Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ankunft ksl. Kommissare in Regensburg; [2.] Bitte des Rates um eintägige Verschiebung der Anhörung; [3.] Verlesung der ksl. Instruktion für die Kommissare; [4.] Diskussion über die Herausgabe einer Kopie davon; [5.] Übergabe der Antwort des Rates; [6.] Strafandrohung der Kommissare bei Nichtannahme des Reichshauptmanns Thomas Fuchs; [7.] Angekündigte Abreise der Kommissare; [8.] Beharren der Gemeinde auf der erteilten Antwort; [9.] Verweigerte Annahme durch die Kommissare; [10.] Deren Abreise.

A) Orig. Pap. m. S.: München, HStA, Gemeiners Nachlass 29, o. Fol.

B) Konz.: Ebd., o. Fol.

[1.] Gruß. Lb. und guten freund, wir tun euch hiemit zu vernemen, das an sontags letare negstvergangen [6.3.13] nachgemelt ksl. Mt., unsers allergnst. H. etc., verordnt rete und commissari hieherekomen seyen, nemlich H. Wilhalm von Wolfstain, ritter, Sigmund vom Reytzenstain, Mgf. Friderichs zu Brandenburg etc. rate, H. Hans Langenmantel von Augspurg und N. [= Georg] Rötinger von Nordlingen, und haben also an gemeltem sonntag ganz nachtes H. Hansen Zadler, verwesern unser stat camerambts, zu inen in die herberg erfordert und ime mit ersten angezaigt, sy weren von ksl. Mt. hiehere verordnt und heten von irer ksl. Mt. bevelh, etlicher sachen halb mit rate und gemain zu handeln, begerende, montags [7.3.13], zwu stund auf den tag, rate und gemain zusamenzuberuefen, mit denen wollten sy inhalt ires bevelhs handeln.1

[2.] Also montags frue wurden wir in rate bedächtig, das ain ganze gemain so in ainer kürz und eyle zusamenzubringen, wie ir nach gebrauch bey uns selbs abzunemen, nit wol moglich. Verordntn deshalb zu inen, den ksl. reten und commissarien, in die herberg mit anzaigung dieser beschwerd, wie obstet, bittende, das sy unz auf erichtag [8.3.13] zu zwayen horen auf den tag günstlich geduld truegen, welhes sy also auf unser anzaigen unbeschwert gütlich zuliessen.

[3.] Nachvolgend an erichtag zu zwayen horen, als wir sampt dem eussern rate und gemain aufm rathaus beyeinander versamelt waren, liessen wirs bemelten reten und commisarien ansagen. Die erschinen und brachten durch bemelten vom Wolfstain redende im grund diese maynung fur: Sy weren von ksl. Mt., unserm allergnst. H., alher verordnt, ainem rate und gemain fur sy zu fordern, inen irer Mt. gnad zu sagen etc. Und haben uns darauf ain credenz, von ksl. Mt. ausgangen etc., uberantwurt, die wir also offenlich verlesen liessen, der wir euch ain copi, hie mit dem buchstaben A bezaichent [liegt nicht vor], zuschicken etc. Nach verlesung dieser credenz sagten die rete und commissari, wiewol in verlesner credenz etlich mer, so yetzo nit gegenwurtig, verleybt und angezaigt,// weren villeicht etlich derselben abgewechselt und ander an ir stat, auch etlicher sachen also gestalt, das dieselben nicht bey und sambt inen erschinen, nicht weniger zaygte solhe credenz auf sy an, sambtlich und sonderlich inhalt irer von ksl. Mt. habenden instruction zu handeln. Und damit sy aber inhalt derselben schriftlichen instruction, so besigelt und mit ksl. Mt. hand underschriben were, in demselben bu[ch]staben beliben, des nicht mynder oder mer machten, wollten sy dieselben ir instruction horn und verlesen lassen, in der würde man die maynung wol vernemen. Also lase Sigmund vom Reytzenstain obgemelt aus derselben angezaigten besigelten iren von ksl. Mt. habenden instruction etlich artikel etc., der wir euch dann ain copi, mit dem bustaben B bezaichent [liegt nicht vor], hiebey senden.

Nach verlesung der artikel sagten die rete und commissari ferner also, man hete nu den bevelh ksl. Mt., wie der gehort und verlesen, vernomen. Darin auch ain gebot verleybt were, mit dem // aber sy, die rete und commissari, dieser zeit noch beruhen und sich versehen wollten, ain rate und gemain würden dannocht bedenken, wes sy ksl. Mt. verwandt weren, damit desselben nit not tete. So auch ain ungeschickligkayt im handel were, des sy, die rete und commisari, sich nit versehen, das sich alsdann ain rate und gemain selbs darnach richteten und mitel furnemen, das zu gutem diente, dadurch sy also ain gn. herrn an ksl. Mt. behielten.

[4.] Alsobald auf das wir durch H. Hansen Portner, unsern schulthayssen, redende baten und begerten an sy, die rete und commissari, uns des artikels, so sy yetzo aus angezaigter irer instruction verlesen lassen, ain copi und abschrift zu geben. Auf das sy, die rete und commissari, sich underredten und sagten, sy heten ains rats und gemain yetzig begern verstanden. Nu were es nehermals auch dermaß gesunnen worden, wolte inen aber nach gebrauch des hofs nit gezimen. Sy wolten aber ainem rate und gemain aus ursachen, ob yendert ainer da were, der es nit wol // vernomen het, das noch ainmal oder als oft sy begerten langsam verlesen lassen. Solher artikel wurde noch ainist durch genannten vom Reytzenstain verlesen und durch unsern statschreyber verzaichent. Zaigten auch daneben abermalen an, dweyl solh ir instruction weytern bevelh inhielt, weren sy doch der hoffnung, rat und gemain würden sich hierin gehorsamlich erzaigen, damit desselben und sy, wie angezaigt, zu gehorsam zu bringen nit not tun würde etc.

[5.] Nach solhem baten und begerten wir, uns auf das miteinander zu underreden ain bedacht, den uns die rete und commisari gütlich willigten und zuliessen. Also entschlossen wir uns sampt dem eussern rate, denen des ausschuß und der gemain in wachtgedingen2 an mitwochen [9.3.13] ainer antwurt, die wir in schrift verfaßten, der wir euch dann hiebey, mit dem bu[ch]staben C bezaichent [liegt nicht vor], auch copi und abschrift ubersenden, und verordenten zu den reten und commissarien in die herberg, anzaigende, das wir uns auf ir getan furhalten samt ainer erbern gemain ainer antwurt entschlossen // hetten, uns ain stund nach irer gelegenhait zu benennen. Wollten wir sampt ainem eussern rate und dem ausschuß von der gemain inen solh unser antwurt in der herberg oder aufs rathaus, das wir zu irem gefallen stelten, entdecken. Die aber darauf unsern zu inen verordntn mit dieser widerantwurt begegent, dweyl ir bevelh und instruction sich dahin lendet, das sy mit rate und gemain handeln sollten, were ir begere, das sich rat und gemain zusamen auf das rathaus verfuegten. Alda wollten sy irem bevelh nach weyter handeln. Welhes also an mitwochen abermalen mit zusammenberuefungen ainer gemain der zeit nach nit beschehen mochte.

Und als wir aber an donerstag [10.3.13] zu zwayen horen auf den tag sampt ainem eussern rate und gemain aufm rathaus beyeinander versamelt waren und die mergemelten ksl. rete und commissari der ende auf unser anzaigen unser versamlung bey uns erschinen, ahaben wir inen die antwurt, der wir uns entschlossen, wie obsteet, mit bu[ch]staben // C bezaichent, in schrift verfaßt verlesen lassen, und nach verlesung derselben begerten sy, nachdem die mit lenge begriffen were, inen dero ain copey, sich darin zu ersehen, zuzestellen. Wollten sy umb achte auf der grossen hore nach mittagzeit irem bevelh nach widerumb bey uns erscheinen und ferner handeln.

[6.] Das also beschehen, und als sy umb gemelt hor widerumb bey uns erschinen,–a brachten sy durch den von Wolfstain dermaß fur, es were on not, das sy die sachen, so unzhere gehandelt, repetierten und verneuten, dann ungezweyfelt, die were ainem rate und gemain noch in guter gedächtnus. Ain rate und gemain hetten iren bevelh horen lesen, das auch under anderm darin begriffen, wo wir dem nit gehorsam gelebten, das in deme ferner gebot weren bey schweren ungenaden sampt vor angezaigten penen und strafen, auch verfallung hundert marken lötigs golds und verlierung aller unser privilegien, freyhaiten, alt herkomen und gewonhaiten, mit denen wir von Kss. und Kgg. am Reich unzhere begabt worden etc. Und als // sy, die rete und commissari, uns ir instruction verlesen lassen, hetten sy mit dem gebot, darin begriffen, geruhet und sich versehen, das es weyter nit not getun. Und als ain rate und gemain auf iren genomen bedacht inen ain schriftliche antwurt verlesen lassen und inen derselben ain copi uberantwurt, in derselben unser vermainten antwurt erschinen wir ksl. Mt. wider und irem angezaigten bevelh ungemäß. Sy, die rete und commissari, kunten auch bey inen nit finden, solhe antwurt anzunemen, wolten hierumb dieselben ainem rate und gemain, in maß inen die in schrift uberantwurt, hiemit widerumb behendigen, kunten auch nit umbgeen, welhes sy doch nit gern teten, die artikel, wie die in irer von ksl. Mt. habenden instruction verleybt. Hiemit geboten, wo dem nit gelebt, rate und gemain abermalen ungehorsam erschinen, den Thoman Fuchsen zu haubtman nit annemen und gelüben, wolten sy hiemit uns ain ksl. mandat darauf uberantwurt haben. Solh ksl. mandat ist alsbald offenlich verlesen worden, des // wir euch dann hierin verwart gleychlautend copi, mit dem bu[ch]staben D bezaichent [liegt nicht vor], beygelegt haben.

[7.] Nach verlesung yetzgemelts mandats baten und begerten wir ains bedachts, uns ferner darauf ainer antwurt zu entschliessen, inen die alsdann mit dem schiersten zu entdecken. Auf solhs sy, die rete und commissari, uns diese antwurt gaben, sy weren willens, an morgen, freytags [11.3.13], iren weg zu nemen und abzureyten, dann wir mochten inen villeicht abermals mit geleicher antwurt irem bevelh ungemäß begegnen. Yedoch wollten sy das morgenmal des freytags zuvor hie nemen. Entschlüssen wir uns ainer antwurt, die irem begern inhalt der instruction und ksl. Mt. ausgangen mandaten gemäß were und kämen zu inen und hielten inen die fur, liessen sy beschehen, wo nit, liessen auch sein, aber uns auf solhs ain weytern bedacht zu geben, das stünde in irer macht nicht etc. Giengen mit dem ab.

[8.] Also entschlossen wir uns sampt dem eussern rate und denen des ausschuß (hielten auch derhalb bey etlichen den verstendigen rate) ainer // andern antwurt auf hindersichbringen in die wachtgeding an ain erbere gmain, welher wir euch dann hiemit auch ain copi, mit dem bu[ch]staben E bezaichent [liegt nicht vor], eingeschlossen haben, die also durch ain yeden wachtherrn denen in seinem wachtgeding verlesen und furhalten lassen, vermaintlich in ansehung aller unzhere geübter handlung, anheften schweren, trölichen penen, strafen, ungenaden und künftigen besorgungen, es were also bey dem, wie wir uns des sampt ainem eussern rate und ausschuß durch ain merers entschlossen, nit gewaigert. Wie dem allen, ist bdurch ain merers–b entschlossen worden, auf der antwurt, so wir den ksl. reten und commissarien am donerstag furgetragen, der wir euch dann copi, mit dem bu[ch]stab C bezaichet, zugesant, zu beruhen etc.c

[9.] Und seyen also demnach an gemeltem freytag zu acht stunden auf der grossen hor nachmittags sampt ainem eussern rate und denen des ausschuß zu bemelten ksl. reten und commisarien // in die herberg gangen und inen diese antwurt furgetragen: Wiewol wir uns bey inen, den reten und commisarien, verhofft, sy hetten die antwurt, mit C bezaichent, so wir in an gestern furgetragen, aus den beweglichen ursachen, darin verleybt, von uns zu gnügen und günstlich angenomen, aber von inen nit beschehen wollen, sonder darüber ain schwer ksl. Mt. mandat mit inhaltung hohen strafen, penen, ungenaden, aufhebung unser freyhaiten und privilegien etc. uberantwurt, auf das wir ain bedacht, uns sampt ainer erbern gemain zu underreden, begert heten, mit ferner repetierung obgehorter uns gegebner irer antwurt etc. Auf das und in betrachtung desselbigen hetten wir uns sampt ainer gemain in unsere wachtgeding zusamen verfuegt. Alda durch ain merers entschlossen worden, das man es bey der antwurt, mit C bezaichent, so inen an gestern, donerstags, gegeben, beleyben ließ, und bescheche solhs ksl. Mt., unserm allergnst. H.,// wie auch vor angezaigt, gar zu kainer ungehorsam noch andrer maynung nit dann vorberürten ursachen nach etc., mit vleissiger bit, sy, die ksl. rete und commissari, wollten solhs irer Mt. gemainer stat Regenspurg zu gut mit gunst und gnaden furtragen und berichten, sy auch bey irer Mt. genediglichen bevelhen. Das wollten wir umb sy, die rete, mit willen und allem vleis verdienen.

[10.] Darauf uns die bemelten rete und commissari beschließlich dise antwurt gaben, sy heten an gestern unser inen gegeben antwurt (mit dem bu[ch]staben C bezaichnet) nit angenomen, wollten auch der noch nit annemen und dasjenig, so inen in handlung alhie begegent were, ksl. Mt. wol berichten. Nach solhem seyen die rete und commissari d, nemlich der von Wolfstain an freytag und die andern, auch Thoman Fuchs an heut [12.3.13]–d widerumb abgeriten. Datum Regenspurg am sambstage nach sontag letare Ao. etc. tredecimo.

Anmerkungen

1
 Eine knappe Zusammenfassung der Verhandlungen der ksl. Kommissare mit der Regensburger Stadtführung bei Angermeier, Regensburgische Chronik, S. 199f.
2
 Versammlungen der Bewohner der Regensburger Stadtbezirke (Wachten).
a
–a B am Rand hinzugefügt.
b
–b B korrigiert aus: so seye doch nit mer dann zwu wacht der meynung in laut nechst angezaigter copi antwurt zu geben annemblich und die andern sechs wachten durchaus auch und anderst nicht dann des willens und entlicher meynung gewest.
c
 B folgt gestrichen: Haben wir also, wie ir nun obgehorter meynung, die sachen gehandelt, vernemet, unser gutbedunken und entlich entsliessen als durch das merer nit erhalten mogen.
d
–d B korrigiert aus: dannocht an heut.
e
 B korrigiert aus: freytag.