Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 326r–329r (Reinkonz.).

B  koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 112r–115v (Kop.); DV fol. 115v: Der Kff. und der abwesenden potschaften andere antwurt auf ksl. Mt. begerh ze raten, wie im reich frid und recht zu erhalten sei. Actum 16. Julij anno etc. 41.

C  koll. München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 174r–177r (Kop.); ÜS fol. 93v: Auch dabey die churfursten und der abwesenden potschaften den 16. Julij zwo schriftn ksl. Mt. auch uberantwort, die erst also lauttend mit 28 und di ander mit 29.

D  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 386v–388v (Kop.); AV fol. 386v: 16. Julij 1541 perlectum.

Als die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster her, in irer ksl. Mt. gnedigen proposition ditz reichstags volgendts durch Pfgf. Friderichen und zuletzt in schriften an Kff., Ff. und stend des hl. reichs und der abwesenden botschaften gnediglich begert hat, uff mittel und weg zu gedencken, wie im hl. reich fried und recht zu erhalten, und irer Mt. in solchem ir rathlich bedencken treulich anzuzeigen, damit dieser punct, so der hochwichtigsten und nottigsten einer wer, beratschlagt und erledigt werden mocht etc., haben die churfursten und der abwesenden botschaften der ksl. Mt. zu underthenigster gehorsam denselben fur die handt genomen, irs besten verstandts bedacht und erwegen und wissen sich undertheniglich zu erinnern, welchergestalt ir röm. ksl. Mt. in ingang irer regierung uff irem ersten reichstag, zu Wormbs gehalten, mit statlichem, zeitigem rath und bewilligung Kff., Ff. und gemeiner stendt, welche damals nit in geringer zall personlich zugegen gewest, einen gemeinen landfriden uffgerichtet, im hl. reich verkundt und zu halten vestiglich gebotten, wie auch ir ksl. Mt. damals zu furderung eins gleichmessigen rechten ein ordnung des keyserlichen camergerichts mit rath und zuthun gemelter stendt furgenomen, welche camergerichtsordnung auch volgendts von einem reichstag zu dem andern gebessert und geendert.

Und wiewol die churfursten und der abwesenden botschaften bey inen darfur achten, das der aufgericht landfridt statlich und wol bedacht und, wo derselb seins inhalts volzogen, das er zu erhaltung gemeins fridens nit wol zu verbessern, wo auch vermog des camergerichts ordnung procedirt und gehandelt werden mocht, das sich daran ein jeder billich settigen lassen soll und wurd, so finden doch die churfursten und der abwesenden botschaften, das der gemein friden im hl. reich, a auch das keiserliche camergericht in vil weg verletzt und verhindert–a sein mocht, zudem das keyserliche camergericht, wie churfursten und der abwesenden botschaften anlangt, mit erfaren und gelerten personen vermog der ordnung so statlich nit versehen, wie solchs die hocheit ditz gerichts und gemeiner stend unvermeidlich notturft erfordert. Uber sollichs sollen auch an den gerichtlichen processen und furderung des rechten allerhandt mangel erschiennen, wie dan deshalben mer dan in einem weg clagen vor augen sein und angezaigt werden mogen.

Dieweil nun die churfursten und der abwesenden botschaften bey inen wol ermessen mogen, wo die strittig religionsachen entlich verglichen, das dardurch fried und recht im hl. reich wieder in ordenlich wesen bracht und desto statlicher erhalten werden mocht, so bitten die churfursten und der abwesenden botschaften die ksl. Mt. in aller underthenigkheit, sie wollen uff mittel und weg gnediglich gedencken, welchergestalt solliche streittige relligionsachen entlich erortert und verglichen, auch die mißbreuch, so in der kirchen befunden werden mochten, geendert, gebessert und abgestelt werden mogen. So sein die churfursten und der abwesenden botschaften der guetten hoffnung, solchs soll nit allein zu erhaltung fridens und rechtens dienlich sein, sonder auch under gemeinen stenden einigkheit und guetten willen gepern.

Wo dan mangel an des camergerichts personen, auch ainich verhinderung ordenlichs rechten und beschwerung der partheyen mit grundt erfunden, die kondten durch ein gepurliche, notwendige reformation und ordenliche visitation, durch ksl. Mt. und gemeine stend nach aller notturft zu verordnen und furzunemen, abgeschafft und also gleiche bund gut ordnung erhalten werden. Darzu zweiveln die churfursten und der abwesenden botschaften gar nit, die ksl. Mt. werd zu erhaltung fridens und rechtens stattliche und billiche execution und volstreckung, an welcher bißher der mangel gewest sein mag, gnediglich verfuegen und handhaben, auch dem c camergericht und–c rechten sein freyen, stracken lauf lassen dergestalt, das niemandts ursach hab, sich einichs mangels fridens und rechtens im hl. reich zu beclagen.

Die churfursten und der abwesenden botschaften achten auch fur notwendig zu bedencken und zu ratschlagen, wie das sindicat3, uff jungstem reichstag alhie beschlossen, welchs aber auß beweglichen ursachen zu keiner wurkung nie gelangt, in ordnung und wesen gebracht und erhalten werde, damit diejhenigen, so von dem keyserlichen camergericht beschwert zu sein vermeinen, sich desselben frey und unverhindert geprauchen mogen.

Wo aber, die streittig relligionsachen uber furgewendten fleiß nit zu entlicher vergleichung zu bringen oder etlich puncten derselben zu erorterung eins generalconcilii oder nationalversamlung zu stellen, furfallen wurde, so bedencken die churfursten und der abwesenden botschaften vonnotten, das nichtsdestoweniger die unvermeidlich notturft erforder, im hl. reich frid und recht zu erhalten und zu handhaben, dergestalt, das ein jeder vermog des keyserlichen außgekundten landfriden bey dem seinen frey, unbeschwert und unbetrangt bleiben, auch gegen dem andern nach außweisung der camergerichtsordnung gepurlich, ordenlich recht und desselben execution und volstreckung erlangen mog.

Wo dan die obgemelten mengel des keyserlichen camergerichts geendert und gebessert, dem rechten sein freyer, stracker lauf gelassen, auch der außgekundt landfriden und andere des hl. reichs ordnungen durch die ksl. Mt. gnediglich gehandthabt und dem rechten sein gepurliche execution verschafft wurde, wie sonder zweivel ir Mt. zu solchem allem gnediglich genaigt, so achten die churfursten und der abwesenden botschaften, es solt sich ein jeder an solchem frieden und rechten billich settigen und benuegen lassen. Daneben wollen sich churfursten und der abwesenden botschaften zu der ksl. Mt. undertheniglich versehen, ir Mt. werd der restitution halben auch so gnedig insehens haben, damit derselbigen abgeholfen und frid und recht im hl. reich erhalten werde. Des haben die churfursten und der abwesenden botschaften der ksl. Mt. uff ir gnedigs begern in undertheniger gehorsam nit verhalten wollen.

Anmerkungen

1
 Diese Resolution wurde von Mainz und Trier nicht gebilligt. Vgl. ihr Minderheitsvotum zur ksl. Vorlage vom 12. Juli, Regensburg, 1541 Juli 17, vgl. unten Nr. 148.
2
 Zur Datierung der Übergabe an den Kaiser vgl. Nr. 146und das Würzburger Protokoll zum Regensburger Reichstag ad 1541 Juli 17 [Nr. 69]; außerdem Dr. Johann Marquardt an Mgf. Ernst von Baden, 1541 Juli 17, vgl. unten Nr. 881und die Aktennotiz des Freisinger Kanzlers Dr. Georg Beheim gen. Spieß zum 17. Juli, Anm. 2 zu Nr. 149. Das kurfürstliche Mehrheitsvotum wurde am 16. Juli im Fürstenrat vorgetragen.
a
–a V. a. Hd. korr. aus: in vil weg verletzt.
b
 In B, C und D: gleichhait.
c
–c V. a. Hd. nachgetr.
3
 Klage gegen eine Gerichtsinstanz wegen eines vermeintlich ungerechtfertigten Urteils, vgl. HRG Bd. 5 Sp. 100–101.