Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Augsburg StadtA, Lit. 1543, unfol. (Konz.).

Uff eurn bericht des 12. dits [Nr. 191], in schriften an uns beschehen, wollen wir euch nit verhalden, das uns die lang uffzugig handlung oder die vorberaitung zu dem christlichen notwendigen werck der turckenhilf hoch beschwerdt, dann wann man von hertzen genaigt wer, die schedlichen zwyspalt und mißtrauen gemainer reichsstend hinzenemen, fried und ainikait ze pflantzen und wider den erbfeind etwas ernstlichs und furstendigs furzenemen, sollt ye billich ain gemainer lauterer frieden und unparteisch recht im Reich vorgeen. Was kan und mag auch fur gluckh und heil bei den sachen sein, da es an rechtem vertrauen und freuntschaft so gar manglet. Das aber die zugesagt visitation des chamergerichts oder gleich auch endrung der gerichtspersonen, wa dieselb versprochen wurd, desgleichen der frieden, in den reichsabschieden und declaration verleipt, zu sollichem genug sei, konnen wir nit versteen, dieweil sich ain tail der abschied behulft, nichts uff die declaration [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] halt oder giebt, den fug und glimpf allemal doruß erhalten, aber der ander in zweiffel steen muß, zudem daß auch noch zweiffelich ist, ob gleich die reformation des chamergerichts und endrung der personen zugesagt wurdt, das es also erfolge. Und wa gleich unser tail, wie hievor auch beschehen, solch unbestendig mittl anneme und zu der turckenhilf und andern reichsobligen trachteten, wer es doch allain unserm tail ain gefärlicher verzug und ain ursach, das hinfuran destminder gebuerliche besserung der bemelten mangel gefurdert wurden. Dann wann die babstischen iren willen ausserhalb ainichs nachgebens allzeit erhalten möchten, was were ine not, sich in reformation einzelassen. Darumb seien wir im namen Gottes noch der maynung, wie gemaine aynigungsstende dermassen zu beharren und zu sehen, ob doch die unvermeidlich not ainsmals, was billich und doch beden tailn furstendig ist, erzaigen und herauspringen wöllet. Gedencken also, bei gemainer verainigung bschluß und dem mehren derselben ze pleiben.

Was sich dann in reden und widerreden, desgleichen in schriften obermelter puncten halb verloffen, bedarf kains verantwurtens.

Was die Ermahnung und Bitte des ksl. Kommissars Naves betrifft1, ist abzuwarten. Auf jeden Fall sollen die Gesandten Naves gegenüber die Verbundenheit Augsburgs mit dem Kaiser betonen. Aber in dem bescheen begern wissten wir uns von unsern ainigungsverwandten nit zu sondern, underthenigster zuversicht, ir ksl. Mt. wurden uns dasselb in ungenaden nit vermercken. Und wiewol uns die eingefurte argumenta, das die kgl. Mt. und ksl. commissarien nit weitter macht sollten haben hierin ze handlen dann wie beschehen, desgleichen der anzug des vertrauens in dem, das die ksl. Mt. ir geschutz hie giessen lässt, allerlai gedancken macht, wohere und warumb sollichs gemeldt, auch wol underthenige antwurt doruff ze fynden were, so wöllends doch also in der federn und bei gemainer erbietlichen entschuldigung pleiben lassen und das obgemelt mit stilschweigen umbgeen.

Und dhweil wir euch im ersten puncten unser gemuet also erclert, das wir uff der ainigungsstende bschluß zu beharren gedencken, so ist auch die frag, wa endrung der camergerichtspersonen und die visitacion etc. zugesagt wurd, ob sich alsdann in die reichshandlung einzelassen aufgelöst, dann wir synd desselben nit gesynt noch bedacht, dieweil wir kainen grund noch beistand in söllichen dingen erkennen mögen. Das aber etlich der protestirenden, so nit in der ainigung sind, die reichshandlung uff die angezaigten mittl leiden möchten, geschieht nach irer gelegenheit, dann sie haben das camergericht nit recusirt, manglet ine auch vielleicht am frieden nit, dann die brunschwigisch und dergleichen sachen betreffen sie nit, ist aber mit uns ain anders.

Frage an die Gesandten wegen Verpfändung der Markgrafschaft Burgau für weitere 15 Jahre an den Bf. von Augsburg. Bgm. und Rat warten auf Richtlinien der Schmalkaldener, ob Privatpersonen der Zugang zum rekusierten Reichskammergericht gestattet sein solle. Frage an die Gesandten, welche Beschlüsse bezüglich der Refomation in der Pfarre Mindelaltheim gefasst wurden.

Nachdem dann ir, Jorg von Stetten, eur gescheft halb hie [= in Augsburg] ze thun vorhabt, mögt ir anhaims verreiten, aber ir, herr doctor [= Peutinger], bis uff eur, Jorgen von Stetten, widerankunft gen Nurenberg verharren. Alsdan wollen wir euch, es fieln uns dann besonder gescheft fur, auch anhaims erlauben.

Beiliegender Zettel.

Anmerkungen

1
Es handelt sich wahrscheinlich um ein Ansuchen Naves’ an Augsburg betr. Unterstützung des Kaisers gegen Frankreich bzw. den Hg. von Jülich. Ein direkter Hinweis darauf wurde in dem vorliegenden Briefwechsel nicht gefunden.