Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 389r–392v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 392v: Unsere gnedigste und gnedige herrn schicken des Martini und Pommeranj schreiben seiner fstl. [sic!] Gn. personlichen ankunft halben. Einkomen zu Regennspurg, Sontags Cantate, den 15. May anno 1541 umb 7 uhr gegen abent. V. 3. Hd.: Der Kf. zu Sachßen etc. will sich wieder rathen furnehmer, gottsgelerter leut, auch gelegenheit aller umbstende noch zur zeit nicht gein Regensburgk begeben, davon sie Pfgf. Friedrich und den H. Granuel glimpfliche anzaigung thun sollen etc.

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2228 , Sp. 286–288.

Euer L. und ir wissen sich zu erinnern, das ir uns oft sembtliche, auch sonderliche antzaigung gethann, wie das unsere personliche ankunft gegen Regensburgk von ksl. Mt. und vhast von menniglichen ausserhalb unser widderwertigen begert wurde. Nun haben wir allerley nachdencken ein zeit her bey uns doruf gehabt, als der, so je nit gerne an ichtes, das zu ruhe und guetem dienen solte, wolten erwinden lassen. Aber je mher wir den dingen nachgedacht je weniger wir bey uns dorin haben schliessen konnen und derhalben a letzlich bedacht, das wir Dr. Marthino und auch dem Pomerano die ursachen unser sorgfeltikeit in gehaim und vortrauen wolten zu erkennen geben und iren christenlichen ratt und bedencken uf ir gebet–a zu Gott dorinnen auch horen. Wie wir inen nun die ursachen unser sorgfeltikeit und doch mit angehengtem erbieten zu erkennen gegeben [Nr. 629] und was sie uns dorauf zu antwurt gegeben [Nr. 635], davon finden euere L. und ir hierbey abeschriften, zum teil uf b ziefern gesetzt, welches du, cantzler, wol wirdest zu vorstand–b zu richten wissen.

Dieweil wir dann grosse fursorg tragen, das wir entlich, so wir gleich personlich gegen Regensburgk kemen, nichts ausrichten, auch eben mit den gnaden und glimpf wie hievor wurden widder abscheiden mussen, und dan auch Dr. Marthinus c und Pommeranus nit allain solchs uf hochst widderraten, sundern auch ufs vleissigist darfur bitten, so haben–c wir es euer L. und euch dorumb in sunderlichem, gnedigen vortrauen wollen zu erkennen geben, uf das ir gemelter ursachen unser sorgfeltikeit wissenschaft habt und den dingen auch dest bas zu unserm besten nachdencken muget, wie wir auch freuntlich bitten und gnediglich begerend. Dann dieweil allerley sachen und hendel nu sere weit eingerissen sein und der gegenteil in seinem irthumben und abgottereyen fur und fur vorharren wil, wie man aus der itzigen handlung wol vormerckt, so konnen wir nit gedencken, das uf dießem reichstage etwas sonderlichs fruchtbars muge ausgericht werden. Es stelle sich auch ksl. Mt., wie sie wolle, und es rede es, wer do wolle, als ob ire Mt. zu christenlicher reformation der kirchen hoch genaigt solte sein, so konnen wir ese doch bey uns nit wol begreifen. Wol mochte das irer Mt. maynung sein, das sie gern sehe, domit der babst und seine gaistlikeit in ain zuchtiger und enger wesen reformirt wurden, aber das sie, ain gruntliche reformation furzunemen, genaigt solten sein, als den babst des vicariats, das er an unsers herren Christi stad haben will, und also des furnembsten, undtertzogenen gewalts zu entsetzen und die vorfurische lher des babstumbs austzurotten und zu reformiren, ist bey uns nach gelegenhait aller umbstende nit vormutlich, so wirdet man auch irer Mt. gemuet balt weiter und ausdruckenlicher vormercken, wan sich die gesprechshandlung zurstost, auch so man darnach von ainem conciliof und datzwuschen von ainem gemainen friden uftzurichten wirdet handeln wollen. Do ire Mt. ane zweivel den babst als das haubt dasselbe wirdet wollen ansetzen und inen, dorin zu presidiren, auch alles zu thun haben lassen wie hievor, welchs uns dießes teils zu bewilligen unmuglich, aus ursachen, so man in der recusation des negst angesetzten bebstlichen concilii ausgefurt, auch itzt weiter antzutzaigen sein wollen.

Wirdet man sich nun des concilii halben nit konnen vorgleichen, so wirdet die friedeshandlung in mitlerweil oder uf ain antzal jhar auch nit wenig weitleuftig furfallen. Dang in solcher friedeshandlung wirdet man uns dießes teils alle christliche forderung, die zu ausbraitung Gottes worts dienet, wollen abstricken, uf das die bischove und pfaffen dest bas mogen in esse und bey iren irthumben bleiben, welchs von uns dießes teils mit Gott und gewissen nit eintzureumen, wie wir auch zue Schweinfurt und zu Nurmbergk solches nit haben zu thun wissen.

Dartzu wirdet gewiß in solcher friedeshandlung uns das begegenen, das wir Dr. Jonam und seine mithelfer, ob sie wol uf unsern befelich gegen Halle nit ge tzogen wordenh, sollen abefordern und genanten von Halh keine christenliche furderung noch furschube mher thun, dodurch sie Gottes wort mogen behalten, uf das sie der bischof sambt seinem anhang so vil eher in den vorigen irthumb widerumb moge dringen, dartzu wir uns aber unser gewissen halben in kainem wege werden zu verpflichten wissen. Zudem werden wir uns auch dießes teils kaines friden zu getrosten habeni, wo am camergericht in religionsachen nit sol gentzlich stillergestanden und dasselbige mit leuten unsers und jenes teils gleichmessig besetzt werden.

Dieweil dann solche punct und artickel noch aller fursein zu handeln, doraus man allererst ksl. Mt. gemuet und aller dinge gelegenhait gruntlicher spuren wirdet, so erwegen wir bey uns das rattsambst sein, das wir uns gegen Regennsburgk und sonderlich noch zur zeit personlich gar nit begeben. Wo auch durch ksl. Mt. nit sonders weiter dorauf gedrungen wolte werden, als man bald vormercken wirdet, wo sich berurt gesprech zerstost, so achten wir auch wol das best sein, wir kommen gar nit dohin. Und ab aber Pfgf. Fridrich oder der H. Granuel mit euerer L. und euch sembtlich oder etzlichen sonderlich davon weiter wurde wollen reden und umb unser personlich zukommen wollen anhalten, so werdet ir iren L. und inen dieße antzaigung zu thun wissen, euer L. und ir hetten aus unsern schriften, die wir neulich an euch gethan, sovil vormarckt, das wir seiner L. uf ir jungste antwurt weiter schreiben wurden, zudem das auch sein L. selbst erachten konnt, das es wenig dinstlich oder nutz gewest where, so wir uns gleich noch zur zeit uber die abefertigung, so wir euerer L. und euer aller halben mit genugsamer volmacht gethann, personlich dohin vorfugt hetten. Und wie euere L. und ir dasselbe unser personlich ankommen, so man mit euch davon reden wurde, mit glimpflicher antwurt muget vorschlaiffen, so beschiet uns doran zu sunderlichem, freuntlichem danck und gutem gefallen. Und wie euere L. und ir solchs werdet vormercken, davon wollet uns jedesmals bericht thun, sich auch von dießen unsern antzaigungen sonst nichts vornemen noch vormercken lassen. [...]. Datum Schneberg, Freitags nach Jubilate, den 13. Maij anno domini 1541.

Anmerkungen

a
–a Angestr. Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: Dr. Luther und Dr. Pommer.
b
–b Angestr.
c
–c Angestr.
d
 Dazu marg. v. 3. Hd.: Nota.
e
 Angestr. von hier bis sonderlich noch zur zeit personlich gar nit begeben. Zu Beginn der Anstreichung marg. Notiz v. 3. Hd.: reformatio.
f
 Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: concilium.
g
 Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: fridßhandlung.
h
 Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: di zu Halla.
i
 Dazu marg. v. 3. Hd.: chammergericht.