Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Gründe für die Verschiebung den geplanten Tages in Bingen mit den Ganerben; Frage der Geleiterteilung, der Ladung und der Ausstellung eines neuen Kredenzschreibens für dieses Treffen; [2.] Übersendung eines Schreibens Gf. Sigmunds zum Haag; [3.] Wünsche EB Richards von Trier bzgl. seiner Truppenhilfe; [4.] Bitte Landaus und Annweilers um ksl. Unterstützung; [5.] Klage Kf. Ludwigs von der Pfalz wegen der Übergriffe des ksl. Kriegsvolks bei Worms gegen seine Untertanen.

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 37 (alt 30b) Juli-Aug. 1517, fol. 89–90, Orig. Pap. m. S.

[1.] /89a/ Allergnst. Ks. etc., eur ksl. Mt. haben uns yetz auf die ganerben und adl ain glait [liegt nicht vor] zugesant, daz eur Mt. dieselben ganerben und adl auf den vierten tag Augusti von Bingen in die vorstatt oder ain anderen flecken nahent dapey und wider in ir gewar verglaiten. Wie wir uns aber der sachen aller gelegenhait erkundt, so sollen der glait viere sein, nemlich ains lauten auf Trackenfels [= Drachenfels], dergleichn Kallenvels [= Kallenfels] und Wartenburg1 und daneben dem gemainen adl, so disen dreyen heusern mit burgfridn nicht verwant, die auch wider eur ksl. Mt. möchten gedient haben. Dann solt man das glait auf Kallenfels schicken, das würden sy bey inen behalten und sich desselben geprauchn und würden die andern on zuegeschickt glait denen, so Kallenfels und Wartenburg verwant sein, den tag zu besuechen, nicht ausschreiben. So will auch die zeit zu kurz sein, haben sich auch yetz pey gehaltnem tag zu Bingen horn lassen, daz sy aufs wenigist drey wochen, die ganerben zu beschreibn, bedürfen. So es nu unsers verstands aus den zwayen obangezaigtn ursachen abermals erwinden und der tag nit stattlichn gehalten, so wär unser gutbedünkn auf eur ksl. Mt. gn. gevalln, eur Mt. hetten auf ain neus vier glait stellen lassen und in denselben den tag erstreckt, also, wann inen eur Mt. glait geantwurt wurd, daz sy dann 14 tag nach überantwortung des glaits die ganerben beschreibn möchten. Eur ksl. Mt. welten inen auch allain ain tag gen Bingn in die stat benennen, aus disen ursachen, daz Bingen kain vorstatt hat, darynnen man dermassen handln möchte, und sollten eur Mt. commissari zu Bingen in der vorstatt oder in aim andern flecken, dardurch sy sich von Bingen aufs land begeben muessten, handlen, wär es irer personen halben gefärlich und unsicher etc. Darzue so wärn wir ainer neuen credenz auf die ganerben /89b/ und adel nottürftig, die sich lendet auf H. Wolfn von Schönberg und die drey commissari [Gf. Gerhard von Arco, Helfrich von Meckau, Dr. Johann Storch], so zu Fridberg gehandlt habena [vgl. Nr.775, 776], dann dieweil H. Wolf von Schönberg mitsambt Helfridn von Meckau den nachstgehalten tag zu Bingen, wie des eur Mt. nu yetz on zweyfl bericht emphangen, gehandelt, so kann man ine mit glimpfen nit wol von der sach schaidn. Das alles wollten wir eur ksl. Mt., der wir uns hiemit in aller undertanigkait bevelhen, nicht verhalten.

[2.] Hiemit schickn wir eur ksl. Mt. ain schreiben [liegt nicht vor] von Gf. Sigmunden von Hag etc.

[3.] Wir sendn auch eur Mt. hieneben des [EB Richard] von Trier antwurt [liegt nicht vor], die er seins anschlags halbn mir, Leonhartn Rauber, gebn hat [vgl. Nr.918 [4.], [9.], Nr.919 [3.], Nr.920 [6.]]. Der will die alten ross, so er wider den [Gf. Johann] von [Salm-]Ryfferscheit gefuedert hat, eur Mt. in abslag seins anslags rechnen. Ich gedenk, es sey also beslossen, eur ksl. Mt. beschaid ine nur gen Wormbs. Ich main, es sterb da. Sy komen ye nit gern dahin, dann er ist nit wol zufridn gewest, das der [EB Hermann] von Cöln eur Mt. das gelt hat geben. Datum Meinz den 25. tag Julii Ao. etc. 17.

[4.] [Nachschrift:] Wir schicken auch hienebn eur Mt. der von Landau und Anweyler schreiben [liegt nicht vor]. Die klagn sich vast [= sehr], bitten, eur Mt. welln sy mit hilf gnediglich tröstn und bevolhn haben.

[5.] In dieser stund hat unser gn. H. Pfalzgf. [Ludwig] zu uns /90a/ geschickt und sich hoch beklagt, im sey ware kuntschaft kumen, wie ainstails eur ksl. Mt. kriegsfolk zu Wormbs im furnemen sein, ime ain dorf zu prennen und zu plündern, auch seiner armen man ain gefangn und geplündert. Well im beswerlich sein, also zuzesehen, uns höchsts vleiss bitten lassen, wir solten solichs pey den haubtleuten und commissarien underkomen und abstelln. Also haben wir sein Gn. die antwurt geben, uns sey diser handl ganz unerkannt. Dieweil wir aber wissen, dass eur ksl. Mt. gn. gemuet noch maynung nicht sey, daz die von Wormbs gegen seiner Gn. undertan und leut on merklich gross ursach dermassn handln solten, so wellen wir den comissarien und haubtleuten schreiben und, als vil in unser macht steet, die sachn in rue stellen. Dieweil sich auch gemelter Pfalzgf. fur eur Mt., auch uns als eur Mt. comissarien von seiner undertan wegen zu verhör und aller pillichait erpeut, so haben wir den commissarien geschribn und in namen eur ksl. Mt. bevolhn, wo etwas an der sach sey, wie uns der Pfalzgf. bericht, stilzuhaltn und uns der sachen mit grunt berichten, uns weiter zuvoran bey eur Mt. und beym Pfalzgf. auf bevelh eur Mt. und bericht gegen Pfalzgf. wissen zu halten. Eur ksl. Mt. woll uns auch gnediglich zu erkennen gebn, wes wir uns in solhen välln zu tun oder zu lassn haltn solln, dann dieser zeit haben wirs zimlicherweis dem Pfalzgf. nit abslagn mügen. Solhen brief hat des Pfalzgf. knab gen Wurmbs gefuert, aber unsicherhait halbn so hat der knab nit reitn wollen. Also hab ich, Leonhart Rauber, im mein potenpuchsen leihen müssen, damit er den affen wider haim pring. Tun uns bevelhen etc. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Die drei Burgen waren jeweils Sitz einer Ganerbschaft.
a
 Am Rand daneben von anderer Hand: Fuld, Argk, Schonberg, Megkau, Storch oder etliche aus inen.