Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verpflichtung der Bundesstände zur Hilfeleistung (gegen Hg. Ulrich von Württemberg); [2.] Nicht existente Gefahr einer Spaltung der Reichsstände; [3.] Hoffen auf spätere Einsicht der Bundesmitglieder; [4.] Seine Bereitschaft zur Stellung zusätzlicher 1500 Berittener und 5000 Fußknechte; [5.] Aussicht auf einen Stillstand mit Franz von Sickingen.

München, HStA, KÄA 1864, fol. 175a–176a, Kop. (p.r.p.s.).

Inhaltsangabe: Scholzen, Franz von Sickingen, S. 105f.

/175a/ Röm. ksl. Mt. hat der stend und versamlung des bunds antwurt aber vernomen und gibt inen daruf zu versteen

[1.] Wiewol sy melden, wie sy irer ksl. Mt. hievor redlich und beweglich ursachen angezaigt haben, darumb sich nit gezymen oder fugen woll, und was nachtail und verhinderung es allenthalben bringen und geperen würd, wo in solichem fall hinder und ausserhalb gemainer reychsstend ainicherlay sollt beschlossen oder bewilligt werden, so hat sy doch ir ksl. Mt. (die solh sachen auch versteet) mermals erinnert gnugsamer ursachen und bewegnuß. Derhalben sich nit allain wol gezymen woll, sonder sy auch schuldig, darzu ir notturft am fuglichsten sey, irer Mt. hilf zu bewilligen, und wo das nit beschehen sol, was nachtail aus demselben und nit aus dem, so sy irer Mt. der hilf bewilligen, volgen werd. Die ksl. Mt. hat sy auch sonderlich vertröst, das inen ir bewilligung gegen andern reychsstenden unverweislich und on nachtail sein sollt. Darin wollt inen ir Mt. guten glauben halten.

[2.] Dann, uf das sy anzaigen, das die Kff. und Ff., desgleychen prelaten, Gff. und Hh., auch die stett des punds ir botschaften uf dem reychstag zu Mainz haben, deshalben sich nit fugen wolle, das die stend des Reychs vonainander gesondert würden, daruf hat die ksl. Mt. den stenden vor auch zu versteen geben, das sy durch irer Mt. ansuchen nit gesondert werden, sunder was sy hie tun, das sollen und werden die andern stend auch tun,/175b/ dann ir ksl. Mt. uf das recht, so ir Mt., gegen dem [Hg. Ulrich] von Wirtenperg von neuem anzesetzen, bedacht hat, das gemain ufgepot ausgeen lassen wollt. Deshalben hett ir Mt. gemaint, die stend hie als die, so die sach am höchsten berürt, sollten sich gehorsam halten, ksl. Mt. und ir selbs obligen von dem ersten schaden zum besten helfen zu wenden, dann auch die wetterzeyt und -tag [= Zeit mit gutem Wetter]bishere kain ander mittel erleyden mugen haben, den von Wirtemperg zu pillichait zu pringen, dann die weg, so inen ir Mt. bishere furgeschlagen hat.

[3.] So aber die stend die sachen anderst und pas weder [= als] ksl. Mt. versteen wollen, so will sy ir ksl. Mt. lenger nit ufhalten, sonder irer Mt. abschid mit inen nemen, solicher mainung, das sy sich uf die hie geübt handlung bas bedenken, und so sy ir ksl. Mt. hienach in notturften irer Mt. person, eeren und glimpfen, auch des hl. Reichs und punds beschwerung und geverlichaiten zu tragen oder mit irer hilf weyter erfordern würdet, das sy sich daruf gehorsam beweysen und halten.

[4.] Doch mag inen ir ksl. Mt. noch weyter nit verhalten, das ir ksl. Mt. merkt, wie die versamlung und stend des punds irer Mt. in des von Wirtemperg handel so widerwärtig fallen und begegnen. Gedenkt ir Mt., es sey ursach, das sy des von Wirtenperg macht und dürstigkait [= Frechheit, Kühnheit] fürchten. Darumb ist ir ksl. Mt. noch weyter urputig, den pund mit irer Mt. guten freunden und gonnern zu sterken,/176a/nit allain mit den tausent pferden und viertausent zu fus, wie sich ir ksl. Mt. vor erpoten hat, sonder noch darzu mit XVc pferden und Vm zu fus, das macht in summa 2 ½m pferd und VIIIIm zu fus.

Und daruf ermant ir ksl. Mt. die versamblung und stend nit allain als pundgenossen, sonder auch als die treffenlichsten glider des Reychs, sy wollen sich noch ains pessern bedenken und yetz irer Mt. helfen, damit des von Wirtenpergs dürstigkait zu widersteen und derselben ain maß zu geben. Dann die stend raiten oder wissen nit, wie sy mit irer antwurt den von Wirtenperg in seinem pösen furnemen sterken, ksl. Mt., des hl. Reychs und teutscher nacion furnemen zu grossem nachtail.

[5.] Darbey gibt die ksl. Mt. den stenden zu erkennen, das ir ksl. Mt. gegen Franciscen Sickinger dem hl. Reych und allen sachen ze gut in handlung steet, ainen bestand dannen zu richten uf ain geraumbte zeyt. Soferr das beschicht, so haben ksl. Mt. rate bevelch, solhs den Kff., Ff. und stenden des Reychs anzuzaigen. Daruf mugen sy alsdann (soverr inen gemaint ist) ksl. Mt. halben ir kriegsvolk abfordern und anhaim verrucken lassen. Datum Augspurg am XII. tag Augusti Ao. etc. im XVII.