Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bewahrung der bürgerlichen Freiheiten Aachens durch die jetzige Stadtführung gegen benachbarte Widersacher und die Pläne des alten Rates; dessen fortwährende Gewaltakte ungeachtet der zurückhaltenden Gegenmaßnahmen des derzeitigen Rates; [2.] Bitte um Aufhebung der Vorladung vor die ksl. Hofräte in Worms; Zusicherung vorläufiger schonender Behandlung der alten Ratsmitglieder; Bitte um eine tröstliche Antwort.

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 29 (alt 22) März-April 1513, fol. 176–177, Orig. Pap.

[1.] /176a/ Gruß. Allergnst. Ks., als dann euer ksl. Mt. und dem hl. Reiche wir uns mit zymlicher phlicht und gehorsam alweg erzaigen, auch euer Mt. und kgl. stule und stat Achen mit unser grossen mühe und embsiger arbait mit vleyssiger treue euer Mt. und dem Reiche zu eeren bei ytzo manigfeltigen kriegsleufen unter vil boser umbgesessner nachgebauren, die euer Mt. und dem Reich wenig gunstes zutragen, understanden zu halten und zu bewaren und sonderlich gegen denen vom alten rat, die aygens gewaltsambs furnemens wider unser bürgerliche freihait und alt herkomen zu grossem abnemen und schaden gemaines nutzes unpillicherweyse gelebt haben, also, wo solichem irem unpillichen furnemen nit furkomen noch widerstanden, were die stat Ache nit allein in grossem abnemen, sunder ganz in grunde zu ewigen tagen verdorben und in frembden handen umbkomen, des sie, dieselben vom alten rat, schmache und straf an lyb und gut merklich verschuldet haben. Derohalb dann unzalich vil grosser clagen uber sie an uns gelanget sein, und sonderlich hat der wolgeboren H. Eberhard von Arburg [= Marck-Arenberg] uns hart und treulich umb recht angerufen und ersuchet, dergeleichen auch unser gemeiner burgerschaft des alten rats offentliche uberfarung und mißhandlung mit teglichem rufe nach iren freihaiten und alten vertregen gestrafet wellen haben, doch wir, der rat und beigeschickten von den gemeinen zünften, mit hohem vleyß dem alten rat zu gut ire uberfarung und verwürkung vor der gemein, sovil moglich gewest ist, bedecket und gemessiget, auf das eynem rat und stat Achen zu unglimpf nit aufgelegt würde, das sie in aufrur unfuglichen gehandelt heten. Ist auch nymand sunderliches laide, des er sich mit warhait beclagen mag, beschehen, dann allein ist unser handlung /176b/ und furnemen gewest, wie wir der gemein zorn gegen den alten rat dester leichter aufhalten und messigen mochten. Haben wir unser gesandten zu euer ksl. Mt. abgefertiget und die gemein berichtet, wie wir euer ksl. Mt. gestalt der sachen anzaigen müssen, und dann, so wollen wir auf ir begerde eynem yden seiner uberfarung nach mit gebürlichem rechten strafen. Aber, gnst. Ks., solich unser gunstig betrachtung und vleyssig mühe von dem alten rat nit dankbarlich aufgenomen wirdet, ir alte, eingepflanzte bosheit und neid teglich mer bewegt und sie unterstanden, teglich mer und weiter aufrur zu erwirken durch den Bf. [Erard] zu Lodich [= Lüttich], der durch ir ufrüstung ungenediglich gegen uns zu handlen furnymbt, dergeleich auch in dem lande zu Gülich unsere mitbürger ytzo, als sie jüngst aus der Frankforder meß komen sein, sie gewaltlich angenomen und aufgehalten worden und vil andere frembder und verdeckter anraizung uns zuschieben, alles zu verwüstung und zerstorung euer kgl. stuls und stat Ach. Dardurch unser gemeine mitburger in kurzverweylter zeit mit ganzer ungestümigkeit bewegt waren, uf das sterkst in das Gülicher land zu zihen, ire gefangne mitbürger zu rechen, also das wir, der rat, sie mit grosser mühe kaum darvon wenden mochten.

[2.] Allergnst. H. Ks., wiewol solich anfechtung uns nit in cleyne sorge und kostung füren, die stat Achen zu bewaren, ydoch das alles uns so großlich nit beschweret als euer ksl. Mt., unsers natürlichen H., gegen uns und der stat Achen freihait ungnedige bewegung, so von euer Mt. wegen wir mit ungewonlichen mandaten zusambt oben angezaigten anfechtungen in gunst und beschützung der von dem alten rat und wider euer Mt. stuls und stat Achen freihait und begnadung merklich beschwert und teglich angestrengt /177a/ werden. Dyweyl dann, allergnst. Ks., euer ksl. Mt. uns und die ganze gemeinde bisher als getreu untertanen des Reichs in allweg willig und bereit befunden haben, als wir auch hinfur unser phlicht nach ganzes unsers vermögens uns noch gehorsamblich erzaigen wollen, sein wir ganzer und ungzweyfelter zuversicht, euer ksl. Mt. werde solich unser in al weg gute naigung zu herzen furen und uns aus angeborner tugent mit trostlicher hilf erscheinen und solich oberzelt beschwerung euer ksl. Mt. mandaten und ladung vor derselben euer ksl. Mt. hofraten zu Wurmbs nach laut unser freihait gnediglich abschaffen welle, damit die zerstorer guts fridens und langer herbrachter aynigkait euer kgl. stuls und stat Achen in irem boshaftigen furnemen nit gesterkt und grosser aufrur dem Reich und stat Achen weiters nit zufugen mogen und irem der warhait widerwertigem anbringen hinfur nit weitern glauben geben, sunder sie irer uberfarung und boser anschleg halb, die wir inen zu gut vor dem gemeinen bürger bisher verdecket und beschonet haben, alhier zu verantworten remittiren. Soll inen gleich bürgern recht gedeihen und ergen. Euer ksl. Mt. sagen wir auch hiemit gloublich zu, das ine kein dode noch blutvergiessung angetan werden soll, euer ksl. Mt. sei dann vor die sache angezaigt und mitwissend gemacht, sover sie das weiter nit verschulden noch verwürken. Auch bitten wir, diese ware unser entschuldigung von uns, euer Mt. untertanen, in allen gnaden aufzunemen bis zu der zeit, das wir euer Mt. gelegenhait aller sachen weiter erfarung und erkundung nach grüntlicher anzaigen mogen. Und wiewol wir uns dieser und aller gnade genzlich bei euer ksl. Mt. vertrosten, biten wir doch /177b/ unterteniglich euer Mt. trostliche antwort bei zaigern dits brifs. Das wollen wir als getreu untertanen alle zeit zu verdinen williglich geflissen sein. Erkenne der almechtig Got, der euer ksl. Mt. lang in gluckseligem regiment gen uns zu gebieten gefriste. Datum Achen unter unserm secretsigel des XVI. tags Aprilis Ao. XIIIo.