Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Zustimmung des Ks. zu einer Heirat Kf. Ludwigs von der Pfalz mit Hg.in Sibylle von Bayern, Vorteile dieser Verbindung; [2.] Bitte um Billigung der Eheschließung durch Hg. Ulrich trotz seines Konflikts mit dem Kf.; [3.] Auftrag, die Unterstützung der führenden württembergischen Räte für das Heiratsprojekt zu erlangen.

ohne Ort, [Anfang Juni 1510]

München, Geheimes HausA, Korrespondenzakten 579/1, fol. 135a u. b, Konz.

Was von unser, Hg. Wilhalms, wegen unser mitvormunder, rat und lb. getreuer Johanns von der Layter, H. zu Peren [= Verona] und Vinzenz, dem hochgebornen F., unserm lb. schwager und oheym, H. Ulrichen, Hg. zu Wirtenberg und Deck, furtragen sol, volgt hienach.

[1.] Übergabe der Kredenz, Gruß und nachvolgend weiter furzetragen diß maynung: Seiner lieb sei unverporgen, das wir noch ain unverheyrate schwester haben, freylein Sibilla genant, die dann etlich jar elter sei dann seiner lieb gemahl, unser lb. schwester freylein Sabina, und solich ir alter nu fast ervordert, sy mit heyrat auch zu versehen. Das hat erwegen die röm. ksl. Mt., unser allergnst., lb. H. und vetter, in betrachtung, das zbischen unserm vettern Pfalzgf. Ludwigen und gemelter unser eltern schwestern von ainem freuntlichen heyrat wol ze handeln sei, auch gehandelt werden solle. Und wo sein lieb dazumal noch zu Augspurg gewesen wär, so hetten wir dieselb sein lieb der wissend gemacht und irs freuntlichen rats darin auch gepflegen, in freuntlicher achtung, sein lieb het uns dem handel zu furdrung und damit gedachte unser schwester auf ervordrung irs angeregten alters auch erlich und loblich mit heyrat versehen wurd, seiner lieb rat und guetdunken in dem nit verhalten, sonder uns den freuntlicherweis mitgetailt und solchen heiratshandel irstails aus unser baider aufgerichter schwagerschaft zum pösten auch gefudert. Dieweil aber sein lieb irn abschid aus Augspurg dazumal genomen het und wir diß handels halb ir nichts gruntlichs zur selben zeit anzebringen westen und doch nachvolgend bei allen unsern vormundern, auch etwovil unsern treflichen landsässen vom adel, prelaten und steten in treflichem rat funden haben, freuntlich handlung von angeregtem heyrat nit abzeschlahen, in ansehung, das bestympter unser vetter Pfalzgf. Ludwig ain Kf. und deshalb uns und unser lblibra (Pfund) . unverheyraten schwester mer dann genos ist, auch weilent unser lb. H. und vater [Hg. Albrecht IV.] ime sein eltiste tochter, weilent unser lb. schwester freylein Sidonia, auch zu gemahl versprochen het, dem allen nach und sonderlich auf der röm. ksl. Mt. guet betrachtung, hievor gemelt, sind wir sambt unsern vormundern, räten und der von der landschaft, hievor gedacht, entschlossen, uns mit gebürlicher handlung angeregts heyrats halben gegen unsern vorgemelten vettern Pfalzgf. Ludwigen einzelassen und werden mit seiner lieb räten unser vormunder und rät, davon ze handlen, gestatten, sonderlich auch in ansehung und bewegnus, das solich oder dergleich ftl. heyrat nit pald noch leichtlich seien zu finden. Deshalb dann unser lblibra (Pfund) ., unverheyrate schwester, wo wir solich handlung waygerten, versehenlich lang zeit heyrats halben unversehen bleiben muest. Das uns und unsern verwandten gegen irer lieb, auch gegen meniklich nit wol zu verantborten stuend. Wir achten auch, sein lieb solle der freuntlichen neygung neben uns gegen irem gemahl, unser lb. schwestern, auch sein und unser, auch ir unverheyrate schwester zu solchem erlichen und loblichen heyrat, inen, baiden schwestern, zu er und guetem, freuntlich fürdern, dann dadurch dieselben baid unser lieb schwestern nahend zusamenkumen und vil gueter freuntschaft durch sy baid zbischen seiner lieb und der Phaltz in kunftig zeit üben und wurcken mögen. Darzu auch wir sambt unsern vormundern, wo solcher heyrat beschlossen, allen moglichen vleis furwenden, ankeren und darin kein müe sparen wolten, in hofnung, das dadurch guet freuntschaft baiderseit aufgericht und bleiblich sein wurde.

[2.] Und sei darauf unser gar freuntlich pit, sover Got der almechtig angeregten heyrat beschaffen und den furgang ze haben sein gotlich Gn. verhengen wurd, das alsdann sein lieb im den uns zu sonder freuntschaft auch gefallen lassen und dem zu wider nit erwegen will, ob etlich spenn und irrung zbischen seiner lieb und der Phaltz sich noch zur zeit halten, dann durch disen heyrat sei gar hofflich zu Got, das all irrung leichtlich hingelegt und in sonder guet freuntschaft gebracht werden mögen. Darzu auch wir, Hg. Wilhalm, und unser vormunder und rät alles getreuen vleiß gar fruntlich und williglich, wie vorgemelt, verholfen sein wellen. Dann sein lieb solle sich (es gewynn der heyrat seinen beschlus oder nit) aller freuntschaft und guettat zu uns und unsern vormundern aus unser baider sondert und freuntlicher verwandtnus genzlich versehen und des in seiner lieb gemuet ganz kaynen zbeifel tragen. Und damit ze pausirn und antbort warten.

[3.] Wurde dann antbort geben, die nit lust oder guten willen anzaigt, so sol unser potschaft rede mit dem wirtenbergischen canzler [Dr. Gregor Lamparter], marschalk [Konrad Thumb] und haushofmaister [Dietegen von Westerstetten] halten und den handel, das der erberg und loblich sei, auch nur zu guetem dien, gegen in aus vorgemelten ursachen wol ausstreichen und sy dadurch bewegen, das sy das pöste zum handel reden und raten wellen, damit, wo der heyrat seinen furgang gewunn, zbischen baiden Ff. nit unlust und unfreuntschaft zufall. Des sich dann, wo es geschähe, ir baider misgünner wol ze freyen heten und ir sach dester pas ze schicken westen. Das dann der Ff. keynem zu guetem dienen wurd. Und sy darauf von unsern wegen guts vleiß ze piten, solichs bei irem H. zu verhuten und ine zu erwegen, ime solchen erlichen und loblichen heyrat, wo der furgang gewünn, wol gevallen ze lassen, als auch der nit anders dann gar gueter und noturftiger maynung auf der ksl. Mt. betrachtung und aus angeregten guten ursachen in übung gestelt sei. Das wellen wir sambt unsren vormundern gegen inen in allen gnaden bedenken. Wurde dann unsern gesandten für guet ansehen, vor seiner werbung die rät zu berichten und, wie vorgemelt ist, sy ze piten, das stee in seinem guetbedunken.