Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1301 Mandat Ks. Maximilians an Gf. Edzard I. von Emden

Innsbruck, 8. November 1511

Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 56a-57a, Kop.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1954; Berns, Verslag, Nr. 361.

Befiehlt Gf. Edzard von Emden, am 12. Januar 1512 zu Verhandlungen über seine Differenzen mit Hg. Georg von Sachsen auf dem Augsburger Reichstag zu erscheinen. Ermahnt ihn unter Androhung seiner Ungnade, bis dahin nichts gegen den Hg. zu unternehmen.

Nr. 1302 Mandat Ks. Maximilians an Gf. Edzard I. von Emden

Köln, 20. Juli 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/1, fol. 58.

Kop.: Ebd., Loc. 8183/3, fol. 117a u. b, 122a.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1258.

Tun dir, so sich nennet Edezart Gf. zu Embden, zu wissen: Hat vormals EB Philipp von Köln, den verstorbenen Hg. Wilhelm von Jülich-Berg sowie N. (= Ludwig) von Seinsheim, Landkomtur der Deutschordensballei Koblenz, angewiesen, die Streitigkeiten zwischen Hg. Georg von Sachsen und Gf. Edzard zu verhören.1 Will nunmehr seine Entscheidung in dieser Angelegenheit verkünden. Befiehlt deshalb, 14 Tage nach Empfang dieses Schreibens oder, falls dies kein Gerichtstag ist, am darauffolgenden Gerichtstag persönlich oder durch bevollmächtigte Anwälte vor ihm oder seinen Hofräten zu erscheinen und seinen Spruch zu hören, der auch dann verkündet und vollzogen wird, wenn Gf. Edzard nicht erscheint. Dieser und seine Begleiter erhalten für ihre Reise an den ksl. Hof und wieder zurück freies Geleit. Gebietet allen Reichsuntertanen, das Geleit zu respektieren und Verstöße dagegen nicht zu dulden.

Nr. 1303 Deklaration Gf. Edzards I. von Ostfriesland

Schloß Leerort, [kurz nach 1. August 1512]

Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 118a, Kop.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1259; Berns, Verslag, Nr. 363 (mit falschem Datum 30. August 1512).

Bekundet, daß der ksl. Bote Michael Rollebatz am 1. August eine citation oder peremptorie ladung, den Gf. zu Embden anrürend, in derselben citation also genennet, überbracht hat (Nr. 1302). Da er in Ladungen zum Reichstag und anderen Schriftstücken vom Ks. stets als Gf. von Ostfriesland und nicht als Gf. von Emden bezeichnet worden und dies auch der Titel seiner Vorfahren gewesen ist, wird er sich, wenn er mit seinem üblichen und richtigen Titel angeschrieben wird, gegenüber dem Ks. gehorsam zeigen, wie es sich gebührt.

Nr. 1304 Antrag der hgl.-sächsischen Gesandten Cäsar Pflug und Dr. Lorenz Zoch an Ks. Maximilian

[1.] Bekräftigung des Anspruchs Hg. Georgs von Sachsen auf die Statthalterschaft in Friesland; [2.] Vorlage des Nachweises der ksl. Verleihung; [3.] Bitte, Gf. Edzard von Emden unter Androhung des Verlusts seiner Lande zum Lehensempfang zu veranlassen.

[Köln, ca. Mitte August 1512]

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 119a-121a.

Konz.: Ebd., fol. 143a-145b.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1073, 1261.

[1.] Als durch euer ksl. Mt. den geschickten Gf. Edezart von Embden, uber vor eingelegte gesetze zu Neus1eine beschlussatz vorzubringen, nachgelassen und sye darauf vorbracht, das in der clag, von wegen des durchlauchtigen, hochgebornen F. und H., H. Georgen, Hg. zu Sachsen etc., unsers gn. H., zu Neus vor euer ksl. Mt. commissarien angestelt, vormeldung gescheen, das euer ksl. Mt. dem durchlauchten, hochgebornen F., weilant H. Albrechten, Hg. zu Sachsen etc. seliger und loblicher gedechtnis, und seiner Gn. erben dye gubernation der Frißlande zugestelt habe inhalts einer commission, doruber ausgangen,2 und obgleich ir H., der Gf., uf solche commission berurten unsern gn. H., Hg. Albrechten, und seine erben vor einen gubernator angenommen, bryf und sigil derhalb von sich gegeben, solt doch solchs unserm gn. H. keinen grund ader behelf bringen, es sey dan, das dyselbte commission vorbracht ader dargelegt wurde etc., wy solchs mit weytern worten ausgebreit, doruf sagen wir von wegen unsers gn. H., Hg. Georgen: Nachdem in vorigen und itzigen vorbringen die geschickten Gf. Edezards clarlich bekennen, das ir H. unsern gn. H., Hg. Albrechten, uf obgedachte ksl. commission angenomen, sein Gn. vor einen ewigen gubernator erkant und derwegen bryf und sigil von sich geben, dorin er bekent, das er die commission gesehen etc., das wir uns uf dieselben des Gf. brif zihen und referirn. Zudem ist zu Neus vor euer ksl. Mt. commissarien eine warhaftige copia einer declaration von euer ksl. Mt. uber berurte commission ausgangen, von wegen unsers gn. H. eingelegt, welche declaration den grund und substanz mergedachter commission in sich heldet.

Sodann auch uffenbar und unleugbar, das unser gn. H., Hg. Georg, ein erblicher gubernator in Frislanden ist, von euer ksl. Mt. dorfur gehalten, also genennet und geschryben wirdet, welchs dem Gf. und menniglich wol wissend.

Dieweyl auch unsers gn. H., Hg. Georgen, clage, zu Neuß vorbracht, sich vornemlich uf den besitz, possession ader quasi, dorinnen unser gn. H., Hg. Albrecht, und nach seinem abgang unser gn. H., Hg. Georg, wy oben berurt, gewest und noch ist, nemblich, das der Gf. Hg. Albrechten vor einen gubernator erkant und angenommen und folgend nach abgang seiner Gn. einen anstand der lehenentpfahung bey unsern gn. H., Hg. Georgen, gebeten, domit er sich uffentlich zu der lehenpflicht bekant, welchs alles aus vor eingelegten, angezeigten brifen und bekentnus des widerteyls gnugsam erclert, doraus erfolget, ab gleich keine commission angezeigt were, solte doch unser gn. H. seiner possession ader quasi nicht entsetzt werden.

[2.] Und ist aus erzelten ursachen wol abzunehmen, das solch vorwenden vom kegenteyl zu keiner notdurft, sunder alleyn, ungegrundte, mutwillige ausflucht und vorlengerung domit zu suchen, geschehen. Dorumb ist unnoit, einiche commission dem widerteyl ferner anzuzeigen ader davon zu disputiren. Domit aber euer ksl. Mt. eigentlicher befinde, das unsers gn. H. clag uf bestendige warheit gegründet, legen wir hyemit euer ksl. Mt., allein zu erinnerung, aber dem kegenteyl nicht zu uberantworten, eine warhaftige copia der commission fur, welche, durch einen notarien collationiret, sich mit dem original vorgleichet, das wir uns uf dasselbe, auch euer ksl. Mt. hofs registraturn wollen gezogen haben.a

[3.] Und ist hiruf unser undertenige, demutige bit, euer ksl. Mt. wollen disen mutwilligen ausflucht dem Gf. nicht gestaten, sunder in ansehung unsers gn. H. clare gerechtigkeyt ernstlich mit im schaffen, das er tue und pflege, wie vor gebeten, und wohe er solchs alles bin einer namhaftigen zeit–b nicht tun wurde, das er itzt alsdann und dan als itzt seiner c Gft., land und leute billich privirt und unserm gn. H. vorfallen sein solle–c. In dem allen tund wir euer ksl. Mt. hocheit und ampt demutiglich und fleyssig anrufen, bittende, unserm gn. H. die recht und gerechtigkeit mitzuteyln. Das wird sein ftl. Gn. und wir neben seinen Gn. in aller unterdenigkeit geflyssen sein zu vordynen.3

Nr. 1305 Antrag Cäsar Pflugs und Dr. Lorenz Zochs an Ks. Maximilian

[1.] Stellungnahme zur Supplikation der Gesandten Gf. Edzards von Emden; [2.] Bitte, deren Verzögerungstaktik nicht zu akzeptieren und Hg. Georg zu seinem Recht kommen zu lassen.

Köln, 20. August 1512

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 123a u. b (Vermerk fol. 123b: Hg. Georgen von Sachsen rete antragen uf des Gf. von Embden geschickten ubergebne suplication).

Konz.: Ebd., Loc. 8183/2, fol. 101a.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1260.

[1.] Euer ksl. Mt. haben uf gestern, dornstags [19.8.12], eine supplication, von des Gf. von Embde geschickten an euer ksl. Mt. ausgegangen [liegt nicht vor], uns zu handen stellen lassen. Dorine von inen angegeben ist, als solten sie zu Neus vor euer ksl. Mt. commissarien nicht genugsam gehort [worden sein], und solchs solle durch wegerung unsers gn. H., Hg. Georgen von Sachsen, geschickten beschehen seyn, in meynung, euer ksl. Mt. weysung und spruch domit zu vorhindern und vorfluchtig zu sein etc. Geben doruf euer ksl. Mt. underteniglich zu vorstehen, das solchs von gedachten geschickten wider dye warheit vorgewant, dann sie zu Neus genugsam gehort, ynen zu reden und schreyben verstatet, bis sye selbst beschlossen und ufgehort und von unsers gn. H. geschickten ader sunst ymandes nicht gewegert. Als solche wegerung an unsers gn. H. geschickten stat nicht gestanden und der widerschall aus den acten erscheinet, dyweil dann euer ksl. Mt. citation nicht ander gestalt ausgegangen, dan euer Mt. spruch und weysung uf vorgebrachte hendel zu Neus anzuhoren. Das auch euer ksl. Mt. rete nestvorgangen sonnabents [14.8.12] beyden parteien also zu erkennen gegeben und, einen tag, achte ader zehen uf solchen spruch zu beharren und nicht zu vorrücken, geboten. Welchs also des Gf. geschickten angenommen, nicht widersprochen und sich domals von fernerm einbringen nicht vornehmen lassen. Doraus ir mutwilliger und geferlicher vorzug, unserm gn. H. seine ware, unzweifelhaftige gerechtigkeit lenger zu vorzugen, vormerkt wirdet.

[2.] Ist doruf unser undertenige, demütige bit, euer ksl. Mt. wolle denselbten geschickten solcher irer mutwilligen ausflucht nicht gestatten, sundern mit eurm ksl. spruch uf ausgegangen citation und gegeben abschid gnediglich vorfarn in ansehung unsers gn. H. scheinbarliche gerechtigkeit. Das wirdet unser gn. H. umb euer ksl. Mt. in aller undertenigkeit vordyenen. Datum Coln freitags nach assumptionis glorisissime virginis Ao. etc. 12.

Nr. 1306 Aufzeichnung Cäsar Pflugs und Dr. Lorenz Zochs über die Schiedsverhandlungen im Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und Gf. Edzard I. von Emden

[1.] Plan des Ks. zur Vertagung der Entscheidung im Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und Gf. Edzard von Emden auf den kommenden Reichstag; [2.] Argumente der sächsischen Gesandten gegen dieses Vorhaben; [3.] Ihr erneuter Wunsch an den Ks., Gf. Edzard zur Leistung des Lehnseides gegenüber Hg. Georg zu veranlassen.

Köln, 14. September 1512

A) Konz.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 148a-150b (von der Hand C. Pflugs; Vermerk fol. 151b: Gf. Edzard berurende zu Collen verhandelt).

B) Kop.: Ebd., fol. 109a-112b.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1254.

[1.] Uf dinstag exaltationis sancte crucis [14.9.12] had uns ksl. Mt. in sachen, den Gf. von Embde belangende, vor seiner Mt. und der stende rete bescheiden, und dise nachgeschribene gewest: H. Ciprian von Seretein, canzler, Gf. Sigmund vom Hag, H. Ernst von Welde, Dr. Camberg [= von Dalheim] und Dr. Reichenbach, des Bf. von Menz canzler [Dr. Johann Engellender] und marschalk [Frowein von Hutten], H. Hans Landschad, H. Eitelwolf vom Stein und H. Peter von Aufsatz [= Aufseß]. Also had vorgemelter canzler dise ader dergleichen wort geret, wy ksl. Mt. uf die handelung, durch den EB von Collen und andere commissarien gehabt, eine citation wider den Gf. von Embde habe ausgehen lasen [Nr. 1302], uf einen namhaftigen tag vor seiner ksl. Mt. zu erscheinen, uf angezeigte handelung seiner Mt. spruch zu gewarten, und daruf etzliche vorordent, den spruch zu begriffen. Dieweil dan seiner Mt. derselbt spruch vorgetragen, had sein Mt. bedacht, das sulche sache nicht mit dem spruche, brifen ader mandaten auszurichten sey, den alleine mit dem swerte und ernste. Dan sein Mt. wais, was ungehorsams derselbt Gf. Hg. Georgen von Sachsen und auch alle seiner Mt. mandat und penalbrif voracht, als sich itzunder auch zu vormuten ist. Und so der Gf. disen ernst sehen wurde, so wurde er geursacht, einen ufenthald [zu] suchen. Daraus großer ufrur im Reich erwachsen. Das seiner Mt. und den stenden itzunder zur zeid, nochdem die leuft im Reich gelegen, nicht leidlich und vornemlich seiner Mt., diewail sein Mt. in enporung wider den Kg. von Frankreich stunde, das er [= Gf. Edzard] mochte Gronyngen, dieweil sulchs itzunder in seinen henden stunde, sampt andern seinen slossen und flecken uffen und einlasen. Das seiner ksl. Mt. grosen schaden einfuren und geberen wurde. Uns angezogen, mit disem handel gedult zu tragen bis uf den nestkomenden reichstag. Alsdan wurden die Ff. und stende in grosser zal beyeinander sein, die dan mit seiner Mt. deste stadlicher von diser sachen zu handeln hetten. Und was alzo gehandelt und beslossen, das wurde ksl. Mt. mit den stenden deste williger zu volzihen und zu vorhelfen und in dem falle, mit dem gemeinen phennige zu hulfe zu kommen, geneigt und gewilligt sein. Und gebeten, diser kleinen zeid das im besten vorgenommen geduld zu tragen.

[2.] Daruf haben wir dise rede gebraucht, das uns das eine grose bitterkeid ist, das abzuslahen ader darwider zu sprechen, das uns von ksl. Mt. und den stenden wirdet vorgehalten. Wir mogen auch ihn anzeigen, das unser gn. H. mit sulcher undertenikeid ksl. Mt. geneigt und seine pflicht, damit sein Gn. ksl. Mt. vorwand, eindenk, das sein Gn. eher armut und das bettelbrot esse, eher dan sein Gn. ksl. Mt. enkegen und zu schaden handeln wolte. In gleichem fall der loblich F., seiner Gn. vater seliger und loblicher gedechtnus [Hg. Albrecht von Sachsen], auch getan, als seine werke zaigen, der ksl. Mt. und seiner Mt. kindern vor alle andere gedint und dergestalt, das sein Gn. und seiner Gn. kinder uf dise zeid deste in grosser armut leben mussen. Und geben iren Gn. und gunst hirauf dise underricht, das wir in diser handelung uf ausgegangene citation nicht anders dan einen spruch gesucht und gebeten, daraus kein aufrur zu besorgen, dan wir sein ungezweifelt, der Gf. werde demselbten spruch gehorsam sein. Und wu er gleich demselbten spruch wurde entkegen sein und einichs gewalts kegen ihm nottorftig zu gebrauchen were, so haben wir dem canzler zuvor angezeigt, das unser gn. H. in den fellen ane ratz und wissen ksl. Mt. nichts begunst noch vorgenommen; als[o] wurde sein Gn. zu diser zeid auch tuen. So ist auch die forcht, wy angezeigt, nicht zu haben, dan in seinem vermogen nicht ist, ksl. Mt. feinden zu[zu]zihen ader hilf zu tunde nach gelegenheit seiner Gft., als ein itzlicher, der lande kundig, des gut wissen had. So er aber sich sulcher untat understehen wurde, so weren sulche wege zu erdenken, als wir anzuzeigen wusten, das umb sulcher untat willen eberurter Gf. ganz auszuroden und zu vortilgen were. Und obgleich die fhar [= Gefahr, Risiko] vorhanden, der wir doch nicht gestehen, so solt doch ksl. Mt. umb sulcher fhar willen als einem loblichen und gerechten Ks., unserm gn. H. sein recht zu dempfen und underzudrucken, nicht gezimen. So halden wirs nicht davor, das sulch forcht in ksl. Mt. gemute ye kommen ader gefallen ist aus disen ursachen, diewail ksl. Mt. had bewilligt, die citation auch uf seinen ungehorsam, als sich des zu vormuten was, ein mandat wider den Gf. ausgehen zu lasen, auch das sein Mt., in meiner, Cesar Pflugs, kegenwertikeit den spruch zu eroffen lasen, bewilligt und dise sorge und fhar bei ksl. Mt. und seinen reten nicht gewend noch in irem gemute gewest. So ist es auch daraus abzunemen, das ksl. Mt. die großen houbter und gewelt in der cristenheid nye geforcht. Wy solt dan ksl. Mt. sich kegen disem geringschetzigen entsetzen ader in eine forcht kommen? So ist diser vorzuglicher vorslag vor einen abslag zu achten, dan wir konnen wol abgenemen, das ksl. Mt. und seine rete unserm gn. H. das recht mit uffentlichen worten nicht abslahen, den durch einen sulchen vorzuglichen weg. Und ist diser grund doraus zu vormerken, dan es ist leider nicht zu hoffen, das unsers H., des Ks., krigesleufte vor der zeid zu ende loufen mogen, und ist wol zu besorgen, das dieselbten kriegeshendel uf dem nesten reichstag wy itzunder stehen. So mochte alsden derselbte behelf wy itzunder gesucht und vorgewendt werden. So hat mir, Cesar Pflug, einer aus den keiserischen reten gesagt, so mir ein vorzuglich antwort begegent, so mochte ichs vor einen ganzen abslag achten und annemen. So kan ich auch nicht bedenken, das mein[em] gn. H., den nesten reichstag zu besuchen ader zu beschicken, leidlich sein wil aus diser ursachen, das mein gn. H. seins standes irre gehet und des itzd und zu Augspurg entsetzt ist.1 Und wywol ich, C[esar] P[flug], ksl. Mt., auch dem canzler vilfeltig angezeigt und zu vorkomen fleisig gebeten, so habe ich doch des kein anderung bekommen mogen und von wegen meinem gn. H. den schimpf erleiden mussen. Darumb so ist uns der verzug, bis uf den nesten reichstag anzunemen, nicht leidlich. Dan so der spruch itzunder ergehet ader was schadens, so er vorzogen, unserm gn. H. daraus erwechst, wollen wir euer Gn. und gunst anzeigen. Dan der Gf. stehet itzund in teglicher arbeid, wy er kan und mag, das er unserm gn. H. sein land durch meuterey ader andere bosheid mag abhendig brengen, als unser gn. H. in kunde kommen ist, und etzliche itzunder in seiner Gn. gefengnis had, die do bekennen, das der Gf. in sulchen anslegen mit ihn gestanden, unsern gn. H. von seinen Frislanden zu bringen. Darumb gemelter unser gn. H. geursacht wirdet, seine slos, stete und flecke deste in großer achtung zu haben und uber 10 000 fl. meher daruf wenden mus den uf die gewonlich bestellung. So aber der spruch erginge und der gestalt, als wir nicht zweifeln, das er seine Gft. von unserm gn. H. zu lehen enphaen und geburliche eidespflicht tuen solt, er wurde demselbten ane wegerung geleben und von sulchem bosem vornemen abstehen in ansehung seiner eidespflicht. So er aber, seiner pflicht enkegen, sulchen bosen hendeln anhangen wurde ader dem ksl. spruch nicht geleben, so hette man deste besser ursach, ihn zu strafen und sulche wege vorzunemen, damit mein gn. H. sulcher großer unkost entladen [werde]. Darumb so konnen wir in den vorslag aus angezeigten ursachen in keinen weg willigen, zuvorsichtig, euer Gn. und gunst werde dasselbt auch bewegen und uns von wegen ksl. Mt. einen andern beschid geben.

Daruf haben sich die obenbestimpten beraten und uns gesagt, wir solten zu haus gehen, sie wolten sulchen handel ksl. Mt. vormelden und uns von wegen seiner Mt. waitern beschid geben.

[3.] Alzo seind wir in kunde kommen, diewail unser[s] gn. H. abgonner mit disem behelfa nicht haben haften mogen, so haben sie vorgewendt, das ksl. Mt. nicht gezimen wolle, einigen spruch zu tuen, diewail zu Neus der handel nicht rechtlich vorhort. So wir diß abermals in kunde kommen, so haben wir den Sereteiner derhalben angeret und gesagt: Wir befinden, diewail unser[s] gn. H. abgonner mit dem, das sie vormals vorgewendt, das der spruch, so der erginge, ksl. Mt. an seinen gescheften vorhindern solt, keinen grund ader stad had [= haben], so wollen sie nue vorwenden, das der handel zu Neues nicht rechtlich ergangen. Darumb solt ksl. Mt., einigen spruch zu tunde, nicht geburen. Darob wir nicht wenig vorwundern hetten, das die ksl. rete das zu behelf suchten, das der part selbst nicht suchte noch begerte. So were auch nicht unser meynung, einen rechtlichen spruch zu haben, sunder alleine, diewail sein ksl. Mt. uffentlich wais, das der Gf. unsern gn. H. der lehen und anders wider recht bisher vorgegangen, ihn zu waisen, unserm gn. H. dasselbt zu tun und zu pflegen, als sulchs seiner ksl. Mt. gezimbt, geburt und zu tunde had, und vornemlich in diser sachen, da sein ksl. Mt. unsern gn. H., so er derhalben unlustig, diewail ers von seiner Mt. bekommen, schaden zu gelten vorpflicht ist. Und das seiner ksl. Mt. sulchs zu tunde had, zaigt der spruch, den sein ksl. Mt. in der hessischen handelung itzunder in diser stunde getan und had ergehen lasen [Nr. 1244].

Nr. 1307 Mandat Ks. Maximilians an Groningen

Köln, 17. September 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 89a u. b, Kop.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1068; Berns, Verslag, Nr. 365 (jew. mit falschem Datum 27. September 1512).

Die friesischen Statthalter und Räte Hg. Georgs von Sachsen haben dargelegt, daß etliche übel beleumundete Personen, die in Friesland Meutereien und Aufruhraktionen vorbereitet und deshalb Strafe zu erwarten haben, nach Groningen geflüchtet seien, so daß sie nicht bestraft werden könnten und weitere Mißhelligkeiten von ihnen zu erwarten seien. Die Statthalter und Räte haben deshalb ihn (den Ks.) um Hilfe angerufen. Weil driglich, verleumpt und ubeltetig personen nach gemainen rechten pillichen gestraft werden sollen, gebietet er unter Androhung schwerer Strafe, alle als Übeltäter benannten Personen unverzüglich an die hgl. Statthalter und Räte zur Bestrafung zu überstellen, damit keine weiteren Maßnahmen gegen Groningen ergriffen werden müssen.

Nr. 1308 Mandat Ks. Maximilians an Gf. Edzard I. von Emden

[1.] Fortgesetztes Handeln Gf. Edzards gegen die Interessen Hg. Georgs von Sachsen in Friesland; [2.] Aufforderung zur Huldigung gegenüber dem Hg. unter Androhung der Reichsacht.

Köln, 21. September 1512

Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 80a-81b; Ebd., fol. 75a-77a (beglaubigt durch den ksl. Notar Matthias Meynhart).

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1062.

[1.] Hat ihn vor einiger Zeit durch einen Ladungs- und Gebotsbrief (Nr. 1302) aufgefordert, binnen 14 Tagen nach dessen Empfang vor ihm zu erscheinen und den Spruch, der als Resultat der Vermittlung EB Philipps von Köln, Hg. Wilhelms von Jülich-Berg und Ludwigs von Seinsheim, Landkomtur der Deutschordensballei Koblenz, im Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und ihm (Gf. Edzard) ergangen ist, zu hören. Im Rahmen dieser Schiedshandlung hat sich gezeigt, das du dem gnanten unserm lb. oheym und F., Hg. Georgen von Sachsen, nach abgang weyland Hg. Albrechts von Sachsen, sein vaters, unpillichen, auch wieder unser commission, declaration und deyn eygen vorwillunge und vorschreybunge gewegert hast, dye lehen deyner Gft. zu entpfahen und darumb gepürliche pflicht zu tun, und das du uber das, [daß] er dich zu seyner lieb stadthelder in Ostfrieslanden und den umblanden vorordent und dich auch stadthelter derselbigen zu schreyben und zu nennen vorgunt, dyeselbigen land zu vorsehen und seyner lieb oberkeyt zu handhaben bevolhen, darwider gehandelt und die appellation, so von denselbigen landen an sein lieb bescheen, zu vorhyndern understehest, desgleichen die bewilliget gult und rente nicht inbrengest und vorrechenst ader ime seynen gepürlichen teyl davon nicht gebest, darzu dye vom Tham [= Appingedam], dye von dem alten ampt und ander zu der huldunge und undertenigkeyt nicht brengest, auch dye vorsicherunge und caution der lande gegen bezalunge des gelts, so dir uf den umblanden vorschrieben, abezutreten nicht tun wellest wieder recht und billickeyt, auch dye brive und vortrege, zwuschen euch ufgericht und gemacht.

[2.] Dyeweyl nu sulch deyn furnehmen unpillichen, ouch wieder unser ausgangen commission und declaration ist und uns als röm. Ks. dareynzusehen gebürt und zu volzyehen schuldig sein und [du] on wegerunge und unser ferrer weysunge tun soltest, welhs wir doch aus weyterm ansuchen und bericht vilgnants unsers oheym von dir vorachtlich ubergangen befynden, gebietet er Gf. Edzard unter Androhung schwerer Ungnade und Strafe sowie der Acht und Aberacht, die Gft. und alle anderen Güter, die vom Reich zu Lehen rühren, künftig von Hg. Georg von Sachsen und dessen Erben als Lehen zu empfangen und ihnen dafür den üblichen Eid zu leisten, wie es einem Lehensmann gegenüber seinem Lehensherrn zu tun gebührt. Sagt ihn darüber hinaus seiner Lehenspflicht, ob du uns in eynicher weyse vorwandt werest und dich deshalben wieder dyeselben unser bevelh zu behelfen vormeyntest, ledig und los, damit er künftig allein Hg. Georg und dessen Erben verbunden und verpflichtet ist. Soll zudem den Titel eines Statthalters so lange gebrauchen, wie Hg. Georg ihm diesen zu überlassen gewillt ist, Appellationen an den Hg. zulassen, die Obrigkeit getreulich ausüben und die übliche bewilligte Rente, die seinem Amt zusteht, in den Umlanden eifrig einbringen, jährlich darüber Rechnung ablegen, diejenigen, die Hg. Georg noch nicht gehuldigt haben, dazu zwingen und überhaupt alles tun, was zwischen Hg. Georg und ihm vereinbart worden ist. All das soll Gf. Edzard binnen zwei Monaten nach Übergabe dieses Mandats vollziehen. Bleibt er weiter ungehorsam, wird der Ks. ihn wie einen Ächter behandeln und die vorgesehenen Strafen gegen ihn verhängen.1

Nr. 1309 Revers der hgl.-sächsischen Gesandten Cäsar Pflug und Dr. Lorenz Zoch über die Verwendung des ksl. Mandats an Gf. Edzard I. von Emden

Zusage, vom ksl. Mandat gegen Gf. Edzard von Emden erst einen Monat nach Ende des kommenden Wormser Reichstags Gebrauch zu machen.

Köln, 21. September 1512

Orig. Pap.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Febr. (!), fol. 95a.

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/3, fol. 124a (mit kleineren Abweichungen).

Konz.: Ebd., fol. 125a (Vermerk fol. 125b: Eine verschreibung haben H. Cesar Pflug und Dr. Zoch dergestalt von sich gegeben).

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1262.

Wyr nachgeschryben Cesar Pflug, ritter, und Laurencius Zoch, beyder rechten Dr., bekennen: Als uns der durchlauchtige, hochgeborn F. und H., H. Georg, Hg. zu Sachsen etc., unser gn. H., zu ksl. Mt., unserm allergnst. H., gesant und under anderm befel geben, yn den sachen zwischen seynen ftl. Gn. und Gf. Edezart von Embden, vor ksl. Mt. swebende, zu handeln, und so wir von ksl. Mt. eyn mandat an berurten Gf. erlangt [Nr. 1308], dorinne die ksl. Mt. erclert und entscheiden, wes sich berurter Gf. kegen unsrem gn. H. Hg. Georgen halten solle etc., das wyr anstat und von wegen gedachts unsers gn. H. bewylliget und der ksl. Mt. zugesagt, das unser gn. H. solch mandat nicht ehr dan yn eynem monat nach ausgange des nehstkunftigen reichstags, uf epiphanie zu Worms schirst [6.1.13] angesetzt, ausgehen lassen ader gebrauchen sollea. Zu urkund haben wyr dyesen revers der ksl. Mt. geben und mit unsern pitzschirn gefestiget. Gescheen zu Collen am tage Mathei apostoli im 1512. jarn.

Anmerkungen

1
 Zu den entsprechenden Verhandlungen, die im August 1511 in Neuß stattfanden, vgl. die bei Baks, Inventaris, S. 279f. Nr. 1226-1236 verzeichneten Quellen aus dem HStA Dresden sowie Reimers, Edzard der Große, S. 70f.
1
 Vgl. Nr. 1302 Anm. 1.
2
 Kgl. Urkunde, ausgestellt in Freiburg i. Br. am 20. Juli 1498. Regest: Wiesflecker, Regesten II,1, Nr. 6436.
a
 Im Konz. folgt gestrichen: Und ist unser undertenige, demutige bite, euer ksl. Mt. wolle yn ansehung angezeigter unsers gn. H. unleugbare gerechtikeit dem widerpart seyn mutwillige, ungegrundte vornehmung ferner nicht gestaten, sunder erkennen, das Gf. Edezart durch solch seyn mutwillig vornehmen wider seyne gegeben brief, sigel und eydspflicht gehandelt, sich der lehn unwirdig gemacht und dye domit verbrochen und deshalb gedachter billich privirt werden sol, das auch gedachter Gf. Edezart alle verschreibung und zusage, kegen unserm gn. H. getan, wie yn der clage stuckweis angezeigt, nachmals zu vorfolgen, nachzukommen und gnug zu tuen, schuldig sey. Das wir alzo ader wie vormals yn der clage gebeten oder aber wie sunst recht ist auszusprechen und durch euer ksl. Mt. zu weisen demutiglich bitten.
b
–b Von anderer Hand korrigiert aus: zwischen hyr und epiphanie domini schirstkunftig [6.1.13].
c
–c Von anderer Hand korrigiert aus: lehn privirt seyn sol.
3
 Zu den Verhandlungen auf dem Kölner Reichstag über den Konflikt zwischen Hg. Georg von Sachsen und Gf. Edzard von Ostfriesland vgl. Reimers, Edzard der Große, S. 72f., 190f. – Auch der ostfriesische Chronist Ubbo Emmius (1547-1625) berichtet über die Schiedsverhandlungen, allerdings enthält seine Darstellung die unzutreffende Behauptung, Hg. Georg von Sachsen sei auf dem Kölner Reichstag persönlich anwesend gewesen. Anschließend referiert er zunächst den durch Cäsar Pflug vorgetragenen hgl. Standpunkt, dann ausführlich die (archivalisch nicht vorliegende) Erwiderung der vier rechtskundigen Gesandten Gf. Edzards, Hikko von Dornum, Wilhelm Ubbena, Harko von Suurhusen und Dirk Valck. Nach Aussage von Ubbo Emmius war Ks. Maximilian ursprünglich gewillt, einen Spruch zugunsten Hg. Georgs zu fällen, unterließ dies dann aber doch, da er zum einen mit zu vielen anderen Aufgaben behaftet war, zum anderen den emotional stark aufgeladenen Konflikt lieber durch ein Nachgeben Gf. Edzards beendet sehen wollte. Er ermahnte daher beide Parteien, sich um eine Beilegung des Streits zu bemühen, solange er noch nicht entschieden sei. Wenn dies nicht zum Erfolg führe, sollten sie am 6. Januar 1513 in Worms erscheinen, wo er seine Entscheidung verkünden werde. Ubbo Emmius, Friesische Geschichte, Randpaginierung 682-684.
1
 Dies bezieht sich auf die Sessionsstreitigkeiten Hg. Georgs von Sachsen mit Pfalzgf. Friedrich und Hg. Wilhelm von Bayern auf den Reichstagen in Augsburg 1510 und Trier 1512. Vgl. Abschnitte I.5.1. u. IV.6.
a
 B bevehel.
1
 Zu diesem Mandat vgl. Schirmer, Staatsfinanzen, S. 225; Ermisch, Herzog Georg, S. 17f.
a
 Im Konz. folgt gestrichen am Rand: aber wo derselbe reichstag nicht vorgang gewonne, alsdann nicht ehr dan nach purifications Marie [2.2.13].