Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 203r–212v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 212v: Colloquium zu Regensburg und Hg. Heinrichs von Braunschweig ausschreiben; DV v. 3. Hd. fol. 212v: Dr. Brucken schreiben aus Wittenberg allerley sachen halben, 1541, Torgau.

Euer kfl. Gn. schreiben hab ich sambt den wormischen berichten nechten spatt nach der abendmaltzeit empfangen und das alles inhalts gelesen. Und was erstlich belanget das angefangen gesprech, glaube ich Dr. Kopfs antzaige1, auch andern umbstenden nach auch nit, das es durch den Granuel ainicher rechten und guten maynung oder der gotlichen warhait zugut gemaint, sundern das es mher dorumb bescheen sey, das er den stenden dießes teils den rum und glimpf nit gegunt, als hette der ander teil scheu gehabt, sich in das gesprech nach inhalt ksl. Mt. ausschreibens zu lassen, nachdeme er villeicht bericht, das Dr. Eck in disputation ain blunderer ist und wider dießes teils theologen auch gespey machen und berurten glimpf brechen konnt. Er mag auch die nidderlendischenn edict verglimpfen, wie er wolle, so kommen die zeitungen vil anders der execution halben, dan er davon geredt2. Allein hat es wol den schein, als ob solch gesprech dem babst zuwidder, wie sich dan der ratschlag auch darfur ansehen lest, davon der landgraf hievor euer kfl. Gn. copeyen zugeschickt3. Aber ich glaube, der Granfel hab dis gesprech uf ein vorsuchen angericht. Geriete es ime, wie ime von etzlichen der vorgleichung halben mag vortrostung bescheen sein, so wolte er den rum doran erjagt haben, wo nit, wolte er es ane seinen unglimpf durch den kayserlichen gewalt, den er fulet, auch wol wissen zu undternemen.

Und dieweil ksl. Mt. in iren erbnidderlanden dismals entlich abgeschaiden und von dem reichstage in Italien ziehen wil, zudem, das ir Mt. noch immer kranck sein soll, wil ich vor mein torhait nit glauben und sonderlich, weil der babst doran kein gefallen hat, das man uf kunftigem reichstage ain weiter gesprech oder disputation werde halten, sundern, wie sich der Granfel gegen den baiden cantzlern hat lassen vornemen, wird der kayßer uf ainen schwachen anstand und uf das bebstlich concilium handeln lassen, dorumb dann ebenso vil disputirens furfallen wirdet als umb die streitigen punct der religion, und wil gut, auch vonnöten sein, wie der naumburgische abschied undter anderm vormag, das das concilium zuvor wol bewogen und beratschlagt und die furwendung zu dießes teils glimpf uf dem reichstage derwegen bescheen muge.

Sovil aber belanget das glait uf euer kfl. Gn., auch meinen gnedigen hern den landgraven und derselben vorwandten, ist whar, das dergleichen gleit euer kfl. Gn. herren und vatern zum reichstag gegen Augsburg auch gegeben. Aber wie es gleichwol gehalten, wissen euer kfl. Gn. zu gueter notturft, und das man sich gerne undterstanden hette, hand antzulegen. So whare das nach allem rechten ein vorstrickung, die auch dem kayßer in der cammer ainsmals clar angezaigt whart, das euer kfl. Gn. hern vatern nit wolte erlaubt werden, nach langem vorziehen und uf vilfeltig ansuchen widder abzurayßen, sundern muste widder das gleit des zuvor unerhorten scheltens abwarten. Derhalben die funf punct, so bey dem Granfel, zu dem gleit zu erlangen, angeregt, wol und nottwendig sein bedacht worden, und sonderlich hierumb, dan euer kfl. Gn. und der landgraf haben beym kayßer gesucht frey, sicher gleit und darzu ainen friedlichen anstand der religion halben bis nach endung des reichstags. Item, euer kfl. und fstl. Gn. haben gesucht suspension der ergangenen acht, auch weiterer dergleichen acht und ander proceß am cammergericht bis zu gemelter endung stilstand zu verschaffen. Wiewol nun frey, sicher glait gegeben, so ist doch die suspension nit erlangt, sundern der Granuel hat guete wort gegeben, als wolle er es beym kayßer vleissigen, wo das cammergericht sich an sein geschefte nit wolte keren. Aber es wirdet betrigerey sein, derhalben die anregung obberurter puncten nottwendig, das es mit dem gleit vorsichert wurde, was man sunst nit erlangen konnt. Es ist disputirlich, wan und wie gegebene gleiten zu halten. Der kayßer wirdet durch geferliche juristen regirt. Die konnena aus dem disputiren der rechtsgelerten, so die deutsche erbarkeit nit ansehen, einen ranck finden, dann sie sagen, ain glait begreiffe nit kunftige bruche und felle und sunderlich die acht. Dr. Beutinger sagte negst zur Naumburg, als der kayßer uf Dr. Marthinus ein frey, sicher gleit zu Wormbs hette vorfertigen und dasselbe Hg. Fridrichenn sehen lassen, hette sein kfl. Gn. seinen vater, den alten Beutinger, zu ratt genommen, der hette seinen kfl. Gn. geraten, das er im gleit solte vorwharen lassen, das dem Marthino das gleit solte gehalten werden, ungeachtet der constitution, das man, ketzern gleit zu halten, nit schuldig. Das where auch bescheen. Sunst wurde ime das freye, stracke, sicher gleit nit gehulfen haben.

Und ich bedechte, ob euer kfl. Gn. zu den rethen gein Wormbs widderschrieben, das euern kfl. Gn. die handlungen, so mit dem H. Granuel besserung halben des gleits, auch sunsten des angefangen gesprechs halben gepflegen, zu gnedigem gefallen gereiche [sic!] und das die berurten artickel zu besserung des gleits wol bedacht, dieweil beschwerungen halben, so der landgrave und euer kfl. Gn. in irem schreiben an ksl. Mt. gelanget[Nr. 416], mit gewisser antwurt nit erlediget, und das euer kfl. Gn. gnedigs begeren sey, weil genanter Granfel solche artickel angenomen, bey der ksl. Mt. zu furdern und anzuhalten, domit dorauf guter beschaid und resolution erlangt muge werden, das sie bey ime weiter wolten anhalten, wie auch ane das sonder zweivel beraitan nit wurden undterlassen haben, dieweil ksl. Mt. numer so naher als gein Speyer wurde kommen sein. Mir gefiele auch undterthenniglich, das die rethe dem Granfel antzaigten, wie sie seinen vleis, den er uf euer kfl. Gn. und des landgraven schreiben des glaits halben und sunst gethann, sambt seinem erbieten, weiters zu thun, euer kfl. Gn. uf der post zu erkennen gegeben und von denselben bevhel empfangen hetten, ime dorumb mit vleis dancksagung zu thun, das es auch euer kfl. Gn. umb ine alle zeit widderumb gerne vordienen wolten. Und wiewol euer kfl. Gn. sambt irem vedtern, dem landgraven, ksl. Mt. uf das jungst ubergeben gleit irer Mt. person halben wol vortraueten, so seghe er doch und wuste selbs, wie geschwinde alle sachen, auch in was mistrauen die ding dismals zwuschen den stenden des reichs stunden, derwegen er selbst bedencken kont, das euer kfl. Gn., auch des landgraven und irer mitvorwandten notturft erfordere, ein wol vorsichert gleit inhalt der ubergebenen punct zu bekommen, und das euer kfl. Gn. mit sonderm vleis bey ime anhaltenb lissen, das er, wo es anderst alberaitan nit bescheen, das gleit uf berurte punct bey der ksl. Mt. nochmals wolte furdern, domit es euern kfl. Gn. und dem landgraven furderlich mochte zukommen und sie sich mit besuchung des reichstags sembtlich und sonderlich dest bas darnach hetten zu richten. Dann domit ksl. Mt. solte zu spuren haben, das euer kfl. Gn., irer Mt. mit besuchung des reichstags undterthennigist zu gehorsamen, wol genaigt, do sich nit andere zufelle oder unvorsehenliche ehaften zutragen wurden, so wheren eur kfl. Gn. bedacht, sich innerhalb eins monats an die grenitz euer kfl. Gn. furstenthumbs nach Regennsburg zu vorfugen und doselbst des erweiterten kayserlichen gleits, darzu ksl. Mt. gnedigisten beschaids des cammergerichts proces halben undterthenniglich zu gewarten. Und do euer kfl. Gn. solchs erlangeten, wheren euer kfl. Gn. in underthennikeit ksl. Mt. zu gehorsam, auch allen sachen zu wolfart und gutem willig und erbutig, volgend gegen Regennsburg zu vorrucken etc.

Aber dis mochten euer kfl. Gn. dem H. Granuel darneben nit unangezaigt, er hette ane zweivel vornommen, welchergestalt sich Hg. Hainrich von Braunschweig ane alle billiche ursachen zu euer kfl. Gn. und dem landgraven mit schmeschriften genötiget. Nun kemen euer kfl. Gn. in glaubwirdige erfarung, wie genanter von Braunschweig widderumb ezliche schmeheschriften durch den druck solte haben wider baide euer kfl. und fstl. Gn. vorfertigen lassen und willens sein, dieselben allererst ausgehen zu lassen, wan der landgraf und euer kfl. Gn. sambt iren mitvorwanten uf kunftigem reichstage sein wurden, ane zweivel der maynung, seinen unwarhaftigen gift eben uf die zeit weiter austzugiessen, do euer kfl. und fstl. Gn. zu irer notturftigen gegenvorantwurtung mit gegendrucken nit schleunig kommen mochten. Ader, so es euer kfl. Gn. uf dem reichstage theten und sich vorantwurteten, solte es villeicht euer kfl. Gn. dohin wollen gedeutet werden, als hielten euer kfl. Gn. sich nit gleitlich. Do es auch der gotliche wille where, das die ksl. Mt. ein gemainen frieden ufrichten wurde, solten es euer kfl. Gn. villeicht ane weiter vorantwurtung bey seiner schandschrift mussen bleiben lassen, das in kainem wege wolte thunlich sein. Solte sich auch solchs zutragen und bey Hg. Hainrichen nit vorkommen werden, so konte ksl. Mt., auch der Granuel wol erachten, dieweil euern kfl. Gn. an iren ehren und glimpf am hochsten gelegen, was euer kfl. Gn. uf solchem reichstage wurde nutz sein, so euere kfl. Gn. mher iren vleis und muhe dohin wenden wurden, das euer kfl. Gn. ire ehre wider den von Braunschweig erretteten, dann das euer kfl. Gn. ir die hendel so hoch konte obligen lassen, und lissen es genantem Granfel allein dorumb vormelden, ob er bey ksl. Mt. dieselbe sache wuste dohin zu richten, das mit solchen schreiben bis zu endung des reichstags stillergestanden wurde. Dann wo der von Braunschweig je mit seinem ertichten schmehen nit wolte ersetiget sein, so solte ime an redlicher vorantwurtung und gegenschriften alsdann auch weiter kein mangel sein. Aber das ksl. Mt. kein ungefallen doran haben wolt, das euer kfl. Gn. des von Braunschweig weitern schmeheschreibens und derselben ausbreitung anhaimbs undter solchem reichstag erwarteten, bis das euer kfl. Gn. ire gegenvorantwurtung widderumb vorfertiget, in undterthennigster hofnung, ksl. Mt. wurde euer kfl. Gn. in berurtem vhal, das sie so zeitlich zu berurtem reichstag nit kommen konten, gnediglich entschuldiget haben etc.

Und solchs zaige euern kfl. Gn. ich dorumb ane, dan Dr. Bleickart ist in dießer stund bey mir gewest und gesagt, das er itzt zu Magdeburgk bey ainem guten freund zu gast gewest. Der habe ime ein schrift geweist, welchs Hg. Hainrichs von Braunschweig buchdrucker an denselben gethann. Darin hette er geschriben, wie das die drey bucher als wider eur kfl. Gn., den landgraven und wider die von Braunschweig nun fertig wheren, legen do und warteten uf den reichstag, alsdann solten sie ausgehen und where in kainem kein gut wort. Das wider euer kfl. Gn. hett dreyundzwaintzig quatern, aber das wider den landgraven achthalb und dreissig. Nun where nit ungut, euer kfl. Gn. theten dem landgraven davon auch antzaigung und horten sein bedencken, ob dem Granuel davon etwas anzuzaigen sein solte. Das werden auch euer kfl. Gn. gnediglich zu bedencken wissen.

Der Granuel mag es so gut furgeben, als er immer mher wil, so wirdets betrigerey sein und alle handlungen uf dem reichstage dohin gericht werden, nemlich das ein bebstisch concilium sol gemacht und etwa ein anstand, wie Dr. Kopf schreibet, in mitlerweil aufgericht, aber eben gehalten werden wie der nurmbergische. Dann diß zaigt des babstes ratschlag clar an. Zudeme, das er gerne wolt, man gebe dießem teil keinen frieden. Und wo dan sonst nichts mher gehandelt solte werden, als nit wol zu gedencken, dan dem konige widder den Turckenn ist widder Hungern zu helfen und der boeße mensch von Braunschweig solte sein schandschreiben eben uf dem reichstage aussprengen und die feinde sich dormit umbtragen und domit sich kutzeln, so werden euer kfl. Gn. gnediglich zu bedencken wissen, wie sie es mit personnlicher besuchung des reichstags und zuvorderst so zeitlich wollen halten, auch ob sie bis uf di grenitz vorrucken wollen, eher dan sie ksl. Mt. resolution erlangen. Und wiewol es des von Braunschweigs halben nit wol beweyßlich, das sein furhaben mit seinem schanddruck also sey, so kann doch nit gros doran geirret werden. Spreche Hg. Hainrich ‚nein‘, es where sein gemuet nit, und thete es doruber, so where sein unwarheit am tage. Thete ers nit, so hette man das erlanget, das euer kfl. Gn. und den landgraven sonst billich wurde beschweren.

Und ist an deme, das es negst zur Naumburg darfur angesehen, das von rethen und theologen, so uf dießem tage zu Wormbs gewest, der religion halben gein Regensburg solten vorordent werden. Und wiewol sich des nimands beschweren wirdet, so glaube ich doch, das inen euer kfl. Gn. ein sonderliche gnade ertzaigten, do ein ider mochte zuvorn zu haus kommen, ob er gleich nit lange aldo vortziehen solte. Ich hab heut von Marthino und Jone vorstanden, das man es in der universitet empfinde, das Philippus nit alhier ist, aber wie sol man ime gethun, an deme ist auch gelegen.

Dem landgraven solt meines underthennigen erachtens anzutzaigen und durch euer kfl. Gn. zu schreiben sein, das euer kfl. Gn. von iren rethen von Wormbs bericht bekommen [Nr. 447], welchergestalt sich der Granfel des gesuchten gleits, auch stilstands halben am cammergericht uff baider euer kfl. Gn. jungst schreiben an ksl. Mt. hett lassen vornemen, auch was er inen vor ein gleit zugestelt und was sie und seiner fstl. Gn. rethe sambt den andern, gemelts glaits halben weiter zu suchen, vor bedencken gehabt, wie ane zweivel der landgrave von seinen rethen auch wurde bericht empfangen haben. Nun bedechten euer kfl. Gn., das von derselben wegen dem Granfel widderumb ein antzaig zu thun und den rethen, solchs antzutragen, zu bevhelen sein solte, inmassen wie obstehet, bis uf den punct, belangend, das villeicht euer kfl. Gn. an irer grenitz nach Regennsburgk warts innerhalb monatsfrist vorrucken wolten. Und solte dem landgraven daneben weiter zu vormelden sein, das sein fstl. Gn. numer ane zweivel von iren rethen, die sie zur Naumburg gehabt, des abschieds doselbst auch wurden bericht worden sein, dorin rethe und botschaften doselbst von baider irer kfl. und fstl. Gn. personnlichen besuchung des reichstags anregen gethan. Und wiewol nit ane, wo von ainem friden gehandelt solte werden und von ainem kunftigen concilio, das nit ungut wolte sein, das baide euer kfl. und fstl. Gn. den reichstag personlich besucheten, so hette es dannacht auch bey euern kfl. und fstl. Gn. allerley nachdenckens und sonderlich, weil di reuter und knechte gein Braunschweig musten vorordent werden, inen und auch den von Goßlar zu trost. Dann solt mit den reutern und knechten durch Hg. Hainrichs von Braunschweig nottringen etwas mussen furgenommen werden, solt man wol ungeachtet alles gleits gegen baider euer kfl. und fstl. Gn. furwenden wollen, als where es ungleitlich gehalten. Dann was der von Braunschweig thete, das erfordert sein notturft zu seiner defension und rettung, die ime ksl. Mt. zu thun erkannt und gebillichet, auch di acht widder die von Goßlar zu exequiren, aber euer kfl. und fstl. Gn. furnemen where ein frevel und gewalt und zuwidder der ksl. Mt. restitution [sic!] und hochhait. Und dorumb solt man es bewilligen abzuschaffen oder man wurde anders darzu gedencken mussen. Wo dan baide euer kfl. und fstl. Gn. zur stedte, wurde man dest weniger scheu haben, etwas furzunemen und das gleit vorrucken. Dorumb bethen euer kfl. Gn., des landgraven bedencken und gemuet euer kfl. Gn. zu vormelden, ob sich sein fstl. Gn. personlich dohin vorfugen wolten, das euere kfl. Gn. zu hauß blieben, dieweil es sein fstl. Gn. hievor selbst darfur geachtet, das die personliche besuchung euer kfl. Gn. halben mher fhar hett. Bedechte dan sein fstl. Gn., das gut sein solt, euer kfl. und fstl. Gn. zogen baide, so wolten es euer kfl. Gn. an ir im vhal genugsamer vorsicherung an ir auch nit mangeln lassen etc.

Euern kfl. Gn. schicke ich hirneben die wormische hendel underthenniglich widder zu, hab auch dieselbe Dr. Marthinus sehen lassen, der sich euerer kfl. Gn. bevhels undterthenniglich bedanckt hat.

Nachdem auch di notel an den Bf. von Meissenn negst alhier vorgessen, schicke euer kfl. Gn. dieselb ich beyligend. Vorsehe mich auch, euern kfl. Gn. werden gestern der herren theologen und mein bedencken in der naumburgischen sachen zukomen sein, und mich bedeucht undterthenniglich, euer kfl. Gn. letzer bedencken sey dem meinen nit sonders ungemeß. Doch wil euern kfl. Gn. ich derwegen undterthenniglich weiter schreiben. Und hab solchs eueren kfl. Gn. nit wollen bergen, dan derselben bin ich meines underthennigen vormugens zu dienen gantz willig. Datum Wittenberg, Sontags nach Fabiani 1541.

[Zettel:] Ich sagte gestern Dr. Marthinus, dieweil er bey mir was, das Hg. Hainrich von Braunschweig ein neue ausschreiben widder euer kfl. Gn. und den landgraven vorfertiget. Als sagte er, worumb das man nicht die urgichhten der mordbrenner widderumb ließ widder ine an tag kommen. Er wolte wol ein gute vorrede machen. Nun bedeucht mich, es solte durch Dr. Marthinus, doch villeicht ane nhamen, wol ain buch konnen widder ine gemacht werden, das seinen lugen, so er undter dem reichstage widder ausbreiten wil, die augen widder ausbeissen und inen so auswaschen, das er vil liber hett sollen wollen, er hette sein ausschreiben undterlassen, zudem das auch das mordbrennen dest bas konnt zu reden bracht werden. Und darzu konten dienen drey punct, nemlich die urgichten der mordbrenner, doraus die furnembsten punct, ine und seine leute betreffend, konten ausgezogen und zu gutem vornhemen erclert werden. Der ander des babstes urteil, domit er ime die hildeshaimische kirchengueter aberkant und inhe im grunde vor einen kirchenreuber erclert, und das er sich undterstanden, vom babst an ein concilium zu appelliren, do er doch euern kfl. Gn. und iren vorwanten das nottwendige recusiren des cammergerichts personen zu verweyß deuten will. Der dritte die citation des cammergerichts zur purgation, dan ein guts lidlein mag man wol ofte singen. Es konte zum vierdten wol durch Marthinum ausgestrichen werden sein ehebruch und darzu konte der landgraf wol gute anleitung weiter geben lassen. Dan er wirdet doch nun mussen gewertig sein, wie der von Braunschweig di bewuste sache4 wirdet herausstreichen. Wo es euern kfl. Gn. gefallen wolte, wheren die urgichten herzuschicken und ein copey des babstes urteils. So wolte ich Dr. Marthinus helfen anleitung geben, das er ime ein redliche kappen schneiden solt, die menniglich uf dem reichstage, auch sunst liber lesen wolte dan seine unnutze wortgespey. Und konte also zu stund redlich und wol bezalt werden, bis das euer kfl. Gn. seghen, ob nott wolt sein, das sich euer kfl. Gn. gegen ime ferrer auch in vorantwurtung einlissen. Dr. Marthinus must ime des mordbrennens halben anzaigen, wie sich seiner diener ainer selbst hingericht, nemlich Claus von Mandelslo, der ein mitbesteller gewest und dorob toricht worden und sich selbst erstochen sol haben, wie ich negst vom stadhalter von Cassel vornomen und, sovil als man sunst vormarckt, wirdets nit an sein. Das hab eueren kfl. Gn. ich undterthenniglich auch nit unangezaigt lassen wollen5. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist wohl das am 14. Januar von Dolzig und Burchard mitgeteilte Schreiben des Straßburgers Dr. Heinrich Kopp vom Kaiserhof, vgl. Dr. Heinrich Kopp an die Dreizehn von Straßburg, Namur, 1540 Dezember 28, Winckelmann, Pol. Corr. Straßb., Bd. III, Nr. 162, S. 153.
2
 Vgl. Hans von Dolzig und Franz Burchard an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Worms, 1541 Januar 14 [Nr. 447]. 
3
 Vgl. Hans von Pack und Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Naumburg, 1541 Januar 9, [Nr. 440] und die Denkschrift, die Farnese und Cervini am 21. April 1540 dem Kaiser in Gent einreichten, abgedruckt bei Ehses, Conc. Trid. Bd. IV, Nr. 143, S. 182–187. Vgl. auch die dt. Übersetzung dieser Denkschrift, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 412, S. 1235–1239 und die Inhaltsangabe NB I,5, S. 185, Anm. 1, S. 185–186. Vgl. zudem Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Marburg, 1541 Januar 3, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Ausf.).
a
 In der Vorlage irrtümlich: kommen.
b
 In der Vorlage irrtümlich: anhielten.
4
 Gemeint ist die Bigamie des hessischen Landgrafen.
5
 Vgl. Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 Februar 4, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 228r–229v (Ausf.): Der Kanzleischreiber Hans Maier hat ihm im Auftrag des Kurfürsten Hg. Heinrichs von Braunschweig Flugschrift und zwei Kredenzschreiben an Dr. Luther und Dr. Bleikhard gebracht. Und wiewol sie baide etzliche tage her schwach gewest, so haben sie sich doch uf eur kfl. Gn. schreiben untherdeniglichen erbotten. Und dieweil Mag. Philippus wider zu haus komen sein sol, vormercke ich, das Martinus ime das exemplar zugestelt, so eur kfl. Gn. negst ubersandt, der sol es durchlesen und ime bericht davon thun. Nun weren Bleickardt und ich auch wol eins exemplars bedorftigk. Dan eher man anfecht, etwas darauf zu stellen, muß man es gar durchlesen haben und daraus die nottigsten punct vormercken. Und ich achte es auch dafur, das ane noth sey, das ein langwirig buch gegen ime geschrieben werde, dan es seindt doch eitele, undinstliche disputaciones. Wen man aber etwas neues gegen ime möchte uffbringen und mit der kurze, das were villeicht jedermann am gefelligsten zu lesen, und sonderlich, do es Dr. Martinus stellet und Philippus hulf ime mit gueten historien, der ich nit gelesen habe, und wie jener beichtvater zu Rom sagte: Dic aliquid. Dartzue solten aber die zwo sachen sonderlich dienen, nemlich das mortbrennen und das romische urteilh, dan er zeucht wider den lantgrafen an ein urgicht Micheln Kochs, darumb dieselbe sachen wol fuglichen kondten mit uf die bhan bracht werden, also das gleichwol eur kfl. Gn. sich der sachen allain nit beluden, sondern gleichwol pliebe in terminis des negsten naumburgischenn abeschiets. So were er mit seins abgots, des babstes, aigener zeugknus fur einen kirchenrauber und sacrilegum nach des babstes und seinen selbst rechten gemacht. Und das wurde Martinus wol nach seiner arth herausstreichen, und truge ime wenig bueße, dan solche ding list der gemeine hauf am liebsten, wie dan Ambstorf negst auch schreibe und gerne wolte, das Dr. Martinus wider diß schreiben etwas machet. Und wiewol ich itzo mit ausrichtung meiner tochter wirthschaft, die uf Dinstag vor Faßnacht angehen sol, beladen, so wil ich doch neben andern hern gerne helfen thun, was ich vermagk und soll. [...]. Datum Wittenberg, Freitags nach Purificationis Marie anno domini 1541. – Vgl. auch Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 Februar 7, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 230r–232v (Ausf.): Die Antwort des Kurfürsten auf sein jüngstes Schreiben hat er heute empfangen. Hat daraus entnommen, dass der Kurfürst auch im eigenen Namen eine Rechtfertigungsschrift ausgehen lassen will. So habe ich das werck uf heut im nhamen Gottes mit Johann Maiern darauf furgenomen, weil Dr. Bleickardt am stein noch etwas ungeschickt ist, auch in etzlichen tagen nit ausgangen ist. Und dieweil der eingang im pronunctiren etwas hardt wider den von Braunschweig gelauffen, so wil ich morgen denselben ubersehen mit Dr. Bleickardten, wo ich ine gehaben magk, und denselben eueren kfl. Gn. darauf zuschicken, damit euere kfl. Gn. ine sehen und nit zu viel ader zu wenigk darinne beschee und eur kfl. Gn. ir bedencken und gemuth darin vormerckt werde. Es möchte auch nit ungut sein, das eur kfl. Gn. H. Hansen von Doltzgk, Hans Pagen, Punigken und auch den cantzler dartzuezögen und ire bedencken in deme, das uberschickt wurde, darin auch höreten, nit darumb, das solchs uber eur kfl. Gn. hochvorstendigk selbst bedencken, sondern allain hierumb, weil es ein bieterer [= bitterer], gieftiger handel ist, daraus sich auch wol weitere beschwerungen mit der zeit kondte zutragen, das dannocht andere den last gegen der landtschaft und an andern orten hulfen mittragen. Doch steet es bey eurn kfl. Gn. Ich wil fur mein person helfen thun, was ich eur kfl. Gn. halben vor Got schuldigk, und wil inen das uberige bevelhen. Dann der giftige man von Braunschweig understeet sich gleichwol, eur kfl. Gn. hardt zu vorcleinen, das ime dan zimlich wol khan vergolten werden. [...]. Datum Wittenberg, Montags nach Dorotheae anno domini 1541. Vgl. auch die Anweisungen Kf. Johann Friedrichs für die Abfassung der Streitschrift gegen Hg. Heinrich von Braunschweig in seinem Schreiben an Dr. Gregor Brück, Torgau, 1541 Februar 9, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 233r–239v.