Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Verzögerung des RT-Abschlusses wegen der Freistellungsfrage. Klarstellung des Verhaltens auf dem RT 1555 gegen die Aussagen des Kgs.: Keine Zustimmung zum Geistlichen Vorbehalt durch die CA-Stände, sondern eigenmächtige Konstituierung durch den Kg. Aufnahme des Widerspruchs der CA-Stände in die Formulierung des Artikels. Geistlicher Vorbehalt kein Bestandteil des Religionsfriedens. Limitierte Gültigkeit der Konfirmationsklausel des RAb 1555 in Abhängigkeit von der speziellen Konfirmation des Religionsfriedens. Rechtfertigung der jetzigen Freistellungsforderung. Beharren auf dem Verhandlungsvorbehalt: Keine definitive Beschlussfassung ohne Erledigung der Freistellung.

Beschluss der Replik in der Versammlung der CA-Stände am 12. 2. 15571. Dem Kg. übergeben am 17. 2.2 Kopiert am 20. 2.

HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 465–470’, 477’ [Dorsv.] (Kop. Dorsv.: Der augspurgischen confession verwanndter stend verrer anbringen, den 17. Februarii anno im 57. übergeben.) = Textvorlage. HStA München, K. blau 107/2b, unfol. (Konzeptkop. Dorsv.: Copei der schriefft, so der augspurgischen confessions verwandten stenndt rethe unndt pottschafften der kgl. Mt. von wegen der freistellung in irem namen mitwochs, den 17. Februarii, ubergeben.) = B. HStA München, KÄA 3177, fol. 202–208’ (Überschr.: Der augspurgischen confession stennde räthe unnd potschafften verantworttung auf der kgl. Mt. resolution, der geistlichen vorbehallt betreffend. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 20. Februarii anno 57.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 416–422’ (Kop.). StA Marburg, Best. 3 Nr. 1246, fol. 293–298’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 40–46’ (Kop.). Druck: Erstenberger, Autonomia, 25’–30. Teildruck: Lampadius, Deduction, 91–97. Knapp referiert bei Häberlin  III, 156 f.; Janssen, Zustände, 66; Wolf, Geschichte, 57; Westphal, Kampf, 64 f.; Laubach, Ferdinand I., 192 f.

/465/ An den Kg.: Die Gesandten der CA-Stände haben die Resolution des Kgs. vom 5. 2. zur Frage des Geistlichen Vorbehalts3  auf der Grundlage ihrer Instruktionen beraten.

Unnd erstlich hetten wir unns gleichwoll diser eur röm. kgl. Mt. resolution unnderthenigists nicht versehen, tragen auch fursorge, wann dieselbige unnsern gnst. unnd gn. herrn zukhomen wierdt, das sy iren kfl. unnd f. Gnn. zu beschwerlichem gemuet gehen unnd ir kfl. unnd f. Gnn. gegen unns zu allerhanndt argwen und nachdenckhen ursach geben möchte, als hetten wir in negst verganngner augspurgischen Reichs handlung beruerten punct der geistlichen furbehalt wider irer kfl. unnd f. Gnn. bevelch bewilligt oder aber ir kfl. unnd f. Gnn. resolutionen mit dem vleiß nicht furbracht, als unns solchs bevolchen unnda auferlegt worden. Zu dem, das wir auch sonst befarn, es möchten ir kfl. unnd f. Gnn. bewegen werden, unns ferrnere und solche be- /465’/ velch zugeben, dardurch die sachen dises Reichs tagsb, so nunmeer sonst Gott lob auf dem beschluß stehenc, aufgehallten werden möchten.

Wiewoll aber wir als die diner unns vill zu wenig wissen, auch unnser gemuet gar nicht ist, unns mit eur röm. kgl. Mt. in ainige disputation eintzulassen, unnd wir nicht gerne die wolten erfunden werden, so zu verzug annderer Reichs sachen einig ursach geben, so haben wir doch aus obberuerter unnd anndern meer ursachen in unnderthenigkhait nicht unnderlassen khonnen, der augspurgischen ergangenen handlung in disem punct, der geistlichen vorbehalt, euer kgl. Mt. unnderthenigiste ertzellung unnd widerholung zuthuen; der underthenigisten zuversicht, eur röm. kgl. Mt. werden sich derselben allergnedigist erinnern unnd zu annderer gnedigister resolution bewegen lassen.

Unnd ist an deme, das eur röm. kgl. Mt. allergnedigist eingedenckh sein, waser gestallt zwischen den stennden der augspurgischen cristlichen confession unnd der anndern religion nicht allein in retten4 lanngwiriger stritt beruerts puncts des furbehallts halben sich enthallten, sonndern auch, do derselbige unverzoglichen unnd unverainigt an eur röm. kgl. Mt. domals gelangt5, das euer röm. kgl. Mt. allerlai mittl und wege, die stende derwegen zuvergleichen, furgeschlagen6. Weill aber wir, der augspurgischen confession verwonten chur-, fursten unnd stende abgeschickhten, unns auf alle hin unnd wider furgeschlagne mittl von wegen d–unnserer gnst. und gn. herrn–d gewissen und aus bevelch derselben nicht einlassen khonnen, das entlichen euer /466/ röm. kgl. Mt. beruerten punct der geistlichen furbehallt aus aigner macht unnd crafft, gegebne volmacht unnd haimbstellung der ksl. Mt. ordnen unnd setzen wellen7. Welchs wir, die abgesandten, unnsern gnst. unnd gn. herrn auf dz schleinigist einbringen unnd unns darauf innerhalb zehen tagen resolution erholen solten; mit allerhanndt gethaner neben vermeldung, dz diser weg der constitution von unnsern genedigisten und gn. herrn nicht hergeflossen seine, sonndern auf euer Mt. verordnung allein stheen sollte8.

Daher dann erganngen, das unnsere gnst. unnd gn. herrn, der augspurgischen confession verwonndt, so am nechsten gesessen unnd sovil nach gestallt der zeit muglichen gewesen, unns, den gesannten, resolution zuegeschickht. Unnd haben darauf wir, die gesanndten der augspurgischen confession verwonndten stennde, sovil derselben domals verhanden, euer röm. kgl. Mt. in unnderthenigkhait ferner volgende maynunge furbracht9: Obwoll unnsere genedigiste unnd gn. herrn zu gemeinem friden teutscher nation zum hochsten genaigt, das doch ir kfl. unnd f. Gnn. (wie hoch sie auch den friden liebten unnd achteten) wider derselben gewissen nichts willigen khonndten noch wolten. Unnd derhalben möchten wir unns auch khains wegs auf die furgegebnef vergleichung der geistlichen furbehallt einlassen, g–in /466’/ erwegung, das dardurch die wahre cristliche religion unnd derselbiger bekhenner fur verdambt unnd straffwirdig geachtet wurde; mit diser angehengter erclerung, das unsereh genedigiste unnd gn. herrn nicht gemeinet, die geistlichen güetter zuverwennden unnd zu prophaniern oder den geistlichen stanndt in zerruttung zubringen, sonndern ire kfl. und f. Gnn. sehen allein dahin, das es iren kfl. unnd f. Gnn. khains weegs gezimmen wellen, an einen ort ire cristliche religion fur whar zubekhennen unnd am andern dieselbige sambt derer glaubens genossen unnd christliche glider zuverdammen, zu straffen unnd verfolgen zuhelffen–g.

Wiewoll aber euer röm. kgl. Mt. zu abhelffung diser dinge den weeg aus eigner macht furgegebner constitution genedigist angezaigt, so were doch derselbig auch iren kfl. unnd f. Gnn. in gewissen ganntz sehr bedennckhlich, dann es etwan die deütung unnd den verstanndt gewinnen möcht, als hetten die augspurgischen confession verwonndten stennde solcher euer röm. kgl. Mt. constitution mit irem willen nachgehanngen unnd dieselbige dere [!] gewissens halben nicht widerfechten.

Aus welchem allem ervolgt, dz allerhannd furschlege, wort unnd clauseln bedacht werdeni, so nicht allein zu linderung der constitution von wegen der geistlichen, sonndern auch furnemblich zu erleichterung /467/ der augspurgischen confession verwonndten gewissen und erclerung ires dissens dienen möchten unnd disen verstanndt haben solten, dz beruerter articl auf der chur- und fursten, der augspurgischen confession verwanndtenj, veranntworttung nicht stheen, auch ir kfl. unnd f. Gnn. dieselbige auf ir gewissen nicht genomen oder eyniger gestalt damit solten beladen haben. Darauf auch entlichen die wort: „Welchs sich aber beider religion stende nicht vergleichen konnen etc.“ von euer röm. kgl. Mt. bedacht unnd furgeschlagen10. Unnd daneben haben sich euer röm. kgl. Mt. gegen unns mit personlichem khunigclichem munde erclert, das die veranntworttung in gewissen nicht auf den stennden, der augspurgischen confession verwonndten, steen solte, sonndern das es euer röm. kgl. Mt. allein auf sich zunemen bedacht. Und wolten euer röm. kgl. Mt. des offtmals angezogenen und widerholten, der augspurgischen confession verwonndten dissens allergenedigist eingedennckh unnd gestenndig sein11.

Wiewoll nun wir, der stennde abgesanndten, der augspurgischen confession verwonndt, auf den fall, da euer röm. kgl. Mt. on eynige erclerung und anhang beruerten punct zu setzen bedacht, mit bevolenen schrifftlichen protestationen genuegsam gefast und dieselbig zuubergeben domals bevelch gehabt12, dieweil aber von euer röm. kgl. Mt. beruerte erclerung geschehen und daruber zu merer declaration der stenndek dissens die obbemellte wort „Welchs /467’/ sich aber beider religion stende nicht vergleichen konnen etc.“, euer röm. kgl. Mt. aus eigener macht beschehner constitution premittirt werden sollen, haben wir unns solcher satzungen, so unnsere gnst. unnd gn. herrn nicht belanget, derer gewissen auch derhalben befreiet, ferner nicht angenomen unnd euer röm. kgl. Mt. darinn khain maß geben khonnen.

Daneben aber haben wir euer röm. kgl. Mt. von wegen des religion fridens, so mit grosser, vätterlicher, treuer bemhueung unnd arbeit aufgericht, ganntz unnderthenigiste unnd gehorsame dannckhsagung gethan, mit vermeldung, dz beruerter gestiffter frid ein hochloblichs werckh sey, so euer röm. kgl. Mt. bey menigclichen, auch bey den nachkhomen zu ehren unnd ruemb, zu guetem vertrauen under den stennden des Reichs, zu vergleichung der religion unnd außpraittung des wortt Gottes und cristliches glaubens, auch zu statlichem widerstanndt des erbfeindts der cristenhait geraichen möge. Und haben in solcher danckhsagung berurts punct der geistlichen furbehallt eynige meldung nit gethan13.

Weil es dann allenthalben also ergangen, haben wir underthenigist nicht vermuetten mögen, das unsern gnst. unnd gn. herrn yetzt oder khunfftig zuegemessen werden khonnte, das beruerter punct, anfahendt „Und nachdeme bey vergleichung etc.“14 mit iren kfl. und f. Gnn. oder unnser, derselbigen abgesandten, /468/ wissen unnd willen wie anndere verglichene und beschlossene articl dem abschide einverleibt worden sey.

Dann obwoll wir, die gesanndten, wissen mögen, das solcher punct von euer röm. kgl. Mt. gesatzt, so haben wir doch von wegen unnserer gnst. und gn. herrn zu solcher euer röm. kgl. Mt. constitution nit allein kheinen willen geben, sonndern vil mer derselbigen dissens erclert und uns daruber berüerter constitution ferner nicht angemast unnd unserer gnst. unnd gn. herrn gewissen mit dargebung ir kfl. unnd f. Gnn. dissens hierin genuegsam entledigt unnd befreyet zu sein geachtet.

Das wir aber solchen unsern dissens zu entledigung unnd befreyung unserer gnst. unnd gn. herrn gewissen euer röm. kgl. Mt. in aller unnderthenigistem gehorsam manichfeltig unnd zum offtermall dargeben unnd furbracht, dessen wissen sich euer röm. kgl. Mt. allergenedigist zuerinnern.

Zu deme ist solcher offtmals erclerter dissens in den worten „Welchs sich beider religion stende nicht vergleichen konnen“, genuegsam außgedruckht. Dann was in Reichs abschiden als beschlossen und vereynigt gesatzt werden soll, des muessen sich die stende under inen fur oder nach euer kgl. Mt. resolution selbst in räten unnd volgents mit euer kgl. Mt. vergleichen, sonsten wird es vor unverglichen billich /468’/ geachtet. Hierumb dann auch solche wort, das sich euer röm. kgl. Mt. mit den stennden unnd die stende mit euer kgl. Mt. verglichen, gebreuchlichen in den Reichs abschid gesatzt unnd fast bey allen haubtpuncten repetirt werden. Daraus dann ervolgt, das die gegen clausel der nicht vergleichung unnder den stennden ein sonnderlich dissens unnd nicht bewilligung begreifft unnd in sich hat.

Es hat auch dise clausel desto mer crafft eins erclerten dissens, dieweil dieselbig nicht narrative unnd aus erzellung der dinge, so sich in räten zuegetragen, sondern zu der zeit, do dise sachen vor euer röm. kgl. Mt. selbst in hefftiger disputation gestannden und zum höchsten gestritten worden, also (dz man sich beruerts puncts auch enntlichen nicht vergleichen khonnen) gesatzt unnd der constitution premittirt werdenl.

Unnd uber dis alles ist es auch je die natur unnd aigenschafft der constitution unnd satzungen, so aus aigner macht, ex plenitudine potestatis, geschehen pflegen, das sie der part willen nicht begreiffen.

Wir seint auch der unnderthenigisten hoffnung, es moge unnsern genedigisten unnd gn. herrn unsere domals unnderthenigiste dannckhsagung zu einem consens nit angetzogen unnd gedeütet werden, dann dieselb underthenigister, gehorsamer maynung des aufgerichten /469/ religion fridens allein gescheen unnd darinnen der geistlichen furbehallt mit khainem wort meldung gethan. Nun ist bemelter furbehallt je khain punct des fridens, belanngt auch die substanntz desselben ganntz nichts. So wirdt auch dardurch nicht sonnderlich ursach geben zu guetem vertrauen, unnd mag zu vergleichung in religion sachen nicht wenig hinderung bringen, m–dieweil den geistlichen dardurch alle christliche reformation abgeschnitten unnd bey hoher straff wirdt verbettenn ,–m.

So mag gleicher gestalt unnsers underthenigisten bedenckhens aus der zu ende des abschieds angehengten general clausel15 unserer gnst. unnd gn. herrn, der augspurgischen confession verwonndt, eyniger consenß der geistlichen furbehallt halben nicht eingefuert unnd geschlossen werden, dann dem religion friden seine sonnderliche, specificierte, außgedruckhte obligation also angehangen16, das die chur- unnd fursten den aufgerichten religion frid, sovil einen jeden betrifft oder betreffen mag, wie obsteet, demselbigen getreulichen nachzusetzen versprochen. Auf solche specificierte obligation referirt sich auch die angehenckhte general clausel am ende des abschieds, nemlichen dz ir kfl. unnd f. Gnn. die punct (also wie obsteet) furgenomen unnd beschlossen, dartzue dann ferner angehanngen, deme nachzusetzen (was einen jeden chur- unnd fursten betreffen mag). Welchs alles /469’/ der articl der geistlichen furbehallt eine sonnderliche restriction in sich hat unnd zu der vorgehennden restriction relative gesatzt ist.

Unnd dz solche wort allennthalben zu declaration der augspurgischen confession verwonndten stennde dissens und der gewissen befreyung halben in dem punct, der geistlichen furbehallt belangennde, dem Reichs abschide einverleibt, wellen wir unns auf die prothocollen gezogen haben. So wirdet es auch noch on allen zweifel den verordenten des ausschuß zu stellung des abschides also ingedenckh sein17.

Wie dann auch in beratschlagung dises gantzen reichstags die stennde der anndern religion selbsto disen punct nicht als von den stennden allerseitsp verglichenen und beschlossenen, sonndern von euer röm. kgl. Mt. aignenq constituirten articl angetzogen unnd furgeben haben.

Dieweil dann, allergenedigister römischer khunig unnd herr, euer röm. kgl. Mt. aus diser ertzellten, also ergangenen hanndlung sich genedigist zuerinnern wissen, das wir, die domals gesanndten, von wegen unnser gnst. und gn. herrn beruerter punct des furbehalts niemals gewilligt, so hoffen und zweifl wir underthenigist gar nicht, euer röm. kgl. Mt. werden unsern gnst. und gn. herrn solchen gegebenen consenß in beruertem artiggl nicht zumessen oder irer kfl. und f. Gnn. gewissen damit beladen wellen.

/470/ Aus wasen aber erheblichen cristlichen ursachen nicht allein zu widerholung des vorigen dissens, sonndern auch zu beforderung der ere Gottes, guet vertrauen im Reich aufzurichten und die vergleichung der religion unnd cristliche reformationr desto besser antzustellen, diser beruerter punct auf disem fursteenndem Reichs tag widerumb erregt, das seint euer röm. kgl. Mt. beide, in relationen und anndern übergebenen schrifften18, unnderthenigist gnuegsamb berichtet. Nun seint aber ye dise dinge von unns, den gesanndten, nicht hergeflossen, sonndern wir haben es also fur- unnd antzubringen von unnsern gnst. unnd gn. herrn strackhen bevelch gehabt. So haben wir auch nochmals von unnsern gnst. und gn. herrn khein anndere resolution, den darauf zubeharren, auch inhalts des beschehen, referierten den 24. Novembris vorbehalts19 unns in kheine entliche und schliessliche hanndlung fur erledigung dises puncts einzulassen.

Wir tragen abers aus den bishero von unnsern gnst. unnd gn. herrn emphangenen bevelch fursorge, das ir kfl. unnd f. Gnn. von disen dingen nicht absteen, sonndern vill meer darauf beharren möchten. Dartzue dann ir kfl. unnd f. Gnn. yetzundt desto mer bewegen khont, wann ir kfl. und f. Gnn. vermerckhen wurden, dz die ding also angetzogent wurden, als hetten ir kfl. und f. Gnn. den punct des vorbehallts gleich anndern im abschidt verglichenen unnd beschlossenen articl bewilligt.

/470’/ Unnd bitten demnachu eur röm. kgl. Mt. in unnderthenigisten gehorsam unnd demuet, eur röm. kgl. Mt. wellen solchs alles zu gnedigistem, vätterlichem gemueth fueren und die dinge auf anndere gesuechte unnd leidtliche unnd in unnserer herrn gewissen verantwortliche wege unnd mittl richten unnd abhellffen.

Wir haben aber daneben nicht unnderlassen, unnsern gnst. unnd gn. herrn eur röm. kgl. Mt. resolution zuetzuschickhen, unnd wellen darauf irer kfl. unnd f. Gnn. bevelchs erwartten20. Unnd bitten ferrner, euer kgl. Mt. wellen unns in dem allemv allergnedigist entschuldigt nemen, das wir unns mittler zeit nach gestallt der bevelch unnderthenigist nicht annders ercleren mögen, auch die ding dahin vermerckhen, das wir solichs zu w–erledigung unnserer gnst. unnd gn. herrn, auch unnser gewissen unnd–w zu beforderung der Reichs tags sachen unnserer hochsten notturfft nach nicht umbgeen mögen.

Schlussformel. Unterzeichnet von den Gesandten der CA-Stände auf dem RT.

Anmerkungen

1
 Nr. 378.
2
  Kurpfalz C, fol. 199 [Nr. 380].
3
 Antwort des Kgs. [Nr. 504].
a
 bevolchen unnd] In B Einfügung am Rand.
b
 Reichs tags] In B danach gestrichen: und sonderlich die nothwendige fursteende turckenhulff.
c
 stehen] In B korr. aus: stehet.
4
 = in den Räten (Kurien) des RT 1555.
5
 Geteilte Ständeresolution vom 21. 6. 1555, eigene Eingabe der CA-Stände an den Kg. (vgl. Anm.4 bei Nr. 504).
6
 Erste Resolution des Kgs. vom 30. 8. 1555 zum Entwurf des Religionsfriedens (vgl. Anm.5 bei Nr. 504), abgelehnt im eigenen Bedenken der CA-Stände zum Geistlichen Vorbehalt innerhalb der Ständeresolution vom 6. 9. als Antwort auf die vorherige Erklärung des Kgs. (vgl. Anm.6 bei Nr. 504). Folgende mündliche Verhandlungen des Kgs. mit den CA-Ständen am 7./8. 9. 1555 vorrangig um den Geistlichen Vorbehalt (Brandenburg-Küstriner Protokoll: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 222, hier fol. 2’–13’, S. 2081–2092. Hornung-Protokoll: Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 118–128).
d–
 unnserer ... herrn] In B korr. aus: chur- und fursten.
7
 Eigenmächtige Setzung des Geistlichen Vorbehalts aufgrund ksl. und kgl. Amtsbefugnis zunächst in der kgl. Resolution vom 8./9. 9. 1555 (vgl. Anm.7 bei Nr. 504).
e
 sein] In B, C: sey.
8
 Zunächst interne, sodann Verhandlungen der CA-Stände mit dem Kg. am 9. 9. 1555 mit der Bitte um einen Aufschub zur Anforderung von Weisungen. Der Kg. räumte dafür eine Frist von 10 Tagen ein (Brandenburg-Küstriner Protokoll: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 222, hier fol. 14–17, S. 2092–2095. Hornung-Protokoll: Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 129 f.).
9
 Vgl. zu folgenden Aussagen die Beratung der angesprochenen Weisungen durch die Gesandten der CA-Stände am 19. 9. 1555 mit dem Beschluss, den Kg. (mit Argumenten wie oben) nochmals zur Abmilderung der Bestimmungen des Geistlichen Vorbehalts oder zumindest dazu zu veranlassen, den Dissens der CA-Stände direkt im Artikel des Vorbehalts zum Ausdruck zu bringen:  Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 222, hier fol. 17–25’, S. 2095–2103. Vortrag des Beschlusses vor dem Kg. am 20. 9.: Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 143–145.
f
 die furgegebne] In B korr. aus: eynige.
g–
 in ... zuhelffen] In B Einfügung am Rand.
h
 unsere] In B, C: ihre.
i
 werden] In B, C: worden.
j
 verwanndten] In B Einfügung am Rand.
10
 Die Formulierung als Manifestierung des Widerspruchs der CA-Stände ist enthalten in der Schlussrelation des Kgs. zum Religionsfrieden ( Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 229, Art. [6], hier S. 2125 f.), basierend auf dem Vorschlag der CA-Stände vom 20. 9. 1555 für die Änderung des Artikels (ebd., Nr. 227 S. 2121 f.). Die Regelung wurde wörtlich in den Religionsfrieden (Art. 6) als § 18 des RAb 1555 übernommen (ebd., Nr. 390, hier S. 3109 f.).
11
 Vgl. dazu die Schlussverhandlungen des Kgs. mit den Gesandten der CA-Stände am 20. 9. 1555: Ebd., Nr. 222, hier fol. 25’–26’, S. 2103 f.; Lutz/Kohler, Reichstagsprotokoll, 146–149. Lit. in Anm.7 bei Nr. 504.
12
 Vgl. den bereits konzipierten Protest der CA-Stände (20. 9. 1555): Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 230 S. 2127–2131.
k
 der stennde] In B korr. aus: ihres.
13
 Vgl. Anm.8 bei Nr. 504.
14
 = der Artikel [6] mit dem Geistlichen Vorbehalt im Religionsfrieden (vgl. oben, Anm. 10).
l
 werden] In B danach zusätzlich: Welchs sich euer röm. kgl. Mt. allergnedigst zubescheiden wissen. So werden es auch viele prothocol ausweisen. C wie Textvorlage.
m–
 dieweil ... verbetten] In B nachträgliche Hinzufügung.
n
 verbetten] In B, C: verbotten.
15
 Konfirmationsklausel des RAb. Vgl. die Antwort des Kgs. [Nr. 504], fol. 388’ f. [Unnd zu dem allem ... sonnder geverde.] mit Anm. 9.
16
 Konfirmationsklausel des Religionsfriedens (Art. 16) im RAb 1555, § 30: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 390, hier S. 3113.
17
 Verhandlungen im interkurialen Ausschuss zur Prüfung des RAb 1555: Da eine Formulierung der Mainzer Kanzlei so interpretiert werden könnte, das auch wir [Gesandte der CA-Stände] in dem artickl der geistlichen freistellung beistandt laisten solten, haben wir abermals im ausschus, dorinnen vil des konigs rethe, truchseß, Ilsung und Dr. Zasius gesessen, horen lassen, das wir uns alle wege erclert und nachmals thetten. Wir konten, möchten und wolten nicht willigen in dise sachen, sondern lisen es auf irer vorantwortung allein (Bericht der kursächsischen Gesandten vom 25./26. 9. 1555 zu den Ausschussberatungen: Ebd., Nr. 392, hier S. 3163). Die Aufzeichnung der Ausschussberatungen (22.–24. 9. 1555) im Protokoll von Zasius erwähnt den Vorgang nicht (ebd., Nr. 145, fol. 544–547, hier S. 1531–1535).
o
 selbst] In B nachträgliche Einfügung.
p
 allerseits] In B nachträgliche Einfügung.
q
 aignen] In B nachträgliche Einfügung.
r
 unnd cristliche reformation] In B Einfügung am Rand.
18
 Vgl. Nr. 424, Nr. 503.
19
 Nr. 426.
s
 aber] In B korr. aus: nicht allein.
t
 angetzogen] Korr. nach B und C. In der Textvorlage verschrieben: abgetzogen.
u
 Unnd bitten demnach] In B korr. aus: Wir bitten aber darauff.
20
 Vgl. Nr. 506.
v
 in dem allem] In B Einfügung am Rand.
w–
 erledigung ... unnd] In B Einfügung am Rand.