Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 519–525, Nr. 175, fol. 84r–85v (Kop.); DV fol. 85v: Antwort uf kgl. Mt. schreiben.

Euer kgl. Mt. an mich gethanes schreiben, welchs gegeben ist zu Nurmberg am 20. diß monats Januarij [Nr. 24], hab ich mit gepurlicher reverentz entpfangen, erprochen und inhalts verlesen. Und ist nit weniger, ich hab di ridt in die Nidderlandt zur underhandlung in den beschwerlichen thatlichen sachen, weliche sich zwischen der ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, und irer nidderlendischen regirung eins- und dem Hg. von Gulich andersteils zutragen, beneben andern erheblichen und unvermeidlichen ursachen, darumb ich aigner person bis anhero und nach nicht kont oder mocht zum reichstag gein Nurmberg khommen, gegen euer kgl. Mt. rath, den von Koneritz, vorgewendet, wie es dan noch darauf stehet, das ich in eigner person zur selbigen underhandlung beneben meinem lieben hern und freundt, dem Ebf. zu Collen Kf. etc., furderlich khomen mocht1, dan ich derowegen deglichs von meinen rethen, weliche bey derselben underhandlung sein, schreibens, das ich in aigner person zur handlung khomen sol, gewertig bin.

Zudeme will euer kgl. Mt. ich nit pergen, das ich etzlicher grosser bewerbung zu roß und fueß, welich umb mich her vorhanden sein sollen, bericht werde, di zum theil durch mein furstenthumb und gepiet iren zug nehmen mochten. Darumb mir nicht gepurlich sein will, das ich und auch meine rethe so gentzlich aus meinem land weren, sondern es thut mein und der meinen notturft erfordern, inwendig landes zu sein und mit uf alle handlung und was verlaufen mocht ein gutes ufsehens zu haben, sonderlich auchdieweil das angemaste chammergericht uber gescheene meine und meiner in der religion zugewanten gegrunte und hoch verursachte recusation so geschwindt wider den Kf. zu Sachssen, meinen freuntlichen, lieben vettern und brudern, mich und di andern unsere zugeeinigte religionsstende vortferet. Daraus sich allerley und mehr unlustes dann raths oder guts zu vermutten ist.

Dem allem nach ist an euer kgl. Mt. mein underthenig bitt, sie wolle uß itzt ertzelten und andern treflichen ursachen, die ich hie zu vermelden umgehe und doch euer kgl. Mt. wol antzutzeigen wuste, mich des, das ich biß anhero nit hab mugen gein Nurmberg khomen und noch nicht kann, gnediglich entschuldigt halten. Dan wan mein aussenpleiben nit sonderlich trefliche und mergliche, erhebliche ursachen hette, so wolt euer kgl. Mt. ich nit allein diesen, sondern einen vil grossern weg zu gefallen sein und reisen. Aber ich hab mein stadtliche rethe daselbsthin gein Nurmberg mit dermassen bevelh abgefertigt, das – ab Got will – meines nit personlich ankomens halben nichts, so zur wolfart gemeiner christenheit und des Hl. Reichs gelangen und ersprießen mag, erwinden wurdet. Das hab also gantz undertheniger meynung euer kgl. Mt. ich hinwidder nit wollen verhalten, dero ich mich zu gnaden hiemit dienstlich bevelhe.

Anmerkungen

1
Hg. Wilhelm von Jülich hatte sich im Okt. 1542 anlässlich des Einfalls burgundischer Truppen in Jülich an Kf. Hermann von Köln und Lgf. Philipp von Hessen mit der Bitte um Hilfe gewandt. Dieser Bitte kamen beide Fürsten nach und fertigten eine gemeinsame Gesandtschaft zu Kgn. Maria ab, welche die Vermittlung der Fürsten in diesem Konflikt anbieten sollte. Die erste Phase der Vermittlungsverhandlungen, die einen viermonatigen Waffenstillstand ab 1. Nov. 1542 zum Ziel hatten, scheiterten jedoch Ende Okt. 1542, und der bewaffnete Konflikt wurde von beiden Seiten fortgesetzt. Auf Grund der von ihm angebotenen Vermittlung rechnete der Landgraf während der Fortdauer des Konflikts ständig mit einer Reise in die Niederlande, um neben dem Kf. von Köln an den Verhandlungen persönlich teilzunehmen. Damit entschuldigte er auch sein Fernbleiben vom Reichstag. Siehe dazu: G. Below, Landtagsakten von Jülich-Berg, Bd. 1, S. 434 und S. 439, Anm. 1; P. Heidrich, Der geldrische Erbfolgestreit, S. 71–73; W. Crecelius, Der Geldrische Erbfolgestreit, S. 54f.