Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ausschreiben eines Landtags durch Hg. Georg wegen des Gemeinen Pfennigs; [2.] Antwort der Gff. von Schwarzburg, Stolberg, Mansfeld und Hohnstein über ihre eingeschränkte Bereitschaft zu dessen Zahlung; [3.] Bereitschaft Hg. Georgs zur Beschränkung seiner Forderung auf die thüringischen Besitzungen der Gff.; Unterscheidung zwischen deren reichslehenbaren und nicht reichslehenbaren Gütern; [4.] Replik darauf durch die Vertreter der Gff.; [5.] Antwort der hgl.-sächsischen Prälaten, Ritter und Städte bzgl. der Probleme mit Erfurt und Gf. Edzard von Emden als Gründe für ihre Unfähigkeit zur Zahlung des Gemeinen Pfennigs; [6.] Forderung der kursächsischen Landstände nach Abstellung der durch die Rebellion in Erfurt verursachten Aufwendungen und Rückzahlung der Erfurter Schulden als Voraussetzungen für die Erlegung des Gemeinen Pfennigs.

Kop.: A) Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10502/14, fol. 14a–18b; B) Ebd., fol. 4a–5a, 6a, 7a u. b, 10a–11b (nur [1.] – [6.]; auf dem Deckblatt fol. 3a: Belangt den anslag des gemeynen pfennigs, was antwort mein gn. H. von seiner Gn. prelaten, Gff., ritterschaft und andern stenden bekommen hat. Actum Leyptzk dornstags nach Andree apostoli Ao. etc. XIII [1.12.13]; mit kleineren Korrekturen; von verschiedenen Händen).

Konz.: C) Ebd., fol. 8a–9a (nur [3.] Uf der Gff. antwort bis [6.]; Vermerk fol. 9b: Belangt den gemeynen pfennig, ist alles registrirt).

[1.] /14a/ Zu merken, nachdem mein gn. H. Hg. Georg von Sachsen etc. von röm. ksl. Mt. auf den reichstag auf Martini [11.11.13] negstvorschynen gein Worms erfordert und dorinne an seinen Gn. begert ist von wegen des gemeynen pfennigs, dorvon auf nehstgehaltem reichstag zu Collen ein anschlag gemacht ist, seiner ksl. Mt. undirricht zu tun etc., wie denn seiner Mt. schriftlich mandat [Nr.394] das allenthalben anzeigt, hat mein gn. H. ein gemeynen landtag ausgeschriben, seiner Gn. prelaten, Gff., Hh., ritterschaft und stete geyn Leipzig erfordert, in meynung, inen solicher ksl. Mt. begern und anschleg furzuhalten. Nachdem aber die Gff. auf der hochzeit zu Torgau1 gewest, hat meyn gn. H. disen handil an sie gelangen lassen. Dorauf sie meynem gn. H. antwort gegeben, wie hirnach vorzeichent stehet.2

[2.] Gn. F. und H., dieweil die Gff. Schwarzburg, Stolberg, Mansfeld und Honstayn den mehrern teyl irer Gftt., Hftt. und güter von Kff.,/14b/ EBB, euer ftl. Gn. und andern Ff. zu lehne tragen und dieselbigen, wie sich gezymet, zu vordynen vorpflicht, auch teglicher dinst gewertig, seint ir Gn., von den gütern, die sie von Kff., EBB, euer ftl. Gn. und andern Ff. zu lehen und vordynen müssen, den gemein pfennig zu geben beschwert. Welichs auch iren Gn. und iren Gn. undirtan zu tun unmoglich, der zuvorsicht, ksl. Mt. werde das den Gff. in betracht angezaigter ursachen zu ungnaden nicht vormerken. Wo sich aber die gemeyn stende des hl. röm. Reichs, den gemeynen pfennig zu geben, vorwilligten, wolten sich die Gff., sovil ein iglicher von ksl. Mt. und dem hl. Reiche zu lehen habend ist, dermas in gehorsam erzaigen, das ir ksl. Mt. hirob keyn mißfallen solle tragen.

[3.] Demnacha aber mein gn. H. in derselbigen der Gff. antwort mangel gehabt, hat sein Gn. den Gff. ferner seiner Gn. gemüt nachfolgend vormelden lassen, wie hirnach auch vorzeichent ist:

/15a/ Uf der Gff. antwort, den gemeinen pfennig berührende, hat unser gn. H. Hg. Georg denselbigen geschickten durch H. Hansen von Werterd und H. Cesarn Pflug, beyde ritter, dis anzaigen lassen, dass sein ftl. Gn., die antwort in schriften zu übergeben, derhalben angesucht:

Nachdem sein ftl. Gn. von ksl. Mt. angelangt ist, von seiner Gn. landschaft auf disen reichstag antwort einzubringen, und auf das sein Gn. in dem nicht irre, hat sein ftl. Gn., soliche antwort in schriften zu geben, begert. Und sein ftl. Gn. hat an derselbigen antwort zweyerley beschwerung:

Zum ersten, das sy in irer antwort angezaigt haben, das sie güter von Kff., Ff., Bff. und unserm gn. H. haben, davon sie eynem itzlichen dinst gewertig sein müssen und von denselben gütern den gemeynen pfennig zu geben beschwert. So dann unser gn. H. wol wais, dass etzliche Gff. ausserhalb dem landgraftumb zu Düringen von Kff. und Bff., als Stolberg von dem Mgf. [von Brandenburg] und Mansfeld von dem Bf. von Magdeburg und Halberstadt, lehen haben, dorumb sein ftl. Gn. kein ansuchunge getan, sunder allein der güter halben,/15b/ die sie haben und im cirk des landgraftumbs zu Doringen begriffen, dann wu die antwort dermas ubirantwort, so würde es villeicht geacht, als ob sein ftl. Gn. sich ander Ff. lehen ausserhalb des landgraftumb angemast hette. Das mocht sein ftl. Gn. vorkerlich geacht werden.

Zum andern haben die Gff. angezaigt, so die stende den gemeynen pfennig geben würden, so wolden sie, denselbigen gemeynen pfennig von den gütern, so sie vom Reich zu lehen trügen, zu geben, auch nicht weigern. So dann vormerkt, das sein ftl. Gn. diese ansuchung an die Gff. des cirks halben zu Doringen, seinen ftl. Gn. zugehorig, getan und sein ftl. Gn. keyn wissen tregt, das die Gff. in demselben seinem gezirks ichts haben bvom Reich zu lehen–b, dovon sie den gemeinen pfennig, wie angeschlagen, zu geben hetten, so dann nu diese antwort der gestalt ubirgeben, so mochte diese einführung gescheen cund dafür geachtet, als hetten sie vom Reich yre Gft. /16a/ zu lehen, und dadurch mochte undirstanden werden–c, die Gff. und sein ftl. Gn. dzu sundern–d. Das sein ftl. Gn. lange zeit ebey ksl. Mt. und den stenden des Reichs durch seinen fleiss erhalden–e, dass sie voneynander nicht gesundert und bisher beyeinander bleiben, wie es bey seinen ftl. Gn. vorfaren und iren vorfaren herkommen ist, und dass sie also durch ksl. Mt. und das Reich nicht in schaden gefürt seind und noch hinfort zu vorhüten gemaynt, welichs nicht allein sein ftl. Gn., sondern den Gff. auch, wie sie abzunehmen, schaden drauet. Dann sein ftl. Gn. lest im gefallen, in masen, solhs herkomen, das die Gff. bey seinen ftl. Gn. und sein ftl. Gn. bey den Gff. bleiben und keine sunderung gesucht werde. Und yn doneben angezeigt, dass die andern stende diese ansuchung von ksl. Mt. und den stenden des Reichs vor eyne neuerung angesehen und derhalben abeschlagen.

[4.] Daruf haben der Gff. geschickten dise /16b/ antwort gegeben, dass dieser handel dergestalt den Gff. zu Torgau nicht vorgetragen, und wu es in dermas furgetragen, so hetten sie sich eyner andern antwort horen lasen und sich erboten, solhs nachmals den Gff. vorzutragen, die sich weiter daruf undirreden werden und seinen ftl. Gn. unvorweislich antwort geben.

[5.] Und als nachfolgend prelaten, ritterschaft und stete der lande Meissen und Doringen auf meins gn. H. begeren den landtag zu Leipzig auf donnerstag nach Andree [1.12.13] besucht, ist inen solch ksl. Mt. begern und der anschlag des gemeynen pfennigs, wie zu Collen ufm reichstag beschlossen, erzelt und furgehalten worden. Dorauf sie meynem gn. H. antwort gegeben, wie auch hirnach geschriben stet:

/17a/ Antwort der stende, prelaten, ritterschaft und stete der land Meissen und Doringen, dem durchleuchten, hochgebornen F. und H., H. Georgen, Hg. zu Sachsen etc., auf seiner ftl. Gn. antragen, den gemeynen pfennig berührende, gegeben: Item es ist sein ftl. Gn. angezaigt, dass soliche ansuchung von ksl. Mt. und den stenden des Reichs in diesen landen eyn neuerung und vormals nye geübt adir gebraucht sey. So habenf auch ire undirtanen eyne lange zeit seinen ftl. Gn. seins merglichen unrats halben, dorein sein ftl. Gn. der dinst halben, ksl. Mt. und dem Reich getan, gewachsen, mit vil steuern beladen gewest, dess sie noch zur zeit nicht uberig. Nachdem dann auch ein redliche zal aus der landschaft ire nahrung auf die von Erfurt gewant, die keyne bezalung von den von Erfurt konnen bekomen, in grose scheden und einsteils in ewigen vorderb gefürt, so halden sich auch dieselbigen von Erfurt gegen seinen ftl. Gn. und seiner /17b/ Gn. vettern [Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen] also widersetzig, das sich dieselben von landen teglich eyner enporen befaren [= befürchten] und also in rüstung mit grosser unkost sitzen müssen. So ist auch vor augen, wie widersetzig und untreulich der Gf. [Edzard] von Embde sich gegen seinen ftl. Gn. lange zeit gehalten und noch heldit, das seinen ftl. Gn., auch seiner Gn. undirtanen grossen schaden drauet. Darumb aus oben angezeigten ursachen, in diss ansuchen zu bewilligen, die landschaft beschwert und gar nicht leidlich sein will, undirtenig gebeten, sein ftl. Gn. wolde in ansehung derselben beschwerung zusambt dem, das es eyne neuerung ist, sie gegen ksl. Mt. gnediglich entschuldigen, auch entschuldigt haben, dann sein ftl. Gn. ane das undirtenigs dinste zu bezaigen, haben sie sich als die gehorsamen undirtanen gutwillig erboten.

[6.] Und als mein gn. H. dornach zu seiner Gn. vettern geyn Eylenberg /18a/ komen, hat sein Gn. soliche antwort allenthalben seinen vettern anzeigen lassen. Doruf meynem gn. H. von seinen vettern widerumb die antwort, so irer Gn. landschaft gegeben, auch ubirreicht ist, wie hirnach volget:

Auf furhalten, so die durchleuchtigist, durchleuchtig und hochgeborn Ff. und Hh., H. Friderich, Kf. etc., und H. Johanns, gebrüder, Hgg. zu Sachsen etc., unser gnst. und gn. Hh., den stenden irer kftl. und ftl. Gn. landschaft die ksl. hülf, auf den abschied zu Cöllen belangend, getan haben, ist von inen nachfolgende antwort iren ftl. Gn. gefallen:

So und nachdem sie hievor, auch ire eltern /18b/ und vorfaren, ksl. Mt. solicher adir dergeleichen hülf zu tun, allweg entladen gewest, sunder, wo ir kftl. und ftl. Gn. eldern und vorfahren seliger und loblicher gedechtnus ksl. Mt. und dem hl. Reich nottorftige und nutzbarliche dinste getan, dorzu hetten sie iren ftl. Gn. mit irem leib und gut, wie wissentlich und herkomen, getreulich, undirteniglich und gehorsamlich gedinet. Dess sie auch nochmals zu tun willig und, wenn es die nottorft erfordert, urbütig weren.

Nachdem aber die von Erfurt aus eigenem mutwillen ein entpörung gegen iren ftl. Gn., derselben landen und leuten zu beschwerung erhaben und gemacht, darinnen vilfeltige gewaltsame ubung begünst[igt] und des noch in teglicher ubung stünden, doraus ir kftl. und ftl. Gn. nicht gering, sundern hochlich verursacht,/19a/meren gewalt und unrechts zu verhüten, ire land und leut in teglicher rüstung sampt mit gefastem schilde zu halten, dorauf inen, den stenden, wie iren ftl. Gn. unvorborgen, ein merglicher last und unkost aufgangen. Und dieweil ir kftl. und ftl. Gn. desselbigen mutwilligen, freventlichen und beschwerlichen furnehmens von den von Erfurt sambt irer Gn. landschaft nit entladen, sunder nachmals in teglicher rüstung und fürsorg, irem furnehmen zu widirstehen, in belestigung stehen.

Es haben auch ir kftl. und ftl. Gn. vorwanten und undirtanen aus allen stenden umb ein grosse, mergliche summa jerliche zins bey den in Erfurt nach vormoge der stad brive und sigil erkauft, dess nuhmals etliche jar lang wedir zins noch haubtsumma entricht, welichs sich ob virmal hunderttausent fl. erstreckt und sie das ir bisher zu erlangen aufgehalten. Das inen zu merglichem vorderbnus und schaden, auch zu abbruch gottlicher dinste, niderdrückung der spital und gestift reichet, desjenigen aus den stenden, so solichs belangt,/19b/ in keinen weg lenger erdulden mogen. Bitten gar undirteniglich, sie zu einbrengung irer schulde lauts der stadt Erfurt brif und sigil weiter nicht zu verhindern, sunder ir gnst. und gn. Hh. seyn und bleyben, inmasen sie iren kftl. und ftl. Gn. hievor auch mannichfeltig mit demütiger bitt angesucht, dann ir kftl. und ftl. Gn. wol zu achten haben, als sie auch undirteniglich bitten, gnediglich zu betrachten, dieweil ir kftl. und ftl. Gn. und sie dises lasts und beschwerung der von Erfurt halben nicht entladen, dass sie, ob es auch die nottorft erforderte, ausserhalb irer kftl. und ftl. Gn. Ftt. dem Reich nutzbarlich, iren ftl. Gn. hülflich zu sein, verhinderlich.

Und so aber ir kftl. und ftl. Gn. durch hülf und gn. beystant ksl. Mt. oder wie es ire ftl. Gn. am bequembsten zu tun wüsten, in die wege gericht und bracht würde,/20a/ dass es mit den in Erfurt in das wesen gestellt, wie es irer ftl. Gn. eldern seliger und loblicher gedechtnus, auch irer ftl. Gn. selbs gestanden, ehe und zuvor diese neuerung, beschwerung und entpörung iren ftl. Gn., derselben landen und leuten zu nachteil von den in Erfurt furgenomen, domit sie, die stend irer kftl. und ftl. Gn. landen, des lasts, schaden und unkosts entladen würden, so dann ir kftl. und ftl. Gn. ksl. Mt. und dem hl. Reich nottorftig und nutzbarlichs dinst aus iren schuldigen pflichten zu tun furhetten, wess sich dann alle andere stende des hl. Reichs derwegen erzaigen und halten werden, dorinnen wollten sie sich also halten und erzeigen, domit ir gehorsame undirtenigkait mocht gespürt werden, mit demütiger und flehlicher bitt, ir kftl. und ftl. Gn. wollen diese ire antwort in gnaden und aus nottorft bescheen von inen gnediglich vormerken und bey ksl. Mt. vorbitten, sie dobey gnediglich bleiben zu lasen und in /20b/ gn. befhel haben. Das wollen sie widerumb mit vormogen leibs und guts umb ire kftl. und ftl. Gn. zu vordinen undirteniglichen geflissen sein.

Anmerkungen

1
 Am 11. November 1513 vermählte sich Hg. Johann von Sachsen in Torgau mit F.in Margarethe von Anhalt.
2
 Zu den Verhandlungen der sächsischen Ff. mit ihren Landständen vgl. Goerlitz, Staat und Stände, S. 249; Kopietz, Ordnung, S. 188f.
a
 B Nachdem.
b
–b C fehlt.
c
–c C korrigiert aus: das.
d
–d C korrigiert aus: mochten gesundert werden.
e
–e C korrigiert aus: fleisig gehalten.
f
 C fälschlich korrigiert aus: seind.