Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Ausf.).

Schilderung der Vorgänge bei der Reichsratssitzung am 29. März 1543: Nr. 168–169.

Und seindt die andern standt uff dato [1543 März 30] zu siben uren in reichsrath und furzufaren uff die proposition beschaiden, und versteen nun, das die practicka starck geen und ainer, der eins grossen thuens ist, sich vernemen lassen haben soll, eb [= ehe] und sie in die decleration wollen bewilligen, eehe mueß der erdboden brechen etc. Und noch nit anderst vermercken, dann das dem anschlag, davon wir euer Ft. jungst geschriben, nachgesetzt werden woll, irs gefallens ein reichsabscheid zu machen und denselben handtzuhaben, sich vergleichen, also etliche standt dardurch mit gwaldt zu irer hilf tringen, die bißher sich nit einlassen, sonder still und friden haben wollen etc. Daher warlich unseglich unruwe und beschwärden im Hl. Reich der trenung der standt und anderer sachen halben erfolgen mogen, bevorab in diser grosten vorsteenden nott des uberfals der Turcken etc. Es auch noch zur zeit entlich darfur halten, das ongehandlet mit disen standen die andern also fortfaren werden. Ob sich das aber endern und besser zutragen wurd, das wollen wir euer Ft. mit dem ersten berichten, und euer Ft. seien darauf bedacht, uns mit dem allerersten, so es immer müglich, satten bevelch zu geben.

Ob unsere standt von einem abscheid alhie [= Abreise aus Nürnberg] handlung furnemen wollten, wes wir uns alsdann halten sollten, dann ain erbar rhat hat zu mermaln alher geschriben und bevolhen, das wir uns von dem begern der stendt der augpurgischen confession verwandt nit sondern, sonder vest und bestandigklich bey den andern stenden halten sollen etc., als wir dann bis alher gethan haben. Und aber in der instruction, den gesanten alher gegeben, wir befunden, das damaln euer Ft. die sachen auch auf ain andern weg bedacht, laut des artickels, den wir euer Ft. hieneben uberschicken, der instruction einverleibt1, dann wir noch von niemandts solliche mittel anregen gehort, sonder gestrack darauf verharren, das one bestendigen friden und das reformiert recht laut der ksl. decleration disen stenden mitnichten zu helfen seie. Und wir es unsers geringen verstands darfur halten, das, wo es dise weg gewinnen und unser verwante standt umb des willen, das sie zu den reichssachen nit mer gezogen, iren abscheid nemmen wollten, das es nit allain ein andere zusamenkunft der stend erfordern wurd, sonder auch wol zu furdencken sein wollt, was man alhie abschlagen wollt oder nit, auf das nit erfolge, das man dasselb hernach und mit minder, dann jetzo bescheen mag, gelegenheit thuen mueste oder auch mit andern sich also weyt vertieffen, da das halten gleichsfalls schwarlich sein wollt.

Schlussformel.

In der gulchischen sach ist hiezwuschen nichts gehandelt dann das die gulchischen die furgeschlagne mittel gewaigert und abgeschlagen.

Anmerkungen

1
Der die Türkenhilfe betr. Passus entstammt nicht der unter Nr. 71abgedruckten Instruktion, sondern wurde den Gesandten offensichtlich später nachgesandt und liegt als Zettel dem obigen Schreiben bei: Von der turckenhilf auf disem reichstag. Und ist zu vermueten, die evangelischen stende werden dahin arbeiten und dringen, in khein turckenhilf zu bewilligen, es seyen dann angeregte artickel vorhin erledigt und, wo sich sollichs fuegte, sollen die herrn gesanten auch mit anhangen und helfen, zu erlangung obbemelter puncten treulich handlen. Ob aber sollichs nit zu erlangen were, ee dann das nottwendig werck zurückgestellt und underlassen bleiben sollt, sollen sie ehe helfen, beruerte sachen uff einen längern fridstandt anstellen und zur hilf wider den Turcken rhaten, trostlicher zuversicht, wann wir vor dem Turcken sicher beleiben, die andern feindt werdens auch bey einem gleichen bleiben lassen.