Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Anbahnung von Verhandlungen über eine Heirat Kf. Ludwigs von der Pfalz mit Hg.in Sibylle von Bayern.

Augsburg, 9. Mai 1510 (ascensionis domini)

München, Geheimes HausA, Korrespondenzakten 579/1, fol. 137, Orig. Pap. m. S.

Hat vor guter verschiner zeit mit Bf. Philipp von Freising über eine Heirat von dessen Bruder, Kf. Ludwig von der Pfalz, mit seiner (Hg. Wilhelms) ältesten Schwester gesprochen.1 Haben wir ytzt in disen tagen solhe handlung und rede an die röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H. und vettern, gelangen lassen und uns ires ksl. gemüts und willens hieinn auch erlernen wellen und bey irer Mt. gefunden, das sy in solich handlung und furnemen gnediglich gewilligt und uns darzu geraten. Solichs der ksl. Mt. gn. bewilligen haben wir gemeltem unsern vettern, dem Bf. von Freising, angezaigt, domit sein lieb solichs iren bruder, Pfalzgf. Ludwigen, zu berichten wisse. Das auch also gescheen. Darauf ist uns von gemeltem Pfalzgf. Ludwigen zu antburt gefallen, seiner gemuet und maynung sey, mit uns und unsern vormundern von ainer entlichen und fruntlichen abrede aines heyrats zwischen seiner lieb und unser gemelten eltern swestern in gehaim und still zu handlen, doch mit der maß, wo solichs unser maynung auch wäre seiner will und gefallen, das wir zwen oder drey unser gehaimen räte zu dem handel verordent hetten. Desgleichs wollte sein lieb auch zwen seiner lieb räte zum handl schaffen und verordnen. Dieselben baider tail ftl. räte sollten sich auf ain kurzbenente zeit, dieweil ytzt sein lieb und wir beyeinander hie wärn, an ain gelegen ende in die nähent von hynn, als gein Aichach oder Fridberg, zusam verfugen und miteinander in gehaim und still von ainer fruntlichen, entlichen und beschlieslichen abred des berürten heyrats handlen. Wo dann not würde, die sachen an sein lieb oder uns gelangen zu lassen, das mochte alda durch unser baider tail räte furderlichen und mit gutem fueg auch gescheen. Weist sie demgemäß an, die Angelegenheit zu erwägen und ihm ihre Meinung dazu mitzuteilen.

Anmerkungen

1
 Zu den Verhandlungen über dieses auf dem Augsburger Reichstag 1510 initiierte Eheprojekt, die am 6. Juni 1510 in München zum Abschluß eines Heiratsvertrags führten, vgl. Marth, Dynastische Politik, S. 158-160.