Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ausstehende Zahlung von 36 000 fl. aus einem Verkauf Landgf. Wilhelms d. Ä. an Landgf. Wilhelm d. M.; [2.] Verlangen nach Rückgabe verschiedener Wertgegenstände; [3.] Forderung von 14 000 fl. aus besagtem Verkauf; [4.] Materielle Notlage Landgf. Wilhelms d. Ä. und seiner Familie trotz ihres Anspruchs auf große Geldbeträge; [5.] Bitte an den Ks., die vereinbarte Auszahlung eines Jahrgeldes von 600 fl. an Landgf. Wilhelm anzuordnen; [6.] Bitte an Ks. und Reichsstände um eine endgültige Beilegung des Konflikts mit dem hessischen Regiment.

[Trier], 21. Mai 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 56a-58a, Orig. Pap. oder Kop.

Vermerkt Landgf. Wilhelms von Hessen etc., seiner ftl. Gn. gemachel und kinder forderung auf das allerkürtzst.1

[1.] Item ein vermeinter ungegründter verkaufe ist geschehen zwischen berürten Landgf. Wilhelmen [d. Ä.] und seinem brueder, auch Landgf. Wilhelme der mitler genent. In dem ist abgeredt, das meinem gn. H. Landgf. Wilhelmen, der noch in leben, durch den nechstgestorben oder sein erben sollen alle jar sein leben lang bezalt werden 2000 fl. Dieselbigen 2000 fl. synd in 18 jar nit gereicht. Da lauft sich der verseß uf 36 000 fl., wil man anders den nichts werden kauf in craft achten. Soll aber der ungeschickt kaufe nit bestendig sein, so würd meinem gn. H. die aufgehaben nutzung mer tragen dan das.

[2.] Zum andern, da mein gn. H. Landgf. Wilhelme seiner Gn. brueder als einem curator befolhen worden, da hat der curator seiner ftl. Gn. leyb und guet angenomen, zudem im ein mergliche barschaft, silbergeschier, ftl. kleyder, geschmuck und anders, das sein ftl. Gn. acht ob 40 000 fl. werde, wie sein ftl. Gn. acht, inventyrt sey worde, seiner ftl. Gn. vermuetung rechtens und craft seins emphelhs billich wider zuegestellt werde sambt allen briefen und was des in des curators handen komen etc.

[3.] Zum driten so hat der curator an dem kaufgelt, im ersten gemelt, von den Ff. von Brunschweig etlich tausent fl. wider eingenomen, die dieselbigen von meinem gn. H. entlehent gehebt, ungeverlich 14 000 fl. Die, verhoft sein ftl. Gn., im billich wider werde, soll anders der kaufe bestendig sein.

[4.] Zum vierten so ist Landgf. [Wilhelm] der jünger gestorben an leybserben.2 Denselbigen yetzt berürten Landgf. Wilhelmen den jüngern haben Landgf. Wilhelme der elter, das ist mein H., und Landgf. Wilhelm der mitler, der nechst gestorben, als zwen leiplich, elich brueder von vater und muter geerbt. Es hat auch Landgf. Wilhelme vor sich selbs und als curator seins brueder sich desselbigen erbfalls underzogen, angenomen und inbracht. Da die farend hab zu meins gn. H. teyl besser dann 50 000 fl., so dregt die järlich seines verlassn Ft. ob 20 000 fl. gelts zu meines gn. H. teyl. Nu ist der ob 12 jarn tod. Derhalben meines gn. H. teyl aufgeschribner nutzung dregt zwaymal 140 000 fl. Das alles und wie es wol wider zu extendiren stet, meine gn. H. und frauen sambt irn kindern und hofgesynd in mangel leyden an ftl. kleydung und leybsnarung, gebrechen, hunger und komer, des sich wol zu erbarmen.

[5.] Nachdem nu die ksl. Mt. diser ding als röm. Ks. und oberister, rechter, natürlicher H. und ordenlicher richter ist, auch ir ksl. Mt. meinem gn. H. in die curirung verschafft, in dem vor einem jar zu Strasburg sein ftl. Gn. bescheid geben lassen, sein ftl. Gn. sollen alle monat 600 fl. folgen zu seiner ftl. Gn. und seiner ftl. Gn. gemachel enthalten bis auf irer Mt. weyterm bescheid,3 darauf sich sein ftl. Gn. verlassen, so ist seiner ftl. Gn. und seiner ftl. Gn. gemachel und kinder diemuetig und undertenig bit, das ksl. Mt. ernstlich mandatn bey peen der acht und aberacht laßen ausgeen, das sein ftl. Gn. solh jargelt, von dem tag zu Straßburg an zu rechnen bis phingsten [30.5.12], werde in einem monat von den regenten und stenden des Ft. Hessen und gein Oppenheym geliebert, das auch ir Mt. Bm., rat und gemeinen bürgern zu Oppenheym schreiben, das ir Mt. solh mandatn hab laßen ausgeen genediglichen. Darauf biten und begernd, das sie, die von Oppenheim, wellen solhen monat gegen meinen gn. H. und frauen stillsten, unschedlich irer schuld, verschriben. So sollen sie zuerst und vor allen andern bezalt werden, damit seiner ftl. Gn. gemachel, kinder, verwandten und rat der ern halben nit angetast werden.

[6.] Neben und in disen mandaten und in der zeit mogen die ksl. Mt. mitsambt Kff. und Ff. diser versamlung gedenken uf mitel und wege, so zu entlicher gütlicher hinlegung dienen. Darin wierd sich mein gn. Hft. aller erberkait laßen weisen zu gemeinem, gleichem regiment, wie davon uf leydliche mitel und wege auch wol zu reden. Darin sich mein gn. [H.] und frau aller zymlicher ding weysen werden laßen. Warten gn. beweysung und antwurt. Geben uf freitag nach dem auffarttag Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Zu den Bemühungen Landgf.in Annas auf dem Reichstag 1512 um Restitution ihres Ehemannes Landgf. Wilhelm d. Ä. vgl. Armbrust, Anna von Braunschweig, S. 32f.; Rom, Kaiser Maximilian I., S. 181-186; Nolte, Der kranke Fürst, S. 7f.
2
 Am 17. Februar 1500.
3
 Zu den Anfang April 1511 in Straßburg Ks. Maximilian vorgetragenen Klagen über die schlechte Behandlung Landgf. Wilhelms d. Ä. durch das hessische Regiment vgl. Glagau, Landtagsakten, Nr. 49 S. 146f.