Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Frankfurt ISG, RTA 54, fol. 73r–75r (Kop.); AV: Ist nicht zum werk gekhomen2.

B Wien HHStA, RK RA i.g. 13f/Konv. 1, fol. 94r–97v (Reinkonz. von mehreren Händen); DV fol. 97v: Bedencken der augspurgischen confessionsverwandten, wie sich ein jeder in seinem rath, so er erfordert wurt, halten soll.

C Hannover NLA, Celle Br. 1, Nr. 22fol. 208r–211r; AV fol. 208r: Was sich ein jeder standt seiner seßion sol vernemen lassen, da man widerumb zu gemeiner beratschlagung wurde komen.

D Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, Ostpr. Fol. 86, fol. 766r–771v (Kop.); DV fol. 771v: Etliche der protestirenden stende bedencken in geheim gestelt und doch in gemeynem rath noch nicht publiciert. Ist dobey ein copey der ksl. declaration.

E Stuttgart HStA, A 262, Bd. 24, unfol. (Kop.); AS: Bedencken was ain jeder stand, der augspurgischen confession zugethan, sich in seinem rath halten und vernemen lassen soll in beratslagung der turckischen expedition. Nurmberg, 1543 den 27. Martij.

F Dresden HStA, 10024, GA, Loc. 10184/6, fol. 93r–96v; ÜS fol. 93r: Bedencken der protestirenden, wan sie zu beradtschlagung des fridens und rechtens in gemeinem rath zugelassen wurden, wie sich ein ider halden solde. DV fol. 96v: Bedencken der protestirenden, wan sie in gemeinen ratschlag frides und rechtens halben gelassen. Sol heimlich sein.

Im vhall do die stende der augspurgischen confession und religion von den andern reichsgesandten zu berathschlagung deß friedens und rechtenß wurden zugelassen und also ein jeder in seinen rhat gefordert wurde, so seind die nachgemelte puncten, weß sich ein jeder gesanter auß diesen stenden in seinem rhat halten und vernemen lassen solle, verzeichnet:

Und soll erstlich der eingang damit gemacht werden, daß sie, die andern stende, vielmaln gehort hetten, auß waß ursachen sich der augspurgischen confession- und religionsverwandte zu berathschlagung der thurckenhilf und andern sachen nit einlassen khondten, sie weren dann zuvor einß friedenß und gleichmessigen rechtens versichert. Dan wie beschwerlich eß sein wolt, inheymisch unbefridt zu sein und gleichwol andern leuten zu helfen, das were von diessen stenden vielmaln vermerckt worden. Derhalben auch durch daß mherer thail zuvor beschlossen worden, daß man zu khainer fruchtbarlichen hilf widder den Thurcken khomen mocht, es wer dann zuvor ein bestendiger fried und gleichmessig recht im Reich uffgericht, damit khain standt pillich ursach haben möge, sich von solcher hilf außzuziehen.

Und sollen darauf die nachgemelte mengel deß friedens angetzeigt werden und auß waß ursachen diesse stende khainen frieden hetten. Dan wiewol ein gemeyner landtfried im Reich uffgericht und allen stenden zu halten gebotten, so weren doch diesse stende sollicheß landtfriedens unvehig gemacht worden durch den augspurgischen abschiedt [1530], in dem daß ir religion und waß dern anhangt bey peenen deß landtfriedenß verboten worden und das wormisch edict [1521] wider erneuert worden, dardurch diesse stende aus dem frieden in unfrieden gesetzt und den schweren penen, so im rechten wider die ketzer gesetzt, underworfen worden.

Und wiewol solcher augspurgischer abschiedt durch den nurnbergischen friedtstandt [RTA JR Bd. X, Nr. 549] und den letzsten regenspurgischen abschiedt [RTA JR Bd. XI, Nr. 941] etwaß gemildert, so weren doch etlich artickel in demselben regenspurgischen abschiedt so beschwerlich gesetzt, daß sie dieselben nicht hetten bewilligen oder annemen mugen, wie sye es dannoch heute am tag nit annemen noch bewilligen khondten. Derhalben ksl. Mt. solch ire beschwerden angetzeigt, die het darauf inen declaration geben, wie ir Mt. dan dasselbig der abschiedt zugebe, uff welche declaration und khain andern gestaldt diesse stende sollichen abschiedt und friedtstandt angenomen, sich auch deß nach verlesung deß abschidts offentlich vornhemen lassen.

Sollten nun diesse stend deß friedenß, welchen inen die andern stende in neherm furpringen angebotten hetten, auch geniessen, so musten diesse stende so viel gewissens haben, daß die ksl. declaration zu Regenspurg [RTA JR Bd. XI, Nr. 949] uber dem daselbst gemachten abschiedt und kgl. Mt. und der ksl. Mt. commissarien urkhundt und versicherung, zu Speyr gegeben [RTA JR Bd. XII, Nr. 148], von inen gantz unangefochten, auch in kreften und wurden pleiben, des versehens, sie wurden derselben auch zufrieden sein und die fursehung thun, daß der fried nit allain uff die wort des regenspurgischen und speyrischen abschiedts, sonder auch uff die darauf gevolgten ksl. declaration und kgl. urkhundt gestelldt und in den hieigen abschiedt gebracht wurde.

Konndt man nun erhalten, daß die andern stende die declaration und confirmation zuliessen und bewilligten und das also solch ir bewilligung in dem hieigen reichsabschiedt oder in einer nebenverschreybung cavirt [= schriftlich festgesetzt, abgesichert] wurden, so ist bedacht, daß diese stende friedenß halber nach jetziger gelegenheit zimlich versichert, dieweyl die declaration und confirmation der religion und gutter halben uff leidenliche weg gesteldt ist.

Also muß auch des gleichmessigen rechtens halber der mangel und beschwerung, wie in den vorigen schriften genugsam außgefuert ist, dargethan werden, und sonderlich, daß diese stende die visitation und reformation nit uff den regenspurgischen abschiedt, welcher sich uff den augspurgischen abschiedt zeucht, sonder auf die ksl. declaration bewilligt. Welchermassen auch die sachen durch das, daß die visitation und reformation uffgeschoben und nit gehalten wer worden und die beisitzer nichtsdestoweniger gegen diessen stenden procedirt und sie zu der recusation verursacht, in einen andern standt khomen, und daß sich derhalben diesse stende khainß gleichmessigen rechten versehen mochten, eß weren dan die jetzige beisitzer abgeschaft und andere taugliche an ire stat verordnet etc.

Werden nun die andern stende in dem puncten friedens die declaration zulassen und diesse stende wie vorgehort irer bewilligung versichern, so werden sie auch der declaration under der visitation und reformation statgeben mussen und darumb, soviel die visitation belangt, so wurde diesser punct under dem ersten artickel deß friedenß durch ire bewilligung auch erledigt sein.

Allain will es noch uff der amotion der personen beruhen. Khan man nhun dieselben bey den andern stenden nicht erhalten, so soll der ausschuß auf andere weg gedencken, dardurch die amotion erlangt werden mochte, alß das beederseitzts stende diessen artickel der ksl. Mt. haimstellten.

Dergleichen, do jhe in dem rhat befunden wurde, daß sie die declaration in dem abschiede, daß sie die nit anfechten wollten, nit setzen oder ir bewilligung in einer nebenverschreybung cavirn wurden, so were auch diß fur ein mittel furtzuschlagen, nemlich daß sie diesse stende vorgemelter maß in dem abschiedt oder nebenverschreybung versichern wollten, daß sie die declaration nit anfechten, sonder dieselben adem kaiser–ain sein hand stellen wollten.

Neben dem wurdt auch fur gut bedacht, daß man von der kgl. Mt. und den commissarien ein wissen haben mochte, wer die commissarien sein wurden, daß auch ein form der commission gestelldt, welchermassen in der visitation furgangen und den commissarien befholen werden sollt, die reformation auf die declaration und kgl. confirmation furtzunemen etc.

Wo man nun solch form der commission auch nicht erlangen mocht, daß man doch von der kgl. Mt., ksl. commissarien und oratorn diesse versicherung zuwegen prechte, daß sie, die commissarien, sollichen bevelch, nemlich daß daß chamergericht auf die visitation und reformation vermuge der declaration reformirt und visitirt werden, uberkhomen und erlangen sollten.

Der suspension halben der proceß mußte es dahin gericht werden, daß alle proceß in allen sachen, khaine außgenomen, so lang suspendirt wurden, biß die visitation wircklich voltzogen und ir endtschaft erreicht hat. Und daß nach der visitation und reformation alle handlung und proceß, so vor der beschehenen recusation an dem chamergericht geschwebt, von dem visitirten chamergericht also reassumirt, wie sie vor der recusation gestanden weren. Daß auch alle die proceß, so sich seydther gegen diessen stenden an dem chamergericht zugetragen, cassirt werden sollten.

Soviel die commissarien belangt, welche inhalt der andern stende furschlege hiezwischen und der visitation geordnet werden sollten, soll eß dahin gericht werden, daß dieselbigen commissarien mit bewilligung der parthen verordnen wurden etc.

Nota: Hg. Hainrichs sachen nit zu vergessen.

Anmerkungen

1
Datierung laut Würtemberger CA-Protokoll (Nr. 84b) auf 27. März 1543 (siehe auch die AS in E). An diesem Tag fanden die dem Gutachten zugrunde liegenden Beratungen des Ausschusses statt. Laut dem CA-Protokoll Lambs (Nr. 86c, fol. 241r) wurde das vor den altgläubigen Ständen geheim zu haltende Gutachten den evangelischen Ständen in der Versammlung vom 29. März 1543 verlesen.
2
Der AV der Frankfurter Kanzlei bezieht such auf die Tatsache, dass kein gemeinsamer Ausschuss von alt- und neugläubigen Reichsständen zu Friede und Recht bzw. zur Türkenhilfe zustande kamen.
a
–aF om.