Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Gründe für die Ladung der Reichsstände auf den Reichstag; [2.] Dank für ihr Erscheinen; [3.] Engagierter Einsatz der Deutschen in der Vergangenheit für den christlichen Glauben, Verteidigung von Kst. und Reich gegen die frz. Kgg. durch Ks. Maximilian; [4.] Gewinn Ungarns durch den Ks.; [5.] Schmälerung des Reiches durch die Türken und Venedig, Bemühungen von Ks. und Reichsständen auf dem Reichstag 1507 um die Bewahrung des Kst. durch den Romzug; [6.] Vereitelung des Unternehmens durch Venedig; [7.] Gemeinsames Erkennen der von Venedig ausgehenden Gefahr durch den Ks., den Papst sowie die Kgg. von Frankreich und Aragón; [8.] Verhinderung eines Feldzuges gegen die Ungläubigen durch Venedig; [9.] Abschluß der Liga (von Cambrai) gegen Venedig; [10.] Hilfeersuchen des Ks. an die Reichsstände auf dem Wormser Reichstag 1509; [11.] Notwendige Abreise des Ks. von dort; [12.] Erlangung von Hilfe aus den Erbländern; [13.] Rückgewinnung von Besitzungen in Oberitalien; [14.] Teilerfolge der Venezianer aufgrund fehlender Unterstützung aus dem Reich; [15.] Bereitschaft des Papstes und der Kgg. von Frankreich und Aragón zur Hilfeleistung für den Ks.; [16.] Hoffnung auf einen Feldzug gegen die Ungläubigen nach einem Sieg gegen Venedig; [17.] Notwendigkeit der Hilfeleistung durch die Reichsstände; [18.] Schmach eines Mißerfolges gegen Venedig; [19.] Nochmaliger Appell zur Hilfeleistung; [20.] Bereitschaft des Ks. und seiner Erbländer zu fortgesetztem Engagement im Krieg; [21.] Aufteilung der eroberten Besitzungen zwischen dem Reich und dem Haus Habsburg, Abklärung der Kriegsmodalitäten mit den Reichsständen, der Feldzug gegen Venedig als gemeinsame Sache von Ks. und Reich; [22.] Risiko eines Alleingangs des frz. Kg. für das Reich.

Augsburg, 6. März 1510

Kop.: A) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 6, fol. 213a-218b (links oben: Reichstag zu Augspurg; Überschrift: Röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., furhalten und begern an die Kff., Ff. und stende des hl. röm. Reichs am nechstgehalten reichstag zu Augspurg, Ao. etc. decimo gehalten); B) Dresden, HStA, GR, Loc. 10180/24, fol. 67a-77a; C) Karlsruhe, GLA, Abt. 50 Nr. 8, fol. 4b-8b (Überschrift: Uf mytwoch noch oculi [6.3.10]); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 27, fol. 40a-46b (Überschrift: Die handlung auf gehaltem reychstag zu Augspurg Ao. etc. im zehenden auf den sechsten tag Marcii); D) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 8, fol. 361a-368a (auf dem Deckbatt fol. 360a: Buch des reichstags zu Augspurg Ao. etc. decimo; Überschrift: Röm. ksl. Mt. erst begern an Kff. und Ff., auch stende des hl. röm. Reichs; am Schluß des Stücks: Actum mitwochs nach dem suntag oculi Ao. etc. decimo); E) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 68a-76a (auf dem Decklatt fol. 67a: Reichshandlung; Überschrift: Ksl. Mt. furhalten und begern an dy stend des hl. Reichs auf dem tag zu Augspurg Ao. domini CVc zehn); F) Würzburg, StA, Würzburger RTA 5, fol. 182a-191a (auf dem Deckblatt fol. 181a: MDX Augustae; Überschrift: Actum mitwoch post oculi Ao. etc. im zehenden. Ksl. Mt. erster furtrag an die reichsstende); Esslingen, StadtA, Reichsstadt, Fasz. 283 RTA 1510, o. Fol. (auf dem Deckblatt: Handlung des reichstags zu Augspurg, Ao. etc. decimo gehalten; Überschrift: Der röm. ksl. Mt. erst anbringen); Lübeck, A. der Hansestadt, ASA, RTA vol. II Fasz. 5, fol. 1a-9a (Überschrift: Die handlung auf gehalten reichstag zu Augspurg Ao. etc. in dem zehenenden [sic!] auf den nächsten tag Marcii); München, HStA, KÄA 3138, fol. 24a-30a (Vermerk fol. 30b: Actum quarta post oculi Ao. ut supra); Ebd., Gemeiners Nachlaß 28, fol. 52a-56a (Überschrift: Ksl. Mt. begeren an das Reich an mitwochen nach oculi); Ebd., Hst. Freising Kasten blau 221/6 Fasz. Reichstag 1510, pag. 1-11 (Überschrift: Röm. ksl. Mt. erst anpringen und begern); Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 59b-63b (Überschrift: Copien des furhaltens von ksl. Mt. an dy stend des Reichs, erstlich getan; von der Hand des Nürnberger Gesandten Kaspar Nützel); Wien, HHStA, RK, RTA 1, fol. 165a-173a (auf dem Deckblatt fol. 163a: Handlung des reichstag zu Augspurg Ao. domini etc. decimo mitsambt dem anslag; in der Blattmitte von anderer Hand: 1510; Vermerk fol. 164a: Reichstag Ao. etc. decimo, mir zugehorig; Überschrift: Die handlung auf gehalten reichstag zu Augspurg Ao. etc. in dem zehendem auf den neunten tag Marcii).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1000.

Inhaltsangabe: Birken, Spiegel der Ehren, S. 1269-1271; Wiesenberger, Kaiser Maximilian, S. 42-46.

[1.] Die röm. ksl. Mt. etc., unser allergnst. H., hat die Kff., Ff. und stende des hl. Reichs zu diesem gegenwertigen reichstag erfordert aus merklichen a, treffenlichen obligen und notturft–a, auch zu furderung, aufnemen und gutem der ganzen cristenheyt, des hl. röm. Reichs und gemeiner teutschen nacion, wie dann (als ir ksl. Mt. nit zweyfelt) die Kff., Ff. und stende in irer ksl. Mt. ausschreyben [Nr. 61 ] zum teyl vernomen und noch in guter gedechtnus haben mogen.

[2.] Darauf sich dann die Kff., Ff. und stende, als die ongezweyfelt mitsampt und neben irer ksl. Mt., in solich obligend notturft, auch furderung, aufnemen und guts der cristenheyt, des hl. Reichs und teutscher nacion getreulich zu sehen, geneigt und begirig sein, mit irer zukunft und gegenwertigkeyt freuntlich, gutwillig und gehorsamlich erzeigen. Des ir ksl. Mt. inen allen und iglichem in sonderheyt freuntlichen und genediglichen dank sagt.

[3.] Und domit die Kff., Ff. und stende der gedachten ursachen und notturften noch weyter und klarer, dann ksl. Mt. ausschreyben begreyfen, bericht werden, wiewol dann der merer teyl Kff., Ff. und stende des Reichs ungezweyfelt vor mer gehort haben, auch wissen und versteen mochten, wie die wird, hoch und ere des hl. röm. Reichs herekomen und bishere gehalten worden ist, so mag doch die ksl. Mt. nit unterlassen, sie zum kurtzisten zu erindern und zu ermanen, was gestalt sich unser aller eltsfordern der Teutschen fur andere nacionen redlicher, druerb taten und sachen geflissen und sonderlich so mandlich, trostlich und hart ob unsern hl. cristenlichen glauben gehalten, umb deß willen ir plut gegen den unglaubigen und durchachtern der cristlichen kirchen vergossen und durch solichs zu belonung, ergezligkeyt und widergelt derselben ire teuernc, redlichend, trostlichen taten und furnemen die berurt hoh und wirde des röm. Kst., das davor in handen der Franzosen gewest ist, an sich bracht und erlangt. Welche hoh und wirdee des hl. röm. Reichs auch unser vordern lange jar loblich, ordenlich, erlich und brachtlich besessen und gehalten haben bis auf die zeit und regierung der Kgg. Karls [VIII.] und Ludwigs [XI.] zu Frankreich, auch Hg. Karols von Burgundi, die sich so hoch gereichertf und gemechtiget, das sie in vil wege und sonderlich bey zeiten ksl. Mt. jugend understanden haben, das röm. Reich anzufechten, zu üben und demselben abbruch zu tun, des grunts und furnemens, die hoh und wirde des röm. Kst. in ir gewalt zu bringen. Dawider sich aber die ksl. Mt. alle ir tag, als meniglich weys, mit grosser, herter mühe und not gesetzt und gestelt und nicht allein durch ir Mt. langwerend kriegsarbeyt das Reich vor denselben und andern anfechtern entschüt, sonder auch dem Reich und teutscher nacion ir grenizen mit treffenlichen landen als Burgundi und Nyderland, so ir Mt. auf ir kriegsubung glücklich erheyret und erobert hat, erstreckt und erweytert und dardurch das Reiche in fride und ruhe gegen denselben gesetzt.

[4.] Dann auf ein ander ort gegen den unglaubigen das Kgr. Hungern, von dannen weylend ksl. Mt. H. und vater Ks. Friderich, auch andere Ff. des Reichs hart belestigt und beswert worden sein, hat die yzig ksl. Mt. auch durch kriegsubung und darstrecken seiner Mt. leybs und guts erblich erobert, also das dasselb Kgr. nach abgang des gegenwertigen Kg. [Wladislaw II.] on menlichg leybserben ir ksl. Mt. zu rechtem erbkonig zu Hungern erkennth, alles zu behut, entschüttung und also zu heyssen einen schilt des hl. Reichs und teutscher nacion gegen den unglaubigen, auch durchachtern der cristenheit und des hl. Reichs.

[5.] Ir ksl. Mt. hat sich in dem allen alle zeit mit dartun seiner Mt. leybs und guts, auch hielf und beystand seiner Mt. erblande und leut und zum teyl des hl. Reichs so ser vleyßlich und ernstlich gemüt und verkost, dadurch dannocht das hl. Reich noch bishere in eren, bestand und gutem wesen enthalten, also das dasselb Reich, wiwol es menig mal durch andere gezüng und nacion hart angefochten, nit uberwunden noch gesmelert worden, dann sovil, was bescheen ist vor unsern, auch unseres jüngsten vater zeiten und regierung, da die Türken die cristen so hart belestiget und durchacht, auch das comun Venedig sich in solich hohmütig, gewaltig herschen und regierung gesetzt, das sie und ander der cristenheyt und dem Reich vil land, leut und stett, als nemlich das Kst. von Kriechen und ein grossen teyl Ytalien, empfrembt und abgedrungen haben. Von dannen here das Reiche in etwas abnemen erwachsen ist. Solchen abbruch und verlust zusampt den sorgen und geverligkeyten, das dieselbigen unglaubigen und durchachter der cristenheyt, des hl. Reichs und teutscher nacion nit aufhoren, sonder untersteen hetten mugen, uns alle weyter zu betrüben und sonderlich der hoch und wirde des röm. Kst. zu entsetzen und zu berauben, haben die ksl. Mt. mit den Kff., Ff. und stenden des Reichs zu Costenz1 einmütiglich bedacht und betracht und alda, wie sie wissen, beschlossen, nach der ksl. cronung zu ziehen und die zu erholen, sich auch darauf einer tapfern hielf vergleichet.

[6.] Und demnach, auch auf vil gute wort und vertrostung der Venediger, domit sie sich gegen ksl. Mt. merken lassen haben, nemlich das sie irer Mt. frey, sichern pass geben und gestatten wolten, hat sich ir ksl. Mt. des zugs angenomen, domit dem abschid und beschluss von Costenz genug zu tun. Als aber ir Mt. ir leut gefertigt hat, die paß zu besuchen und anzunemen, haben sich die Venediger wider dieselben mit kriegstat gesetzt, sie erschlagen, irer vertrostung und zusagens gegen ksl. Mt. vergessen, irer Mt. den zug und pass ion alle not–i gespert und des nit jgenugig gewest–j, sonder mit groser, swerer kriegsmacht wider ksl. Mt. erblanden und leut furgenomen, irer Mt. derselben lande, leut, stette und slosser vil abgedrungen. Und als sich ir ksl. Mt. solichs gewalts auf berurt ir vertrosten und gute wort nit versehen hette, auch die hielf des Reichs irer Mt. zu kleinem teyl und etwas seumig ankomen, ist in irer Mt. macht nit gewest, den veindenk genugsamen widerstand zu tun, sonder hat müssen bedenken, die sachen derselben zeit zu stelln nach gelegenheit und notturften irer Mt., derselben lande und leut, auch nachvolgend des hl. Reichs.

[7.] Solchen gewalt und betrang haben mit ksl. Mt. swerlichl bedacht die Bepstlich Hlkt., auch die Kgg. zu Frankreich und Arogon und daneben ermessen den abzug, der auch der hl. röm. kirchen, darzu denselben Kgrr. Frankreich mit dem Hgt. Meyland, auch Aragon und andern von den Venedigern gescheen ist und was noch in konftig zeit, so die Venediger in solchen unbillichen besitz, genyß und gewalt herschen und regiren solten, daraus volgen, in summa, das sie so weyt greyfen und wachsen, dadurch sie ir gewaltig, hochmütig furnemen weyter gegen den gedachten Bepstlicher Hlkt., Frankreich und Arogon üben und sich zuletzt den Romern gleichsetzen und machen mochten, die sich des regiments der ganzen welt unterfiengenm.

[8.] Die ksl. Mt. mit den genanten Bebstlicher Hlkt., auch Kgg. von Frankreich und Arogon als die cristenlichen häupter haben auch darbey das heyl und aufnemen unsers hl. glaubens bedacht und ermessen der unglaubwigen grosse macht und gewalt und das lange jar here kein zuge noch furnemen, wie wir unserm glauben schuldig weren, wider dieselben ungläubigen gescheen mugen hat, des merern teyls aus verhinderung der Venediger, denen nit gemeint gewest ist, einichen zug durch ir gebiete zu gestatten, und das aus der ursach, das sie wissen, alle ir lande und leut, wie vor angezeigt ist, unrechtlich an sich gebracht und besessen. Und haben deshalben sorg getragen, wo solche macht in ir gebiete komen solt, das sie desselben ires inhabens entsetzt und beraupt würden.

[9.] Und darumb haben die Bepstlich Hlkt., auch die röm. ksl. Mt. zusampt den Kgg. zu Frankreich und Arogon loblich, trostlich puntnus und einigung miteynander beschlossen2 und aufgericht, dardurch der Venediger herschen abzustellen, die lande und leut, so sie demselben puntgenossen entzogen haben, einzubringen und furter ein cristlich, loblich furnemen zu aufenthalt und merung unsers hl. cristenglaubens wider die unglaubigen zu tun und auszurichten. Darzu dann die Bepstlich Hlkt. die röm. ksl. Mt. als advocaten der hl. kirchen hoch ermant und ersucht. Darauf ksl. Mt. aus schulden geburt hat, sich umb die sachen anzunemen, zusampt dem, das auch dergleichen einigkeyt und frid zu suchen und aufzurichten, auf nvergangen reichstegen–n mermals bedacht, geratschlagt und fur gut angesehen ist.

[10.] Solich einigung, puntnus und furnemen hat die ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden des Reichs zu erkennen geben, darbey irer hielf und beystands (on die irer Mt., ichts fruchtbarso auszurichten, unmuglich was) suchen wollen und deshalben den jüngsten reichstag zu Wormbs3 ausgeschrieben, sich personlich dohin gefügt, inen solche handlung und sonderlich die einigung und buntnus furgehalten und darzu irer hilf und beystands begert, der sich auch ir ksl. Mt. trostlich versehen hett.

[11.] Ir ksl. Mt. were geneigt gewest, solich hilf und beystand auf demselben reichstag personlich zu vervolgen, aber irer Mt. gepüret nit nach vermogen des berürts tractats, sich zu saumen, sonder dem furnemen furderlich zu nehen [= nähern]. Deshalben ir Mt. auf den tag nit beharren mogen, ließ aber irer Mt. treffenlich rete alda und zog also neben irer Mt. puntgenossen den veinden zu.

[12.] Und domit ir Mt. des Reichs hielf und beystant erharren mocht, hat ir Mt. aufbracht und bewogen irer Mt. erbland und leut in merklich hilf, uber das sie des vergangen jars den krieg und lastp getragen haben.

[13.] Domit also ir ksl. Mt. zwey mechtige, tapfere here, nemlich eins auf Friaul und das ander in vorder Lampardia, in irer Mt. selbst swerer costen und darlegen gefürt, im anzug glücklich erlangt und eingenomen hat vast alle stette und gebiete, so dem hl. Reich und dem haus Osterreich von alter zugehort haben.

[14.] Als aber ir ksl. Mt. des hl. Reichs hielf nit volgen mugen hat und des die veind bericht worden sind, warden sie wider gesterkt und beherzent, erlangten im fußstapfen widerumb die mechtig statt Padua, die ksl. Mt. uber ir Mt. vleys und ernst mit gewalt zu erobern nit wol muglich gewest ist, wie das vil gesehen und meniglich wissen haben moge. Darnach dann volget, das auch die Venediger durch ir practiken den mern teyl stett und flecken, so ksl. Mt. erlangt het, widerumb an sich bracht. Davon doch die ksl. Mt. nach dem pesten und furderlichsten paß und zuge, als die stett und slosser Bern [= Verona] und Rovereyt, auch die Klausen dozwischen zusampt Reyf [= Riva] am Gartsehe innhat, und dieselben stett und paß, sonderlich Bern, mit merklichen irer Mt. eigen costen verlegt und helt, nemlich von 10[000] bis in 13 000 soldner zu roß und fuß, das doch ksl. Mt. allein, als meniglich ermessen mag, zuvil swere, darzu furan unvermoglich und unertraglich.

[15.] Nun seyn die Bepstlich Hlkt., auch die Kgg. zu Frankreich und Arogon also geschickt und gericht, des guten willens und gemüts, als sie auch ksl. Mt. durch ire oratores yzo zuempoten haben, die Venediger aus einigem mund zu sumieren und anzusuchen, ksl. Mt. und dem hl. Reich dasjenig, so irer Mt., dem Reich und haus Osterreich zugehort, gütlich wider zuzustellen und volgen zu lassen, zu furkomen und verhüten merers, weyters cristenpluts vergissen, wo sie sich aber des widern und setzen wolten, alsdanne al ir vermogen zu ksl. Mt. zu setzen, solichs mit gewalt zu erlangen und furter gegen ine, so weyt inen das gluck und der sig gonnet, furzunemen.

[16.] Wiwol sich nun die ksl. Mt. on zweyfl versicht, das sich die Venediger auf solich ansuchen ee gütlich dann mit dem gewalt finden lassen werden (je wann sie die macht im veld sehen), so ist doch ksl. Mt. meynung, als auch ir Mt. ir puntgenossen bewirbt und vermogen wirdet, das sie nichtsdestmynder den anzug mit herescraft irem furnemen nach auf die Venediger tu, der meynung, so die Venediger zu irer ksl. Mt. willen erlangt wurden, alsdann mit der macht gestracks auf die unglaubigen durchzurücken.

[17.] Bey und zu dem allem die ksl. Mt. die Kff., Ff. und die stende des Reichs, hielf und beystand der cristenheyt, dem hl. Reich, teutscher nacion und inen allen selbs zu eren und gutem zu haben, billich gnediglich gemant, on die auch ir Mt. solich furnemen (uber das ir ksl. Mt. bishere swerlich getan hat) zu volbringen nicht vermage.

[18.] Zusampt dem, das nicht allein der ksl. Mt., sonder auch nit mynder den Kff., Ff. und stenden des Reichs und allen Teutschen, die bishere in hohem rum und als die teuristen zu kriegen geacht sein, smach, verkleynerung und verachtung daraus erwachsen mocht, das der Bapst, Frankreich, Arogon und also ein yder das sein von den Venedigern erlangt haben und die röm. ksl. Mt., das Reich und die Teutschen solten also das ir verlassen und davon absteen on not und dannocht neben solchem trost hielf, beystand und hoffnung, dergleichen bishere ny vor augen gewest ist.

[19.] Demnach ermant die ksl. Mt. die Kff., Ff. und stende des Reichs gemeinlich und sonderlich, diese sachen alle als ir eigen anligen treulich zu bedenken und zu herzen zu nemen. Bitt und begert darauf an sie als irer ksl. Mt. lieb freund und getreu, gehorsame untertanen und verwanten des hl. Reichs, sie wollen irer ksl. Mt. zu diesem oberzelten furnemen neben irer Mt. loblichen puntgenossen und erblanden trostlich, erschießlich und austreglich rat, hielf und beystand beweysen und tun, auf das doch irer Mt., dem hl. Reich und teutscher nacion das ir von den Venedigern wie andern erlangt und nachvolgend der stett unterhaltung, costen und beswerde, so die Teutschen bishere von des Reichs wegen getragen haben, uf dieselben welschen nacion, die hochs reichtumbs und vermogen sein, nemlich jerlicher nutzung von 5[00 000] bis in 600 000 fl., gelegt und gewendt und wir Teutschen hinfuro der burt entladen, zu ruhe und merer vermogen dan bishere gefurdert werden.

[20.] Darzu ist die ksl. Mt. erbutig und willig, irer Mt. person, auch land, leut und gut wie bishere getreulich und ungespart zu den sachen darzustrecken.

[21.] Domit auch die Kff., Ff. und stende des Reichs nit gedenken, als ob ir Mt. solich furnemen zu irer Mt. und derselben erblande eygen nutz bedacht, so ist ir Mt. zufriden und willig, mit den Kff., Ff. und stenden zu ratschlahen, bescheyde zu machen und zu schliessen, was von den stetten und landen, so erobert werden, dem hl. Reich oder dem haus Osterreich von recht und pilligkeyt zugehorend und wie die alzeit unterhalten werden sollen, sich auch doneben freuntlich und genediglich mit inen retlich zu vergleichen und zu vereynen, was gestalt, ordnung und maß in den kriegsfurnemen gehalten, dardurch die zu lob, eren und rum, auch zu nutz, aufnemen, fride und ruhe der cristenheyt, des hl. Reichs und teutscher nacion vollend werden. Und das die Kff., Ff. und stende des hl. Reichs erwegen und bedenken, was sie der cristenheyt und dem hl. Reich als glider und verwanten schuldig und pflichtig sein, dann die ksl. Mt. acht und helt diese sach für der cristenheyt, auch der Kff., Ff. und stenden als des Reichs sach und widerumb dieselb ir sach für irer Mt. sach und also alles für ein einig wesen und tun.

[22.] Ir ksl. Mt. gibt inen auch zu versteen, woe gleich ir Mt. und das Reich zu den sachen nicht tun oder das die ksl. Mt. mit einer macht neben dem Kg. zu Frankreich zu dem furnemen nit erscheyn, so wurd nichtsdestmynder der Kg. zu Frankreich in seiner rüstigung und furnemen verdrücken [= Druck ausüben] und untersteen, die Venediger zu vertreyben. Des macht auch gewies so groß ist, das er des angeenden somers oder, wo das nicht bescheen mocht, doch des andern jars alle land, stette und gebiete, so die Venediger inehaben – sie gehorn dem Reiche oder haus Osterreich zu – einnemen wurdet. Was beswerde, nachteyl und geferligkeyt dem hl. Reiche und den Teutschen daraus zu gewarten were, gibt die ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden des Reichs vleysiglich zu bedenken.

Davon wollen sich die Kff., Ff. und stende dermassen erzeigen und halten, als sich ir ksl. Mt. freuntlich, gnediglich und vertreulich zu ine getrost und versicht. Das will ir ksl. Mt. in freuntschaft, gnaden und allem gut gegen ine beschulden, bedenken und erkennen.

Anmerkungen

a
–a F obligenden und notturftigen ursachen.
b
 B, C, E teurer.
c
 C truwen.
d
 D fehlt.
e
 B ere.
f
 C gerichet.
g
 B naturliche.
h
 F Vermerk am Rand: Nota, was erbgerechtigkait Ks. Maximilian und sein erben zum Kgr. Hungern etc. haben.
1
 Der Reichstag 1507.
i
–i C, D an allen orten.
j
–j C, D genugen gehabt.
k
 D Venedigern.
l
 C, D beswerlich.
m
 D unterstanden.
2
 Die Liga von Cambrai vom 10. Dezember 1508.
n
–n D vergangem reichstag.
o
 D pruchbars.
3
 Im Jahr 1509.
p
 C, D folgt: hart.