Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Ersuchen um Zustimmung zur Heirat der Tochter Landgf. Wilhelms d. Ä. von Hessen mit einem der Rheingrafen.

Trier, 9. Mai 1512

Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Finsterwalder): Dresden, HStA, GR, Loc. 8675/1, fol. 286b-287b; Weimar, HStA, EGA, Reg. D Nr. 53, fol. 1a u. b.

Edeln, ersamen, lb. getreuen, wiewol vor verschiner zeit durch ansuechen und auf begern der reingraven an weylend Landgf. Wilhalm [d. Ä.] zu Hessen etc. in seinem leben eins heyrats halben zwischen der jungen reingraven einem [wohl: Gf. Johann VII. von Salm] und eins jungen freilin, vons selben Landgf. Wilhalms von Hessen tochter [Elisabeth] zu besliessen beschehn, werden wir bericht, wie gemelter Landgf. des willens und gemuets gewest sey, solhen heyrat zu volnziehe[n]. So hat sich doch die sach so lang verzogen, das gemelter Landgf. mitler zeit mit tod abgangen ist1 und nochmals ir euch auf unser schriftlich begeren guetwillig erzaigt, aber noch bisher nichts darin gehandelt noch beslossen worden, und darauf durch den edeln unsern lb. getreuen Casparn Fh. zu Merspurg, unsern landvogt zu Hagenau, als ein geordenter curator gemelter reingraven underteniglich ersuecht, deshalben denselben mit unser furderung an euch gnediglichen zu erscheinen. Das wir dann als oberster gerhab [= Vormund] gemelter reingrafen und insonders, dieweil uns solher heyrat dem stammen nach gemeß, auch dem Ft. Hessen zu nutz und wolfart gut angesehen will sein, zu tun genaigt, denselben nochmals zu besliessen. Und begeren darauf an euch mit sonderm vleiss und ernst, ir wollet darein abermals vorwilligen und euern reten, so ir hie bey uns habt, befelh geben, in solhen heyrat mit denen, so wir, desgleichen des von Sachsen als oberster furmünder desselben Ft. Hessen rete und ander, die man darzu beruefen wirdet, endlichen darin handeln und besliessen lassen und uns solhs nit abslahen noch vorziehen, als wir uns genzlich zu dir [recte: euch] vorsehen und verlassen wollen. Und ir tuet daran unser sonder guet gefallen und ernstliche maynung. Geben zu Trier am 9. tag May Ao. etc. im 12., unsers reichs des röm. im 27.

Anmerkungen

1
 Hier liegt offenkundig eine Verwechslung zwischen Landgf. Wilhelm d. M., der bereits 1508 gestorben war, und Landgf. Wilhelm d. Ä. vor. Die Verheiratung einer der Töchter Wilhelms d. Ä. mit einem Rheingrafen war schon 1510 geplant worden. Vgl. Scheepers, Regentin, S. 216f.