Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Rechtliche Aspekte der Belehnungsansprüche des Hg. von Kleve auf Jülich und Berg; [2.] Empfehlung für das weitere Vorgehen der Hgg. von Sachsen in dieser Angelegenheit.

[Weimar, ca. 25. Mai 1512]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 902, fol. 12a-13a, Orig. Pap. oder Kop. (Vermerk fol. 13b: Unsers gnst. H. rete bedenken in der gulchischen sach).

[1.] Der gülgischen und bergischen sach halben ist unser undertenigs bedenken, das mit derselbigen sachen stilgestanden werd, bis das der Zigeler die lehenbrief geschigkt hat. Dan obwol der Hg. von Clef allein zu seinem rechten und meniglich zu seinem rechten unschedelich durch ksl. Mt. belehent, so konnen wir doch nit achten, dieweil er vorhin gewehr und nuhe die lehen und titel hernach erlangt hat, das unsern gnst. und gn. Hh. dieselb belehnung nit mocht nachtailig sein, dieweil der zu recht in solchem falle den vorsprung gewint, der die lehen und titel und darnach eher die gewehr erlangt, und wirdet nit angesehen, das ein ander gleichen titel und lehen hat. Darumb wil iren kftl. und ftl. Gn. die vorberürte clausel, das die belehnung dem von Clef allein zu seinem rechten und meniglich zu seinem rechten unschedlich gescheen, wenig und gar nichts furtragen. Es ist auch unfruchtbar iren kftl. und ftl. Gn., das die daten der brief uf einen tag gestalt werden, dan, wie berürt, wirdet in solchem falle zu recht die erstigkait oder gleichait des titels und belehnung nit angesehen, sundern das, welcher tail darnach eher die posseß erlangt.

[2.] Darumb solt unsers undertenigen bedenkens durch unser gnst. und gn. Hh. diß zu tun sein, das ir kftl. und ftl. Gn. irer Gn. gelerten reten aller lehenbrief der vorigen Kss. und iglicher ksl. Mt. copien und sunderlich des ersten sampt andern handelungen, in dieser sachen ergangen, zuschigken, und so dieselbigen die geschigkt vleyssig bewegen, einen ratschlag darauf stelleten, welcher tail mehr rechts und gerechtigkait zu berürten Ftt. haben soll und wie der sachen zu tun sein und furder nachgegangen werden solt. Dann wo aus dem ersten lehenbrief und andern, so hernach gegeben, sovil zu befinden, das ir kftl. und ftl. Gn. ungeachtet des, das gedachter Hg. von Clef nu lehen und gewehr het, dannoch mehr rechts daran behielten und das ksl. Mt. nit gebürt oder zu recht nit vermocht, gedachten von Clef creftiglichen zu belehenen, das alsdan beratschlagt würde, durch was grunde und ursachen, auch mit was bequemigkait bey ksl. Mt. umb eine declaration der nichtigkait solcher belehnung, dem von Clef gescheen, solte zu sollicitieren und auszubrengen und darnach weyter damit zu gebaren sein, ob villeicht dasselbige als irreptive und surreptive gescheen zu bereden und nichtig zu machen were.

Anmerkungen

1
 Das Stück dürfte im Rahmen des ab 22. Mai in Weimar stattgefundenen Treffens Kf. Friedrichs und Hg. Johanns mit Hg. Georg entstanden sein.