Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Mündliche Antwort der ksl. Räte auf die Darlegungen der Reichsstände; [2.] Zustimmung des Ks. zur zugesagten ständischen Hilfe im ersten Jahr; [3.] Erörterung der Hilfe im zweiten Jahr auf einem neuen Reichstag, Regelungen für den Fall der Nichtteilnahme des Ks.; [4.] Ernennung eines Hauptmanns durch den Ks. und der Kommissare durch die Reichsstände; [5.] Bereitschaft zu Gesprächen mit den Reichsständen über die Bewahrung von Friede und Recht; [6.] Zustimmung zu gemeinsamen Beratungen mit den Reichsständen über das Reichskammergericht; [7.] Vorüberlegungen zur Abstellung ständischer Konflikte; [8.] Bitte um Verbleib der Reichsstände auf dem Reichstag bis zur Behandlung aller anstehenden Fragen; [9.] Auftrag an die ksl. Räte zur Erörterung der angesprochenen Themen mit den Reichsständen; [10.] Nachdenken der Reichsstände über die ksl. Darlegung, Benennung ständischer Vertreter bei den Gesprächen mit den ksl. Räten.

[Augsburg], 24. April 1510

Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 201, fol. 24a-25b, Kop. (Überschrift: Antwurt ksl. Mt., den stenden uf den 24. tag Aprilis gegeben).

[1.] Uf der stende entlich antwurt, röm. ksl. Mt. uf heut [24.4.10] ubergeben [Nr. 113], hat ir Mt. den stenden durch ire rete, nemlich den Bf. von Gurk, Gf. Ytelfritzen von Zoller, H. Paulsen von Liechtenstein und den von Serentein, montlich antwurt geben lassen, wie hernachfolgta:

[2.] Ir Mt. hab uf heut der stend schriftlich antwurt entphangen und vernomen. Und wiewol ir Mt. die zugesagte hilf des ersten jars laut des anslags zu Collen nach gestalt und gelegenheit der sachen wenig furtreglich, auch wenig damit uszurichten sein achte, so wolt dannocht ir Mt. dieselbig hilf zu gn. dank annemen.

[3.] Uf den andern artikel des andern jars etc. acht ir Mt., ir der hilf desselbigen andern jars annemlich sein, doch also, das uf zeit, in der stend antwurt bestimpt, nemlich purificationis [2.2.11], ein reichstag furgenomen und das derselbig tag durch die stend in eignen personen ersucht werde. Ksl. Mt. wolle auch denselbigen tag alher gein Augspurg als ein gelegne malstat tun benennen und der zeit in eignen personen alhie erscheinen. Wo aber ir Mt. in eigner person nit kommen konnte, alsdann ir Mt. gnediglich zuelassen, das der angezeigte reichstag an der zweier end eins, in der stend nehistgegeben antwurt bestimpt, gehalten werden. Ir Mt. wolt auch, wo die in eigner personen zu solichem tag nit kommen konte, solhs die stend zwene oder drey monat zuvor wissen lassen, damit die stend des eigentlichen bericht entpfahen, an welich end sie kommen sollen.

[4.] Item uf der stend anzeigen des haubtmans und commissarien etc. wolle ksl. Mt. einen haubtman mit rate der stend annemen. Aber die commissarien solten durch die stend furderlich ernent werden, dann ksl. Mt. konne in sachen nit verziehen noch feyern. Ir Mt. meynung sey auch, das der anzug furderlich gescheen solt.

[5.] Uf den artikel frid und recht belangend etc. ist antwurt geben dermaß, ksl. Mt. sey geneigt, daran zu sein, damit frid und recht im röm. Reich gehalten werden muge. Ir Mt. sey auch willig, durch ire rete davon mit den stenden, wie solichs zu gescheen und furzunemen sey, dapferlich, nutzlich und noturftiglich reden zu lassen. Dann ir Mt. acht, das dadurch all ander sachen irer Mt. und dem röm. Reich zu ere, nutz und wolfart dester baß und bestentlicher mugen furgenommen und gehalten werden.

[6.] Des camergerichts und irrung halben, so sich zwischen etlichen stenden ereugen etc., sey ksl. Mt. geneigt, mit den stenden handlung furnemen zu lassen, wie dasselbig chamergericht am besten und bestentlichisten zu halten sey.

[7.] Ir Mt. sey auch willig, daran zu sein, damit die angezeigten entpörung und irrung hingelegt und vertragen werden möge. Es hab auch sein Mt. darin nit gefeyert, sonder etwas darin ratschlagen und handlen lassen, als ir Mt. auch solichs noch ferner zu tun in willen sey, damit die hingelegt und abgeleynt werden mogen.

[8.] Ksl. Mt. gn. begeren sey auch, das die stend nit von hynnen verrücken, sonder alhie bleiben wollen, bis so lang das von allen artikeln und gebrechen der noturft gehandelt sey, dann solhs irer Mt. ytzigem furnemen und dem Reich sonst in ander wege trostlich, erlich und nutzlich. Ir Mt. wolle auch vleis furwenden, damit darin nach notturft gehandlt werde.

[9.] Die obgenanten rete haben auch von ksl. Mt. bevelh, mit den stenden oder iren verordenten von allen obligenden noturften zu handeln. Das seyen sie auch also zu tun willig und wollen, wann man inen ansage [zu] erscheinen, irs besten understeen darin helfen handlen.

[10.] Nach solhem furbringen haben die stend die ksl. rete abtreten und inen darnach durch etlich zu erkennen geben lassen, sie wullen sich auf ksl. Mt. ytz gegeben antwurt und anzeigen bedenken und daruf irs gemüts vernemen lassen. Sie, die stend, hetten auch etlich aus inen verordent, die mitsambt inen, den ksl. reten, von allen sachen der noturft handlen solten. Die wurden inen, weliche zeit solichs gescheen muge, ansagen lassen. Bey solicher der stend antwurt haben es die ksl. rete bleyben lassen und gesagt, sie wollen der stend ansagen erwarten.

Anmerkungen

a
 In den Würzburger Reichstagsakten ist folgende andere Fassung der Antwort der ksl. Räte überliefert: Den ersten artikel, die hilf des ersten jars, nymbt ksl. Mt. zu gn. dank an, wiewol die gering etc. – Den andern artikl, des andern jars, nymbt ksl. Mt. auch zu dank an also, das die stend uf dem reichstag zu Augspurg bemelter zeit erschinen. Wellen ir ksl. Mt. auch erscheinen. Wo aber ir Mt. personlich nit erscheinen mög, laß ir Mt. zu, das die stend an der bestimbten end einem erscheinen mogen. Des well ir Mt. auch den stenden drey monat zuvor zuschreiben, wissen zu haben, an welchem end sy erscheinen sollen. Und sey der zuversicht, die stend werden sich alsdann nach gelegenheyt des handels der notturft nach erweisen. – Den haubtman well ir Mt. mit rat der stend annemen. So sollen sy, die stend, die comissari furderlich benennen, die dy hilf einnemen, und so eylents gesein mög, volk bestellt werd. – Fridens sey ir Mt. geneigt zu unterhalten, wiß auch solichs nit statlicher dann mit angezeigten weg zu tun. Sey treglich, erlich, tröstlich zu erhaltung des Reichs. Davon, auch den mengeln des camergerichts, weliche bede als haubtstück im Reich bey ir Mt. erkannt weren, sollten die stend verorden, zu handeln laut artikels. – Von dem anschlag der 50 000 etc. zu handeln, weren sy vier ret Gurk, Zorn, Lichtenstein und Serenteiner geordent. Dergleichen möchten die stend auch tun, laut der stend artikl zu handeln, domit davon geredt, ichts begriffen und gestellt würde. – Irrung und entbor halben wollt ir Mt. mit hilf der stend darin handeln, die hinzulegen. – Begert darauf, nit zu verrücken, solang von solichem statlichen gehandelt wurde. Würzburg, StA, Würzburger RTA 5, fol. 225b-226b.