Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Unannehmbarkeit der ksl. Vermittlungsvorschläge, artikelweise Stellungnahme dazu; [2.] Verschiedene Argumente für den gleichberechtigten Huldigungsempfang und die Regierungsteilhabe Landgf. Wilhelms, Schilderung seines stabilen Gesundheitszustands; [3.] Argumente gegen die Einsetzung der Hgg. von Sachsen als Kuratoren, Forderung nach zusätzlichen Mitspracherechten Landgf. Wilhelms; [4.] Bedingungen für die Akzeptanz Kassels oder Marburgs als Sitz der Hofhaltung; [5.] Zustimmung zum Schutz des Landgf. vor Gewalt und Vertragsverstößen; [6.] Wunsch nach Auswahl des Hofmeisters durch Landgf. Wilhelm; [7.] Empfehlungen bzgl. des Hofstaats Landgf. Wilhelms; [8.] Ergänzende Wünsche bzgl. ihres eigenen Hofstaats; [9.] Billigung der Vorschläge zur Versorgung der landgfl. Familie durch das Regiment; [10.] Zustimmung zum Vorschlag in Sachen Jagdausübung; [11.] Erläuterungen und Forderungen hinsichtlich ihres Wittums und ihrer Morgengabe; [12.] Bitte um Instandsetzung des Schlosses Melsungen; [13.] Gründe für ihre Schulden, Bereitschaft zur Offenlegung ihrer Ausgaben; [14.] Bereitschaft zu einem Bericht über die Verschreibungen Landgf. Wilhelms; [15.] Bekräftigung ihres Standpunkts bzgl. Spangenbergs und Melsungens; [16.] Vertrauen auf ksl. Hilfe bei der Inanspruchnahme Melsungens als Witwensitz; [17.] Bitte um rasche Ausstattung ihrer Tochter Elisabeth; [18.] Bitte um finanzielle Unterstützung der Klöster ihrer Töchter Mechthild und Anna; [19.] Bitte um Bargeld für die Erziehung ihrer Tochter Elisabeth; [20.] Ersuchen um präziser formulierte Bestimmungen über das Ende des Konflikts mit dem hessischen Regiment; [21.] Bitte um Absicherung des Vermächtnisses Landgf. Wilhelms d. J. für Landgf. Wilhelm d. Ä. im ksl. Schiedsspruch; [22.] Bereitschaft zur Annahme des Schiedsspruchs, Bitte um eine Entscheidung bis zum Ende des Reichstags, allgemeines Ersuchen um Hilfe gegen das hessische Regiment.

Köln, 9. August 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Aug., fol. 19-33, Orig. Pap. m. S.

Teildruck: Glagau, Landtagsakten, S. 159 Anm. 1 (nur [9.]).

[1.] Allerdurchleuchtigster, großmechtigster röm. Ks., allergnst. H., nechstverrügkten sambstags [7.8.12] haben euwer ksl. Mt. cammerrichter, der wolgeborner Sigemund, Gf. zum Hagen etc., mir einen begriff etlicher meynungen, so sie [recte: sich] euer ksl. Mt. entslossen soll haben zu hinlegung der irrung zwischen meinem H. und gemalh [Landgf. Wilhelm d. Ä.], auch mir und unsern kyndern, uberantwort [Nr. 1239]. Welhe ufzeichnus ich mit der wirde, sich gepürt, empfangen, mit denen, so mir zugeordnet, besichtigt, zum oftermal gelesen. Kan nicht anders fynden, dann das solh ufzeichnus sich mit dem, das euer Mt. canzler [Zyprian von Serntein] mit den sechsischen reten, weliche sechsische rete sich offentlichen an befelh irer Ff., wie sie zu Trier daselbst bekennt, meyn[em] H. und gemalh, auch mir und unsern kindern zuwider seyn, eher euer ksl. Mt. gein Collen kommen, auch ubergeben, vast gleich seyn, after in der ordenunge mit etlichen anhengen. Habe aus bewegten, pillichen ursachen ein mirglich vorsorge, euer ksl. Mt. sey meiner vor einbrachten inrede und beswerde derselbigen nit grüntlichen bericht, sonst hette ich keynen zweyvel, euer ksl. Mt. hette dise ufzeichnus ganz nit vor gleych mittel angesehen noch uberschickt. Dann dise zugeschigkte ufzeichnus ist deme, das euer ksl. Mt. in vor ausgangnen instruction für leidlich wege angezeigt, auch sich mit gn. vertröstungen gegen mir hören lassen, ganz nit gleich, auch meinem H. und gemalh, mir noch unsern kyndern auch keynswegs leidlich noch annemlich. Und damit euer ksl. Mt. gelegenheit und gestalt eines iden punten gründlich und ware bericht habe, daraus euer Mt. die sach der pillicheit gemeß zu andern leidelichen mitteln zu bedenken und fürzenemen habe, so habe ich die uberschigkte meynunge mit buchstaben verzeichenet und bey idem buchstab meyne inrede und beswerde gesetzt, die ich unterteniglichen bitte, mit ksl. gnaden zu vernemen und sonder uf den beslus gn. gedechtnus zu haben etc.

[2.] Item der erste punt, mit A verzeichnet, der zeigt an, das nach abgang weylend Landgf. Wilhelms des mitlern die landschaft des Ft. Hessen erbhuldigung, lehen und ander pflicht Landgf. Philips, Landgf. Wilhelms sone, und seinen leibserben geton, dergestalt, ob Landgf. Philips one leiblich, mennlichs erben abgienge, alsdan meinem H. und gemalh und seinen leiblichen, menlichen erben gewertig zu seyn. Dabey solle es bleyben. Solhs ist nit billich. Ich gestee auch nit, das die landschaft des Ft. Hessen sovil der Landgf. Wilhelm seliger dem jüngern dermassen umb und umb huldigung getan haben. Aber das ist die warheit, das hofemeister und regenten uf dem spys zu iren ambten und regiment durch die stende des Ft. Hessen meinem H. und gemalh, auch Landgf. Philipsen und dem ganzen Ft. zu gut gewelt sein. Damals ein ganze landschaft meinen H. und gemalh wellen aus gefengknus ledig haben und auch geledigt vereyns.

Item zum andern, so ist die warheyt und offenbar, das kein verneynen stadt hat, das hofemeyster und regenten in namen und von wegen beider, Landgf. Wilhelms und Landgf. Philips, ire regierung angefangen, von ir beyder wegen gemünzt, getageleyst, geboten und verboten, auch etliche ambtleute und untertanen beyden Ff. pflicht tun lassen.

Zum dritten, so ist die warheit, das die drey Ff. von Hessen, nemblich mein H. und gemalh Landgf. Wilhelm der elter, Landgf. Wilhelm der mitler und Landgf. Wilhelm der jünger, sich brüderlich, vetterlich und freuntlich miteinander vereinigt, das, wo Landgf. Wilhelm der jünger sunder eheliche, leybliche, mennliche erben tods abegienge, als auch gescheen ist, so sollen die zwene gebrüder Landgf. Wilhelm der elter und Landgf. Wilhelm der mitler desselbigen Landgf. Wilhelms des jüngern Ft., Gft., Hft., lande, leute und guet erben. Es haben auch alle sein landschaft, untertanen und verwandten meins H. und gemalhs derzeit verordneten gewalthabern erbhuldigung, glübde und eyde getan, seiner liebden, so es zu fellen keme, als gescheen ist, als irem natürlichen landsfürsten und H. gewertig zu seyn. Derselbigen pflichten seyn sie noch von meinem H. und gemalh nit erledigt. Darumben sich nit gebürt hat oder gebürt, Landgf. Philipsen alleyne verpflicht zu seyn etc.

Zum vierten, so sein etlich von obberürter lantschaft, die Landgf. Philipsen alleyne kein pflicht getan, sunder uffintlichen geredt, sie seyen meynem H. und gemalh, wie obsteet, gelobt und gesworn. Das wollen sie als fromme leute halten beyden, Landgf. Wilhelmen und Landgf. Philipsen, idem zu seinem teyl gehorsam und gewertig zu seyn.

Zum fünften ist war, das hofemeister und regenten uber und wider euer ksl. Mt. schreiben und befelch, stillzusteen, in ungutem gegen meinen H. und gemalh nichts furzenemen, vor etliche flecken und stette, nemblich Homberg und Treße [= Treysa], mit hereskraft geweltiglich gezogen, uber und wider den gemeynen landfriden genotigt, ires gefallens geleben und sweren, etliche fromme bürger, die sich horen lassen, meinem H. und gemalh auch verpflicht zu sein, des lands verjagt, das ire geweltiglich genommen und beraubt. Ob und wie ine das gebürt hat, ist leichtlich zu ermessen. So nun das alles war und offenbar, das aber keyn vornemen stat hat, mit was fügen ader pillichkait wolte dan meinem H. und gemalh die huldigung seyner untertanen nit folgen?

Ferner so ist an disen artikel gehengt, das euer ksl. Mt. wolle ein declaration tun etc. Zu dem sage ich, das es meins bedünkens ganz ane not. Dan ist es die meynunge, das getane glübde und eyde meinen H. und gemalh auch begreifen sollen, so dienet die declaration nit weiter, dann das sie das unrecht, zu [recte: so] hofmeister und regenten wider ir instituirung und pflicht unbillich fürgenomen, bestetigt und confirmirt. Das ist nit billich, und soll nach gemeinem rechten niemand in seynem unbillichen fürnemen gehanthabt werden. Zudem, so hat sich Landgf. Wilhelm der mitler vor sich und sein erben laut der beygelegten copeyen, mit zweyen AA verzeichnet [liegt nicht vor], verschriben, gelobt, zu Gott und den heiligen geschworen, meinen H. und gemalh bey dem seynen und sonderlich bey disem erbfalle zu schützen, schirmen und hanthaben. Wider das gebürt Landgf. Philipsen noch auch hofemeister und regenten keynswegs zu handelen. Es wird auch one zweyfel Landgf. Philipsen, so er zu seinen jaren kombt, meynunge ader gemuet nit, seines vatern briefe und siegel spotlich zu verlassen und nit zu halten.

Item es ist in disem punten gemeldet, das ein landschaft soll Landgf. Philip pillich huldigung getan haben. Zu dem sage ich also: Wan man den vermeinten kauf, so mein H. und gemalh seinem bruder umb sein vetterlich Ft. [getan hat], will bedenken und mit der bezalung volstregken, so ist pillich, dieselbig landschaft Landgf. Philipsen und seinen ehelichen, leiblichen und menlichen erben alleine verpflicht das. Das aber mein H. und gemalh bezalunge des kaufs, darzu auch seins vetterlichen erbs mangeln soll, das ist weder recht noch billich.

Nun das alles angesehen, so hoffen ich, euer ksl. Mt. befynde, das der furslag, so ane zweivel durch meynen widerteyl gemacht, weder gotlich noch billich. Bitten daruf unterteniglich, mich damit weiter nit zu bekumbern, sunder auf andere gleiche und leidliche mittel zu gedenken, damit meinem H. und gemalh als dem eltesten landsfürsten des Ft. Hessen gleiche huldigung, auch alle lehen in beyder Ff. namen und unter ir beyder gemeynem siegel empfangen und gelichen werden, soferre der verkauf mit der bezalung nit volstreckt wirdet. Volgt aber die bezalung, so ist mein H. und gemalh willig, Landgf. Philipsen dasselbe verkaufte gut alleyne zu lassen nach vermoge der kaufbriefe.

Item es ist in disem artikel angehengt, wann mein H. und gemalh zur gesuntheyt komme und zur regierung geschickt, auch restituirt werde etc. Ist ganz ane not einicher restitution. So ist sein lieb auch nit so krang, das er mit rate verstendiger, frommer leute nit regieren konne, sunder er ist, Gott sey lob, in zimblicher gesuntheit, und mag mit warheit keyn ungeschigklicheit zu ime bracht werden, die sovil uf ir trage, das ime huldigung der seinen, auch leihung der lehen zu seinem teyl mit eynichem rechten moge entzogen werden. Item er horet alle tag meß mit guter andacht, beicht zu gepürlicher zeit, empfaht das hl., wirdige sacrament, tuet niemants keyn leyd, ist fromen, redelichen leuten, die ime zu ftl. wesen, ehr und nutz seines Ft. raten, gefolgig. Warumben soll ime dann das sein verhalten werden? Aber mit der treue, als hofmeister und regenten ine maynen und bisher gemeint, ist wol zu gedenken, wan er als weyse were, als Kg. Salomon gewest, so müste er doch inen nit geschickt seyn, damit sie dester lenger Hh. bliben.

Und damit euer ksl. Mt. seine schicklichkeit ader unschicklichkeit gründlich erfare, so mag ich leyden und bitte, euer ksl. Mt. wolle einen unparteyschen, verstendigen irer Mt. diener und verpflichten ein jar ader ein halbs zu ime verordnen uf meinen kosten und besoldung, der euer ksl. Mt. bey seinen glübden und eyden zu erkennen gebe, wie sich sein liebe in allen dingen halte. Findet dan euer ksl. Mt. seyn liebde so krank und ungeschickt, als hofmeister und regenten sein liebde anzeigen, so hat euer ksl. Mt. macht, des ksl. insehung zu haben.

Item es ist auch in disem artikel gemeldt, das sich hofemeister und regenten verschreiben sollen. Wann dieselbige verschreybung sich dahyn strecken solte, das sie meinem H. und gemalh mit pflichten verwandt, getreu und holt zu seyn, schaden warnen, frommen und bestes getreuelich werben, seyn liebde und das seyn gleich Landgf. Philipsen getreuelich und ufrichtiglich zu versehen, so hette es nit irrung, dann sein liebde wirt sich unverpflicht in hofmeister und regenten regierung nymmermehr begeben. Er ist es auch nit schuldig und hat ganz darfür, sie werden sich des nit weygern. Und [es ist] wol zu achten, was treuens ader glaubens seine liebde uf sie setzen konnde, wan sie ime nit wolten verpflicht seyn und doch kost und lon von dem seinen nemen. Will also den ersten artikel mit A dermassen beswert haben, das ich zu euer ksl. Mt. hoffe, sie habe zu befynden, das mein H. und gemalh nit schuldig sey, in massen, wie er gesetzt, anzunemen, sundern wie hievor gemelte vermittelunge gesetzt werde.

[3.] Item den punten, mit B verzeichnet, in dem euer ksl. Mt. anzeigt, das euer Mt. meinem H. und gemalh villeicht seyner blodigkeit halben die Kf. und Ff. von Sachsen etc. zu curatoren verordnen welle, haben euer ksl. Mt. im ersten artikel gehort die schicklichkeit und gelegenheit meins H. und gemalhs, genugsamlich vermerkt. Derhalben ich meins teils ganz darfür habe, so meinem H. und gemalh die gebürliche huldigung von allen untertanen, auch hofemeister und regenten geschicht und alle dinge in namen beyder Ff. ausgericht und verhandelt wirt beiden Ff. und dem Ft. zu ehr, nutz und wolfart, sein liebe werde sich in reten und sonst halten, das an not, seiner liebden einichen curator zu verordnen vor eyns.

Zum andern hat mein H. und gemalh umb 380 000 fl. gegründte spruch und forderungen zu Landgf. Philipsen. Ob und wie nun die Hh. von Sachsen Landgf. Philipsen vormünder und meins H. und gemalhs curatoren in dem fall sein mogen und beyde parteyen versorgen, das jedem seyne gerechtigkeit gedeyhe, sie auch idem teyl tun, das iren ambten von rechts wegen zusteet, ist bey mir nit wol zu gedenken. Aber das ist die warheyt: Alle Ff. von Sachsen und Hessen sein einander mit erbverbrüderungsbriefen und pflichten dermassen verwant, das sie sich billich guts zueinander versehen. Darumb dunkt euer ksl. Mt., das mein H. und gemalh curatores not sey. So ich dann die bryefe, so euer ksl. Mt. derhalben ufrichten will, sehen und vernemen werde, auch die Hh. von Sachsen, wie sich in recht gebürt, pflicht tun wollen, meine[m] H. und gemalh und seine[r] gerechtigkeit treue curatorn zu seyn, so will ichs von wegen meins H. und gemalhs euer Mt. zu ehren unterteniglichen annemen. Aber mein H. gemalh und mich, auch unsere kynder in hofemeister und regenten regierung zu geben unverpflicht laut und vermoeg meiner verantwurtung des ersten artikels, das werde ich mit willen nit annemen, ich bin es auch nit schuldig.

Item wan ein regimentsrat abgehet oder mehr oder das regiment nit meher haben will, das dan allemal ander mit rate, wissen und willen der Kf. und Ff. von Sachsen, auch meins H. und gemalhs aus dem Ft. Hessen geborn gesetzt werden, und wie die obgestanden pflicht tun sollen beiden Ff. von Hessen und der ehelichen, leiblichen, menlichen erben getreuwlich, idem zu seiner gerechtigkeit, vorzuseyn.

Item das auch mein H. und gemalh zu seinen gelegen zeiten in reten sein moge, seyn meynunge gehort und was in rat gut gefunden wirdet, furgenomen werde.

Item das auch vom Ft. Hessen noch den anhengigen Gftt. und Hftt. nichts verendert, verkauft ader gegeben werde ane mein H. und gemalhs, auch der geordneten vormünder und curatoren zeitlicher vorbetrachtung, gutem rate, wissen und willen etc.

[4.] Zum dritten, den punten, mit C verzeichnet, berüren die ftl. erhaltung meins H. und gemahls, mein und unser kynder, kan noch werde ich mit willen keiner andern gestalt annemen, dan das an orten, im artikel gemeldt, die ftl. hofhaltung im namen und von wegen beider Ff. von Hessen als ein H. gehalten, beyde ir liebden als ein H. von allem deme, das ir beider liebden zusteet, erhalten und das uberige ine zu nutz vorgestellt und von allem hofgesynde ftl., eherlich und loblich gehalten werden.

[5.] Item den vierten punten, mit D verzeichnet, nymb ich, wie er ausweist, unterteniglichen an, mit bit, das der im vertrage notturftiglichen geteutzscht und gesetzt werde, dem zu leben und nachzukomen.

[6.] Zum fünften, den punten, mit E verzeichnet, berüren dye person, so uf meinen H. und gemalh warten soll, den ich als seyner liebden hofmeister achte, hat bey mir nit irrung, das dyeselbig person aus dem Ft. Hessen, der lehenman und von alter her verwandten genomen werde. Mein H. und gemalh solle und werde die auch benennen und anzeygen mit wyssen und willen euer ksl. Mt. Das aber die regenten seiner liebden itzt oder nachfolgends einen geben oder benennen sollen, ist beswerlichen, dan solt ime ein person gegeben werden, der ime nit gefiele oder angeneme, was kunt oder mochte der guts bey ime ausrichten? Dienet seiner liebden meher zu beswerung und merunge seiner krangheit dan zu einicher lichterunge. Das bitten ich mit ksl. gnaden zu bedenken.

[7.] Allergnst. H., den punten, mit F verzeichnet, betreffen meins H. und gemahls ftl. statt etc., bitten ich euer ksl. Mt. myt aller untertenigkeit, gnediglichen zu bedenken die gestalt und gelegenheit bedacht meins H. und gemahls. Das wirdet sein liebe mit frommen, redelichen, tapfern leuten besetzen. Er wirdet sich auch one zweyfel dester geschigkter halten und in zufelligen sachen rat und trost bey denselbigen suchen moegen. Und wol zu gedenken, das sich keyn redelicher mit zweyen pferden bey seyner liebe zu dienen anbinden laß. Aber wo es dahin gestelt würde, das die edelen, so sein liebe umb sich haben soll, 3 und 4 pferde gehalten und ein zimbliche besoldung gegeben würde, so mocht sein liebe die frommen vom adel, so nit auslendig gewesen und ins Ft. Hessen gehoren, bey ime behalten oder ander aus dem Ft., wo not würde, bekommen. Doch so will ich von wegen seiner liebden das verfugen, das er zwen edelen aus andern landen haben mag annemen. Doch, allergnst. H., so wirdet sich mein H. und gemalh in betrachtung, wie sich hofmeister und regenten bisher gegen seiner liebden gehalten, in irer regierunge oder versehung mitnichten begeben, es sey dann, das sie und alle rete meinem H. und gemahl und Landgf. Philipsen geloben, zu Gott und den heiligen sweren, beiden irn liebden als ein H. getreu und hold, gehorsam und gewertig zu sein, irer liebden schaden warnen, fromen und besten getreulich zu werben, sie als iren rechten, natürlichen landsfürsten und H. in eren und wirden, wie sich gebürt, zu halten, alle handlung mit getreuem rate und irer und ires Ft. ehr, nutz und wolfart von irer beider wegen und ir beyder namen mit gutem rate auszurychten, handeln und vornemen.

Zum andern, so ist not und wirt zu fride und einigkeit dienen, das alle hofgesind die zeit, sie am hofe sein werden, beyden Ff. in der gemeyn gleich verpflicht seyn etc., und wird inen meins ansehens vil unnützer wort und haders vorkomen. Demnach und so die huldigung und verpflicht von hofemeister, regenten und allen reten beyden Ff. gleich geschicht, [will ich] disen punten zu euer ksl. Mt. stellen, guter hoffnunge, euer ksl. Mt. werde meinen H. und gemalh ksl. und gnediglichen bedenken und versehen, damit er als ein F. ftl., loblich und eherlichen gehalten werde.

[8.] Item mein, der Landgf.in, statt, mit G verzeichnet, habe ich auch nit irrunge, sunder will den euer ksl. Mt. zu eren und untertenigem gefallen annemen, doch das die diener und dienerin, so uf mich warten sollen, auch zu ider zeit mit meinem wissen und willen angenommen und geurleubt und mir auch nemblich 4 zelter [= Reitpferd] und sonst 2 oder 3 gemeine pferd zu meiner notturft gestelt und gehalten werden, doch unterteniglichen bitten[d], mich mit ksl. gnaden zu bedenken, ob es dye wege ergryffe, das ich mich meins widembs brauchen muest, das ich als ein arme F.in mit zimblichen esse- und drinksylbergeschirre mein leben lang ftl. versehen werde, welhs auch nach meinem tode wider zum Ft. fallen und komen soll.

[9.] Item den punten, mit H verzeichnet, den will ich auch annemen, doch euer ksl. Mt. bitten, in betrachtung allerley gestalt dyser sachen das opfer- und ergetzunggeld meinem H. und mir alle fronfasten umb 100 fl. zu pessern.

[10.] Item den punten, mit I verzeichent, nym ich unterteniglichen an etc.

[11.] Item den punten, mit K verzeichnet, mein widemb betreffend, dorf keiner rechtfertigung. Ich kann auch den Bf. von Wirzburg oder seine rete, so hie zu Coln sein, us ursachen keinswegs zu richter annemen.

Für das ander, so ist es die warheit, das ich ins Ft. zu Hessen zu gelts und nachfolgend erbs 18 100 fl. bracht habe. Darvon gebürn mir je 905 fl. gelds und zu gegenbeweisung aber 905 fl. gelds, tuet in einer summa 1810 fl. jerlicher niessung. Da nu mein H. und gemalh seinem bruder sein landschaft verkauft hat, [hat] derselbige sein bruder, der mitler Landgf., für sich und sein erben zugesagt, geredt und versprochen, mich alles des zu versichern und zu verweysen, das mein H. und gemalh mein leben lang getan solt haben. Ich bin aber von ime nye mehr beweyst worden dann 13 100 fl., also das mir syd zeit des kaufs alle jar 500 fl. gelds gemangelt haben, und sovil mehr, das Melsungen die 13 100 fl. nit ertregt. Solt nu der kauf sein vorgang haben, so folgt daraus, das ich billich mit bezalung der ausstehnden nutzung, will man aber den kauf nichts, meinem H. und gemalh sein vetterlich erbe folgen lassen. So trau und hoffen ich, sein liebde werde ansehen und bedenken, was guts ich seinen liebden getan, was armut und elend ich seinthalben erlitten, [und mich] dermassen versichern und beweysen, das ich nach vermuge der recht nicht zu klagen habe. Ich werde auch meins widembs in keinen weg abetreten noch mich des ichts verzeyhen ader begeben, sunder mir allwegen vorbehalten, so ich bey meinem H. und gemalh aus seinem willen und erlauben nit sein würde oder seiner gelegenheit halben bleyben kunde, das ich dann meinen widemb und verweysung brauchen und niessen moge, aber die zeit, ich bey meinem H. und gemalh sein, wie sich gebürt, versehen werde. Habe ich nit irung, das die nutzung meiner beweysunge mit allen andern gütern, beiden Ff. zustendig, zu gemeiner erhaltung gebraucht werde etc.

Ich mag auch leyden und bit, das euer ksl. Mt. jemants unparteysch gein Melsungen orden, der sich aller bestendigen nutzung gründlich erkunde und erfare. Was sich dann findet, das es an kendlichen, bestendigen gülten und gefellen ertragen mag, darfür will ich es annemen, doch das es euer ksl. Mt. jetzt declarir und erkenne, in was zeit und wer mich des uberigen mit hinterstelliger nutzunge verweysen soll, unterteniger zuversicht, euer ksl. Mt. achte dis mein angeben pillich.

Item meiner morgengabe halber, der bin ich laut und vermoge meiner heyratbriefe gar nit versehen. Bitt euer ksl. Mt., zu declarirn und erkennen, das ich der, wie kenntlich und gewonlich, auch fürderlich versehen werde, wie morgengabensrecht und gewonheyt ist, abermals unterteniger hoffenung, euer ksl. Mt. achte und fynde mein beger billich.

[12.] Item den punten, mit L verzeichnet, den pau meins widembs betreffend, nymb ich euer ksl. Mt. achtung unterteniglichen an, mit bit, zu verschaffen, das es fürderlich geschee.

[13.] Item den punten, mit M verzeichnet, betreffend die schulden, hat dyse gestalt: Were meinem H. und gemalh das monatsgeld nach vermoeg euer ksl. Mt. bescheid zu Straspurg [vgl. Nr. 1220 [5.]] alle monat bezalt worden, so hetten mein gemalh und ich mit guter ordenung mogen haushalten und statliche leibsnarung bekommen. Da uns aber solh monatgeld nit worden, wir auch sonst nit unter handen gehebt, haben wir mit zweyfacher bezalunge alle ding mit dem borge uf das teurest nemen [müssen]. Nu haben euer ksl. Mt. mit treffenlichem rate erkenntnus, declaration und mandat an hofmeister, regenten und stende des Ft. Hessen getan und ausgehen lassen [Nr. 1227]. Das bit ich unterteniglichen zu verschaffen, fürderlich volstreckt werde. So will ich darnach mit demjenigen, ich schuldig bin, aberechenung und bezalung tun, so weit sich solh geld streckt, und darnach euer ksl. Mt. unterteniglichen berichten, wo solh geld hinkomen ist und was ich noch schuldig sey, zu Gott hoffend, kein uberflüssigs sein werde. Will auch danmals euer ksl. Mt. verrichten, was und wem ich dienstgeld verschriben, die mir auch treulichen gedienet, one die ich auch zu disem vertrag nit kommen were. Den geschicht nach gemeynem rechten billichs irer treulichen arbeit bezalunge. Erbiet mich auch, danmals euer ksl. Mt. unterteniglichen zu berichten, wie und was ich iglichem verschriben, auch die ursachen, warumb. Findet dann euer ksl. Mt. etwas unzimlichs, das will ich hören und erber bericht geben, in hoffnung, euer ksl. Mt. werde kein unbillichkeit fynden, auch nit zuvil verschryben, als die regenten ausgeben und euer ksl. Mt. verwent ist, abermals unterteniger zuversicht, euer ksl. Mt. habe des einen gn. und guten genügen.

[14.] Item den punten, mit N verzeichnet, ist in obgemelter inrede auch verleybt. Byn ganz willig, des euer ksl. Mt. person erbere bericht ze tun, so fürderlichst mir mogelich.

[15.] Item den punten, mit O verzeichent, hat, wo mein H. und gemalh des vermeinten verkaufs frey und ledig gestalt wirdet und alle nutzung, beyden Ff. zustendig, zu irem nutz und enthalt gebraucht werden soll, bis zu brauchung meyns widembs, in forme vor erzelt, keyn irrung. Solt aber der kauf etwas sein, so wird mein H. gemalh noch ich von dem, das uns der kauf zugibt, gar nit steen, unterteniger zuversicht, euer ksl. Mt. findet meines H. und mein erbieten zimlich, pillich und dem rechten gemeß, werden uns auch darüber nit hoher dryngen.

[16.] Item den punten, mit P verzeichnet, ist mein meynung, wie obsteet, erzelt, in hoffenung, ich sey nit weiter schuldig und werde von euer ksl. Mt. dabey gelassen und als ein weibsbild gnediglich geschützt und geschirmbt.

[17.] Item den punten, mit Q verzeichnet, betreffend meins H. und meine weltliche tochter [Elisabeth], nymb ich unterteniglichen an und bitte zu verschaffen, das es fürderlich und zu gepürlicher zeyt beschee.

[18.] Item den punten, mit R verzeichnet, die geystlichen tochter [Mechthild und Anna] berüren, will ich nit weyter anfechten, dann das ich euer ksl. Mt. als röm. Ks. unterteniglichen bitt, die armen, gottergeben F.innen mit ksl. besserung so gnediglich zu bedenken, das die armen kloster des zu gemeinem nutz zimbliche besserung empfinden und sie auch geursacht, Got den almechtigen umb euer ksl. Mt. lang leben und glückselige regierung, auch alle ir wolteter zu bitten.

[19.] Item den punten, mit S verzeychnet, betreffend die erziehung meiner tochter, hoff ich und bit euer ksl. Mt., mir nit minder zu machen, dan man der itzigen Landgf.in witwen [Landgf.in Anna, geb. Hg.in von Mecklenburg] von irer tochter [Elisabeth] zu zihen jerlichs gibt. Dan solt ich den punten, wie er gesetzt, annemen, so achte ich nach dem willen, [den] hofmeister und regenten noch zu mir gehebt, sie würden mir für 1000 fl. geben, das nit des halben gelts wert. Darumb, so will ich den punten zu euer ksl. Mt. stellen, unterteniglichen bitten, mein notturft und gelegenheit gnediglichen zu bedenken und mit einem paren geld zu versehen, damit ich selbs mein notturft darumb keufen moge. Wie mich euer ksl. Mt. in dem versicht, will ich einen gnugen haben.

[20.] Item den punten, mit T verzeichnet, kann ich auch nit abslagen. Doch so bit ich unterteniglichen, den besser zu teutzschen und erklern, damit niemand, [er] habe gedienet, wilhem teil er welle, von keinem teyl, des anhengern und verwandten keyner ungnad oder fürnemen warten sey, wie ich hoffe, euer ksl. Mt. erkenne, billich geschee.

[21.] Zum letzsten, allergnst. H., so hat mein lb. H. und gemalh zu seiner liebden teyl von Landgf. Wilhelmen dem jüngern eyn ftl., tapfere narunge geerbt, und wo Gott dieselbige erbschaft nit geschickt hette, [hätte] sein liebde ewiglichen in armut bleiben müssen. Darumb so ist seiner liebden gemüt und meynunge, wes sich derselb jünger Landgf. Wilhelm für sich und seine erben verschriben hat, demselbigen zu dankbarkeit des erbs zu seiner liebe gebürenden teyl ftl. und erberlich zu halten. Des ich von seiner liebe wegen offintlich protestir und bezeuge, unterteniglichen bitten, das auch in den vertrag zu setzen.

[22.] Allergnst. H. Ks., ich hore so seltzsam practick und handelung, die hofmeister und regenten suchen, wie sie es durch myet und verheissung dahin bringen, das mein frommer H. und gemalh, der doch ir natürlicher landsfürst ist, hochlich verkleint zu ftl. regierung und wesen nymmermehr kommen, das sich des, wo es gemeinen reden nach und es auch an mich langt, die warheit sein solt, wol zu erbarmen were. Will es aber als eyne verdrungne F.in Gott befelhen und zu endlicher beschliessung, wo meins H. und gemalhs, mein und unserer kinder wegen alle punten samentlich und sonderlich zu und in euer ksl. Mt., auch der Kff., Ff. und versamlung des Reichs stende, wie die hie zu Collen versammelt, und dweil euer ksl. Mt. beyde meine lb. brüdere [Hgg. Heinrich d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel und Erich von Braunschweig-Calenberg] als unterteydinger zu ir Mt. gezogen, gn., freuntliche und günstige messigung entlichen stellen, also wie es euer ksl. Mt. mit inen und sie mit euer ksl. Mt. sich entsliessen, des sich mein H. gemalh und ich in enderung, merung ader mynderung gemeiner ader sonder artikel uns dem rechten und billichkeit nach benügen sollen lassen. Das wullen wir mit untertenigem dank annemen und uns des ftl. und erberlich halten, doch das solhe entsliessung vor zerdrennung und endung des reichstags geschee und mir des gleublich verkünd gegeben werde, damit mein lb. H. gemalh und ich mitsambt unsern kyndern aus bisher geliddener armut, elend und jamer komen mogen. Wo aber mein widerteyl als die, so meinem H. und gemalh zu gute gewelt seyn und sonst nichts mit diser sach zu schicken haben, das gegen irem H. und landsfürsten nit dermassen entlich stellen wolten und euer ksl. Mt. ausgegangen declaration und mandat nit furderlich fulnstreckt würden, sundern mein H. und gemalh, mich und unser kinder lenger untersteen, in armut und elend aufzuhalten, wie dan aus ir bysher geübten handlung zu nemen, ir gemuet und meynunge sey, so bitten ich euer ksl. Mt. als meins gemalhs und meinem rechten, ordenlichen und oberherrn zu gn. volstreckung angeregten mandats mit ksl. hanthabe und fernern beswerlichen proceß gnediglich helfen, auch nit zu verargen, das wir uns des unsern untersteen zu nehern, nyssen und brauchen, wie wir jech das zuwegenbryngen mogen, auch denen nit ungünstig sein ader ungnade beweysen, die uns darzu hülfe, rat und beystand tun werden, guter zuversicht, der barmherzig Gott werde uns an trostlicher und gn. hilf nit verlassen. Warten uf das alles gn. beweisung und antwurt. Geben zu Collen uf St. Lorenzen, des hl. martelers, abend Ao. domini 1512.