Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Hoffen Venedigs auf Wiederherstellung der guten Beziehungen zum Haus Österreich infolge des Waffenstillstands mit dem Ks.; [2.] Weisung an Cappello zur Weiterreise nach England, Bitte um ksl. Geleit für die Heimreise Andrea Badoers; [3.] Auftrag zur Danksagung an Kg. Heinrich VIII. von England als Initiator des Bündnisses gegen Frankreich, Bitte um dessen Mithilfe beim Zustandekommen eines dauerhaften Friedens zwischen dem Ks. und Venedig; [4.] Datum der Abfassung dieser Weisungen für Cappello; [5.] Dessen Bedauern, nicht zum Ks. vorgelassen worden zu sein.

Landshut, 26. August 1512

Kop.: München, HStA, KÄA 4578, fol. 9a-10a (Überschrift: Was aus bevelh röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., vor dem durchleichtigen, hochgebornen F., meinem gn. H. Hg. Wilhalm in Bayren etc., der Venediger potschaft Franciscus Cappello angebracht und gehandelt; dt. Übersetzung Dr. Konrad Peutingers, durch Hg. Wilhelm mit Schreiben vom 27. August (Nr. 857 Anm. 2) an Ks. Maximilian übersandt).

Konz.: Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Dr. Konrad Peutinger Fasz. 1490-1569, fol. 243a-244b (mit einigen stilistischen Abweichungen von der Vorlage und zahlreichen Korrekturen; Vermerk am Ende des Stückes: Verteutschung Cappello werbung auf 26. tag Augusti zu Landshut Ao. etc. 12).

[1.] Also erstlich sein credenzbrieve, an ksl. Mt. lautende [liegt nicht vor], ubergeben und darauf [in] seiner welschen sprach dergeleichen meinung geredt hat, wie das der durchleichtig rate zu Venedig ym hette bevelh geben, sich zu befleissigen, bey ksl. Mt. verhör zu erlangen. Und nach vermogen seins gemelten credenzbrieve solte er seiner Mt. schuldige erwirdigung beweisen und umb irer person gesuntheit und wolfar[t] willen gluck wunschen, der sich die Hh. von Venedig aigen zu sein achten, desgleichen aller irer macht und glori als ainem erleuchten und unuberwindlichen F. bevelhen taten. Er auch als ain gesandte potschaft von wegen seiner Hft. die warheit irer undertanigkeit und observanz gegen ksl. Mt. mit aller gepurender masse und form der wort erzelen und ferrer zu erkennen geben solt, wie zu stund an, als der anstand1 zu hand genomen und gemacht worden were, sich seiner Mt. mit bereiten gemueten und erfreuten herzen underworfen hetten, verhoffende in unsern Herrn, den miltesten Got, es solten durch disen guten anfang die gut liebe, wolwollen und behaltliche erkantnus, mit den die Venediger sein Mt. und alle ir vorfaren, in sonder saliger gedachtnus weilent irer Mt. allerdurchleichtigisten vater [Ks. Friedrich III.], auch das ganz haus Osterreich hetten vervolgt, wider verneuet und ergenzt werden, das die und alle ir nachkomen des gemuets und der meinung gegen dem rat zu Venedig sein mochten, alwegen und ganz geaint bey ynen zu leben, die auch sich von vorgemelter Mt. und derselben observanz in ewig zeit nit mer sondern wolten und solch ir gut gemuet also mit der tat zu erzaigen willig, auch bereit weren, irer Mt. zu wilfaren in allen sachen, ynen vermogenlichen. Und also unangesehen des beschluss egerurts anstands, irer Mt. wol bewußt, sy den willen gehabt und ain zusatz getan mit 10 000 ducaten, auch die gefangen aus iren handen gelassen, von den sy ain merklich summa gelts hetten gehaben mogen. Zudem auch, wiewol das die Venediger grosten und ubertraffenlichisten costen getragen, so weren sy doch benuegt als die gevolgischten sune, nach allem irer Mt. willen und anordnen zu sein.

[2.] Und so er, die potschaft, mit dergleichen worten sein anbringen und bevelhen getan hette, solt er sein abschid und furter den zug auf Engeland nemen, auch frau Margareta und andern Ff. und Hh. von teutscher nacion erkleren die erwirdigung und observanz, die die Hft. zu Venedig [zu] irer Mt. trueg, und ferrer von seiner Mt. bitten solt, H. Andreen Badoere2 ain gleit zu geben, das der von Engeland durch das Reich und seiner Mt. lande wider gen Venedig sicher komen mocht.

[3.] Die bevelhe und commission der Hft. zu Venedig fur Engeland sy, demselben durchleichtigisten Kg. [Heinrich VIII.] zu bevelhen und auch die ander venedisch potschaft durch yne daselbs abzuwechslen und er bey ir Mt. beleiben und handlen solt all und ieglich sachen und furnemblichen, was zu behaltung der hlst. und erleuchtesten pundnus dienet, auch dieselb sein Hft. entschuldigen, das sy nit, als die solt, ain potschaft geschickt hette, desgleichen sein selbs person halben, und das die hievor von ksl. Mt. nit hette mogen gleit haben. Dieselb Hft. wolt auch, das ir potschaft demselben Kg. uber maß loben solt, umb das er den eingang der gemelten pundnus gemacht und dem anfang wider die Franzosen ursach geben hette, verhoffende, das solch sache alle das erwunscht und pest ende erlangen. Er solt auch demselben Kg. ansagen, handlung furzunemen, damit ksl. Mt. mit den Venedigern wider geaint werden und sein Mt. bitten, das die solch egerurter Hft. begirde iren gunst geben. Dergleichen soll er auch die durchleichtigest Kg.in [Katharina von Aragón] und ander Hh. von Engeland haymsuchen und am letzsten entschuldigung tun, das die venedischen gallien [= Galeonen] des kriegs halben nit auf Engeland gefaren sein, mitsambt andern sein gemainen sachen etc.

[4.] Obgemelter bevelhe ist gemacht und geben worden auf tritten tag des monats Junii nachstverschinen.

[5.] Diser potschaft, ksl. Mt. getreuem diener, ir herze wee tut, das die zu ksl. Mt. erleuchtem angesicht nit zugelassen werden soll, sich doch irer Mt. mit aller erwirdigung bevelhen tut.

Anmerkungen

1
 Der am 6. April 1512 in Rom abgeschlossene Waffenstillstand zwischen dem Ks. und Venedig, Nr. 816.
2
 Orator Venedigs in England.