Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Karlsruhe GLA, 50/59, Nr. 22, unfol. (Ausf. v.d.Hd. Dr. Marquardts).

Die Vollmacht Mgf. Ernsts von Baden (Nr. 53a) übergab Marquardt am 18. März in der Mainzer Kanzlei. Am selben Abend wurde er vom Reichserbmarschall aufgefordert, am 19. März im Reichsrat zu erscheinen, wo sich alle Reichsstände um acht Uhr morgens versammeln sollten. Da hab ich von wegen euer fstl. Gn. die session ober dem badischen gesandten1 ingenomen, und demnach sich derselb vormals mit Hessen und Pomern vermog unser abscheyd und kgl. Mt. alhie gegebnen bevelch einer ungefarlichen session verglichen, hab ich es daby lassen bliben, doch iedem theyl unvergriffenlich etc.

19. März: Beratungen über die Fortsetzung der Türkenhilfe und die Rückzahlung des von Kg. Ferdinand vorgestreckten Geldes für die Unterhaltung des Winterlagers. Danach Teilnahme Marquardts an einer Versammlung der schwäbischen Kreisstände: Der schwäbische Kreisrat Gf. Wilhelm von Eberstein wird einstweilen nicht über den Türkenzug berichten, da die anderen Kreisräte bereits aus Nürnberg abgereist sind.

20. März: Abermalige Versammlung der schwäbischen Kreisstände. Den Reichsständen ist über die Abrechnungen des Schwäbischen Kreises aus dem Türkenzug 1542 Bericht zu erstatten. [...].

Uff heuth, den 20. tag des monats Marcij, synth alle stende und der abwesenden bottschaften in einem gmeynem ratth byeinander gewesen und angefangen, von dem hauptpuncten, die beharlich turckenhilf belangent, zu berathschlagen. Als die umfrag an mich komen, hab ich euer fstl. Gn. bevelch dern notturft nach anzaigt, und demnach die stende und potschaften uff mer dan einerley weg beratthschlagt. Habent Osterich, Saltzburg, Baiern, meyster teuths ordens, Hildesheym, Bamberg, Wirtzburg, Costentz, Strasburg, Kempten, Murbach als die geystlichen stende und deren anhang bedacht: Dieweyl zu vorghaltenen reychstagen zu Regenspurg [1541] und Speyr [1542] und iungst alhie zu Nurnberg [1542] verabscheydt, das die turckenhilf continuiret solle werden und itzunt die not vorhanden, so bedorft es keyner disputation, ob man wider dem Turcken hilf thun wolle, sonder wie und mit was ordnung die in die wircklicheyt zu bringen. Und in sonderheyt habent etlich aus oberzelten geratthen, das die vesten, stett, schloß und päss dits iar sollent besetzt werden, alsdan mocht man uff das ander iar widerumb ein herzug thun etc. Die andren und der mher theyl habent dahin beratthschlagt, demnach wider dem Turcken nichts konde ausgericht werden, es sy dan zuvor bestendiger frid und einikeyt, auch glichmessig recht im Reych, so wollent sy sich in keyn wietere berathschlagung der turckenhilf inlassen, zuvor und ehe vorberurten puncten erledigt. Wan das bescheche, wollent sy sich der turckenhilf halb wieter vernemen lassen und durch dits ir zimlich, billich begern von wegen frides und rechts andre stende an der turckenhilf nit verhindern.

Wie nun die umbfrag zwaymal an mich komen, hab ich widerumb in euer fstl. Gn. namen und aus besonderm bevelch wie vormals zum theyl anzaigt: Soverr dem speyrischen abscheyd in allen articuln gelept und nachkomen und dan alle stende, die glicherweys wie euer fstl. Gn. alher beschriben, samentlich und unzertrennet uff ksl. Mt. und kgl. Mt. beschechen furhalten des Hl. Röm. Reychs obligend sachen berathschlagen helfent, alsdan sy ich urputtig, meynem habend bevelch nach mit und neben andern stenden und bottschaften helfen handlen, berathschlagen und beschliessen, das des Reychs ehr, nutz und wolfart sey. Aber in keyn gesonderte handelung werde ich mich inlassen, in betrachtung, das wider einem sollichem erbfeindt der christenheyt und desse grosse macht mit zertheyltem ratth oder hilf nichts ausgericht oder erhalten mag werden. Und beschliesslich were meyn underthenig, einfaltig gutbeduncken, das zuvorderst innerlicher frid und einikeyt zwischen allen stenden gemacht und nachmals mit einhelligem rath und zusamengefugter macht und hilf, glich und miteinandern, unzertrennet (dieweyl das röm. Reych under einem Got, under einem haupt und keyser ist und syn solle) dise treffenliche obligen und noten von hertzen, mit anruffung gottlicher gnad wol bedacht beratthschlagt wurden. Wer ich der hoffnung, Got der Almechtig solte synen segen und sig wider dem Turcken verlichen und die christenheyt gnediglichen erhalten etc.

Der badisch gesandt und viel andre synth auch uff oberzelte meinung gefallen, und ist aber nichts entlichs zu disem mal beschlossen. Was sich wieter begeben wirt, sol euer fstl. Gn. von mir undertheniger gehorsame zugeschriben werden.

Anmerkungen

1
Dr. Hans Jakob Varnbüler, Gesandter der baden-badischen Vormundschaftsregierung.