht unversehrt zum Reichstag gelangen werden. Aufgrund dieser Bedenken und zur Ersparnis der hohen Kosten für eine Reichstagsdelegation bittet Erfurt EB Uriel, sich beim Ks. dafür einzusetzen, daß die Angelegenheit doch hier in Erfurt behandelt wird, zumal ohnehin die Einsetzung von Kommissaren geplant ist. Sollte eine Gesandtschaft unumgänglich sein, so möge der EB Erfurt dafür entschuldigen, daß es diese nicht früher geschickt hat, außerdem darum bitten, daß der Ks. die Ff. von Sachsen zur Erteilung sicheren Geleits für die Hin- und Rückreise der Gesandten auffordert. Es soll acht Tage vor deren Abreise vorliegen. Darüber hinaus möge EB Uriel den Erfurter Reichstagsgesandten jene seiner Räte beigeben, die schon auf früheren Tagungen dabei waren und über die städtischen Angelegenheiten detailliert Bescheid wissen.

Nr. 1081 Geleitbrief Ks. Maximilians für die Erfurter Gesandten zum Reichstag

Trier, 21. April 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 20) 1512 Apr., fol. 75a, Konz.

Hat im Streit zwischen den Hgg. von Sachsen, den ausgetretenen Bürgern von Erfurt, EB Uriel von Mainz sowie der Stadt Erfurt gemäß ergangener Ladung einen Tag vor sich und den Reichsständen anberaumt. Erteilt den dazu von der Stadt Erfurt entsandten Beauftragten für die Hin- und Rückreise freies Geleit. Gebietet unter Androhung schwerer Strafe allen Reichsuntertanen, insbesondere auch den Hgg. von Sachsen, dieses Geleit zu respektieren und die Erfurter Delegation in keiner Weise zu behelligen.

Nr. 1082 Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Freundlicher Empfang für Wilhelm von Wolfstein und ihn selbst in Erfurt; [2.] Ihre baldige Abreise, sein Eintreffen in Trier; [3.] Mißstimmung gegen Kf. Friedrich aufgrund seines Fernbleibens vom Reichstag, dessen Entschuldigung wegen Krankheit; [4.] Annahme der Entschuldigung durch den Ks., Übersendung ksl. Ladeschreiben; [5.] Gespräch mit dem Ks. über die Ladung an Kf. Friedrich; [6.] Empfehlung zur Entsendung eines Vertreters auf den Reichstag; [7.] Starker Einfluß der Kurmainzer Partei am ksl. Hof; [8.] Unmut der Reichsstände über das Fehlen einer Gesandtschaft Kf. Friedrichs; [9.] Nachrichten über Opfer auf dem italienischen Kriegsschauplatz; [10.] Häufung von Todesfällen unter den Reichstagsteilnehmern; [11.] Bitte um Antwort auf die ksl. Ladung.

Trier, 30. April 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 48-50, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Als von eur kftl. Gn. H. Wilhalm von Wolfstain und ich abgeschiden, unsern zug durch Erfurt getan, des willens, uns daselbst ichts zu erkunden, dieselben eur kftl. Gn. zu berichten. Da wir nu in die herberg einzogen, seind etlich des rats von Erfurt zu uns kumen, Dr. Popenzan selbstsechster, uns furgehalten, wie den ersamen rat zu Erfurt angelangt, als ob wir von ksl. Mt., mit inen zu handlen, abgefertigt weren. Uns darauf hoch emphangen, angenomen mit vil frölicher wort und sich entschuldiget, wo sy unser zuekunft gen Erfurt wissen gehabt, hetten uns in die stat belaiten wellen, mit hoflichen worten, und haben uns mit wein verert, auch aus der herberg enthebt [= ausgelöst, die Quartierkosten bezahlt].

[2.] Darauf wir inen zu versten gegeben, nachdem Erfurt ain beruembte stat, weren wir willens, dieselben zu besehen, aber wir hetten dhainen bevelch, mit inen zu handlen. Also liessen sy sich merken, als ob sy ab solicher unser antwort guet gevallen hetten, mit dem begern, wir sollen einen tag oder zwen in Erfurt beleiben, wolten sy uns sehen lassen, daz die stat mit gnuegsamen vorrat versehen were. Aber nachdem wir nicht besonders erfarn mochten, seind wir am sonntag abend [18.4.12] dahin kumen, am montag frue [19.4.12] widerumb weggeritten, H. Wilhelm anhaim und ich an hof, und bin auf den 27. tag des monats hieherkumen. Das sey eur kftl. Gn. anzaigt, damit die wissen, was H. Wilhalm und ich in Erfurt getan haben.

[3.] Als aber etlich von grossen Hh. und andern an unserm hof mich von eur kftl. Gn. zuekunft hoch ansuechten, dieweil alle Ff. und ander stende allain auf eur kftl. Gn. warten, und wo eur kftl. Gn. ksl. Mt. zu guet nit kumen wolt, hetten pillichn ire rete geschickt, mit vil scharpfen und spitzigen worten, eur kftl. Gn. weren nit genaigt, ksl. Mt. eer, nutz und wolfart zu betrachten und furdern. Solich red bewegten, doch bedorft ich mich so gar guet sächsisch nit erzaigen, der aufmerker warn zu vil, beschach auch in ksl. Mt. gegenwurt zum tail. Nichtdestminder hab ich eur kftl. Gn. mit gueten fuegen, so maist ich mocht, entschuldiget, auch eur kftl. Gn. krankhait und fluß zue reisen erzelt und dieselben schreyer gestillt. Und warlich hab ich fursorg, wo ich eur kftl. Gn. mit erzelung des fluß, wie das schreiben, so H. Wilhalm und ich von Wittemburg aus getan haben [liegt nicht vor], lautet, nit also hoch und vleyssig entschuldiget, so hetten ksl. Mt. eur kftl. Gn. missdienern villeicht glauben geben. Darumben so geruechen eur kftl. Gn., mich bey solicher entschuldigung, wo sich das kunftiglichn zueträgt, gnediglichn zu handhaben und beleiben lassen. Und hab also mit meiner zuekunft solich geruef und geschray nidergelegt.

[4.] Ich hab auch mein werbung zum tail furgetragen. Haben ksl. Mt. dhain ander antwort darauf geben, dann dieweil es mit dem fluß umb eur kftl. Gn. dermassen gestellt, so seyen ir ksl. Mt. derselben entschuldigung gar wol zufriden. Aber eur kftl. Gn. sollten in alweg die rete geschickt, auch meinen gn. H. Hg. Jörgen darzu vermögt haben, daz doch er kumen were. Und mir darauf bevolhen, kurze briefl an eur kftl. Gn., auch Hg. Jörgen zu fertigen und bey ainem aigen poten zue schicken. Die hab ich im pesten dem Wolfstorff aufgeben. Die geruechen eur kftl. Gn. auftuen und, Hg. Jorgen seinen brief zuzeschicken, verordnen.

[5.] Der von Menz übt sich mit seinem anhang, haben citation auf eur kftl. Gn., auch die von Erfurt erlangt, vor ksl. Mt. zu recht oder guetlich vertrag zu compariern. Nu hab ich auf eegestern [28.4.12] dieselben copeyen in offem rat und ksl. Mt. gegenwurt hören lesen und nachmals nach vermögen meiner werbung, von eur kftl. Gn. aufgelegt, mit ksl. Mt. davon disputirt, wie solich citation aller ergangner handlung widerwertig seyen, und sein ksl. Mt. sollen eur kftl. Gn. gnediglichen bedenken. Also haben mir ir ksl. Mt. zu antwort geben, ir ksl. Mt. wellen solich citation stellen, daz eur kftl. Gn. nit nachtailig oder der ergangner handlung gegen, sonder für eur kftl. Gn. seyen. Nu hab ich solich handl und wie ich die copeyen in rat hab horen lesen, dem Renner, der diser zeit nit da was, als eur kftl. Gn. procurator anzaigt. Der schreibt eur kftl. Gn. deshalben, wie dieselb eur kftl. Gn. vernemen werden [Nr. 1083].

[6.] Ich kann auch wol achten, daz die citation ausgeen werden. Darumb wellen eur kftl. Gn. yemant furderlichn an hof schicken. Ich glaub, wo eur kftl. Gn. am hof weren oder yemant hetten geschickt, der dem Renner hierin hilf und beystand tuen mög, die citation weren nit aufgericht worden.

[7.] Nu bin ich willens, wann ksl. Mt. den nechstn von hinen auszeucht, mein werbung widerumb anzupringen und seiner Mt. gemuet weyter darinnen erlernen und nachmals eur kftl. Gn. zue schreiben. Mich wil bedunken, daz der von Menz mit seinem anhang, des etwovil ist an unserm hof, wie eur kftl. Gn. wissen, vil volgs hab etc.

[8.] Und meins ainfeltigen versteen, so were es eur kftl. Gn. vast eerlich und furträglich, daz dieselb etlich rete furderlich hieher fertiget. Man beswärt sich hoch under den stenden und waigern auch, daz eur kftl. Gn. noch niemand auf dem tag habe.

[9.] Wann der tag angefangen und was von ksl. Mt. darauf begert worden sey, acht ich, maister Hans Renner hab des eur kftl. Gn. zuegeschriben, desgleichen die neuen zeitung, yetz in Italien erloffen. Unser guete hauptleut von Teutzschen sein all furworden,1 wie dann eur kftl. Gn. aus des von Gurk schreiben [liegt nicht vor] vernemen. Got gerueche, irn seelen gnedig zu sein etc.

[10.] Auch wirdet eur kftl. Gn. diener Wolfstorff derselben anzaigen etliche selzame krankhait, so sich innerhalben 6 tagn an unserm hof hie begeben haben. Seind bey 5 person tod, Dr. Topler, zwen treffenlich burger von Cöln etc.

[11.] In summa, so die citation eur kftl. Gn. zuegeschickt werden, wol darauf wissen zu handlen und antwort geben. Versich mich, gar kurzlichen eur kftl. Gn. widerumb zu schreiben, und bevilche mich eur kftl. Gn. als meinem gnst. H., in gnaden zu bedenken als ainen guten Sachsen. Datum Trier, den 30. tag Aprilis Ao. etc. duodecimo.

Nr. 1083 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Entschuldigung beim Ks. für Kf. Friedrichs Fernbleiben vom Reichstag; [2.] Aktueller Stand im Jülicher Erbstreit; [3.] Vorbringen EB Uriels von Mainz zum Erfurter Streitfall, empfohlene Entsendung von Gesandten; [4.] Übermittlung eines Berichts über die Schlacht bei Ravenna.

Trier, 30. April 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 52-53, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In seiner ftl. Gn. hand; Kanzleivermerk: Hat mein gnst. H. mit aigener hant antwort geben).

[1.] Gruß. Euer ftl. Gn. schreiben, mir bey dem Wolframstorffer getan [Nr. 965], hab ich underteniglich vernomen und darauf euer ftl. Gn. ires personlichen ausbleibens mit den besten fugen bey ksl. Mt. entschuldigt, dermassen, das sein Mt. darab benugig und ir laid ist euer Gn. krankhait, in hofnung, Got der almechtig schick es zu besserung.

[2.] Und als euer ftl. Gn. mir anzaigt, das euer Gn. an meinem vorigen schreiben etwas erschrocken sey, aus dem, das ich euer Gn. gewarnet hab, das euer ftl. Gn. mit der zeit erfaren werde, wes ich geschriben hett, wo euer Gn. ir selbs nit helf, darauf verkund ich euer ftl. Gn. underteniglich, das ich solhs getreuer maynung und aus den ursachen getan: Ich hab gewust die zwo groß sachen, die euer Gn. zu handlen hat, nemlich mit Guilch, daran euer Gn. und irem stammen und namen er und nutz ligt, und mit Erfurt, und das die Clevischen ir treffenlich ret geschickt und der von Menz in aigner person erschinen ist. Und hab besorgt, dieweil euer ftl. Gn. selbs nit da were, sy möchten durch ir gegenwirtikeit etwas handlen, das euer ftl. Gn. zu nachtail raichte und nimmer widerbringen mochte. Dan euer Gn. waist, das die guilchisch sach in sonderheit her auf den reichstag geschoben ist. Zu dem was ksl. Mt. etwas unlustig und achtet ganz darfür, euer ftl. Gn. wolte villeicht sust nit komen, wiewol sein Mt. ab euer Gn. entschuldigung, wie vor angezaigt, yetz wol zufriden ist. Und glaub mir euer Gn., das die Clevischen hart und strenglich umb die belehnung angesucht haben mit vil guten condicion, die ksl. Mt. nutzlich weren. Aber sein Mt. hat hart ob euer Gn. gehalten und noch nichtz handlen wellen, und ich hoff, sein Mt. werde sich auf dise entschuldigung euer Gn. person halb noch rechter halten und den Clevischen ain abschid geben, der euer ftl. Gn. unnachtailig ist. Darin ich dann meins tails allen moglichen vleis ankeren und darzu raten und helfen will und was mir darin begegent oder den Clevischen zu antwurt geben wirdet, will ich euer ftl. Gn. hernachmals aigentlich wissen lassen.

[3.] Erfurt halb langt der von Menz ksl. Mt. und die stend strenglich an und kan nit versten, das nyemands noch umb die acht wiß, beclagt sich auch, wie den von Erfurt vil widerwertigs begegne, und besleust damit, das die von Erfurt verhört. So werde man finden, das sy dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] gehorsam gewesen seyen und mit inen vil neurungen furgenomen und in vil weg beswert werden. Was nu durch ksl. Mt. und die stende darin gehandlt wirdet, wil ich euer Gn. auch zuschreiben und waiß wol, das ksl. Mt. hart darob heltet. Aber was die stende raten werden, sonderlich wo Menz umb citacion und recht anruft, waiß ich nit, und wer meins bedunkens in al weg gut, das euer ftl. Gn. ire ret hie hett, dann durch sy der sachen vil furkomen werden mochten.

[4.] Kg. von Frankreich hat ganz uberhand genomen in Italien und aber ein slacht gewonnen, wie euer ftl. Gn. aus des Vinsterwalders brief [liegt nicht vor] vernemen wirdet.1 Und ist die letst ware kuntschaft durch ksl. Mt. secretari, der dabeigewesen ist und solhs alles gesehen hat, geschriben, das ob 10 000 mentschen tod funden sein. Darunder sein verlorn 100 franzosischer kurisser, 2000 irer fußknecht und 1000 unser teutschen knecht. Was auch für hauptleut und personen darunder umbkommen sein, verstet euer Gn. aus des Vinsterwalders schreiben, und ist warlich der hartisch streyt, als yederman sagt, davon nie gehort ist. Es hat ob vier stunden gewert, ee das kain ordnung zerprochen ist. Was weiter forfelt, will ich euer ftl. Gn. bey dem nesten poten berichten, der ich mich in aller undertenikeit tue bevelhen. Geben zu Trier am letsten tag Aprilis Ao. etc. 12.

Nr. 1084 Ladungsschreiben Ks. Maximilians an Kf. Friedrich III., Hg. Georg, Hg. Johann und Hg. Heinrich von Sachsen bzw. die ausgetretenen Erfurter Bürger

Trier, 9./11. Mai 1512

Kop. (beglaubigt durch den ksl. Sekretär Christoph Hofmann; p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 219a-220a (Präs.vermerk fol. 220b: Praesentata 25. dag Maii); Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37 b I, II XV Nr. 35, fol. 46a-47a (an die Hgg. von Sachsen); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 36a-37b (an die ausgetretenen Erfurter Bürger; Datum 11. Mai 1512).1

Ihnen sind sicherlich noch der Abschied des Augsburger Reichstags (1510) in der Erfurter Angelegenheit (Nr. 158) und die darauf folgenden vergeblichen Vermittlungsbemühungen der ksl. Kommissare in Erinnerung. Eine Einigung scheiterte daran, daß alle beteiligten Parteien, d. h. EB Uriel von Mainz, die sächsischen Hgg., Bm. und Rat von Erfurt sowie die von dort vertriebenen Bürger, behaupteten, das dem angezeigten abschid nach seinem inhalt nit gelebt sey. Daraufhin unterbreitete er (der Ks.) in Gelnhausen den Parteien durch seine Räte eine Reihe von Artikeln (Nr. 1076). Weil aber dabei weitere Streitpunkte zu Tage traten, legte er die Angelegenheit den hier versammelten Reichsständen vor und beschloß gemeinsam mit ihnen, hierin entlich gütlich oder rechtlich zu handeln. Fordert sie deshalb als ihr oberster Herr und Richter auf, am 30. Tag nach Empfang dieses Schreibens oder, falls dies kein Gerichtstag ist, auf dem nächsten Gerichtstag persönlich oder durch ihre bevollmächtigten Anwälte hier vor ihm und den Reichsständen oder, falls er vorher abreist, an seinem jeweiligen Aufenthaltsort oder vor den durch ihn und die Stände verordneten Kommissaren zu erscheinen, um den obgemelten euern widerteilen samentlich oder sonderlich des obestimbten abschids, auch vollenziehung halben desselben in recht, wie sich gebürt, zu antworten, desgleichen euer sprüch und vordrung, so ir zu inen des oberurten abschids halben zu haben vermeinet, auch rechtlichen furbringen und ir antwort daruf zu vernemen und sunst alles das zu handeln, zu tun und zu gewarten, das sich nach ordnung des rechtens zu tun gebürt und die notdurft erfordern wirdet. Gegen nicht erscheinende Parteien wird trotzdem verhandelt. Diese Ladung ergeht an sämtliche Beteiligte. Alle nach dem Augsburger Abschied ausgegangenen Schriftstücke in besagter Angelegenheit (Nr. 172, 174) werden suspendiert. Gebietet ihnen unter Androhung schwerer Ungnade und Strafe, außerhalb des Rechts und mit der Tat nichts gegen den EB von Mainz und die von Erfurt zu unternehmen, damit er sich nicht veranlaßt sieht, zum Schutz von Frieden und Recht gegen sie vorzugehen.

Nr. 1085 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär)

[1.] Dank an den Ks.; [2.] Bitte um Hilfe für seine Reichstagsgesandten und um weitere Unterstützung; [3.] Weiterleitung des zusandten Briefes an Hg. Georg von Sachsen.

Weimar, 11. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 60a-61a, Konz.

[1.] Hat Kirchmüllers Schreiben (Nr. 1082) erhalten und gern gehort, daz euch zu Erfurt ere und guts widerfaren ist. Daz ir aber am hof umb unser zukunft hoch angesucht seyt mit vil scharpfen und spitzigen worten etc., achten wir ye, daz wir solchs umb die, so sich understen, uns dermasen zu besweren, nit verdint haben. Wir mussen es aber diser zeit bescheen lassen. Daz aber ksl. Mt. unser entschuldigung wol zufriden und unser beswerung mitleiden hat, haben wir fast [= sehr] gern gehort, von euch begerend, ir wellet des yrer Mt. undertenigen dank sagen, mit erbietung, daz umb ire Mt. wir solchs in gehorsam verdienen wollen.

[2.] Wir wollen auch gnediglich gegen euch erkennen, daz ir uf des von Meinz und seins anhangs ubung bey ksl. Mt. unser bestes furgewandt habt. Das wollet furder auch tun. So haben wir unsern geschickten, die unsers versehens nu vorlangst zu Trier einkomen sind, bevolhen, derhalb an ksl. Mt. zu gelangen. Darinnen wellet ine zum besten furderlich sein. Und so ir euer werbung widerumb an ksl. Mt. bracht und yrer Mt. gemut darauf erlernet habt, so wollet uns solchs, wu es noch nit bescheen, unverhalten zuschreyben und euch die ding allenthalben zum besten lassen bevolhen und ein guter Sachse sein und beleiben, als wir sonder vertrauen zu euch haben. In dem tut ir uns zu gefallen, mit gnaden gegen euch zu erkennen. Datum zu Wymar am 11. tag May Ao. domini 1512.

[3.] Zettel: Wir haben auch unsern vettern, Hg. Georg, den brif, so ir uns zugesant [Nr. 1082 [4.]], uberschickt. Alles daz wolten wir euch in eyl nit verhalten und wolten euch bey nester botschaft weiter schreyben. Datum ut supra.

Nr. 1086 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Sekretär)

Weimar, 11. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 113a-114a, Konz.

Antwortet auf ihre (nicht vorliegende) Mitteilung, daz sich der EB zu Meinz mit seinem anhang understeen solle, uns beswerlich in ksl. Mt. zu tragen, ire Mt. zu bewegen, gescheft wider uns ausgeen zu lassen und forige handlung damit aufzuheben, sie sollten beim Ks. darauf hinwirken, daß dieser dem Ersuchen des EB nicht statt gibt und sich nicht gegen ihn (den Kf.) bewegen läßt, sondern ihm die Möglichkeit einräumt, seine Unschuld darzulegen, ihn im übrigen beim Augsburger Abschied (Nr. 158), den nachfolgenden Mandaten (Nr. 172, 174) und allem anderen, was in der Erfurter Sache ergangen ist, bleiben läßt. Ist nach wie vor bereit, sich vor dem Ks. oder anderen gebührlichen Instanzen etwaigen Ansprüchen des EB von Mainz oder der Erfurter zu stellen. Ersucht sie um ihren Einsatz für seine Belange.

Nr. 1087 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Dr. Johann Lupfdich (Rechtsprofessor in Tübingen)

Weimar, 11. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 223a u. b, Konz.

Hat gehört, daß Dr. Lupfdich sich zusammen mit den kursächsischen Gesandten auf dem Reichstag in Trier aufhält. Da dem Vernehmen nach der EB von Mainz und die Seinen versuchen, ihn (Kf. Friedrich) bei Ks. und Ständen zu verunglimpfen, ire Mt. domit zu bewegen, villeicht gescheft wider uns ausgeen zu lassen, hat er seine Gesandten angewiesen, den Ks. zu bitten, dem nit stat zu geben noch sich wider uns bewegen lassen, sonder unser unschult auch gnediglich zu horen und es bey dem abschide [Nr. 158], folgenden mandaten [Nr. 172, 174] und anderm, so von irer Mt. ausgangen, beleiben zu lassen, in ansehung unserer undertenigkait und das wir bisher vil in diser sachen allein ksl. Mt. zu gefallen gedult und erliden haben etc., uns desgleichen bey den stenden auch zu entschuldigen [Nr. 1595 [2.]]. Bittet Dr. Lupfdich, den kursächsischen Gesandten in dieser Angelegenheit und eventuellen anderen Anliegen behilflich zu sein.

Nr. 1088 (Johann Renner, ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Bevorstehende Suspension der im Erfurter Streitfall ergangenen ksl. Mandate auf Betreiben der Reichsstände.

[Trier, ca. 11. Mai 1512]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 254, Orig. Pap. m. S.

Hat das kürzlich ergangene Schreiben des Kf. (wohl Nr. 1079) erhalten. Verkund darauf euer ftl. Gn. underteniglich, das der EB von Meinz hart angelangt hat von wegen der von Erfurt, damit all ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] und der abschid zu Augsperg [Nr. 158] und ander abschid abgetan ader fur nicht erkant würden. Aber ksl. Mt. hat in solchem gar nichts handlen wollen. Also hat derselb EB am letsten sovil angezaigt, wie an im und den von Erfurt an volziehung des abschids zu Augsperg und den ausgegan[g]en mandata nie kain mangel gewesen, sonder er und sy daruber in vil weg merglich beschedigt und beschwert worden seien, und darauf ir ksl. Mt. umb recht angerufen und gepeten. Hat sein Mt. die sachen fur gemain stend des Reichs gelegt, dy seiner Mt. geraten haben, dieweil sein Gn. umb recht anruf, so soll ir ksl. Mt. billich darin handeln und doch zum minsten sehen und erclerung tun, wer den abschid zu Augsperg und die ausgegan[g]en mandata gehalten ader an wem der mangel sey, und darnach furter in die sachen nach pillichait sehen. Nu ist nit minder, mein H. von Menz hat anzaigt, wie in anlang, doch hat er des nit grüntlich wissen, das die acht wider die von Erfurt ausgegangen sey, und hett gern, das man all mandata, auch den abschid und all brif ab[getan] und, was der darüber ausgegan[g]en weren, aufgehebt hette. Aber sein Mt. hat das in kaynen weg wellen tun, doch am letzten auf des Reichs stende rat verwilligt, furbeschaid und erclerung zu tun, wer die ausgegangen abschid und mandata gehalten hab ader nit, und das darnoch weiter beschehe, was pillichen sey. Und in solchem mochten villeicht all ausgegan[g]en brief bis nach erclerung derselben sachen suspendiert, aber nit aufgehept werden. Und glaub mir euer ftl. Gn., das sich ksl. Mt. gnediglich und wol darin gehalten hat, aber sein Mt. hat auch nit konden vorsein. Dieweil gemain stende des Reichs seyner Mt. geraten haben, so hat ir Mt. den furbeschaid muessen tun, wie euer Gn. in kurzen vernemen wirdet.

Nr. 1089 Ksl. Suspension der ergangenen Schriftstücke zum Erfurter Streitfall

Trier, 12. Mai 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnungen: Serntein, Christoph Hofmann): Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37 b I, II XV Nr. 35, fol. 163.

Kop.: Ebd., A 37b I, I III Nr. 6, fol. 27a-28a; Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 116a-117b; Ebd., Reg. G Nr. 208, fol. 224a-225a (Vermerk fol. 225b: Vermaint suspension der acht, in vigilia nativitatis Marie [7.9.12] eingelegt).

Ks. Maximilian bekundet, daß im Zuge der Vermittlungsbemühungen zwischen EB Uriel von Mainz und Erfurt einerseits sowie den sächsischen Hgg. und den ausgetretenen Bürgern von Erfurt andererseits auf dem Reichstag in Augsburg (1510) zunächst ein Abschied (Nr. 158) zustande gekommen ist, anschließend in Gelnhausen verschiedene Artikel (Nr. 1076 [3.]) verfaßt und den Streitparteien unterbreitet worden sind. Darüber hinaus sind in dieser Angelegenheit nach dem Augsburger Abschied einige Briefe, Mandate (Nr. 172, 174) und andere Schriftstücke ausgegangen. Da er zwischenzeitlich mit Rat der Reichsstände besagte Angelegenheit an sich gezogen und den Parteien einen Termin benannt hat, suspendiert er im Interesse eines ungestörten Verlaufs der geplanten Verhandlung besagte Schriftstücke aus ksl. Machtvollkommenheit sowie unter Androhung schwerer Ungnade, der im Reichslandfrieden vorgesehenen Strafen und einer Buße von 100 Goldmark und gebietet allen Reichsuntertanen, sie ruhen zu lassen und keinesfalls zu gebrauchen.

Nr. 1090 EB Uriel von Mainz an Erfurt

Trier, 18. Mai 1512 (dinstags nach vocem jocunditatis)

Orig. Pap. m. S.: Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370 vol. II, Prod. 51.

Kop.: Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 115b-116a.

Hat sich aufgrund des Schreibens Erfurts (Nr. 1080) darum bemüht, daß der Ks. die Ff. von Sachsen, ihn selbst, Erfurt und die dort ausgetretenen Bürger auf den gegenwärtigen Reichstag lädt, zudem den Erfurtern sowie den ausgetretenen Bürgern sicheres Geleit erteilt und ihnen Stillstand gebietet. Geht demzufolge davon aus, daß die Erfurter die Reise nach Trier unbesorgt unternehmen können. Wo aber (als vermutlich ist) euer sachen hie nit mochten geendet oder zur notturft gehort werden, wollen wir möglichen vleyß furwenden inhalt angezeigter artikel, die sachen hynein zu bevelhen seiner Mt. und der stende des Reichs commissarien. Daby ir auch zu bedenken habt, so diese sachen zu verhor und rechtvertigung komen solln inhalt der citation, einen gnugsamen gewalt, im rechten bestendig, auch was und welcher massen ir euer clagen setzen und furzubringen vermeinet, damit an euch auf dem tag des rechtens kein mangel erscheine, mitzubringen. Wird die Erfurter Gesandten durch seine Räte unterstützen.

Nr. 1091 Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Seine erneute Unterredung mit dem Ks.; [2.] Dessen Zugeständnis an EB Uriel von Mainz; [3.] Beharren des Ks. auf Behandlung des Erfurter Streitfalls am ksl. Hof; [4.] Ksl. Interpretation des Abschieds zu Neustadt a. d. Aisch in dieser Angelegenheit; [5.] Begründung des Ks. für die Ladung Kf. Friedrichs zum Reichstag; [6.] Zustimmung zur Nichtteilnahme Kf. Friedrichs am Reichstag; [7.] Übersendung von Neuigkeiten zum Waffenstillstand mit Venedig.

Trier, 19. Mai 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 68-69, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: In seiner kftl. Gn. hand; Kanzleivermerk: Abgefertigt zu Wymar am 2. tag Junii 1512).

Antwortet auf das Schreiben des Kf. vom 11. Mai (Nr. 1085) Folgendes:

[1.] Als ich auf den 10. tag ditz monats ksl. Mt. etc. abermals furgetragen und mit den pösten fuegen, als ich möcht, erzelt, sovil ich dann von eur kftl. Gn. in bevelch gehebt, hab ich ir ksl. Mt. in aller maynung geschickt, wie ich eur kftl. Gn. nechst zuegeschriben hab [wohl Nr. 1082 [4.]], befunden, sein ksl. Mt. hetten auch guet aufmerken. Ich hab auch seiner ksl. Mt. euer kftl. Gn. undertenig danksagen angezaigt, des sein ksl. Mt. sonder gn. gevallen tragen.

[2.] Zum andern wollen ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. gn. Ks. sein und beleiben. Und nachdem mein H. von Menz allen bevelch hat, mit den stenden des Reichs zu handlen, sich der ksl. Mt. zu gevallen gar hoch und vil darinnen übt, erzaigt und erpeut, auf ksl. Mt. begern guetn beschaid zu erlangen, so hat man demselbn von Menz seinem begern nach, auch damit man in der ban behalten, widerumben muessen willnfarn und dienen in sachn, so eur kftl. Gn. wol versteen und numaln vernomen mögen haben.1

[3.] Ich bin auch zu disputation gewest mit ksl. Mt., wie eur kftl. Gn. sich aller handlungen entslagen und gegen niemand einlassen werden, mit vil extraordinari puncten, darzu dienend. Dieweil doch ir ksl. Mt. euer kftl. Gn. dermassen vertrostung getan haben und merken lassen, was ir ksl. Mt. darinnen handlen, dabey soll und muesse der von Menz beleiben. Aber mich bedunkt, dieselb mein disputation und erinnerung mögen noch wellen ditzmal dhain stat haben, dann mir wart zu antwort, die sachn muessen am hof gehandelt und austragen werden. Deshalbn H. Wilhalm von Wolfstain und ich yezund der zeit nit gen Ertfurt kumen noch ichts dank erlangen, wie unser beyder anslag gewest ist.

[4.] Des abschids halben, zu der Neuenstat [= Neustadt a. d. Aisch] gegeben und genomen [Nr. 1143 [11.]], der ist meins bedunkens missverstanden. Ksl. Mt. wellen desselben nit anders erinnert werden, dann daz der stilstand des kriegs neben der acht bewilliget sey worden, und zeucht sich des ernstlichn auf die und den, so bey solichem abschid gewest sein. So wellen dieselben den abschid auch nit anders versteen. Des mögen sich eur kftl. Gn. selbs erinnern. Ich versich mich auch, alle sachn werden furan darauf gestellt. Allain eur kftl. Gn. sollicitator, der zu gueter massen merken, mag das furkumen

[5.] Verer hab ich ir ksl. Mt. gar underteniglichn ersuecht und alles mit guetem fueg furgehalten, dieweil ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. zu disem reichstag so hoch beschriben und begert, warumben ir ksl. Mt. eur kftl. Gn. dhain vermeldung getan haben, was die sachn sein etc. Ist mir zu beschaid gevallen, ir ksl. Mt. begern ditzmal sey anders nicht, dann die volziehung und underhaltung auf die 52 000 mann, jar und tag zu halten, nach inhalt des abschids zu Augspurg etc. [Nr. 125 [13.]], als auch sonder zweyvel eur kftl. Gn. zuegeschriben ist.

[6.] In suma, wiewol ich eur kftl. Gn. auf disem reichstag zu Trier gern gesehen hette aus vil ursachen, so über land nit geschriben mögen werden, dieweil ich aber gelegenhait der sachn, desgleichen ksl. Mt. abschid in das Niderland, wiwol ir ksl. Mt. des willens ist, widerumb zu dem ausschuss zu Trier ze kumen, pensier, bedunkt mich, eur kftl. Gn. haben wol getan, daz dieselben irer zuegestanden krankhait nach anhaim in Sachsen beliben sein.

[7.] Gnst. Kf., mir zweyvelt nit, maister Hans Renner hab eur kftl. Gn. neu zeitung zuegeschriben. Nichtdestminder, damit eur kftl. Gn. gnediglich versteen, daz ich gern ain gueter Sachs were, schick ich derselben hiebey etlich neu zeitung, wie dieselben eur kftl. Gn. vernemen mögen.2 Und mich sehen die leuf dermassen gestallt, daz Babst und Kg. von Arogoni zwischen der ksl. Mt. etc. und den Venedigern ainen frid gemacht haben. Wie aber derselb beslossen, ist sonder zweyvel eur kftl. Gn. von dem Renner zuegeschriben. Ich besorg, das bad, so über den Kg. zu Frankreich angossen ist, werden teutsche land villeicht zum tail ausgiessen. Doch eur kftl. Gn. wellen dise neu zeitung noch nicht ausgeen lassen, sonder die hiebeyligenden. Und tue mich hiemit eur kftl. Gn. als meinem gnst. H., zu dem ich auch sonder undertenig hofnung hab, bevelhen. Datum Trier, den 19. tag May Ao. etc. duodecimo.

Nr. 1092 EB Uriel von Mainz an Erfurt

Trier, 31. Mai 1512 (montag nach dem hl. pfingsttag)

Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370 vol. II, Prod. 50, Orig. Pap. m. S. (Vermerk auf der Rückseite: Diese schrift ist ime rate verlesen wurden sonnabents nach corporis Christi Ao. etc. XIImo [12.6.12]).

Sieht sich gegenwärtig durch mancherlei gewerbe, ufgebot und entpörung veranlaßt, in seinem Ft. Rüstungsbefehle zu erlassen, um sich und die Seinen vor Gewaltakten zu schützen. Obwohl er von niemandem etwas Ungutes erwartet und auch nicht glaubt, daß die Ff. von Sachsen wider ksl. Friedgebot und Ladung etwas gegen Erfurt unternehmen werden, so erscheint es ihm doch ratsam, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, um nicht am Ende doch durch Untätigkeit Schaden, Hohn und Spott auf sich zu ziehen.

Nr. 1093 Erfurt an Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen

Erfurt, 31. Mai 1512 (montags in hl. pfingsten)

Orig. Perg. m. S.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 230.

Kop.: Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 117a u. b.

Konz.: Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 27a.

Der Ks. hat Erfurt vor sich und die Reichsstände geladen und dazu sein und des Reiches Geleit erteilt. Da die Gesandten, die Erfurt schicken wird, durch kursächsisches Gebiet reisen werden, bittet es Kf. Friedrich und Hg. Johann, zur Verstärkung des ksl. Geleits ebenfalls ihr Geleit zu erteilen und dieses zusammen mit der Weisung an die Amtleute, die Erfurter Gesandten auf deren Ersuchen hin geleiten zu lassen, durch den gegenwärtigen Boten zu übersenden.1

Nr. 1094 Vollmacht Erfurts für seine Gesandten zu Ks. Maximilian und den Reichsständen

Erfurt, 5. Juni 1512 (sonnabends in der hl. phingstwochen)

Orig. Perg. m. S.: Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 6a vol. 4, Nr. 612a.

Orig. Perg. o. S.: Ebd., Nr. 612b.

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 234a-235a (mit eigenhändiger Unterschrift Christoph Hofmanns); Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 10, fol. 6a-7a.

Ratmeister und Rat von Erfurt erklären öffentlich, daß Ks. Maximilian sie wegen des Konflikts zwischen EB Uriel von Mainz, Kf. Friedrich und den Hgg. Georg, Johann und Heinrich von Sachsen, ihnen und den Bürgern von Erfurt sowie den ausgetretenen Erfurter Bürgern des abscheids halben, zu Augspurg gegeben [Nr. 158], darauf geschehene verhore und handlung der stend geordente commissarien, auch etlich artikel, zu Geilnhausen eroffend [Nr. 1076 [3.]], betreffend, aufgefordert hat, durch ihre Anwälte vor ihm und den Reichsständen zu erscheinen. Haben deshalb ihre Ratsmitglieder und Bürger Dr. utr. jur. Bertold Bobenzan, Dr. med. Wendel Backhaus, Mag. Johann Mey, Martin Pinckebank, Adam Sachs, den Stadtschreiber Andreas Tuchhefter, Apel Markgraf, Heinrich Backhaus, Paul Stang und Nikolaus Frank zu ihren Anwälten, Syndici, Prokuratoren, Sachwaltern, Klägern und Bevollmächtigten ernannt und sie beauftragt, Erfurt auf dem anberaumten Tag und allen anderen Tagen vor Ks., Reichsständen und verordneten Kommissaren gegen die sächsischen Hgg., die ausgetretenen Erfurter Bürger und andere Personen zu vertreten. Bevollmächtigen die Verordneten zu allen (näher bezeichneten) Rechtshandlungen, es sey zu friede, guetlicher sune und einigung oder zu rechte und rechtlichem austrag, wie sy daz uns und gemeiner stadt nutz und guet zu sein bedeucht. Sichern zu, alles einzuhalten, was die Verordneten vereinbaren.1

Nr. 1095 Geleitbrief Kf. Friedrichs III. von Sachsen für die Erfurter Gesandten zu Ks. Maximilian

Weimar, 10. Juni 1512 (unsers lb. Hern fronleichnamstag)

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 245a, Kop.

Die, die sich der Rat zu Erfurt nennen, haben darum gebeten, ihre Gesandtschaft, die sich auf Ersuchen des Ks. zu diesem oder dessen Räten begibt und am 12. Juni (sonabend schirst) losreitet, mit Geleit durch seine Lande zu versehen. Erteilt dieses Geleit für 20 bis 30 Personen und ebensoviele Pferde auf der Straße von Erfurt nach Gotha und Eisenach oder von Erfurt über Arnstadt und Ilmenau. Gebietet allen Amtleuten, Schössern und Geleitsleuten, die Erfurter Gesandtschaft im Gebrauch dieses Geleits zu handhaben.1

Nr. 1096 Bf. Lorenz von Würzburg an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Zusendung eines Schreibens seiner Gesandten in Trier; [2.] Übermittlung des ständischen Entwurfs einer neuen Reichsordnung an den Ks., Warten auf die Rückkehr des Ks. auf den Reichstag, Informationen zu verschiedenen Ff. und der Nürnberger Reichstagsgesandtschaft, Bereitschaft zur Förderung einer Verständigung zwischen Kf. Friedrich und EB Uriel von Mainz.

Würzburg, 12. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 209, fol. 31, Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift (Vermerk: In seiner lieb hand).

Lb. H. und freund, des vorigen tags [11.6.12] ist mir ein schrift von meinen reten, so ich zu Trier habe, zukomen [Nr. 1655]. Und wiewol ich mich einen ganzen tag dorin bedacht hab, ob ich solche schrift eur lieb wolle zuschicken oder verhalten und des vil ursach bey mir bewegen, die sich nit alle schreyben lassen und an zweyfel eur lieb als der hochverstendig wol zu bedenken wissen, dannoch dem sondern vertrauen nach, darin ich mit eur lieb stee, hab ich mich bedacht und sonderlich der meynung, das ich eur lieb das nit verhalten wolle. Demnach schick ich eur lieb solchen brive, in unserm gleuben hirin verwart. Eur lieb mogen demnach denken, was eur lieb darin von mir getan haben wollen. Darin finden mich eur lieb ganz vertreulich und willig.

[2.] Eur lieb weyß ich nicht neus zu schreyben, dann die stend des Reichs haben einen begriff einer ordnung und furnemens etc. gemacht [Nr. 989/I]. Solcher ist ksl. Mt. zugeschickt, aber noch darauf nit antwort gefallen. Man wartet auch in künftiger wochen ksl. Mt. zukunft. Ob das gewiß sey, weyß ich nit. Bede Mgff. [Friedrich und Kasimir von Ansbach-Kulmbach] und der hoemeister in Preussen sind widerumb anheyms zu Onspach. So sein Pfalzgf. [Ludwig] und Wirtemberg widerumb gein Trier. Die von Nurmberg haben ir botschaft, nemlichen Cunzen Imhove, Birckheymer, Gralant und einen Dr., Ulrich [Nadler] genant, gein Trier zu ksl. Mt. geschickt, sein uber nacht zu Wurzburg gelegen. Sunst weyß ich nicht neus. Und bit, eur lieb wollen mir ditz mein schreyben Meinz halben meint halben nit anders dann vertreulichen versteen und mir sunst das zu gut und in geheym halten. Und ist nit an, gut wer es, das eur beder lieb vertragen wern. Kont oder solt ich eur lieb darin etwas zu gefallen, das mir muglich were, tun, darin haben mich eur lieb alzeyt ganz willig. Dann womit ich eur lieb und derselben bruder [Hg. Johann] dinst und freuntschaft tun sol, bin ich alzeyt zu tun ganz geneygt. Datum in meiner stat Wurzburg am sambstag nach corporis Christi Ao. etc. 12.

Nr. 1097 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Bf. Lorenz von Würzburg

Stellungnahme zum Vermittlungsangebot Bf. Lorenz’ im Erfurter Streitfall mit Vorwürfen gegen EB Uriel von Mainz.

Weimar, 18. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 209, fol. 34a-35b, Konz.

[1.] Lb. H. und frund, ich habe eur lieb schreiben [Nr. 1096] sambt dem brive, den eur lieb rete je von Trier aus geschriben, empfangen. Darinnen eur lieb anzeigen, das ich dem mocht nachgedenken, und waz ich von eur lieb darinnen wolt getan haben, solt ich eur lieb ganz treulich und willig befinden. Welchs ich weyters inhalts vernomen, und bedanke mich eur lieb erbietens freuntlich, das ich auch meins vermogens willig bin, widerumb zu vergleichen. Und habe gar kein zweifel, eur lieb habe aus meinem manchfeldigem schreiben, auch meinem persondlichen bericht vermarkt, warauf meins brudern [Hg. Johann] und mein entlicher wille und meynung gestanden, uns mit den in Erfurt vertragen zu lassen oder mit Meinz, weyl er sich darumb angenomen. Und wo es dohyn gereichen moge, so habe ich eur lieb mit aigener hant zugeschriben [Schreiben liegt nicht vor], daz mein bruder, den ich auch wil mit gemeynt haben, und ich nit allein eur lieb handels auf derselben beger gestaten wolte, sonder ir auch fur andern verfolgen und vergonnen, dise sache hynzulegen, wie dann mein erbieten daz clerlich anzeigen. Was mir aber in derselbigen handlung schympflichs begegent und an wem es erwunden, domit diser handel unvortragen blieben, wyl ich bey dem beleiben lassen, dann die handlung daz anzeigen werden, sondern eur lieb wil ich auf unsern glauben nit pergen, daz ich mir in meinem gemüt etwas verdacht, mich mit Meynz nit leichtlich mer in handlung zu begeben, dann ich noch bis auf dise stund keinen glauben bey ime funden. Ich weiß auch, daz er ytzund auf dem tage zu Trier mit etlichen diser sachen halben gehandelt, die mir verwandt, und hat vernemen lassen, wie er gern in guter einigkait mit mir were. Aber verba sunt, dann er hat nichts weniger die citation [Nr. 1084] mir in rucken ausbracht, wiewol sie Got lob so eins redlichen ansehens, das er sich geschemt, dareinsetzen zu laßen, daz er die ausbracht. Ich getrau Got von hymel, sie solle meinen bruder, vettern [Hgg. Georg und Heinrich von Sachsen] und mir, auch den armen, ausgetriben burgern gar nichts zu nachtail reichen. Dann wolt er gerne, das eur lieb mein bruder und mich mit Erfort solt vertragen, so were on not gewesen, die citation auszubringen, er eur lieb handlung furgenomen. So ist auch am tage, eur lieb und meniglich unverborgen, daz mein bruder und ich an Erfurt nit weyter begert zu haben, dann daz unser vater seliger [Kf. Ernst], auch wir fur der aufrur daran gehabt, wie dann eur lieb solchs zu vil malen angezeigt worden ist, mit dem erbieten, so das bescheen, das wir dann Menz oder den in Erfurt, so sie uns ansprach nit erlassen, des rechten nach keiner billikait vor sein solten, sonder wern erfraut, das die sache solt zu verhore und also an tag kommen. Davon wir uns, ob Got wil, auch nit wollen furen lassen, sondern Got dem almechtigen vertrauen, eur lieb und andern unsern freunden und fromen undertanen, die in Erfurt, oder yrn anhang dohyn zu brengen, daz sie uns darzu komen lassen. Darzu sol, ob Got wil, unser leib noch gut gespart werden. Weyl dann eur lieb vormals, auch ytzo von mir vermerkt, worauf meins brudern und mein bedenken ruhet, als ich zu Got verhoffe, nit unzymlich, Meinz auch wider eur lieb rete sich nit hat vernemen lassen, warauf er beruhet, das dise ding solten vertragen werden, so haben eur lieb wol zu ermessen, wes ich mich weyter darauf bedenken mag. Ich wil aber solchs eur lieb als dem verstendigen in ir bedenken gestalt haben, ob sie daraus befinden, das sie was hirinnen tun moge. Das habe ich eur lieb nit habe verhalten wellen, freuntlich bittend, eur lieb welle das meins brudern und meiner gelegenhait nach freuntlich vermerken. Das bin ich willig, freuntlich umb dieselb eur lieb zu vordienen. Datum zu Wymar am freitag nach St. Veitstag Ao. domini 1512.

Nr. 1098 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär)

[1.] Enttäuschung über die ksl. Ladung (im Erfurter Streitfall), Hoffen auf Kirchmüllers weitere Unterstützungsbereitschaft; [2.] Ersuchen um Übersendung weiterer Neuigkeiten.

Weimar, 18. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 78a, Konz.

[1.] Hat Kirchmüllers Schreiben vom 19. Mai (Nr. 1091) erhalten und ist über dessen Bemühungen erfreut. Und hetten uns der citation der vertrostung nach, so ksl. Mt. uns oftmals in diser sache hat tun lassen, gar nit versehen. Und das uns der abschied [Nr. 1143 [5.]] nit wil gestanden werden, wie wir euch und H. Wilhelm [von Wolfstein] bericht haben, mogt ir frey sagen, das er uns nit anders wurd, hoffen auch, Renner und Villinger sollen uns daz gesteen. Allein ksl. Mt. als unsern herrn wellen wir in dem nit gestraft haben, von euch gutlich begerend, ir wellet euch unser sachen nachmals, wu ir der gedenken hett, zum besten lassen bevolhen sein. Und wolt ein guter Sachs beleiben, als wir sonder vertrauen zu euch haben. In dem tut ir uns sonder gefallen, daz wir in gnaden gegen euch zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 18. tag Junii Ao. domini 1512.

[2.] Zettel: Wir haben auch die zeytung, so ir uns uberschickt, zu gefallen vernomen und begern, ir wellet uns, wu euch der mer zukomen und sonst die hofmer sein werden, sovil sich zymt, auch nit verhalten. Wir wern auch wol geneigt gewest, euch mer zu schreiben. So hat uns doch Pfeffinger bericht, daz ir ytzo ein zeit nit am hof sein werd. Darumb wir solchs underlassen. Wolten wir euch nit verhalten. Ut supra.

Nr. 1099 Supplikation der sächsischen Reichstagsgesandten an Ks. Maximilian

[1.] Ersuchen EB Uriels von Mainz an Ks. und Reichsstände um Weiterbehandlung des Erfurter Streitfalls durch den Reichskammerrichter und die Beisitzer des Reichskammergerichts, Nachteile einer Gewährung dieser Bitte für die Hgg. von Sachsen angesichts der bereits gegen Erfurt verhängten Acht; [2.] Wunsch nach Ablehnung der Bitte und Aufrechterhaltung der Acht; [3.] Bitte um Beantwortung ihres Antrags in Sachen Jülicher Erbangelegenheit.

[Trier, ca. Ende Juni 1512]1

Konz. Kop.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 346a-347a.

Kop.: B) Ebd., Reg. G Nr. 207, fol. 198a-199a.

[1.] Allerdurchluchtigster, großmechtigster Ks., allergnst. H., der hochwirdigst F., H. Uriel, EB zu Meinz, Kf., hat hievor in einer supplication, an euer ksl. Mt. und die stend ausgangen [liegt nicht vor], gebeten, das dieselb euer ksl. Mt. die erfortisch sachen von iren verordenten commissarien abfordern und mitsampt den stenden ander commissarien, nemlich chamerrichter und bysitzer, orden und setzen, ouch inen [befehle], das sie dieselben, wie sie zu end dits reichstags steen werden, resumirn und darin volfaren sollen etc. Darauf geben wir euer ksl. Mt. von wegen unser gnst. und gn. Hh., der Kff. und Ff. zu Sachsen, in aller undertänigkeit zu erkennen, das euer ksl. Mt. vor diser zeit die von Erfurt umb irer offenbaren verachtung und rebellion, die sie euer ksl. Mt., ouch iren kftl. und ftl. Gn. beweist haben, in die acht und aberacht erkennt, declarirt und denunciert hat. Deshalben unser gnst. und gn. Hh., sich mit inen vor einichem richter in rechtvertigung zu begeben, nicht pflichtig sind. Es were auch irn kftl. und ftl. Gn. hoch beswerlich und nachteilig, sich erlangter acht, die dann aus redlichen und treffenlichen ursachen wider die von Erfurt ausgangen ist, zu verzeihen und mit inen in weiter rechtvertigung zu wachsen, und möcht fürwar disen verdacht gebern, als ob euer ksl. Mt. sie unbillicherweis in die acht erkennt, auch unser gnst. H., der Kf., dasselb mit deheinem fugen by euer ksl. Mt. solicitirt hette. Zu was beswerung solichs euer ksl. Mt., ouch gedachten unsern gnst. und gn. Hh. raichen möcht, kan euer ksl. Mt. als ain hochverstendiger Ks. wol ermessen. So ist auch in euer Mt. aufgerichten ordnungen clärlich versehen, wie und welcher mass Kff. und Ff. ainander rechtvertigen sollen. Ob dann gemelter EB unser gnst. und gn. Hh. rechtvertigung nicht vertragen will, so hat er den claren weg, den sein kftl. Gn. die ordnung des Reichs anzeigt. Zudem, wa gleich die von Erfurt nicht in der acht weren, so sollen sie auch billich wissen, wa sie unser gnst. und gn. Hh. laut des Reichs ordnung, ouch der verträg, zwischen unsern gnst. und gn. Hh. und inen aufgericht, mit recht ersuchen sollen.

[2.] Dem allem nach bitten wir in aller undertenigkeit, euer ksl. Mt. wolle ades EB von Menz unzimlich bitt nicht stat geben, besonder unser gnst. und gn. Hh.–a by der erlangten acht gnediglich b beleiben lassen und sie davon aus angezeigten ursachen, ouch das sich ir kftl. und ftl. Gn. allweg als gehorsam Kff. und Ff. des Reichs underteniglich gegen euer Mt. beweist haben und on zweivel furan auch ton werden, mitnichten davon in einich rechtvertigung tringen, cob aber gemelter EB–c je unser gnst. und gn. Hh. rechtvertigung nicht erlaussen wolt, sein ftl. Gn. dahin weisen, das er solichs laut des hl. Reichs ordnung ton soll. Hierin wolle sich euer Mt. als unser allergnst. Ks. erzeigen. Das werden on zweivel unser gnst. und gn. Hh. umb ir Mt. in aller undertenigkeit als ir gehorsamen Kff. und Ff. verdienen und zu gutem nicht vergessen.

[3.] dVerrer, nachdem euer ksl. Mt. auf unser jungst antragen, von wegn unser gnst. und gn. Hh. der gulchschen und bergschn lehn halb geschehn, uns in vier tagn darauf antwort zu geben, gnediglich vertröst hat, dwyl dann die vier tag lengst verschinen sind, ist unser undertenigst bitt, euer ksl. Mt. wolle uns on lenger aufhalten uns gn. antwort widerfarn lassen.–d

Nr. 1100 Dr. jur. utr. Johann Lupfdich (Rechtsprofessor in Tübingen) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Zustimmung EB Uriels von Mainz zur Vermittlung EB Philipps von Köln, Bf. Lorenz’ von Würzburg oder Hg. Ulrichs von Württemberg im Erfurter Streitfall, Bitte um Kf. Friedrichs Meinung dazu..

Trier, 21. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 262a u. b, Kop. (Vermerk: In sine ftl. Gn. selbs hand).

Gruß. Gnst. H., der Kf. von Menz hat mich gestern [20.6.12] zu sein Gn. berufen und uf genomen bedacht nachvolgent meinung angezeigt: Er were wol willig, seine ret zu euer kftl. Gn. reten mit bevelch und sonderlicher underricht, zum friden dienlich, zu schicken und von ainem bestendigen friden handeln zu laussen. Nachdem er aber diser zeit nicht ret hab, die by euer kftl. Gn. ains sondern vertrauens und ansehens syent, so besorge er, das solich schickung zum friden unfruchtpar sein wurd, und hette genzlich darfur, das die swebenden geprechen durch gütlich handlung nit stattlicher dann durch ainen meiner gnst. und gn. Hh. hernachvolgent, nemlich Cöln, Wirzpurg oder Wirtemberg, wölher under denen dryen euer kftl. Gn. gevellig und annemlich sein, hingelegt werden möchten. Denselben möcht im sein Gn. zu gütlicher handlung ouch wol gevallen laussen. Und nachdem ich an sein Gn. begert hab, mich zu verstendigen, ob ich solichs euer kftl. Gn. anzaigen soll, hat sein Gn. mir geantwurt, er mugs wol leyden, das ichs us ursachen, die ich euer kftl. Gn. seiner zeit endecken will, fur mich selbs und nicht us seiner Gn. bevelch anzaigen mug. Solich handlung hab ich H. Wolfen [von Weißenbach], desgleichen meins gn. H. Hg. Jörgen reten eröffnet. Dieselbigen und mich bedunkt, das solich furgeslagen mittel wol leidlich sein und das ichs euer kftl. Gn. nicht verhalten solt, damit sich euer kftl. Gn. allenthalb darnach wiss zu halten. Darumben ton ich euer kftl. Gn. solichs hiemit anzaigen und will darauf euer kftl. Gn. gemüt und willen, mich demselbigen unterteniglich gemes wiss zu halten, erwarten, mich damit euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. bevelhende. Datum zu Trier am montag nach Viti Ao. etc. 12mo.

Nr. 1101 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Tervuren, 23. Juni 1512

Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 264a; Ebd., Reg. G Nr. 207, fol. 178a.

Antwortet auf Kf. Friedrichs (nicht vorliegendes) eigenhändiges Schreiben, er habe die Ladung an ihn und seinen Bruder Hg. Johann (Nr. 1084) nicht aus Ungnade, sondern auf nachdrückliches Ersuchen des EB von Mainz ergehen lassen. Kf. Friedrich möge verstehen, daß er dies deshalb getan habe, weil dadurch den Hgg. von Sachsen in den sachen nichts abgestelt noch benomen ist und uns bedunkt, das euch diese handlung mer zu nutz und gutem dan zu nachtail komen muge.

Nr. 1102 Aufzeichnung der Erfurter Gesandten über den Beginn des Verfahrens im Erfurter Streitfall

[1.] Ihre Anmeldung bei den ksl. Räten in Trier; [2.] Beginn der Verhandlungen; [3.] Deren Vertagung nach Köln; [4.] Warten auf einen Bescheid des Ks.

Trier/Köln, 24. Juni – 8. Juli 1512

Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 10, fol. 28a-29a, Kop.

In nomine domini amen zu Trier in der hl. stadt.

[1.] Uf dornstag Johannis baptiste, 24. mensis Junii, Ao. domini 1512 sein die geschickten von Erfurt, vorbestympt, sampt Dr. Talheym, alt canzler, und Dr. Bernharten, die unser gnst. H. von Menz uns dasmals zugeordent, vor ksl. Mt. hofreten, nemlichen den wolgeborn H. Serentiner, ksl. kanzler, und andern erschienen zu Trier, sich und ire abfertigung uf usgangen citation [Nr. 1084], auch den termin, nemlich den freitag [25.6.12], angeben und gebeten, ine irs gehorsams bekentlich zu sein. Und ist ine von reten wider bescheiden uf freitag zu ein uhren. Das haben die geschickten also angenomen.1

[2.] Uf freitag dornach, 25. mensis Junii, sein unsers gnst. H. von Menz anwalten, nemlich [Lorenz] Truchses, der scolaster und tumher, der tumprobst von Speyer, unsers gnst. H. bruder [Dr. Erpho von Gemmingen], der canzler [Dr. Johann Engellender] und andere, von unsers gnst. H. von Menz wegen, desgleichen die geschickten von Erfurt sampt Dr. [Hartmann von] Windeck und Dr. Bernhart, die inen von unserm gnst. H. zugegeben sein, vor ksl. Mt. hofreten erschinen, und hat unser gnst. H. sein sachen sonderlich reden lassen. So haben die geschickten von Erfurt durch Dr. Windeck furbracht ausgegangene citation, dieselben reproducirt, auch die relation der execution und die volmacht der geschickten [Nr. 1094] eingelegt und den ungehorsam aller Ff. von Sachsen und der ausgetreten bürger beclagt und zu registriren gebeten. Dorauf haben die rete ksl. Mt. durch den Serentiner reden lassen, sy hetten unser anbringen gehort und wolten solchs vor die stende des hl. Reichs, die morgen [26.6.12] zusamenkomen würden, bringen und was ir meynung sein würde, uns unverhalten pleiben. Domit also abgescheiden.

[3.] Uf mitwochen nach Petri et Pauli, ultima mensis Junii, vor mittag sein wir fur ksl. Mt. hofrete gangen, unser anbringen furter zu tun. Ist uns, nach mittag wieder zu komen, bescheiden. Und sein die geschickten nach mittag abermals zu ksl. Mt. reten gangen und haben iren gehorsam und das der termin mit Hg. Georgen ader Hg. Heinrichen sey angezeigt, den ungehorsam derselben beclagt und iren gehorsam zu registriren gebeten etc. Dorauf haben ksl. Mt. hofrete geantwort, das sich die Sechsischen gleicherweis als die gehorsamen angeben. Aber nachdem sy ytzo in grossen gescheften ksl. Mt., das sy solche sachen nit furnehmen konnen, auch die termin nit alle verflossen und der reichstag zu ksl. Mt. gen Kollen verrückt sey, mogen wir doselbst unser sachen, wie uns not, heut uber acht tage furbringen. Und ist daneben lauter abgeredt, das uns solchs mittler zeit ungeverlich steen und sein solt, dem termyn auch ganz unschedelich. Dorauf also abgescheiden.

[4.] Zu Kollen: Uf dornstag Kiliani, 8. mensis Julii, sein wir in röm. canzley zu den hofreten gangen, uns angeben, das wir laut der abrede, zu Collen gescheen, alhie erscheinen, des termins Hg. Heinrichen wartend und geschickt weren, weiter zu procediren inhalt der ladung. Hirauf haben die hofrete gesagt, wie etliche von den stenden zu unser sachen verordent, die weren ires entschlies noch nit einig. So hetten sy an ksl. Mt. deshalb geschrieben, wartende alle tage eins posts und bevehls. Wan ine der zukomen, sol uns unverhalten pleiben.

Nr. 1103 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III., Hg. Johann und Hg. Georg von Sachsen

Aerschot, 26. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 265a, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).

Hat nicht nur von ihnen, sondern auch von den ausgetriebenen Bürgern von Erfurt jeweils ein (nicht vorliegendes) Schreiben erhalten, in dem sie sich über ihre Ladung (Nr. 1084) beklagen. Da die Erfurter ihre Bereitschaft bekundet haben, die ausgetriebenen Bürger gemäß dem Augsburger Abschied (Nr. 158) wieder in die Stadt einzulassen, doch mit etlichn condicionen und mitteln, dy sy fur billichn achten und demselbn abschied nit widerwertig sein, besagte Bürger dies aber nicht annehmen wollen, sonder alzeit frey auf etliche mittel, die im tractat nit begriffen sein, wider einkomen habn wellen und deshalbn von uns erclerung und erleuterung begert, hat er zusammen mit den Reichsständen im Rat beschlossen, besagte Ladung ausgehen zu lassen, und den ausgetriebenen Bürgern befohlen, ihr Folge zu leisten, damit die Angelegenheit zum Ende kommt.

Nr. 1104 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat), Johann Renner (ksl. Sekretär) und Jakob Villinger (ksl. Kammermeister)

Weimar, 28. Juni 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 45a, Konz.

Hat ihnen neulich in der Erfurter und der Jülicher Angelegenheit geschrieben, jedoch noch keine Antwort erhalten, vermutlich wegen anderer Dinge, mit denen sie beschäftigt sind. Weiß deshalb über den aktuellen Stand besagter Angelegenheiten nicht Bescheid. Bittet nochmals, ihn zu informieren, auch über eventuelle Neuigkeiten vom ksl. Hof, und sich darüber hinaus der sächsischen Belange anzunehmen.

Nr. 1105 Erfurt an EB Uriel von Mainz

Erfurt, 1. Juli 1512 (dornstags nach Petri und Pauli apostolorum)

Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 30b, Konz.

Die Erfurter Gesandten (zum Reichstag) haben mitgeteilt, daß ihnen von den ebfl. Statthaltern groß verehrung bescheen sei. Bedankt sich dafür sehr und bittet ihn, Erfurt und seinen Gesandten in allen Bedürfnissen mit Rat und Hilfe beizustehen.

Nr. 1106 Ks. Maximilian an seine Räte in Köln

Turnhout in Brabant, 5. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 269a u. b, Kop. (Gegenzeichnung: Christoph Hofmann; Vermerk: Comissio cesarea).

Hat ihre (nicht vorliegende) Mitteilung erhalten, daß die Anwälte des EB von Mainz sowie die Vertreter Erfurts, auf die ausgangen unser commission zu procediren, begert und die Sächsischen, ob sy in solher sach in craft der citation [Nr. 1084] vor eur [= euch] handlen sollen, erkundet haben. Da die Ladung auf ihn selbst und die Reichsstände bzw. im Falle seiner Abreise aus Trier auf durch ihn und die Stände verordnete Kommissare lautet, beruft er in seiner Abwesenheit den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag zum Richter und seine übrigen Hofräte zusammen mit den Reichsständen zu Beisitzern in besagter Streitsache.

Nr. 1107 EB Uriel von Mainz an Erfurt

Köln, 10. Juli 1512 (sambstag nach Kiliani)

Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370 vol. II, Prod. 49, Orig. Pap. m. S.

Antwortet auf die erneut vorgetragene Bitte Erfurts um Zusendung von Berittenen und Büchsenmeistern, er habe schon auf das erste Ersuchen hin seine Statthalter angewiesen, zwei fachkundige Mitglieder seines Hofgesindes nach Erfurt zu schicken, die nun wohl dort eingetroffen sind. Obwohl er glaubt, daß besagter Aufruhr sich nicht gegen Erfurt richtet, die angeworbenen Berittenen, darunter auch Kurmainzer, sich vielmehr dem Vernehmen nach anderswohin begeben, ist er dennoch bereit, im Bedarfsfall Büchsenmeister und Reisige zu schicken. Allerdings sollen die Erfurter auch selbst für ihre Sicherheit Sorge tragen.

Nr. 1108 Klagen Erfurts gegen die Hgg. von Sachsen und die ausgetretenen Erfurter Bürger

[Köln, Mitte Juli 1512]1

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg G Nr. 208, fol. 95a-118a (auf dem Deckblatt fol. 94a: Erfurdische clagen; kollationiert und beglaubigt durch Christoph Hofmann); Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 10, fol. 17a-28a (auf dem Deckblatt fol. 16a: Erfurdische clagen wider alle Ff. von Sachsen und wider alle ausgelaufene bürger von Erfurt).

Der Anwalt und Syndikus der Stadt Erfurt trägt Ks. Maximilian, den Reichsständen oder deren in dieser Angelegenheit verordneten Kommissaren in gestalt einer schlechten gesantenclage eine Reihe von Beschwerden gegen die Hgg. Friedrich, Georg, Johann und Heinrich von Sachsen sowie 23 ehemals zum Stadtregiment gehörige und weitere 8 jeweils namentlich genannte ausgetretene Erfurter Bürger vor. So auch rat und gemeinde zu Erfurt von den Hl. Vätern, den Bebsten, röm. Kss. und Kgg., auch den EBB zu Menz gevreyt sein, das sie sonderlich in der ersten instanz nicht usgeheischen oder geladen werden, sonder vor den geordenten richtern in Erfurt des EB zu Menz furgenomen werden sollen, protestirt anwalt auch, das er durch diese noch keiner andern erscheinung und handlung, die eu, ksl. Mt., zu undertenigem gehorsam geschicht, solche noch keiner andern der stat freiheit begeben, sondern seiner partei vorbehalten haben will.

1. Vor dreißig Jahren war Erfurt eine reiche, völlig schuldenfreie Stadt, so daß die große Not, in der es sich jetzt befindet, in keiner Weise erwartet werden konnte. 1509 erfuhr jedoch die Erfurter Gemeinde, daß verschiedene Mitglieder des Regiments Schulden von 550 000 fl. Hauptgeld und jährliche Zinszahlungsverpflichtungen von 30 000 fl. angehäuft hatten. Nach eingehender Beratung beschlossen der Erfurter Rat und hundert von der Gemeinde gewählte Personen, den EB von Mainz als ihren Erbherrn um Hilfe zu bitten. Die zu ihm entsandte Delegation wurde allerdings zusammen mit einigen mitreisenden Kurmainzer Räten durch den kursächsischen Hauptmann zu Weimar, Friedrich Thun, aufgehalten, die Kurmainzer Räte wurden nach Hause zurückgeschickt und die Erfurter Gesandten gefangengesetzt. Ein Gesuch um deren Freilassung lehnten die sächsischen Hgg. ab, billigten dadurch gleichsam den gewaltsamen Übergriff auf die Erfurter Delegation und machten sich mitschuldig. Der Ks. befahl ihnen durch ein Mandat aus Innsbruck (Nr. 128) die Freilassung der Gefangenen, zudem erging auf dem Augsburger Reichstag ein entsprechender Abschied (Nr. 158). Der Erfurter Rat beantragt, rechtlich festzustellen, daß der Übergriff Friedrich Thuns auf die Gesandten unrechtmäßig war, von den Hgg. von Sachsen gebilligt wurde und diese deswegen zur Zahlung einer Entschädigung von 100 000 fl. an Erfurt, Freilassung der Gefangenen, Rückgabe des ihnen abgenommenen Geldbetrags sowie Zahlung einer Kaution, damit sie künftig keine derartigen Taten mehr gegen Erfurt verüben, verpflichtet werden.

2. Entgegen dem gemeinen Recht, dem Landfrieden und der Reichsordnung sowie trotz einer seit 1483 geleisteten Zahlung Erfurts von jährlich 1500 fl., insgesamt 30 000 fl., an die Hgg. von Sachsen für besonderen Schutz und Schirm wurden auf sächsischem Gebiet zahlreiche gewaltsame Übergriffe auf Erfurter Bürger und deren Besitz verübt. (Folgt eine Beschreibung von dreißig entsprechenden Vorkommnissen in den Jahren 1510-1512.) Da diese Attacken gegen das Recht, die Billigkeit, den Augsburger Abschied und andere ksl. Gebote verstoßen, beantragt der Erfurter Anwalt, rechtlich festzustellen, daß die Hgg. von Sachsen zur Verhinderung der Übergriffe verpflichtet gewesen wären und deshalb eine Entschädigung von 50 000 fl. zu zahlen haben.

3. Die gemäß dem Augsburger Abschied berufenen ksl. Kommissare Bf. Lorenz von Würzburg und Gf. Michael von Wertheim beraumten im Beisein der kftl. Räte und der Vertreter Nürnbergs und Frankfurts einen Tag zur gütlichen oder rechtlichen Entscheidung des Erfurter Konflikts an, den jedoch die Hgg. im Gegensatz zu Erfurt ebenso ablehnten wie einen von den Kommissaren einberufenen Rechtstag. Ein Friedgebot blieb unbeachtet, statt dessen setzten die Hgg. ihre Attacken gegen Erfurt fort. Dessen Anwalt beantragt deshalb, rechtlich festzustellen, daß die Hgg. den Augsburger Abschied des Ks. und der Reichsstände sowie die ksl. Mandate nicht befolgt haben und daher den Abschied zu Augsburg nicht gegen Erfurt einsetzen können.

4. Während der genannten Tagsatzung und des Gerichtstages ließ Hg. Georg von Sachsen das Schloß und den Ort Vargula widerrechtlich einnehmen und hat beides bis heute nicht an Erfurt zurückgegeben. Dessen Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß Hg. Georg zur Restitution dieses Besitzes und zur Erstattung der entgangenen Nutzung verpflichtet ist.

5. Erfurt besaß Schloß und Hft. Kapellendorf als Lehen von Reich und stand deswegen trotz seiner Zugehörigkeit zum Erzstift Mainz unter dem Schutz und Schirm des Reiches. Zudem war festgelegt, daß besagtes Lehen niemals verkauft, versetzt oder verpfändet werden dürfe, sondern immer beim Reich bleiben solle. Dies ist urkundlich nachweisbar. Dennoch nahmen Kf. Friedrich und Hg. Johann Kapellendorf in ihren Besitz und enthalten es bis heute Erfurt vor. Dessen Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß die beiden Hgg. zur Rückgabe Kapellendorfs verpflichtet und etwaige von ihnen dagegen vorgebrachte Einwände aufgrund ksl. Macht und Rechtsmittel nichtig sind.

6. Die 23 ehemals zum Stadtregiment gehörigen, jedoch ausgetretenen Erfurter Bürger führten die alte, erlich stat Erfurt, eine der grosten stette in Germania oder oberteutschen landen, die vor dreißig Jahren reich und schuldenfrei war, in Armut und Verderben, verschwendeten ihr Vermögen, brauchten die Vorräte auf, belasteten die Einwohnern mit hohen Aufschlägen auf Lebensmittel, häuften Schulden in Höhe von 550 000 fl. Hauptgeld und 30 000 fl. jährlichen Zinsen an und verschleierten all diese Machenschaften gegenüber ihren Mitbürgern. Weil deshalb viele die Stadt verlassen mußten, sind dort mehr als tausend Häuser verfallen. 150 000 fl. wurden ohne Bewilligung des EB von Mainz als Stadtherrn und der Gemeinde den Hgg. von Sachsen zugewendet. Der Erfurter Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß die ausgetretenen Bürger unrecht daran getan haben, Erfurt derart ins Verderben zu führen, und sie zur Wiedergutmachung des angerichteten Schadens und Erstattung der Kosten verpflichtet sind.

7. Die ehemaligen Regenten von Erfurt veräußerten kurz vor ihrem Austreten aus der Stadt Schloß und Hft. Kapellendorf widerrechtlich und ohne Rücksicht auf die ksl. Freiheit an die Hgg. von Sachsen. Der Erfurter Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß sie dazu nicht berechtigt gewesen und verpflichtet sind, für die Rückgabe besagten Schlosses an Erfurt sowie Erstattung aller Schäden und Gerichtskosten zu sorgen.

8. Die ehemaligen Regenten von Erfurt waren schuldig und haben auch gelobt, über ihre administrative Tätigkeit Rechnung abzulegen, verweigerten dies dann aber und flüchteten aus der Stadt. Der Erfurter Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß die ausgetretenen früheren Regenten zur Rechnungslegung verpflichtet sind, daß sie das, was sie der Stadt schuldig sind, bezahlen müssen, und für den Fall, daß sie mit dem Gemeingut unbillig umgegangen sind, dafür geradezustehen haben.

9. Weitere acht namentlich genannte Erfurter Bürger aus der Gemeinde wurden gewählt, um eine vollständige Überprüfung der Rechnung der ehemaligen Regenten durchzuführen. Sie verpflichteten sich dazu eidlich, verließen dann aber doch die Stadt, um mit den anderen ausgetretenen Bürgern gemeinsame Sache zu machen und sich mit Worten und Werken gegen die Stadt zu stellen. Der Erfurter Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß sie dies nicht gedurft hätten, sie eidbrüchig geworden sind und dafür bestraft werden sollen.

10. Gemäß den Erfurter Statuten ist es allen Bürgern verboten, sich unter den besonderen Schutz von Ff. oder Hh. zu begeben, wenn dies der Stadt zum Schaden gereicht. Genau dies taten jedoch die ausgetretenen Bürger wider ihren geschworenen Bürgereid, taten sich mit den Feinden Erfurts zusammen, deckten die Geheimnisse der Stadt auf und verunglimpften die Gemeinde in gedruckten Schmähgedichten. Der Erfurter Anwalt beantragt, rechtlich festzustellen, daß ihnen all dies nicht erlaubt gewesen sei und sie sich dafür gemäß dem Recht und den Statuten Erfurts zu verantworten haben.

Nr. 1109 Klagen EB Uriels von Mainz gegen die Hgg. von Sachsen in Sachen Erfurt

[1.] Gefangennahme ebfl. Räte durch Friedrich Thun während ihrer Reise nach Erfurt, Antrag auf deren Freilassung; [2.] Inhaftierung Erfurter Gesandter zu EB Uriel; [3.] Fortgesetzte Gefangenhaltung weiterer Abgesandter aus Erfurt; [4.] Blockade des Zugangs nach Erfurt durch die sächsischen Hgg.; [5.] Vertragliche Verpflichtung der Erfurter zur Zahlung eines jährlichen Schutzgeldes an den Kurmainzer Administrator Hg. Albrecht von Sachsen, Antrag auf Aufhebung dieses Vertrags; [6.] Gewährung von Schutz für ausgetretene Erfurter Bürger; [7.] Übergabe Kurmainzer Besitzungen an die Hgg. von Sachsen durch die ausgetretenen Bürger; [8.] Verehrung von 15 000 fl. an die Hgg. durch Erfurt, gravierende negative Folgen dieser Schenkung für die Stadt; [9.] Unzulässige vertragliche Übertragung der Münzhoheit in Erfurt auf die Hgg. von Sachsen, Antrag auf Vertragsaufhebung; [10.] Gewalttätige Attacken auf Erfurter Bürger und andere trotz Geldzahlungen an die Hgg. von Sachsen; [11.] Übergriffe sächsischer Amtleute auf Erfurter Bürger trotz des Augsburger Friedgebots; [12.] Einnahme der Ortschaft Vargula durch Hg. Georg von Sachsen; [13.] Diverse Klagen gegen die ausgetretenen Bürger von Erfurt.

[Köln, 16. Juli 1512]1

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 158a-162b (Überschrift: Summarium der clagen des EB von Meynz etc. wyder unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen etc.); Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 10, fol. 8a-15a (Überschrift: Menzische clagen wider alle Ff. von Sachsen, auch zum teil wider die alten Bmm. und rat der stadt Erfurt).

[1.] Erstlich, das Erfort dem EB von Meynz als eynem rechten erbherrn zugehorig gewest und ynen vil jar dofur erkant und er, der Bf., also in possession der oberkeyt und gerechtikeyt gewest, auch eynen freien zu- und auszog kegen Erfort gehabt, als ynen gemeyne recht geben. Dannoch solchs alles ungeacht, als dye in Erfort dem EB von Meynz yr schwere obligen zu erkennen geben und gebeten, seyn treffenlich rete kegen Erfort zu schicken und sampt ynen yn yre mengel sehen lassen, seyn dyeselben rete ym closter Jorgental on ursachen durch Fryderich Dhune yn beysein etzlicher sechsischer reysigen und fuesvolks gezwungen, geweltiglich genotiget, wider hinder sich zu zihen yns stift Meynz und nirgent anderswohin zu reyten, auch nicht yn Erfort ane wyssen und wyllen aller Ff. von Sachsen zu komen etc. Und wyewol der abschid zu Augspurg meldet, alle gefangen yrer bestrickung loszulassen [Nr. 158 [1.]], so seyn doch des EB von Meynz rete solcher zusage und verstrickung nicht erlediget. Darauf gebeten, zu erkennen, das solche vorhynderong wider des stifts Meynz oberkeyt, gerechtikeyt und herlikeyt gescheen und dye bestrickten yrer zusage nach zu entledigen etc., myt erstatung des schadens, den der Bf. von Meynz uf 40 000 fl. achtet.

[2.] Zum andern ist geclaget, das dye geschickten der von Erfort, so sie zu dem EB von Meynz abgefertiget, bestrickt seyn durch Fryderich Thune, gegen Wimar gefurt, doraus ane der Ff. von Sachsen erleubnus nicht zu komen. Gebeten wie vor etc.

[3.] Zum drytten geclagt, das Fryderich Thune, etzlich von Erfort zu yme kegen Ingersleuben zu schicken, begert hat. Den er gesagt, es sey meyner gnst. und gn. Hh. von Sachsen meynung, das sie dye von Erfurt, des EB von Meynz rete, dyenere und vorwanten, yn Erfort nicht ynkomen lassen und mit den Menzischen, so derzeyt yn Erfort wern, nichts handeln sollten ane beyseyn der Ff. von Sachsen etc. Doruf dye geschickten eynen hindergang an dye von Erfort genomen und darnach geschickt meyster Frankenberg, Asmus Schad, Hans Hoffman und Anthonius Kitzing keyn Wimar myt befhel, Friderich Thunen der von Erfort yr gemut zu eroffnen uf berurt seyn furhalten, auch ander zwene neben ynen geschickt, als Urban Mulbach und Jacoff von der Sachsen, welche Fryderich Thune yn gefenknus und haft angenohmen, der sye nochmals nicht erlediget. Beschlossen wie vor yn dem ersten artikel.

[4.] Zum vierden, das unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen dye gewonliche landstrasse aus dem stift Meynz geyn Erfurt und widerumb im [15]10. jar vorschinen myt reysigen und fueßfolg vorlegt und vorhaut haben. Domyt der Bf. an seyner oberkeyt gebrauch und herlikeyt turbirt etc.

[5.] Zum funften, das weyland Hg. Ernst und Hg. Albrecht loblicher gedechtnus ym jare 1483 yn zeyten, als Hg. Albrecht, gedachts Hg. Ernsten soen, das stift Menz als administrator innengehabt, die von reten, die zeyt in Erford, dohin bewegt und bracht, das sie den Ff. von Sachsen und yren erben und ewigen schutz zu ewigen dyensten gelt und tribut zu geben und volge vorpflicht und vorbunden haben, welchs doch alles nichtiglich ane wissen gedachts Hg. Albrechts und seyner nachkomen stifts und capitels zu Meynz, auch der gemeynde zu Erfurt gescheen etc. Bitten, dye 1500 fl., jerlichen zu schutz enpfangen, wyder zu geben und den contract nichtig zu erkennen ader, wo er bündig und creftig, den ufzuheben und abezutun.

[6.] Zum sechsten, das dye Ff. von Sachsen wider des EB von Menz oberkeyt etzlich burger und sunderlich dye ausgetreten yn yrer ftl. Gn. schutz und schirm sunderlich angenomen, vortreten, schutzen und schirmen die als yre schirmsvorwanten wider den von Menz und gemeyne burger yn Erfort, dorzu wider derselben burger vorpflichtung, damyt sie gemeyner stad vorwandt sein etc.

[7.] Zum sibenden, das etzlich von den ausgetreten burgern unsern gnst. und gn. Hh. Hg. Friderich und Hg. Johansen von Sachsen dye zwey dorfer Stobra und Hernstorf [= Hermsdorf], dye des stifts von Menz eygen und der von Erford lehen sind, mytsampt dem schlos und Hft. Cappendorf [= Kapellendorf] mit vil geschitz und getreyde ane wissen, verwilligung des capitels Menz und gemeyner burger yn Erfurt vereusert und zugestelt etc.

[8.] Zum achten, das dye von Erfort ane sunderlich noittorft ader gemeine nutz erhaltung und ufnehmen, ane wissen gemeyner burger, verwilligung der oberhand und ordenlichen richters ym jar 1483 den Ff. von Sachsen und yren erben zu eyner erkentnus und uberflussigen vorehrung 150 000 fl. rh. geben, entricht und geliebert, dodurch gemeyne stadt yn merklich abnehmen, uberleslig schuld, unleidelich vorschreibung und vorpflichtung gefurt etc.

[9.] Zum neunden, wyewol den EBB zu Menz als der stadt erbfursten und Hh. die regalia und herlikeyt der monz yn der stadt Erfort zugestanden und noch -stehen, so haben doch dye alten Bm. und rat der stadt Erfort im [14]92. jare solche herlikeyt der monz, so dye EBB von Menz gemeyner stadt vor zeyten vorpfendt und in pfandweyse zugestelt haben, mit maß, das sye dye herlikeyt, wye dye bey ynen, den EBB, herkomen und gewesen, handhaben, beschirmen und nicht vorergern sollen, haben sie doch durch eynen vortrag zwuschen den Ff. von Sachsen und dem rate ane verwilligung und wyssen des EB und gemeyner burger der stadt Erfort merklich endern, vordrucken und schmelern lassen inhalts desselben vortrags. Bit, solchen vortrag nichtig zu erkennen myt eynem gemeynen beschlyeß uf al clagen etc.

[10.] Alle punct und artikel, ausgeschlossen der monz halben, clagt der vormeynt rat von Erfort pro suo interesse und doruber sovil m[e]hr, wiewol sie unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen jerlich schutzgelt gegeben und dorzu 150 000 fl. eynsmals zu eyner vorehrung, dannoch aber gestaten yre Gn., das dorch yrer ftl. Gn. land und Ft. die von Erfort beraubt, gefangen und geschlagen, das yre genommen, und werden etzliche boten und cremer angezeigt, die nydergeworfen, auch dorfer, die gepocht sein sollen, und vil ander geschichte noch der lenge etc.

[11.] Item wiewol die gegeben commissarie uf den abschid zu Augspurg beyden teylen eyn fridbot gegeben etc., so seyn dornoch dye von Erfort nichtsderweniger dornoch beschediget fuer und fuer in und aus unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen Ft. von yren amp[t]leuten und dyenern. Und wiewol dye von Erfort yre ftl. Gn. dorumb ersucht, ist doch solchs von yren ftl. Gn. nicht abgewandt.

[12.] Item wider meyn gn. H. Hg. Jorgen und seiner Gn. amptleut wirdet geclagt, das sein ftl. Gn. ein schlos und flecken Vargla [= Vargula] eingenommen.

[13.] Wider dye ausgetreten burger clagen die von Erfort, das sie den gemeynen nutz yn merglichen schaden gefurt und sich m[e]her gewalts [gebrauchen] dan yne geburt, und zogen dye stadt inwendig 30 jaren ane redlich ursach in schult uber 650 000 fl. vorschryebene schult, gefurth [sic!], vil vorrats vortan etc., inen selbst der stadt burglehen zugezogen und undereinander von der stadt beutel zugezogen und von dem gemeynen guete dem F. von Sachsen 150 000 fl. zugestelt und gereicht etc.

Item das sie von der stat kuntlich schuld hinweggelassen, das sie nicht recht und fug gehabt, auch vorschreybung uf zins von sich geben, davon sie keyn gelt entpfangen.

Item der rechnung halben irer administration, das sie dye bey eydspflicht zu tun schuldig, dannoch bysher gewegert.

Item sunderlich wider Jacoff von der Sachsen, Johan Rembat, Johan von der Sachsen, beyde Drs., Baltzar Kelner, Anthonius Kitzing, Cornelien Daniel, Clauensen Grunberg und Heinrichen Glemberg, Volgmar Rudelstat etc., das sie uber yr eydspflicht von der gemeyne in den clagen, wider den ausgetreten rat angestelt, gewichen.

Item zuletzt, das dye ausgetreten burger sich wider yr eydepflicht und der stadt Erfort under unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen yn besundern schutz gegeben wider dye stadt, burger und undertanen zu ungnaden bewegt und sich zu der stat feynden und widerwertigen gehalten, der stadt heymlikeyt geoffenbart, lasterschrift und gemeyne schmebryf wider sie ausgehen lassen, geticht und gemacht etc.

Nr. 1110 Protokoll der sächsischen Vertreter Wolf von Weißenbach, Cäsar Pflug, Dr. Johann Lupfdich und Dr. Lorenz Zoch über das Verfahren zum Erfurter Streitfall

[1.] Ihr Erscheinen vor dem Reichskammerrichter sowie den ksl. und ständischen Räten, Ersuchen um Nichteröffnung des Verfahrens zwischen Sachsen und Kurmainz wegen Verstreichens des Ladetermins; [2.] Übergabe der Kurmainzer Klagschrift und des Antrags auf Verfahrenseröffnung; [3.] Weiterleitung beider Stücke an den Ks.; [4.] Dessen Entscheidung für die Durchführung des Verfahrens trotz Gerichtsferien; [5.] Dank der Kurmainzer Anwälte und den Erfurter Gesandten hierfür, Antrag, Sachsen und die ausgetretenen Erfurter Bürger für ungehorsam zu erklären; [6.] Wunsch der sächsischen Vertreter nach einer Bedenkzeit; [7.] Antrag von Kurmainz auf Ablehnung des Wunsches, Wiederholung des eigenen Antrags; [8.] Erneuerung des sächsischen Wunsches; [9.] Vertagung der Anhörung; [10.] Detaillierte Begründung des erneuten sächsischen Antrags auf Nichteröffnung eines Rechtsverfahrens; [11.] Wiederholung des Kurmainzer Gesuchs, Sachsen und die vertriebenen Erfurter Bürger für ungehorsam zu erklären und das geplante Verfahren zu eröffnen; [12.] Nicht bestehende Verpflichtung Sachsens zum Erscheinen in Köln; [13.] Konträre Kurmainzer und sächsische Positionen bzgl. der Vollmacht für die sächsischen Gesandten und der Durchführung des Verfahrens in den Gerichtsferien; [14.] Verlesung eines Beiurteils der Verordneten; [15.] Bitte der Kurmainzer Vertreter um dessen nochmalige Verlesung; [16.] Kurmainzer und sächsische Stellungnahmen dazu; [17.] Begründung des sächsischen Ersuchens um Verfahrenseinstellung; [18.] Kurmainzer Stellungnahme dazu mit Antrag auf Fortsetzung des Verfahrens; [19.] Zusätzliche Rechtsgründe Sachsens für die Verfahrenseinstellung, Wiederholung des Kurmainzer Standpunkts; [20.] Entscheidung des Reichskammerrichters in Sachen Ladung, Verlesung eines Befehls des Ks. an seine Räte in Trier zur Fortsetzung des Verfahrens trotz Gerichtsferien; [21.] Erneute Bitte der Kurmainzer Anwälte um Annahme ihrer Klage, Bedenkzeit der Verordneten; [22.] Verkündung eines Beiurteils der Verordneten; [23.] Stellungnahme von Kurmainz und Sachsen dazu; [24.] Wiederholung des Kurmainzer Standpunkts; [25.] Sächsische Entgegnung; [26.] Sächsische Argumentation gegen die Verpflichtung der ausgetriebenen Erfurter Bürger zur Teilnahme am laufenden Verfahren mit Vorwürfen gegen Erfurt, erneuter Antrag auf Verfahrenseinstellung; [27.] Weiterer Meinungsaustausch von Kurmainz, Sachsen und der Erfurter Gesandten hierüber; [28.] Beiurteil der Verordneten über eine Vorladung der vier Hgg. von Sachsen, dessen Wortlaut; [29.] Diskussion zwischen Sachsen und Kurmainz über die Einbeziehung Hg. Heinrichs von Sachsen in die Vorladung; [30.] Erscheinen der sächsischen Anwälte, Vorlage einer Vollmacht, Antrag auf Erstellung von Kopien der eingereichten Kurmainzer Schriften; [31.] Kurmainzer Wunsch nach Zurückweisung des Antrags und nach einer Vorladung der ausgetretenen Erfurter Bürger; [32.] Sächsische Erwiderung mit Wiederholung des Antrags; [33.] Kurmainzer Entgegnung; [34.] Kurmainzer Beschwerde gegen die mangelhafte Vollmacht der sächsischen Gesandten, Forderung nach Einstufung Hg. Heinrichs von Sachsen als Mitbeklagter, Wiederholung des Antrags nach einer Vorladung der ausgetretenen Erfurter Bürger; [35.] Kursächsische Widerlegung aller vorgebrachten Kurmainzer Argumente, Wunsch nach Zurückweisung des Antrags gegen die ausgewiesenen Bürger Erfurts; [36.] Kurmainzer Wiederholung des Antrags auf einen Rechtsentscheid; [37.] Beiurteil der Verordneten zu drei zwischen Kurmainz und Sachsen strittigen Punkten; [38.] Stellungnahmen der Parteien dazu; [39.] Vorlage sächsischer Schriftstücke, Anfertigung von Kopien für Kurmainz; [40.] Übergabe der Kurmainzer Replik und Triplik sowie der sächsischen Quadruplik; [41.] Bekanntgabe der Verfahrensvertagung auf den kommenden Wormser Reichstag.

[Köln], 16. Juli – 11. September 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 174a-212a, 300a-301a, Orig. Pap. (mit einer Reihe überwiegend lateinischer Marginalien neben den einzelnen Absätzen, die deren Inhalt kennzeichnen).

[1.] Uf fritag nach divisionis apostolorum Ao. etc. 12 [16.7.12] sind wir, Wolf von Weyßbach, Cesar Pflug, rittere, Dr. Lupfdich und Dr. Zoich, vorm cammerrichter Gf. Sigmunden vom Hagen als verordenten richter und andern ksl., auch der stende des Reichs reten in treflicher anzail erschienen und haben anfangs protestirt, das wir vor inen, Gf. Sigemonden und andern ksl. und der stende reten, ksl. Mt. zu undertenigkeit, auch inen zu eren erschienen. Aber damit wolten wir sie nicht fur richter erkennen noch auch in ire jurisdiction anders, dan wir im rechten ze tun schuldig weren, bewilligen, sonder were unser gemuet, excusatorio nomine und als excusatores gegrünt ursachen anzuzeigen, das sie uf die ausgangen vermeint ladung [Nr. 1084] nicht procediren, sonder stillesteen und sich aller handelong entslagen solten. Und daruf angezeigt, das wir uf die zeit und den tag, als der erst termein nach exequirter ladung gefallena, vor den ksl. reten zu Trier erschienen, uns angezeigt und gebeten hetten, das sie uns den ksl. commissarien anzeigen, auch zeit und woe wir erscheinen benennen. Wolten wir erscheinen und unser gnst. und gn. Hh., der Kff. und Ff. von Sachsen, noitturft nicht verhalten. Daruf were uns zur antwort vom canzeler [Zyprian von Serntein] und andern reten gefallen, sie hetten nochmals kein bevel, wolten aber solichs ksl. Mt. schreiben und uns nochmals irer Mt. meynong weiter anzeigen. So nue uf den gefallen termein dannoch kein richter gesatzt, auch gar nicht gerichtlichs gehandelt, wer der termein und die angefangen ladung gefallen, dermassen, das uf dieselbig nicht creftigs gehandelt werden mocht, sonder was daruf gehandelt würde, das were nichtig und ganz unwirklich. Zudem so weren auch diser zeit die ferien angefallen, derhalb auch nicht creftigs gehandelt werden mocht, die partyen hetten dan selber renunciern, des wir aber ze tun nicht macht hetten. Baten daruf, das sie, nichtigkeit zu vermeyden, stillehalten und uf die usgangen ladung gar nichts procedirn wolten.

[2.] Daruf hat Englender, canzler, in beysein H. Lorenz Truchsessen, scolasters, und anderer rete des von Meinz, auch der von Erfurt die ladung und ein lang libel1 eingelegt, unsern furtrag one allen grund angefochten und von wegen Meinz und Erfurt gebeten, unser anfechtong halb, dweil wir kein mandat hetten und also nicht gehort werden solten, unangesehen in den sachen zu procedirn.

[3.] Uf solchen furtrag ist uns vom Gf. und andern reten diser abschid montlich gegeben: Sie wollen solchen furtrag an ksl. Mt. brengen und uns weiter irer Mt. meynong zu erkennen geben. Actum freitags nach divisionis apostolorum [16.7.12] zu Coln.

[4.] Als wir nue von etlichen in geheim gewarnt worden sein, das der ksl. rete meynong dahin gericht gewesen were, irer Mt. ze raten, das sie die ferien ufheben und declariern, das unangesehen der ferien procedirt werden solte, haben wir durch Gf. Hoigern von Mansfelt mit hohem vleyß, das ksl. Mt. solchs nicht tun solt, arbeiten lassen. Aber nichtdesteweniger ist uns uf sambstag darnach [17.7.12] von Gf. Sigmunden mit andern reten diser entscheid geben worden, das unangesehen die ferien sol gehandelt werden inhalt der furladung. Daruf, wie hernachfolgt, gehandelt:

[5.] Menzisch anwelde und gesandten der statt Erfurt: Haben gehort den rechtmessigen, gn. willen und meynong röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., das seiner Mt. will ist, unangesehen der angezoigen ferien, gestern [16.7.12] vom widerteile in angefangener handelonge furgewandt, sol zwuschen den vielgenannten partyen gehandelt werden, wie sich geboert. Des bedanken sich Meinzs etc. gein ksl. Mt. als hochstem richter, folgends richter und beysitzern, mit erbieten, wie gestern angezeigt ist, ferner zu handeln und procediren, wie sich das von rechts wegen geboert und gezimpt. Erholen und repetiren sie alles und jdes, gestern von wegen Meinzs und der von Erfurt halben furgetragen und gebeten, mit referierung irs gewalts, Meinzs und Erfurt halben in recht gelegt und apud acta erfunden, darzu, das usgangen ksl. Mt. citation allenthalben verkündt seyen. Referiren sich anwelde von wegen Meinz und Erfurt uf die execution und des geswornen ksl. boten relation, die apud acta allenthalben erfunden werden, nochmals beclagend, wie vormals auch bescheen, der Kff. und Ff. zu Sachsen, auch der usgetreten bürger zu Erfurt ungehorsam, mit bitt und begere, dieselben beyde partyen fur als ungehorsam zu ercleren und zu erkennen, und zum lesten, das unangesehen egemelter partyen des widerteils die gestern ingelegte clage offenbaer gehort und verlesen werden soll. So das geschicht, das sie, die anwelde, sonderlich in der besten forme wullen gebeten haben, wullen sie sich laut der ksl. citation, im rechten zu farn und zu schicken, sich ferner vernemen lassen, mit furbehalt aller noitturft.

[6.] Sachsen: Die gesandten derselben haben gehoert, das ksl. Mt. wille ist, das in den gebrechen, so sich zwuschen allen partyen halten, unangesehen die ferien gehandelt werden solt. Des haben sich die partie nicht versehen. Wiewoil sie aber den handel gern gefordert sehen, wollen sie doch nicht gern bey iren Hh. unverweyslich handeln. So aber ksl. Mt. wille in dem treflich und hochwichtig, ist von noeten, zu ermessen, wes irer Hh. noitturft und wille darin sey. Bitten sie, sich nicht zu ubereylen, sonder luft zu geben, sich uf dise ksl. Mt. meynong zu bedenken, und wan sie weiter bescheiden werden, sich von irer Hh. wegen irer noitturft vernemen und hoeren zu lassen, bede, Meinz und der usgetrieben burger zu Erfurt, halben.

[7.] Meinz etc.: Diser furtrag sey frembde ze hoeren, ursach, das Kff. und Ff. zu Sachsen fur langer zeit ksl. Mt. citation entphangen, die auch gewiest und darin sonderlich vermirkt, das ksl. Mt. in solcher citation hat angesetzt entlichen und peremptorien termein. Deshalb ire ftl. Gn., woe inen geliebt, sich zu diser rechtfertigung zu schicken, mit guter furbedacht iren gewalt mit instruction iren reten moigen zuschicken. Darzu mirken sie von wegen Meinzs und Erfurt nit, das sich der widerteil mit der caution de rato und gnugsamen gewalt brengen wollen. Dweil aber am widerteil anders nicht gespoert wirt dan verzug der sach, wollen sie furbescheen furtrag repetirt und, wie jüngst gebeten, in recht und richtlicher handelong inhalt ksl. bevelhs furgetragen und gebeten haben, nemlich den widerteil ungehorsam zu erkennen und inbracht clage unangesehen solcher ungehorsam zu verlesen, als sie hoffen, recht sey. Hoeren auch nicht, das der widerteil einich anregung tue von wegen der usgetreten bürger zu Erfurt. Woln sie derselben ungehorsam, wie vor, beclagt haben, setzen das alles zu recht.

[8.] Sachsen etc.: Sie weren geneigt, die kürz ze suchen und ufhalt ze meiden. So werden vom gegenteil zu lengerung ursach geben. Es sey gestern gehoert, das nach vermoegen rechts diser zeit der ferien halben nicht gerichtlich gehandelt werden moige. Das zeigt die furladung an. Davon haben sie nichts frembts, unrechts oder unbillichs furgehalten, darüber, woe uf disen tag ksl. Mt. dergestalt nit eroffenet, als offenbar nach vermoegen rechts nicht sol procedirt werden, davon die Kff. und Ff. zu Sachsen zu erscheinen nicht schuldig gewest. Davon sie irer Gn. usbleiben entschuldigt mit ursachen, die craft haben. Das aber sein Mt. hierin sich volkommenheit ksl. gewalts gebraucht, das sey den Kff. und Ff. zu Sachsen unversehen gewest, haben sie sich des nicht zu versehen gehabt. So dan an solchem den Ff. und usgetrieben bürgern zu Erfurt hoch und groiß gelegen, besweren sie sich, uf solche artikel unbedacht ferner ze treten und irer Hh. nachteil zu verhüten schuldig, das durch ire ilen nicht schaden iren partyen gescheen. Darumb inen unmoeglich ufgelegt, das vorhin bericht zu sein, dan woe solche ksl. Mt. meynong nit were, [wäre] sicher, das ire Hh., itzt ze handeln, nicht schuldig weren, das auch die furladung nicht vermugen wirt. Darumb durch sie nichts unbillichs oder unnotturftigs gebeten. Lassen sie es bey iren vorigen furtragen und bitt.

[9.] Meinz etc.: Sagen generalia contra. Wes in der taet ist, gesteen sie nicht, was aber das recht betrift, referieren sie sich zu recht und bitten wie vor. Hat der richter bedacht geben inhalt irer bit bis uf nehistkünftigen montag [19.7.12] umb ein ure.

Actum montags nach Alexii Ao. etc. 12

[10.] Sachsen etc.: Gn. und günstigen Hh. und verordent loblich rete, uf jüngstgenommen abschid erscheinen sie als gesanten der Kff. und Ff. von Sachsen, desgleich der usgetrieben bürger zu Erfurt und geben zu erkennen: Verschiner zeit hat röm. ksl. Mt. eine irer ksl. Mt. ladung an ire kftl. und ftl. Gn., desgleich die usgetrieben bürger zu Erfurt usgeen lassen, der meynong, das ire kftl. und ftl. Gn., auch die burger uf genanten gewissen tag fur irer Mt. und den stenden des Reichs oder irer Mt. commissarien erscheinen und nach vermoegen der ladung handeln und procedirn sollen. Als nue der termein laut der ladung gewesen sein solt, seyen sie zugegen als verordent rete irer kftl. und ftl. Gn. fur irer Mt. canzler und hofreten, auch etlichen andern von stenden des Reichs erschienen. Sie haben sich angezeigt und gebeten, den commissarien in ansehen ksl. Mt. abwesen anzuzeigen und daneben zeit und statt ermelden. Wollen sie als die verordenten rete erscheinen und irer gnst. und gn. Hh., auch der usgetrieben bürger zu Erfurt noitturft furtragen und nit verhalten. Nachdem aber damals ksl. Mt. zu Trier nit gewest, auch kein commissarius verordent gewesen, ist zur selben zeit gar nichts gehandelt. Solche ire handelonge haben sie iren gnst. und gn. Hh., desgleich den usgetrieben bürgern zu Erfurt schriftlich angezeigt. Darneben zu erkennen geben, das die ferien nuemehr ingangen und vor verschienong derselbigen nicht sol noch moige nach ordenlichen rechten gehandelt werden, das auch nicht zu gedenken sey, das in diser zeit ichts weiters gehandelt werden moige, dan sie haben nicht gedenken konnen, was ksl. Mt. wille und gemuet hierin sein würde, und das sich also die ladung mit irer wirkung geendt und sich weiter in die ferien nit habe strecken moigen. Dan es ist offenbaer und im rechten unverborgen, das kein ladung den geladenen binden und artirn [= festlegen] moige, das er us craft derselben ladung sich in ferien in das recht zu geben pflichtig oder schuldig sey. In ansehen solchs hain ire gnst. und gn. Hh., desgleich die usgetrieben bürger us Erfurt sich keinswegs versehen moigen, dweil die ladung ire end erreicht und sich in wirkung in die ferien nicht strecken moigen, das diser zeit der ferien ichts solt gehandelt werden oder das ire kftl. und ftl. Gn., auch die von Erfurt solten sie als gesanten rete sonder bevel, in ferien zu handeln, geben. Darumb ir kftl. und ftl. Gn., auch die us Erfurt stillegehalten und inen, den reten, weitern und andern bevel nicht gegeben. So dan die sache die gestalt hat, das unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen, auch die us Erfurt, gedrungen uf fur usgangen ladung nach vermogen rechts, sich in gerichtlich handelong zu begeben, nicht pflichtig sein. Darus folgt eindeutig one bergen, das creftiglich und wirklich wider unser gnst. und gn. Hh. noch die us Erfurt nicht sol oder mag einicher proceß instituirt werden, sonderlich, so sie allerteils noch hutigs tags nicht wissen noch wissen moigen, das ksl. Mt. in disen sachen feriis derogirt habe, und daneben sie, die geordenten rete, in feriis zu handeln und ichts weiters, dan die fur usgangen citation bindt, ze tun, keinen bevel haben, so will inen, wie eur Gn. gunst und gelerten als hochverstendigen woil abnemen moigen, nicht geboeren, in einich gerichtlich handelong zu geen, sondern, ob sie sich des understeen würden, were es doch alles nichtig und craftlois als desjenen, das nicht us sonderlichen bevel gehandelt. Alle handelong, die künftig gescheen mocht, des sie sich keinswegs versehen, were auch nicht anders zu achten, dan das sie gescheen were abwesens der partie, darzu nicht legitime citirt. Dweil sie dan schuldig und pflichtig sein, irer gnst. und gn. Hh. noitturft furzutragen, auch, soviel irs vermoegens ist, nichtig und unformlich handelong zu verhüten, wollen sie, gn. und günstigen Hh., dise meynong us noitturft und guter meynong, allein unordenong zu verhüten, angezeigt und darneben gebeten haben b, das ir, gn. und günstigen Hh., solich entschuldigung irer gnst. und gn. Hh. von Sachsen, auch usgetriebenen bürgern zu Erfurt wollen rechtmessig achten und weiter wider sie als uncitirten nicht procedirn. Das werden sambt der billichkeit ire kftl. und ftl. Gn. mit gn. und geneigtem willen erkennen, die usgetrieben von Erfurt undertenig vertienen, desgleichen sie als gesanten rete fruntlich beschulden und auch gerne vertienen.

[11.] Meinz etc.: Von wegen unser gnst. und gn. Hh. Kff. und Ff. von Sachsen, auch der erfur[t]schen usgetreten bürger halben ist vom gegenteil ein lange rede bescheen. Und nachdem derselb widerteil jungstgehaltens gerichtsdags hochlich begert und angesucht hat umb ferner termein und dilation, die er auch erlangt, hetten sie sich von wegen irs gnst. H. von Meinzs, Kf., und der von Erfurt gesanten genzlich versehen, der widerteil hette sich mitler zeit dermaß geschickt mit gnugsamen gewalt, das irnthalben kein hindersichsehen oder verhinderung des rechten solt gespoert sein würden. So sie aber noch wie vor und one allen gewalt oder schein desselben, wie am freitag vergangen [16.7.12] jüngst bescheen, will sich der widerteil understeen der ferien halben, auch das die usgangen citationes sich sollen geendt haben, langwerig rede furbracht [sic!], wie dan diser zeit auch beschicht und die ksl. Mt. offenbarlich einen entscheit durch euch commissarien hat geben lassen, so were ganz one noit, einiche weiter wort oder furtrags zu gebrauchen oder ze tun, dan sie sich in namen, wie fur angezeigt, durch manichfeldigkeit der wort vom gegenteil von stracken und richtigen wegen des rechten nicht wollen füren lassen, sondern hiemit geefert [= wiederholt] und repetirt haben ire gehorsam erscheinen zu Trier, desgleich, das fur und furan in diser handelong nye mangel oder ungehorsam bey inen wie bey der widerpartie gespoert oder gehort. Des sie sich ziehen uf H. Cristof Hofman, ksl. Mt. secretarien gegenwertigen. Sagen daruf wider des widerteils furgeben gemein inrede, gesteen des sonderlich und samptlich nicht, soviel des geschicht und tait betrifft. Soviel aber das recht sich uf recht gezogen haben und aber der widerteil in seinen reden die uswesenden bürger us Erfurt nennen als usgetrieben bürger, des gesteet man gar nicht, woln auch die von Erfurt gar nit gestendig sein. Darumb nochmals wie vor beclagen sie der Kff. und Ff. zu Sachsen, auch der usgetreten bürger ungehorsam, bitten, sie ungehorsam zu erkennen, ire ingelegt clage ze hoeren und zu verlesen und ferner unangesehen des widerteils ungehorsam ferner zu handeln und procediren, wie das ksl. Mt. bescheid vermag und das recht zugibt. Setzen das zu recht, wullen sich auch anders mit inen in keine weiter reden begeben, dan sie finden sie darzu nicht geschickt.

[12.] Sachsen etc.: Hiefur haben sie als gesanten rete irer gnst. und gn. Hh., der Kff. und Ff. zu Sachsen, von wegen irer ftl. Gn., desgleich der usgetrieben bürger halber von Erfurt ein erbar, rechtmessig furtragen getain, darin sie irer kftl. und ftl. Gn., desgleich die usgetrieben bürger irs usbleibens entschuldigt und vernünftig ursach, das sie nicht ungehorsam und contumaces geacht werden mugen, angezeigt. Die wollen sie eur Gn. zu eren und gefallen, lengerung zu vermeyden, repetirt und verneut haben und zu merer underricht die meynong eroffenen: Nymand mag contumaces und ungehorsam geacht werden, der nit schuldig und pflichtig ist zu erscheinen. Nue ist aber waer, das ir gnst. und gn. Hh., die Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die usgetrieben bürger, diser zeit zu erscheinen und gerichtlich zu handeln, nicht pflichtig sein. Das nit allein waer, sondern im rechten notorium ist, dan ir kftl. und ftl. Gn., auch die usgetrieben bürger sein citirt uf gewisse und bestimpte zeit. Da dan irer Gn. rete erschienen und aber nicht gehandelt, auch kein commissarius gegeben ist. So sein alsbald ferien ingefallen, da hat die ladung ire ende genommen und nit moigen artiren ir gnst. und gn. Hh., in ferien zu erscheinen. Darum achten sie es dafür, das unmoeglich sey, ir gn. Hh. fur contumaces zu achten oder in irer Gn. etc. contumation zu procedirn. Und ire meynong nit, das sie die ferien hiemit anzeigen wollen, dweil sie wissen ksl. Mt. decret und willen. Aber allein ist ir grund, das diser proceß geschee wider die partie, die uf dise zeit nicht legitime citirt sein. Das ist der verstand irs furtrags, bitten deshalben wie vor. Und so verneynt werden will, das die bürger us Erfurt usgetrieben sein sollen, sagen sie, davon hie zu disputiren sey uberflüssig. Das wulten sie irs teils verhüten, aber seiner zeit clarlich, als die son scheint, usfüren, das die usgetrieben bürger unerhort one alle recht usgetrieben sein. Lassen es darbey bleiben.

Meinz etc.: Sie sehen nochmals nit, das einicher bevel oder gewalt vom widerteil hie gewest oder noch sey. Davon sagen sie gemein inrede wider alles furgetragen, bitten noch als wie for.

Sachsen etc.: Ir furwenden sey notorium, leige am dage c, bedorfen och in diser entschuldigung dhains gwalts, dann iudex sey ex officio schuldig, nullitates zu verhieten–c.

[13.] Meinz etc.: Das solchs vom widerteil mirklich sey zu befrembden, zu sagen, der termein sey geendt oder circumducirt, so doch wissentlich, das sie von wegen Meinzs und Erfurt uf iglichen termein fur ksl. und etlicher der stende des Reichs reten kommen, iren gehorsam erzeigt und begert, im rechten furzufarn, aber der widerteil zu selben zeiten, wie noch, nye mit gewalt erschienen, zudem, das röm. ksl. Mt. canzeler einen abschid hat geben, das verruckong der malstat und der termein allen teiln sol ane schaden sein. Sie haben auch hie, wie abermals den ksl. reten wissen ist, daruf sie sich ziehen, mit hochstem vleyß angesucht, irn gehorsam erzeigt und rechts begert. Wie mag dan der widerteil sagen, das Kff. und Ff. zu Sachsen oder die usgetreten bürger nit sein legitime und wie sich von rechts wegen gebürt citirt, oder zu beschliessen, das solich usgangen und exequirt citation sie nit binden sollen? Hie mit gnugsamen gewalt nicht zu erscheinen, das sey schimpflich zu hoeren, dan es haben sich etlich termein [drei Wochen und]2 etlich vierzehn dagen fur ingang der ferien verlaufen und an Meinz und Erfurt nit gestanden, das uf den usgangen termein im rechten und wie sich rechts wegen geboert, nicht gehandelt. Darumb nochmals wie vor bitten.

Sachsen etc.: Haben nichts schimpflichs furgetragen und moigen leiden, zu ermessen, ob unfuglichs oder unbillichs furgetragen. Haben auch bis[her] noch keinen richter gehabt, dan uf den tag, doe alle termein gefallen gewesen. Ist ksl. Mt. nicht bey der hand, auch kein commissarius geordent gewesen. Fur weme solt dan gewalt gelegt werden, so kein richter gewest? Das aber geredt wirt, das sich detlich termin–d drey wochen und etlich vierzehn tage fur den ferien geendt, das sey zu befrembden, dan der erst termein ist gewesen altera Johannis baptiste [25.6.12] oder Johanni et Pauli [26.6.12], der widerteil ist auch desselben tags erschienen, der ander prima Julii, der dritt secunda Julii. Daraus folgt, daz die termin all in die ferien gefallen und in diem feriatam geschehn sind, dan ferien mussen fahen an im rechten octo kalendas Julii [24.6.12]. Lassen es damit bey vorigem besliß.

[14.] Auf disen furtrag haben die vermainten commissarien ain bedacht genommen bis freitag darnach [23.7.12] und uf denselben freitag ainen spruch ut sequitur geoffnet:

Sexta post Marie Magdalene [23.7.12]

Röm. ksl. Mt. commissari, rete, Kff., Ff., botschaft und stende des Reichs erkennen uf alles furtragen, von wegen des EB zu Meinz, erzkanzlers und Kf., auch des rats zu Erfurt und dargegen der Kff. und Ff., der Hgg. zu Sachsen etc., und dan der abwesenden bürger us Erfurt, hin und wider gescheen, zu recht: Wullen H. Lorenz Truchseß und andere, so sich von wegen obgedachts EB zu Meinz als volmechtige anwelde dartun, iren gewalt furlegen und ire personen damit, als sich gebürt, legitimirn, auch darbey sampt den von Erfurt relation der execution usgegangener citation furbrengen, das alles sol gehort und demnach ferner gehandelt werden, wie sich in recht geboiren wirt.

[15.] Meinz etc.: Dweil die beyurteil H. Lorenz Truchseß und andern anwelden irs gnst. H. von Meinz, Kf., ein uflegen tut, etlich anzeige und beweysung ze tun, wie die urteil in sich helt, bitten sie, dieselben urteil noch einmal zu verlesen lassen, ferner irer notturft von wegen irs gnst. H. ein bedenken.

[16.] Darnach hat Meinz etc. furbracht: Ein beyurteil ist verlesen, die sie uf zwene artikel gegrunt vernommen. Erstlich, das H. Lorenz Truchseß, schulmeister [= Scholaster], und ander meher sollen ire personen in disem gericht legitimirn und geschickt machen; der ander artikel, das gedacht menzisch anwelde, desgleich die gesanten von Erfurt sollen die execution hievor usgangen ksl. Mt. citation in gleuplichem schein und form furtragen, wie dieselb urtel das ferner und weiter in sich helt. Sagen zum ersten menzisch anwelde, das sie damit ire person bey disem gericht mit dem wullen legitimirt und gnugsam gemacht haben, das ir gnst. H. von Meinz, wiewoil sein kftl. Gn. zu Trier auch seinen gewalt gegeben hat dem genannten schulmeister und andern, yedoch und zu uberfluß hat sein kftl. Gn. den schulmeister und ander als seiner kftl. Gn. anwelde und gewalthaber constituirt und gesetzt beywesens H. Cristoff Hofmans und fur ime beywesens der glaubwirdigen zeugen mit ratification alles des, das hievor zu Trier und auch hie von wegen seiner kftl. Gn. gehandelt und furgetragen ist worden, bittende sie als ksl. commissarien, den notarien, dafur die constitution gescheen ist, dahin ze halten, relation ze tun von solcher constitution und ratification.

Zum andern egedacht anwelde, auch die gesanten von Erfurt betreffende der execution halben, in dem beyurteil begriffen, sagen sie, die anwelde Menzs, Kf., desgleichen auch die gesanten von Erfurt, so formals iren gewalt ingelegt, das von wegen beyder teil, itzgenannt und angezeigt, hiefur zu Trier ein schriftlich anzeig der execution, auch die relation mit namen und zunamen des ksl. boten furbracht und ingelegt ist worden. Wilche ingelegt relation und execution, so die furhanden, ungezweyfelt bestendigen glauben machen bescheener relation und execution. Und zu weiter behelf und gruntlicher anzeige, wiewoil ungezweyfelt, das die ingelegt relation im rechten gnuksam sey, woe dan der ksl. bot nit verhort were in relation und execution, wollen sie verhoffen [und] vertrauen, billich und recht sey, das derselb nochmals, wie sich das in recht geboert, werden verhort, sein relation der execution ze tun. Woe dann aber dieselbe relation fur euch als commissarien und dem ksl. secretarien Cristof Hoffman gescheen ist oder were, wollen sie abermals getrauen und verhoffen zum rechten, das ime umb die relation und execution usgegangener ksl. Mt. citation als geswornem gemeinen boten ksl. Mt. geglaubt sol werden. Wullen daneben alles das und jdes gebeten haben, wes sich rechtlich in disen zweyen artikeln zu bitten gepoert und zimpt, und, sofer not, das eur Gn. denselben boten, wie formals angeregt, woe die relation der execution nit bescheen, darzu halten, sein relation, wie gemelt, ze tun. Wullen sie getrauen und verhoffen uf das alles, das sie gegebenem beyurteil hiemit gnug getain haben. Daruf wollen sie auch abermals irer gnst. und gn. Hh., Kff. und Ff. von Sachsen, desgleich der usgetreten bürger ungehorsam beclagt haben und gebeten, wie formals, ferner in der sachen inhalt ksl. Mt. bescheids zu handeln und procedirn, wie sich in recht geboert.

Sachsen etc.: Sie haben Meinz und Erfurt furtrag gehort, bitten, inen kurzen bedacht zu vergonnen.

Meinz etc.: Protestirn, das sie mit den, die sich als widerteil dargeben, nichts handeln wullen, auch nicht schuldig, woe aber etwas durch sie, die menzisch anwelde, geredt würde, das allein dem gericht zu underricht tun, dan der widerteil lege keinen gewalt fur, versteen, noch nicht furlegen wulle.

Sachsen: Heut fur essens haben die gesanten sachsischen rete gehort eroffenen einen spruch, der da vermag, was menzisch rete tun sollen. Sie haben auch nachmals gehort ein lange einfurong, von menzischen reten gescheen, in willen und meynong, dem spruch gnug ze tun. Zu dem allen ze reden, wenig oder viel, ist sachsischer rete halben one noit. Darumb, die ksl. rete nit mit uberfluß ufzuhalten, wollen sie das alles uf seinem wert bestehen lassen, sich damit nicht kommern, dan es gehe sie nichts an.

[17.] Ferner haben sie, sachsisch rete, vernommen, das der menzisch canzler abermals der Kff. und Ff. zu Sachsen contumatias beclagt und daruf begert hat, das man ir kftl. und ftl. Gn., desgleich die burger usserhalb Erfurt contumaces erkennen und ferner in ir contumatiam procedirn und im rechten volnfarn wolle. Darzu sagen sie als rete Kff. und Ff. zu Sachsen, das sie hievor gegründt ursach angezeigt haben, das die Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die us Erfurt uf fur usgangen ladung, alhie zu erscheinen, nit pflichtig sein, das auch mit nichte im rechten wider ire kftl. und ftl. Gn. sol oder moige procedirt und volfarn werden, dan ire kftl. und ftl. Gn. sein uf den usgangen termein erschienen, sich angezeigt, so inen der commissarius, desgleich zeit und statt erneut werden, wullen sie irer kftl. und ftl. Gn., auch der us Erfurt noitturft anzeigen. Aber damals sey inen kein richter angezeigt, auch derzeit keiner gewest und der handel ansteen blieben bis hieher und also die citation gefallen dermassen, das uf dieselben diser zeit nicht kreftigs oder wirklichs zu handeln sey. Und obgleich uf heutigen tag nymand von wegen irer kftl. und ftl. Gn., auch der us Erfurt erscheine, so gebürt euch, gn. und günstigen Hh., insehen zu haben ampts halben, das nullitates und uncreftig proceß vermieden bleiben, und wider diejenigen, die diser zeit nicht geladen weren, nicht zu procedirn.

Us dem allen und vorigem furtrage erfindt sich in der warheit und im rechten, das ire gnst. und gn. Hh., Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die usgetrieben bürger nit konnen oder moigen für ungehorsam geacht oder erkent werden, das auch wider sie uf usgangen ladung kein creftiger proceß wider ire kftl. und ftl. Gn., auch die us Erfurt furgenommen werden mag, obgleich niemand, der irer kftl. und ftl. Gn., auch ir usbleiben nicht entschuldigt. Darumb bitten sie us vorigen und itzigen erzalten und furgewandten ursachen, ir, die Hh., wolt in disem handel stillesteen und weiter nicht procedirn. Das werden one zweivel ire gnst. und gn. Hh. zusampt dem, das es recht und billich ist, umb ksl. Mt., unsern allergnst. H., in aller untertenigkeit vertienen, auch umb eur Gn. und gunst gnediglich und mit geneigtem willen beschulden und in gnaden erkennen.

[18.] Menzisch: Wiewoil fur mittage ein urtel ergangen ist, derhalb die anwelde Meinzs, auch der von Erfurt gesanten ungezweyfelt dafür achten und halten, das durch angezeigt erclerung, anzeige und bitt derselben gesprochen beyurteil gnug gescheen sey, daruf die anwelde Meinzs, auch Erfurts sich referirn und gezogen wollen haben, hat doch der widerteil oder die, so sich von wegen Kff. und Ff. von Sachsen und der usgetreten bürger halben, uber das sie kein mandat ye in gericht gelegt, ferner understanden, daruf ze rieden [= reden], aber von Meinz und Erfurt dawider mit grund des rechten gefochten, dermaß, das dieselben, so sich understeen, die handelong zu vertreten, in keinerley wege soln gehort oder ire rede angenommen werden. Das aber itzunt ire rede gehort, ist allein darumb in gedult gestalt, damit sie eur Gn. und gunst mit uberflüssigen worten nit ufhielten. Woe ire wort aber solten für etwas angesehen werden, des sie sich nicht versehen, dan es were dem rechten ungemeß, wollen sie doch daruf, wie heut, protestiren, gegen inen als denen, der person im rechten nit legitimirt, nichts ze rieden oder handeln, achten es auch für one noit, sonderlich in betrachten, das eur Gn. und die beysesser wissens tragen, das sie eben dise rede formals zwey- und itzt zum dritten mail erneuen und furtragen one alle gewalt und one bevel. Und darumb wollen sie von wegen Meinz und Erfurt widerumb alles das, das zu Trier furgetragen und gehandelt ist worden, auch sonderlich den bevel, durch ksl. Mt. seiner ksl. Mt. reten gegeben in disen sachen, geefert [= wiederholt], widerumb reproducirt und erholt haben, nochmals unterteniglich bittende, wie dan hievor zum dickermail, auch ksl. Mt. bevel und bescheid, durch eur Gn. eroffenet, im rechten zu handeln und zu procedirn, und darzu des, wie heut gebeten, in keinen weg vergessen haben, sondern auch widerumb erholet, nemlich des schulmeisters und ander menzisch anwelde constitution offenberlich verlesen werden, damit, das meniglich sehe, das ye an Meinz rechtmessigs und gnugsams gewalts diß dags oder fur [= zuvor] nye mangel gewest.

Zum andern, das auch for ingelegt zettel, die sie widerumb reproducirt wollen haben, auch gelesen werden und darzu, soferre noit ist und der bot solcher relation halben for nicht gehort were, wie sich das nach ordenong ksl. Mt. hofs, das der nochmals gehort werde, wie sich das rechtlich geboert und gezimpt. Und wollen also dieselbe sache des gewalts und relation der execution zu eur Gn. und der beysitzer erkentnus gestelt und sonst gebeten haben, wie heut allenthalben und bey iglichem artikel in sonderheit gebeten und begert ist.

[19.] Sachsen etc.: Wollen furgescheen rede alle hiemit erneut haben, der hoffenong und zuversicht, ire gn. und gunstigen Hh. werden dieselbig fur creftig und in recht woilgegrunt achten, auch dieselbig dermaß halten, das one zweyfel sey, dieselbig one mandat entschuldigungsweyse excusatorie woil haben tun moigen, das auch dieselbe so creftig und wirklich gewest, obgleich von der Kff. und Ff. von Sachsen wegen nymand erschiene, von eur Gn. und gonst nicht weiter wider die Kff. und Ff., auch die usgetrieben bürger us Erfurt procedirt were; dabey es bleibe. Und damit euer Gn. und gonst und umbstender nicht gedenken moigen, das die sachsischen rete sich der bane und wegs des rechten, als der widerteil sagt, mißbrauchen, sagen sie, diser handel steet allein uf den gründen: Wan einer citirt wirt, das er in Junio erscheinen sol, er kompt, zeigt sich an und begert, ime den richter anzuzeigen, auch zeit und statt ernennen, so wulle er erscheinen und sich der ladung gemeß halten. Ime wirt gar kein abschid geben, kein richter angezeigt, sagt ime nicht, kom heut oder morn, man tut keinen gerichtlichen actum, hebt auch den handel nicht gerichtlichen an. Darnach in Julio will man uf vor usgangen ladung procedirn, der for citirt ist nit bey der hand, ob wider den, der da citirt ist, das er in Junio compariren solle, uf fur usgangen ladung in Julio procedirt werden moige? Halten sie es dafür, es sol noch moege nicht sein, und ob wenig oder viel gehandelt würden der partie zu nachteil, das es alles nichtig und uncreftig und wider die partie, darzu ungeladen, gescheen sey. […]

Meinz: Bekommern sich des widerteils langen reden gar nichts, sonder sie wollen begert, gebeten und widerumb erholt haben, wes sie hierfur irer person halben rechtlich begert haben, setzen das zu rechtlicher erkentnus, unangesehen, was vom widerteil furgewandt.

Sachsen: Lassen es bey vorigen worten.

[20.] Damit beschlossen: Durch den richter ist zugelassen, das der notarius und relation der execution gehort sollen werden. Das ist also gescheen. […]

Hiebey ist auch ein ksl. missiva, den ksl. reten zu Trier geschrieben [liegt nicht vor], verlesen, haltende, zu procedirn unangesehen die ferien.

Sachsisch rete hain begert copien derselben missiven, von wegen Meinz gefochten, es solle nicht sein.

Hieruf ist kein bescheid gefallen.

Die relation des notarien und execution der furladung sein gehort, die hat man nicht ufschreiben moigen.

[21.] Meinz: Uf bevel euer, des richters und beysitzer, sein verlesen erstlich Meinz constitution, procuratorium cum ratihabitione. Damit woln sich die anwelde genzlich im rechten versehen, heut gegebener beyurteil irs ersten artikels sey gnug gescheen.

Zum andern ist verlesen des ksl. boten relation der execution, aller teilen bescheen. Damit verhoffen meinzisch anwelde und Erfurt gesandten, das dem andern artikel derselben unterredelichen urteil sey auch genugen gescheen.

Zum dritten ist verlesen ein ksl. bevel, den ksl. reten, domail zu Trier wesende, bescheen. Damit wollen sie rechtmessig und gnug angezeigt haben, das auch am selben ort der richter und bevelhaber, durch ksl. Mt. ernant, gesetzt und geordent sey gewest. Darus forter fleust, was daselbst gehandelt, rechtmessig und formlich bescheen sey. Und uf solch gnugtun gesprochener beyurteil wollen sie abermals von wegen Meinz und Erfurt ir for ingelegt libel und clage, gerichtlich bescheen, erneuern und repetirt haben. Bitten daruf und begern, dieselben libel in recht, wie sie ingelegt, anzunemen und beclagen noch wie vor der Kff. und Ff. zu Sachsen, auch der usgetreten bürger von Erfurt ungehorsam, bitten sie auch, wie hievor gemeldt und gebeten, als ungehorsam zu erkennen und unangesehen derselben ungehorsam uf die ingelegten clagen im rechten ferner zu procediren und zu handeln, wie sich geboert. Und darbey sonderlich bitten die anwelde, das nach zulassong solcher ingelegten clage inen, in der heubtsach zu procedirn, gesatzt werde terminus articulandi, wie sich das von rechts wegen geboert und eigent. Wullen das alles und jdes in der besten forme, maiß und meynong, wie das am rechtlichsten und formlichsten gescheen mag, allenthalben gebeten haben, wie sich von rechts wegen geboert.

Sachsen: Bitten abermals abschrift der ksl. missiven, davon oben gemelt.

Meinz: Dagegen gefochten, es soll nicht sein.

Hieruf hain richter und beysitzer bedenken genommen.

Publicata die mercurii post assumptionis Ao. 12,
quod erat 18. Augusti

[22.] eRöm. ksl. Mt. commissarien, derselben irer Mt. rete, auch Kff., Ff., derselbten potschaften und ander stende des Reichs, zue disen sachen verordent, erkennen im handel zwischen dem EB zue Meinz, Kf., und Bm. und ret der stadt Erfort eins und der Kff. und Ff. zue Sachsen, auch der auswesenden burgern zue Erfort anders teils zue recht, das der menzischen anwelde beger zue zeiten, als das bescheen und jun[g]st zue recht gesetzt worden, nicht stadt gehabt. Darumb, wo nachmals ymants von wegen der Kff. und Ff. von Sachsen, auch der auswesenden burger sich in recht mit gnugsamem gewalt anzaigen wolt, der oder die sollen yrer notdorft gehort werden, und es erschein ymants alzo oder nit, sol ferrer auf der Menzischen begern gescheen, was recht seyn wirdet.–e

[23.] Sachsische anwelt doruf geredt: Haben horen eyn vormeinten spruch eroffen. Ist unser nottorft, uns zue bedenken, bitten ein bedacht der Ff. nottorft noch etc.

Meinz: Ytzo ist vorlesen worden ein underredlich urteil, die under andern yn sich halt, wellen sich die sechsischen gesanten nochmals irer person halb geschickt machen neben den ausgetreten burgern von Erfort, das solchs sol gehort werden. Demnoch erscheinen die anwelt Menz, desgleichen der von Erfort anwelt und gesanten und wollen horen und erwarten, wes die gesanten der Ff. von Sachsen, auch der ausgetreten burger vorgenant wollen furwenden ader handeln auf die gesprochen urteil. So solchs beschicht, wollen wir von Menz wegen und der von Erfort uns ferner in ret lassen vornemen und horen.

Sachsen: Bit noch bedacht, wie vor.

Menz: Sagt, sye haben nichts zu begern, dieweil die gesanten der von Sachsen, auch die ausgedreten burger sich nach vormug und ynhalt gesprochner beyurteil mit legitimierung yrer person nichts schicken oder vornemen lassen. So wollen wir in namen des von Menz, auch der gesanten anweld der stadt Erfort hiemit widerumb erholt und repetirt haben dye vorkunte citation der Ff. von Sachsen und der ausgetreten burger, auch die nachfolgend execution angezeigter citatio, allenthalben bescheen, desgleichen auch hievor eingelegt und gerichtlich furbracht gewalt und volmacht, desgleichen die fur eingelegte clage von wegen Menz und auch der von Erfort, und beclagen nachmals wie vor der Kff. und Ff. von Sachsen ungehorsam und bitten auf angezeigt clage und libel, dieselben yn recht, wie sich gepurt, auf ungehorsam des widerteils anzunemen und zuzulassen. Und wollen dobei sunst allenthalb repetirt und geefert haben, was unserm gn. H. von Menz, desgleichen den von Erfort vortreglich und nutzlich mag seyn, ferrer bittend, das auf ungehorsam und contumacion des widerteils, der Ff. von Sachsen, auch der ausgetreten burger, dieselben von Erfort, sovil ire clage belangt, sye wie gemelt, zu inmittiren und einzusetzen ex primo decreto nach eins jetlichen furgewenten clag, art und natur. Ferrer von Menz wegen pitten wir, sofer diß gerichts gewonheit ist, uns als anwalden eins rufens zu erkennen und ferrer darauf unsers H. von Menz in craft eingelegter clage darauf zu bescheen, was seyner ftl. Gn. ym rechten not wirt seyn. Wo auch noit wil sein oder das dye ordnung des rechten erfordert, so wollen wir in disen sachen nicht underlassen haben, sunder gepeten, Kf. und Ff. von Sachsen, desgleichen dye ausgetreten burger fur ungehorsam und contumaces zu erkennen. Bitten das alles sunderlich und samptlich in der pesten form, mas und meinung, wie das im rechten kan oder mag gepeten werden etc.

Sachsen: Haben gehort eyn langen sermon, wol wer vermiten. Lassen sye steen und pitten von wegen der Kff. und Ff. von Sachsen und der vorjagten bürger, wie vor, und wollen die protestation, die sie uf alle termyn getan, repetirt und vorneut haben.

Auf dye gesprochen urteil werden die Hh. commissarien und rete morgen [19.8.12] zu zwelf uren zu gericht sitzen und ferner ergehen lassen, was recht ist.

Actum donnerstags nach assumptionis [19.8.12]

[24.] Meinz etc.: Dweil, wie gestern clerlich gehort, Kff. und Ff. von Sachsen, desgleich die usgetreten bürger fur und fur ungehorsam erscheinen, auch laut gestern gesprochenem urteil nymand sich von wegen denselben im rechten ze steen geschickt macht, wullen sie nochmals, wie gestern gehort, alles des, so sie hiefur geefert und repetirt haben, widerumb erhoelen und, soferre noit tut, von neuen dingen ingebracht haben in bester und bestendiger forme. Beclagen nochmals, wie vor, gedachter Kff. und Ff. zu Sachsen, desgleich der usgetreten bürger ungehorsam und soviel noit tut, wie gestern gemelt, bittende, inen ein rufen zu erkennen, und so das beschicht, wollen sie ferner und hiemit begert und gebeten haben, gedacht Kff. und Ff. von Sachsen, auch die usgetreten bürger fur ungehorsam und contumaces zu erkennen. Wollen sie alsdan von wegen Meinz und anwelde der von Erfurt ferner handeln und procedirn, wie sich das in recht geboert. Woe aber des rufens, wie begert, nit von noeten were oder ist, bitten sie itzunt und one mittel, gedacht Kff. und Ff. zu Sachsen und die usgetreten bürger fur ungehorsam zu erclern und zu erkennen, ganzer hoffenong und vertrauens, das solchs nach vermoege der recht billich sey. Ferner, so die usgangen und exequirt citation an gedacht Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die usgetreten bürger eigentlich ermessen und erscheinen wirt, vermoegen dieselbigen unter andern, darus sich ungeverlich die meynong erfindt, woe die Kff. und Ff. von Sachsen oder die usgetreten bürger etwas vermeinen zu clagen gegen Meinz oder den von Erfurt, das solchs auch gehort sol werden. Dweil aber Meinz und die von Erfurt etwo lange gebeiten und hoeren wollen, ob Kff. und Ff. zu Sachsen oder die usgetreten bürger im rechten laut usgegangener citation wulten etwas clagen oder furbrengen und solchs bisher nicht gescheen ist, bitten anwelde Meinz und Erfurt, sie vor disem gerichtsstand und der citation zu entledigen und absolvirn mit abtrag kost und scheden, soviel disen artikel belangen oder antreffen mag. Wollen das alles und jdes nochmals und von neuem gebeten und begert haben in der besten und bestendigsten forme allenthalben, sofern ein iglichs, wie formals angezeigt, nach vermoege und inhaltung der recht von noten ist und sich von rechts wegen gezimpt und geboert.

[25.] Sachsen etc.: Eur Gn. hat mit den ksl. reten, desgleich Kff., Ff. und andern stenden des Reichs verordenten reten uf getanen bedacht einen vermeinten spruch getan. Daruf hain Sachsen gesandten bedacht gebeten. Uf dasselb begern hat eur Gn. sambt den Hh. entgegen sich hoeren lassen, das ir wolt uf disen tag zu 12 uren wider pro tribunali sitzen und in den irrigen sachen ferner handeln, wie sich gebürt. Nue sein die sachsisch rete entgegen gut zeit, eher eur Gn. pro tribunali gesessen, hie erschienen. Das hat der widerteil gesehen und billich darob nemen moigen, daz wir von der gens wegen nit da gewesen. Und uf den abschid wer billich, zimlich, auch hoflich gewest, Mentzs, auch der in Erfurt anwelde hetten nit so ilends zum swert griffen, sie understanden zu übereylen, sunder fur gehort, ob sie icht oder nicht handeln wolten, auch billich, den Kff. und Ff. zu Sachsen zu eren, sie forschen lassen, ob uf gesterigen abschid icht oder nicht wulten handeln. Darnach were zimlich antwort gefallen, wulten sich auch nach aller geboere gehalten haben, sonderlich, dweil eur Gn. diß tags pro tribunali sitzen wollen, ob sie nit bey der hand, irer billich ein stunde, zwoe oder disen tag ze harren, so der handel groß und viel daran gelegen. So aber der widerteil provociert, zu achten, nit one forteil gescheen, sie nyt zum furtrage wullen kommen lassen und abermals der Kff. und Ff. zu Sachsen, auch der us Erfurt contumatiam accusirt, wie woil gestern woil gehort, und sich darzu understanden, sie zu clagen, ze dringen wider alle billicheit oder den widerteil von disem gerichtstande zu absolviern, so erfordert ire noitturft ein bedacht, den sie bitten. Wullen sie sich vernemen lassen, darus des widerteils schreyen one noit gewesen.

Meinz etc.: Repetirt noch furgetane rede, hoffen, das die gegenteil one mandat nit weiter gehort werden, auch von voriger urteil nicht abzuschreiten.

[26.] Sachsen etc. rete, H. Wolf von Weyspach, H. Cesar Pflug, beyde ritter, Dr. Johann Lupfdich und Dr. Lorenz Zoch: Erscheinen hie fur euch und repetirn die protestation, mermals furgewendt, das sie weiter und ferner, dan sie im rechten pflichtig, in euer jurisdiction und gerichtszwang nicht gehellen, sie nicht fur richter bewilligen, auch nicht erkennen, und zu weiter handelong legen sie ein das mandat. Und nach verlesung desselben weiter geredt, in craft verlesens gewalts erscheinen sie darin benent, in willen und meynong, laut desselben clarlich mit grunde des rechten und der warheit anzuzeigen, das die bürger us Erfurt, in gemeltem gewalt benent, sampt iren mitverwandten uf usgang vermeint citation und ladung [Nr. 1084] zu erscheinen nit pflichtig, sie irs usbleibens zu excusirn und entlich, das eur Gn. und gunst uf die usgangen ladung wider sie nicht procedirn, handeln oder erkennen moigen, und das us nachgeenden ursachen:

Die erst: Die usgangen ksl. ladung ist nichtiglich und nulliter usgangen und dermaiß geschaffen, das sie die bürger us Erfurt zu erscheinen nit hat binden moigen, das sie auch, laut derselbigen zu erscheinen nicht pflichtig gewesen sein, das auch uf dieselben uf disen tag nichts creftigs kan noch mag gehandelt werden, dan dise ladung ist uf ansuchen der clagenden partie nicht erlangt. So der buchstab der ladung angesehen, wirt sich darin nicht finden, das ksl. Mt. darinnen irgen melde oder narrire, das ir ksl. Mt. umb recht angesucht oder dise ladung usgeen zu lassen gebeten sey. So ist offenbar und in des Reichs ordenongen versehen, das alle ladung, die nicht uf anrufen der partyen usgeen, craftlois und nichtig sein, daruf nicht procedirt werden sol. Ob aber einicher proceß daruf furgenommen würden, sol derselbe craftlois, nichtig und unwirdig sein. Dweil dan dise ladung nicht uf anrufen der partie usgangen, folgt darus, das sie nulla und nichtig ist, auch daruf creftiglich mit nicht gehandelt werden mag. Und ob gleichwoil one nachteil der warheit die gemelt ladung creftig, des sie als excusatores nicht gesteen, usgangen, were sie doch uncreftig worden und hett alle wirkung verlorn, dan es ist offenbar, das uf den termin der ladung, er sey in feriis oder ad ferias oder nach den ferien uf den andern tag Augusti gefallen, nicht gehandelt worden ist, in acht, neun, zehen tage darnach nicht. Darumb ist dieselbig usgangen ladung us der ursach gefallen, craftlois und unwirklich worden, also das nachfolgenden tagen ichts wirklichs oder creftlichs daruf hat gehandelt werden moigen. Und obgleich die zwoe ursach nicht creftig weren, als sie doch sein, so ist es offenbar, das eur Gn. und gunst der usgetrieben bürger von Erfurt nicht kont oder moigt geboerlich richter sein, dan die ordenong des Reichs wil und vermag, das ein yder, wer der sey, sol in den gerichten, darin er wonet, zu recht furgefordert werden und nicht fur den richter, dem er damit nicht inmediate unterworfen ist, gezogen werden. So dan die geladen bürger us Erfurt in sondern gerichten seßhaft sein und woenen, soln die an denselbigen orten und nicht inmediate fur röm. ksl. Mt. gezogen werden. Und obgleich die ladung nicht nulla, gestorben und eur Gn. und gonst geborlich richter wern, so moigen doch die cleger, die von Erfurt, kein clagers stand im rechten haben. Es ist auch nymand pflichtig, sich gegen inen in antwort zu begeben, dermaß, das sie nicht haben legitimam personam standi in judicio als cleger, und das us der ursach:

Die ksl. Mt. hat hievor uf jüngstem reichstag, zu Augspurg gehalten, in den irrigen sachen und gebrechen, sich uf disem tag haltende, mit den stenden des Reichs einen abschid gegeben [Nr. 158]. Der weist us, was diejenen, die sich nennen Bm. und rat zu Erfurt, tun sollen. Dem haben sie aber ksl. Mt. zu nicht cleiner verachtung [nicht Folge geleistet], sondern demselben widerfaren und nicht gehalten. Daruf hat ksl. Mt. inen ein mandat [Nr. 172] zugeschickt, inen nochmals geboten, dem abschid zu leben. Wider solchs, auch den abschid sein genannte von Erfurt rebelles und contumaces worden und ksl. Mt. ursach geben, das ire Mt. inen anderweit geboten hat, das sie bey vermeydong der achte den usgangen abschid und mandaten in 9 dagen gehorsamlich leben sollen [Nr. 174]. Aber die von Erfurt sein uf irer rebellion und contumation verhart und wie vor ksl. Mt. abschid und mandat veracht. Us der ursach hat ire ksl. Mt. die von Erfurt legitime, wie sich geboert, bannisirt und in die acht gefallen sein erclert, denuncirt und declarirt, darin sie uf heutigen tag unabsolvirt sein. Nue ist im rechten offenbar, das einer, der im ban oder acht ist, nymand beclagen mag, auch nyemand schuldig, sich mit echtern oder bennigen in recht zu lassen. Darumb, so die sache dermaß gestalt und geschaffen ist, sein die usgetrieben bürger us Erfurt nicht pflichtig, sich mit den von Erfurt als erkenten und erclerten echtern in einich rechtfertigung oder antwort zu begeben.

Und nachdem dise drey ursach sich uf eine yde ziehen moigen und sich ein yder der behelfen mag, wollen sich die anwelde dis gemelt ursach von wegen der Kff. und Ff. zu Sachsen als excusatores und excusatorio nomine auch furgewendt. Und ob dise ursach, als sie doch sein, nicht creftig weren, so sagen sie, die anwelde, zum fünften, das die frommen, erbern und vertrieben bürger us Erfurt, ir habe und güter von den vermeinten clegern spoliirt und entsetzt sein. Das ist offenbar, woe es der widerteil verneint, in zeit des rechten zu beweysen, des sie sich auch, doch one uberfluß, erboten haben. Darus folgt, das sie als die spoliirten, den spoliatoribus, fur und eher sie in ire habe und guter gesetzt, zu antworten und sich mit inen in recht zu begeben, nicht pflichtig sein. Und ob auch die ursach aller nit fechten mochten, als sie doch mit allen gründen des rechten und der warheit tun, so ist offenbar, das die usgetrieben bürger sicher wider gein Trier oder hieher haben kommen moigen, dan unangesehen ksl. Mt. abschid, unangesehen ksl. Mt. manichfeltig mandat und gebot, dahin gericht, das sie sich gewaltiglicher und daitlicher handelong nicht gebrauchen, sonder sich der enthalten sollen, haben sie doch neulich und in diser tagesetzung einen frommen, erbern diener eins usgejagten bürgers wider recht und billicheit uf ksl. freyer strassen mit gewalt annemen, gein Erfurt füren, in pressur legen und mit swerer, strenger, unmenschlicher frage fragen lassen. Und als derselb unschuldig erfunden, haben sie inen dermassen gepeinigt usgelassen, und wer auch das uf ein slecht urfriede [recte: urfehde] gescheen, das hett einen reym. Aber er hat sich aller rechtlicher forderung verziehen müssen. Darab abzunemen, wie gelegen den bürgern us Erfurt sein mag, sich uf solich offen degen [= Tagen], der die von Erfurt gut wissen tragen, gein Trier oder Coln fügen moigen.

Sie sagen auch ferner, das gleich dermaß us etlichen vorangezeigten ursachen und auch in ansehen des Reichs ordenong, die dan form und maiß gibt, wie Kff. und Ff. in recht gezogen werden sollen, wie auch ein Kf. den andern rechtfertigen sol, desgleich in ansehong der sonderlichen vertrege, zwuschen den Kff. und Ff. zu Sachsen an einem, auch den von Erfurt am andern teil ufgericht, das die Kff. und Ff. zu Sachsen nicht schuldig sein, Meinz noch auch den von Erfurt fur ksl. Mt. oder irer Mt. commissarien sich in recht zu begeben.

Dem allen nach und sonderlich in ansehen gemelter ursach bitten sie, die anwelde und geschickten rete, eur Gn. und gonst wollen ire kftl. und ftl. Gn. irs usbleibens, auch die usgetrieben us Erfurt entschuldigt haben, sie von der ordenong des hl. Reichs nicht dringen, sondern dabey, auch dem gemeinen rechten und ufgerichten vertregen hanthaben und uf die vermeint ladung, hievor usgangen, stilsteen, weiter nicht handeln, sondern alle partie fur ire recht und geborlich richter weysen. Das werden Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die armen von Erfurt usgetrieben umb ksl. Mt., zusampt, das es recht und billich ist, als gehorsam Kff., Ff. und verwandten des Reichs in undertenigkeit vertienen, desgleich umb euch, gn. und gunstige Hh., in gnaden erkennen und in gutem nicht vergessen.

Ferner, gn. und gunstige Hh., der widerteil hat hievor gebeten, dweil die Kff. und Ff. zu Sachsen, auch die usgetrieben bürger nicht clagen oder sich zu clagen anmassen, das dan eur Gn. sie in expensis condemniren sollen etc. Darzu sagen sie, die rete, solich bit were vom widerteil billich vermieden blieben, dan es sey wider recht und alle billichkeit gebeten, dan nach vermoege rechts sol nymant zu clagen gedrungen werden. So auch ein partie den richter umb dagesetzung nit anruft, bitt oder begert, die ander partie zu laden oder citiren, als dan Sachsen und die us Erfurt nit gebeten haben und röm. ksl. Mt. die von Erfurt nicht uf Sachsen oder vertrieben us Erfurt anruefen nicht citirt und Erfurt durch Sachsen und vertrieben us Erfurt in keinen kost gefurt sein, wie mag dan gebeten, inen kosten, darzu sie kein ursach geben, zu bezalen? Darumb lassen sie dise unrechtmessigen bitt uf irem wert steen und gelten lassen, soviel sie mag.

[27.] Meinz: Dweil, wie oftmals gehort, von wegen der Kff. und Ff. zu Sachsen gegen Meinz kein gewalt laut der usgesprochener urteil dargetain und furgelegt, wie wullen sie, soviel Meinz belangen mag, gegen Sachsen begert und gebeten haben in recht, wie formals gehort?

Zum andern, belangende die usgetreten oder furflüchtigen bürger us Erfurt, derhalben ein lange rede gescheen, wiewoil mit geringen und cleinen gründen, bitten sie bedacht, dargegen zu handeln, wie sich im recht geboert.

Und darnach furbracht, soferre richter und rete entslossen wern, gegen Sachsen urteil zu geben, wern sie der gewertig und bitten mit allem vleyß, inen die mitzuteilen; bitten des einen bescheid.

Sachsisch rete: Sie haben hievor inbracht als excusatores Sachsen, dergleich der us Erfurt, gegründt und rechtmessig ursach, warumb von eur Gn. und gunst nit sal procedirt werden. So sein alle partie zusamen in eine ladung begriffen, des sie sich uf die ladung referirn. So ist es ein handelong, fleust us einem brunnen. Continentia causarum sal unerteilt bleiben, hoffen, werden auch zu teilen nicht zugelassen.

Meinz etc.: Soferre eur Gn. und gonst urteil zu geben nicht gefast sein und dan der widerteil laut gestern gesprochener urteil, soviel die Ff. zu Sachsen betrift, kein mandat haben ingelegt oder sich zum rechten geschickt gemacht, das offenbar ist, am tage leigt, keiner weitern usfurong noitturftig, bitten sie abermals, wie gestern und itzt gebeten, in hoffenong, sie gehen damit den rechten weg, den die urteil anzeigt. Wan nue dise urteil ergangen ist, wollen sie uf die langen, ungegründten rede des widerteils geboerlich, rechtmessig und gegründter antwort vernemen lassen und durch ire lange, uberflüssige rede vom wege der urteil nicht füren lassen.

Sachsen: Sie haben grüntlich, rechtmessig ursach furgetragen, darzu sie als excusatores keins gewalts dorfen. Hoffen, werden in der sach nicht ferner handeln, auch die continentia causarum nicht voneinander teylen.

Anwelde der von Erfurt: Wie menzisch anwelde wider Sachsen gebeten haben, aller derselben massen bitten sie wider dieselben von der von Erfurt wegen.

6ta post assumptionis Marie [20.8.12]

[28.] Urteil: fRöm. ksl. Mt. commissarien, rete, auch Kff., Ff., botschaft und stende des Reichs erkennen uf begern des EB zu Meinz und der geschickten von Erfurt anwelde wider Hg. Fridrichen, Kf., Hg. Georgen, Hg. Hansen und Hg. Heinrichen von Sachsen ein rufen und setzen darzu einen rechtdag, nemlich uf montag schierst [23.8.12] zu zweyen uren nach mittage widerumb fur disem gericht zu erscheinen und ferner in recht ze handeln.–f

Meinz etc.: Bitt relation gescheens rufens und das in die acta zu registrirn.

Meinz forter: So relation des rufens gescheen ist, auch ad acta registrirt, erbieten sie sich in craft solcher urteil, uf montag, wie benent, widerumb in recht zu erscheinen, ferner zu procedirn und zu handeln, wes von wegen Meinz und Erfurt sich in recht zu handeln geboert.

Abermals Meinz etc.: Nachdem das rufen gescheen ist, bitten anwelde Meinz und der von Erfurt gesanten anwelde, das uf dasselb rufen und die ungehorsam gedachter Kff. und Ff. zu Sachsen dieselb als contumaces und ungehorsam in recht zu erkennen, und bitten, das uf denselben montag die urteil, soviel recht, auch die contumation und ungehorsam gesprochen und gegeben werden.

Sachsen etc.: Die geschickten rete bitten zu erlauben etc., hain auch gebeten des gescheens rufens copien. Das ist zugelassen und folgt hernach:

gIst imands hie, der uf die clage meins gnst. H. von Meinz, Kf., und der statt Erfurt anwelde wolle antworten im rechten von wegen Hg. Fridrich, Kf., Hg. Georgen, Hg. Hansen und Hg. Heinrichen, gebrüder und vettern, zu Sachsen, der komme zum ersten, andern und dritten mail uf montag schierstkünftig [23.8.12] zu zweyen uren nach mittage hie fur gericht.–g

Solchs rufen ist gescheen oben uf dem hause [= Tanzhaus Gürzenich] zum fenster hinaus uf die strassen durch Fridrich, den gerichtsbedeln.

Nota, diser montag wart kein gerichtstag. Das ließ ksl. Mt. durch Johan Renner verschaffen.

Mitwochs nach Bartholomei [25.8.12]

[29.] Sachsen etc.: Nehistmals hat der cammerrichter sambt den stenden ein rufen wider alle Kff. und Ff. zu Sachsen erkant und darus einen dagsetz uf jüngstverschienen montag [23.8.12] angesetzt, darzu auch Hg. Heinrich von Sachsen auch berufen. Daran tragen die geschickten Sachsischen etc. beswerung, in ansehen, das Hg. Heinrich mit disen sachen nit ze tun, das auch sein ftl. Gn. im abschid zu Augspurg [Nr. 158], darus diser handel fleust, nicht begriffen, das auch sein ftl. Gn. hievor allen stenden des Reichs das, das sein ftl. Gn. mit disen sachen nicht zu tun, zugeschrieben [Schreiben liegt nicht vor], dan sein ftl. Gn. hat sein sondern anzeigong im land Meissen und nit weiter, one alle regierong zu Meissen und Dhoringen. Darumb sie bitten, wider sein ftl. Gn. nicht zu procedirn, auch sonderlich die anwelde Meinz und gesanten von Erfurt zu erkennen zu geben, ob sie uf vorigem furnemen verharren oder gein Hg. Heinrichen stillesteen wullen, damit die geschickten rete seiner ftl. Gn. noitturft deste bas wissen furzutragen. Und zu weiter berichtung legen sie in vorige seiner ftl. Gn. schrift.

Meinz: Dweil zu nehistgehaltem gerichtsdage wider die Kff. und Ff. zu Sachsen in namen und von wegen Meinz, Kf., auch der gesandten von Erfurt ein rufen mit recht erkant und bescheen ist und dan dieselben Kff. und Ff. zu Sachsen durch sich selbst oder jmand anders von irer kftl. und ftl. Gn. wegen mit gnugsamem gewalt nicht erscheinen, beclagen anwelde Meinzs und Erfurt nochmals der Kff. und Ff. zu Sachsen egenannten ungehorsam und bitten sie, dieselben Kff. und Ff. als ungehorsam und contumaces mit recht und urteil zu erkennen und ferner bescheen zu lassen, was recht sey, setzen das also zu recht.

Ferner als von wegen des F. Hg. Heinrichs von Sachsen ein rede bescheen, wie sein ftl. Gn. der sachen nichts ze tun habe oder haben wulle, und deshalb ein schrift ingelegt, die formals gerichtlich nicht furbracht, bitten Meinz und Erfurt, dieselbe schrift zu verlesen und ferner Meinz und Erfurt noitturft daruf gehort werden.

Sachsen etc.: Lassen das gescheen.

Meinz ferner: Dise entslagung lassen anwelde Meinz und Erfurt, soviel recht ist, zu und nit anderst oder in ander wege, beruhen noch und bleiben uf voriger petition und beger, wie die gehort ist, und bitten rechts.

[30.] Sachsisch anwelt: Hain ingelegt ein mandat [Nr. 1121], das ist verlesen. Darinnen H. Wolf von Weyspach, H. Cesar Pflug, bede rittere, Johan Lupfdich und Lorenz Zoch, bede der recht Dr. [eine Zeile fehlt, sinngemäß ist zu ergänzen: als Anwälte der Hgg. von Sachsen bezeichnet werden]. Und darnach weiter geret, die anwelde, in itzt gelesenem mandat begrieffen, erscheinen fur eur Gn. und gunst uf nehist usgangen urteil und rufen als gehorsame, doch mit der protestation, das sie ferrer und weiter, dann sie in recht ze tun pflichtig sein, in euer jurisdiction und gerichtszwang nicht bewilligen wullen. Wilche protestation sie in allen folgenden handelongen repetirt und erneuert haben wollen. Und damit formlich, ordenlich und wie sich geboert gehandelt werde, bitten sie, die anwelde, eur Gn. und gunst wollen erstlich abschrift ksl. commission, der von Erfurt vermeint mandat, desgleich vermeinten ingelegten libel von anwelden Meinz, Kf., auch der in Erfurt erkennen und inen geboerlich zog und tag geben, damit sie als anwelde sich darinnen ersehen und ferner irer gnst. und gn. Hh., Kff. und Ff. zu Sachsen, noitturft furbringen moigen.

[31.] Meinz: Bitt bedenken. Und hat darnach weiter Meinz und Erfurt furbracht: Vom gegenteil von wegen Kff. und Ff. zu Sachsen ist ein vermeint procuratorium oder mandat gerichtlich furbracht, daruf unabgestanden von wegen Meinz und Erfurt von voriger rechtmessiger petition und begern. So bitten sie des ingelegten vermeinten mandats copien und ferner die noitturft, daruf zu handeln, uf morgen [26.8.12] zu gewonlicher gerichtszeit deshalben termein zu benenen und anzusetzen.

Ferner, als vom widerteil begert wirt der commission und ingelegten libel copien, wie begert ist, sagen Meinz und Erfurt, das dem widerteil zuvoran der ingelegten libel copien nit sal mitgeteilt werden, us ursachen, dweil derselb widerteil ksl. Mt. gerichtszwang und euer als commissarien ksl. Mt. nicht will bewilligen oder darin gehellen. Ob aber gleich, inen solch copien der libel mit recht mitzuteilen, solten erkant werden und dan in denselben libeln etlich wenig wort durch verlassung des schreibers nit darin gesetzt, so bitten die anwelde in namen, wie vor, inen angezeigt libel widerumb heruszugeben, den geringen und kleinen mangel zu erstatten und morgen oder wan gerichtstag angesetzt, inzulegen und zu producirn.

Zum dritten, so ist uf hievor gehalten gerichtsdegen gesehen und gehort worden, das etliche, nemlich H. Wolf von Weyspach, H. Cesar Pflug, Dr. Luftig und Dr. Zoch, von wegen der usgetreten bürger zu Erfurt ein vermeint excusatorium haben furgewendt und damit vielleicht vermeint, einer fur usgangen urteil von wegen derselben usgetreten bürger genug getain ze haben und daruf nit, wie sich von recht gepoert, sondern vermeint exceptiones declinatorias fori one alle mandat, procuratorium oder bevel furgewendt. Dargegen und -wider sagen bemelt anwelde generalia contra und gemeine inrede, wes in der geschicht angezeigt, des gesteen sie nicht. Wes aber das recht belangt, wullen sie sich hiemit gezogen haben uf lauter und clar erscheinen des rechten und unangesehen alles, das der widerteil derselben zeit, wiewoil mit ungrunt, furbracht hat. Bitten die anwelde obgemelt, inen wider dieselben usgetreten bürger ein rufens zu erkennen und ferner allenthalben in der sache zu procedirn und zu handeln, wie sich von rechts wegen geboeren wirt. Und das solchs billich geschee, setzen anweld das zu recht, bitten umb recht.

[32.] Sachsisch rete: Sie lassen zu unerkant copien irs inbrachten mandats.

Ferner hat der widerteil unbillich furgewendt, das inen, den anwelden, copeien der ingelegten libel nit erkant werden sollen us ursach etc. Sagen anwelde, des widerteils vermeint furbringen hab im rechten keinen grund, dan es ist ein boese argument, ein party hat noch zur zeit des richters jurisdiction nit gewilligt anders dan recht, ergo man sal ime inbrachter clage nicht abschrift erkennen. Und ist offenbar und im rechten gegrunt, das die partie, eher sie in delegirten gerichtzwang willigt, bitten sal und mag, mit furgeender protestation, wie gescheen, sie bitten abschrift der clage, sich moegen bedenken, ob sie kriegen oder unkriegt lassen wullen. Bevelen darumb solchs unsern Hh., bitten wie vor etc.

Als dan zum dritten der usgetrieben bürger halben von Erfurt contumatia accusirt und ein rufen zu erkennen gebeten ist, us ursachen, als ob das eingelegt mandat nit gnug sein soll, sagen anwelde, ire ingelegt mandat der usgetrieben bürger wegen ist im rechten creftig und volkommen. Dise ursach oder entschuldigung, wie furgewent, furzutragen, ziehen sich ufs recht. Der widerteil hat auch in spetie kein anfechtung getain, mags auch nit tun, aber generalia contra excipirt. Mit derselben monz wollen sie replicweyse bezalen und sich versehen, dafur werde gehalten, das excusator cum mandato das, so sie getain haben, woil tun moige. Aber dweil sie nue die woffen auch in iren henden haben und fechten moigen und gemirkt werden, das der handel nit geflohen oder darein kein scheue gehabt, ist von noeten, caution de rato ze tun erboeten haben wullen. Also wie formals gebeten haben copey commission der von Erfurt, mandat und inbrachter clage mit zug und dag.

[33.] Meinz: Nachdem der widerteil anfenglich, copien ingelegts gewalts mitzuteilen, bewilligt, nemen sie an, als es auch an im selbst recht ist.

Zum andern, als widerfochten wirt, das one grund, dem gegenteil die ingelegten libel mitzeteilen, versagt, furgetragen wirt, dagegen und wider repetiren sie furgetain reden sampt dem, dweil des widerteils eingelegter gewalt noch nicht zugelassen oder auch im rechten bestendig geacht, das darumb und fur angeregter ursach noch zur zeit copey der libel inen mit recht nit sol mitgeteilt werden.

Zum dritten, der ingelegten clage halben, die zu corrigirn und vom gegenteil bewilligt, nemen sie auch an. Sunst, was der usgetreten bürger halben geredt und furgetragen ist, sagen sie nochmals in namen, wie vor, dawider generalia und gemein inrede, ziehen sich auch ufs recht, bitten nochmals, wie vor, in recht ein rufen zu erkennen uf derselben ungehorsam.

Zum lesten, als der gegenteil die gegenwere und das swert erlangt und, der sache zu nehern, als er anzeigt, forter in schriften ze handeln und, wes im rechten furzutragen, zu dupplirn, sagen sie, das sie solcher schriftlichen proceß kein scheuen haben, sein des also willig und urbutig, wolt Gott, lange bescheen, als ir beger und bitt alzit gewesen, wulten sie ferrer zur sachen kommen, dan gescheen. Damit dismals die rede geendt, mit furbehalt etc.

Sachsen von Erfurt wegen: Protestirn und bitten noch wie vor, und ob sich in dem irnthalben ichte weiter zu erbieten sol geboeren, woln sie auch getan haben.

Actum fritags nach Bartholomei [27.8.12]

[34.] Meinz: Nachdem zu jüngstgehaltem rechtdage zwuschen Meinz und den von Erfurt eins und den Kff. und Ff. zu Sachsen anders teils ein vermeint mandat oder gewalt gerichtlich einbracht, des und eins vermeinten excusatoriums copei, uns zu geben, erkant sey worden, sagen sie anfenglichen und repetiren, wullen auch repetirt haben die for gesprochen urteil, die da vermag, das Kff. und Ff. von Sachsen mit gnugsamen gewalt erscheinen sollen laut der urteil etc. und dan in vermeinten ingelegten gewalt die clausel ratihabitationis und geneme haben, was hie erkent und gesprochen wirt, demselben folge ze tun. Darumb, so solchs in vermeintem mandat nicht begriffen ist, wollen wir hoffen und getrauen, das darumb der ingelegt vermessen gewalt nit gnug sey.

Zum andern, so gebürt sich in einem itzlichen gnugsamen gewalt, das die gewalthaber mit usgedruckten worten macht haben, zu sweren juramentum calumnie. Das abermals in disem fal felet und im angezeigten gewalt nicht begriffen ist.

Zum dritten ist in disem gericht wissentlich, erscheint sich auch us ksl. Mt. usgangen citation und ladung, das Hg. Johans von Sachsen auch geladen und citirt ist. Davon in angezeigtem gewalt kein meldung geschicht, zu der anwaltschaft genugig, bekent auch darinnen nichts, hat auch seiner ftl. Gn. siegel an disen gewalt nicht gehangen. Deshalben abermals der gewalt von wegen angezeigter Ff. zu Sachsen, in actis verleibt, gebrechaftig und nit gnug sey. Us disen ursachen aller, sonderlich und semptlich, wollen wir als anwelde in namen, wie vor, den ingelegten vermessen gewalt angefochten haben. Und dweil das also ist, beclagen wir noch gedachter Kff. und Ff. zu Sachsen ungehorsam und bitten, die contumaces und ungehorsam zu erkennen, wie formals auch gebeten ist.

Ferner ist von wegen Hg. Heinrichs von Sachsen ein uszuglich rede bescheen und zu becreftigung derselben ein brieve, hievor an die stende des Reichs schrieben, gehort worden. Daruf sagen wir, die anwelde, woe gedachter mein gn. H. Hg. Heinrich an detlicher handelong und furnemen gegen Meinz und seinen undertanen, der von Erfurt, nit mittetig oder teilhaftig ist, wullen Meinz und Erfurt sich zu sein Gn. mit rechtfertigung nicht dringen. Als viel aber sein ftl. Gn. die ingelegte clage als einen erben der Ff. zu Sachsen loblicher gedechtnis betrift oder belangen mag, konnen Meinz und Erfurt sein ftl. Gn. us der rechtfertigung als einen erben nit lassen, es were dan sache, das der Kf., Hg. Fridrich, Hg. George und Hg. Johans sich annemen wulten, denselben erblichen last der anforderung und clagen fur und an sich nemen, des man doch bisher von gedachten Ff. keinen gleublichen schein gesehen.

Zum dritten, soviel belangt die usgetreten bürger und das vermeint excusatorium der usgetreten bürger der caution oder versicherung halben, sagen Meinz dawieder gemeine inrede und in sonderheit das, das dem widerteil in craft desselben vermeinten excusatoriums der usgetreten bürger nit geboert oder gezimpt habe hiefur getane rede, die sich mehr lenden uf exceptiones, dan excusation im rechten ze tun. Das solchs waer sey, ziehen sie sich ufs recht, us dem besließlich folgt, das die angeboten caution de rato in disem fal kein statt hat oder haben mag us zweyen ursachen: Erstlich wirt solch caution im rechten zugelassen, woe zweyfel ist am gewalt, ob der gnugsam oder nicht sey. So ist hie offenbar, das kein mandat von den usgetreten bürger furhanden ist, im rechten ze handeln, wie sich von rechts wegen geboert. Die ander: So hat der widerteil nicht usgedruckt, weshalb er de rato wulle caution tun, ob ers wulle haben, im rechten zu procedirn, und was im rechten erkant werden, das sein partie das angeneme, will halten oder die caution ziehen, uf das forhin gehandelt und lange rede ingefurt, und wilcher er der eins tet, hett er dannoch nichts getain. Erstlich ist er nit zugelassen, hat kein mandat; das ander, das die usgetreten sollen geneme haben, was for geredt, dient nichts zum handel nach vermoege der gesprochen urteil. Dweil sich dise ursach im rechten grüntlich finden, bitten sie nochmals wie vor, wider die usgetreten bürger, in der citation benent, ein rufen zu erkennen und ferner zu procedirn, wie sich in recht geboirt, setzen es damit zu recht.

[35.] Sachsisch: Repetirn anfangs ire protestation de non consentiendo. Geben darauf zu erkennen:

Sachsen und us Erfurt getrieben sagen, der widerteil hat anfangs ire rechtmessig mandat, den fordern tag ingelegt, angefochten, das es nit gnugsam sey, dan es begreif nicht in sich caution de rato. Sagen sie, das solche vermeint exception one allen grund des rechten sey, und weren eur Gn. und gunst damit billich unbeladen blieben, dan im rechten lauter und offenbar, wissen alle gelerten, das, wan man weyß, das ein partie gewalt geben hat, alsdan ist nit von noeten, das im procuratorium steen sol caucio de rato. Das ist aber war, wan man zweyfelt am gewalt, den der cleger geben sal, so erfült und erstat caucio de rato dasselb zweyfelhaftig. Nue sein Sachsen nicht cleger, sonder antworter, deshalb sich caucio de rato in disem gewalt nit reymet. So aber ire kftl. und ftl. Gn. unbillicherweyse angeclagt werden, so hain sie inen gewalt geben, das sie ire Gn. im rechten sollen vertreten und inen, als sich irer Gn. halben geboert, relevirt von der satisdation iudicio sisti et iudicatum solvi. Das stat offenbar im gewalt, und ob es nit darin stünde, dannocht were der gewalt gnugsam. Es ist aber waer, das sie, die anwelde, die satisdatio de iudicio sisti und solvendo tun müssen oder werden nit zugelassen. Darus euer Gn. und gunst abnemen, das der widerteil solch ungegrünt anfechtigung woil vermeiden, woe er zum handel zu lengern nit meynong hat.

Zum andern ist der gewalt angefochten us dem, dan sie haben nit gewalt, iuramentum calumnie ze tun. Ist ire antwort, das sie noch nicht sein in dem stande des rechten, das iuramentum calumnie zu sweren von noeten seye, als am tage ligt und offenpar ist. So wir aber dahin kommen, das not sein wirt, irenthalben iuramentum calumnie zu sweren, wirt es an gewalt nicht gebrechen. Deshalb one noit noch zur zeit in gewalt, iuramentum calumnie mit besondern worten uszudrucken. Ob sie aber diser zeit gewalt haben solten ad iurandum de calumnia, gibt es der gewalt nit in gemein, sonder sonderlich ire gnst. und gn. Hh. haben nit allein gewalt geben, in gemein ire Gn. zu vertreten, sondern auch sollen und mogen einen yden zimlichen eyd sweren. Ire Gn. haben zu uberfluß geben mandat cum libera. Ist aber die warheit, das mandat cum libera so volkomen und wirklich ist, das in craft der clausulen der procurator hat ze tun und uszerichten die sache, die sonders gewalts noitturftig sein. Item im gewalt steet die gemein clausula, ob sie weitern gewalt, dan hie begriffen, bedorfen, denselben wullen ire kftl. und ftl. Gn. inen in der allerbesten und bestendigsten forme rechts gegeben haben. Darus folgt, das dise anfechten woil erspart worden.

Zum dritten wirt geredt, das darin Hg. Johanses, der auch citirt sey, nicht gedacht wurden. Des tragen sie befremden, dan er ist die ander person, im gewalt bestimpt. Damit abgelenet, Hg. Hansen sey im gewalt nicht gedacht.

Es ist auch darnach gesagt, sein Gn. habe nit gesiegelt. Und [ist] nit von noeten, dan ir wist alle, das Kf. und F., Hg. Fridrich und Hg. Johans, sitzen in eyniger regierung beyeinander, das viel mail durch den Kf. irer beder gemein hendel, auch sache, gemein regierong betreffen, allein durch den Kf. besiegelt. Als[o] ist dermaiß hie auch gescheen.

Item es ist offenbar, das Hg. Hans ein kriegsverwanter ist, und wan er nit da stunde, mochten die andern Ff. zu Sachsen one mandat von wegen Hg. Hanses disen handel vertreten.

Item da hangen kftl. und ftl. siegel, die bekennen fur den dritten.

Item es wirt also im ganzen Reich gebraucht, deshalb diser anfechtigong one noit ist.

Es ist ferner Hg. Heinrichs halben in summa die meynong furgetragen, woe sein ftl. Gn. der sache nit teilhaftig und anhangen will, so sey der widerteil zefrieden, doch also, woe es seiner Gn. eltern und inen als einen erben mitbetreff, das halten sie auch gar nit von noeten gewest. Es ist wissend und ligt am tage, das diser krieg allein den augsburgischen abschid und volziehung desselben und nit anders betrift. Der geet aber Hg. Heinrichen nicht an, ist ime nicht verwandt, wirt darin nicht gemeint, hat damit nichts ze schicken. Dweil dan sein Gn. als frommer, loblicher F. solch meynong röm. Ks., Kff., Ff. und allen stenden under sein sigel zugeschrieben, were es billich vermyden, und sonderlich, so dise clage nicht, darzu sein Gn. als erbe mit ze schaffen haben sol, nicht betrift [sic!]. So man auch die clage sehen, hoeren und lesen wirt, [wirt] sich erfinden, wes er damit ze schaffen.

Us dem besliessen sie, das des widerteils petition als im rechten ungegründt kein statt gegeben, besonder sol inen billich abschrift zug und dag der commission, des mandats und vermeinten ingelegten libel erkent und behendigt werden.

Auch der widerteil, in meynong, den handel zu erlengen, hat zuletzt angefochten der verjagten bürger von Erfurt gnugsam mandat, mit begere, wie gehort. Daruf ufs kürtzt repetiren ire anwelde jüngsten furtrag und sagen, das das eingelegt mandat, das furzuwenden, wie von ir wegen gescheen, im rechten bestendig sey, wullen dafur haben, worden fur bestendig erkant, als sie auch deshalb unterredelich urteil bitten. Ob es aber nit bestendig und aberkant würde, damit sie des widerteils einreden, caucion de rato betreffen, der sie sich fur erboten, umbgeen moigen, wullen sie itzt teu[t]schlich ir erbieten den forigen tag noch mer getain haben. Also wirdet es aberkant, ein trostung ze tun, wie inen ufgelegt wirt, in nemlicher zeit, von euer Gn. und gunst bestimpt, von den usgejagten bürgern ein bestendig mandat cum ratificatione, wes gehandelt ist und wir raten, ze haben. Damit wullen sie uberige wort, die caution betreffen, meyden und gebeten haben, kein rufen, auch das die frommen, armen, usgejagten bürger nit contumaces, sonder gehorsam sein, declarirn. Das alles wullen sie in der besten form rechts furgetragen haben und mit repetirong irer protestation euer richterlich ambt angerufen haben. Bitten umb recht mitzuteilen.

[36.] Meinz und Erfurt: Wider dise lange bescheen rede, so der widerteil mit geringem grunde furgewandt hat und ye Meinz und Erfurt in meniglich inbilden will, als würde diß orts verzug und lengerong der sache gesucht, erholen und repetiren sie furbescheen exception, sagen sonst wider alles, so der widerteil furgewendt hat, gemein inrede, sein auch des nicht gestendig, soviel in der geschicht ligt. Was sich aber ufs recht zucht, wullen sie von irer partyen wegen sich an die recht deshalben gezogen haben. Bitten noch, in recht zu erkennen und zu sprechen, wie formals sonderlich und samptlich gebeten ist. Setzen es damit zu rechtlicher erkentnus.

Actum montags nach decollationis Johannis baptiste [30.8.12]

[37.] Urteil: Röm. ksl. Mt. commissarien, derselben irer Mt. rete, auch Kff. und Ff., derselben botschaft und ander stende des Reichs, zu disen sachen verordent, erkennen uf beyder teil furbringen zu recht der Kff. und Ff. zu Sachsen ingebracht mandat und gewalt diser zeit fur gnugsam und lassen den anwelten von wegen der uswesenden bürger us Erfurt zu, uf das ingelegt excusatorium, zu irem erbieten trostung ze tun, ein follig, creftig mandat cum ratificatione, wes gehandelt ist, in einer zeit, nemlich zweyen moneten den nehisten ungeverlich, ad acta zu brengen. Und Hg. Heinrich von Sachsen betreffen lassen es die commissarien, botschaft und rete obgemelt bey seinem abschreiben und entschuldigung bleiben.

[38.] Sachsisch: Uf das gegeben urteil cum protestatione, wie vor, bitten sie abschrift clage, commission und mandats wie vor.

Meinz und Erfurt: Dweil itzt ein urteil verlesen ist, in craft derselben erscheinen Meinz und Erfurt anwelde und gesandten und woln warten, wes der widerteil gesprochner urteil tun will.

Sachsisch: Erbieten sich, das ze tun, wie sichs geboert und inen ufgelegt wirt, und damit abschrift wie vor. Das hain H. Wolf und H. Cesar also dem richter in den stab gelobt.

Meinz und Erfurt: Dweil die vertrostung gescheen, legen sie von wegen Meinz und Erfurt ire fur usgenommen libel zu corrigirn, nochmals gebeten und begert haben, wie darinnen begriffen ist. Und damit euer Gn. und gunst sehen, das sie von irer partie wegen zum handel ylen, legen sie hiemit in ein zwoe gleichlautende copei, den ubergeben clagen gemeß.

Sachsisch: Hain gebeten abschrift und copien, sein zu geben erkant.

Meinz und Erfurt: Dweil dem widerteil der ingelegten clage und sonst laut irs begern erkant ist, bitten sie in namen, wie vor, euer Gn. und gunst richter und assessores, demselben widerteil termein an[zu]setzen, uf die ingelegten libel zu antworten und furzubrengen, wes sich im recht geburt, und so derselb termein gesetzt und benent, inen auch mitler zeit termin und zeit zu benennen. Dweil sich der widerteil ye und alwege in disem rechtstande hat vernemen lassen, in euer Gn. und gunst und disen gerichtszwang nicht zu gehellen, das er alsdan uf dieselbe benante zeit, so ime angesetzt wirdet, durch euer Gn. und gunst erkentnus uf ein mail alle und iglich exceptiones, delaborias und die sich fur befestigung des kriegs inzubrengen geboiren, furwenden wull, [in] hoffnong, solchs rechtlich und billich gescheen solt.

Sachsen und usgetrieben us Erfurt: Begern, inen die erkanten copien zu ubergeben, und in dem, das der widerteil begert, lassen sie gescheen, was recht ist.

Solcher termein ist gesetzt und von den partyen bewilligt uf schierstkunftigen fritag noch Egidii [3.9.12].

Actum fritags nach Egidii

[39.] Sachsisch und usgetrieben us Erfurt anwelde: hHaben ir exception [und] citation duplicirt eingelegt.–h

Meinz und Erfurt anwelde: Bitten erstlich, das ingelegt zu verlesen und sich ferner zu vernemen.

Sachsen: Lassen lesen und copien zu geben nach.

Meinz und Erfurt anwelde: Bitten termein bis morn, sambstag [4.9.12], umb zwoe ure nach mittage.

Solcher termein ist also gegeben.

[40.] Und auf denselben sambstag haben Menz und Erfort schriftlich replicirt. 3 Des haben Sachsisch abschrift und termin bis auf montag [6.9.12] gebeten ad duplicendum.

Auf dinstag nach Egidii [7.9.12] haben Menz und Erford schriftlich triplicirt. 4, i

Auf donrstag nach nativitatis Marie [9.9.12] haben Sachsen quadruplicirt, 5 und ist eodem die nach beder teil muntlichem furtrag hernachvolgende beslossen worden.

Und volgend hernach die vermainten libell, exception, replik, duplik, triplik, quadruplik und der muntlich rechtsatz, item der von Erfort procuratorium [liegt nicht vor], item die ksl. commission [liegt nicht vor], item ain sonder bevelh, den ksl. retn gen Trier geschehn [liegt nicht vor], item ain suspension der acht [Nr. 1089], item die mittel, zu Geilnhausen furgeschlagen [Nr. 1076 [3.]], item ain privilegium der von Erfort uber Cappelendorf [vgl. Nr. 1108 [5.]].

Auf sambstag nach nativitatis Marie [11.9.12] ist der burger aus Erfurt eingelegt mandat zu diser zeyt chreftig erkannt, die interlocutori ain bedacht genommen bis auf nahsten reichstag und alsdann zu erscheinen beid teyl under ougen citirt.

Ist och eodem die H. Wolf und H. Cesar vom chamerrichter irs verspruchs, an gericht sal geschehn, der ausgetriben burger volmacht halb ledig gezelt.

[41.] Item hernochmals ist durch Cristof Hoffmans hantschrift eyn tag angesetzt durch Gf. Sigmund von Hage uf den negsten reichstag. Welcher vorbescheit, mit S gezeichnet, hiebeigelegt und alzo lautet:

Friderich Payer, undermarschalk, sol der Kff. und Ff. von Sachsen, auch der ausgetreten burger aus Erfort anwelden ansagen und verkunden, das sye uf den 14. tag Januarii schirst zue Wormis erscheinen, in recht weiter zu handeln und zu procediren laut der urteil und abscheids.

Nr. 1111 Erfurt an EB Uriel von Mainz

Erfurt, 26. Juli 1512 (montags nach Jacobi)

Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 32b, Konz.

Bittet, Erfurt und seinen Gesandten auf dem Reichstag in Köln mit Rat und Hilfe, nötigenfalls auch mit Truppen und Büchsenmeistern beizustehen.

Nr. 1112 Kf. Friedrich III. von Sachsen an einen ungenannten ksl. Rat

Weimar, 26. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 117a-118a, Kop.

Die auf dem Kölner Reichstag befindlichen Räte Hg. Georgs von Sachsen und seine eigenen Vertreter haben mitgeteilt (Nr. 1618 [1.]), daß Gf. Sigmund zum Haag aufgrund der in der Erfurter Angelegenheit ergangenen ksl. Ladung (Nr. 1084) als ksl. Kommissar tätig geworden ist. Dadurch wird versucht, uns von dem zu füren, so wir vormals auf unser warhafte bericht, die wir ksl. Mt., auch euch unter unserm secret zugeschrieben, das doch unsers wissens noch unverlegt und unverantwurt ist. Hat bekanntlich den Ks. auch gebeten, ihm zu erlassen, mit dem EB von Mainz in Handlung zu treten, da er doch in dieser Sache nichts mit ihm zu tun hat, sondern nur mit den Erfurtern, auf die auch die von ihm erlangten Mandate lauten. Von Erfurt verlangt er nicht mehr als das, was sein Vater (Kf. Ernst) und er selbst dort vor dem Aufruhr an Rechten innegehabt haben. Bevor er das nicht zurückerhält, fällt es ihm schwer, in eine Handlung einzutreten. So wir aber zu dem, wie obberurt, komen, mag uns dann Meynz oder yemands anders ansprach nit erlassen, dem wollen wir an geburenden enden, wie wir uns oftmals erboten, keiner billigkeit fur sein. Hat darüber hinaus dem Ks. versprochen, das, was er von diesem gemäß wahrhaftem Bericht erhalten hat,1 bis zum 25. Juli ( St. Jacobs des aposteln tag) nicht zu gebrauchen. Diese Zusage hat er nicht nur eingehalten, sondern auch die ksl. Forderung erfüllt, bis zum genannten Termin gegen die Erfurter stillzustehen, obwohl diese einen seiner Knechte gefangengenommen, Glocken und Kleinodien aus den Kirchen entfernt und andere Beschwerungen verübt haben. Hat also aus Gehorsam gegenüber dem Ks. viel Geduld an den Tag gelegt. Da aber jetzt der 25. Juli verstrichen ist und die Erfurter weiterhin auf ihrem Mutwillen und ihrer Verachtung beharren, möge der Adressat den Ks. bitten, nicht mit Mißfallen und Gegenaktionen zu reagieren, wenn er (der Kf.) das benutzt, was er vom Ks. erlangt hat.

Nr. 1113 Bf. Lorenz von Würzburg an Kf. Friedrich III. von Sachsen

Würzburg, 26. Juli 1512 (montag nach St. Jacobstag)

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 209, fol. 38, Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift (Vermerk: In seiner lieb hand).

Hat am 25. Juli (gestern) von seinen Räten in Köln ein (nicht vorliegendes) Schreiben erhalten, in dem sie, wie aus dem beigefügten Zettel zu ersehen ist, mitteilen, was ihnen der EB von Mainz in der Erfurter Angelegenheit geantwortet hat. Und wolt meinsteyls nichts liebers, dann das dise sach vertragen were, es geschehe, durch wen es woll. Dann solt oder kont ich darzu furdern und helfen, das were ich zu tun ganz willig. Weiß ansonsten nur mitzuteilen, daß der Ks. am 16. Juli (freytag nach Margarete) nach Köln gekommen ist.

Nr. 1114 Ludwig von Boyneburg (hessischer Landhofmeister) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Vorteile einer gütlichen Verständigung im Erfurter Streitfall gegenüber einer kriegerischen Lösung; [2.] Aussicht auf baldige Entscheidungen im Streit um den hessischen Weinzoll und im Konflikt um Landgf. Wilhelm d. Ä. von Hessen; [3.] Die Würzburger Gesandten als beste Helfer in den kursächsischen Angelegenheiten; [4.] Fragwürdige Verzögerung des Jülicher Erbstreits durch den Ks.

[Köln], 30. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 280-282, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig; Vermerk: In seiner Gn. hant).

[1.] Gnst. Kf. und H., wie allenthalben die sachen alhie zu Collen sten, werden euer Gn. dorch H. Wolf von Wyßpach dorch sein schreyber an zweyfel nach notdorft bericht. Dan alhie ist noch nichts entlichs verfertiget ader besloßen, wiewol wir alle stunde hoffen, es soll beßer werden, wiewol euer kftl. Gn. wyssen, daß sich an dysem hof nichts zu rechter zeyt endet. Ich laß mich dunken, der Bf. von Menz were gern mit euern Gn. gericht [= versöhnt], und ich halts davor, woe euer Gn. noch gutlich handelung leyden mocht, es solt dahin gericht werden, daß der Bf. von der nauykeyt [= Neuerung] ab werde treten. Nue bedenk ich bey mir als ein unvorstendiger, daß sich die hendel nicht in die lenge leyden wolten. So kennen die Keyserysen die kunst, daß sey gern alle sach anhengen und kein fryde ader lybe zwyssen den Ff. were, damit sey ire lauft konten sagen. Nue stet der handel bey mir uf zwen wegen: uf dem kryge ader dorch gutlich mittel, dan ich habe nie gesehen, daß der großen Ff. sach und ein solch merglicher handel mit recht ausgefürt sey. Darumb gedenken euer Gn. der sach nach, dan ich befinde an allen orten, daß die schuldener, die den von Erfort ire gelt gelin haben, nicht lenger aufhalten werden ader auch das zu tun vermogelich sein. Werden nue die von Erfort angryfen, die dorf verterbt, so sein sey eweglichen vertorben. So werden sey es darauf setzen, daß ein kryg daraus west, daraus ein merglich aufrure im Reich entsthen mocht. Dan euer Gn. konen aus hoem verstande bedenken, so solchs beschycht, daß sey angryffen, die dorf verbrant ader verterbt werden, so gryffen sey euer Gn. wyder an. Soll dan euer Gn. Erfort mit dem here belegern, das kan euer Gn. ich nymermeher raten, wie dan euern Gn. ich vor eym jare zu sehen gesagt habe. Soll dan euer Gn. den handel schleyfen laßen, so ist es euern Gn. ein ewiger schympf und vercleynung an irem pracht. Darumb gedenk ich bey mir, wan es dahin gericht konte werden, daß der Bf. die nauykeyt dorch ein teyding abtet und die fromen leut, die aus Erfort gedrungen sein, wyder zu dem iren komen mochten, were dem Bf. ein ewig verachtung, dan er hat die von Erfort vertrost, iren handel hinauszufuren. Darin blibe er gar stygken, und glaubt, daß darnach swerlich der Bf. ader sein nachkomen bey langen jaren umber ein bracht in Erfort erlangen werde.

[2.] Gemelter Bf. tut großen fleyß, meym gn. jungen H. [Landgf. Philipp von Hessen] zu schaden mit dem coll [= Weinzoll]. Hat Pfalz und Trire zu sich gezaugen, wiewol Trire in eygener person mir zugesagt, der sach forter mußyg zu gehen. So hat sich des Pfalzgf. kanzler [Dr. Florenz von Venningen], der izt von seines H. wegen alhie zu Kollen, dergleichen auch vernehemen laßen. Aber Menz und die wederausen [= Wetterauer] Gff. leyt die sach hart an. Ich hoff, in zweyen tagen wollen wire entlich wyssen haben, wie die sach mit dem alten H. [Landgf. Wilhelm d. Ä. von Hessen], auch mit dem coll hinaus woll gehen. Gut vertrostung habe ich beyder artigel vom Ks. selber, auch vom canzler [Zyprian von Serntein], der den gewalt am meysten izt under der hant alhie zu Kollen hat. Gott gebe, daß es wol gerat.

[3.] Die treulichsten forderungen, so euer Gn. ret und die regenten uf dysem tag bey den Ff. ader der Ff. botschaften gehapt haben, ist H. Peter von Aufsaß und H. Sygemunt von Tungen. Damit woll der almechtig Gott euer kftl. Gn. in irem regement langweryg und gesunt frysten und mich in gn. enpfelch haben. Meyn hant mit ganzer yl am freytag nach Jokobi 1512.

[4.] Zettel: Auch, gnst. Kf., wirt der handel bey ksl. Mt. mit der leynung Gulch und dem Berge imer aufgezogen. Und wiewol sich ksl. Mt. kegen H. Itelwolf vom Stein hat vernehemen laßen, als ob sein Mt. an dem Hg. von Clef dyser zeyt nicht gefallens habe, so sorge ich doch, daß es alles betrog sey, als des hofs gewonheyt.

Nr. 1115 Mandat Ks. Maximilians an Mühlhausen

Köln, 31. Juli 1512

Orig. Pap. m. S. (p.r..p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Mühlhausen, StadtA, 10/G 1 Nr. 2, fol. 10.

Konz.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 148a u. b.

Zwischen dem EB von Mainz, den Hgg. von Sachsen, der Stadt Erfurt und etlichen dort ausgetretenen Bürgern gibt es Konflikte. Da die entsprechenden Ftt. und Gebiete unmittelbar an Mühlhausen angrenzen, ir auch etlichen aus inen schirms halben verwant seyt, könnte es geschehen, daß Mühlhausen um Unterstützung ersucht wird. Gebietet zur Vermeidung von Aufruhr, unter keinen Umständen irgendeiner der Streitparteien Hilfe zu leisten, sondern vollkommen stillzustehen und sich ausschließlich an ihm als dem obersten Herrn der Stadt zu orientieren.1

Nr. 1116 Instruktion Kf. Friedrichs III. von Sachsen für seine Räte zum Treffen mit den Räten Hg. Georgs von Sachsen in Grimma

[1.] Notwendige Vermeidung einer Verzögerung im Erfurter Streitfall; [2.] Empfehlung für einen erneuten Vorstoß beim Ks. zur Sicherung der kursächsischen Rechte in Erfurt anstelle eines bewaffneten Vorgehens gegen die Erfurter; [3.] Nachteile einer Straßenblockade gegen Erfurt, Gefahr der Unterstützung der Stadt durch den Ks.; [4.] Diverse Möglichkeiten zur Behauptung und Rückgewinnung sächsischer Rechte in Erfurt.

ohne Ort, [Ende Juli 1512]

Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 199, fol. 24a-28a, Konz.

Instruction, was unser rete mit unsers vettern Hg. Georgen reten, die auf montag nach St. Peterstag ad vincula schirst [2.8.12] zu Gryme einkomen werden, handeln sollen auf die artikel, so zu Meissen verzeichent sind [liegen nicht vor].

[1.] Erstlich der zweyer artikel halb, die erfortisch und gulchisch sachen belangend, wyl unsers ermessens not sein, alles daz zu besichtigen vleisiglich, das den reten zu Collen in disen beden sachen zugeschriben ist. Daraus werd befunden, ob nu daruber ichts weyters, uns zutreglich und zu nutz, bey ksl. Mt. diser zeyt in disen zweyen sachen mag bevolhen und gehandelt werden, und waz also fur gut befunden, das demselben vleisig nachgangen werde.

Wo aber der weg, so fur gut angesehen, bey ksl. Mt. entsteen oder wir dadurch verzogen und der handel domit anhengig gemacht werden wolt, ist zu beratslagen, was dann furzunemen sey, dann uns verzug, und sonderlich in der erfurtischen sachen, ganz beswerlichen und nit allein uns, sonder auch unsern armen undertanen von allen stenden, wie dann euch reten bewust, was clagen teglich an uns gereichen der schuldigen halben, auch wie die unsern mit wachen, dinsten und daz sie in geraitschaften sitzen müssen, beswert sein.

[2.] Wolt nu gesagt werden, ir als unser rete sollen zum ersten darzu reden, oder ob furfiele, das unsers vettern rete angeben, die straß sold den in Erfurt gelegt werden oder dergleichen furnemen mit einem reitenden krieg, wie vormals auch auf der pan gewest und unsers vermutens von unsers vettern reten gewißlich furgeslagen werd etc., derhalb ist unser bedenken, daz unser rete dise meynung anzeigen: Wiewol wir achten, das in beden, der erfurtischen und gulchischen, sachen bey ksl. Mt. nichts zu erlangen sey, so bedunkt uns doch, daz noch mit allem vleis bey ksl. Mt. zu suchen were und in der erfurtischen sachen underteniglich zu bitten, daz ir Mt. nit wolt misfallen haben, daz wir uns der mandata und anders, so die ksl. Mt. uns auf unser, Hg. Fridrichs, manchfeldigs, undertenigs ansuchen genediglich geben hat, gebrauchten und dawider nichts wolle ausgeen noch handeln lassen, dann wir hetten solchs nit auf winkeln oder sonst unbillicherweis ausbracht, sonder uf unser warhafte bericht, die noch unverlegt were. So hette ire Mt. uns auch nichts darinnen geben oder zugelassen, dann allein daz, so unser vater seliger und loblicher gedechtnus [Kf. Ernst von Sachsen] und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehaben, darinnen doch kein neuigkait were. Darinnen wir unsers verhoffens ye billich gelassen, ehe einige handlung furgenomen wird. Dann uns also in handlung zu begeben, sey wol zu achten, wie beswerlich daz were, auch in ansehung, das wir uns zum dickern mal erboten und nochmals urbutig weren, wann wir zu dem gelassen, wie obberurt, daz unser vater und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt, das wir alsdann Meinz, den in Erfurt und wer uns ansprach nit erlassen wolt, dem wolten wir an geburenden enden kein billikait fur sein etc. Das und anders solt in der bit anzuzeigen sein, daraus unser undertenigkait zu vermerken und uns zu gutem komen mocht. Und sonderlich solt auch vermeld werden, wie die in Erfurt in steender handlung, uber daz die ksl. Mt. in der citation [Nr. 1084] stilstand geboten, uns zu gegenwher merklich verursachten, einen unser rete gefangen in Erfurt gefurt, auf uns und die unsern gefragt, die glocken und cleynoter aus den kirchen von den dorfern und die stat gefort, auch aus den kirchen, die unser collation sein, und ander beswerung mer furgenommen. Daz wir ksl. Mt. zu undertenigkait alles geduldet, wie wir dann yrer Mt. zu gefallen in diser sachen lang zeit gedult gehabt hetten. Und mocht nymands mit warhait sagen, daz wir oder ymands mit unserm wissen wider sie furgenommen oder gehandelt hetten. Und das bedacht werd, ob gut sey, an die stend derhalb zu gelangen zu lassen und zu bitten, uns bey ksl. Mt. zu verbitten, uns bey unser undertenigen und zymlichen bit und erbieten bleiben zu lassen, und daz solchs auch mit der besten weise furgetragen werd. Und wo ditz alles abgeslagen, als wol vermutlich, ob dann gut wolt sein, ksl. Mt. weyter anzuzeigen, zu bedenken oder ob erstlich in der gulchischen sachen auch antwurt gehort oder auf disen artikel allein ksl. Mt. weyter anzeige zu tun sein sol.

Weyl ksl. Mt. uns in disen sachen so gar verlassen wolt und wir nit zu dem komen mochten, das unser vater und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt, uber manchfeldigs, gn. zusagen und vertrosten, auch unangesehen und unbedacht die undertenigen und getreuen dinste, die unser eltern seliger gedechtnus und wir mit darstreckung leib und guter ksl. Mt. forfaren und yrer Mt. getreulich und underteniglich getan, so musten wirs Got dem almechtigen bevelhen und gedult haben, bis der almechtig uf bessere wege schickte, auch unser Hh. und freund rat suchen und gebrauchen, das zu bekomen, so wir von Got und billikait wegen haben solten. Seiner Mt. dabey auch anzeigen, das wir seiner Mt. nit verhalten wolten, weyl diser last ob uns lege, daz wir seiner Mt., wie wir doch mit unserm merklichen schaden bisher auch allemal underteniglich getan, auch, wo es on, daz noch gern nach unserm vermogen tun wolten, nit gedienen mochten. Und darauf zu bitten, in ansehung unser gelegenhait des nit mißfallen zu haben und unser gn. Ks. zu sein und bleiben und uns in gn. bevelh zu haben. Daz wolten umb ir ksl. Mt. wir underteniglich verdienen etc.

[3.] Und wann nu daz alles gescheen und von ksl. Mt. gewaigert und abgeslagen, darauf zu gedenken, waz dann zu tun sein solt. Wurd nu furgeslagen, die straßen zu legen oder den undertanen zu vorbieten, mit den in Erfurt nit zu handeln etc., wie dann vor oft angeregt wurde etc., solchs ist in unserm bedenken nit zu tun aus ursachen, wie vormals auch gehort, dann so die straß gelegt, hetten sie sich gleichwol ein lange zeit in der stat zu enthalten. Mitler zeit müst stets unkost darauf geen. So wurden sie sich auch understeen, mit gewald zu speisen und, waz ir nodturft were, hineinzubrengen. Und ob sich ymands understund, mit gewald sie zu schutzen, so müst doch wider mit gewald darzu getan werden. Damit es zum heubtkrig keme. Zudem wurden wir ksl. Mt., wo es darzu kem, gleich als wol auf uns laden, als wan wir ander wege aus verleyhung gotlicher gnad fynden und furnemen wurden, die uns furtreglicher sein mochten, dann yre Mt. wurd mandat und ander dergleichen hendl wider uns ausgeen lassen.

[4.] Was aber furzunemen sein solt, das die in Erfurt dahyn mochten bracht werden, das sie das tun musten, das sie billich teten etc., solchs ist in unserm bedenken, weyl die sache gros, nit wol zu finden. Domit aber unser bedenken in dem nit verborgen bleibe, so denken wir, das erstlich, Got den almechtig[en] durch die fromen geistliche[n] unser[s] Ft. vleisig zu bitten, verordent werden solt, uns diser beswerung und lasts gnediglich abzuhelfen.

Zum andern, daz unser vetter und wir entlich beslossen, unser leib und gut in diser erfurtischen und gulchischen sachen treulich zusamenzusetzen, und ganz eintrechtiglichen und aus treuem herzen miteinander handelten an alles auszuchs, wie dann treue freund miteinander handeln sollen. Und so dise bede ding bescheen, so hetten wir bey uns gar kein zweivel, der almechtig Got wurd sein gnade scheynlich in disen sachen merken lassen. Und das wir alsdann unsere freund und mit den wir in pundnus sein, beschriben, irn rat und hilf in disen sachen suchten. Wolten wir Got auch vertrauen, sie solten sich und sonderlich der merer tail also gegen uns erzeigen, wie sie von uns in gleichem fall wolten getan haben. Und daz wir nichtsdestweniger bey unsern fromen verwandten und undertanen umb hilf und rat auch ansuchung teten und uns selbs also schickten mit dem, so zu solchen sachen gehorig, sovil moglich ist, daz die in Erfurt, ir anhang und ander unser widerwertige sehen, das wir solch vorunrechtung nit lenger von ine haben wolten. Dann bis auf dise stund sein unser sachen dermaßen nye furgenommen, sonder alle gute gesucht wurden und ksl. Mt. in allem yrem begeren uns zu nachtail und beswerung wilfarung erzeigt wurden.

Nr. 1117 Die Kff. Philipp von Köln, Richard von Trier und Ludwig V. von der Pfalz an Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen

[1.] Zustimmung Kf. Joachims von Brandenburg zu ihrer geplanten Vermittlung im Erfurter Streitfall; [2.] Bitte um bedingungslose Einwilligung in dieses Vorhaben.

[Köln], 3. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 119.

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 95a-96a.

[1.] Gruß. Hochgeborne Ff., besonder lblibra (Pfund) . freund und oheimen, nachdem uns alsolche irrungen, so sich zwischen euern lieben eins- und dem erwirdigsten in Got Vater, H. Urieln, EB zu Meynz, unserm besondern lb. freund und Mit-Kf., belangen andersteyls ein gut zeit her gehalten und noch halten, großlichen leyd gewest und noch sein, haben wir als die, so euch, Hg. Friderichen, und dem EB zu Meinz mit sonder freuntlicher eynung verwandt und zugetan sein, und das wir sorg tragen, wie solche euer aller liebden irrungen lenger bestan, sehen, das weyter unwill und aufrur daraus erwachsen und sonderlich in des hl. Reichs yetzo obligenden gescheften grosse verhinderung geberen mochte, mit demselben EB zu Meinz auf dem reichstag, letztens zu Trier gehalten, geredt und sein liebde von unser, auch des hochgebornen F., H. Joachims, Mgf. zu Brandenburg etc., unsers besonder lb. freunds, oheimen und Mit-Kf., wegen, des liebe die sach auch gerne vertragen sehe, als wir von seiner liebden geschickten rat, dem strengen Ytelwolfen vom Steyn, ritter, gleublich verstanden haben, freuntlich gebeten, uns viren Kff. in den irrungen obgemelt zwischen seiner und euer liebe gütlich tagsatzungen an gelegne malstat, verhore und handlung zu vergönnen. Dann wir wolten, wie gemelt, an gelegne malstat tag furnemen und personlichen auf dem erscheinen und nach der verhore so freuntlichen und gütlichen teidingen und handeln, der trostlichen zuversicht, wir wolten euer aller liebden wol vertragen. Auf solch unser beger hat uns sein lieb gutwillig antwurt gegeben, das sie uns darinne folge tun wolle.

[2.] Dieweyl wir uns nu zu euer beyder liebden alles freuntlichen und guts willens versehen und wir ye gern haben wolten, das diese irrungen, ee sich die zu weyterm unwillen strecken würden, nidergelegt und vertragen werden mochten, so bitten wir euer liebden mit allem freuntlichen vleis gutlichen, ir wollet diese dinge und die schwynde leuf, so ytzo vor augen sein, bedenken und ermessen und uns zu gleicher massen, wie unser freund, der EB zu Meinz, getan hat, gütlicher tagsatzung, verhöre und handlungen vergonnen und euch darin nit irren lassen, das ir meynen wultet, das billich sein, das zuvor und ehe ir zu tage verfolgen, diejenen, so aus Erfurt gewichen, wider eingesatzt werden soltent, in massen, wie sie vor dieser irrungen gewest wern etc., dann wir der hoffnung sein, so wir zusamenkomen, wir wollen euch darumb gütlichen und freuntlichen vertragen. Euer liebden wollen uns dieser unser freuntlichen bitt nit versagen. Das sein wir willig und bereyt umb euer liebden freuntlichen zu vergleichen und zu verdienen. Und begern hierauf euer liebden gutwillige beschrieben antwurt bey diesem boten. Geben dinstags nach St. Peterstag ad vincula Ao. etc. 12.

Nr. 1118 Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen an Friedrich Thun, Hauptmann zu Weimar, und ihre übrigen in Grimma versammelten Räte

Weimar, 3. August 1512 (dinstag nach ad vincula St. Petri)

Orig. Pap. m. S.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 199, fol. 73.

Kop.: B) Ebd., Reg. E Nr. 58, fol. 104a u. b.

Übersenden einige heute eingetroffene Schreiben ihrer Räte in Köln, in denen es unter anderem um die Erfurter und die Jülicher Angelegenheit geht, mit dem Auftrag, darüber zu beraten und sie, soweit es ihnen erforderlich erscheint, auch den Räten Hg. Georgs zur Kenntnis zu geben.

Schicken außerdem verschiedene (nicht vorliegende) Briefe des hessischen Regiments, von denen aus Zeitgründen keine Abschriften angefertigt werden konnten. Sollen auch davon den Räten Hg. Georgs auf Verlangen Kopien geben und sich mit ihnen besprechen, was diesbezüglich zu tun ist.

Fügen auch noch die Kopie einer Schrift des Ks. zur Jülicher Angelegenheit (evtl. Nr. 1177) bei, die wir unsern halb nit fur ungnedig ansehen, wo der also volg beschee. Wir achten aber bey uns, das ksl. Mt. des von Cleve halb anzaig tut, die irer Mt. fast schimpflich, in dem, als solt ir Mt. bey ym nit antwurt erlangen mogen.a

Nr. 1119 Ratschlag kursächsischer und hgl.-sächsischer Räte zum Erfurter Streitfall

[1.] Rat zu einträchtigem Vorgehen in der Erfurter und der Jülicher Angelegenheit, Vorrang für den Erfurter Streitfall; [2.] Anweisung an die Geistlichkeit zum Gebet um göttlichen Beistand; [3.] Blockademaßnahmen gegen Erfurt; [4.] Erteilung entsprechender umfassender Weisungen; [5.] Unterbindung von Truppenzuführungen des EB von Mainz nach Erfurt; [6.] Erkundung derartiger Vorbereitungen; [7.] Mögliche Zwangsmaßnahmen gegen Erfurt; [8.] Rechtshilfe für Erfurter Gläubiger; [9.] Bitte an Verbündete um Hilfe; [10.] Anschließende Fortsetzung der Jülicher Erbangelegenheit.

Grimma, 5. August 1512

Orig. Pap.: A) Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 74a-75b, 79a.

Kop.: B) Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 199, fol. 32a-34b.

aHandlung zu Grym von unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen reten, gehalten in der erfurdischen, gulchischen und andern sachen. Von wegen Hg. Friderichs, Kf., und Hg. Johannsen sint gewest Friderich Thun, haubtman zu Weymar, Dr. Hennig [Göde], probst zu Wittenberg, Dr. Wilhelm von Petzschitz, Fabian von Feilitzsch, haubtman zu Zeitz, und Dr. Wolfgang Stehlin, von wegen unsers gn. H. Hg. Jorgen Heinrich von Sleinitz, obermarschalg, Dr. [Johann Lindemann, gen.] Eysleben, ordinarius zu Leiptzk, H. Hans von Wertern, Caspar Zigler und Endres Pflug.–a

In der erfurdischen sachen seint nachvolgend artikel beratslagt:

[1.] Item das unsir gnst. und gn. Hh. allenthalben in der erfurdischn als wol als in der gülische sache mit leib und gut treulich und vetterlich zusamensetzen sollen und wollen, dieselben sachen auszuuben, sich nit voneinander wenden, doch das die erfurdische sache am ersten ausgeubet werde b, es würden dan ir kftl. und ftl. Gn. in eintrechtigem rat besliessen, das iren kftl. und ftl. Gn. nützlichen und zutreglichn sein solt, in der gulischn sachen, ehe dann sich die erfurdische geendet, etwas furzunemen ader zu handln–b.

[2.] Item weil in allen dingen die hulf des Almechtigen zu suchen und bitten, sol an alle geistligkeit in unser gnst. und gn. Hh. Ftt. ausschreiben gescheen lauts gestelter notel [liegt nicht vor].

[3.] Item wen die rete zu Coln abschied gemacht, das dann ufs foderlichste die strassen den in Erfurt gelegt und unsir gnst. und gn. Hh. untirtanen verboten werde, handelung mit den von Erfurt zu haben, wie dann ein ausschreiben daruber gestellet [Nr. 1120]. Würde sich abir der abschied verziehen, das dann die strassen eher gelegt werden.

[4.] Item das den prelaten, Gff., rittermessigen, ambtleuten und stetten bevolhen werden solle, das bei den iren zu verfügen, auch festiglich darubir zu halten.

[5.] Item weil sich aus vil ursachen zu versehen, das der EB von Menz durch hilf seiner buntgenossen und sunst nach diesem gebot, frembde volk nach seinem besten in Erfurt zu brengen, untirstehen wurde, daraus unsern gnst. und gn. Hh. und iren Gn. untirtanen schaden und nachteil zu besorgen, derhalb von noten, das ir kftl. und ftl. Gn. geschickt und gefast sein, ob solchs furgenomen, das es mit macht gewert werde.

[6.] Item nachdem das ane vleissige kuntschaft nit gescheen mag, wil von noten sein, eygentliche treue und vleissige kuntschaft im stift Menz, Hildesheym und ander Ftt. und Gftt. zu bestellen und verordenen, die ufsehen haben müsten, ob sich reuter odir fueßvolk versameln wurde, das unsern gnst. und gn. Hh. zu eroffenen, uf das sich ir kftl. und ftl. Gn. darnach mit den iren hetten zu richten und zue gegenwehr zu trachten.

[7.] Item ob die legung der strasse und vorbietung der gemeinschaft die in Erfurt zu gehorsam in kürz nit bewegen wolt oder iren kftl. und ftl. Gn. ferner ursach geben würden, das dann an seumen mit ganzer macht allir unsir gnst. und gn. Hh. dawider getracht und gehandlt werde, wie das gescheen solle.

Weyl die in Erfurt im Ft. Doringen hin- und widerstreufen, das unser gnst. und gn. Hh. in keinen weg leidlich, auch irer Gn. untirtanen nicht wenig beswerlich, ist beredt, das den in Erfurt von irer allir Gn. reten geschrieben werden solle, sich solchs zu enthalten, wo abir nit, das es alsdann ir Gn. mit macht weren.

Dochc sol solch ausschreiben nicht eher bescheen, unsir gnst. und gn. Hh. haben dann die gegenwehr nach irer kftl. und ftl. Gn. bedenken vorordent. Dann solt das ausschreiben ergehen und nymants zu der vorhinderung bestalt werden, mocht unsern gnst. und gn. Hh. daraus bei den in Erfurt ein vorachtung erwachsen.

[8.] Item nachdem die in Erfurt ire gleubiger nicht bezalen, sol allen den, welche mit den in Erfurt zu tun haben, geburlichs rechten unwegerlich gestatt werden.

[9.] Item das hirzu unsir gnst. und gn. Hh. buntgenossen und frunde ufs foderlichste beschicken und unsir gnst. und gn. Hh. gemüt und meynung sampt untirrichtung gestalt und gelegenheit der erfurdischen sache solt furgehalden werden, sie darauf umb rat, hülf und beistand ansuchen, dardurch unsir gnst. und gn. Hh. irer notturft nach die billigkeit bei den in Erfurt bekomen und erlangen mochten, wie dann solchs mit guter ordenung und fuglicherweis wol gescheen mag.

Item wen die puntgenossen fragen wurden, wie ir Gn. in solchem furzunemen bedacht, alsdann zu sagen, das ir kftl. und ftl. Gn. solchs mit macht erlangen wolten, wo das mit legung der strasse und abziehung der gewerb nit helfen wurde.

[10.] Item so die erfurdisch sach ir endschaft erlangt, so haben alsdann ir kftl. und ftl. Gn. dester statlicher die gülische sache anzugreifen.

Nr. 1120 Vorschlag kursächsischer und hgl.-sächsischer Räte für ein Ausschreiben zum Erfurter Streitfall

Schädliches und ungehorsames Verhalten der Erfurter Bürger gegenüber den Hgg. von Sachsen, Verbot jeglichen Kontakts mit ihnen für alle sächsischen Untertanen.

Grimma, 5. August 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 71a-72a, Kop.

Notel, wie durch die rete, zu Gryme vorsamelt gewest, ein ausschreiben der von Erfurt halben zu tun sein solt uf die abgeredten artikeln [Nr. 1119].

Das unsir gnst. und gn. Hh. durch allir irer kftl. und ftl. Gn. lande ausschreiben liesen, weil die von Erfurt wider alle ire vorschreibung, puntnis und vortrege, auch uber ire vorwante eidespflicht iren kftl. und ftl. Gn. geburliche gerechtigkeit wegern, iren kftl. und ftl. Gn. und derselben untirtanen mit unrecht vil gewalt und schaden zugewandt und teglich zuwenden, gleich und recht vor iren kftl. und ftl. Gn., wie sie doch schuldig, nit leiden wollen, mit dem und anderm irem unzymlichn begynnen sich aus irer kftl. und ftl. Gn. altvorwerten schutz und schirm gewandt, auch aus nichthaltung irer vorschreibung und andern ursachen mit vil leuten zu tun haben, von dem allen sie nicht allein, sundern auch alle andere menschen, die handlung und gemeinschaft mit in haben, schadens und vorderbs warten müssen, so dann Erfurt in irer kftl. und ftl. Gn. landen ane mittel gelegen, darumb auch irer kftl. und ftl. Gn. untirtanen der von Erfurt halben, wue sie sich der nit meiden, schaden und beschwerung besorgen müssen, darumb zymlich und gebürlich sey, ob ir kftl. und ftl. Gn. fur sich selbst wolten in gedult stehen, nichts weniger ire untirtanen vor schaden zu bewaren, auch iderman in ire kftl. und ftl. Gn. landen recht zu gestatten und derwegen allen menschen, in irer kftl. und ftl. Gn. landen begriffen, bei vermeidung schwerer strafe leibs und guts ernstlich gebiten, bis uf irer kftl. und ftl. Gn. widerzeihen die von Erfurt mit allir handelung, zu- und abfart und aller andern heymlichen und offintlichen gemeinschaft zu meiden, das auch ein itzlicher, was stands adir wirden die sein, mit den iren vorfügen, sich bestimpts gebots gehorsamlich zu halden, das auch allen amptleuten bevolhen und ander leut darzu geordent werden, darauf zu sehen, wo ymant ungehorsam befunden, den adir die mit ernste zu strafen. Actum Grym donnerstags nach vincula Sancti Petri Ao. etc. 12.

Nr. 1121 Vollmacht Kf. Friedrichs III., Hg. Johanns und Hg. Georgs von Sachsen für ihre Anwälte Wolf von Weißenbach, Cäsar Pflug und Dr. Lorenz Zoch sowie Dr. Johann Lupfdich (Rechtsprofessor in Tübingen) in Sachen Erfurter Streitfall

ohne Ort, 18. August 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 302a-303b, Konz. (Vermerk von anderer Hand fol. 302b: Unser mandat, so wir als anwalden unser gnst. und gn. Hh. eingelegt).

Kf. Friedrich, Hg. Johann und Hg. Georg von Sachsen bekunden, der Ks. habe ein Ladeschreiben an sie ergehen lassen und ihnen geboten, daß sie persönlich oder durch bevollmächtigte Anwälte am 30. Tag nach Übergabe der Ladung vor ihm, den Reichsständen oder den verordneten Kommissaren erscheinen und EB Uriel von Mainz sowie denen, die sich Bm. und Rat von Erfurt nennen, des abschids halb, och volnziehung desselben in den sachn, bemeltn von Erfurt berürend, durch ir ksl. Mt. und des Reichs stende hievor auf dem jungstgehaltn reichstag zu Augspurg gegebn [Nr. 158], in recht, wie sich gebure, antwurtn solln. Weisen daher ihre Räte Wolf von Weißenbach, Cäsar Pflug und Dr. Lorenz Zoch sowie Dr. Johann Lupfdich an, daß diese in ihrem Auftrag vor dem Ks., den Reichsständen oder deren Kommissaren erscheinen und alle unser noturft in recht furbringn, ainen jedn zimlichn aid in unser seln swern, och alles, daz wir selbs auf vor ausgangn ladung ton und lassn mochtn, ob es gleichwol sachn wern, ains sondern gwalts bedurftig, handln solln. Erteilen ihnen dazu uneingeschränkte Vollmacht. Wenn die Räte noch mehr Vollmachten benötigen, werden sie ihnen diese ohne weiteres erteilen.

Nr. 1122 Beschlüsse Kf. Friedrichs III., Hg. Johanns und Hg. Georgs von Sachsen im Erfurter Streitfall

[1.] Vereinigung aller Kräfte zur Beendigung der Erfurter und der Jülicher Angelegenheit; [2.] Vorrang der Erfurter Streitsache, vorgesehene Blockademaßnahmen gegen Erfurt; [3.] Eventuelle handgreifliche Sanktionen gegen Erfurt; [4.] Deren Vorbereitung durch ortskundige Personen sowie je vier kur- und hgl.-sächsische Räte.

Torgau, 22. August 1512

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 172a-173a (Vermerk fol. 173b: Verzeichnis der artikel, so sich unser gnst. und gn. Hh. von Sachsen etc. am sontag octava assumptionis Marie zu Torgau miteinander voreynigt und beslossen haben Ao. etc. im 12. [22.8.12]; darunter: Registrata); Weimar, HStA, EGA, Reg. A Nr. 198, fol. 2a-4a.

[1.] Haben am heutigen 22. August 1512 (sontag, des 8. tags unser lb. Frauen hymelfart) in Torgau persönlich und einträchtig vereinbart, daß sie ire leib und güter in der erfurtischen und gulchischen sachen getreulich zusamensetzen und dieselben mit hilf, gnade und sige Gottes des almechtigen zu ende ausuben wolle[n]. Und ir kftl. und ftl. Gn. haben sich auch der nachfolgenden artikel, welcher gestalt die angezeigten zwen sachen anzufahen sein sollen, entlich voreinigt:

[2.] Item die erfurtisch sach sol vor der gülchischen sachen zuendegefurt und furgenomen werden. Und sol anfenglich den in Erfurt der handel und straß gelegt. Darauf dann kein unkost dorf gewendt werden, dann die Drs. und gelerten rete, sovil der jüngst zu Grymme gewest, sagen, das unser gnst. und gn. Hh. des aus gegründten rechten zu tun fug haben, darwider ksl. Mt. iren kftl. und ftl. Gn. ym rechten keyn vorhinderung zufugen mogen. Und ob die in Erfurt gleychwol in dem ungehorsam, darinne sie itzund sein, gegen iren Gn. nichte stunden, mochten ir kftl. und ftl. Gn. dannocht inen den handel und strassen legen, als sie aus bewerten rechten vermogen anzuzeigen.

[3.] Und nachdem sich zu vormuten ist, wenn den in Erfurt der handel und straß gelegt wirdet, das sie sich im Ft. gewaltiger tat zu gebrauchen understehn werden, so nu das beschee, geben sie ursach, das unser gnst. und gn. Hh., mit der tat wider sie zu handeln, auch fug haben. Und ob solchs alles, wie ob angezeigt, die in Erfurt zu dem gehorsam, wie sie iren kftl. und ftl. Gn. verpflicht sein, in kurz nicht zu bringen sein wurden, sal auf wege gedacht werden, wie der ernst gegen inen zu gebrauchen und furzunemen sein solt.

[4.] Item zu demselbigen sein not, vorstendige und vorschwigene leut, die gelegenheit des Ft. Doringen und Erfurt wissen haben, zu beratslagen und auf wege zu gedenken, was das begynnen und furnemen sein sol. Das sollen unser gnst. und gn. Hh. durch dieselben bericht werden, domit sich ir kftl. und ftl. Gn. alsdann eins entlichen, einmütigen und sleunigen besluß darauf vereinigen mogen. Zu solchem sollen unser gnst. und gn. Hh. vier rete, desglychen unser gn. H. Hg. Georg vier vorstendige rete auf N. [schicken]. [Folgt Nr.1181].

Nr. 1123 Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen an die Kff. Philipp von Köln, Richard von Trier und Ludwig V. von der Pfalz

[1.] Dank für die Bereitschaft zu einer Vermittlung im Erfurter Streitfall; [2.] Annahme des Angebots nur unter der Voraussetzung, ihren herkömmlichen Besitzstand in Erfurt beibehalten zu können.

Torgau, 24. August 1512

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 93a-94b (Vermerk fol. 94b: Registrata); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 121a-123b.

[1.] Gruß. Unser freuntlich dinst zuvor. Erwirdigisten in Got, hochgeborner F., lb. freund und oheym, als euer liebden uns yetzo geschriben [Nr. 1117], nachdem inen solch irrung, so sich zwischen uns eins und dem EB von Meynz, Kf. etc., Erfurt belangend, anders teyls eine gute zeyt her gehalten und noch halten, großlich leyd gewest und noch sein, hetten euer liebden mit dem EB zu Meinz geredt. Der auf euer begern gutwillig antwurt geben, das er euer liebden folge tun wolle, weyl ir euch dann zu uns alles freuntlichen und guten willens versehet und ye gern woltet, das diese irrungen, ehe sie sich zu weyterm unwillen schicken würd, nidergelegt und vertragen werden mochten. Darauf euer liebden bitten, diese ding und geschwinde leufte, so yetzo vor augen, zu bedenken und euer liebden zu gleicher massen, wie der EB zu Meinz getan het, gütlicher tagsatzung, verhör und handlung zu vergönnen. Haben wir alles inhalts vernomen, und daz euch unser irrung großlich leyd, bedanken wir uns gegen euer liebden freuntlich, mit erbietung, das wider umb euer liebden zu verdienen und zu vergleichen.

[2.] Und sind ungezweivelt, euer liebden haben gut wissen, das röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., ein citation gegen gedachten EB zu Meynz an uns hat ausgeen lassen [Nr. 1084], in welcher vermeldt, das solchs mit euer liebden und ander stend des Reichs rat bescheen sey. Darauf yetzo soll gehandelt werden und von ksl. Mt., euern und ander stend verordenten urteyl ergangen sein, wiewol wir ksl. Mt. und den andern verordenten unser beschwerung in dem haben anzeigen lassen, wie dann unsers versehens euer liebden von unsern reten auch genugsam bericht empfangen haben. Derhalb euer liebden zu bedenken, wie bschwerlich uns solchs ist, dann wir nit anders suchen, dann das zu bekomen, so unser vater seliger und loblicher gedechtnus [Kf. Ernst] und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt, das uns aber bisher auf Meinz zutun nit hat widerfaren mogen. Des er sich billich enthielt, dann uns mag mit keinem grund aufgelegt werden, das wir das gesucht, so die vorfarenden Bff. und der yetzige Bf. zu Meinz in eingang seins regiments an Erfurt gehabt oder das der stat Erfurt zustendig ist. So haben sich der EB von Meynz und die in Erfurt auch keiner neuigkeit oder das sie des, so sie fur der aufrur an Erfurt gehabt, von uns verhindert, zu beclagen. Darinnen wir doch beschwert werden. Derhalben euer liebden auf dem negstgehalten reichstag, zu Augspurg gewest, unser erbieten gehort, wie wir dann unsern reten, so yetzo auf dem reichstag zu Colln sein, euch abermals anzuzeygen bevolhen, das sie unsers versehens werden getan haben. Und setzen in kein zweivel, so euer liebden und die andern stend des, so ksl. Mt. hievor in diser sach hat ausgeen lassen, darinnen doch ire Mt. uns nichts neues oder anders geben, dann so unser vater seliger und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt, und das wir uns allemal erboten, so wir zu dem kommen, das unsers versehens billich beschee, das wir dann dem EB zu Meinz, den in Erfurt oder wer uns ansprach nit erlassen wolt, an gebürenden enden keiner billigkeit fur sein wolten, desgleichen der in Erfurt ungehorsam, verachtung und verhandlung bericht weren. Würden unsers achtens zu solcher citation, die dergestalt auf des von Meinz anhalten, damit er ksl. Mt. bewegt, ausgeen zu lassen, nit geraten haben. Solten wir uns nu also beschwert und uber das, [das] ksl. Mt. den in Erfurt, wes sie sich in dem halten sollen, geschaft und geboten hat, in handlung begeben, so haben euer liebden wol zu achten, wie beschwerlich uns solichs were, dann wir haben hievor ksl. Mt. und andere unser freund auf ir begern umb handels gestattung aus angezeigten beschwerungen unterteniglich dafur gebeten und abgeschlagen. Derhalb wir euer liebden auf ir schreiben, wiewol wir darzu hoch begirig, zu wilfaren verhindert, freuntlich bittend, euer liebden wolten des in ansehung berurter ursachen und unser beschwerung nit mißfallen haben. So wir aber zu dem, wie obberurt, so unser vater seliger und wir fur der aufrur an und in Erfurt gehabt, kommen, so wollen wir euer liebden sembtlich und sonderlich in allem dem, so Meinz gegen uns zu haben vermeint, gern gütlich, rechtlich oder nach vermoge unser kftl. eynung handels gestatten und also darinnen erzeigen, darab befunden, das wir lieber mit dem EB von Meinz als unserm, Hg. Friderichs, Mit-Kf. in freuntschaft und einigkeit dann in einigem unwillen leben wolten. Das haben wir euer liebden nit erhalten wollen, den wir freuntlich dinst zu erzeigen ganz willig sein. Datum Torgau am dinstag St. Bartolmestag Ao. etc. 12.

Nr. 1124 Die Erfurter Gesandten an Frankfurt a. M.

[Köln], 4. September 1512 (sonnabents nach Egidii)

Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 340, o. Fol., Orig. Pap. m. S.

Sind auf Geheiß des Ks. in Angelegenheiten Erfurts auf dem Kölner Reichstag gewesen und beabsichtigen nunmehr, über Frankfurt heimzuziehen. Sind zwar als geschickten ambasiaten oder sendeboten von gemeinen rechten mit gleyt versehen, zudem hat ihnen der Ks. sein und des Reiches Geleit gegeben, da sie aber kurz nach dem 8. September (nativitatis Marie) durch Frankfurt ziehen und 1-3 Tage dort verweilen wollen, bitten sie Frankfurt, ihnen zur Verstärkung und Handhabung des ksl. Geleits ebenfalls Geleit zu erteilen und es durch den Boten zuzuschicken. Sollte dies Frankfurt Probleme bereiten, möge es wenigstens zusichern, daß das ksl. Geleit bei ihrer Reise durch das Frankfurter Stadtgebiet eingehalten wird, damit sie keinen Umweg nehmen müssen.1

Nr. 1125 Dr. Johann Lupfdich (Rechtsprofessor in Tübingen) an Kf. Friedrich III. von Sachsen

[1.] Bitte um Beratschlagung über den weiteren Standpunkt im Rechtsverfahren zur Erfurter Streitsache; [2.] Übermittlung seines Gutachtens zum Jülicher Erbstreit; [3.] Empfohlene eingehende Beratung über die Fortführung des Erfurter Streitfalls auf dem kommenden Reichstag.

Köln, 13. September 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 56, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gnst. H., H. Wolf von Weisbach, a[u]ch meins gn. H. Hg. Jorgen rete und ich haben in der handlung Menz und Erfurt betreffend getreulich mit allm vleis eur kftl. und ftl. Gn. noturft allnthalb furgetragn und ainen abschid, wie dann das alles in schrift verfast ist, erlangt. Wiewol wir nun in ansehung unser rechtmessigen und wolgegrünten exception billich hofnung und zuversicht tragn, daz sich die vermainten commissarien, unser sachn und partyen nicht geburlich richter [zu] sein, erkennen werden, dannoch syen die löf an disem hof so geschwind, daz sich ain jeder by guter gerechtikeit wol zu forchtn und kunftig beswerung zu bedenken hat. Demnach ist mein underteniger, getreuer rat, eur kftl. Gn. wollen beratschlagn lassen, ob sich die vermaintn commissarien fur geburlich richter erkennen wurden, des ich mich billich nit versehen kan, wie und welcher gestalt wider die vermaintn libell zu excipirn sey. Daz dann meins bedunkes mit gutm grund, dwyl si ausgegangen ladung [Nr. 1084], darin ksl. Mt. alain erlernen will, welche partei den abschid [Nr. 158] volnzogn hab, ganz ungemeß sind, geschehn mag. Danebn, so ich mit beswertm gmüt die merglich beswerung, die dem hl. Reich hell und clar aus disen spennen entsteet – ich gesweig des schadn und nachteils, der bedn teil und alln irn verwanten daraus irwachsn mag –, irmiß, wollt ich, daz weg gefunden werden mochtn, wie man zur handlung kommen mocht. Wer ich guter hofnung, Menz wurde sich aller billicheit bevleysigen, dann mich bedunkt, das er zum friden und ruw sonder gnaigt sy.

[2.] Dann Gülch und Berg betreffend wirdet eur kftl. Gn. von H. Wolfn unser bedenken vernemen.

[3.] Und so der handel1 vorm Ks. auf nahstm reichstag geübt werden sollt, ist mein rat, denselbn mit allm vleis, welcher gestalt darin zu handln sy, zu beratschlagn, desgleichn a[u]ch, ob eur kftl. und ftl. Gn. (daz dem abschid zu Augspurg vom widerteil nicht gelept wer) ichte furzutragn wer. Daz alles hab ich underteniger, getreuer mainung eur kftl. Gn. nicht verhalten wollen, mich in dem allm und sust allir undertenikeit irbietende. Datum zu Coln in vigilia crucis exaltationis Ao. etc. 12.

Nr. 1126 EB Uriel von Mainz an Erfurt

Köln, 14. September 1512 (dinstag nach nativitatis Marie)

Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370 vol. II, Prod. 48, Orig. Pap. m. S.

Im Rahmen des Rechtsverfahrens, zu dem der Ks. die Hgg. von Sachsen, die ausgetretenen Erfurter Bürger, ihn selbst sowie Bm. und Rat von Erfurt vor sich, die Reichsstände oder deren Kommissare geladen hat, hat er (EB Uriel) sich zusammen mit den Erfurter Gesandten nach Kräften um das Zustandekommen einer Entscheidung bemüht, aber durch den widertail alles vermogens gescheucht und verzug gesucht. Wir aber die sach sover bearbeyt, das die gesandten gedachts widertails mit recht bezwungen seint worden, ire gewelte gerichtlich furzubringen, und doch zum letsten, damit ir flucht des rechtens desto mher gspürt mocht werden, wider ksl. Mt. und der stende des Reichs gerichtszwang exception und auszug furgewendt. Welhs sich bis zu entschaft gegenwirtigen reichstags also verzogen, das die urtail [aus] bequemlichait des richters noch nit hat mogen erortert oder ausgesprochen werden, als wir auch aus vil grossen und beweglichen ursachen diser zeit nit begert haben, sonder fur besser und nutzer angesehen, dieselben bitz auf negstkunftigen reichstag auszusprechen angestelt zu werden. Ersucht darum, diese Verzögerung nicht mit Mißfallen aufzunehmen, nachdem er doch stets um das Wohlergehen Erfurts bemüht ist. Versichert zudem, daß die Erfurter Gesandten sich immer mit großem Eifer für die Belange ihrer Stadt eingesetzt haben.

Nr. 1127 Mandat Ks. Maximilians an Kf. Friedrich III., Hg. Johann, Hg. Georg und Hg. Heinrich von Sachsen sowie in gleicher Form an Erfurt und die ausgetretenen Erfurter Bürger

Köln, 17./18. September 1512

Kop. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 91a-92a (an die sächsischen Hgg.); Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 10, fol. 95a u. b (an die sächsischen Hgg.).

Konz.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Sept., fol. 59a-60a (an die sächsischen Hgg.); Ebd., fol. 61a u. b (an Erfurt bzw. die ausgetretenen Erfurter Bürger, Datum 18. September 1512).

Hat angesichts der Differenzen zwischen den Hgg. von Sachsen und den ausgetretenen Bürgern von Erfurt einerseits sowie EB Uriel von Mainz und der Stadt Erfurt andererseits den Streitparteien unter Androhung schwerer Strafe verboten, außerhalb des Rechts und mit der Tat etwas gegeneinander zu unternehmen. Weil besagter Konflikt derzeit bei ihm und den Reichsständen rechtlich unentschieden anhängig ist und nach gemeynen geschriben rechten und aller pillichait in hangendem krieg nichts verprucht ader attemptirt werden soll, auch, um Krieg und Aufruhr im Reich zu vermeiden, gebietet er unter Androhung der im Reichslandfrieden vorgesehenen Strafen, außerhalb des Rechts und mit der Tat nichts gegen die jeweilige Gegenpartei zu unternehmen. Ansonsten sähe er sich genötigt, zur Aufrechterhaltung der Ordnung des Reichs sowie zum Schutz von Frieden und Recht weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Nr. 1128 Erfurt an Kf. Friedrich III. und Hg. Johann von Sachsen

Erfurt, 24. September 1512 (fritags nach Mathei)

Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 36b-37a, Konz.

Dankt ihnen, daß sie den Erfurter Gesandten zum Reichstag Geleit gegeben haben. Da diese nunmehr auf ihrem Heimweg über Eisenach und Gotha und damit über sächsisches Gebiet reisen, bittet es für sie erneut um schriftliches Geleit und darum, ihnen einen Geleitsmann zur Verfügung zu stellen.

Nr. 1129 EB Uriel von Mainz an Erfurt

St. Martinsburg in Mainz, 2. Oktober 1512 (sambstag nach Michaelis)

Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370, Prod. 47, Orig. Pap. m. S.

Antwortet auf ein (nicht vorliegendes) Schreiben Erfurts, in dem von der Zusendung von Reisigen, der Heimreise des Büchsenmeisters Job, einer möglicherweise gegen Erfurt gerichteten Rüstung der Hgg. von Sachsen sowie von 20 000 Böhmen die Rede ist, jegliche Hilfeleistung zugunsten Erfurts sei für ihn selbstverständlich. Job sei aus familiären Gründen heimgereist, doch werde in Kürze ein anderer Büchsenmeister zur Unterstützung Erfurts kommen. Die sächsischen Rüstungen zielten angesichts des noch offenen Rechtsverfahrens vor Ks. und Reichsständen und des damit verbundenen ksl. Stillhaltegebots sicher nicht auf Erfurt ab. Kürzlich habe ein ksl. Bote ein ksl. Mandat mit einem Friedgebot (Nr. 1127) überbracht, das er auch den Ff. von Sachsen, Bm. und Rat von Erfurt und den ausgetretenen Erfurter Bürgern zu übermitteln habe. Aus der Truppensammlung in Böhmen werde wohl weder ihm (dem EB) noch Erfurt Schaden erwachsen, falls doch, dürfe die Stadt auf seine Hilfe vertrauen.

Zettel: Der Ks. hat dazu aufgefordert, die acht Reichsräte nach Worms zu schicken. Daraus ist zu schließen, daß er bald selbst dorthin kommen und am 6. Januar 1513 (epiphanie schirst) den Reichstag eröffnen wird. Es ist nicht notwendig, daß Erfurt so viele Leute dorthin schickt, zwei oder drei verständige Personen genügen vollkommen.

Anmerkungen

a
–a Von anderer Hand am Rand korrigiert aus: Und wil auch auf weyter eur Mt. gn. verkunden, ob Got wil, zu eur Mt. komen und mich als der gehorsam halten.
1
 Wohl ein Gf. von Oettingen.
a
–a Korrigiert aus: uns die erfurtisch oder ain andere unser sach wolten verhindern lassen, bey irer Mt. zu komen.
2
 Gemeint ist der Offenburger Abschied vom 9. April 1511. Regest: Glagau, Landtagsakten, Nr. 49/C S. 148.
a
–a B fehlt.
a
–a B fehlt.
1
 Mit Schreiben aus Aschaffenburg vom 1. Februar 1512 (sontag unsern lb. Frauen abent purificationis) teilte EB Uriel von Mainz Erfurt mit, er habe sofort nach dem Empfang der Supplikation seinen Kanzler (Dr. Johann Engellender) beauftragt, sie dem Ks. zu überbringen und Sorge zu tragen, damit die gelesen und daruf durch ksl. Mt. der gepüre in die sachen gesehen, das die zu friden und ruhe komen und nit allzeit also in gefechte und widerwertigkeyt anhangend pleibe. Über das Ergebnis wird er Erfurt informieren. Erfurt, StadtA, 1-0/A IX 370 vol. II, Prod. 58, Orig. Pap. m. S.
1
 Adressiert an Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen, ausgestellt in Würzburg am 23. Februar 1512. Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 80, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
1
 Der ksl. Achtbrief gegen Erfurt erging am 12. Februar 1512, wurde jedoch nicht veröffentlicht. Vgl. Burkhardt, Das tolle Jahr, S. 394.
a
–a Dieser Abschnitt auch in Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 94a-96b, Kop.
1
 Am 28. März legten die beiden Kurmainzer Abgesandten die ksl. Vermittlungsvorschläge in Erfurt vor. Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 99a u. b, Kop. (Überschrift: In der fasten Ao. 1512 umb judica [28.3.12]. Artikel ksl. Mt., durch die erwirdigen, hochgelarten und achtbarn H. Ulrich von Schechingen, dumher, und Dr. Johann Engellender, canzler, furgetragen).
1
 Gemeint ist der Tod der deutschen Hauptleute in der Schlacht bei Ravenna am 11. April 1512. Vgl. Nr. 821.
1
 Vgl. die Nachrichten vom 22/.23. April 1512 über die Schlacht bei Ravenna, Nr. 821.
1
 Daß ein entsprechendes Ladeschreiben auch an die Stadt Erfurt erging, ergibt sich aus Nr. 1094.
1
 Das undatierte und nicht unterzeichnete Schreiben dürfte nicht lange vor der Suspension der ksl. Mandate zum Erfurter Streitfall vom 12. Mai (Nr. 1089) entstanden sein. Als Verfasser kommt in erster Linie der bewährte Kontaktmann Kf. Friedrichs am ksl. Hof, Johann Renner, eventuell auch Georg Kirchmüller in Frage.
1
 Anspielung auf die durch EB Uriel von Mainz erwirkte ksl. Ladung der vier Parteien im Erfurter Streitfall auf den Reichstag, Nr. 1084.
2
 Das entsprechende Stück liegt nicht vor, doch geht es darin offenkundig um die Situation in Italien und den am 6. April in Rom zustande gekommenen Waffenstillstand zwischen Ks. Maximilian und Venedig, Nr. 816.
1
 Gleichfalls am 31. Mai 1512 bat Erfurt in ganz ähnlicher Weise auch Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen um Geleit für die Gesandten. Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 4044, fol. 1, Orig. Perg. m. S.; Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 27b, Konz. Mit Schreiben vom 1. Juni 1512 (dinstags in pfingstheiligen tagen) gewährte Gf. Wilhelm das Geleit. Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 4044, fol. 2a, Konz. – Am 1. Juni 1512 (dinstag in der hl. pfingstfeyr) fragten die Räte Kf. Friedrichs und Hg. Johanns von Sachsen von Weimar aus bei Erfurt an, wann dessen Gesandtschaft aufbrechen werde und an welchen Orten des kursächsischen Territoriums sie das Geleit zu gebrauchen gedenke. Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 117b-118a, Kop. (Adresse: An die, so sich Bm. und rat zu Erfurt nennen). Darauf antwortete Erfurt am 3. Juni 1512 (dornstags nach pentecosten), es habe auch andere Ff. und Hh. um Geleit gebeten, warte aber noch auf Antwort, so daß es derzeit den Reiseweg seiner Gesandtschaft noch nicht angeben könne. Diese werde aber 20-30 Berittene umfassen. Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 233, Orig. Perg. m. S. – Die Räte des ebenfalls um Geleit ersuchten Hg. Georg von Sachsen antworteten am 1. Juni 1512 (dinstags in hl. pfingstfeyern) aus Naumburg, wenn Erfurt den Tag des Aufbruchs und den Reiseweg seiner Gesandtschaft benenne, werde es eine gebührende Antwort erhalten. Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 119a, Kop. – Das hessische Regiment erklärte auf das Geleitersuchen mit Schreiben aus Marburg vom 4. Juni 1512 (freitag nach dem hl. pfingsttage), da es derzeit nur in kleiner Besetzung beieinander sei, könne es keine Antwort geben. Erfurt solle in 14 Tagen nochmals anfragen. Ebd., fol. 119b, Kop. Dies teilte Erfurt EB Uriel von Mainz am 8. Juni 1512 (dinstags nach trinitatis) mit, stellte dabei aber fest, durch diese Antwort würden die Gesandten an der Abreise gehindert. Es habe zwar einen neuerlichen Geleitantrag gestellt, auf den es baldige Antwort erwarte, doch gegebenenfalls müßten die Gesandten Umwege machen, um an ihr Ziel zu gelangen. Für den Fall, daß dadurch der im Ladungsschreiben (Nr. 1084) genannte Termin überschritten werde, möge EB Uriel Erfurt beim Ks. entschuldigen. Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c vol. 2, fol. 28a u. b, Konz.
1
 In einem gleichfalls am 5. Juni 1512 (sonnabends in der hl. pfingstwochen) ausgestellten Kredenzschreiben teilte Erfurt Ks. Maximilian mit, es habe gemäß seiner Aufforderung, zur Verhandlung der Differenzen mit Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen sowie den ausgetretenen Erfurter Bürgern Anwälte zu ihm und den Reichsständen zu schicken, die anwesenden Ratsmitglieder entsandt. Der Ks. möge diesen Glauben schenken und Erfurt vor allen durch die Gesandten geschilderten Beschwerungen und Gewalttätigkeiten schützen. Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 119b-120a, Kop. – Ein weiteres, auf dieselben Personen wie in der Vollmacht lautendes Kredenzschreiben ging, ebenfalls am 5. Juni 1512, an EB Uriel von Mainz. Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c vol. 2, fol. 27b-28a, Konz.; Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III Nr. 7a, fol. 116a u. b, Kop.
1
 Am 11. Juni 1512 (freitags nach corporis Christi) bat Erfurt Gf. Günther von Schwarzburg, den am 12. Juni (morgen sonnabents) durch Arnstadt kommenden Erfurter Gesandten Geleit zu geben. Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c vol. 2, fol. 29a, Konz. – Einträge im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum Feria quinta post Viti [17.6.12]: Als etliche personen von Erfurt umb geleide bitten und hie sin und sagen, wie sie von ksl. Mt. geheischen worden syen, inen geleide geben und usscheiden die frembden. – Den geschickten frunden von Erfurt, so zu der ksl. Mt. zu ryten willens sin, von rate wegen den wyne schenken, wie gewonlich ist (folgt der Vermerk von anderer Hand: Non venerunt). – Rechenmeister sollen gütlich mit den ratsfrunden von Erfurt der 250 fl. geliehens geltis, so die von Erfurt dem rat dieser stat Frankfurt schuldig sein, reden und umb bezalunge zu tun manen. – Desglichen der rentener halber, den sie schuldig syen, sich unclaghaftig machen und gutlichen vertragen wulten. Frankfurt, IfStG, Bürgermeisterbücher 1512, fol. 17b-18a.
1
 Im Schreiben vom 5. Juli 1512 an seine in Köln befindlichen Räte (Nr. 1106) gab der Ks. dem Wunsch EB Uriels nach Einsetzung Gf. Sigmunds zum Haag als Richter im Erfurter Streitfall statt.
a
–a A von anderer Hand korrigiert aus: ir ftl. Gn.; B ir ftl. Gn.
b
 A von anderer Hand hinzugefügt.
c
–c A von anderer Hand korrigiert aus: des EB unzimlich bitt nit statt geben, besonder ob er.
d
–d A von anderer Hand hinzugefügt, B fehlt.
1
 Zu den Verhandlungen in der Erfurter Streitsache auf dem Reichstag in Trier und Köln vgl. Burkhardt, Das tolle Jahr, S. 396-399; Mehl, Mainzer Erzbischofswahl, S. 54-56; Faulde, Uriel von Gemmingen, S. 71-73.
1
 Die Klagen Erfurts dürften in etwa zur selben Zeit wie die am 16. Juli vorgelegten Beschwerden EB Uriels von Mainz gegen die sächsischen Hgg. (Nr. 1109) verfaßt worden sein.
1
 An diesem Tag wurde die ausführliche Fassung dieser Klagen durch den Kurmainzer Kanzler Dr. Engellender vorgelegt. Vgl. Nr. 1110 [2.].
a
 Dazu am Rand: Ist gewest altera Johannis baptiste [25.6.12].
1
 Die ausführliche Fassung dieser Klagschrift findet sich in Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 79a-93a, Kop. (kollationiert und beglaubigt durch Christoph Hofmann), eine Zusammenfassung ist wiedergegeben unter Nr. 1109.
b
 Dazu am Rand: Petitio nostra.
c
–c Korrigiert aus: darzu sie keins gewalts bedorfen. Geschee aber ander furtrag, were der richter schuldig, nichtigkeit zu meiden.
2
 Diese Ergänzung ergibt sich aus dem folgenden Absatz.
d
–d Korrigiert aus: die termein aller ladung, das ist gein Hg. Fridrichen, Hg. Hansen, Hg. Georien und Hg. Heinrichen, das dieselben.
e
–e Auch in Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 348a, Kop. und Dresden, HStA, GR, Loc. 9847/8, fol. 62a u. b, Kop. (Beilage zu Nr. 1630; Vermerk fol. 62b: Copy, wie die rete von Collen geschriben, einkomen gein Torgau sontags Thymotei Ao. etc. 12 [22.8.12] in der erfurtischen sache; darunter: Registrata). Im Weimarer Exemplar sind am Rand, im Dresdner Exemplar am Ende des Stückes folgende mit der Erfurter Streitsache befaßte Kommissare genannt: Richter: Gf. Sigmund vom Hag; ksl. Mt. rete: H. Ernst von Welden, Dr. Reychenbach; der stende rete: Colnisch canzler [Dr. Degenhard Witte], trierisch canzler [Dr. Heinrich Dungin], pfalzgfl. canzler [Dr. Florenz von Venningen], H. Eytelwolf vom Steyn, Regnitzer [= wohl Weigand von Redwitz], tumherr zu Bamberg, H. Peter von Aufseß, Flershaymer [= Philipp von Flersheim], tumherr zu Speyr, H. Bernhard Adelman, dumherr zu Eychstet, vicarius von Costenz [Dr. Vergenhans], Dr. Blieninger [= Dietrich von Plieningen], Dr. Wolf von Thurn, Gf. Bernhart von Solms.
f
–f Unter der Überschrift Actum freytags nach assumptionis Marie [20.8.12] auch in Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 304a, Kop.; Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 177a-178a, Kop.
g
–g Unter der Überschrift: Also hat das rufen gelautet auch in Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 304b, Kop.; Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 178a, Kop.
h
–h Korrigiert aus: Es ist nehist copei der ubergeben libel erkant. Demnach legen sie an irer statt und in anwalts namen ire notturft gezwyfacht in und bitten, wie darin usgedruckt ist.
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 Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 129a-131a, Kop. (Vermerk fol. 131b: Replica Menz contra Sachsen und die ausgetriben burger von Erfurt).
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  Ebd., fol. 144a-145b, Kop. (Vermerk auf dem Deckblatt fol. 140a: Triplica).
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 Dazu am Rand, gestrichen: Der Ks. hat uf montag [6.9.12] die handlung verhindert.
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  Ebd., fol. 152a-154b, Konz.
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 Gemeint ist der am 12. Februar 1512 ausgestellte, jedoch nicht publizierte Achtbrief gegen Erfurt.
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 Mit diesem Mandat im Zusammenhang steht wohl ein weiteres an alle Reichsstände, ausgestellt in Köln am 1. August 1512. Ks. Maximilian erklärt darin, obwohl gemäß der Goldenen Bulle, der ksl. Reformation und dem Reichslandfrieden jegliche Gewaltanwendung, Fehde und feindselige Handlung sowie die Unterstützung entsprechender Täter untersagt sei, so werde doch dem Vernehmen nach der Stadt Mühlhausen in Thüringen mutwillig vehd und veintschaft zugeschriben. Die Täter erhielten in den Hoheitsbereichen der Empfänger dieses Mandats Hilfe. Da es ihm als Ks. obliege, dergleichen frevelhafte Handlungen zu verhüten, gebiete er unter Androhung schwerer Ungnade und der in den genannten Reichsgesetzen vorgesehenen Strafen, den Feinden Mühlhausens und ihren Helfern, Anhängern und Verwandten keinerlei Unterstützung mehr zu gewähren, Mühlhausen die Nacheile zu gestatten, Beistand gegen die Täter zu leisten, gegen diese Recht ergehen zu lassen und alles zu tun, was sich gemäß dem Landfrieden zu tun gebühre. Innsbruck, TLA, Maximiliana VII 24, fol. 88a-89a, Konz.
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 B folgt folgt am Rand hinzugefügt: Wir achten aber bei uns, daz ksl. Mt. des von Cleve halb anzeige tut, als solt ir Mt. bey ime nit antwort haben erlangen mogen. Derhalb wir verhoffen sein, weyl ir Mt. solchen verzog nit dulden mag, ire Mt. werd sich wider uns, ab wir nit alweg tun, was Menz und Erfurt unbillich bei uns suchen und wir nit willigen, auch nit bewegen lassen, weyl wir doch bisher, sovil moglich, ksl. Mt. begern in diser sachen verfolgt haben.
a
–a A fehlt.
b
–b B am Rand hinzugefügt.
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 B am Rand neben diesem Absatz: Uf zweifel.
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 Frankfurt antwortete hierauf mit Schreiben vom 9. September 1512 (dornstags nach nativitatis Marie), die Erfurter Gesandten könnten sicher selbst ermessen, daß es sich nicht in der Lage sehe, ihnen Geleit oder die gewünschte Zusicherung zu geben. Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 340, o. Fol., Konz.
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 Hier ist offenkundig nochmals die Erfurter Streitsache und nicht der unmittelbar zuvor angesprochene Jülicher Erbstreit gemeint.