Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Zurückweisung der Berufung des Bundes auf den (Mainzer) Reichstag; nochmaliges Hilfeersuchen (gegen Hg. Ulrich von Württemberg); [2.] Die Brandattacke gegen Dietrich Spät als Nebenaspekt des Konflikts mit Hg. Ulrich; [3.] Verpflichtung des Bundes, den Angriff Hg. Ulrichs auf die ksl. Ehre abzuwehren; Drohung mit dem Entzug der Unterstützung für den Bund in wichtigen Bundesangelegenheiten.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr. 10, Prod. 14, Kop.

[1.] Röm. ksl. Mt. etc. hat der stend und versamlung des bunds antwort vernomen und mag derselben nit zufriden sein, tregt auch der pillich grosse beschwerung und gibt inen weiter zu versteen, das ir ksl. Mt. nach irer Mt. und des hl. Reichs notturften der stende und versamlung waigerung und verzug auf des Reichs versamlung nit leiden mag, sonder ir Mt. ersuecht die stend des bunds nochmals umb ir hilf, dieselben itzo zu bewilligen von des Reichs wegen, dieweil sie hie in der versamlung und die sein, so den sachen gesessen und derhalben meer dan ander in sorgen sein müßen und den schaden wenden und furkomen mogen und nit der gestalt, als ob sie ainig helfen sollen, sonder die ksl. Mt. tut daneben das gemain aufgepot im Reich und ersuecht meniglich, nymant ausgesondert, umb solich hilf, wie man ir Mt. in disem schweren fall zu tun schuldig ist. Darumb beturfen die stend des bunds mit irer bewilligung auf des Reichs versamlung nit waigern noch verziehen. Es werden auch die andern stend des Reichs auf ksl. Mt. aufpot auf die hieigen auch nit waigern noch verziehe[n]. Darzu hat die ksl. Mt. die stend des Reichs nit von des aufgepots, sonder von des rechtens wegen gegen dem [Hg. Ulrich] von Wirttenberg und anderer genotiger des Reichs hendl halber here beschriben. So will ir ksl. Mt. die bundstend, umb das sie die ersten und gehorsam sein, gegen den andern reichsstenden wol verantworten und on entgeltnus halten.

[2.] // Item das die ksl. Mt. den bundsstenden furgehalten hat die ursach Dietrich Speten halb, das er verprent1 und dardurch ir ksl. Mt. an des haus Osterreich lehen belaidigt, das ist nit irer ksl. Mt. principal, sonder ain klain, dem haubthandl ain zugetune ursach.

[3.] Ir Mt. maint und suecht auch nit, das die stend des bunds nach dem puchstaben der bundsverainigung handlen noch irer Mt. in kraft derselben ein hilf judicirn und erkennen oder nit, sonder dieweil offenlich am tag und waer ist, das der von Wirttenberg ir ksl. Mt. an irer Mt. person hochhait, eer und glympf zu verletzen unterstanden, desgleichen dem vertrag2 widerstreben wollen und darumb nach dem vertrag wider die ksl. Mt. in Frankreich und der Aidgnosschaft mit ungepürlicher obligacion und erpieten umb hilf geworben hat. Daraus, wo im die gedeyhen mugen, die ksl. Mt. und daz Reich all augenplick mutwillen und aufrurer von im gewarten und leiden muessen hetten, zudem, das er auf heutigen tag ksl. Mt. gericht und recht, auch der execucion des gütlichen vertrags, wiewol er mit worten, denselben gehalten ze haben und noch zu halten, ausgibt, aber mit den werken widerfochten hat und das noch tut und anders dan mit gewalt zu pillichait und sicherm vertrag nit zu pringen ist. // Dem allen nach behart die ksl. Mt. noch auf irer Mt. vorigem ernstlichem ansuechen und begern umb bewilligung der stend des bunds hilf, principaliter als von des Reichs stenden und daneben auch in bedacht des haus Osterreich, und wartet also der versamlung weiter unverzogenlicher guter antwort. Dan solten sie ir ksl. Mt. itz mit bewilligung solicher irer hilf verlassen, woe belib dan irer ksl. Mt. hochait, eer und glympf, daran ir Mt. von dem von Wirttenberg offenbar, beschwerlich und unbillich angetast ist? Item woe bliben dan der stend des bunds als untertanen des Reichs aidpflicht, so sie irer ksl. Mt. getan haben, nemlich irer Mt. hochait, person und eer zu defendiren und zu beschirmen? Und bedünkt die ksl. Mt. noter und pillicher sein, solich irer Mt. als röm. Ks., H. von Osterreichs und bundsverwanden hochait, eer und glympf helfen zu beschyrmen, dan das sich der bund etwoe umb gering sachen, zeitlich gut betreffend, mit erkantnus irer hilf bekümert, bemüet und in costen füret oder füren will. // Und darzu, woe sie ir ksl. Mt. je verlassen wollten, des sich ir Mt. noch nit versehen will, so wirt ir Mt. geursacht zu gedenken, wie sie ir Mt. als röm. Ks. und H. von Osterreich, der treffenlichisten glider ains des Reichs, itz verlassen hetten, das ir Mt. ain ander mal, so dem bund samet oder sonderlich not begegnen würd, irer Mt. hilf auch an sich zu halten und etwan irer Mt. gewalttrager im bund auflegen, in irn noten auch aufschub zu machen. Geben zu Augspurg am 8. tag Augusti Ao. etc. im XVII.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.720, Anm. 2.
2
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 3.