Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

2. HA (Türkenhilfe): Übergabe der Sextuplik. Anmahnungen der ungarischen, böhmischen und niederösterreichischen Gesandten zu ihren Werbungen.

/753/ (Nachmittag, 1 Uhr) Kgl. Herberge. Die Gesandten der Reichsstände übergeben dem Kg. die Sextuplik zum 2. HA (Türkenhilfe)1.

(Nachmittag, 3 Uhr) Reichsrat. Nachdem die ungarischen, böhmischen und niederösterreichischen Gesandten um Audienz gebeten haben2 , erscheinen zunächst die Verordneten Ungarns im RR.

/754/ Die Gesandten lassen in lat. Sprache vortragen: Die Reichsstände haben ihre Werbung mit der Schilderung der türkischen Gefahr und des drohenden Untergangs ihres Vaterlands vernommen3 . Eine baldige und positive Antwort dazu ist nunmehr aufgrund des immer näher rückenden Feinds unabdingbar: Hinc cogitent status, quanta cum expectatione responsum desiderent. Quare rogant denuo, ut, quando concluserint de subsidio, ipsos ad fratres tempestive dimittant, qui valeant res iam labentes et gementes etc. refocillare simulque auxilia adversus iminentissimum hostem coniungere.

/755/ Kurze Beratung der Reichsstände. Antwort an die ungarischen Gesandten (lat.): Die Reichsstände kennen die Werbung. Sie bedauern die Bedrängung Ungarns, müssen die Gesandten aber auf ihre noch andauernden Verhandlungen zur Türkenhilfe mit dem Kg. verweisen. Falls sie den Abschluss der Verhandlungen abwarten können, werden sie die Antwort erhalten. Andernfalls wird sie später Kg. darüber informieren.

Replik der ungarischen Gesandten: /755 f./ Zweifeln nicht am Eifer der Reichsstände. /756/ Ipsos [!] tamen in mandatis habere, ne huic recedant aut ad fratres revertant, nisi a statibus firmo habito responso, quod decreverunt expectare, petentes ut supra.

Im Anschluss daran Audienz für die böhmischen Gesandten. Diese tragen vor: /756 f./ Die Reichsstände haben aus ihrer Werbung4  vernommen, dass sie die höchste Notlage veranlasst, eine beharrliche Hilfe zu erbitten. Wollen die Antwort abwarten. Da nach neuen Nachrichten der Türke aber bereits im Anmarsch ist, bitten sie nochmals um schnellen und förderlichen Bescheid. Sagen dafür den entschlossenen Einsatz Böhmens gegen die Türken zu.

/757/ Kurze Beratung der Reichsstände. Antwort an die böhmischen Gesandten: /758/ Die Reichsstände verhandeln täglich über die Hilfe für den Kg. und dessen Lande. Nach dem Abschluss dieser Beratungen wird auch die böhmische Werbung beantwortet werden.

Replik der böhmischen Gesandten: /758 f./ Sie wissen, dass die Reichsstände zur Türkenhilfe beraten. /759/ Aber dweil die zeit furhanden und vheiendts not so nahendt, baten sie abermals, stendt wolten sich fürdarlichen entschliessen.

Anschließend Audienz für die niederösterreichischen Gesandten, die nach einer kurzen mündlichen Einführung eine schriftliche Anmahnung5  zu ihrer Werbung übergeben.

/760/ Erwiderung der Reichsstände: Wie die Antwort an die böhmischen Gesandten.

Anmerkungen

1
 Nr. 440.
2
 Den geschlossenen Auftritt hatten die niederösterreichischen Gesandten in Absprache mit Kg. Ferdinand veranlasst, indem sie den böhmischen und ungarischen Verordneten unmittelbar vorausgehend am 15. 3. verdeutlichten, /203’/ dz wier neben inen als mitglider aines haupts, weil es ain substantz und ain corpus sei, solicitieren und alles handlen helffen wollen, dz uns allen zu guetem müg gelangen (Protokoll der niederösterreichischen Gesandten: SBB PK Berlin, Ms. germ. quart. 1196, hier fol. 203 f.). 
3
 Nr. 489.
4
 Nr. 492.
5
 Nr. 487.