Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2276, fol. 641r–648r, fol. 654r–658v (Kop.).

Regest: G. Below, Landtagsakten von Jülich-Berg, Bd. 1, Nr. 129, S. 466f.

Am 21. Aprilis nachmittag hat der verordente ußschuß nachfolgende meynung uns, den guyligischen gesandten, anzeigen lassen: Es hette der ußschuß by der röm. kgl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, auch dem ksl. oratoren, allen muglichen fleiß furgewendt, das die beschwerliche kriegsubung zwischen dem hauß Burgundien und unserm gnedigen herrn entweder durch eynen bestendigen friden oder zum wenigsten eynen eherlichen anstandt uffgehaben und abgeschafft werden mochte.

Und dieweil nun die vorige furgehaltene mittel abgeschlagen worden, hette der ußschus, damit alle irrige sachen, so sich zwischen gemelten beiden theilen erhelten, entlich mochten hingelegt und vertragen werden, uff das mittel des afterlehens [Nr. 225] sich bedacht und dasselbig der kgl. Mt. und ksl. oratoren mit allerley beweglichen ursachen angetzeigt, in hoffnung, es solte dasselbig durch die röm. kgl. Mt. und ksl. commissarien angenommen und dardurch ein bestendiger fride erthedingt sein worden.

Nun hette aber die kgl. Mt. sich daruff gnedigst vernemen lassen, das ir Mt. ghern sehen wolte, das berurte sachen gutlich hingelegt werden mochten. Es besorgte aber ir Mt., das durch bemelte furgeschlagne mittel der begerter fridt nit solte zu erhalten sein, sonderlich in anseheung das dasselbig mittel in aller massen wie itzo beschehen, allein usserhalb des reittersdienst1, hiebevor von wegen unsers gnedigen herrn furgeschlagen und aber durch die ksl. Mt. kheinswegs hette wollen bewilligt werden [Nr. 226]. Es wolte doch ir kgl. Mt. nit widderachten [= dagegen sein], das nochmals mit dem ksl. oratorn daruff gehandelt wurde.

Daruff hette der ußschuß sich zu obegemeltem ksl. oratorn gefuegt und berurte mittel [Nr. 228] ime uff das beweglichst furgehalten, aber nichts bei ime erhalten khunnen, dan er hette stracks uff seiner voriger antwort beharret [Nr. 226]: Rückgabe von Geldern und Zutphen an den Kaiser und danach Verhandlungen über die Schäden, die beide Seiten erstattet bekommen.

Dweil nun der ußschuß nach allem furgewandten fleiß befunden, das berurt mittel durch den ksl. oratorn nit hat wellen angenomen werden, auch bei ime nit sovill erhalten kunnen, das er in eynen anstandt byß zu der ksl. Mt. ankhunft in das Hl. Reich (des man teglichs gewertig) willigen wollte, damit dan derwegen die gutliche underhandlung nit gantz zerschlagen, dan dieser hochbeschwerliche krieg in ander geburliche wege uffgehaben werden mochte, hett der ußschuß noch uff nachfolgende mittel sich bedacht:

Nemlich dweil uß vorerzelter ursachen in abwesen der ksl. Mt. nit muglich, eynen entlichen, bestendigen friden zwischen beiden theylen zu erthedingen, das demnach die sachen zu eynem eherlichem, bestendigem anstandt gebracht werden mochten, dieser gestalt das die zeit, bynnen welcher die gutliche handlung furgenommen und geendiget werden solte, itzo ernent, und wes also in der freundtschaft entlich vertragen oder, im fall so die gutlicheit entstunde, mit geburlichem rechten erkent, das demselbigen wirklich gelebt und nachkomen würde. Und damit der ksl. orator bewegt werden mochte, durch solich mittel in den anstandt zu willigen, so hette der ußschuß bedacht, das solichs durch kheinen andern weg besser zu erhalten sein khundte, dan das die stat Sittart2 in der burgundisschen handen alßbald byß zu gutlicher oder rechtlicher ußtragh der sachen gestelt wurde.

Wo nun solich mittel durch uns angenommen, so wolte der ußschus daruff mit dem ksl. oratoren uff das allerfleissigest handlen, das es auch durch inen bewilliget werde. Wo wir aber dasselbig nit annemen wolten, das doch der ußschuß sich nit versehe, wo alßdan wir bei uns eyniche mittel, dardurch diese sachen entweder entlich vertragen oder in eynen bestendigen anstandt gebracht werden mochten, bedacht oder noch bedencken khondten, das wir dieselbigen ime, dem ußschuß, vertreulich antzeigen wolten, an irem fleiß, was zu geburlicher hinlegung dienen mochte, nichts erwinden lassen etc.

[1543 April 22] Uff solichen des ußschuß beschehenem furtrag haben wir (nachdem die sachen hochwichtig und eynen statlichen bedacht zu haben erfordert) unser bedencken genomen bys des andern tags. Und nach gehabter underredung und fleissiger erwegung der sachen und aller umbstende haben wir den 22. dieses itzigen monats vormittag nachfolgender antwort mit furwissen der freunde3, so hochgedachtem unserm gnedigen herrn bewust, uns entschlossen und dem ußschuß muntlich angetzeigt:

Erstlich haben wir dem ußschuß des furgewendten fleiß, muhe und arbeits geburliche dancksagung gethan, mit erpietung etc. Sovill aber das erste furgeschlagen mittel berurt, haben wir uns vernemen lassen, das wiewoll von unnöten were, uff solich mittel unser bedencken dem ußschuß anzuzeigen, in betrachtung, das dasselbig von dem ksl. oratorn stracks abgeschlagen were worden, jedoch dweil obbestimpt mittel numehr ungetzweyvelt an die burgundissche gesandten gelangt und dahin mocht gedeutet werden, als were es algereidts in allen seinen puncten durch uns bewilligt und eingereumpt und die burgundisschen irem gebrauch nach solichs unserm gnedigen fursten und herrn zu nachteil ußzubreiten nit underlassen wurden, damit dan solichs furkhomen und der ußschuß auch vernemen mochte, das obberurt mittel, wen[n] es gleich bei dem ksl. oratorn hette erhalten werden mogen, das es doch dermassen geschaffen, das es nit allein unserm gnedigen fursten und herrn und irer fstl. Gn. underthanen zu hochster beschwernuß, sonder auch dem Hl. Reich zu nit geringem nachteil in khunftiger zeit reichen wurde. Demnach wolten wir gebetten haben, unser bedencken daruff gnediglich und gunstiglich anzuhoren4.

Und anfenglich, sovill den artickel des fußfalls berurt, khundten wir bei uns nit ermessen, wardurch unser gnediger herr denselben zu thun solt verschult haben, dan obwoll unser gnediger herr ir ererbt furstenthumb Gelderen und graffschaft Zutphen der ksl. Mt. uff ir beschehen requisition on furgehende geburliche erkentnus zuzustellen sich byßher gewiddert, so hette doch dardurch unser gnediger herr nit verursacht, das die ksl. Mt. gegen ir fstl. Gn. mit ungnaden sich solt haben bewegen lassen, sonderlich in ansehung, das unser gnediger her berurt furstenthumb und graffschaft mitnichten mit der that occupirt, sonder als der rechter, naturlicher und eyniger angeborner erb- und landtfurst in craft wol erwünnens rechtens und daruff gefolgten bestendigen vertrags die wirckliche possession itzberurter furstenthumb und graffschaft durch bestendige wege des rechtens an sich erlangt und nichtsdestoweniger sich fur und fur, diese sachen zu gutlichem oder rechtlichem erkentnus zu stellen, erbotten. Solt nun unser gnediger her dieser sach halb, dainne sein fstl. Gn. nit anders, dan wes dem gemeynen, beschrieben rechten und aller billigkeit gemeß, furgenomen und erboten, den fußfall thun, wer jhe irer fstl. Gn. am hochsten beschwerlich.

Dergleichen, wo berurter fußfall der vermeinter ursach halben geschehen soll, das Martin von Roßheims verschiener zeit der ksl. Mt. nider erblande uberzogen und beschediget hette, solichs khundt auch on verletzung irer fstl. Gn. eheren nit beschehen, dann es hette der ußschuß us irer fstl. Gn. ubergebner verantwortung und andern muntlichen und schriftlichen gethanem bericht [Nr. 204] gnugsam vernomen, das ir fstl. Gn. desjhenigen, wes irer fstl. Gn. berurtes uberzugs halber durch die burgundisschen unverschulter sach ufferlegt, solichs mitnichten gestendig gewest, sonder das gegenspill antzeigt, das ir fstl. Gn. obbemeltes uberzugs khein wissens gehabt, vil weniger eyniche hilf, rath, bystandt, furschub oder bewilligung gethan, wie sich dan auch mit der warheit nit anders befinden soll.

Wo nun unser gnediger herr gedachtes Mertens von Roßheims verhandlung halber den fußfall thun solte, so mocht es dahin gedeutet werden, das dardurch soliche geubte handlung, so furhin durch ir fstl. Gn. verneint, stilschweigend bekant wurde und das ir fstl. Gn. der unwarhaftiger [= Unwahrhaftigkeit] der burgundisschen bezichtigungen sich selbst uberzeugt hetten, das dan zu verletzung irer fstl. Gn. eheren reichen wurde und darumb derselbig nit thunlich.

Doch wie dem allem, wo die gemeyne des Hl. Reichs stende bedacht, das dardurch ein bestendiger, eherlicher frid zu erlangen were, das die ksl. Mt. underthenigist gebetten wurde, alle ungnade, so ir Mt. gegen unsern gnedigen herrn gefast haben mochte, gnedigst fallen zu lassen, wolten wir uns gentzlich versehen, es wurd unser gnediger herr als ein fridliebender furst sich dainnen dermassen ertzeigen, das die stende desselbigen ein gut gefallens tragen wurden.

Sovill aber den andern puncten berurtes mittels belangt, das unser gnediger herr von allen verbundtnussen, so ir fstl. Gn. mit dem Kg. von Franckreich uffgericht haben mocht, abstehen solt, hette der ußschuß gleichsfals uß unsers gnedigen herrn ubergebner verantwortung vernommen, das ir fstl. Gn. weder mit dem Kg. von Franckreich noch sunst jemants uff der welt eynich verbuntnuß zu nachteil der ksl. Mt. oder des Hl. Reichs uffgericht hette.

Das aber unser gnediger herr das furstenthumb Geldern und graffschaft Zutphen von ksl. Mt. als Hg. in Brabant zu afterlehen entfangen solte, wolten wir dem ußschuß zu bedencken geben, ob nit soliche empfangknus, wo sie inmassen wie obstehet beschehen soll, nit allein unserm gnedigen fursten und herrn und irer fstl. Gn. erben und nachkomen zu hochster beschwernuß, dan auch dem Hl. Reich zu grossem nachteil reichen wurde. Dan es were jhe offentlich am tage und unleuchbar, das unsers gnedigen hern furfarn, Hgg. zu Geldern und Gff. zu Zutphen hochloblicher gedechtnus, berurte furstenthumb und graffschaft immediate von eynem röm. keyser und dem Hl. Reich zu lehen entfangen und empfengklich herbracht. Wo aber nun unser gnediger her obbestimpte furstenthumb und graffschaft zu afterlehen von dem hauß Brabant empfangen solte, so wurde dardurch nit allein die natur des lehens verendert, dan auch unser gnediger herr und irer fstl. Gn. erben und nachkomen in weithere verstrickung dan ir furfettere [= Vorfahren] gewesen, iren uberalten privilegien und freiheiten zuwidder, gefurt, zu irem grossem nachtheil und schaden.

Doch wo durch das mittel des[to] bestendiger frid zu erlangen gewest und durch die gemeyne stende gepurliche furseheung dainne geschege, also das berurte empfengknus zum afterlehen dem rechten gemeß und unserm gnedigen herrn unverweißlich were, wolten wir uns daruff von wegen irer fstl. Gn. aller gebur haben vernemen lassen.

Belangend die erbeynigung, wolten wir dem ußschuß nit verhalten, das unsers gnedigen herrn furfaren hochloblicher gedechtnus fur [= immerfort] und sein fstl. Gn. nach [= noch] sich alzeit byß anher gegen das hauß von Burgundien freundtlich, nachberlich und fridsamlich ertzeigt hetten, wie dan auch unser gnediger herr hinfurter zu thun gneigt wer, soferr ir fstl. Gn. bei gebur und recht gehandthapt und aller gewaltiger handlung mocht uberhaben pleiben.

Aber sovill berurt den artickel des reuterdinst, hette der ußschuß selbst zu erachten, das, wo unser gnediger her denselbigen inmassen wie gesetzt der ksl. Mt. leisten solte, das alßdan ir fstl. Gn. uber ir vermogen und der billigkeit beschwert würde. Dann dweil ir fstl. Gn. und derselbigen underthanen durch die burgundisschen uberzogen, in unwidderbringlichen schaden gefurt und die underthanen durch diese langwirige kriegsubung, dainnen ir fstl. Gn. noch stehen, gantz erschepft, solte dan ir fstl. Gn. uber das fur eynicher beschehener restitution und geburlicher erstattung des erlittenen schadens der ksl. Mt. solichen reuterdinst gegen allermenniglich uff ir eygen kosten leisten, were jhe irer fstl. Gn. gantz untreglich.

Sovill aber die compensierung und vergleichung der zu beiden theilen zugefugten schaden thut beruren, hette der ußschuß zu ermessen, das es jhe der naturlicher billigkeit zuwidder were, das dieselbigen durch unsern gnedigen fursten und herrn solten bewilligt werden. Dan das die burgundisschen unsern gnedigen herrn mit hereskraft uberzogen und in unwidderbringlichen schaden gefurt, wer offentlich am tage, aber hinwiderumb der schade, so den burgundisschen durch Martin von Roßheims verhandlung zugefuegt, were on wissen, willen und gefallen hochgedachtes unsers gnedigen herrn geschehen. Darumb jhe unbillich wer, das in diesem fall compensatio liquidi ad illiquidum geschehen soll.

Und wiewoll nun diesem allem wie oben angetzeigt, jedoch, wo berurt mittel durch den ksl. oratorn wer angenommen und die angehengkte pacta durch den ußschuß dem rechten und pilligkeit gemeeß weren moderirt und restringirt, solte der mangel an unser seiten nit sein befunden worden.

Zum andern, dweil der ußschuß erwegen, das in abwesen der ksl. Mt. dieser zeit nit wol muglich, eynen bestendigen frid zu erthedingen und darumb uff das mittel eyns anstandts, dardurch die kriegsubung alßbald uffgehaben werden mochte, sich bedacht hette, weren wir in tröstlicher hoffnung gewesen, es solte dißmal durch die stende des Reichs alhie ein bestendiger frid getroffen worden sein, sonderlich dweil die ksl. Mt. gemelten iren oratorn zu diser reichsversamblung abgefertigt hette, und darumb es gentzlich darfur gehalten, das er amplum mandatum und volligen gewalt gehabt, in diesen sachen von wegen der ksl. Mt. zu handlen und entlich zu schliessen.

Dweil wir aber itzo vernemen, das der bestendiger frid nit wol soll hie mogen erthedingt werden, so wisten wir auch bei uns kheinen besseren weg, dardurch der krieg uffgehaben werden mochte, dan eben denjhenigen, so durch den ußschuß furgeschlagen, zu bedencken: Nemlich, das die sachen in eynen bestendigen anstandt gebracht werden mochten. Und liessen uns darumb woll gefallen, das die zeit, wan die gutliche handlung furgenomen und geendiget werden soll, ernent wurde, und das man sich auch itzo der personen, so sich der gutlicher underhandlung undernemen solten, vergleichen [!] hette, mit der erbietung, wes durch die bewilligte herrn underhendler vertragen oder, im fall die gutlicheit entstehen, mit geburlichem rechten erkant würde, das unser gnediger her demselben geleben und wircklich nachkomen solte.

Soviell aber den anhangk wer beruren, das die stat Sittart5 neben Heynßberg in handt der burgundisschen bys zu gutlichem oder rechtlichem ußtrag der sachen soll gestelt werden, befinden wir, das unser gnediger herr soliche zustellung mit kheinem fuegen thun khundte, uß villen hoch treffenlichen und beweglichen ursachen.

Und erstlich, es wer unleuchbar, das die stat Sittart nyemants anders dan unserm gnedigen fursten und herrn zustendig were. Es hetten auch die burgundisschen zu derselbigen sich nyhe eynicher forderung angemast. Und dweil nun berurte stadt durch die burgundisschen mit der gewalt eingenommen und aber ir fstl. Gn. alßbald darnach in der wintlicher zeit dieselbige stat mit dem schwerd und grossen kosten widerumb erobert hette, das nun ir fstl. Gn. gedachte stat on eyniche furgehende gutliche oder rechtliche erkantnuß zu den burgundisschen handen stellen solte, were jhe nit allein dem gemeynen beschriebenen rechten und der billigkeit dan auch der wolhergebrachter kriegsubung stracks zuwidder.

Zudem so hetten die burger und ingesessen obbestimpter stat Sittart sampt irem verordenten zusatz, in zeit als sie durch die burgundisschen belegert worden, so gantz manlich und treuwlich sich gehalten, leib und leben gewagt und nit ehr die stat uffgegeben wollen, byß es die eusserste not erfordert hat. Nun weren aber die burgundisschen nach eroberung berurter stat damit nit gesettiget gewest, das sie dieselben erobert, dan hetten alßbald die müren umberissen und die stat zu schleiffen understanden und sich aller grausamlicher handlung befleissiget. Uber das hetten die burgundisschen neulich widerumb understanden, berurte stat mit gewalt zu eroberen, darus gefolgt, das unsers gnedigen herrn kriegsvolck getrungen, zu der gegenwehr zu greiffen, den feinden under augen getzogen und mit inen vor berurter stat Sittart ein schlacht gehalten, daselbst zu errettung des vatterlandts ritterlich gestritten, ir blut vergossen und zuletst durch gnad des Almechtigen das felt und den sig behalten. Solte nun gemelte stat Sittart in der feinden hende gestelt werden, so hette der ußschuß zu ermessen, das dardurch alle frome burger und ingesessen gemüter gantz verschlagen und allerley müterey under den krigsleuthen und ander unrath und weitherung daruß leichtlich erfolgen mochte.

So were auch Sittart dermassen den burgundisschen gelegen, das, wan sie es in iren handen hetten, khundten sie alle zeit nit allein das furstenthumb Guylich, sonder auch Geldern daruß beschedigen, und were zu besorgen, wen Sittart in der burgundisschen hendn gestelt und sich zutragen mochte, das khein bestendiger frid getroffen wurde, das alßdan die burgundisschen ires vortheils gebrauchen und unsers gnedigen herren lande und leuthe, mehr dan furhin beschehen, beschediget würden.

Uß welchem allem der ußschuß leichtlich zu ermessen, das unserm gnedigen herrn nit thunlich, Sittart in handen der burgundisschen zu stellen.

Zum dritten, nachdem der ußschuß uns furgehalten, wo berurt mittel unserm gnedigen herrn nit annemlich sein wolte, wo wir alßdan by uns eyniche mittel bedacht oder bedencken wurden, daruff eyn bestendiger frid oder anstandt verhoffenlich erthedingt werden mochte, das wir dieselbige dem ußschuß anzeigen wolten, hetten wir nit underlassen, uff allerley wege und mittel uns zu bedencken, damit die hochbeschwerliche kriegsubung abgestelt werden mochte. Und hetten sonderlich uff drye mittel gedacht, die unsers erachtens durch das gegentheil mit kheinem fuegen khundten abgeschlagen werden:

Erstlich, dweil die burgundisschen unsers gnedigen herrn stat Heynßberg noch inhetten und unser gnediger herr stehender vehede das schloß und stat Arberg erobert hette, das die burgundisschen unserm gnedigen herrn Heynßberg widerumb einantworten und das dargegen das schloß und stat Arberg dem vorigen inhaber widerumb zugestelt wurde, doch hochermeltem unserm gnedigen herrn seiner wolhergebrachter gerechtigkeit, so ir fstl. Gn. furhin daran gehapt, furbehalten.

Wo aber das mittel nit ghehen wurde, das alßdan daruff gehandelt, das Heynßberg und Arberg in die dritte handt etlicher chur- und fursten des Reichs byß zu gutlichem oder rechtlichem ußtrag sequestrirt und gestalt wurden.

Wo auch solich mittel by dem oratorn nit zu erhalten, das dan uff nachfolgende mittel gehandelt wurde, nemlich das die burgundisschen Heynßberg, unser gnediger herr Arberg byß zu gutlicher oder rechtlicher erkantnuß inbehalten.

Und dweil nun diese mittel (unsers erachtens) dermassen geschaffen, das sie durch die burgundisschen mit kheinem fugen khundten abgeschlagen werden, so wolten wir den ußschuß underthenig und fleissig gebetten haben, er wolle unsers gnedigen herrn hochzimlich erpieten zu hertzen fueren und iren angefangnen fleiß continuiren und die sach dermassen bei der kgl. Mt. und dem ksl. oratorn furdern, das der krieg uffgehaben und die sachen entweder entlich vertragen oder in eynen bestendigen anstandt gebracht werden mochten. Solichs wolten wir uns zu dem ußschus gentzlich vertrösten. Und stelleten in kheinen zweyvel, unser gnediger herr werde solichs widerumb gegen den ußschuß freundtlich und gnediglich erkennen etc.

Uff soliche unsere gegebne antwort hat der ußschuß uns ansagen, er wolte dem handel weither nachgedencken und, wenn er entschlossen, solichs uns anzeigen lassen.

[1543 April 23] Wes der verordenter ußschus by dem ksl. oratoren gehandelt, deß haben sy den guyligisschen gesandten vort angetzeigt.

Am 23. tage Aprilis 1543 vormittag hat der ußschuß uns widerumb furbescheiden und diese meynung furhalten lassen: Wir wusten uns woll zu erindern, mit was fleiß der ußschuß byß anher bei der röm. kgl. Mt. und dem ksl. oratorn gehandelt, das die beschwerliche kriegsubung entweder durch eynen entlichen vertrag oder aber eynen bestendigen anstant mocht uffgehaben werden. Nun hette der ußschuß sich nochmals zu der kgl. Mt. gefugt und ire Mt. underthenigst gebetten, das dieselb wolte mithelfen rathen, wie doch diese sachen zu geburlichem ende gebracht werden mochten.

Daruff dan ir kgl. Mt. wie vor sich gnedigst hette vernemen lassen, das sie gern sehen wolte, das der krieg durch eynen bestendigen frid oder anstandt uffgehaben werden mochte, hette auch nit underlassen, mit dem ksl. oratorn sich derwegen zu underreden. Und so weith mit ime gehandelt, das er sich hette horen lassen, wen ime eherliche und leidliche mittel, die one verletzung ksl. Mt. reputation, durch die stende furgehalten wurden, das er alßdan sich in gutliche handlung inlassen wolte etc.

Und dweil nun die sachen dieser zeit uß vorerzelten ursachen entlich nit khundten vergliechen werden, so wiste der ußschuß noch khein andere weg, dardurch der krieg abgestelt werden mochte, dan das ein bestendiger anstandt, inmassen wie hiebevor darvon meldung beschehen, erthedingt wurde. Und wiewoll wir etliche mittel, dardurch die sachen in eynen anstandt gebracht werden mochten, angezeigt hetten, so besorgten doch der ußschuß, dweil solich mittel, wie er vernomen, auch hiebevor uff der bane gewest und aber durch die burgundisschen abgeschlagen, es solte vergeblich uff solich mittel gehandelt werden.

Nachdem aber unserm gnedigen fursten und herrn wircklich daran gelegen, das ir fstl. Gn. uß dieser hochster beschwernus geholfen und aber dieser reichstag bald zu end lauffen und die kgl. Mt. nit uber eynen tag alhie verharren wurde, so wolte der ußschuß uns nochmals uffs das fleisigist erinnert haben, das wir nit zu hart halten, dan die mittel, so by dem orator uff der stende fleissig ansuchen und beger mochten zuletst erhalten werden, nit abgeschlagen.

Nun wiste aber der ußschuß noch khein ander mittel, dardurch der anstandt mocht bewilligt werden, dan eben das, so er furhin furgeschlagen, nemlich das Sittart in der burgundisschen henden pro vadimonio [= Bürgschaftsleistung] byß zu gutlichem oder entlichem ußtrag der sachen gestalt wurde, doch mit gnugsamer caution und versicherung, wen die sach entweder gutlich vertragen oder rechtlich erortert und daruff geburliche vollenziehung geschehen, das alßdan obberurte stat Sittart neben Heynßberg unserm gnedigen fursten und herrn widderumb gewißlich zugestelt werden solte. Und sege darumb der ußschuß fur gut an, wo uff solich mittel zu handelen wer, das man alßdan die zeit und personen ernant hette. Wo aber die gutlicheit entstehen wurde, sehe der ußschuß fur dienlich an, damit alßdan die sachen furderlich durch geburliche rechtserkantnuß erortert werden mochten, das man itzo sich eins compromiß vergleichen hette, in was zeit und durch wilche personen die rechteserkentnus geschehen soll. Und das daruff itzo notturftige verschreibung uffgericht, dainnen auch versehen wurde, das unser gnediger herr von allen verbuntnuß, so sein fstl. Gn. mit dem Kg. von Franckreich uffgericht haben mochte, abstehen und ime gegen die ksl. Mt. und derselben erblande khein hilf oder bystandt thun, auch khein kriegsfolck in iren landen und gebieten zuziehen lassen solte. Wo nu solich mittel mit diesen angehengkten puncten durch uns wolte angenomen werden, wolte er [= der Ausschuss] keinen fleiß an sich erwinden lassen, den ksl. oratorn zu bewegen, dasselbig auch von wegen der ksl. Mt. anzunemen.

Als wir nun diesen furschlag des ußschuß angehort und befunden, das durch der kgl. Mt. ilents uffbrechen die sachen keinen verzug leiden khundten, haben wir uns alßbald bedacht und dieser meynung vor dem ußschuß widerumb vernemen lassen:

Wir hetten verhofft, es solte dieser zeit ein bestendiger frid haben mogen erthedingt, damit diesen hochbeschwerlichen sachen einmal abgeholfen und im Hl. Reich frid und recht gepflantzt und erhalten werden mochte. Dweil aber solichs dieser zeit uß angetzeigten ursachen nit geschehen khundte, so liessen wir uns gefallen, das ein bestendiger und eherlicher anstandt itzo erthedingt wurde. Und bedacht uns gentzlich, nachdem unsere furgeschlagene mittel uff allen reden und die billigkeit begrundet weren, es solte der ksl. orator (wen sie ime durch den ußschuß mit allerley beweglichen ursachen furgehalten wurden) mit kheinem fuegen kunnen abschlagen. Wissen uns nit zu erinneren, das diese mittel hiebevor abgeschlagen sein solten.

Das aber Sittart zu handen der burgundisschen solt gestalt werden, hat der ußschuß gestrigs tags6 vilfeltige, gegründte, bewegliche ursachen angehort, warumb unser gnediger herr obgemelte stat zu henden der feinden nit stellen khundten. Und wolten darumb den ußschuß gebetten haben, uns mit berurtem mittel nit ferrer zu beschweren.

Damit aber der ußschuß eygentlich spuren mochte, das unser gnediger herr des friedens am hochsten begirich und das wir auch vor unser person eyniche mittel ungern abschlagen wolten, die durch den ußschuß fur eherliche, leidliche und tregliche mittel khundten eracht werden, so wolten wir zum uberfluß noch ein ander mittel furschlagen, das unsers erachtens dermassen geschaffen, das es durch den ksl. oratorn fueglich nit konte abgeschlagen werden: Nemlich das Heynßberg, Arberg und Sittart in die dritte handt mit namen der vier Kff. am Rhein oder aber zu handen zweyer Kff. Collen und Tryer und zweyer Ff., alß Münster und Hessen, als die nachbarfursten, byß zu gutlichem oder rechtlichem ußtrag gestalt wurden.

Und damit die burgundisschen jhe gnugsam versichert, das unser gnediger herr demjhenigen, wes gutlich vertragen oder rechtlich erkandt wurde, wircklich geleben solte, wolten wir von wegen irer fstl. Gn. zugesagt haben, das dieselbige nit allein ir landtschaft, sonder auch etliche chur- und fursten vermogen solte, solichs sich neben irer fstl. Gn. zu verschreiben und sunst soliche versicherung zu thun, wie der ußschuß bedencken khundte, damit beyde theil gnugsam verwart wurden. Doch das unserm gnedigen herrn dergleichen assecuration von den burgundisschen, wie solichs die billigkeit erfordert, widerumb geschehen mochte.

Sovill aber das compromiß berurt, hetten wir von unserm gnedigen herrn uberall kheinen bevelh, ir fstl. Gn. in eynich compromiß zu verstricken, wolten uns auch gentzlich versehen, wenn man sich derzeit der gutlicher handlung und der underhendler vergleiche, es solte der Almechtig gnad verliehen [!], das die sachen in der freundtschaft durch ehrliche, leidliche und tregliche mittel entlich solten vertragen werden.

Wo aber die gutlicheit entstehen wurde, so hetten wir uns hiebevor erbotten, das unser gnediger herr urputig und willig were, alle forderung und gegenforderung, so sich zwischen beiden theilen erhalten, zu geburlicher, rechtlicher erkentnuß zu stellen. Darbei liessen wir es noch pleiben.

Damit aber nit gedacht wurde, das unser gnediger herr durch die langwirige rechtfertigung eyniche furthelhaftige uffschub der sachen suchen wolte, so mochten wir woll erleiden, das der ußschuß sich bei dem oratoren erkundigte, was personen und in wilchem anzall er von ksl. Mt. wegen erwelen wolte, die in diesen sachen geburliche rechtserkentnuß thun und in welcher zeit dieselbige geschehen soll. Dan wen unser gnediger herr des verstendigt, versehen wir uns gentzlich, ir fstl. Gn. werden sich aller gebur daruff vernemen lassen. Doch dweil die sachen hochwichtig, muste der ußschuß daruff bedacht sein, das soliche gerume zeit angesetzt wurde, das alle notturft khondte einbracht und nach gnoichsamer furgehender erkandtnuß ein entliche rechtsspruch eroffnet werden.

Sovill aber den artickel der angetzogner verbundtnuß mit dem Kg. von Franckreich berurt, hette der ußschuß furhin von uns vernommen, das unser gnediger herr weder mit ime, dem konig, noch sunst nyemants uff der welt eyniche verbundtnus, die ksl. Mt. und dem Hl. Reich zu nachteil, uffgericht. Und soferr ein bestendiger anstandt itzo erthedingt werden mochte, wurde ir fstl. Gn. gegen die ksl. Mt. oder ir erblande durch sich oder die ire nichts furnemen lassen, dan sich als eynem gehorsamen fursten des Reichs woll zustehet erzeigen, mit bitt, es wolte der ußschuß mit allem fleiß dahin handlen, das die sachen zu geburlicher entschaft gebracht werden mochten.

Daruff hat der ußschuß ein bedenckens genomen und uns widerumb zu sich inforderen lassen und nachmals understanden, uns zu bewegen, berurt mittel, belangend die zustellung Sittart zu der burgundisschen henden, von wegen unsers gnedigen herrn einzureumen. Und hat uns erinnert des keysers macht und gewalt und das ir Mt. lange zeit den krieg continuieren konnte, und das es jhe nutzer wer, ein stat zu henden der burgundisschen byß zu geburlichem ußtracht der sachen mit gnugsamer caution zu stellen, dan das durch abschlagung des mittels unser gnediger herr alle ire lande und leuthe in fhar und perickel [= Gefahr] stellen solte, mit dem anhangk, wo soliche zustellung mit Sittart durch uns jhe nit khondte bewilligt werden, das wir alßdan ein ander stat inen anzeigen wolten, die den burgundisschen, inmassen wie obstehet, zugestelt wurde, oder aber zu bewilligen, das die vier Kff. am Rhein erclerung thun solten, welche stat zu henden der burgundisschen gestalt werden solte.

Uff solich furgeben haben wir nach kurtzem genomenem bedacht dieser antwort in effect uns vernemen lassen: Wir hetten von unserm gnedigen herrn khein bevelh, das wir eyniche irer fstl. Gn. stette, und sonderlich Sittart, zu henden der feinden stellen khundten, sonderlich in betrachtung vorerzelter ursachen. Und wissen es fur gewiß, das, wen solichs geschehen soll, das daruß nit ein gering mißverstant zwischen den underthanen, in sonderheit dem adel, die ir blut fur Sittart vergossen, entstehe und grosse emporung erfolgen wurde. Darumb wolten wir nochmals uff das fleisigst gebetten haben, es wolte der ußschuß dasjhenig nit anmuten, das unser gnediger herr mit fugen und unverweißlich nit thun khundte. Damit aber der mangel an uns jhe nit befunden, dan das der anstandt (wiewol nit on grossen nachteil unsers gnedigen fursten und herrn) erhalten werden mochte, wolten wir zuletst von wegen irer fstl. Gn. verwilligen, das neben Sittart auch das schloß und stat Hertzogenrode in die dritte handt7 (wie obstehet) gestalt wurde, in hoffnung, es solte der ußschuß uns nit hoher beschweren.

Daruff ist durch den ußschuß dieser bescheid gefallen, das er mit dem ksl. oratoren uff das fleissigst handlen wolle, das der anstandt uff solich mittel moge erhalten werden.

Anmerkungen

1
Siehe Nr. 228, Punkt 4.
2
Zur militärischen Auseinandersetzung zwischen den burgundischen und klevischen Truppen um die Stadt Sittard und zur Eroberung Sittards durch Hg. Wilhelm am 24./25. März 1543 siehe: P. Heidrich, Der geldrische Erbfolgestreit, S. 84f.
3
Vor allem die kursächsischen Gesandten.
4
Im Folgenden gehen die jülichschen Räte Punkt für Punkt auf die Vorschläge des Geldernausschusses von 1543 April 20 ein (Nr. 228).
5
Zur Schlacht vor Sittard siehe oben Anm. 2.
6
Siehe oben zu 1543 April 22.
7
Entweder die vier rheinischen Kff. oder die Kff. von Köln und Trier, der Bf. von Münster und der Lgf. von Hessen.