Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 401r—405v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 403v: Unser gnedigste und gnedige herrn uberschicken Dr. Martinj und Dr. Pomeranj bedencken in dem artickel der justification und zeigen ire kfl. und fstl. Gn. an, das sie nicht bedacht, denselben artickel antzunemen. Idem, uberschicken der Hgn. zu Gulch schreiben der herrnloßen knecht halben. Einkomen zu Regennspurg, Sontag Cantate, den 15. May anno domini 1541 umb 7 uhr gegen abent.

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 110 , S. 188–189; Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2227, Sp. 284–286.

Nachdeme und als wir eur L. und euch vor wenigen tagen geschrieben und angezaigta, das wir Dr. Martino und Pommerano den artickel von der justification, wie sich des die sechs mitainander vorglichen, zugeschickt hetten mit gnediger begerung, das sie uns ir bedencken gemut und willen unvorzuglich herwider wolten zu erkennen geben1, dorauf wir uns alsdann unsers gemuts gegen euere L. und euch entlich auch weitter wolten vornemen lassen, ab wir denselben zu bewilligen bedacht oder nicht, so wollen wir euch nicht bergen, das uns nechten vor dato gemelter baider doctorn widerschrift, bedencken und antwurt [Nr. 635] zukommen ist, dovon wir euch inligend abschrift zusenden.

Dieweil sie dan gemelts artickels halben die fursorg haben, wie wir inen etzlicher massen auch vormeldet, so wissen wir in denselben artickel unsers tails auch nicht zu willigen. Und zaigen euch solchs dorumb an, ab wir uns wol vorsehen wollen, das gesprech der sechse werde sich nuhmer gestossen haben, dieweil Mag. Philippus und die andern dieses tails nidergesatzten theologen den dreien des andern tails in nichts weitter entwichen werden sein, so tragen wir doch fursorge, ksl. Mt. und der ander tailh werden gemelten artickel von der justification, wie er gestalt, also annemen und fur vorglichen halten wollen, ab man sich gleich sonsten kains artickels mer dismals vorainigtet und sunderlich auf solche geferung, dovon Martinus und Pommeranus in irem schreiben auch melden, wann ire theologi denselben artickel zu irer maynung wollen zihen undt deutteln, das si doraus weitter vermaynen werden, dis einzufuren, als ap man inen in andern mehr puncten, so nach irer deutung doraus ervolgen musten, beraitan auch entwichen sein solt.

Dorumb wollen euere L. und ir Mag. Philippo von des Martini und Pomerani schreiben anzaigung thun und gnediglichen von unsernwegen an ine begeren, das er jha weitter in kainen artickel wolle gehen, der gemelts Martini und seinen selbst vorigen schriften und lehren mit worten oder maynungen ungemes oder dordurch dieselben vom gegentail in ainen misvorstand und kunftige disputation konnten getzogen werden, das er auch seine und seiner dieses tails zugeordenten hievor im gesprech getane protestation wolle erneuenb, das die berurte stellung von der justification auch nichts solte sein, dieweil man sich in andern puncten weitter nicht vorglichen hette nach vorgleichen konnte.

Und ab dann ksl. Mt. doruber hirauf wurde dringen wollen lassen, das solcher artickel vor vorglichen solte gehalten, so werden euere L. und ir sampt dem landgraven, auch Mgf. Jorgenn und den andern reten und potschaften dorwider wissen antzutzaigen, welchergestalt man baiderseits in solche nidersetzung nicht anders gewilligt, dann das der sechs underredung unvorgreiffenlich sein und ane vorwissen und willen baiderseits stende in nichts solte geschlossen werden. Zudeme, das Mag. Philippus und die andern dieses tails theologi solche protestation gethann hetten, wie vorgemelt, dordurch solcher artickel auch irer selbs halben nu gefallen, dieweil man sich nicht in allem vorglichen nach vorgleichen hette können. Und euere L. und ir wollen jhe mit allem vleis dorfur sein, das derselbig artickel zu kainen beschlus auf solchen begreif kommec, dann wir gedencken und wissen doch fur unser person kainswegs dorin zu bewilligen. [...]. Datum aufm Schneberg, Freitag nach Jubilate anno etc. 41.

[Zettel:] Hat auf einem Zettel zu einem Schreiben der Hgn. von Jülich-Kleve die von ihm von ihrem Sohn, Hg. Wilhelm von Jülich-Kleve, erbetenen Informationen über die Ansammlung herrenloser Knechte erhalten. Wie es nu dorumb gelegen, das es auch kain franntzosische bestellungen sein sollen, haben euere L. und ir doraus zu vornemen2. Wir zaigen es aber eur L. und euch dorumb an, das sie uns dester bas zu entschuldigen, wo man uns ainiche auflage derhalben wolte thun, das wir von solchen garden kain wissens haben. So vormercken wir, das unser ohem und schwager von Gellernn deren auch nicht vorwant ist. Euere L. und ir wollen nimants copeien dovon geben, sich auch derhalben nichts vornemen lassen. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

a
 Von hier bis zur Datumszeile angestr.
1
Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Martin Luther und Johannes Bugenhagen, Schneeberg, 1541 Mai 9, D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3614, S. 396–400 und Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 94, S. 158–160.
b
 Dazu marg.  Nota.
c
 Dazu marg.: Nota.
2
 Der fragliche Zettel lag dem Schreiben des Kurfürsten in Kopie bei, vgl. ebd. fol. 404r–405v.