Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

München, HStA, KÄA 1970, fol. 38, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu aigner ftl. hande).

Teilen in Abwesenheit Dr. (Sebastian) Ilsungs, der am 6. März (sontag letare) zum Ks. nach Speyer gereist ist, mit, Hg. Ludwig habe erklärt, ihm wäre nichts lieber, als wenn er ohne Zuwendungen Hg. Wilhelms auskommen könnte. Dieser habe ihm in zwei Jahren nicht mehr als 2000 fl. gegeben. Derzeit benötige er aber pro Woche 80 fl. für dringende Bedürfnisse ohne jeden Überfluss. In Wien habe er 300 fl. Schulden, davon 200 fl. für Tuch und 100 fl. in bar, Kf. Ludwig von der Pfalz habe ihm 200 fl. gegeben und verlange jetzt zu Ostern ihre Rückzahlung, hier in Worms sei er weitere 100 fl. schuldig geworden. Seine Zehrung sei in den letzten beiden Jahren vom ksl. Hof bezahlt worden, bei den Wiener Kaufleuten müsse er auf der jetzigen Frankfurter Messe kreditwürdig bleiben. Aus all dem sei ersichtlich, dass ihm 800 fl. nicht genügten, noch viel weniger 600 fl. Hg. Ludwig anerkenne zwar die ihm angezeigte hohe Verschuldung Hg. Wilhelms, benötige aber auch selbst Kost und Unterkunft. Wenn er 1400 fl. bekäme, könnte er davon die geschuldeten 600 fl. bezahlen und sich mit dem Rest eine gute Weile lang behelfen. Den Ks. würde er über den ihm gegebenen Betrag nicht informieren, damit dieser ihn weiterhin unterstütze. Auf das Silbergeschirr (assilber) könne er nicht verzichten, denn die ksl. Hofleute machten hierüber ständig spitze Bemerkungen. Er hoffe, dass dieser Spott auch Hg. Wilhelm betroffen mache. Und [wir] finden, gn. H., das sein Gn. sich in 14 tagen gar in ain ander gemüt verandert hat. Sagt, er hab wol leut, die in hetzend, aber wol sich nicht daran keren und sovyl im leydenlichen und moglichen zu gedulden, wolle er sich /38b/ pruderlicher treu gegen euer Gn. vleyssen, in hoffnung, euer Gn. wird es auch ton. Sind von Hg. Ludwig gebeten worden, all dies Hg. Wilhelm mitzuteilen, er selbst wird dies ebenfalls noch tun. Eigentlich wollten sie mit ihrem Schreiben bis zur Rückkehr Dr. Ilsungs warten, doch hat Hg. Ludwig erklärt, dies dauere ihm zu lange, da die Osterzeit bevorstehe. Bitten deshalb, Hg. Wilhelm möge ihnen ihren Brief nicht verübeln, sondern freundlich bedenken. Sind sicher, dass ihm dies im Rahmen der Ausgleichsverhandlungen von Nutzen sein wird, zumal sich Hg. Ludwig erkennbar bemüht, sparsam zu wirtschaften.

Unser gnst. Hh. Pfalzgf. [Ludwig] und [EB Uriel von] Meinz sind hye, hoffent, der reychstag soll hinauf gen Augspurg verruckt werden, dieweyl man sagt, das ksl. Mt. hinausziehe, doch Dr. Ilsung wirts euer ftl. Gn. on zweyfel zuschreyben, der die warheyt pey der Mt. erfarn mocht.