Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Stuttgart HStA, A 262, Bd. 21, fol. 471r–475v (Ausf.); DV: Praes. den 15. tag Martij anno etc. 43. Zu seiner fstl. Gn. aigen handen.

Schilderung des Schriftwechsels zu Friede und Recht zwischen Kg. Ferdinand und den Protestanten zwischen 4. und 10. März 1543 (Nr. 158–163).

Und haben auf gestern, den 11. Martij, di kgl. Mt. uns zu ir Mt. zu komen ervordern lassen und uns ad partem, wie dann wir bericht den sachssischen und hessischen gesandten gleichsfalls auch beschehen sein soll, in beisein des H. von Granveld durch irer Mt. selbs mund furgehalten: Nachdem wir neben andern stenden diser religion irer kgl. Mt. gemueth und entlich bedencken schriftlich und auch mundtlich vermerckht und angehört und dann ir Mt. befunden, daß dise stend der augspurgischen confession auf hievoriger irer antworten etc. nochmals beharren theten und aber ir kgl. Mt. sambt den ksl. comissarien von der ksl. Mt. volkomenhait und irer Mt. selbs wegen gnedigist und guetlich verwilligt, daß di visitation und reformation des camergerichtz vermög der ksl. declaration und der reichsabschiede auf ain gewisse zeit one ferrer aufziehen beschehen und furgenomen, und auch mitlerweil gegen disen stenden nit allain di religion-, sonder auch alle prophansachen derendtz suspendirt werden sollte, wo nun in zeit der visitation bei ainer oder mer personen ermeltz camergerichts ainicher mangel befunden, das alsdann der- oder dieselbigen nit allain entsetzt und abgeschafft werden, besonder auch ir geburliche straff entpfahen sollten, dann one vorgeende visitation stiende es weder in der ksl. noch irer Mt. macht und gwalt nit, sie zu urlauben. Und ob gleichwoll ir Mt. solhs thon wollten, dess sie doch von der ksl. Mt. dhain bevelh, so wurden di andern stend dhainswegs hierein bewilligen.

So were auch des fridens halb in dem speirieschen reichsabschide gnugsamlich versehung beschehen, des sich dise stend billich ersettigen liessen. Zudem so wissen euer fstl. Gn. wol, das sie sich gegen der ksl. und ir kgl. Mtt. in argem oder unguttem nichtz zu befarn, sonder mer aller gnaden und frundtschaft zu versehen und zu getrösten, wie dann ir kgl. Mt., als dieselb vom reichstag zu Speir verritten, mit euern fstl. Gn. deß und anders halb sonderlich vertraulich handlung und rede gephlogen hetten. Derwegen wollten ir Mt. sich unzweiffenlich versehen, wir wurden von wegen euern fstl. Gn. neben andern reichsstenden in den haubtpuncten forzuschreitten und zu schliessen helfen unbeswert sein.

Darauf irer Mt. wir in aller underthenigkeit angezeigt, es hetten euer fstl. Gn. uns mit bevelh gnedigclich abgevertigt, neben andern stenden, der augspurgischen confession zugethon, bei irer kgl. Mt. und den ksl. comissarien umb ain bestendigen friden und ain gleichmessig recht in underthenigkeit zu bitten und anzuhalten. Warumb nun wir neben andern protestierenden stenden, rethen und pottschaften nit darfur achten noch halten könnten, das durch ir Mt., auch der ksl. comissarien vilvaltigen bis anher beschehen anzaigen solher beeder puncten halben diser protestierenden stende hohe und unvermeidliche notturft nach abgeholfen möchte werden, das alles wern ir kgl. Mt. und di ksl. comissarien hiebevor in den ubergebenen schriften gnedigist und gnugsamlich bericht und verstendigt, also das unnöttig, ir kgl. Mt. mit ferrer weitleuffiger und vertriesslichen erzelung zu bemuehen. Und wissen unserm entpfangnem und habenden bevelh – im fal, da dise beede puncten frid und rechtens nit anderst erledigt sollte werden – uns irer kgl. Mt. gnädigstem begern nach, wie dann hiebevor in namen gemeiner protestierenden stende irer kgl. Mt. und den comissarien auch angezeigt, nit einzulassen, da wir doch sonst in keinen zweiffel stellen, wo ain bestendiger frid und ain gleichmessig recht im Hl. Reich angericht und gepflantzt, euer fstl. Gn. wurden als ain gehorsamer furst des Reichs an allen treglichen und gleichmessigen dingen, so zu des Reichs nutzen und wolfart, auch zu widerstand unserm erbvheindt, dem Turcken, gereichen möcht, an ir nichtz mangel noch erwinden lassen.

Darauf di kgl. Mt. uns widerumb geantwort, es were diser beeder puncten halben uns und allen protestierenden stenden von irer kgl. Mt. und den ksl. comissarien dermassen gnädigste und gnugsame antwort und resolution widerfarn, das ir Mt. und di ksl. comissarien billich nit lenger aufgehalten, sonder auß fursteehender hochster und grösster not der gantzen cristenheit in den proponirten puncten one ferrer wegerung furgeschritten solte werden, mit gnedigstem begern, das wir, di gesandten, doch solhes alles zum getreulichisten an euer fstl. Gn. gelangen wölten lassen. [...].

Es sein auch kurtzverschiner tagen von dem Lgf. zu Hessen Gf. Ludwigs von Otingen des jungern einnembung halb in dise cristliche verain disen stenden weitter verzeichnus und bericht zukomen, davon euern fstl. Gn. wir hiemit copei ubersenden.

Und nachdem Hg. Mauritzen zu Sachssen reth und gesandten sich alhie von disen ainungsverwandten stenden enteussern, welhes dann an den Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen durch ire reth und potschaften gelangt, hierauf wurdet bei hochgemelten chur- und fursten fur ratsam und gut angesehen, das von disen ainungsverwandten stenden rathen von hie aus ain stattliche schickung zu Hg. Mauritzen beschehen, di auch mit ainer instruction verfasst sein sollten, hochgedacht Hg. Mauritzen zum fueglichsten zu berichten und zu erinnern, welher gestalt irer fstl. Gn. herr vatter hochloblicher gedechtnus in dise cristenliche verstendtnus sich eingelassen etc. Wes nun von wegen euern fstl. Gn. wir uns hierin halten sollen, im faal da zu solher schickung unserainer verordent werden wellte, das haben euer fstl. Gn. uns auch genedigclich zu berichten. [...].