Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 184r–188v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 188v: C[onrad]Zwick, praesentatum 26. July anno 1541.

Uff dissen abent wirt mir ain pott angezaigt von Baden, welcher durch Costentz gon wolle. Derhalben so schrib ich euerer W., sovil mir möglich ist. Dann die gescheften sind disse tag seer groß uß ursachen, die euere W. hernach vernemmen werdent, und sonderlich ouch darum, das ksl. Mt. uff Zinstag, den 26. diß monats, hinwegrucken und in Italiam ziehen will. Darum rustet sich menigklich zum abschid und ist doch im grund nichts ußgericht. Der religion halb stadt es also: Das buch hat man beratschlagt und die protestierenden aller prediger bedencken, sovil deren noch hie gwesen, gehördt, habent sich nach langem ainer antwurt entschlossen in summa der mainung, das man die unverglichnen artickel nit wisse zu willigen noch ouch die verglichnen, dann mit merer declaration, wie man dieselben ouch gestellt und ksl. Mt. ubergeben hat [Nr. 136, Nr. 137], danebent ain schrift der mißbruch und reformation [Nr. 141, Nr. 142], aber alain in der prediger nammen. Die schick ich uch hiemit, hat Nr. 44, me deren stenden bedencken des fridens halb Nr. 42[Nr. 138]. Die antwurt uffs buch hab ich noch nit. So hat der churfursten und fursten rat das buch ksl. Mt. widerum ubergeben mit bitt, mit des bapst legaten davon zu reden. Daruff der legat geantwurt [Nr. 133], welche schriften ich ouch nit hab, diewyl er befinde, das die protestierenden nit in allen artickeln mit der christlichen kirchen glich haltent, so sye vergebenlich, wyter zu handlen, sonder alle handlung solle uff ain concilium uffgeschoben werden. Domit nimpt das lang märlin ain end, an dem man so vil wochen gedichtet hat.

Es habent die bayerischen in der fursten rat ain schrift ubergeben, wie man ksl. Mt. antwurt solt gegeben haben und das mer erhalten. Die churfursten habent sich nit mit inen verglichen mögen. Darum ist die antwurt verbliben und ain andere geschlossen [Nr. 125]. Die bayerisch schick ich hiemit und hat Nr. 38[Nr. 124]. Der protestierenden antwurt uff ksl. Mt. absch[id] ist ouch hieby mit 54 [Nr. 140].

Nach dem ist ksl. Mt. mainung des fridens halb under allen stenden witer beratschlagt worden und hat sich erstlich under den churfursten dise trennung zugetragen, das Pfaltz, Brandenburg und Coln ainer mainung sind gwesen [Nr. 147], also das [die] vast uff unsere artickel gericht ist gsin. Deren habent sich Mentz und Trier nit verglichen mogen und also darwider protestiert [Nr. 148]. Im furstenrat hat das merthail ain ruche mainung geschlossen. Darwider habent Hg. Otthainrich, item, Gulch, apt von Kempten und etliche andere ernstlich geredt und sich an den mertail der churfursten gehenckt, die zwen churfursten an den mertail der fursten, und sind zwo antwurten [Nr. 149, Nr. 148] gegeben worden.

Die bäpstlichen stett habent sich ouch tailen wellen, sunderlich Uberlingen, Pfullendorff, Rotwyl, Hagnow, Wyl etc. Die furnempsten Cöln, Ach, Metz, Spyr, Wurmbs, Colmar und andere sind der mainung gwesen sampt Regenspurg, die verglichnen art[ikel] anzunemmen und also dem evangelio ain thur uffzuthun, jedoch habent sy ain antwurt geben [Nr. 150], aber darin setzen mussen, der mertail gebe disse antwurt. Waß disse dryfach und fierfach tailung under den stenden bedute, das hat ain jeder lichtlich abzunemmen [und] zwar nichts dann schnellen undergang. Wer nun deß ubels nit tailhaftig sin welle, der schicke sich zu Gott. Amen.

Den stetten sind von churfursten und fursten vil beschwerungen begegnet, es habent aber die stett hingegen sich zimlich dapfer gehalten.

Die turgkenhilf hat ksl. Mt. erlangt, damit ist dem rychstag der boden uß. Der halb romzug ist bewilliget und nit mer. Die protestierenden habent zuletst ouch bewilliget uff das mittel, das ksl. Mt. ainen stillstand biß uff ersten Januarij zugesagt hat, nemlich das alle sachen wie uff jetzigem richstag stillston sollend, das ouch in mittlerzit ain bestendiger frid und glichmessigs recht im rych uffgericht solle werden. Uff disen schimpflichen stillstand ist die hilf zugesagt 3 monat lang und im fall der not ouch den fierdten. Das gelt soll von etlichen krayßen in 4 wochen gen Augspurg, von etlichen in 6 und 8 wochen gen Franckfurt erlegt werden. Gf. Friderich von Furstenberg ist zum obersten erwellt. Aber in der protestierenden antwurt ist angezaigt, das etlich diß sach an ire hern mussent gelangen lassen. Darunder bin ouch ich ainer. Sunst usserthalb Sachssen habents die anderen vast alle bewilliget.

Uff hutt sind nuw zittungen angezaigt worden, das der Turgk aigner person in anzug sin solle, das ouch etlich waschga vor Offen ankommen und mit den konigischen sollend scharmutzlet haben, das ouch die, so uff dem scharmutzel gfangen, anzaigen, mit waß grosser rustung von schiff, geschutz und proviandt der Turgk ankommen solle und uff 1. Junij ußgezogen sye. Gliche zittung kumpt ouch von Venedig. Man achtet, das Offen mit gwalt nit möge gewunnen werden, das ouch das volck vor Offenn des Turgken gwalt nit werde widerston mögen. Die kgl. Mt. hat nach anzaigung berurter nuwer zitungen begert, das die stend glich bald 2.000 zu fuß und etlich 100 zu pferd hinabschicken weltent. Das nimpt vil lut frömbd, das sin Mt. nit mer begert. Man hat sich kains dings mer zu verwunderen, dann das weder protestierenden noch andere kuntschaft gemacht haben, wie disse sachen geschaffen syen. Es wirt danebent gesagt, das der sterbent zu Wie[n] heftig inbrech und das volck sich derhalben vor dem Turgken ubel entsitze. Gott geb sin mechtige gnad, das wir die grusamen straffen, so sich allenthalb erzaigent, also fur die ougen stellent, das wir darob als ab Gottes zorn erschreckent und die gewissen, unfäligen mittel an die hand nement, dardurch wir von disser angst alain mogent erlößt werden. Amen.

Die hessischen rät habent an die gesandten begert, das sy nach ksl. Mt. abschid nit glich verryten wellend, dann es syent noch allerlay sachen vorhanden zu beratschlagen.

Ich hab erfaren, das die Juden zu Merspurg mandata hie ußgebracht habend, das sy von uch unverhinderet in die statt wandlen mögent und ir notturft kuffen. Wo uch nun disse mandaten insinuiert wurdent, were gut, ain uffzug und bedacht zu nemmen biß zu miner ankunft. Will ich mich hie der sachen erfaren. Wo sy aber nit angezaigt werent, möchte meins erachtens nit böß sin, das euere W. etlich wochen zusehe und sy stillschwygent in die statt wandlen liessent oder, wo sy selbs umb beschaid underm thor anhieltent, das der thorhuter inen ainen knecht zugebe wie vor, damit man inen oder dem bischoff nit ursach gebe, durch den fiscal ichts anzufachen.

Als ich hutt uff das huß kumen, hat der apt von Wingarten disse mainung mit mir geredt: Es hab der Bf. von Lundo ime angezaigt, nachdem er etliche mal mich hab bitten lassen, zu im zu kumen, welchs aber noch nie geschechen, must er gedencken, das ich vilicht nit lust hab in sin herberg zu kumen. Derhalben were sin bitt, das der apt mich zu im in sin herberg zu gast berufte, so wellt er ouch kumen, doch also, das er mir sollichs zuvor anzaigte, dann wider minen willen wollt er nit kumen, damit er mir nit ursach gebe, widerum hinwegzugon. Daruff ich geantwurtet, die ursach, darum ich bißher nit zu im kumen, hette er selbs gemeldt und dann ouch die, das mir sollichs by euerer W. und anderen burgern hette mögen zu verwiss raichen. Aber sin beger welle ich im nit abschlahen. Mir sye ouch nit zuwider, das der bischoff kume, doch das er im daby anzaige, ich welle erschinen fur min person, nit als ain gesandter, dann sunst wurde mir nit gepuren, ime sinen tittel zu geben, welchs dann ine beschweren möcht. So ich aber als ain sundere person by im sye, wisse ich mich der gepur wol zu halten. Also wart ich uff beschaid. Hat mich gentzlich versehen, er sollt mich witer nit angesucht haben. Es soll aber sin. Gott geb mir gnad zu reden, das nutzlich und gut sye. Mich fröut doch, das er von minetwegen in ain ander huß muß gon, deßglichen, das er besorgt, wo er unversehenlich zu mir kumen, das ich widerum wurde hinweggangen sin. Er hat vergangner tagen sinen langen bart abschären lassen und ist zu ainem pfaffen gewycht worden. Das gefallt mir seer ubel, wiewol sunsten nit al[ler] ding mit den anderen gaistlichen fursten syent.

Lieben hern, diewyl ksl. Mt. uff 26. diß verrucken wirt und man sich nichts anders versiecht, dan ains gantzen uffbruchs und ends diß rychstags, ouch die gesandten der stett sich in allweg mit beschickung der pferden und in ander weg rustent zum haimziehen, so hab ich sollichs euerer W. nit unangezaigt lassen wellen und will hieruff ires bevelchs erwarten. Wo nun euere W. bedacht wurde, mir die pferdt ouch zuzeschicken, und dieselben ungefar uff ersten oder anderen Augusti hie werent, wurde es mins erachtens nit unrecht sin. Euerer W. zu dienen bin ich genaigt1. Datum Regenspurg am 19. July 41.

[Zettel:] Ich hab nit anderst gewist, dann der pott Baden sye am 20. Julij morgens frue hinweggangen, so find ich inn noch hutt am 21. hie. Hab die brief ainem potten von Memmingen geben, den bezalent von Memmingen uß. Ksl. Mt. abschidlichs bedenckens [Nr. 135] und des legaten 2 schriften [Nr. 133, Nr. 145] hab ich syther ouch bekomen, die schick ich uch hiemit no. 46.

Anmerkungen

1
  Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, 1541 Juli 27, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 229r–229v (Konz.): Bezug: Sein Schreiben vom 19. Juli 1541. Schicken ihm zwei Pferde. Da sie zu dritt sind, wird Zwick in Regensburg ein drittes Pferd kaufen können. Der Knecht, der die Pferde bringt, wird zu Fuß zurückkehren. Die Denkschrift [Nr. 126], die er über die Konkordie verfasst und den Predigern zugeschickt hat, haben sie, nachdem sie ihnen von den Predigern zugestellt worden war, gelesen und mit Wohlgefallen aufgenommen. Da er angekündigt hat, dass er, wenn über die Konkordie beraten wird und er keine gegenteilige Weisung erhält, die Denkschrift in raten vortragen wolle, hielten sie für unnötig, in dieser Sache einen eigenen Boten abzufertigen. Besetzung des Ammannamtes. Und wir seind fro, das sich der richstag dergstalt geendet und der barmhertzig Gott die sachen anderst, dan des gegenthails anschlag gewesen ist, gerichtet und ußgefurt hat, wie zuvor mermals beschehen ist. Drum syg im lob und danck in ewigkait. Datum 27. July anno etc. 41.