Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 276r–278r (Kop.).

B  koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 192r–194v (Kop. mit einigen unleserlich gemachten Stellen).

C  koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. B, fol. 45r–46v (Kop.); ÜS: Der fursten und gemeiner stende bedenken uf der churfursten und der abwesenden pottschaften verfassete antwort ihn sachen, die religion betreffendt.

Druck: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 120, S. 385–387.

Der churfursten antwort [Nr. 123] lendet ungeverlich uff sechs artickel:

Erstlich, das der sechs colloquenten schrieften irer Mt. uberantwort werden sollen.

Zum andern, das ir ksl. Mt. solich schrieften neben den bebstlichen legaten mit vleis und eigentlich examiniren.

Zum dritten, und ob ir Mt. darinnen in sententzen oder worten ichts befönde, der christlichena lere und gepreuchen entgegen sein mocht, solich und, was vor mißpreuch in der kirchen befonden, ändern, bessern und abschaffen, wo auch leutterung in etlichen puncten und meynungen vonnötten, hinzusetzen, resolvirn und entschliessen und an gemeine stendt zum furderlichsten gelangen lassen wölle.

Zum funften, damit sich gemeine stende mit irer ksl. Mt. b proposition auch haben zu vergleichen, und zum sechsten, mit den protestirenden zu handeln, zu vermogen c und zu vergleichen–c.

Darauf haben sich die fursten und stende underredet und befinden, das soliche antwort dermassen gestellt, das sie uff meher dan einen nachteiligen wege gezogen und verstanden werden möcht2.

Und erstlich der schrieften halben, so ksl. Mt. von den sechs colloquenten uberantwort und von irer Mt. den stenden zugestellt worden, befinden die stend, das ksl. Mt. zum teil hierin nicht wol bericht sein möchte, dann ob di colloquenten der protestirenden parthei in soliche schrieften bewilligt oder der wissen gehabt, ist gemeinen stenden verporgen, aber des haben sie wares wissens, das Dr. Johann Eck, welicher one widersprechen vor den andern ein gelerter und geschickter theologus und von meniglich darfur gehalten wurdet, auch der colloquenten einer gewest ist, dise schrieften, so ksl. Mt. von den colloquenten uberantwort sein solle, niehe gesehen noch darin bewilligt. Haben dann die andere dise unzuleßliche schrieften in iren und Dr. Johan Eckens namen ksl. Mt. uberantwort one Dr. Johan Ecken wissen, willen und erynnern, sollen sie sich selbst berichten, wie inen solichs in einer so wichtigen sachen zu thun geburt und was di ksl. Mt., auch die cristenliche stende darauß abzunemen haben. So ist hieneben Dr. Johann Eck handschrieften, darin er erstlich sein meinung von dem buch, so den colloquenten durch die herren presidenten, darnach zu handeln, furgelegt worden, nochmals, das er umb das buch und schrieften, ksl. Mt. durch die colloquutores behendigt, so jetzt vor augen ist, kein wissen, dieselben niehe gesehen noch darin bewilligt habe, lautter angezeigt.

Aber gesetzt, das diese schrieften durch die sechs colloquenten gestellt und also vergliechen sein sollten, welichs Dr. Johann Eck seiner personn halb widerspricht, so were vor augen, das diese vermeinte vergleichung und schrieft alle mengel, so in dem buch erfunden und in jungster der stende schrieften angezeigt worden und noch meher hette, wie man, particulariter in einer schrieft, durch gelerte theologen gestellt, anzuzeigen, urputtig ist.

Zum andern, das soliche schrieften ksl. Mt. neben dem bebstlichen legaten zu examiniren zugestellt werden sollt, das lassen inen di stende nit misfallen. Daß ir Mt. und der legat die artikel ändern, pessern, abschaffen, ercleren, darzusetzen und darauf entschliessen und sich die stende mit ksl. Mt. vergleichen sollten, tragen gemeine stende sorg, die ksl. Mt. und der legat werden sich, in den artikeln unsers heiligen glaubens und strittigen religion zu disponiern, nit beladen. Sei auch in gemeiner stende noch auch gemeiner cristenheit, wo die gleich in einem concilio versamlt weren, gewalt nit, ein soliche frei disposition in dem glauben uff bebstliche Hlt. und ksl. Mt. personn allein zu stellen noch zu begeben, wie solichs alles gute, biblische und schrieft gegrundte ursachen angezogen werden mögen und alle menschliche und cristenliche verstendnus selbst zu erkennen geben. Wo aber der churfursten meinung were, das die schrieften ksl. Mt. und dem legaten, zu examinirn und darauf ir ksl. Mt. und des legaten resolution und gutbeduncken Kff., Ff. und stende anzuzeigen, zugestellt werden wollt, darauf sich dann gemeine reichsstende cristenlich und unverweißlich mit irer Mt. und dem legaten vergleichen, doch mit vorbehalt und unvergrifflich dem augspurgischen abschiede und confutation, wie dann der ksl. Mt. erste proposition uff disen reichstage mit ußgetruckten worten vermöge, wie jungst zu Hagenau durch Kff., Ff. und stende mit lauttern worten von neuem ratificirt und approbirt worden ist, möchten sich die andern stende mit inen, den churfursten, uff ersehung und erwegung beider churfursten und irer ubergeben schrieften vergleichen, und den anhang, die protestirende betreffendt, zulassen, mit dem fernerm zusatz, das ksl. Mt. der cristenlichen stende erpietten fridens und rechtens halber, was inen auch sampt und sonder von den protestirenden begegnet und teglichs begegnen möchte, laut der stende ubergeben schrieften bericht und also die cristenliche stende der unbestendigen ufflagt [sic!], das sie gern krieg und bluetvergiessung anrichten wollen, entschuldigt werden, dann jhe dieselben zu frieden geneigt und nichts liebers dann fried und recht haben und leiden und jederman unrechtens und unfriedens erlassen wollten3.

[Beilage:] Erklärung des Ingolstädter Theologen Dr. Johann Eck zum Regensburger Buch und zum Ergebnis des Regensburger Kolloquiums  –  Regensburg, [1541 Juli 4]

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 279r (Kop.).

B  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 351a (Kop.); AV fol. 351a: 1. Julij exhibitum.

C  koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. B, fol. 47r (Kop.).

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3, 2, Nr. 197, S. 567; Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Beilage zu Nr. 120, S. 387; Corp. Reform. IV, Nr. 2291, Sp. 459–460.

Neque placuit neque placet neque placebit liber iste insulsus, in quo tot errores et vitia deprehendi, unde iudico sicut semper iudicavi eum a catholicis non recipiendum, qui relicto modo loquendi ecclesiae et patrum melanctonisat.

Eckius [subscripsit]

Et ego idem Eckius non consensi neque vidi librum caes[areae] m[aiesta]ti oblatum, sed solum praelecti fuerunt mihi art[iculi] luderanorum. Multo minus consensi in scripturam quandam, quae [dicitur] imperatori oblata cum libro, quam nunquam vidi4.

d Idem qui supra–d

Anmerkungen

1
 Die Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. überlieferte französische Übersetzung trägt die Überschrift: Escript baillié par le duc Guilhelm de Baviere sur la responce des électeurs.
a
 In B und C danach: kirchen.
b
 In B und C danach: erster.
c
–c Fehlt in B und C.
2
 Zu diesem Satz ist in der in Anm. 1 genannten französischen Übersetzung marg. notiert: No[tandum]: Les estatz n’ont point parlé de cest affaire et n’en scavaent rien, mais seulement le duc Guilhelm.
3
 Vgl. dazu das österreichische Votum zur Behandlung des Kolloquiumsergebnisses, Regensburg, 1541 Juli 4, A) Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 281r (Kop.); B) koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 4–5a Fasz. 9, fol. 33v (Kop.); ÜS: Montags nach Visitationis Mariae, 4. Julij hat die röm. ksl. [sic!] Mt. volgende schrift in der churfursten ratt verlesen lassen; Druck: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 121, S. 388: Sovil der röm. kgl. Mt. räthe des inhalts meins gnädigen herren Hg. Wilhalms in Bayern schrift behalten mögen, haben sy die kgl. Mt. desselben und auch der churfürsten wolmaynung und schrift bericht, hat sein kgl. Mt. befolhen, das sein räth dahin beschliessen, diewyl sein Mt. befind, das der churfürsten schrift dem außschriben diss richstags, auch ksl. Mt. angefangnem fürnemen gantz gemes, erber und zu ainigkait, fryd und rüw fürdersam und dienstlich sey, das sich dann dise fürsten und stend derselben schrift mit den churfürsten verglichen und sollich begern ainhelligklich an die ksl. Mt. thüen und meins gnädigen herrn Hg. Wilhalms schrift diser zyt in ruw stellen, aus vil beweglichen ursachen.
4
 Vgl. Dr. Johann Ecks Stellungnahme zu den einzelnen Artikeln des Regensburger Buches, Regensburg, 1541 Juli 6, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 201, S. 574–583; die Antwort des Legaten Contarini auf diese Stellungnahme, Regensburg, o. Datum, ebd. Bd. 3,2, Nr. 202, S. 583–586; die Replik Ecks auf Contarinis Antwort, o. Ort, o. Datum, ebd. Bd. 3,2, Nr. 203, S. 586–589 und das Gutachten Julius Pflugs zur Kritik Ecks, o. Ort, o. Datum, ebd. Bd. 3,2, Nr. 204, S. 589–598.
d
–d Fehlt in B.