Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ladung der rheinischen Kff. auf einen (Kreis-)Tag nach Oberwesel zu Beratungen über die Finanzierung eines Kriegszugs gegen Franz von Sickingen; [2.] Verzicht des Ks. auf die Teilnahme EB Albrechts von Mainz mit Ersuchen um geheime Übermittlung seiner Hilfszusage; [3.] Nachteil eines Fernbleibens EB Albrechts; [4.] Problem einer zu großen Hilfeleistung angesichts anderweitiger finanzieller Belastungen des Erzstifts Mainz; [5.] Mögliche Verstimmung der übrigen rheinischen Kff. bei einseitiger Hilfszusage EB Albrechts; [6.] Dessen erfolgte Teilnahme am (Kreis-)Tag in Oberwesel; dortiger Beschluss einer moderaten Truppenhilfe gegen Sickingen.

Nürnberg, StA, Ft. Ansbach, Archivakten Nr. 296, Orig. Pap. (Kanzleivermerk: Verzeichnus, wie man [EB Albrecht von] Meinz bey ksl. Mt. entschuldigen soll, das er der hilf halben wider Franciscus von Sickingen guter meynung uf den tag geschickt hab und was der hilf halben sein beschwerden seind).

[1.] Franciscum von Sickingen betreffend

Erstlich, so hat die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., ein offen mandat [Nr.613] ausgeen und die Kff., Ff. und stende aller zehen bezirk im Reich an nemlich malstete und sonderlich die vier Kff. am Rein gein Oberwesel erfordern lassen, uf Blasii [3.2.17] daselbst by seiner Mt. verordneten commissarien und des Rynbezirks haubtman zu erschynen, mit bevelh, eins anschlags halben wider Franciscum, der von Wormbs veind, zu beratschlagen und zu handeln.

[2.] Item das nachvolgends röm. ksl. Mt. seiner Mt. botschaft, nemlich Georgen Mosbach und Wolfgang Vogt, zu unserm gnst. H. [EB Albrecht] von Menz und Maydburg geschickt und nachvolgender maynunge uf ein credenzen werbung hat tun lassen und also: Unser gnst. H. hab ungezweivelt nu vernomen ksl. Mt. mandat und gebotsbriefe nahst an sein ftl. Gn. und andere des Reichs stende zu straf des frevenlichen und ungepurlichen furnemens, so Franciscus, der sich nent von Sickingen, gegen der stat Worms und in andere wege wider den ufgerichten landfriden ubet, und das sein Mt. unserm gn. H. angezeigt habe, uf St. Blasientag schierst neben etlichen andern Kff. zu Oberwesel // zu erschynen, ein hilf zu solcher straf zu messigen, anzuschlagen und bereyt zu machen, mit weiterm inhalt.

Nun bedecht sein Mt., solt unser gnst. H. uf solichem tag erschynen oder ymands schicken und ytzo offenbar werden, das sein ftl. Gn. wider Franciscum auch hilf tun wolt, so wurde derselb, vor und ehe der anzug wider ine beschee, unsers gnst. H. landsessen und undertanen understeen zu beschedigen. Und wolt darumb sein ksl. Mt. unserm gn. H. von Menz der obgemelten tagfart gnediglich erlassen, sofer, das nichtdestminder unser gnst. H. sich der gemelten hilf in seiner Gn. gehaymen rate entschliessen und syner Mt. die durch eynen seiner ftl. Gn. rete von stund an an seiner Mt. hofe anzeige, und das sein ftl. Gn. solich hilf messig und bestymme, also das sich die seinem vermogen nach gegen seiner ksl. Mt. enkels, Kg. Karlens von Hispanien, anschlag, zu den gedachten mandaten begriffen, ungeverlich verglyche etc., wie dann solich werbung mit weitern worten furbracht ist.

[3.] Daruf hat sich unser gnst. H. bedacht und were, ksl. Mt. begern als ein gehorsamer Kf. volge zu tun, begirig gewest. Sein Gn. ermesse aber, sollten sein ftl. Gn. uf dem angesatzten tag zu Oberwesel nit erschinen sein, das alsdann seiner ftl. Gn. aussenplyben andern Kff. ursach geben hat, auch nit zu erschynen. // Das dann ein zurüttung ksl. Mt. furnemens gewest were.

[4.] Zum andern, solt unser gnst. H. sich hoch angeschlagen haben, das were in seiner ftl. Gn. vermogen nit in betrachtung der unfelle, die sich ytzo zu kurzen jaren durch absterben dryer EBB1 seiner ftl. Gn. stifts Menz begeben haben. Deshalb der stift Menz mit erlosen der pallia zu Rome ein merglich somma gelts hat ausgeben müssen, darzu das, so ein gemeiner anschlag am Reich gemacht worden ist, hat die stat Erfurt einem EB zu Menz die verlege solichs anschlags allewegen zum driten teil getan. Das aber unserm gn. H. itzo durch der Hgg. von Sachsen furnemen Erfurts halber auch benommen were.

[5.] Zum dritten, solt sein ftl. Gn. sich angeschlagen haben hinder und one wissen seiner ftl. Gn. Mit-Kff. by Rein, was guten willen solichs by ine bracht, hett ksl. Mt. aus hohem verstand selbs gnediglich zu ermessen.

[6.] Aus den und andern beweglichen ursachen hat sein ftl. Gn. zu fürderunge der sach und ksl. Mt. loblich furnemens fur gut angesehen, das sein ftl. Gn. nit underlass, sonder den angesatzten tag zu Oberwesel ersuch [= besuche], als auch sein ftl. Gn. getan hab. Des ends ist ein anschlag gemacht, nemlich, das iglicher Kf. ksl. Mt. zu solichem zuge 30 zu roß // und 50 zu fus schicken solt. Das bedunkt sein ftl. Gn. fur das erst gnuge sein in ansehung, das das ganz Rych darzu schicken wirdet und solcher zug nit wider einen mechtigen F., sonder einen edelman ergeen soll. Es ist auch sonderlich angehengt, ob sich ein frembde nation oder andere ksl. Mt. zuwider und Francisco zugut in handel schlagen würden, so sein die Kff. dem handel also gesessen, das ire ftl. Gn. die hilf allzeit meren mogen. Das auch unser gn. H. nach seiner ftl. Gn. und stifts vermogen zu tun urbutig und willig, seine Mt. als seiner ftl. Gn. röm. Ks. und rechten H. nit zu verlassen, sonder sich in dem als ein underteniger, gehorsamer Kf. zu erzeigen und zu halten, mit underteniger bit, das sein ksl. Mt., solichs keiner andern dann obgemelter ursachen bescheen, gnediglich geruhe ufzunemen und zu versteen. Des vertrost sich unser gn. H. ungezweivelt genzlich etc., wie dann solchs mit weitern geschicklichen worten zu reden ist etc.

Anmerkungen

1
 Berthold von Henneberg (reg. 1484–1504), Jakob von Liebenstein (reg. 1504–1508) und Uriel von Gemmingen (reg. 1508–1514).