Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vorteile einer gütlichen Verständigung im Erfurter Streitfall gegenüber einer kriegerischen Lösung; [2.] Aussicht auf baldige Entscheidungen im Streit um den hessischen Weinzoll und im Konflikt um Landgf. Wilhelm d. Ä. von Hessen; [3.] Die Würzburger Gesandten als beste Helfer in den kursächsischen Angelegenheiten; [4.] Fragwürdige Verzögerung des Jülicher Erbstreits durch den Ks.

[Köln], 30. Juli 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 280-282, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig; Vermerk: In seiner Gn. hant).

[1.] Gnst. Kf. und H., wie allenthalben die sachen alhie zu Collen sten, werden euer Gn. dorch H. Wolf von Wyßpach dorch sein schreyber an zweyfel nach notdorft bericht. Dan alhie ist noch nichts entlichs verfertiget ader besloßen, wiewol wir alle stunde hoffen, es soll beßer werden, wiewol euer kftl. Gn. wyssen, daß sich an dysem hof nichts zu rechter zeyt endet. Ich laß mich dunken, der Bf. von Menz were gern mit euern Gn. gericht [= versöhnt], und ich halts davor, woe euer Gn. noch gutlich handelung leyden mocht, es solt dahin gericht werden, daß der Bf. von der nauykeyt [= Neuerung] ab werde treten. Nue bedenk ich bey mir als ein unvorstendiger, daß sich die hendel nicht in die lenge leyden wolten. So kennen die Keyserysen die kunst, daß sey gern alle sach anhengen und kein fryde ader lybe zwyssen den Ff. were, damit sey ire lauft konten sagen. Nue stet der handel bey mir uf zwen wegen: uf dem kryge ader dorch gutlich mittel, dan ich habe nie gesehen, daß der großen Ff. sach und ein solch merglicher handel mit recht ausgefürt sey. Darumb gedenken euer Gn. der sach nach, dan ich befinde an allen orten, daß die schuldener, die den von Erfort ire gelt gelin haben, nicht lenger aufhalten werden ader auch das zu tun vermogelich sein. Werden nue die von Erfort angryfen, die dorf verterbt, so sein sey eweglichen vertorben. So werden sey es darauf setzen, daß ein kryg daraus west, daraus ein merglich aufrure im Reich entsthen mocht. Dan euer Gn. konen aus hoem verstande bedenken, so solchs beschycht, daß sey angryffen, die dorf verbrant ader verterbt werden, so gryffen sey euer Gn. wyder an. Soll dan euer Gn. Erfort mit dem here belegern, das kan euer Gn. ich nymermeher raten, wie dan euern Gn. ich vor eym jare zu sehen gesagt habe. Soll dan euer Gn. den handel schleyfen laßen, so ist es euern Gn. ein ewiger schympf und vercleynung an irem pracht. Darumb gedenk ich bey mir, wan es dahin gericht konte werden, daß der Bf. die nauykeyt dorch ein teyding abtet und die fromen leut, die aus Erfort gedrungen sein, wyder zu dem iren komen mochten, were dem Bf. ein ewig verachtung, dan er hat die von Erfort vertrost, iren handel hinauszufuren. Darin blibe er gar stygken, und glaubt, daß darnach swerlich der Bf. ader sein nachkomen bey langen jaren umber ein bracht in Erfort erlangen werde.

[2.] Gemelter Bf. tut großen fleyß, meym gn. jungen H. [Landgf. Philipp von Hessen] zu schaden mit dem coll [= Weinzoll]. Hat Pfalz und Trire zu sich gezaugen, wiewol Trire in eygener person mir zugesagt, der sach forter mußyg zu gehen. So hat sich des Pfalzgf. kanzler [Dr. Florenz von Venningen], der izt von seines H. wegen alhie zu Kollen, dergleichen auch vernehemen laßen. Aber Menz und die wederausen [= Wetterauer] Gff. leyt die sach hart an. Ich hoff, in zweyen tagen wollen wire entlich wyssen haben, wie die sach mit dem alten H. [Landgf. Wilhelm d. Ä. von Hessen], auch mit dem coll hinaus woll gehen. Gut vertrostung habe ich beyder artigel vom Ks. selber, auch vom canzler [Zyprian von Serntein], der den gewalt am meysten izt under der hant alhie zu Kollen hat. Gott gebe, daß es wol gerat.

[3.] Die treulichsten forderungen, so euer Gn. ret und die regenten uf dysem tag bey den Ff. ader der Ff. botschaften gehapt haben, ist H. Peter von Aufsaß und H. Sygemunt von Tungen. Damit woll der almechtig Gott euer kftl. Gn. in irem regement langweryg und gesunt frysten und mich in gn. enpfelch haben. Meyn hant mit ganzer yl am freytag nach Jokobi 1512.

[4.] Zettel: Auch, gnst. Kf., wirt der handel bey ksl. Mt. mit der leynung Gulch und dem Berge imer aufgezogen. Und wiewol sich ksl. Mt. kegen H. Itelwolf vom Stein hat vernehemen laßen, als ob sein Mt. an dem Hg. von Clef dyser zeyt nicht gefallens habe, so sorge ich doch, daß es alles betrog sey, als des hofs gewonheyt.