Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Wien HHStA, RK RA i.g. 11/Konv. 3, fol. 36r–41v (Kop.).

Druck: E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 408, S. 503–506.

Er dankt Georg von Carlowitz für sein Schreiben1, dessen Themen er Punkt für Punkt beantworten will. Da er Einigkeit und Frieden in Ungarn als Voraussetzung für einen erfolgreichen Widerstand gegen die Türken betrachte, habe er sich vor und nach dem Tod Kg. Johanns I. Zápolya von Ungarn stets um eine vertragliche Regelung bemüht, sei bisher aber noch nicht erfolgreich gewesen.

Dieweil aber die sach des Turgkhen halben nun aufs hochst khomen und derhalben sich die Hungern numaln miteinander veraint und in unser gehorsam begeben, gedenckhen wir, die chron Hungern mit unser hilf, sovil unß ymmer menschlich und muglich, nicht zu verlassen, sonder wollen ferrer alles das an die handt nehmen und befurdern, das zu erhaltung der chron Hungern und stattlichen widerstand des Turckhen fur nutz und dienstlich angesehen wirdet.

Dann so erwegen und betrachten wir bey uns selbs auch gnedigclich, alldieweil und so lang die irrung und unainigkhait in der religion weret, daraus nichts anders als, wie du vermeldest, allerlai mißvertrauen, zerruttlichait und aller unrat erfolgt, das khain handlung weder in kriegs- noch andern obligenden sachen iren glucklichen furgang erreichen mug. Ferdinand bemühte sich auf allen Reichs- und Versammlungstagen bei Kaiser, Papst und Reichsständen um die Beilegung des Religionskonflikts. Schließlich gelang es, den Papst zur Ausschreibung eines Generalkonzils nach Trient zu bewegen, das der König mit allen Kräften unterstützen wolle, um die religiöse Einheit wieder herzustellen.

Was dann belangen die frantzosisch, gulchisch, auch denmarckhisch handlungen, haben wir nicht gern gehort, das der hochgeborn Wilhelm, Hg. zu Gulch [...], sich so weit mit dem Franzosen in handlung eingelassen und die ksl. Mt. zu dieser thattlichen handlung so hoch verursacht hat, dann wir unß hievorund im anfang, wie sich die irrung des hertzogthumbs Geldern zwischen der röm. ksl. Mt. und dem von Gulch zuegetragen, gantz gueter wolmeinung in die handlung geschlagen und die sach guetlich hinzulegen, wie wir uns des auf den von Gulch selbst ziehen wellen, zum hochsten und treulichisten bemuet. Er habe sich auch im Konflikt um Dänemark oder um das Herzogtum Braunschweig stets um Frieden bemüht und schätze Hg. Moritz von Sachsen als Unterhändler an seiner Seite.

Nachdem aber unsers erachtens solich handlungen mindert bequemer noch mit pessern fuegen als auf negstkhonftigen reichstag zu Nuernberg in persondlicher gegenwart Kff. und Ff. furgenomen und gehandlt werden mogen, wellen wir nicht underlassen, der ksl. Mt. derhalben zue schreiben, der ungetzweiflten hoffnung, ir L. und ksl. Mt. werden sich hieruber gegen unß auf demselben reichstag mit gnediger antwurt vernemen lassen.

Und dieweil wir dann, wie yetzt vermeldet, solich sachen auf bemelten reichstag persondlich zu handlen bedacht sein, wir auch nicht zweifln, obbemelter Hg. Moritz, dein herr, wird solich handlungen zu der ainigkhait helfen zu befurdern auch nicht ungenaigt sein, so ist unser sonder gnedigs ansynnen und begern an dich, du wellest sein L. mit pesstem fuegen dahin vermanen, vermogen und bewegen, das sein L. unbeschwert sein welle, solichen furgenomnen reichstag aigner person auch zu besuechen, auch dich zu befurderung der sach mit sich neme und daselbst soliche und ander obligende sachen und handlungen zu guettlicher verainigung zu handlen verhelfen. [...].

Anmerkungen

1
Georg von Carlowitz an Kg. Ferdinand, o.D. (1542 Anf. Nov.), gedr. bei: E. Brandenburg, Politische Korrespondenz, Bd. 1, Nr. 405, S. 498–501.