Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Duisburg LVA NRW R, Jülich-Berg II 2277, fol. 64r–68r (Ausf.).

B Duisburg LVA NRW R, Jülich-Berg II 2277, fol. 57r–62v (Konz.); DV: Wie dem probsten Vlatten und hoffmeister Hosteden geschrieben von dato 3. Maij.

Regest: G. Below, Landtagsakten von Jülich-Berg, Bd. 1, Nr. 131, S. 468f.

Es kan sich unser gnediger her nit verwonderen, was sich zugedrogen mach haven oder wes uch furkhomen oder zu der schrift vom dato den 23. Aprilis bewegt und zu dem furslain der sequestration [Nr. 229]. Und vermeynt syne fstl. Gn., das uch villicht vill ander angetzeigt und furhkomen syn moess, dan da syne fstl. Gn. wissens van haven. Und ist syne fstl. Gn. nit wenich beswert und besorgt, das es syner fstl. Gn. in Franckrych mit ankompst syner fstl. Gn. heyßfrauwen2 grossen nachteil und im Rych und sunst uffsprach gebieren wurd [= Unruhe hervorrufen], in sonderheit, so die sachen in Franckrych woll stain und syne fstl. Gn. entlich vertrostet syner Gn. heyßfrauwen ankompst, und ist ouch avermals gelt doher geschickt worden und wyders zugesagt. Sult nu syne fstl. Gn. sulchs alles verwerfen, die stede und flecken overgeven oder sequestrieren, das doch syne fstl. Gn. fur der slacht [von Sittard], und doe die sachen anders und vill beswerlicher stonden, nit bewillicht und geyns bestendigen friddens versichert syn, finden wir, das syne fstl. Gn. darzu nit geneigt und besorgt, das es alleyn by syner Gn. gegendeyl gesoicht sy, das syne fstl. Gn. by Franckrych in verdacht gefoirt und da verlassen und dannoch van inen nit versichert werd. Doch begert syne fstl. Gn. und wir alle nit anders dan eynen ehrlichen, bestendigen fridden, alleyn ist die sorg, das man bedroegen oder verfurdelt werden mocht. Und ist darumb sovill zu beswerlicher die vestungen Arberg, Sittart und Heynsberg zue ubergeven oder sequestrieren zu lassen, dwyl im lande Guylch geyne anderen syn. Und hette also syne fstl. Gn. geyne vestung, daruß syne Gn. nit alleyn das lant von Guylch, sonder ouch das Overfirdell [= Oberviertel], derglychen Cleff und Berg beschudden [= beschützen] konte, wan die vyanden [= Feinde] mit eyner macht queemen. Und begert darumb syne fstl. Gn. genediglich, das ir die gelegenheit bedencken und uch nit wyder inlassen, dan syner fstl. Gn. und derselvigen landen ehrlich und doinlich und mit syner fstl. Gn. furwissen. Dan wa ir ichtwas bewilligen oder annemen wurden, des syne fstl. Gn. nit konte folgen, so wurd es syner fstl. Gn. grossen unglympf im Rych, wederwerdicheit [= Widerwärtigkeit, Streitigkeiten] bynnenlantz und nachteil in Franckrych gebieren.

Der Lgf. von Hessen übersandte dem Herzog Vorschläge zur Beilegung des Geldernkonflikts (Nr. 218), zu denen der Kf. von Sachsen sicher Stellung beziehen wird. Hg. Wilhelm versteht nicht, warum die Reichsstände auf sein Schreiben vom 8. April (Nr. 227) bisher noch nicht geantwortet haben; auch habe er noch keine Antwort der Räte auf seinen Brief vom 17. April erhalten. Verwunderung des Herzogs, warum die Räte mit Ausnahme der Geldernfrage über keine anderen Verhandlungen des Reichstags Bericht erstatten.

Schilderung der Räte Hg. Wilhelms über den weiteren Verlauf der militärischen Auseinandersetzung mit den burgundischen Streitkräften.

Anmerkungen

1
Hg. Wilhelm und seine Räte in Roermond waren am 3. Mai 1543 noch nicht vom Ende des RT am 23. April und vom Abschluss des Waffenstillstands zwischen Nicolas de Granvelle und den jülichschen Räten am 28. April unterrichtet.
2
Jeanne d’Albret.