Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2276, fol. 544r–545v (Kop.); DV fol. 545v: Wes die stende by kgl. Mt., auch dem Grandvellen Jülichs halber geworben.

B Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2752, fol. 178r–179v (Kop.).

Regest: G. Below, Landtagsakten von Jülich-Berg, Bd. 1, Nr. 123, S. 459–461.

Den 22. tag Martij haben gemeine reichsstend sich endtschlossen, der kriegshandlung halben, so sich zwischen meinem gnedigen hern und dem hauß Burgundien erhalten, kgl. Mt. und ksl. Mt. oratorn Granvelam antzusprechen und zu bitten, nachdem, zuvor und ehe dieser inlendischer krieg ufgehaben, nichts bestendigs der turckenhulf halben furgenomen werden möchte, einsehens zu haben, damit derselb durch gutliche oder rechtliche mittel hingelegt und die kriegsrustung abgeschaft werde.

Daruf der gemein auschus zu dem konig verordnet und berurten beschluß irer Mt. werbent angetzeigt [Nr. 212]. Und uf bescheene werbung nach langer ertzelung der gutthaten, so meines gnedigen hern voreltern von dem hauß Burgundien bewiesen, auch antzeig der guten wolmeinung, die kgl. Mt. zu meinem gnedigen hern getragen, die anthwort von irer Mt. erlangt, das ir Mt. sich mit dem ksl. oratorn Granvela besprechen wolte, mit dem anhang, das gemeine stende sich die sach nit irren lassen, sonder in dem haubtpunct der turckenhilf furschreiten und beschliessen solten, dan meines gnedigen hern sach were allein umb ein furstenthumb zu thun, welchs, ob es gleich ksl. Mt. inkriegte, dasselb bei irem keiser und hern were. Wo aber die turckenhulf ubersehen, das das konigreich Ungarn in des Turcken gewalt kommen wurde und der teudtschen nation verderben darauß endtstehen mochte.

Als auch der gemein auschus volgends zu dem H. Granvela kommen und gleich wie bei kgl. Mt. ire werbung gethan, hat der Granvela gleicherweiß die gutthaten, so meines gnedigen herrn voreltern von dem hause Burgundien begegnet und die iniurien, so mein gnediger her ksl. Mt. in einnhemung und vorenthaltung des lands von Geldern zugefugt haben solle, hoch angetzogen, mit dem anhang, das mein gnediger her daran nit gesettigt, sonder ksl. Mt. erblandt mit gewalt uberfallen hette, derhalb ksl. Mt. zum hochsten vorbittert und gedrungen wurde, diesen uberfall zu rechen, dan ohn das zu besorgen were, das irer ksl. Mt. erblande sich an einen andern hern schlagen wurden. Wo aber ir Mt. sich hirin in einiche handlung lassen wurde, das ime unbewust, geschee solchs allein auß grosser lieb und zuneigung, die ir Mt. zu dem Reich und sonderlich teudtscher nation truge. Und wo je mein gnediger her so unschuldig were, soll ir fstl. Gn. die gegentzieffer des briefs, der an Dr. Cruyser geschrieben1, furbringen, darauß man sonder zweivel irer fstl. Gn. schuldt oder unschult spuren wurde.

Diese anthwort ist gemeinen reichsstenden den 23. dieses monats referirt worden. Darauf einhelliglich beschlossen, dieweil ohn erledigung der gulischen sachen nit wol muglich, ethwas fruchtbars in der turckenhulf furtzunhemen, das – im vall kgl. Mt. und Granvela ir anthwort uber den 24. huius mensis vertziehen wurden – gemeine stende bei inen umb anthwort widerumb anhalten sollen.

Demnach hat kgl. Mt. den 24. huius mensis den stenden durch den maintzischen cantzler antzeigen lassen, das ir Mt. verhoffen, denselben tag oder ufs lengst den 26. dieses monats den stenden ein anthwort zu geben.

Anmerkungen

1
Der Briefwechsel des herzoglichen Gesandten in Frankreich, Dr. Hermann Cruser, mit seinem Auftraggeber in Jülich wurde - ebenso wie der Briefwechsel des franz. Königs mit seinem Beauftragten Serrant am Hof Hg. Wilhelms - von ksl. Seite als Beweis für die Kooperation des Herzogs mit Kg. Franz I. betrachtet, weshalb die Aufdeckung des Chiffrenschlüssels der Korrespondenz eine mehrfach wiederholte Forderung des Kaisers war.