Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

Marburg StA, PA 650, fol. 80r–85v (Ausf.).

Wegen der laufenden Nachrichten über militärische Werbungen, und wegen der fortdauernden Prozesstätigkeit des Reichskammergerichts gegen verschiedene Bundesstände bildeten die Schmalkaldener zu Beginn ihrer Beratungen in Nürnberg einen Ausschuss, der u.a. über Gegenrüstungen für den Fall eines plötzlichen Angriffs der Gegner beschließen sollte. Trotz aller Bemühungen der kursächsischen und hessischen Räte kam keine Entscheidung zustande und die Angelegenheit wurde wieder an das Plenum der Stände zurück verwiesen. Wiewol nun die stend fur gut bedacht, das der churfurst und euer fstl. Gn. als oberhauptleut die kriegsräth nach beschehner des königs proposition uff ein gelegnen platz umb Nurmberg herumb beschreiben sollten, welche von disen dingen und was gemeiner aynung vonnötten sein wolle, reden, handeln und schliessen möchten, so haben sie sich doch heut widerumb geendert, und nemblich, dieweil sich die bewerbungen uß vormercktem bericht anlassen, als so sie disen stenden nicht so nachteilig fallen sollten, das noch ein tag oder drey, bis der kgl. Mt. und der ksl. commissarien antwurt uff diser stend schrift, des cammergerichts halben [Nr. 151] jungstlich ubergeben, gefiele, zu verziehen sein sollt. Nachdem man dann dieselben verneme, so könnte man abermals handeln. Dieweil aber die aynung euer fstl. Gn. und dem churfursten als den oberhauptleuten maß gibt, wann die kriegsräth sollen gevordert werden und derhalben bey der aynung die einvorderung derselben zu berathschlagen nit steet, so werden sich euer fstl. Gn. mit dem churfursten der notturft wol verner zu entschliessen wissen. Wir haben aber die stend zu reuter und knechten inhalt euer fstl. Gn. bedenckens über allem unserm vleiß nit vermögen könnden.

Zum andern ist auch diser punct in dem ausschuss proponiert worden, dieweil die recusation in prophansachen numehr beschehen, so wöll vonnötten sein, davon zu reden, welchermassen und wie sich die stendt in denselben zeitlichen sachen halten wöllen. Darinnen dann der außschuss auch bedacht, das von sollichen wegen zu reden vonnötten sein wollt und sonderlich, nachdem die verstentnus in vilen artickeln mängel hat, wie dieselb zu bessern und in richtigere ordnung gepracht wurde.

Dieweil man aber zu sollichem bedencken und berathschlagen nit komen könnde, in ansehung dess, daß sich etzliche von disen stenden sonderten und man schier nit wissen konnt, wer die stend der verstentnus weren oder welcher bey dem andern bleiben wollt, so wollt vonnötten sein, von erst dahin zu gedencken, wie und durch was weg dieselben gesonderten stendt zu uns zu bringen. Dann sollt aller last der verstentnus allein uff etlichen ligen und den andern freysteen, sich in die sachen zu begeben oder nit, wie ir gelegenheit stunde, so wurd darus nichtzit anders dann weitere trennung und sonderung volgen. Darumb vonnötten, daß man vor allen dingen ein lautter wissenschaft und bericht empfahe, wer von disen stenden bey gemeiner verstentnus und derselben sachen bleiben, wer auch under disen stenden zusamensitzen oder nicht wölle, dann man hett ein zeither gesehen, wie sich Hg. Moritz von unserm rath und handlungen, item Mgf. Hanns [von Brandenburg] in der handlung abgesondert. So understunde sich Wurttemberg deßselben in Hg. Heinrichs sachen, welche sich neulich vor dem könig, als wir irer Mt. unser beschwerung des cammergerichts halben übergeben [Nr. 151] und abgegangen sein, vernemen lassen, das sie mit Hg. Heinrichs sachen nitzit zu thun hetten. So wollt Pommern zu disen stenden in die reth nit gen noch zu einicher handlung verhelfen, es were dann, das inen in den irrungen zwischen kgl. Wd. zu Dennemarck und iren herren, den Hgg. zu Pommern, die nun oft vertröste declaration und erkenntnis von disen stenden widerfuhre.

Und damit wir alles das, so dise stendt sondern und trennen, hinwegnemen und also in hieiger handlung standthaftig beyeinander steen können, so hat der außschuss verner erwogen, daß man vor allen dingen dahin trachten soll, die abgesonderten stend wider zueinander zu bringen. Derhalb mit denselben gesonderten stenden von erst zu reden, was man sich bey inen versehen sollt und sie dohin zu persuadieren, sich mit den andern stenden ongesondert eintzulassen. Darumb achten die stend vor nottwendig, daß euer fstl. Gn. mit Hg. Moritzen davon vleissig gehandelt hetten, ob sich doch seine räth auch zu uns in rath begeben und mit uns fur einen mann stuenden, dann wir hörn, das sich Hg. Moritz der hulf halb gegen dem Turcken schon eingelassen und bewilligt hab. So tragen die stendt mergcliche beschwerung, daß sich Hg. Moritz also von disen stenden und irem rath absondert.

So hatt Wurttemperg gebetten, die stend wollten seins gnedigen herrn erclerung in der braunschweigischen sachen hörn, truegen keinen zweiffel, die stendt wurden dess zufriden sein. Und lassen sich die gesanten räth partim vernemen, das sie achten, irs herrn erclerung werde den stenden zu gefallen reichen, welche erclerung auch von inen furderlich gehört werden soll.

Mit Pommern wurt man auch ernstlich handeln, sich in unsern rath zu den handlungen zu begeben. Und daruff sein sie heut vor genannten stenden erschinen und nach furgelegter credentz ir werben und anbringen gethon [Nr. 286]. Nun weren die stendt zu furkomung der sönderung und anderer beschwerden wol geneigt geweßen, inen, den pommerischen gesanten, zu willfahren und mit der erkanntnus furtzugeen, damit nicht etwan Pommern uff den andern theil getriben und sie further mit hulf der Burgundier gegen den Kg. uß Dennmarck handlungen, ime und unser verstentnus beschwerlich, furnemen möchten. Da zu wenige Stände anwesend waren bzw. Befehlsmangel vorgaben, wurde – vor allem auch mit Rücksicht auf den Kg. von Dänemark – keine Entscheidung getroffen. Der Ausschuss machte Vorschläge für eine Antwort an die pommerschen Gesandten. Und bitten daruff die stendt gantz underthenigclich, das der churfurst und euer fstl. Gn. bey dem Kg. von Dennmarck uff die weg, davon die vorgemelt verzeichnus meldet [Nr. 287], furderlich und unvertzogenlich handeln, in ansehung, was an den sachen gelegen und dass sie auch den könig zur willfahrung bewegen, mit einfuhrung, das er bedencken wollt, do sich etwan Pommern uff die andern seitten und zu dem burgundischen theil begeben sollt, was ime darus ervolgen wollt. Do er aber zu den mitteln und wegen, in vorgemelter verzeichnus begriffen, nit gepracht werden konnt, das er doch in sollichen irrungen imant uff den reichstag zu dißtheils stenden hieher verordne, damit man uff ein genomen bericht zu erkanntnus der sachen komen möge. Und uff den fallh, do die erkanntnus hie beschehen sollte, will uns euer fstl. Gn. bedenckens und bevelchs not sein, wess wir uns halten sollen. Darumb werden uns euer fstl. Gn. ires gemuets furderlichen wissen zu berichten.

Die Räte übersenden Proposition des Königs (Nr. 43). Die Gesandten Kgn. Marias und Nicolas de Granvelle ersuchten um Audienz vor den Reichsständen. Vortrag der burgundischen Gesandten (Nr. 202).

Die Werbung Granvelles fand noch nicht statt; die Räte werden demnächst darüber berichten. Granvella praticiert sonderlich bey den gesanten, aber bey uns hat er noch nichtzit gesucht. So haben wir uns nicht on bevelch bey ime nit angeben wöllen.

Wir von unserm rath haben fur gut bedacht, alle stendt der confession und religion zu uns zu ziehen und sie dahin zu vermögen, das sie die suplication, an den könig und ksl. commissarien gestellt [Nr. 152], die wir euer fstl. Gn. nehermals uberschickt, mit wollten helfen ubergeben. Und haben also dieselben alle guttwillig funden, usserhalb Hg. Moritzen räth und Nurmberg; haben der recusation halb bedencken. Erpieten sich Hg. Moritzen reth, sich bevelchs zu erholen, Nurmberg will sich aber neben andern stenden zu überantwurtung der schrift einlassen und sich nit söndern.

Dr. Egk hat noch in keiner sachen mit uns gehandelt, dann wie wir euer fstl. Gn. nehermals bericht haben.