Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 152r–157v (Ausf.); marg. AV v. 3. Hd. fol. 152r: Zaigt an, das ksl. und kgl. Mtt. ankunft zum reichstag diß orts etzlichermassen noch ungewiessen etc., darnach das kaiserlicher gesandter und koniglicher quartirer deß von Bappenhaims anordnung im furiren umbgestoßen etc. Mgf. Gorgens etc. und Pfgf. Friedrichs adels etc. Item der pferde stallung und muntz halber etc.; DV v. a. Hd. fol. 157v: H. Christof von Taubenheim schreiben aus Regenßburg des reichstags und ksl. Mt. ankunft halben 1541, Witennberg.

Eueren kfl. Gn. wil ich untertheniglichen nicht verhalten, das ich negst vergangenes Freytags [1541 Februar 4] zu abendt anher kommen, aber es ist bis auf disen tag wider ksl. nach kgl. Mt. offentlich furrirung vorgenomen, desgeleichen auch kein churfursten- ader furstenpotschaften zur stette. So ist auch von wegen ksl. und kgl. Mtt., auch andern chur- und fursten ausserhalb Meintz und Pfaltz gar nichts in vorradt eyngekauft worden. Wie mich dann des konigs furrirer berichtet, so sey es ungewis, ab ksl. Mt. anher verrucken ader den reigstag [sic!] in eynen andern platz ader malstatt, am reinstram gelegen, vorlegen und erstrecken werden. So ist ergestern eyn edelman von der Neustadt aus Osterreich in zehen tagen anher geritten, welchen der konigliche furrirer befragt, ab er daselbest von kgl. Mt. aufbroch ader zoge anher nichts vernomen. Als hab er bericht, das er des orts gar nichts darvon gehort ader etwas vernomen hab. So sal ksl. Mt. nach zu Heydelberg ligen und die churfursten am Rein, wiewol man sagt, das Pfaltz thotlich kranck ligen sal, sollen bey ksl. Mt. vleissig anhalten, damit der reigstag gegen Speier verruckt und geleget. Was aber ir Mt. in dem willigen ader thun werden, ist nach [= noch] verborgen. Zudem so hat ksl. Mt. nach keine gewisse zeit anher zu komen geschriben und angetzeigt. Und wie die rede alhie ist und sonderlich der konigliche furrirer mir vermeldet, obgleich ir Mt. sich hieher begeben wolt und die furrirer weren auch itzt alhir, konten sie doch ihrer bestellung halben aufs wenigste in anderthalb monat nicht fertig werden, darraus abzunemen, das der reigstag vor mitfasten seinen anfang nicht haben kanndt. So seint auch ksl. Mt. wappen keines angeschlagen.

Es hat mich auch hochgedachter kgl. Mt. quartirer ferner bericht, das ihm sein Mt. befoln, keins ihrer Mt. wappen alhir anzuschlagen bis auf ferner geschaft und befellich ihrer Mt., dann dieselbigen wern bedacht, ihme ze rechter zeit eyn furrirzetel zuvor zu uberschicken, darraus er sich zu ersehen hett, wenn ir Mt. mit sich brengen wurden, dann ir Mt. wern bedacht, etzlich ausschus aus den cronnen Ungern, Behmen, auch Mehreren und iren erplanden ausserhalb ihres hofgesindes mit anher zu brengen, darnach er seine furrirung dester bas verordenen und thun mocht, aber nichtsdesterweniger hett er von kgl. Mt. den befellich, das quartir, so sein Mt. am negsten reigstag innegehabt, widerumb eyntzunemen.

So hat auch ksl. Mt. vor wenig tagen eynen, H. Johan von Lira genant, ist eyn Niderlender, anher zum radt und Bappenheim mit credentzen abgefertigt mit befellich, an dem radt alhir zu vernemen, ab ir Mt. mugen ir quartir wie zuvor vor ir Mt. und die ihrn wider haben, und sonsten keinen andern bescheidt ader weitter werbung dem rathte angetzeigt etc. Darauf sich der radt unterthenigst sal haben horn lasen, aber der statschreiber von wegen Wolfenn von Bappenheims etc., seines hern, hat sich darrauf nichts lassen vernemen, das also von wegen ksl. und kgl. Mtt. alhir, wie ich bericht worden, eyn kreutz durch die stadt fast in die 700 heusser durch die ihrn sollen beschriben, aber nicht entlichen furrirt worden sein. Durch solche des keyssers gesanten und des konigs quartirers voranderung seint die herbrichen, so Wolf marschalg durch den stadtschreiber von Bappenheim mit hulfe des radts alhir hat furrirn und den reigstenden geben lassen, fast alle verendert und umbgestossen worden. Und wollen auf des von Bappenheims verordenung des furrirens nichts geben und ihnen schir gar nichts untersagen lassen wollen, sondern ist also lautter bochen und finantz in der sach bey ihnen.

Und wiewol ich von euerer kfl. Gn. keinen befellich gehabt, so hab ich doch im besten mit des konigs quartirer, dieweil er mir bekandt, alß vor mich rede gehalten und ihme von der von Bappenheim gerechtigkeit, ubungen und gebrauch der reigstege, sovil ich der gewust, angezeigt, mit bit, die von Bappenheim an ihrer langen, hergebrachten gerechtigkeit und ersessenen gebrauchs nicht zu perturbirn, dan ich hilte es darfur, wo ksl., desgeleichen kgl. Mt. der dinge recht bericht, ir Mtt. wurden denen von Bappenheim als erbmarschalgen des reichs, welchen die furrirung und anders auf den reigstagen zu bestellen zustehet und geburet, an solcher irer langwirrigen, hergebrachten gerechtigkeit und ersessenen gebrauchs, auch wenigern kein verhinderung oder eynhalt thun lassen. Zudem wurde es chur- und fursten, auch andern stenden schwerfallen, wann sie vormercken wurden, das mit ihrer Gn. und der andern herbrichen also veranderung und zurruttung beschehen und das Spanier ader Waln die besten herbrichen und die stende des reichs die geringsten haben solten, sich mochten auf den reigstag anher begeben. Darrumb solten sie nicht so geschwinde mit den herbrichen und leutten handeln. Hirrauf der quartirer geantwort, der keisserliche gesante und er hetten von ihren hern den befellich, welchen sie ausgericht, und gedochten, sich keiner furrirung weitter zu unterzihen. Wann aber röm. ksl. Mt. hofmarschalg und die furrirer anher kommen, die wurden die sachen ferner wol zu bestellen wissen, dann was er mit der furrirung und glosirung, auch mit dem anschreiben an die thurn vorgenomen, hab er solches auf dem fodern reigstag mit vorwissen Utzen marschalcks seligen gethann, des vortzeichnis und register er nach bey sich hette, und, wann ihm aber der konig die furrirzetel uberschicken werde, wol er sich seines befellichs halten, und mussen also durch dis des keyssers und konigs leutte ungeschickte handelung Meintz, Pfaltz und sonsten etzliche bischoffe, auch weltliche fursten und die von stetten, wo es nicht geandert wirt, ihre gefurirte herbrichen verlassen und auf andere speluncken warten.

Dieweil sich dann die sachen dermassen wilde zugetragen, als hab ich obgemelten stattschreiber geratten, seinem hern, Wolffenn marschalg, aufs forderligste zu schreiben und ihm die gelegenheit der sachen zu vormelden, damit er sich ufs erste zu ksl. Mt. vorfug und irer Mt. seine beschwerung diser ungeschickten handelung antzeichen mit unterthenigster bitt, in dem genedigk einsehen zu thun und zu befeln, damit er und das geschlecht, die erbmarschalgea zu Bappenheim, nicht mugen wider ihre lang hergebrachte gerechtigkeit etc. perturbirt, sondern dabei genedigst geschutz [sic!] und gehandthabt werden. Und hab vor mich den marschalgen zugutt ein fordernisbrifle an Pfgf. Friderichen, welcher itzundt bey ksl. Mt. ist, dieweil sein fstl. Gn. sonder zweifel umb die sachen von alters wissenschaft entpfangen, auch geben, ab sein fstl. Gn. mochten dy ding zu anderung bringen und handeln. Nicht weis ich, was es helfen werde, dan der keyserliche gesante und konigliche quartirer reden frey, das sie gern sehen wolten, wer dem keysser ader dem konige ihre furrirung endern ader sie daran verhindern werde. Und der statschreiber abgemelt ist selber zu seinem hern geritten und die sachen zum vleissigsten zu solicitirn helfen. Euerer kfl. Gn. herbrich, wiewol sie auf dem fodern reigstag in des keyssers quartirung am letzten gedigen [sic!], dieweil euere kfl. Gn. daselbest nicht anher kommen mochten, ich versehe mich aber, dieweil es zuvor eynne alte sechssische herbriche gewest, sie solle euerer kfl. Gn. pleiben. Des landtgrafen und Hg. Moritzen herbrichen pleiben auch, dann sie zuvor freygewessen. Und in summa, es gehet damit wilde zu. Und man helt es davor, so ksl. Mt. anher kommen wurde, muste von neuhem eynne gantze andere furrirung beschehen.

Mgf. Gorg und Pfgf. Friderich haben iren adel, so sie auf ksl. Mt. zukunft zu ihren Gn. beschriben, wider anheims reitten lassen. Und sollen ir Gn. darrauf grossen unkosten gewendt haben. Die von Nornberg sollen nach der hofnung leben, wissen aber nicht eygentlichen, ab ksl. Mt. werde sie besuchen ader nicht.

Eberhart von der Thann ist nach nicht hiher kommen. Ich achte aber, er werde zu Aigstet warten und vernemen, wan ksl. Mt. werden sich anher ufn weg begeben und sich alsdan vor ihrer Mt. hieher vorfugen. Von der chur- und fursten bodtschaften wegen halte ich alhir allein stationn. Dann, wie obgemelt, ist sonsten kein bodtschaft von denselbigen bisher ankommen. Nicht weis ich, was mein lohn von ihnen sein werde. Und ist zimlich deuer alhir, dan man kan des eisses halben zu wasser nichts anher brengen. Und wo die stallungen recht alhir ausgeteillet wurden, werde ich bericht, das ab 8.000 pferde stallung haben mugen, so sollen ob 2.000 bett mehr zubereidt sein, dan auf dem fodern reigstag beschehen. So hab man bey 1300 stuben vor die frembden ausserhalb der offenen gasthofe. Es haben auch die wirt, dapei losirt worden, die angeschlagennen wappen alle abgenomen und mussen dieselbigen bis auf fernern beschidt ader befellich bei sich behalten.

Das geldt und die silberne muntz alhir belangende, wirt der goldtgulde vor 18 halben batzen und der guldengroschen zu 17 batzen ausgegeben und genomen, 6 schreckenberger aber und 20 zinsgroschen, die gelten 15 batzen. Solches alles hab ich in eil euerer kfl. Gn. als meynem gnedigsten hern nicht mugen unangetzeigt lassen. Und wie es sich ferner mit dissem reigstag zutragen wirt, ab er furgengig sein werde oder nicht, sol euerer kfl. Gn. unverhalten bleiben1. Datum Regensburg, Sontags Dorothee anno 41.

[PS:] Hg. Heinrich von Braunschweig ist am negsten Freitag [1541 Februar 4] mit 40 pferden zu Nurenberg eingeritten, aber bisher nach nicht anher komen.

Anmerkungen

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 In der Vorlage irrtümlich: erbmarschlage.
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 Vgl. die Antwort Kf. Johann Friedrichs an Christoph von Taubenheim, o. Ort, o. Datum, [1541 nach Februar 6], Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 158r–159v (Reinkonz.): Da es sich mit dem Reichstag verhält, wie Taubenheim berichtet hat, und da noch unklar ist, ob Regensburg Malstatt bleibt oder der Reichstag verlegt wird, will er sich nicht zu sehr beeilen. Im Übrigen ist er auch noch nicht ganz entschlossen, ob er den Reichstag persönlich besuchen soll oder nicht. Da aber der Kaiser auf dem Weg nach Regensburg ist, wird man bald definitiv erfahren, ob der Reichstag in Regensburg tatsächlich stattfindet. Sollte der Reichstag verlegt werden, so wirdet es sonder langen vortzugk auch bescheen mussen. Soll zusammen mit Eberhard von der Thann, der, nachdem er kürzlich von Nürnberg aus ähnlich über den Reichstag und ksl. Mt. gelegenhait berichtet hat, nun auch in Regensburg sein wird, dort abwarten, bis sie endgültig erfahren, wie und wo es mit dem reichstage vorpleiben, auch uff was zeit ksl. Mt. dorauf gewiß ankomen wirdet. Sollen dies dann unverzüglich berichten, damit er sich danach richten kann. Sollen ihm auch sonstige Nachrichten mitteilen.