Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine und des Ks. Reise nach Frankfurt a. M.; seine Unterredung mit dem Ks.; dessen Nachfrage nach dem Gesundheitszustand und dem Erscheinen Bf. Lorenz’ in Worms; entsprechendes ksl. Ersuchen an die EBB Richard von Trier und Philipp von Köln; skeptische Äußerungen des Ks. über die Bereitschaft der Reichsstände und Kf. Friedrichs von Sachsen zur Bewilligung einer Reichshilfe; Aussagen des Ks. über seine weiteren Absichten; [2.] Mögliche Durchführung des Reichstags in Frankfurt a. M.; seine morgige Rückkehr nach Worms; [3.] Bemühungen Mgf. Friedrichs d. Ä. von Ansbach-Kulmbach um Aufnahme seines Sohnes Mgf. Friedrich in das Würzburger Domkapitel; Zusage des Ks., diese Bestrebungen nicht zu unterstützen; [4.] Nochmaliges Ersuchen des Ks. um das Erscheinen Bf. Lorenz’; [5.] Regelung der Übergabe der pfälzischen Einungsexemplare; [6.] Eintreffen Hg. Ulrichs von Württemberg, Mgf. Philipps von Baden und Wilhelms von Rappoltstein in Worms.

Würzburg, StA, Würzburger RTA 4, fol. 157–160, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: [In sei]ner Gn. hand).

[1.] /158a/ Gn. F. und H., Heinzlein, bot, hat mir nehesten samstags [25.6.17] zu abent eur ftl. Gn. schreiben [Nr.253] uberantwort. So hab ich darvor desselben tags Wurgensateln, einem knecht, auch brive [Nr.254] an eur ftl. Gn. behendigt. Daraus eur Gn. numals verstanden, das ksl. Mt. nit zu Worms, sunder gein Frankfurt gezogen sey. Darumb hab ich ksl. Mt. eur ftl. Gn. antwort zu Worms nit berichten mogen. Aber dieweil ich nichts zu Worms zu tun gehabt und damit ich auch sehe, wo die sachn hye zu Frankfurt aus wolten, hab ich die ursach genomen und bin gestern [26.6.13] abents hieherekomen und im teutzschen haus1 also vor ksl. Mt. disch gestanden, von irer Mt. gnediglichen gefordert und angesprochen. Nach disch und vil mancherley frolichen reden hat mich ir Mt. allain uf einen ort genomen, mich gefragt, ob eur ftl. Gn. komen. Hab ich ir Mt. eur ftl. Gn. gelegenhait, wie es eur Gn. mir angezaigt hab, erzelt und beschlisslich darauf geben, ir Mt. wol ein, acht oder 10 tage mit eur Gn. gedult tragen. So hoffen ye eur Gn., ir sache werde sich bessern, damit eur Gn. komen und wilfarn mog, mit erbitung, ob ir Mt. wolten, das eur Gn. miteler zeit in eyl etlich rete mer herabschicken solten etc. Hat ir Mt. zuvorderst ein mitleiden getragen mit eur Gn. und saget, ir Mt. wolt eur Gn. wol die zeit, acht oder zehen tagen, zugeben, allain,/158b/ das sein bit were, eur Gn. wolt doch ye darnach oder sovil das eher mocht sein nit aussenpleiben, dann er hett des sonder vertrauen zu eur Gn. Fragt mich auch, ob eur Gn. im nichts geschrieben hett. Hab ich verantwort, eur Gn. haben in disem jar schir nye nichts konnen schreiben, dann wie sich sonsten geburt, hetten eur Gn. irer Mt. on zweifel wider mit eigner hand geschrieben. Kont ich nit anders vermerken, dann das eur Gn. itzo sonderlichen nach dem bad aus verweichung der glider nit schreiben hab konnen. Ir Mt. will auch nit, das eur Gn. ymants mer herabschicke. Will eur Gn. gern erwarten, dann [EB Richard] Trier sey gar hinauf gein Trier und nit anheyms gefunden. Kom aber derselbig nit, so woll er arnburgisch werden, demselben [= Eberhard von Marck-Arenberg] helfen und raten. Er versehe sich aber ye, er werde nit aussenpleiben. Hab auch [EB Philipp von] Collen nit anheyms funden, sey uf einem slos, hab sie bede bey ern und ayden erfordert. Pleib er im aussen, mus er auch gedenken. Hat mir sonsten der und ander halben schwere ding nach der leng gesagt, die sich nit schreiben wollen lassen vom hochsten zum nydersten, was man fur practica mach, was bunde etc. a, aber eur Gn. gar nichts gedacht–a. Aber beschlisslich, er konn sich keiner hilf vertrosten, er wol der auch nit hoch begern, woll allain disen reichstag haben, zu fragen, ob mann helfen konn oder woll, darauf sein urlaub nehmen, keinen tag mer halten, sonder aufhorn. Was im nach verzert sey worden,/159a/ nennet ir Mt. ein treffenlich suma. Aber darumb er komen, die ward groß genent. Er wolt disen abent itzo nemen zu seinen handen 12000 fl. und wolt yederman heym erlauben. Er ziehe itzo Hg. Fridrich [von Sachsen], Kf., zugegen, must flehn und bieten, vertrostet sich nichts zu erlangen, dann er kennet seine[n] kopf wol.2 Aber er westet wol, warzu er lust hett, einem yeden selbs zu haus zu komen, so sein boten nit helfen wolten, und zu bieten, zu komen oder unter sein arm zu nemen, mit im zu furn in tauserter namen. Er were aber gesalbt, er schnellet [= hinauswerfen] keinen. Wer er aber nit gesalbet, er wolt ein oder zwen grosser hausen schnelln. Es müsten inen nasen und maul abfallen et ultra magnalia etc. Item [er habe] von den aufrurn itzo in stetten erschrocklichs gehort. Er hab vor nye kein urlaub genomen, itzo woll er es nemen und sehen, das er dannocht ein brot zu essen hab.

[2.] In suma sovil merk ich, wo es eur Gn. mocht getun, so solt es eur Gn. zu sondern gnaden und gutem komen, das es eur Gn. eben keme. Yedoch so will ich vor sehen, wie es sich schicken will, und dieweil Hg. Fridrich von Sachsen heut herekomet, so will ich verzihen und vor zu seinen Gn. und auch horn, dann es steet darauf, das der tag hie mocht sein und die andern heregefordert werden. Davon will ich eur Gn. alle zeit, wes ich erfar, schreiben, dieweil eur Gn. noch 10 tag hat. Aber ksl. Mt. sagt mir, er wolt eigentlich wider hinuber und des tags entschaft und keins mer erwarten. Auf morgen [26.6.13] will ich wider gein Worms, ob Got will.

[3.] /159b/ Als ich also ob 2 stunden bey ksl. Mt. allain gewest, ist ksl. Mt. angesagt Mgf. Fridrich [d. Ä. von Ansbach-Kulmbach], der kome itzo abents b, als umb 10 hore gescheen ist–b. Hab ich davon wider mit irer Mt. zu reden ursach genomen, cist auch ser die groste ursach, das ich herekomen,–cdas sich ye ir Mt. nit bewegen lasse, im einich furderung und hilf zu tun, mit etlichem anzaigen des handels, mich auch erboten, ob etwas an sein Mt. gelangen wurde, das solichs von seiner Mt. in ruhe gestelt wurde, bis ich sein Mt. berichten mocht, wie es wider recht, unser freyhayten und statuten were, uns davon zu dringen; hofften wir, irer Mt. gemüt nit sein solt. Ich sagt im, wie Mgf. Fridrich im capitel gewest und etwas harter werbung, als ir bericht werd, getan, auch, wie er mit seinen sonen die Johannisfeuer beriten, als wer er mit seinen sonen herr do. Hat mir ir Mt. lachend gesagt, er hab sich, sieder ich nehest zu Worms mit ime geredt, erinnert, er hab im hievor an das capitel, auch eur Gn. zuvorderst furdernusbrif zu Augsburg geben, hab aber der jugend vom tumbrobst [Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach] nit gewist. Er verstee wol, wann er als alt und bestanden were, das er in capitels reten geraten konnt und so geschickt wer, die ratssachen zu verschweigen, so liß man ine ein. Ob nun nit ein mittel darin zu finden were? Hab ich gesagt, ich wiß es warlich nit, dann beschwerlich were es in der gestalt, so man des von rechts wegen nit schuldig ist, einzunemen uber vorgetane guthayt der frucht, so ich erzelt hab, das man sihet, wie wir besorgt, das keines aufhorens do sein werde. Sey not, be[i] zeit an sich zu halten. So aber eur Gn. herab /160a/ zu irer Mt. komen, werden ir Mt. eur ftl. Gn. wol weiters darin vernemen, wes des stifts notturft und fursehen in dem sein mus, dann er [= Mgf. Friedrich d. Ä.] greif teglich in stift und itzo mit solichen neuerungen, die nye hievor mer erhort sind. Darob sich ir Mt. verwundern wurde und keinswegs zu gedulden sind. Solt nun ein tumbrobst als ein kind und sein sone im capitel sitzen und alle geheym vernemen, das were schwere, dann er ist mit marggrafischen reten besetzt. Hab wie vor gebeten. Darauf hat mir ksl. Mt. zugesagt, er wol nichts weiters lassen ausgeen dem stift zuwider. Wol woll er gern ein gleicher mitteler sein, so eur Gn. kome, mit eur Gn. davon handln, dann er wisse wol, das in der Mgf. ansuchen werde. Woll er es aufziehen, und ich soll es keinem bevelhen, das er in daran mane, auch darob sey, nichts ausgeen zu lassen. Darauf will ich heut mit [Johann] Rennern davon reden und in bieten, auch selbs aufmerkung haben, dann er pleib heut [27.6.13] auch hye. Und wes von noten sein wurdet, eur Gn. weiter zu schreiben, will ich auch tun, so ich bey dem Hg. [Friedrich von Sachsen] gewest bin.

[4.] Als ich von ksl. Mt. abgeschiden bin, hab ich zuletzt ir Mt. gebeten, eur Gn., ein capitel und stift in gn. bevelh zu haben, angesehen die willig, gehorsame, getreu und untertenig dienst, die eur Gn. und derselben vorfarn alle zeit vor andern statlich erzaigt hetten. Hat mir ir Mt. bevolhen, eur Gn. zu schreiben, eur Gn. sollen des an allen zweifel sein. In allem dem, darzu eur Gn. recht haben, woll er eur Gn. gn. Ks. sein, und abermals beschlossen, eur Gn. soll ye nit aussen pleiben und tun als etliche, die pferde haben,/160b/ sich am futer zu rehe geessen3 und konntn darum nit reiten. Etliche nemen occasiones, sie haben veind und verlassen ine, der inen wider ir veind wol helfen kont.

[5.] Des pfalzgravischen canzlers [IUD Florenz von Venningen] schriften soll eur Gn. versteen, das die eynigung gemaint wurdet der copey, so eur Gn. zu Meinz gegeben hab. Ob eur Gn. vor dem gesterigen sontag [26.6.13], als in der Hessen sachen [ein Tag] zu Haylprun angesetzt gewest ist, sich mit dem capitel hett mogen entschließen zuzuschreiben, also das die brief hetten mogen gefertigt werden, alsdann zu Haylprun zu ubergeben. Wolt nit, das man sich anderer zeit und malstat vereint. Darumb hat er mir den obgeschrieben tag, des wissen zu haben, verkundet. Nun ist von noten, das eur Gn. neben zuschreiben, wo eur Gn. es also gefelt, mir iren willen, wann und wo soliche gegeneinander ubergeben sollen werden, und betrifft die würtenbergisch [Einung] nichts.

[6.] [Hg. Ulrich von] Wurtenberg ist gestern, als schrift hieherekomen sind, und Mgf. Philips von Baden am samstag [25.6.13] gen Worms komen. Bin on zweifel, so ich wider hinuberkome, ich werde den beybrief etc. entphaen. Ksl. Mt. hofmeister [Wilhelm von Rappoltstein] ist auch samstags gein Worms komen. Sonsten wais ich eur ftl. Gn. nichts sonders zu schreiben. Bephil mich eur ftl. Gn. in aller untertenigkeit. Datum Frankfurt montag nach Johannis baptiste Ao. etc. XIII.

Anmerkungen

1
 Das Deutschordenshaus neben der Deutschordenskirche in Frankfurt a. M.
a
–a Am Rand hinzugefügt.
2
 Zu dieser Äußerung vgl. Ludolphy, Friedrich der Weise, S. 201.
b
–b Am Rand hinzugefügt.
c
–c Am Rand hinzugefügt.
3
 Unklare Formulierung.