Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Widerstand des Papstes gegen die Bemühungen des Ks. um einen Frieden mit Venedig und in der ganzen Christenheit als politische Ursache für das Aufeinandertreffen der beiden feindlichen Heere; [2.] Nachricht vom Sieg der frz. und ksl. gegen die päpstlichen und spanischen Truppen; [3.] Eintreffen weiterer Einzelheiten über den Schlachtverlauf, heldenhafter Einsatz der Deutschen, Namen ihrer gefallenen Hauptleute; [4.] Mutmaßungen über die weitere Entwicklung in Oberitalien; [5.] Nachricht über die Gesamtzahl der Gefallenen; [6.] Lob der Franzosen für die Tapferkeit der deutschen Truppen.

[Trier], 22./23. April 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 54a-57b, Orig. Pap.

[1.] Neu zeitungen: Nachdem nu etlich wochen her des Babsts und des Kg. von Arrogan volk an ainem und des Kg. von Frankreich volk mit dem teutschen zusatz am andern tail mit zwayen heeren albeg nit ferr von Bononia [= Bologna] gegeneinander gelegen sein, hat sich die ksl. Mt. seiner ksl. Mt. angeborner tugent nach, alzeit zwischen den parteyen zu verhueten merer vergiessens cristenlichs bluets, gar in manig weg treulichen gemuet, nit allain für sich selbs mit den Venedigern den frid anzunemen, sonder ainen gemainen frid in der ganzen cristenhait zu machen. Aber der Babst, der dann mitsambt dem Kg. von Arrogan wider iren aid, eer und pundnus albeg getracht und gehandelt, die ksl. Mt. mitsambt dem Kg. von Frankreich aus Italia genzlich zu vertreiben und unangesehen, das die ksl. Mt. sein Hlkt. zu vil maln vor belegerung, gefangnus und anderer widerwertikait und geferlichait seins leibs und lebens treulichen verhuett, auch jüngst die election oder erwelung des neuen Babsts und scismatumque advocatus ecclesie und als derjenig, der vil lieber die kirchen verwaren helfen, dann ein zerruttung setzen wolt, bisher aufgehalten und dem Babst sonst vil lieb und guets getan zusambt unbedacht der Franzosen vorigen victorien und triumphen in Italia, hat ksl. Mt. ye nit volgen noch nyndert ad racionabilia, als man sagt, geen wellen, sonder in seine ungegrundten furnemen also lang verhart, das baide eebemelte heer ye lenger ye merer zueinander geruckt.

[2.] Und sein ksl. Mt. an gestern, den 22. Aprilis, aine und heut im anfang des tags, den 23. tag Aprilis, die ander post zukumen, in sich haltend, das am hl. ostertag, das ist der 11. praesentis mensis, die yetzgemelten baide heer ungeferlich ain oder anderthalb stund vor mittags zwischen Favenz und Ravenna aneinander angegriffen, und sollen die Franzosen mitsambt den teutschen fuessknechten, der dann bey 8000 und vornem am spitz gewest, des Babsts volk erschlagen und bis in 15[000] oder 16 000 mannen und summarie dasselb heer bis auf das haubt ganz erlegt und also die gewunnen und das veld behalten haben. [...]

[3.] An heut, 23. Aprilis, ist ksl. Mt. abermals ain post aus Italia kumen der slacht halben, dise maynung anzaigend: [Folgen Einzelheiten über den Schlachtverlauf.] Und wo sich desmals die teutschen knecht hetten etwas lassen zertrennen, so were in demselben augenplick die ganz slacht entlich verlorn gewest. Aber sy sein wie die helden und als ain veste maur gestanden und zu stund an auf die Spaniolen nachgedruckt, denen dann auch der franzosisch geraisig zeug nachgefolgt ist und also das babstlich und spanisch heer, wiewol hertiglich, zertrennt und erlegt und das veld behalten. Und schreibt ainer der ksl. Mt. nyderlendisch secretari, maister Hanoldt genannt, der dann bey solcher slacht gewest ist, das zu baider seit nach seinem bedunken, also vil er gesehen hat, von 7[000] bis in die 8000 mannen auf der walstat bliben, ausserhalb der, so in der flucht, die dann darauf gefolgt hat, nydergelegen sein. Bayde heer haben in der slacht nit allain mit veldgeschutz, sonder auch mit etwovil grossen hauptstucken, die dann, als wol zu achten ist, hart gegeneinander angangen sein, zusamengeschossen. Dardurch und umb des willen, das die Spaniolen entgegen also hart gestanden und sich also manlichen gewert haben, sind gar vil treffenlicher und manhafter und vast die treffenlichisten und mannhaftsten, so hernach geschriben sein, zu baider seyt erschossen und erburgt worden, die dann gewondlichen in allen ritterlichen taten zum vordristen gestelt werden, dann es ist gar ain uberharter streit gewest, nemblich von Teutschen Jacob von Embs, der teutschen knecht haubtman, auch Jorg und Burkhart von Embs, seine gebrueder, Philip von Freyburg, Fabian Trutzschler und, als zu besorgen ist, etwovil ander Gff., Fhh., ritter und ander vom adl und sonst namhaftig personen von Teutschen, der nam ksl. Mt. noch nit wais, dann es sind vil mer Teutscher vom adl in diser slacht gewest dann sonst an keynem ort in dem ganzen venedischen krieg. [...]

[4.] Man achtet, das sich die stat Ravenna nach der slacht mit taiding an die Franzosen zu der kirchen und ains andern kunftigen Babsts handen ergeben und das die Franzosen on zweifl nu zumal ganz Romandiolam [= Romagna] eingenomen haben. Aber nach gelegenhait der sachen so versicht man sich noch nit, das die Franzosen gar bis gen Rom verruckt, und sey auch on zweifl, der Babst sey noch nit aus Rom geflohen aus ursachen, das sein Hlkt. der Franzosen practiken und tradiment zu Rom, als man sagt, zeitlich innen worden sey und sich on allen zweifel darnach gericht hab. Doch wart ksl. Mt. fur und fur mer particular und grundlicher underrichtung diser slacht halben. [...]

[5.] So ist ksl. Mt. am vorgenanten tag Aprilis zu der nacht abermals aus Italia durch Frankenreich ain post der slacht halben zukumen. Die vergleicht sich in vil dingen mit den vorigen posten, doch under anderm anzaigend, das gewislich in solcher slacht und nochmals in der flucht nit under 20 000 mannen umbkumen und nydergelegen sein sollen. [...]

[6.] Es schreiben die Franzosen ksl. Mt. selbst den teutschen knechten ain grossen lob und eer zue, nemlich mit disen worten: Wir loben Got von himel und danken den frumen Teutschen, dann sy haben uns auf disen tag die slacht behalten, mit mer guetem anzaigen.