Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A München HStA, Kasten blau 271/4, fol. 131r–135r (Ausf., 2 PS); DV fol. 133v: Rentmeister bericht uns, was bisher im reichsrat gehandlt worden ist.[...].

B München HStA, Kasten blau 271/4, unfol. (zwischen fol. 129 und 130), (Konz.).

Wiewol ich euer fstl. Gn., was in gemainem reichsrat gehandlt worden ist, hievor angezaigt und darauf an hut antwort und becreftigung meiner handlung, auch bevelh, Hg. Hansen rat [= Beuser] euer fstl. Gn. stimm ze lassen, empfangen hab, so kan ich doch derselben nit pergen, das darnach, als am Sambstag und dem ostertag [1543 März 24 und 25], widerumb rat in abwesen der protestirenden stendt gehalten worden ist, in welhem rat vil practigken und in summa nit allain die trenung des Reichs, sonder ander mer hendl gemergkht worden sind. Dann in abwesen gemelter stendt hat man fraidigclich [= übermütig, kühn] geredt, die hilf on alles hindersichsehen zu bewilligen furgenomen. Nun hab ich dazemal, damit euer fstl. Gn. nit stillschweigend durch das merer vernachtailt werd, mich ercleren und vernemen lassen muessen nachfolgender gestalt:

Wie ich hievor auf euer fstl. Gn. bevelh drey puncten angezaigt het und on erledigung derselben in kain hilf bewilligen kundt, darbey wurde ich als ain diner beruen und bleiben. Dann wiewol vil von den angenomen und bewilligten des Reichs abschiden gemeldt, so wurde doch darneben der tröstlichen zuesagung und abschidung und versprechung und das die gedachten abschiden mit solhen gedingen, wo man den versprechungen nit volziehung tue, gar nichts darein bewilligt, sunder dawider protestirt und anderst nit angenomen zu haben vergessen.

Dieweil man nun so hart auf die abschid dring und doch im rat ytzo bekhent werde, das von vergleichung wegen vil jar geschrirn, aber man hete sich nichts darumb bekomert, sunder solh sachen zu gelegner zeit aufgeschoben, mustn euer fstl. Gn. als der belaidigt billich gewarnet sein und nach wegen trachten, damit euer Gn. die billicheit widerfaren und der nachtail den beswerdtn, wie fur das erst stugkh zu handln zugesagt worden, erledigt werden.

Und were ainmal war, das die ringerung und vergleichung, wollt man anderst wurgklich helfen, vor allen dingen geschehen must, an welher vergleichung, ain gleiche purd ze tragen, dem Reich vil mer vortails und merung dann nachtls und minderung stund, wie im fall der not und so es zu der handlung kame, lauter darzuthun wäre.

Zum andern kundt ich nit gedengken, warumb man nit auch die craisrechnungen vergleichen, allerlay bericht daraus schöpfen und sonderlich erlernen, ob man widerumb durch den gemain pfenning oder in ander weg kriegen und wie man allen vorbegegnten schaden steurn soll.

Zum dritn, das die sonderung und trennung im Reich gut sein und ob ain Reich, in im selbs zertailt, vil ausrichten mog. Sey wol auch dabey zu bedengken, das ungeacht des treffenlichen kriegßfolgks, den vergangen sumer verordnt, dasselbig volgkh mit unuberwindtlichem schaden allain darumb stillgelegen, das etlich noch nit alda gewesen sind. Was nu in diser spaltung volgen wurdt, da der merer und vermoglicher tail kain hilf schigken sollten und ab nit die andern, wann sy gleich im anzug wären, irer eern notdurft nach begern wurden, ain wissen ze haben, ob sy vom Reich in besatzungen oder sonst hilf und rettung gewertig sein mochten. Und so ine aus diser spaltung mit warhait weder hilf noch trost verwendt werden köndt, wie ungern sich auch erlich und verstendig leut brauchen lassen mochten, wäre zu bedengken. Und must aus den und andern ursachen, die mit merern bestendigeren worten von andern gnugsamlich angezaigt worden, unwidersprechlich volgen, das die kgl. Mt. und die armen cristen in Hungern und Österreich mer verfuert und vernachteilt dann gefurdert wurden.

Was sich sunst verdegkhter weis zuegetragen und was neben erlangung der turgkenhilf wunderparlich zu furdern, das man noch nit verhoft verstanden zu werden, furgenommen ist, will sich zu schreiben nit, sunder euer fstl. Gn. muntlich zu eröffnen gepurn.

Hg. Hannsen rat will ich mein stimm bevelhen, wiewol es ytz vonnoten wer, bey der sach ze sein, dann der konig wirdt nit lang hie bleiben, sonder gen Prag verreiten. Wollt euer fstl. Gn. ich in undterthanigkait nit verhalten1.

Anmerkungen

1
Es folgen zwei PS betr. „Partikularangelegenheiten“