Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Ravensburg StadtA, B. 152b/1.6, (unfol.); AS: Handlung der reychs- und kraißständ zu Nyernberg im 43. jar etc. ÜS: Handlung, so in dem gmainen schwäbischen kraißradt ungefarlich geyebt worden ist1.

Erstlich als wir herkommen, syend wir anfäncklich in der schwäbischen kraißversamblungen radt2 erfordert. Alda ist allen kraißverwandten (sovil der dieser zeyt hye ankomen und da geweßt sind) furgehalten worden, wie das auf ansuchen und beger Bastian Bessrers von Ulm, so des vergangen turckenzugs gedachts schwäbischen kraiß zalmaister geweßt, die kraißstend rechnung von ime genomen und von sollicher rechnung ain gantz gut benyegen und gefallen3. Hetten inne auch hyerauf in sunderhait vereret, wye sollichs euer fursichtig W. in konftig zeyt in sunderhait vernemen werden, und inne volgends gebetten, er, Besserer, wolle nochmals bey dem ausschutz4, so gmain kraißstend gemacht, alhye auf gmainer kraißstend costen verharren und neben denen mit etlichen andern hobtleuten, leutenandten und kriegsrädten, so auch alhye irer anforderung halb erschinen, von gmainer kraißständ wegen handlen helfen. Des er sich zu thun (glichwol beschwerlich) bewiliget.

Syend demnach erstlich vor den verordneten vom ausschutz erschinen H. Conrat von Bemelberg, klein Heß genampt, H. Wolf Dietrich von Pfirdt, Johann Hulchen [= Hilchen von Lorch] etc., als des obersten veldthobtmans und churfursten geweßt kriegsrädt und leutenandt, und angezaigt, wie man inen von gmeiner reychsversamblung allen dreyen und yedem in sunders noch ein nambhafte summa irer verordneten besoldung inhalt irer bestallung unbezalt noch schuldig sye und inen die außstand, mit beger, das inen sollicher ir ausstand entricht und bezalt werde etc. Darauf die verordneten vom außschutz an sy begert, sy sollen ir anforderung in lauter rechnung stellen, wie lang sy gedint, was sy zu yeder zyt und von weme sy ye ir eingenomen gelt empfangen, derglichen was sy daran verdint und wyder außgeben haben etc.; sollich ir gestelte rechnung denen verordneten vom ausschutz uberantwurten; werden sich volgends gmain kraißstend und in sonderhait die verordneten hyerin ersechen und inen volgends geburlich antwurt geben etc.

Darauf haben sy kurtzlich angezaigt, man sye inen eben sovil als sy gefordert noch zu bezalen schuldig, wissend khain andere rechnung zu stellen. Ir bestallung und abschid, so sy vom churfursten haben, geben sollich ir anfordrung gnugsam zu erkennen etc. Und daruber etlich frävelich und trowlich reden gebraucht, dergestalt so inen nit solte guetlich bezalung ervolgen, wurden sy verursacht, disen iren außstand in ander weg und orten zu ersuchen. Haben gleichwol die gmaine kraißstend under in selbs beratschlagt und bedacht, nit unfruchtbar sein, das (wyewol ir anfordrung gar unbillich) dannocht zu verhueten anders, so herauß volgen mochte, dise sach dahin bedacht worden, das nochmals ain verglichung des gmainen pfenings furgenommen und in disem fal die kraißstend, so an voriger turckenhilf ir gebur und anzal noch nit gar erlegt oder etlich gar nutz [= nichts] erlegt hetten, solten disen restantz biß zu volliger erstattung irer gebur alda erlegen und darvon dise zufriden gestelt und die gehorsamen volgends derhalb weyter nit beschwärdt werden etc.

Sollichs bedencken ist den obvermeldten dreien kryegsrädten nit erofnet noch angezaigt worden, sundern syen sey [= seien sie] mit obvermelter irer anfordrung vor den reychsrädten erschinen [Nr. 127], in aller maßen wie ob angezaigt. Alda ist inen glicher gestalt geantwurt, sy mogen ir anfordrung in lauthere rechnung stellen lassen etc., wie obstedt. Darauf haben sy in gmainem reychsradt ire rechnungen ubergeben, die dermaßen gestelt, das yeder, so die anghört, glich ains geringen verstands, lychtlich hat mögen darauß erlernen und erkennen, wie sy gehaußt, gekriegt, und was sy damit außgericht, hat laider das werckh selbs zu erkennen geben etc. In summa von gmainen reychssständen ist inen in antwurt begegnet, gmain reychsständ werden aller kraiß pfeningmaister und gegenschreyber in iren rechnungen erfaren lassen und inen volgends auf ir beger wyter geburlich antwurt geben etc. Darauf berubt dieser handel noch.

Der weitere Bericht der Ravensburger Gesandten betrifft die Verhandlungen im Reichsrat bis zum 12. März 1543.

Anmerkungen

1
Der Bericht schildert die Verhandlungen der schwäbischen Kreisstände und der Reichsstände bis zum 12. März 1543. Er liegt einem Schreiben der Ravensburger Gesandten aus Nürnberg vom 20. März 1543 bei.
2
Die schwäbischen Kreisstände berieten sich am 10. Febr. 1543 erstmals in Nürnberg und versammelten sich danach mehrmals, bis am 24. April 1543 der schwäbische Kreisabschied erlassen wurde (Nr. 416).
3
Die Anhörung des Zahlmeisters Sebastian Besserer vor den schwäbischen Kreisständen erfolgte am 21./22. Febr. 1543: siehe das Heilbronner Protokoll (Nr. 88) zu diesem Datum.
4
Am 3. März 1543 wurde von den Reichisständen ein Rechnungsausschuss gebildet, der für die Abrechnung der Türkenhilfen zuständig war: siehe das Württemberger Protokoll (Nr. 84a, fol. 9v–10r).