Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 177r–181v (Ausf.); marg. AV v. 3. Hd. fol. 177: Schreiben, das ksl. Mt. ihren weg durch der Mgff. zu Brandenburg land genohmen und zu Regensburgk den 23. Februarij einkommen. Item, daß H. Niclas von Granuell sich irer kfl. Gn. herberg halben alles guten erboten etc. Item, weß sie sich in solchem ferner verhalten sollen etc. Das der landgraff uff sich vorirung hab thun lassen etc. und das alle proceß am cammergericht wieder die aynungsverwandten nach endung dieses reichstags sollen suspendirt werden etc.; DV v. a. Hd. fol. 181: Torgau. Die rethe von Regenßburgk schreiben, das der keiser doselbst den 23. Februarij ankomen 1541.

Ich, Christoffell von Taubenheim, habe euerer kfl. Gn. von Regenßburgk aus anfenglich de dato Montags nach Dorothea [1541 Februar 7] [Nr. 470] auf der post und ich Ebberhartt von der Thann aus Nurnburgk verschienen Freitags nach Liechtmeß [1541 Februar 4] 1 bey einem bothen von Weymar und bede allein odder in sonderheit volgendts widderumb auf der post de dato Montagks nach Valentinj [1541 Februar 21] ingesampt underthenigklich und zum dritten mhall geschrieben.

Darauf ist uns euerer kfl. Gn. andtwort zu Torgaw auf mein Christoffell von Taubenheim schreiben, von Egra aus bescheen, de dato Freitags nach Dorothea [1541 Februar 11] außgangen, verschienen Sonnabents nach Valentinj [1541 Februar 19] und heut dato umb acht uhra vor mittage das ander euerer kfl. Gn. schreiben, zu Torgaw, Dornstags nach Valentinj [1541 Februar 17] außgangen, und bede zu Regenßburgk uberandtwort wurden. Dieweil wir dan aus dem allem, das euere kfl. Gn. alle unsere schrieften, außgenhommen die letzte, haben endtpfangen, verstehen und underthenigklich versehen, dieselbige werden nuemher solche unsere letzt schrieft auch bekhummen und daraus, soviel uns die tzeit von ksl. Mt. reisen und ankunft bewuest, auch was sich vor unrichtigkeit euerer kfl. Gn. leibs- und anderer herberge halben mit der vorierung alhie hat zugetragen unter anderm gnediglich verstanden haben etc. Daruber wissen wir euerer kfl. Gn. in underthenigkeit nicht zu vorhalten, das ksl. Mt. unserm vorigen schreiben nach iren wegk durch der Mgff. zu Brandenburgk landt und dorinnen unsers wissens funf nachtlager haben genhummen, seint also den Mitwochen nach Valentinj, das ist der 16. tagk Februarij umb vier uhre kegen abendt zu Nurnburgk eingeritten, volgenden Donnerstagk und Freitagk doselbst verharret, den Sonnabent kegen dem Neuenmarckt verruckt, den Sontagk des orts stillergelegen und volgendts durch der pfaltzgraffen landen gereiset und gestrieges tages [1541 Februar 23] alhie zu Regenßburgk zwuschen drey und vier schlegen gegen abendt auf das allerschlechst ohne trumetten und alles geprenge einkhummen.

Und ist Jorge Pappenheim fur dem hauffen ohngeverlich mit funf pferden, Wolff aber allernegst fur ksl. Mt. in einem fedderpusch und schwartzen sammat baldt rock, Hg. Ludwigk von Baiern und Hg. Heinrich von Braunschweigk allernegst auf ksl. Mt. und sunsten niemandts von fursten odder derselbigen botschaften mit irer Mt. eingetzogen. Wie es sich aber zu Nurnburgk mit irer Mt. einreitten hat zugetragen, was des orts und auch alhie zu Regenßburgk fur potentatten, fursten und fur botschaften und, wie starck dieselbige seindt, einkhommen, das finden euere kfl. Gn. hierbei verwart beneben dem vertzceichnus, was fur fursten und botschaften zukhunftiger zceit vermutlich nochmals ankhummen sollen, underschiedenlich und gnediglich zu vorlesen etc.

Dabeneben wissen wir euerer kfl. Gn. in underthenigkeit auch nicht zu bergen, das ksl. Mt. ohngeverlich fur acht tagen iren burgundischen hoffmeister, monsior de Metra, le baron de Monfalckenet genant, und beneben dem iren obersten quartiermeister, monsior le moritzszcoll [= maréchal] de logis genant, anher haben verordenet und, die vorirung beneben Wolffen von Pappenheim als des reichs erbmarschalck zu thuen, allergnedigst bevholen. Wiewoll nhun euerer kfl. Gn. vorierer keinen bericht alhie schrieftlich adder mundtlich in seinem abreisen nach sich hat verlassen, wue, bey weme, ahn welchem ort und wie hoch ehr voriert habe, so haben wir jedoch solches letzlich bey des rats quartiermeistern und untervorierern mit muehe erfharen und befunden, das euerer kfl. Gn. vorierer ohngeverlich auf 417 pferde alhie herberge hat bestelt und eingenhommen, dieselbige aber und darunter die beste und gelegneste haben die keyserische und sonderlich der khonnigische vorierer fur sich zum theil eingenhummen und die anderen frembden potentaten eingethan, also das wir bißdaher euerer kfl. Gn. leibsherberge, jedoch auf hievor angetzeigte wege und dabeneben ohngeverlich auf 80 pferde stallung mit grosser muehe und arbeit haben erhalten moegen. In gleichnus ist unserm gnedigen hern, dem Lgf. zu Hessen etc., auch andern chur- und fursten widderfharen.

Nhun haben wir solche unsere beschwerung dem obgemelten keiserlichen hoffmeister und vorierer durch den marschalck des reichs antzeigen und bitten lassen, sie wolten das einsehens haben, das euere kfl. Gn. bey den hievor vorrierten heusern pleiben mochten, damit wir nicht, solches euern kfl. Gn. zu schreiben, verursacht und dieselbige dadurch, diesen reichstagk zu besuchen, wurden verhindert. Als haben sich die keyserischen geschickten und mher dan der khonigische vorierer freuntlich und gutwilligk erpotthen. In deme ist H. Nicolaus de Granuell zu Regenßburgk alhie ankhummen und hat verschiennes Dinstags [1541 Februar 22] nach uns den churfurstlichen und landgraffischen rethen gesandten geschickt und nach aller gepflogener handelung in beisein der obgemelten keiserischen bevelhaber und des reichs marschalck volgendes erbiethen zu abschiedt gegeben: Ehr habe von ksl. Mt. beneben andern bevelch, das einsehens zu haben, damit fur allen dingen die chur- und fursten des reichs und in sunderheit euere kfl. Gn. und der Lgf. zu Hessenn etc. unterbracht und voriert werden. Demselbigen wolle ehr auch mit allem treuen vleis nachsetzen und solten ksl. Mt. hoffgesinde im vhall der notturft selbst weichen und mangel leiden. Dabeneben begert und gebetten, wir wolten derowegen dieser sachen halben euerer kfl. Gn. unter augen nichts schreiben und dadurch derselbigen ankunft verhindern, sonder ohngeverlich zwene tage und biß nach ksl. Mt. ankunft gedult tragen, alsodann solten euere kfl. Gn. mit notturftiger vorierung versehen werden etc. Welches wir also mit geburlicher dancksagung angenhommen und im also, mit gedult abzuwarten, haben zugesagt.

Derohalben so werden euere kfl. Gn. ungezweiffelt, whue es albereit nicht bescheen, iren vorierer odder aber vorierzceddel anher furderlich verordenen und auf die antzall irer pferde herberge einnhemen lassen. Wir werden auch alhie glaublich und stadtlich bericht, das ksl. Mt. allen chur- und fursten und stenden des reichs nochmals, alhie zu erscheinen, soll geschrieben und euerer kfl. Gn. ire resolution auf die andtwort, so dieselbige beneben dem landgraffen auf das ausschreiben gethann, nicht allein allergnedigist uberschickt, sonder auch der stadt Goßlar und Mindenn acht, den widderwillen zwuschen der stadt Braunschweigk und dem fursten und alle proceß ahm chammergericht widder euere kfl. Gn. und derselbigen einungsverwanten angestelt, bis nach endung dieses reichstags suspendirt und aufgeschurtzt haben.

Und sterckt uns dieses den glauben, das des landgraffen geschickten Dr. Gereonn von Augßburgk2, bede rentmeister von Giessenn und Zciegenhain alhie fur etzlichen tagen seindt einkhommen und keuffen proviandt und allen vorrat beneben dem, das sie die vorierung auf seine fstl. Gn. eigene personn und derselbigen hoffgesinde ohngeverlich auf 200 pferde bestellen. Wir haben uns aber heut dato durch Wolff von Pappenheim, des reichs marschalck, bey ksl. Mt. als euerer kfl. Gn. geschickten ansagen lassen und seindt darauf noch allergnedigisten becheidt gewarten. Und nachdem wir, ob die resolution von ksl. Mt. auf euerer kfl. Gn. und des landgraffen undertheniges schreiben bescheen sey adder nicht, von euerer kfl. Gn. noch nicht verstendigt und also nochmals ungewiß, so wollen wir unsere werbung ahn ksl. Mt. inhalts unsere instruction [Nr. 41] thuen und, was uns darauf zu andtwordt gefellet, beneben allem, das euerer kfl. Gn. zu wissen vonnotten sein will, hinfuro und jederzceit underthenigklich und furderlich auch berichten.

Ksl. Mt. seindt etwas schwach, ubel zu fueß und von farben gantz bleiche, wollen heut iren geburttagk begehen, sich in die kirchen begeben, doselbst beichten und das sacrament endtpfahen. Got gebe zu ire Mt. besserung, seligkeit und kheinem verdamnus.

Es ist auch ahn euer kfl. Gn. unsere underthenige bitt, sie wollen uns, soviel sie bey sich dieser zceit endtschlossen haben, gnediglich und unvertzuglich zu verstehen geben, ob sie diesen reichstagk in eigener personn wollen besuechen, und auf den vhall den vorierer odder vorierzcedel furderlich uberschicken, damit wir uns mit bestellung der herberge und sonst darnach zu richten und sich die arme leuthe darauf adder in andere wege haben zu vorsehen3. [...]. Datum Regenßburgk auf Sanct Matthias tagk, das ist den 24. Februarij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Anm. 2 zu Nr. 486.
2
  Dr. Gereon Sailer.
3
 Christoph von Taubenheim an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Februar 24, Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 211r–213v (Ausf.): Der Kurfürst wird aus seinem und Eberhards von der Thann Schreiben die Mitteilungen über die Ankunft des Kaisers und seinen Einzug in Regensburg entnommen haben. Hat erfahren, dass der Kaiser den Hg. von Alba als obersten Regenten nach Spanien geschickt und ihm die Obhut über seine Kinder anbefohlen hat. Wie es heißt, soll solche Vollmacht für drei Jahre ausgestellt sein. Hat im Geheimen erfahren, dass mit dem ksl. Kanzler eine bedeutende Ladung Gold, angeblich 30 Zentner, unter strenger Geheimhaltung angekommen ist. Man weiß nicht, wozu das Gold verwendet werden soll. Man hält dafür, dass der Kaiser wegen seiner Krankheit eine Weile hier bleiben wird. Den Angaben einiger Kaiserlicher zufolge soll der Kaiser beabsichtigen, anfänglich über die Religion und die Türkenfrage verhandeln zu lassen. Der Türke soll in großer Rüstung gegen Venedig stehen, von der Stadt 300.000 Dukaten, die in drei Jahresraten zu zahlen sein sollen, verlangen und den Venezianern die Proviantzufuhr sperren wollen. Der Kurfürst wird vernommen haben, wie der Kg. von Frankreich gegen das Evangelium tyrannisiert, wie übrigens auch Kgn. Maria in den Niederlanden tun soll. Hat vor zwei Tagen gehört, dass H. Hans Ungnad im Auftrag der Lande Steyr, Krain und Kärnten hierher kommen soll. Kg. Ferdinand ist noch nicht hier. Das Datum seiner Ankunft ist noch unsicher. Datum in eille Regenspurg am tage Mathie 1541. [Zettel:] Zug des Kaisers auf dem Weg nach Speyer von Luxemburg aus nach Pfalz-Zweibrücken. Frage des Kaisers nach dem Landesherrn. Benennung Pfgf. Wolfgangs und seines Vormundes, Pfgf. Ludwig. Wunsch des Kaisers nach Unterbringung. Uff solchs ist ayner erfurkommen und dem keiser angezeigt, wie das der junge hertzogk lutherisch sey, was seine Mt. do thuen wollen. Hiruff ir Mt. geandtwurt haben sall, es schade nicht, die lutherischen weren nicht zu gar wider inen, bfunds ehr woll, und uff solchs bfolen, umb herberge anzusuchen, welchs bescheen. Als hat Hg. Ludwick seine Mt. gantz underthenigst und erlich entpfangen und hat H. Caspar, des jungen herren schul- ader zuchtmeyster, den jungen hern in latin ein rede gelernet, wie ehr ksl. Mt. entpfaen solle. Solchs soll der junge hertzogk woll und erlich im latein außgericht haben. Darob der keiser ein vorwunderung und wolgefallen sampt seinen fursten und rethen entpfangen. Als auch der kaiser zu nacht gessen, ist der junge hertzogk fur dem tische gestanden, sall der keiser allerhandt gespreche mit ime gehabt haben. Zudeme solle etzliche keiserische in des pfarrers ader predigers hausß doselbst gelegen sein, denen es woll erbothen worden. Als sie aber uffn morgen haben hinwegkziehen wollen, haben sie inen gefragt, was die orthe were, hat er gsagt, was sie wollen. Als haben sie sechs batzen dargeworfen. Die hat er inen widergeben und gsagt, ehr wolle sie inen auch schencken. Die haben die wider genomen und abgeritten. Ane eyner ist in der stuben bliben und zueletzsthe die fenster eingeschlagen. Alßo hat ehr mussen fur guth nehmen. Volgende ßo salle ein welcher [= welscher] herre, ßo mit dem keißer auch gewest, nach gemeltem pfarrer ader predicanten geschickt haben und inen seines glaubens und lere erforschet, des der predicant etc. unerschrocken bekandt und gsagt, was sein glaube und lere sey. Darob gemelter herre ein groß wollgefallen gehabt und zu latein gsagt haben soll: Lieber herre, faret fordt mit Gottes wordt und lasset euch nicht schrecken. Got wirdt euch woll erhalden, dan es noch vil hern Nicodemus an des keisers hoffe, ßo ist der keiser nicht ßo gar bose fur sein person. Got wirdt, hoff ich, baldt gnade geben. Solchs hat der obgedachte junghernzcuchtmeister keyn Straßburgk glaubwirdig geschriben und ist des datum den 17. Februarij 1541. Dies zeittungen habe ich von dem strasburgischen gsanten H. Batten von Tonssenheim bekommen. [2. Zettel:] Pfgf. Ruprecht hat seine Herberge, die in dem jüngst dem Kurfürsten zugeschickten Furierzettel auch aufgeführt war, aus Gesundheitsgründen aufgegeben. Spannungen zwischen Pfgf. Ruprecht und Hg. Ludwig von Bayern wegen der Erbfolge in der pfälzischen Kur. Datum ut supra.