Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A Marburg StA, Hanau 81 A, Nr. 181½ 2, fol. 126r–128v (Kop.); ÜS fol. 126r: Puncten, die meinen gnedigen hern zu kunftigem reychstag gen Nürnberg den 14. Novembris zu bedencken.

B Wiesbaden HStA, Abt. 150 IVa 1691, unfol. (Kop.).

Teilw. Druck: J. von Arnoldi, Aufklärungen, Nr. XIV, S. 147–149.

Item, durch wen sie [= die Grafen] denselben besuchen wollen, dan davon geredt, das ksl. oder kgl. Mt., chur- und fursten, sover moglich, aigner person erscheinen sollen, damit die bevorstenden sachen statlicher mogen abgehandelt werden.

Item zu bewegen, ob sie uff kunftigem reychstag unangeregt lassen wollen, das man dem gravenstandt nur zwuo stim im reychsradt lasset und doch vor alter, wie ich hör, sie mer stimmen gehopt, auch mer bey dem Reych in anschlegen und hilfen dan zwen churfursten thon.

Item, ob sies auch unverfochten wollen lassen, das man von den graven und hern in ausschuß nur ain person nimpt, das doch von alter, wie ich hör, auch nit gewest, und die stet haben zwuo stim darinnen und doch im reychsradt khaine. Und trag fursorg, das die graven also von etlichen jarn hern, da sie farlessig zu reychstägen khomen, der merer stim im reychsradt ußtrungen, also auch ausser dem ausschuß und hindennach im reychsradt auch nur zu ainer stim zu pringen understanden wurden. Mochten etlich rationem setzen, dweyl prelaten und prelatin nur aine hetten, uneracht das etlich ebt sonder stim und session haben, da ain grave noch alß vil beym Reych thut.

Item, so wollen die gesanten der oberlendischen graven2 ain stim haben. Also were es allein umb meine gnedig hern, die frenckischen, am Hartzs und reinischen, deren doch vill ain ander antzall dan der oberlendischen ist, zu thun etc., wiewoll ich jetzundt angefochten und der oberlendischen graven gesanten sonders nit beschirmen kunden, dan ich also daran bin, das sie khain sonder stim haben, sonder die zwuo stimmen gmainem gravenstandt zugehorn, also das von aller graven und freyhern – sie seyen ober- oder niderlendischs – solle, das zu furderung irer reputation dient, mit baiden stimmen gestimpt und gehandelt werden3.

Item, so hett ich auch fur pillich, so ain gesanter von ainer nemlichen antzall graven erschine, das derselbig pillich die stim thet, nit wan huet [!] ainer von zway, drey oder vier graven wegen khome, morgen wider wegritte. Der, so die merern bevelch und verthrettung hette, demselben raum geben und auch stimmen lassen solt, dan solichs den angefangen sachen hinderlich und etwan widerwertigkhait pringt.

Item, so were ain groß notturft, das der gravenstandt, so sie ire reputationes wollen beym Reych erhalten haben, sich verglichen, so man uff reychstagen were, sovill deren selbs und gesante ankhemen, wan denjhenen, so die stimmen thon, was daran dem gravenstandt höchlich glegen, entgegnet und sies ervorderten, das sie ufs furderlichst zusamenkhemen, mitainander darober berieten, des gravenstandts anligen ließen auch wie ander Kff., Ff. und stende etwan an ksl. oder kgl. Mt. und stende [des] Reychs gelangen, nit also vonainander sonderten, nit zusamen wolten (es wer dan umb zechens willen). Das die stimmenden nit wißten, weß sie sich etwan halten solten, damit die stimmen gleych möchten geen, nit ainer, der von ainer antzall graven wegen gesant, irem thon nach das, der ander, so von funf oder sechs wegen, den an sachen nit hoch mocht glegen sein, ain anders stimpt4.

Item dweyl der frenckischen graven gesanter mit dem Gf. von Castell, auch mansfeldischs und schwartzenburgischs sampt der prelaten gesanten gern gesehen, das ich den vierten radt zu Regenspurg erstat5 (auch also ausserhalb der prelaten gesanten, der khain beschaidt finden kunden), von mir geschieden, aber der oberlendischs sein hern und Gf. Haugen nit kundt zur handt pringen und sie dan uf wusten [= hinweg eilten], der sachen ungeacht hinweg ritten. Zu bedenckhen, ob mans also rugen oder yemant dahin schickhen wolle oder nit. Und seyen obgemelte graven und der prelaten gesant des gemuths gewest, das derselb in gmainem costen, wie man in reychsanschlegen belegt, underhalten werden sollen. Es hat sich auch der prelaten gesant des entschuldigt, so die graven und hern nit dartzu thuen, dan sie am jungsten auch khain da gehept, so werden seine hern ain schickhen, doch allain in irem namen zu hanthabung irer reputation.

Item ob man auch ainen dem meintzischen cantzler benennen wolle, den kgl. Mt. zu den landtegen zu ervordern hett. Das must dan dem von Bappenhaim, so die prelaten verthretten, verkhundt werden.

Item fursehung zu thon, das meiner gnedigen hern kriegsvolckh biß zu kunftigem reychstag auß aigen seckel, wie die drey monat beschehen, underhalten werde, wo mangel an der krayßtruhen erscheinen wurde. Man hat 36 000 fl. hinab verordnet, damit ist sie gelert, aber von Lutringen fallen jetzs die 20 000 fl. darein.

Item berathen sein, wie man verordnen wolle den gmain pfennig, so die zeyt uff khunftigem reychstag benent wurdt, wider einziehen. Und ob mein gnedig hern denselben alßdan auch in gmain krayßtruchen zu schutten oer bey iren handen, biß allenthalb vergleychung beschicht, wie ander vor gethon, behalten wollen.

Item andere puncten, wie die botschaft zu khunftigem reychstag zu instruirn und abzuvertigen, geben die reychsabschiedt nachainander, die man antzusehen hata.

Anmerkungen

1
Die Überlegungen Nallingens liegen in B seinem Schreiben an Heinrich Steindecker bei, das mit 14. Sept. 1542 datiert ist.
2
Gemeint sind die schwäbischen Grafen, die für sich die zweite Grafenstimme reklamierten. Siehe: E. Böhme, Das fränkische Reichsgrafenkollegium, S. 104f.
3
Zu den internen Zwistigkeiten der Grafen seit dem Nürnberger RT von 1542, wem die beiden Kuriatstimmen im Reichsrat zustünden, siehe: E. Böhme, Das fränkische Reichsgrafenkollegium, S. 104–107, sowie das Schreiben der Wetterauer Grafen an Gf. Albrecht von Mansfeld (Nr. 68d).
4
Hier endet der von Arnoldi gedruckte Text.
5
Siehe dazu das Berichtsprotokoll Nallingens vom Nürnberger RT 1542 in RTA JR Bd. XIII, Nr. 60, S. 429. Es wurde damals beschlossen, aus den vier Kurien der Reichsstände – also auch aus jener der Prälaten, Grafen und Herren – jeweils einen Rat auszuwählen und nach Regensburg zu entsenden. Die vier reichsständischen Räte sollten in Regensburg für die Nachrichtenübermittlung zwischen dem Kriegsobersten Kf. Joachim von Brandenburg und den Reichsständen sorgen, indem sie dessen Berichte vom Türkenzug an die Reichs- und Kreisstände weiterleiteten: siehe den Nürnberger RAb 1542 (RTA JR Bd. XIII, Nr. 198, § 40, S. 896f.
a
In B folgender Vermerk am Ende des Aktenstücks: Und wiewoll Heinrich Steindecker dem licenciaten hieruff antwort geben und dag uff heut gen Assenheim ernent, wie in copiis verlesen worden, so ist er, der licentiat, doch nit erschienen.